HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

HANDBUCH ARBEITSRECHT

Teil­zeit­be­schäf­ti­gung (Teil­zeit­ar­beit, Teil­zeit)

In­for­ma­tio­nen zum The­ma Teil­zeit­be­schäf­ti­gung (Teil­zeit­ar­beit, Teil­zeit): Hen­sche Rechts­an­wäl­te, Kanz­lei für Ar­beits­recht
Wanduhr

Auf die­ser Sei­te fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu der Fra­ge, was man un­ter Teil­zeit­be­schäf­ti­gung bzw. un­ter Teil­zeit­ar­beit ver­steht, wo die Rech­te von Teil­zeit­kräf­ten ge­re­gelt sind und mit wel­chen ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten die Teil­zeit­ar­beit ge­för­dert wer­den soll.

Au­ßer­dem fin­den Sie Hin­wei­se da­zu, wie Teil­zeit­kräf­te vor Be­nach­tei­li­gun­gen ge­schützt, wel­chen Schutz Ar­beit­neh­mer bei Ar­beit auf Ab­ruf ge­nie­ßen und wel­che Schlech­ter­stel­lun­gen von Teil­zeit­kräf­ten er­laubt und wel­che hin­ge­gen ver­bo­ten sind.

von Rechts­an­walt Dr. Mar­tin Hen­sche, Fach­an­walt für Ar­beits­recht, Ber­lin

Video: Brückenteilzeit kurz erklärt

Was ver­steht man un­ter Teil­zeit­beschäfti­gung (Teil­zeit­ar­beit, Teil­zeit)?

Teil­zeit­beschäftigt sind Ar­beit­neh­mer, de­ren re­gelmäßige Wo­chen­ar­beits­zeit kürzer ist als die ver­gleich­ba­rer voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer. Die­se ge­setz­li­che De­fi­ni­ti­on fin­det sich in § 2 Abs.1 Satz 1 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG). Wenn die re­gelmäßige Wo­chen­ar­beits­zeit von Voll­zeit­kräften be­triebsüblich bei 40 St­un­den liegt, gilt man al­so schon bei ei­ner Wo­chen­ar­beits­zeit von 39 St­un­den als Teil­zeit­beschäftigt.

Auch Ar­beit­neh­mer, die ei­ne ge­ringfügi­ge Beschäfti­gung ausüben (sog. Mi­ni­job­ber), sind als teil­zeit­beschäftigt an­zu­se­hen (§ 2 Abs.2 Tz­B­fG). In­for­ma­tio­nen zu den recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und der so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Ab­wick­lung von Mi­ni­jobs fin­den Sie un­ter dem Stich­wort "ge­ringfügi­ge Beschäfti­gung".

Statt von Teil­zeit­beschäfti­gung spricht man auch von Teil­zeit­ar­beit oder kurz und knapp von Teil­zeit.

Wo sind die Rech­te von Teil­zeit­kräften ge­re­gelt?

Die Rech­te von Teil­zeit­kräften sind im Tz­B­fG ent­hal­ten.

Das Ge­setz ver­folgt im Hin­blick auf die Teil­zeit­kräfte hauptsächlich zwei Zie­le. Es will zum ei­nen die Teil­zeit­ar­beit fördern, d.h. Vor­be­hal­te ge­gen die­se Beschäfti­gungform ab­bau­en. Zum an­de­ren will es die Dis­kri­mi­nie­rung teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mern ver­hin­dern (§ 1 Tz­B­fG).

Die im Tz­B­fG zu­guns­ten der Teil­zeit­kräfte ent­hal­te­nen Be­stim­mun­gen sind zu­guns­ten des Ar­beit­neh­mers zwin­gend, d.h. von ih­nen darf, von Aus­nah­men ab­ge­se­hen, we­der in Ar­beits­verträge noch in Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen noch in Ta­rif­verträgen ab­ge­wi­chen wer­den (§ 22 Tz­B­fG).

Mit wel­chen Vor­schrif­ten wird die Teil­zeit­ar­beit gefördert?

Der Ar­beit­ge­ber hat gemäß § 6 Tz­B­fG den Ar­beit­neh­mern Teil­zeit­ar­beit nach Maßga­be des Tz­B­fG zu ermögli­chen, d.h. er hat im Rah­men sei­ner be­trieb­li­chen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Kon­zep­te zu prüfen, wel­che Ar­beitsplätze für Teil­zeit­ar­beit in Be­tracht kom­men, und er muss sich dann um die Be­set­zung die­ser Teil­zeit­ar­beitsplätze bemühen. Die Pflicht zur Ermögli­chung von Teil­zeit­ar­beit be­zieht sich ent­spre­chend ei­ner aus­drück­li­chen Klar­stel­lung des Ge­set­zes auch auf Ar­beit­neh­mer in lei­ten­der Po­si­ti­on.

Darüber hin­aus hat der Ar­beit­ge­ber gemäß § 7 Abs.1 Tz­B­fG bei der Aus­schrei­bung von Ar­beitsplätzen zu prüfen, ob sich der Ar­beits­platz "auch" als Teil­zeit­ar­beits­platz "eig­net". Ist das der Fall, muss der Ar­beit­ge­ber den Ar­beits­platz "auch" als Teil­zeit­ar­beits­platz aus­schrei­ben. Ha­ben Ar­beit­neh­mer mit­ge­teilt, daß sie an ei­ner Verände­rung der Dau­er und La­ge ih­rer ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit in­ter­es­siert sind, muß der Ar­beit­ge­ber die Be­tref­fen­den über die­sen Wünschen ent­spre­chen­de, zu be­set­zen­de Ar­beitsplätze in­for­mie­ren, § 7 Abs.2 Tz­B­fG. In die­sem Zu­sam­men­hang be­steht schließlich auch ein Recht der be­trieb­li­chen Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tung (Be­triebs­rat, Per­so­nal­rat oder Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung bei kirch­li­chen Ar­beit­ge­bern) auf In­for­ma­ti­on über vor­han­de­ne oder ge­plan­te Teil­zeit­ar­beitsplätze, § 7 Abs.3 Tz­B­fG.

Ei­ne wei­te­re ge­setz­li­che Vor­schrift, die der Förde­rung der Teil­zeit­ar­beit dient, ist § 10 Tz­B­fG. Da­nach hat der Ar­beit­ge­ber dafür zu sor­gen, daß auch teil­zeit­beschäftig­te Ar­beit­neh­mer an Aus- und Wei­ter­bil­dungs­maßnah­men zur Förde­rung der be­ruf­li­chen Ent­wick­lung und Mo­bi­lität teil­neh­men können, es sei denn, daß drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe oder Aus- und Wei­ter­bil­dungswünsche an­de­rer teil­zeit- oder voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer ent­ge­gen­ste­hen.

Ei­ne prak­tisch be­son­ders wich­ti­ge Re­ge­lung, mit der das Ge­setz die Ver­brei­tung von Teil­zeit­ar­beit un­terstützen will, ist der An­spruch von Ar­beit­neh­mern auf Ver­rin­ge­rung ih­rer wöchent­li­chen Ar­beits­zeit gemäß § 8 Tz­B­fG. Ein Recht in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rich­tung, d.h. auf Verlänge­rung der Ar­beits­zeit, räumt das Tz­B­fG zwar nicht ein, doch ver­pflich­tet es den Ar­beit­ge­ber im­mer­hin zur be­vor­zug­ten Be­set­zung frei­er Voll­zeit­stel­len mit Teil­zeit­kräften, falls die­se ih­ren Wunsch nach Ar­beits­zeit­verlänge­rung an­ge­zeigt ha­ben, § 9 Tz­B­fG.

Wo fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zum The­ma An­spruch auf Teil­zeit?

In­for­ma­tio­nen zu dem An­spruch auf Teil­zeit bzw. auf Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung und zur be­vor­zug­ten Berück­sich­ti­gung von Teil­zeit­kräften bei der Be­set­zung von Voll­zeit­stel­len fin­den Sie un­ter dem Stich­wort "Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung".

Wie sind in Teil­zeit beschäftig­te Ar­beit­neh­mer vor Be­nach­tei­li­gun­gen geschützt?

Gemäß § 4 Abs.1 Satz 1 Tz­B­fG darf ein teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer nicht we­gen der Teil­zeit­ar­beit schlech­ter be­han­delt wer­den als ein ver­gleich­ba­rer voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer, es sei denn, dass sach­li­che Gründe ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung recht­fer­ti­gen. Das heißt vor al­lem, dass ein Teil­zeit­ar­beit­neh­mer Ar­beits­ent­gelt und an­de­re „teil­ba­re geld­wer­te Leis­tun­gen“ in dem Verhält­nis be­an­spru­chen kann, in dem sei­ne Ar­beits­zeit zu der Ar­beits­zeit ei­ner Voll­zeit­kraft steht (§ 4 Abs.1 Satz 2TzBfG ), d.h. er hat ein zeit­an­tei­li­ges An­recht auf al­le fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen, die Voll­zeit­kräften gewährt wer­den.

BEISPIEL: Er­hal­ten Voll­zeit­kräfte mit ei­ner Wo­chen­ar­beits­zeit von 40 St­un­den je­des Jahr im No­vem­ber 1.000,00 EUR Weih­nachts­geld, können Teil­zeit­kräfte von die­ser Leis­tung nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, da hierfür kein "sach­li­cher Grund" im Sin­ne von § 4 Abs.1 Satz 1 Tz­B­fG er­sicht­lich ist. Da­her können Teil­zeit­kräfte mit ei­ner Wo­chen­ar­beits­zeit von zum Bei­spiel 20 St­un­den gemäß § 4 Abs.1 Satz 2 Tz­B­fG min­des­tens 500,00 EUR Weih­nachts­geld ver­lan­gen: Da sie die Hälf­te der St­un­den ar­bei­ten, die Voll­zeit­kräfte ar­bei­ten, steht ih­nen die Hälf­te des Weih­nachtgs­gel­des zu, das Voll­zeit­kräfte er­hal­ten. Und auch Mi­ni­job­ber mit bei­spiels­wei­se nur acht Wo­chen­ar­beits­stun­den können zu­min­dest im Um­fang von (8 : 40 =) 20 Pro­zent das den Voll­zeit­kräften gewähr­te Weih­nachts­geld ver­lan­gen, d.h. (0,2 x 1.000,00 EUR =) 200,00 EUR.

Darüber hin­aus ist die Kündi­gung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses we­gen der Wei­ge­rung ei­nes Ar­beit­neh­mers, von ei­nem Voll­zeit- in ein Teil­zeit­ar­beits­verhält­nis oder um­ge­kehrt zu wech­seln, un­wirk­sam (§ 11 Tz­B­fG).

Ein spe­zi­el­ler Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung ist in § 12 Tz­B­fG ge­re­gelt, der die sog. Ar­beit auf Ab­ruf be­trifft. Da­bei geht es um die Leis­tung der Ar­beit ent­spre­chend dem Ar­beits­an­fall, d.h. um ei­ne sehr weit­ge­hen­de und da­her den Ar­beit­neh­mer in be­son­de­rer Wei­se be­las­ten­de Fle­xi­bi­li­sie­rung von Dau­er und La­ge der Ar­beits­zeit. Ei­ne früher gebräuch­li­che Be­zeich­nung die­ser Art von Ar­beits­zeit­fle­xi­bi­li­sie­rung ist "Ka­pa­zitätsori­en­tier­te Va­ria­ble Ar­beits­zeit", kurz: "KA­PO­VAZ".

Wel­chen ge­setz­li­chen Schutz ge­nießen Ar­beit­neh­mer bei Ar­beit auf Ab­ruf?

§ 12 Abs.1 Satz 1 Tz­B­fG ver­langt zunächst ein­mal ei­ne zwi­schen Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer ge­trof­fe­ne ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung über die vom Ar­beits­an­fall abhängi­ge Ar­beits­zeit. Gibt es ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung nicht, kann der Ar­beit­ge­ber den Ar­beit­neh­mer nicht ein­fach je nach Ar­beits­be­darf ein­be­stel­len oder gar nach Hau­se schi­cken, son­dern hat sich an die ver­trag­lich ver­ein­bar­ten wöchent­li­che und tägli­che Ar­beits­zeit zu hal­ten. Das schließt das Recht des Ar­beit­ge­bers zur An­ord­nung von Über­stun­den in außer­gewöhn­li­chen Fällen nicht aus.

Nach § 12 Abs.1 Satz 2 bis 4 Tz­B­fG muß durch Ver­ein­ba­rung ei­ne be­stimm­te Dau­er der wöchent­li­chen und tägli­chen Ar­beits­zeit fest­ge­legt sein. Ist dies nicht ge­sche­hen, gilt ei­ne wöchent­li­che Ar­beits­zeit von zehn St­un­den als ver­ein­bart. Wenn die Dau­er der tägli­chen Ar­beits­zeit nicht fest­ge­legt ist, hat der Ar­beit­ge­ber die Ar­beits­leis­tung des Ar­beit­neh­mers je­weils für min­des­tens drei auf­ein­an­der fol­gen­de St­un­den in An­spruch zu neh­men.

Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) ist mit "be­stimm­ter Dau­er der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit" ei­ne ver­trag­lich fest­zu­le­gen­de Min­destdau­er ge­meint. Der Ar­beit­ge­ber kann sich da­her nach die­ser Recht­spre­chung ver­trag­lich vor­be­hal­ten, auf der Grund­la­ge ei­ner wöchent­li­chen Min­dest­ar­beits­zeit von zum Bei­spiel 20 St­un­den wei­te­re fünf St­un­den pro Wo­che je nach Ar­beits­be­darf zusätz­lich an­zu­ord­nen. Ei­ne Gren­ze liegt hier bei 25 % der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten wöchent­li­chen Min­dest­ar­beits­zeit (BAG, Ur­teil vom 07.12.2005, 5 AZR 535/04). Hält der Ar­beit­ge­ber im Rah­men von all­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen die­se Höchst­gren­ze ein, ist ei­ne sol­che Fle­xi­bi­li­sie­rung der Wo­chen­ar­beits­zeit auch mit den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten über die Kon­trol­le von All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen (§§ 305 ff. Bürger­li­ches Ge­setz­buch - BGB) ver­ein­bar.

Gemäß § 12 Abs.2 Tz­B­fG ist der Ar­beit­neh­mer nur zur Ar­beits­leis­tung ver­pflich­tet, wenn der Ar­beit­ge­ber ihm die La­ge sei­ner Ar­beits­zeit je­weils min­des­tens vier Ta­ge im Vor­aus mit­teilt.

Von den in § 12 Abs.1 und 2 Tz­B­fG ent­hal­te­nen Vor­schrif­ten über den Schutz von Ar­beit­neh­mern, die Ar­beit auf Ab­ruf ver­rich­ten, kann in Ta­rif­verträgen auch zu Un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers ab­ge­wi­chen wer­den, falls der Ta­rif­ver­trag Re­ge­lun­gen über die tägli­che und wöchent­li­che Ar­beits­zeit und die Vor­ankündi­gungs­frist vor­sieht. Im Gel­tungs­be­reich ei­nes sol­chen Ta­rif­ver­tra­ges können nicht ta­rif­ge­bun­de­ne Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer die An­wen­dung der ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen über die Ar­beit auf Ab­ruf ver­ein­ba­ren (§ 12 Abs.3 Tz­B­fG).

War­um ist ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung von Teil­zeit­kräften meist auch ei­ne Frau­en­dis­kri­mi­nie­rung?

Da Teil­zeit­ar­beitsplätze in den meis­ten Be­trie­ben und Ver­wal­tun­gen weit über­wie­gend mit Frau­en be­setzt sind, trifft die Schlech­ter­stel­lung von Teil­zeit­kräften fak­tisch in be­son­de­rem Maße weib­li­che Ar­beit­neh­mer. Man spricht hier von ei­ner mit­tel­ba­ren Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en, da die Schlech­ter­stel­lung auf den ers­ten Blick kei­nen Be­zug zum Ge­schlecht auf­weist, son­dern "of­fi­zi­ell" vom Um­fang der Wo­chen­ar­beits­zeit abhängt, im Er­geb­nis aber bzw. "mit­tel­bar" vor al­lem Frau­en trifft.

Auf­grund des ar­beits­recht­lich zu be­ach­ten­den Ver­bots der Dis­kri­mi­nie­rung weib­li­cher Beschäftig­ter gibt es ei­ne langjähri­ge Recht­spre­chung der Ar­beits­ge­rich­te, die ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung von Teil­zeit­kräften un­ter­sagt. Die ju­ris­ti­sche Be­gründung lau­tet, dass ei­ne sach­lich nicht ge­recht­fer­tig­te Schlech­ter­stel­lung von Teil­zeit­kräften auf ei­ne mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung weib­li­cher Beschäftig­ter hin­ausläuft, wenn die ungüns­ti­ger be­han­del­ten Teil­zeit­kräfte mehr­heit­lich Frau­en sind.

Auf­grund von § 4 Abs.1 Satz 1 Tz­B­fG ist die­se ju­ris­ti­sche Be­gründung heu­te im Ar­beits­recht ei­gent­lich nicht mehr not­wen­dig, d.h. es kommt bei ei­ner er­wie­se­nen Schlech­ter­stel­lung teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer ju­ris­tisch nicht mehr dar­auf an, ob die schlech­ter ge­stell­ten Teil­zeit­kräfte in dem Be­trieb oder der Dienst­stel­le mehr­heit­lich Frau­en sind.

Wel­che Schlech­ter­stel­lun­gen von Teil­zeit­kräften sind er­laubt und wel­che ver­bo­ten?

§ 4 Abs.1 Satz 1 Tz­B­fG ver­bie­tet nicht je­de Schlech­ter­stel­lung teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer ge­genüber Voll­zeit­kräften, son­dern nur sol­che Schlech­ter­stel­lun­gen, die nicht durch sach­li­che Gründe ge­recht­fer­tigt sind. Da die Recht­spre­chung die für Un­gleich­be­hand­lun­gen ar­beit­ge­ber­sei­tig vor­ge­brach­ten Recht­fer­ti­gun­gen tra­di­tio­nell sehr kri­tisch prüft, sind bis­lang nur we­ni­ge ei­ni­ge Gründe für Schlech­ter­stel­lun­gen als rech­tens an­er­kannt wor­den. Wich­tig ist bei fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen stets der Leis­tungs­zweck. Wenn sich aus dem Leis­tungs­zweck Gründe her­lei­ten las­sen, die es recht­fer­ti­gen, Teil­zeit­beschäftig­ten die Voll­zeit­kräften gewähr­ten Leis­tung vor­zu­ent­hal­ten, be­steht ein sach­li­cher Grund für die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung.

Für un­zulässig hat die Recht­spre­chung zum Bei­spiel fol­gen­de Un­gleich­be­hand­lun­gen erklärt:

  • Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung: Se­hen Ta­rif­verträge für Voll­zeit­kräfte ei­nen An­spruch auf Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung vor, können Teil­zeit­kräfte nicht all­ge­mein da­von aus­ge­nom­men wer­den.
  • Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung: Der ge­ne­rel­le Aus­schluß von Teil­zeit­kräften aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ist ei­ne sach­lich nicht ge­recht­fer­tig­te Un­gleich­be­hand­lung. Aus­nah­men wer­den zu­ge­las­sen bei Ar­beit­neh­mern, die nicht ver­si­che­rungs­pflich­tig in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung sind.
  • Nacht­zu­schläge: Sieht ein Ta­rif­ver­trag Spät- oder Nacht­zu­schläge für Voll­zeit­kräfte zu, dürfen Teil­zeit­ar­beit­neh­mer von die­sen Zu­schlägen nicht aus­ge­nom­men wer­den.
  • Weih­nachts­geld: Ha­ben Voll­zeit­kräfte ei­nen An­spruch auf Weih­nachts­geld, steht auch Teil­zeit­kräften ein sol­cher An­spruch - zeit­an­tei­lig - zu. Um­ge­kehrt darf ei­ne pau­scha­le Kürzung des Weih­nachts­gel­des auf Teil­zeit­kräfte nur zeit­an­tei­lig an­ge­wandt wer­den, um ei­ne Schlech­ter­stel­lung ge­genüber Voll­zeit­kräften zu ver­mei­den.

Als zulässig wur­den dem­ge­genüber fol­gen­de Un­gleich­be­hand­lun­gen an­ge­se­hen:

  • Ab­fin­dung nach So­zi­al­plan: Sieht ein So­zi­al­plan ei­ne Ab­fin­dungs­re­ge­lung vor, bei der die Höhe der Ab­fin­dung von der zu­letzt be­zo­ge­nen Vergütung abhängt und hat ein Ar­beit­neh­mer sei­ne Ar­beits­zeit erst kurz vor sei­ner Ent­las­sung von Voll­zeit auf Teil­zeit re­du­ziert, ist das Teil­zeit­ein­kom­men für die Be­rech­nung der Ab­fin­dung maßgeb­lich, d.h. das - u.U. langjährig be­zo­ge­ne - Voll­zeit­ein­kom­men spie­gelt sich in der Ab­fin­dung nicht wi­der.
  • Bild­schirm­ar­beit: Wird der zulässi­ge An­teil der Bild­schirm­ar­beit bei Voll­zeit­kräften aus ge­sund­heit­li­chen Gründen auf 50 % der Voll­zeit­ar­beit be­schränkt, kann die­se Be­schränkung bei Teil­zeit­kräften ge­lo­ckert, d.h. auf zum Bei­spiel 75 % der Ar­beits­zeit fest­ge­setzt wer­den.
  • Über­stun­den­zu­schläge: Se­hen ta­rif­li­che Re­ge­lun­gen vor, daß Zu­schläge für ge­leis­te­te Über­stun­den nur bei Über­schrei­tung der für Voll­zeit­kräfte gel­ten­den be­triebsübli­chen Ar­beits­zeit ge­zahlt wer­den müssen, ist es zulässig, Teil­zeit­kräften die Zu­schläge zu ver­weh­ren, wenn sie zwar ih­re in­di­vi­du­el­le ver­trag­li­che Ar­beits­zeit, nicht aber die be­triebsübli­chen Ar­beits­zeit über­schrei­ten: Wer als Teil­zeit­kraft statt 20 zum Bei­spiel 22 St­un­den ar­bei­tet, d.h. zwei Über­stun­den macht, erhält nämlich für die­se bei­den St­un­den die­sel­be Vergütung wie ei­ne Voll­zeit­kraft für die 21. und 22. Wo­chen­ar­beits­stun­de.

Wo fin­den Sie mehr zum The­ma Teil­zeit­beschäfti­gung (Teil­zeit­ar­beit, Teil­zeit)?

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen, die Sie im Zu­sam­men­hang mit dem The­ma Teil­zeit­beschäfti­gung (Teil­zeit­ar­beit, Teil­zeit) in­ter­es­sie­ren könn­ten, fin­den Sie hier:

Kom­men­ta­re un­se­res An­walts­teams zu ak­tu­el­len Fra­gen rund um das The­ma Teil­zeit­beschäfti­gung (Teil­zeit­ar­beit, Teil­zeit) fin­den Sie hier:

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2021

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2020

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2019

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2018

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2017

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2016

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2015

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2014

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2013

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2012

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2011

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2010

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2009

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2008

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2007

Letzte Überarbeitung: 7. Dezember 2021

Was können wir für Sie tun?

Wenn Sie Fra­gen im Zu­sam­men­hang mit ei­ner be­ste­hen­den oder ge­plan­ten Teil­zeit­be­schäf­ti­gung ha­ben oder von Ih­rem Ar­beit­ge­ber über ei­ne Ver­kür­zung der Ar­beits­zeit ver­han­deln, be­ra­ten wir Sie je­der­zeit ger­ne. Wir sind auch bei der au­ßer­ge­richt­li­chen oder ge­richt­li­chen Durch­set­zung Ih­rer An­sprü­che be­hilf­lich.

Bit­te be­ach­ten Sie, dass Sie beim The­ma An­spruch auf Teil­zeit ge­setz­li­che Fris­ten zu be­ach­ten ha­ben. So müs­sen Sie ei­nen An­trag auf Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung spä­tes­tens drei Mo­na­te vor dem ge­wünsch­ten Be­ginn der Ar­beits­zeit­ver­kür­zung stel­len. Au­ßer­dem kann ei­ne Ar­beits­zeit­ver­kür­zun­gen nur al­le zwei Jah­re be­an­tragt wer­den.

Je nach La­ge des Fal­les bzw. ent­spre­chend Ih­ren Wün­schen tre­ten wir ent­we­der nach au­ßen nicht in Er­schei­nung oder aber wir ver­han­deln in Ih­rem Na­men mit Ih­rem Ar­beit­ge­ber bzw. mit den Ver­tre­tern der Ge­sell­schaf­ter.

Für ei­ne mög­lichst ra­sche und ef­fek­ti­ve Be­ra­tung be­nö­ti­gen wir fol­gen­de Un­ter­la­gen:

  • Ar­beits­ver­trag
  • Ge­halts­nach­wei­se
  • An­trag auf Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung (falls vor­han­den)

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de
Bewertung: 3.0 von 5 Sternen (26 Bewertungen)

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de