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ARBEITSRECHT AKTUELL // 18/037

"Gro­Ko" will Teil­zeit- und Be­fris­tungs­recht an­pas­sen

Die SPD und die CDU/CSU ha­ben sich u.a. auf ei­nen Teil­zeit­an­spruch mit Rück­kehr­recht und auf die Ein­däm­mung sach­grund­lo­ser Be­fris­tun­gen ge­ei­nigt: Ko­ali­ti­ons­ver­trag zwi­schen CDU, CSU und SPD vom 07.02.2018
Bundestag Berlin, Reichstag, Bundestagsabgeordnete, Diäten

09.02.2018. Seit der Bun­des­tags­wahl vor knapp fünf Mo­na­ten war­ten die Deut­schen auf ei­ne neue Bun­des­re­gie­rung. Und dar­auf zu er­fah­ren, was die­se für die kom­men­de Le­gis­la­tur­pe­ri­ode vor­hat.

Nach­dem sich die Ver­hand­lungs­füh­rer von SPD, CDU und CSU auf ei­nen Ko­ali­ti­ons­ver­trag ei­ni­gen konn­ten, steht in gro­ben Zü­gen fest, was sich im Be­reich des Ar­beits­rechts än­dern soll.

Im Fol­gen­den fin­den Sie ei­nen kur­zen Über­blick über die ge­plan­ten Re­for­men: Ko­ali­ti­ons­ver­trag zwi­schen CDU, CSU und SPD vom 07.02.2018.

Gleich­stel­lung von Frau­en und Männern

Die Gleich­stel­lung von Frau­en und Männern im Ar­beits­le­ben war be­reits in der ver­gan­ge­nen Le­gis­la­tur­pe­ri­ode ein wich­ti­ges The­ma. Mit dem Ge­setz für die gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be von Frau­en und Männern an Führungs­po­si­tio­nen in der Pri­vat­wirt­schaft und im öffent­li­chen Dienst vom 24.04.2015 ( BGBl. I S. 642 (Nr. 17)) schaff­te die Bun­des­re­gie­rung ei­ne Quo­te für Frau­en in Auf­sichtsräten (wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 15/085 Ge­setz zur Frau­en­quo­te in Auf­sichtsräten ver­ab­schie­det).

Zu­dem soll das Ent­gelt­trans­pa­renz­ge­setz (Ent­g­Tran­spG) vom 30.06.2017 der schlech­te­ren Be­zah­lung von Frau­en im Ver­gleich zu Männern, dem sog. Gen­der Pay Gap ent­ge­gen­wir­ken. Das soll durch ei­nen neu­en Aus­kunfts­an­spruch über die Vergütung ver­gleich­ba­rer Kol­le­gen des an­de­ren Ge­schlechts un­ter ge­wis­sen Vor­aus­set­zun­gen rea­li­siert wer­den (wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 17/185 Ent­gelt­trans­pa­renz­ge­setz in Kraft). Seit dem 06.01.2018 können Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ihr Aus­kunfts­ver­lan­gen an den Be­triebs­rat oder den Ar­beit­ge­ber her­an­tra­gen.

Für die nächs­ten Jah­re sieht der Ko­ali­ti­ons­ver­trag ei­ne er­neu­te Be­gut­ach­tung des The­mas Frau­en in Führungs­po­si­tio­nen vor. Ins­be­son­de­re Un­ter­neh­men, die sich für die Be­tei­li­gung von Frau­en im Auf­sichts­rat die Ziel­größe „null“ ge­setzt ha­ben, sol­len ge­nau­er un­ter die Lu­pe ge­nom­men wer­den. Denn die­se Ziel­größe muss be­gründet wer­den. Ge­schieht dies nicht oder wird be­reits die Mel­de­pflicht nicht ein­ge­hal­ten, sol­len die Un­ter­neh­men künf­tig ent­spre­chend dem § 335 Han­dels­ge­setz­buch (HGB) mit Ord­nungs­gel­dern sank­tio­niert wer­den.

Für den öffent­li­chen Dienst soll das Er­rei­chen der 50:50-Quo­te bis zum Jahr 2025 im Bun­des­gleich­stel­lungs­ge­setz und im Bun­des­gre­mi­en­ge­setz fest­ge­schrie­ben wer­den. In Bun­des­gre­mi­en soll die Quo­te be­reits ab zwei Mit­glie­dern grei­fen. Außer­dem sol­len Er­zie­hungs- und Pfle­ge­zei­ten bei der dienst­li­chen Be­ur­tei­lung künf­tig berück­sich­tigt und Teil­zeit in Führungs­po­si­tio­nen stärker ermöglicht wer­den.

Für Men­schen, die Aus­kunft gem. §10 Ent­g­Tran­spG be­an­spru­chen wol­len, ist ein Be­ra­tungs- und Un­terstützungs­an­ge­bot bei der An­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le vor­ge­se­hen. Auch Un­ter­neh­men sol­len zer­ti­fi­zier­te Prüfungs­ver­fah­ren zur Sei­te ge­stellt be­kom­men.

Aus- und Wei­ter­bil­dung

Bis zum 01.08.2019 möch­te die zukünf­ti­ge Bun­des­re­gie­rung ei­ne Min­dest­aus­bil­dungs­vergütung im Be­rufs­bil­dungs­ge­setz be­sch­ließen, wel­che bis spätes­tens 01.01.2020 in Kraft tre­ten soll. Auch die wei­terführen­de Aus­bil­dung, et­wa zum Meis­ter oder zum Be­triebs­wirt soll durch ei­ne Erhöhung der Zuschüsse des „Auf­stiegs-BAföG“ er­leich­tert wer­den.

Zur wei­te­ren Förde­rung er­hal­ten al­le Ar­beit­neh­mer ein Recht auf Wei­ter­bil­dungs­be­ra­tung bei der Bun­des­agen­tur für Ar­beit. Außer­dem sol­len auch Er­wei­te­rungs­qua­li­fi­ka­tio­nen durch ei­ne An­pas­sung des § 81 Drit­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB III) gefördert wer­den.

Für ei­ne ver­bes­ser­te Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Be­ruf wird darüber hin­aus ei­ne stärke­re Nut­zung der Teil­zeit­aus­bil­dung an­ge­strebt.

Stu­den­ten sol­len durch ei­ne Erhöhung der BAföG-Leis­tun­gen fi­nan­zi­ell bes­ser un­terstützt wer­den.

Gründung und Wahl des Be­triebs­rats

Die Gründung bzw. Wahl von Be­triebsräten in klei­ne­ren Be­trie­ben soll er­leich­tert wer­den.

Zu die­sem Zweck heißt es im Ko­ali­ti­ons­ver­trag, dass das ver­ein­fach­te Wahl­ver­fah­ren für Un­ter­neh­men mit fünf bis 100 Wahl­be­rech­tig­ten ver­pflich­tend wer­den wird. Ei­ne Wahlmöglich­keit zwi­schen dem ver­ein­fach­ten und dem all­ge­mei­nen Wahl­ver­fah­ren soll es künf­tig erst in Be­trie­ben mit 101 bis 200 wahl­be­rech­tig­ten Ar­beit­neh­mern ge­ben.

Außer­dem soll der Be­triebs­rat zur Wei­ter­bil­dungsförde­rung bei­tra­gen, in­dem er sich auf ei­ge­ne Initia­ti­ve mit dem Ar­beit­ge­ber über ent­spre­chen­de Maßnah­men berät.

Bekämp­fung des Miss­brauchs be­fris­te­ter Ar­beits­verträge

Ein viel de­bat­tier­tes The­ma während des Wahl­kamp­fes und im Vor­feld der Ko­ali­ti­ons­ver­hand­lun­gen war die Be­gren­zung be­fris­te­ter Ar­beits­verträge. Nach­dem die SPD zunächst die kom­plet­te Ab­schaf­fung sach­grund­lo­ser Be­fris­tun­gen ins Spiel ge­bracht hat­te, sieht der Ko­ali­ti­ons­ver­trag jetzt ei­nen Kom­pro­miss vor.

Um den Miss­brauch bei den Be­fris­tun­gen ein­zudämmen, sol­len Ar­beit­ge­ber mit mehr als 75 Beschäftig­ten künf­tig nur noch ma­xi­mal 2,5 Pro­zent ih­rer Ar­beit­neh­mer auf der Grund­la­ge sach­grund­los be­fris­te­ter Ar­beits­verträge beschäfti­gen können. Wird die­se Quo­te über­schrit­ten, gilt je­des wei­te­re sach­grund­los be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis als un­be­fris­tet zu­stan­de ge­kom­men.

Darüber hin­aus soll die Höchst­dau­er ei­ner sach­grund­lo­sen Be­fris­tungs­ver­ein­ba­rung von der­zeit 24 auf 18 Mo­na­te be­schränkt. In­ner­halb die­ser Zeit soll künf­tig auch nur noch ei­ne Verlänge­run­gen zulässig sein (der­zeit sind in­ner­halb des 24-Mo­nats­zeit­raums ma­xi­mal drei Verlänge­run­gen möglich).

Aber auch Be­fris­tun­gen mit Sach­grund sol­len be­schränkt wer­den, da­mit es künf­tig nicht mehr all­zu lan­ge Ket­ten von be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen gibt. Hier soll künf­tig ei­ne Höchst­dau­er für Sach­grund­be­fris­tun­gen von fünf Jah­ren gel­ten. An­ge­rech­net wer­den da­bei auch Ein­satz­zei­ten als Leih­ar­beit­neh­mer. Ei­ne er­neu­te Be­fris­tung nach Ab­lauf die­ser Höchst­dau­er soll erst wie­der nach ei­ner Ka­renz­zeit von drei Jah­ren möglich sein. Zu­dem sol­len Be­fris­tun­gen un­zulässig sein, wenn zu­vor bei dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber be­reits ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis be­stan­den hat.

Ei­ne Aus­nah­me von die­sen Re­ge­lun­gen soll es, ver­mut­lich mit Blick auf die ak­tu­el­le Recht­spre­chung, für den Sach­grund nach § 14 Abs.1 Nr.4 Teil­zeit­be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) für Künst­ler, Pro­fi­fußbal­ler und ähn­li­che Beschäftig­te we­gen der Ei­gen­art der Ar­beits­leis­tung ge­ben (wir be­rich­te­ten u.a. in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 18/016 BAG seg­net Be­fris­tung von Pro­fi­fußbal­ler-Verträgen ab und Ar­beits­recht ak­tu­ell: 17/308 Be­fris­tung auf der Grund­la­ge des Nor­mal­ver­trags Bühne).

Ar­beits­zeit­recht

Noch im Ju­ni des ver­gan­ge­nen Jah­res ist die da­ma­li­ge Ar­beits­mi­nis­te­rin An­drea Nah­les (SPD) mit ih­rem Vor­ha­ben ge­schei­tert, die ge­setz­li­chen Ar­beits­zeit­re­ge­lun­gen pro­be­wei­se zu fle­xi­bi­li­sie­ren.

Ihr Plan ent­hielt u.a. „Ex­pe­ri­men­tierräume“ für Ar­beits­zeit­re­ge­lun­gen. Sol­che Ex­pe­ri­men­tierräume sol­len nun durch ei­ne Ta­riföff­nungs­klau­sel im Ar­beits­zeit­ge­setz (Arb­ZG) ge­schaf­fen wer­den. Auf der Grund­la­ge von ent­spre­chen­den Ta­rif­verträgen können die ta­rif­ge­bun­de­nen Un­ter­neh­men dann an­hand von Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen fle­xi­ble Re­ge­lun­gen ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der wöchent­li­chen Höchst­ar­beits­zeit tref­fen.

SPD und CDU/CSU ha­ben sich auch dar­auf ge­ei­nigt, die Ar­beit auf Ab­ruf stärker zu re­gle­men­tie­ren. Künf­tig soll der An­teil der Ar­beits­zeit, die der Ar­beit­ge­ber nach sei­nem Er­mes­sen ab­ru­fen kann, auf höchs­tens 20 Pro­zent un­ter­halb und 25 Pro­zent ober­halb der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Min­dest­ar­beits­zeit be­schränkt wer­den. Ist kei­ne wöchent­li­che Ar­beits­zeit ver­ein­bart, soll künf­tig ei­ne wöchent­li­che Ar­beits­zeit von 20 St­un­den gel­ten. Im Krank­heits­fall und an Fei­er­ta­gen soll die Be­zah­lung ent­spre­chend dem Durch­schnitts­ver­dienst der letz­ten drei Mo­na­te ver­pflich­tend sein.

Recht auf be­fris­te­te Teil­zeit

Ne­ben dem Vor­schlag ei­ner Ar­beits­zeit­fle­xi­bi­li­sie­rung leg­te An­drea Nah­les im ver­gan­ge­nen Jahr eben­falls ei­nen Re­fe­ren­ten­ent­wurf zum An­spruch auf ei­ne be­fris­te­te Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit vor. Das Kanz­ler­amt teil­te der da­ma­li­gen Ar­beits­mi­nis­te­rin je­doch im Mai 2017 mit, dass ei­ne Ka­bi­netts­be­fas­sung in der ak­tu­el­len Le­gis­la­tur­pe­ri­ode nicht mehr vor­ge­se­hen war.

Falls die große Ko­ali­ti­on zu­stan­de kommt, soll ein ent­spre­chen­des Ge­setz zur Wei­ter­ent­wick­lung des Teil­zeit­rechts nun doch noch ein­geführt wer­den. Die Par­tei­en ei­nig­ten sich je­doch auf ei­ni­ge Ände­run­gen im Ver­gleich zum Re­fe­ren­ten­ent­wurf zu­guns­ten der Ar­beit­ge­ber.

Dem­nach soll der An­spruch nur gel­ten, wenn das Un­ter­neh­men re­gelmäßig mehr als 45 Ar­beit­neh­mer beschäftigt. Der ursprüng­li­che Ent­wurf sah hier ei­ne Gren­ze von 15 Ar­beit­neh­mern vor, wie auch § 8 Abs.7 Tz­B­fG für den un­be­fris­te­ten Teil­zeit­an­spruch vor­aus­setzt.

Darüber hin­aus soll ei­ne Zu­mut­bar­keits­gren­ze für Un­ter­neh­men mit 46 bis 200 Beschäftig­ten ein­geführt wer­den. Die­se Un­ter­neh­men sol­len nur da­zu ver­pflich­tet sein, ei­nem pro an­ge­fan­ge­ne 15 Ar­beit­neh­mern ei­ne be­fris­te­te Teil­zeit zu gewähren. Da­bei wer­den die ers­ten 45 Beschäftig­ten mit­gezählt.

Fer­ner soll der ge­setz­li­che An­spruch nur für ei­ne Be­fris­tung der Teil­zeit zwi­schen ei­nem und fünf Jah­ren be­ste­hen. Nach der Rück­kehr in die Voll­zeit soll ei­ne er­neu­te Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung frühes­tens nach ei­nem Jahr möglich sein.

Steu­ern und So­zi­al­ab­ga­ben

Als Ent­las­tung für Ar­beit­neh­mer ha­ben sich die Par­tei­en auf ei­ne schritt­wei­se Ab­schaf­fung des So­li­da­ritäts­zu­schlag (So­liZ) ge­ei­nigt, wo­bei ab 2021 et­wa 90 Pro­zent al­ler Zah­ler durch ei­ne Frei­gren­ze vollständig be­freit wer­den sol­len.

Außer­dem sol­len Ge­ring­ver­die­ner in Be­zug auf die So­zi­al­beiträge ent­las­tet wer­den, in­dem die so­ge­nann­ten Mi­di-Jobs (der­zeit 450,01 Eu­ro bis 850,00 Eu­ro) aus­ge­wei­tet wer­den. Der Bei­trag zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung soll für al­le um 0,3 Pro­zent­punk­te ge­senkt und der Kin­der­frei­be­trag erhöht wer­den. Zu­dem wird ei­ne Sta­bi­li­sie­rung der So­zi­al­ab­ga­ben un­ter­halb von 40 Pro­zent an­ge­strebt.

Fach­kräfte­man­gel

Um dem zu­neh­men­den Fach­kräfte­man­gel zu be­geg­nen ist im Ko­ali­ti­ons­ver­trag ein bes­se­res Ausschöpfen des be­reits vor­han­de­nen Ar­beits­kräfte­po­ten­zi­als vor­ge­se­hen. So soll z.B. die Wei­ter­bil­dung von ge­ring­qua­li­fi­zier­ten Beschäftig­ten aber auch von Lang­zeit­ar­beits­lo­sen und Bil­dungs­ab­bre­chern gefördert wer­den. Die Ko­ali­ti­on ei­nig­te sich auch dar­auf, die Rah­men­be­din­gun­gen für älte­re Beschäftig­te zu ver­bes­sern und den Frau­en­an­teil im Er­werbs­le­ben zu erhöhen.

Da be­son­ders in der Kran­ken- und Al­ten­pfle­ge Per­so­nal­not herrscht, ist ein So­fort­pro­gramm auf Kos­ten der Ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) ge­plant, das für 8.000 neue Fach­kraft­stel­len und für „spürbar“ bes­se­re Ar­beits­be­din­gun­gen und Be­zah­lung sor­gen soll. Auch Kran­kenhäuser sol­len fi­nan­zi­el­le Un­terstützung für Ta­rif­stei­ge­run­gen er­hal­ten und wer­den gleich­zei­tig da­zu ver­pflich­tet nach­zu­wei­sen, dass die­se fi­nan­zi­el­len Mit­tel auch bei den Beschäftig­ten an­kom­men.

Für die Er­ar­bei­tung von lang­fris­ti­gen Lösun­gen soll ei­ne En­que­te-Kom­mis­si­on des Deut­schen Bun­des­tags zur „Stärkung der be­ruf­li­chen Bil­dung zur Si­che­rung des Fach­kräfte­be­darfs“ ein­ge­rich­tet wer­den.

Um auch in­ter­na­tio­na­les Fach­kräfte­po­ten­zi­al zu nut­zen, neh­men sich CDU/CSU und SPD vor, ein „Re­gel­werk zur Steue­rung von Zu­wan­de­rung in den Ar­beits­markt“ zu er­ar­bei­ten. Ei­nen ent­spre­chen­den Ge­setz­ent­wurf hat­te be­reits die Bun­des­tags­frak­ti­on der SPD im ver­gan­ge­nen Herbst präsen­tiert (wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 18/007 Ein­wan­de­rungs­ge­setz für ausländi­sche Fach­kräfte).

In­wie­weit man sich an dem Ge­setz­ent­wurf ori­en­tie­ren wird, lässt sich dem Ko­ali­ti­ons­ver­trag nicht ent­neh­men. Kern­punk­te wie die Re­gu­lie­rung des Zu­zugs in Abhängig­keit vom wirt­schaft­li­chen Be­darf, die Zu­wan­de­rungs­kri­te­ri­en Al­ter, Spra­che, ei­nen kon­kre­ten Ar­beits­platz und die Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts so­wie der Ver­zicht auf die Vor­rang­prüfung fin­den sich al­ler­dings auch hier wie­der.

Fa­zit

Für die 19. Le­gis­la­tur­pe­ri­ode hat sich die große Ko­ali­ti­on in Be­zug auf die Ar­beits­markt­po­li­tik und das Ar­beits­recht Ei­ni­ges vor­ge­nom­men, auch wenn ei­ni­ge Pläne noch et­was wa­ge be­schrie­ben sind. Wie bei je­dem Ko­ali­ti­ons­ver­trag bleibt auch dies­mal ab­zu­war­ten, ob auch al­le Ide­en um­ge­setzt wer­den.

Sch­ließlich wur­de be­reits im letz­ten Ver­trags­werk von CDU/CSU und SPD vom 16.12.2013 die Einführung des An­spruchs auf be­fris­te­te Teil­zeit (S.50) be­schlos­sen. Doch mit dem ent­spre­chen­den Ent­wurf hat man sich in der ver­gan­ge­nen Le­gis­la­tur­pe­ri­ode schluss­end­lich nicht be­fasst. Al­ler­dings wird die SPD ei­nen wei­te­ren Auf­schub die­ses The­ma si­cher nicht zu­las­sen.

Mit dem Vor­ha­ben, sach­grund­lo­se Be­fris­tun­gen gänz­lich ab­zu­schaf­fen, ist die SPD zwar ge­schei­tert, den­noch wur­den zu­min­dest Ein­schränkun­gen be­schlos­sen. Nach Schätzun­gen des In­sti­tuts für Be­rufs- und Ar­beits­markt­for­schung (IAB) auf Grund­la­ge von Da­ten aus dem Jahr 2013 könn­ten die neu­en Re­ge­lun­gen "zu ei­ner Re­du­zie­rung von sach­grund­lo­sen Be­fris­tun­gen um et­wa 400.000 Fälle führen", da ein Großteil der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer in Be­trie­ben mit mehr als 75 Beschäftig­ten ar­bei­te.

Auch die Be­gren­zung von Be­fris­tun­gen mit Sach­grund auf fünf Jah­re ist sinn­voll, da ex­trem lan­ge Ket­ten­be­fris­tun­gen dann nicht mehr möglich wären. Hier würde der Staat auch end­lich ein­mal vor sei­ner ei­ge­nen Tür keh­ren, da ex­tre­me Ket­ten­be­fris­tun­gen prak­tisch nur im öffent­li­chen Dienst vor­kom­men. Von ei­ner Re­du­zie­rung der recht­lich an­er­kann­ten Sach­gründe, die im Vor­feld von den So­zi­al­de­mo­kra­ten ge­for­dert wur­de, ist im Ko­ali­ti­ons­ver­trag je­doch kei­ne Re­de.

Wie groß die Spielräume für Ge­werk­schaf­ten und Ar­beit­ge­ber in punc­to Ar­beits­zeit durch die Ta­riföff­nungs­klau­sel aus­fal­len wer­den, wird man se­hen. Die ak­tu­el­le Ta­rif­run­de in der Me­tall- und Elek­tro­in­dus­trie hat zu­min­dest schon ge­zeigt, dass es durch­aus Be­darf an fle­xi­ble­ren Re­ge­lun­gen hin­sicht­lich der Wo­chen­ar­beits­zei­ten gibt. Für et­wa die Hälf­te al­ler Beschäftig­ten in Deutsch­land, die in Be­trie­ben oh­ne Ta­rif­bin­dung ar­bei­ten bleibt je­doch al­les beim al­ten (Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt zur Ta­rif­bin­dung).

Be­son­ders den Kampf ge­gen den Fach­kräfte­man­gel will sich die künf­ti­ge Re­gie­rung Ei­ni­ges kos­ten las­sen. Der Not­stand in den Pfle­ge­be­ru­fen wur­de viel the­ma­ti­siert. Das ge­plan­te So­fort­pro­gramm ist da ei­ne an­ge­mes­se­ne Kon­se­quenz. Ob es auch ge­lin­gen wird, ge­rin­ger qua­li­fi­zier­te Per­so­nen und/oder Lang­zeit­ar­beits­lo­se an Wei­ter­bil­dun­gen her­an­zuführen, um aus ih­nen Fach­kräfte zu ma­chen, ist aber we­nig wahr­schein­lich. Trotz­dem ist es rich­tig, Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­ge­bo­te so bar­rie­re­frei wie möglich zu ge­stal­ten.

Qua­li­fi­zier­ten Fach­kräften aus dem Aus­land den Zu­gang zum deut­schen Ar­beits­markt zu er­leich­tern wäre ein wei­te­rer wich­ti­ger Schritt, um den stei­gen­den Be­darf zu de­cken. Da­zu soll­te ein künf­ti­ges Ein­wan­de­rungs­ge­setz möglichst trans­pa­rent, leicht verständ­lich und unbüro­kra­tisch sein. Vor al­lem soll­ten die An­for­de­run­gen, die Im­mi­gran­ten bezüglich der Le­bens­un­ter­halts­si­che­rung erfüllen müssen, so de­fi­niert wer­den, dass sog. Po­ten­zi­al­ein­wan­de­run­gen möglich sind, gleich­zei­tig aber die So­zi­al­sys­te­me nicht übermäßig be­las­tet wer­den.

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Letzte Überarbeitung: 13. November 2020

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