HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

HANDBUCH ARBEITSRECHT

Ver­set­zung

In­for­ma­tio­nen zum The­ma Ver­set­zung: Hen­sche Rechts­an­wäl­te, Kanz­lei für Ar­beits­recht
Geschäftsführer hinter Schreibtisch mit Bauarbeitern

Auf die­ser Sei­te fin­den Sie In­for­ma­tio­nen dar­über, was man un­ter ei­ner Ver­set­zung ver­steht, ob ein Ar­beit­neh­mer ei­ner Ver­set­zung zu­stim­men muss und un­ter wel­chen Um­stän­den ei­ne Ver­set­zung vom Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers ab­ge­deckt ist.

Wei­ter­hin in­for­mie­ren wir Sie dar­über, ob die Ver­set­zung in ei­ne an­de­re Stadt oder gar in ein an­de­res Land zu­läs­sig ist und ob die Ver­set­zung auf ei­ne schlech­te be­zahl­te oder we­ni­ger ver­ant­wor­tungs­vol­le Stel­le dem Ar­beit­neh­mer rech­tens ist. Hier kön­nen ar­beits­ver­trag­li­che Ver­set­zungs­klau­seln ei­ne we­sent­li­che Rol­le spie­len.

Schließ­lich fin­den Sie Hin­wei­se da­zu, was der Be­triebs­rat im Fal­le der Ver­set­zung ei­nes Ar­beit­neh­mers tun kann und wie sich be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer ge­gen ei­ne rechts­wid­ri­ge Ver­set­zung weh­ren kön­nen.

von Dr. Mar­tin Hen­sche, Fach­an­walt für Ar­beits­recht Ber­lin

Video: Versetzung im Arbeitsrecht

Was ver­steht man un­ter ei­ner Ver­set­zung?

Un­ter ei­ner Ver­set­zung ver­steht man übli­cher­wei­se:

  • die Zu­wei­sung neu­er Ar­beits­auf­ga­ben, die von bis­he­ri­gen Auf­ga­ben er­heb­lich ab­wei­chen, und/oder
  • die Zu­tei­lung zu ei­ner an­de­ren Be­triebs­ab­tei­lung, und/oder
  • die Zu­wei­sung ei­nes weit ent­fern­ten neu­en Ar­beits­or­tes, ins­be­son­de­re in ei­ner an­de­ren Stadt,
  • wo­bei sol­che Maßnah­men wei­ter­hin von ei­ner ge­wis­sen Dau­er sein müssen, d. h. für min­des­tens ei­ni­ge Wo­chen Gültig­keit ha­ben oder bis auf wei­te­res gel­ten müssen (d.h. ei­ne „Ver­set­zung für ei­nen Tag“ gibt es nicht).

Der­je­ni­ge, der ei­ne Ver­set­zung ent­schei­det, ist der Ar­beit­ge­ber bzw. der Dienst­vor­ge­setz­te, und der, der sie be­fol­gen muss, der Ar­beit­neh­mer.

Kei­ne Ver­set­zung ist der bloße Ent­zug von Ar­beits­auf­ga­ben, d.h. die Frei­stel­lung des Ar­beit­neh­mers von der Ar­beit. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie un­ter Hand­buch Ar­beits­recht: Frei­stel­lung, Su­s­pen­die­rung.

Muss der Ar­beit­neh­mer mit ei­ner Ver­set­zung ein­ver­stan­den sein, d.h. zu­stim­men?

Nein, denn ei­ne Ver­set­zung ist ei­ne ein­sei­ti­ge Maßnah­me, zu der der Ar­beit­ge­ber auf­grund sei­nes Wei­sungs­rechts be­rech­tigt ist. Die Fra­ge ist da­her nicht, ob der Ar­beit­neh­mer mit ei­ner Ver­set­zung ein­ver­stan­den ist oder nicht, son­dern viel­mehr, ob der Ar­beit­ge­ber zu ei­ner kon­kre­ten Ver­set­zung be­rech­tigt ist.

Natürlich ist es nicht ver­bo­ten, dass sich Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer über ei­ne be­stimm­te Ver­set­zung gütlich ei­ni­gen, d.h. ei­ne vom Ar­beit­ge­ber gewünsch­te und vom Ar­beit­neh­mer zunächst ab­ge­lehn­te Ver­set­zung ein­ver­nehm­lich re­geln und viel­leicht ei­nen Kom­pro­miss fin­den. Dann ha­ben sie mit ei­ner sol­chen Ver­ein­ba­rung den Ar­beits­ver­trag ergänzt, was je­der­zeit möglich ist.

Was ver­steht man im Be­triebs­ver­fas­sungs­recht un­ter ei­ner Ver­set­zung?

In § 95 Abs.3 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) wird „Ver­set­zung“ so de­fi­niert:

„Ver­set­zung im Sin­ne die­ses Ge­set­zes ist die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs, die vor­aus­sicht­lich die Dau­er von ei­nem Mo­nat über­schrei­tet, oder die mit ei­ner er­heb­li­chen Ände­rung der Umstände ver­bun­den ist, un­ter de­nen die Ar­beit zu leis­ten ist. Wer­den Ar­beit­neh­mer nach der Ei­gen­art ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses übli­cher­wei­se nicht ständig an ei­nem be­stimm­ten Ar­beits­platz beschäftigt, so gilt die Be­stim­mung des je­wei­li­gen Ar­beits­plat­zes nicht als Ver­set­zung.“

Ei­ne Ver­set­zung liegt nach die­ser ge­setz­li­chen De­fi­ni­ti­on dann vor, wenn zwei Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind:

Ers­tens muss der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer ei­nen an­de­ren Ar­beits­be­reich zu­wei­sen, wo­bei un­ter Ar­beits­be­reich der kon­kre­te Ar­beits­platz im Be­trieb und die mit ihm ver­bun­de­nen Auf­ga­ben und Be­zie­hun­gen zu Kol­le­gen und Vor­ge­setz­ten zu ver­ste­hen ist.

Und zwei­tens muss die­se Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs

  • ent­we­der vor­aus­sicht­lich die Dau­er von ei­nem Mo­nat über­schrei­ten
  • oder mit ei­ner er­heb­li­chen Ände­rung der Ar­beits­umstände ver­bun­den sein.

Of­fen­bar nimmt das Be­trVG es mit dem Be­griff der Ver­set­zung so ge­nau, dass es sei­ne Be­deu­tung mit ei­ner ei­ge­nen De­fi­ni­ti­on fest­legt. Das hat ei­nen be­stimm­ten Grund: Be­ab­sich­tigt der Ar­beit­ge­ber nämlich in ei­nem Be­trieb, in dem ein Be­triebs­rat be­steht und mehr als 20 Ar­beit­neh­mer beschäftigt sind, die Ver­set­zung ei­nes Ar­beit­neh­mers (im Sin­ne die­ser Ge­set­zes­de­fi­ni­ti­on), muss er den Be­triebs­rat gemäß § 99 Abs.1 Satz 1 Be­trVG vor Durchführung der Ver­set­zung ausführ­lich über al­le Ein­zel­hei­ten die­ser ge­plan­ten Maßnah­me in­for­mie­ren und sei­ne Zu­stim­mung ein­ho­len.

Und die­se ge­setz­li­che Pflicht soll­ten Ar­beit­ge­ber ernst neh­men, was wie­der­um vor­saus­setzt, dass sie wis­sen, wann sie den Be­triebs­rat in­for­mie­ren und sei­ne Zu­stim­mung ein­ho­len müssen und wann nicht. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie un­ten so­wie un­ter: Hand­buch Ar­beits­recht: Mit­be­stim­mung in per­so­nel­len An­ge­le­gen­hei­ten.

Wer­den sich Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer über ei­ne Ver­set­zung ei­nig, lässt dies das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats gemäß § 99 Be­trVG übri­gens nicht ent­fal­len. Der Be­triebs­rat hat da­her die recht­li­che Möglich­keit, ei­ne ein­ver­nehm­lich von Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer gewünsch­te Ver­set­zung zu blo­ckie­ren. Dies kann er aber nur dann tun, wenn er sich da­bei auf ei­nen der vom Ge­setz ge­nann­ten Gründe für ei­ne Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung (§ 99 Abs. 2 Be­trVG) be­ru­fen kann.

Wann ist ei­ne Ver­set­zung rech­tens?

Ei­ne Ver­set­zung ist rech­tens, wenn der Ar­beit­ge­ber bei ihr

Gibt es kei­nen Be­triebs­rat, muss der Ar­beit­ge­ber bei ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung dem­zu­fol­ge nur über die ers­te die­ser bei­den recht­li­chen Hürde sprin­gen. Be­steht ein Be­triebs­rat, muss der Ar­beit­ge­ber auch Hürden Num­mer zwei neh­men.

Wann ist ei­ne Ver­set­zung vom Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers ge­deckt?

Da der Ar­beit­ge­ber mit ei­ner Ver­set­zung sein Wei­sungs­recht ausübt, müssen Ver­set­zun­gen die Gren­zen des Wei­sungs­rechts be­ach­ten. Zum Wei­sungs­recht und zu sei­ner Ausübung enthält § 106 Ge­wer­be­ord­nung (Ge­wO) fol­gen­de Re­ge­lung:

„Der Ar­beit­ge­ber kann In­halt, Ort und Zeit der Ar­beits­leis­tung nach bil­li­gem Er­mes­sen näher be­stim­men, so­weit die­se Ar­beits­be­din­gun­gen nicht durch den Ar­beits­ver­trag, Be­stim­mun­gen ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung, ei­nes an­wend­ba­ren Ta­rif­ver­tra­ges oder ge­setz­li­che Vor­schrif­ten fest­ge­legt sind. Dies gilt auch hin­sicht­lich der Ord­nung und des Ver­hal­tens der Ar­beit­neh­mer im Be­trieb. Bei der Ausübung des Er­mes­sens hat der Ar­beit­ge­ber auch auf Be­hin­de­run­gen des Ar­beit­neh­mers Rück­sicht zu neh­men.“

Wie sich aus dem ers­ten Satz die­ser Vor­schrift er­gibt, muss sich ei­ne Wei­sung, mit der der Ar­beit­neh­mer ver­setzt wird, in be­stimm­ten all­ge­mei­nen Gren­zen hal­ten. Die­se können sich er­ge­ben aus

Hält sich ei­ne Ver­set­zung nicht in die­sem Rah­men, ist sie oh­ne wei­te­res rechts­wid­rig.

BEISPIEL: Ein Be­triebs­wirt wird als Ver­kaufs­lei­ter mit fünf ihm un­ter­stell­ten Ver­triebs­mit­ar­bei­tern von ei­ner Kölner Fir­ma ein­ge­stellt, die nur in Köln geschäfts­ansässig ist und dort zwei Be­triebsstätten un­terhält. Im Ar­beits­ver­trag wird die Ar­beits­auf­ga­be mit „Lei­ter Ver­trieb Köln“ um­schrie­ben. Von ei­nem mögli­chen an­de­ren Ar­beits­ort steht nichts im Ar­beits­ver­trag. Dann er­gibt die Aus­le­gung des Ar­beits­ver­trags un­ter Berück­sich­ti­gung der Be­gleit­umstände (Kölner Be­triebs­sitz, un­ter­stell­te Ver­triebs­mit­ar­bei­ter ar­bei­ten in Köln), dass der Ver­kaufs­lei­ter nur in Köln ar­bei­ten muss.

In die­sem Fall wäre ei­ne Ver­set­zung nach Frank­furt am Main oder nach Ham­burg vom Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers nicht ge­deckt. Un­zulässig wäre auch die Ver­set­zung auf ei­nen Ar­beits­platz ei­ner der fünf Ver­triebs­mit­ar­bei­ter, da die­se Auf­ga­be we­ni­ger ver­ant­wor­tungs­voll ist als die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Auf­ga­be ei­nes Ver­triebs­lei­ters.

Wann ist ei­ne Ver­set­zung, die im Prin­zip vom Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers ge­deckt ist, trotz­dem nicht zulässig?

Ab­ge­se­hen von den o.g. Gren­zen (Ver­trag, Ta­rif usw.) muss ei­ne Wei­sung, mit der der Ar­beit­neh­mer ver­setzt wird, gemäß § 106 Ge­wO "bil­li­gem Er­mes­sen" ent­spre­chen. Da­mit ist ge­meint, dass der Ar­beit­ge­ber nicht nur sei­ne ei­ge­nen In­ter­es­sen durch­set­zen darf, son­dern auch die In­ter­es­sen des Ar­beit­neh­mers berück­sich­ti­gen muss. Macht er das nicht, ist die Wei­sung bzw. Ver­set­zung "un­bil­lig" (= un­fair, un­an­ge­mes­sen, un­zu­mut­bar) und aus die­sem Grun­de rechts­wid­rig.

BEISPIEL: Ei­ne jun­ge Mut­ter hat mit ih­rem Ar­beit­ge­ber für die Dau­er ih­rer El­tern­zeit Teil­zeit­ar­beit von 30 St­un­den pro Wo­che ver­ein­bart, wo­bei sie drei Ta­ge je­weils fünf St­un­den zu Hau­se ar­bei­ten soll und zwei Ta­ge je­weils fünf St­un­den im Büro, das in der Nähe von Darm­stadt liegt und von zu Hau­se mit dem Au­to leicht zu er­rei­chen ist. Der Ar­beit­ge­ber löst das Büro auf und for­dert die Ar­beit­neh­me­rin un­ter Be­ru­fung auf sei­ne ver­trag­li­che Be­fug­nis zur räum­li­chen Ver­set­zung da­zu auf, die zwei Büro-Ta­ge in Lon­don zu ar­bei­ten. Ei­ne sol­che Ver­set­zung ist un­zu­mut­bar und da­her rechts­wid­rig, da sie der Ziel­set­zung der El­tern­zeit­ver­ein­ba­rung wi­der­spricht. Dies hat das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt ent­schie­den (Ur­teil vom 15.02.2011, 13 Sa­Ga 1934/10, wir be­rich­te­ten darüber in: Ar­beits­recht ak­tu­ell: 11/079 Kei­ne Ver­set­zung ei­ner Teil­zeit­kraft ins Aus­land).

In die­sem Bei­spiel ist ei­ne Ver­set­zung nach Lon­don zwar im Prin­zip vom (weit ge­fass­ten) Ar­beits­ver­trag ge­deckt, d.h. ein Ver­s­toß ge­gen den Ar­beits­ver­trag liegt hier nicht vor. Al­ler­dings ent­spricht die Ver­set­zung nicht bil­li­gem Er­mes­sen, da es der Ar­beit­neh­me­rin un­ter Berück­sich­ti­gung ih­rer fa­mi­liären La­ge und der we­ni­gen im Be­trieb zu leis­ten­den Ar­beits­stun­den nicht zu­zu­mu­ten ist, für zwei Ta­ge pro Wo­che in Lon­don zu ar­bei­ten.

Das Bei­spiel zeigt, dass Ver­set­zun­gen, die im Prin­zip vom Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers ge­deckt sind, nur aus­nahms­wei­se un­zulässig sind, nämlich dann, wenn ele­men­ta­re In­ter­es­sen des Ar­beit­neh­mers mas­siv be­ein­träch­tigt wer­den und ent­ge­gen­ste­hen­de be­trieb­li­che In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers nicht wirk­lich be­deut­sam sind. Das ist nicht oft der Fall.

Ist die Ver­set­zung in ei­ne an­de­re Stadt zulässig?

Nach der älte­ren Recht­spre­chung der Ar­beits­ge­rich­te konn­te der Ar­beit­ge­ber den Ar­beit­neh­mer im All­ge­mei­nen nur in den Gren­zen der Ge­mein­de beschäfti­gen, in der sich sein Be­trieb zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses be­fin­det.

BEISPIEL: Ein Ma­ler­ge­sel­le hat ei­nen Ar­beits­ver­trag mit ei­ner in München ansässi­gen Ma­l­er­fir­ma ab­ge­schlos­sen. Der Ma­ler konn­te nach früher ver­brei­te­ter Recht­spre­chung nicht per Wei­sung nach Augs­burg oder Ro­sen­heim ver­setzt wer­den, ge­schwei­ge denn nach Stutt­gart oder gar nach Ham­burg.

So hat das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) mit Ur­teil vom 14.06.2007 (11 Sa 296/06) ent­schie­den, dass Ar­beit­neh­mer nicht ver­pflich­tet sind, ei­ne Ver­la­ge­rung des Be­triebs um 270 Ki­lo­me­ter mit­zu­ma­chen (vgl. Ar­beits­recht ak­tu­ell: 07/51 Kei­ne „Fol­ge­pflicht“ bei Be­triebs­ver­le­gung um 270 km).

An­ders ist es aber dann, wenn der Ar­beits­ver­trag ei­ne Ver­set­zungs­klau­sel enthält, wo­nach der Ar­beit­neh­mer ver­pflich­tet ist, auf Wei­sung des Ar­beit­ge­bers in an­de­ren Städten zu ar­bei­ten. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie un­ter den Stich­wor­ten "Ver­set­zung" und "Ar­beits­ver­trag und All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) - Ver­set­zungs­vor­be­halt, Ver­set­zungs­klau­sel". In ei­nem sol­chen Fall be­stand auch nach der älte­ren Recht­spre­chung die Möglich­keit der Ver­set­zung in ei­ne an­de­re Stadt.

Dem­ge­genüber be­to­nen die Ar­beits­ge­rich­te in den letz­ten Jah­ren, dass die Be­zeich­nung ei­nes Ar­beits­or­tes im Ar­beits­ver­trag nicht un­be­dingt be­deu­tet, dass der Ar­beit­ge­ber in sei­nem Wei­sungs­recht be­schränkt wäre, d.h. den Ar­beit­neh­mer nicht per Wei­sung in ei­ne an­de­re Stadt ver­set­zen könn­te (BAG, Ur­teil vom 28.08.2013, 10 AZR 569/12, wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 14/064 Ver­set­zung an ei­nen an­de­ren Ar­beits­ort).

Enthält der Ar­beits­ver­trag aber nicht (aus­nahms­wei­se) ein­mal ei­ne ver­trag­li­che Be­gren­zung des Ein­satz­or­tes auf ei­ne be­stimm­te Stadt, dann soll sich aus § 106 Ge­wO er­ge­ben, dass der Ar­beit­ge­ber kraft Ge­set­zes ein deutsch­land­wei­tes Ver­set­zungs­recht hat, so z.B. das LAG Köln (Köln, Ur­teil vom 28.08.2014, 6 Sa 423/14, wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 14/398 Ver­set­zung und Ar­beits­ver­wei­ge­rung).

Was soll­te man be­den­ken, be­vor man ei­nem Ver­trag mit räum­li­cher Ver­set­zungs­klau­sel zu­stimmt?

Auf­grund der oben be­schrie­be­nen ar­beit­ge­ber­freund­li­chen Recht­spre­chung bzw. In­ter­pre­ta­ti­on des ge­setz­li­chen Wei­sungs­rechts gemäß § 106 Ge­wO ha­ben ar­beits­ver­trag­li­che Ver­set­zungs­klau­seln heu­te nicht mehr ei­ne so große Be­deu­tung wie noch vor et­wa zehn Jah­ren. Trotz­dem soll­ten Sie als Ar­beit­neh­mer vor­sich­tig sein, wenn Ih­nen ein Ar­beits­ver­trag mit ei­ner sol­chen Klau­sel vor­ge­legt wird. Denn wenn Ih­nen der Ver­trag oh­ne ei­ne sol­che Klau­sel mögli­cher­wei­se ei­nen kon­kre­ten Ein­satz­ort ga­ran­tie­ren soll­te, macht die Ver­set­zungs­klau­sel die­sen recht­li­chen Vor­tei­le wie­der zu­nich­te.

BEISPIEL: Ein ver­hei­ra­te­ter In­for­ma­ti­ker mit zwei klei­nen Kin­dern wird von ei­nem Soft­ware­haus mit Sitz in Ham­burg ein­ge­stellt. Dort soll er voll­zei­tig für die in­ter­ne EDV-Ad­mi­nis­tra­ti­on mit drei un­ter­stell­ten Mit­ar­bei­tern ver­ant­wort­lich sein. Auf­grund sei­ner fa­mi­liären Si­tua­ti­on enthält der Ver­trag die Re­ge­lung, dass er "grundsätz­lich" nur in Ham­burg ein­ge­setzt wer­den kann. Ergänzend enthält der Ver­trag ei­ne Ver­set­zungs­klau­sel, die den Ar­beit­ge­ber zu ei­ner Ver­set­zung in an­de­re Städte Deutsch­lands be­rech­tigt, al­ler­dings mit ei­ner Ankündi­gungs­frist von drei Mo­na­ten und bei Über­nah­me sämt­li­cher Mehr­kos­ten (Rei­se­kos­ten, Über­nach­tungs­kos­ten, Kos­ten der dop­pel­ten Haus­haltsführung für ma­xi­mal 24 Mo­na­te). Nach fünf Jah­ren wird er un­ter Wah­rung der Ankündi­gungs­frist nach München ver­setzt.

Hier be­rech­tigt die Ver­set­zungs­klau­sel den Ar­beit­ge­ber im Prin­zip zu der Ver­set­zung, die aber je nach persönli­cher La­ge des Ar­beit­neh­mers "un­bil­lig" sein kann. Das wäre z.B. der Fall, wenn die Ehe­frau des Ar­beit­neh­mers eben­falls voll­zei­tig ar­bei­tet und da­her die Kin­der­be­treu­ung auch un­ter In­an­spruch­nah­me von Be­treu­ungs­an­ge­bo­ten (Kin­der­gar­ten, Schu­le, Hort) nicht gewähr­leis­tet wäre.

Die­ses Bei­spiel zeigt, dass sich Ar­beit­neh­mer gut über­le­gen soll­ten, ob sie ei­ner Ver­set­zungs­klau­sel zu­stim­men soll­ten, die den Ar­beit­ge­ber zur bun­des­wei­ten Ver­set­zung be­rech­tigt.

Auch wenn die Be­zah­lung at­trak­tiv ist, soll­te man sich klar­ma­chen, was es prak­tisch heißt, außer­halb der Stadt zu ar­bei­ten, in der man wohnt: Ent­we­der hetzt man je­den Tag um sechs Uhr früh aus dem Haus zum Flug­ha­fen oder zum Bahn­hof, um spät abends ge­gen 21:00 Uhr wie­der da­heim an­zu­kom­men, oder man über­nach­tet gleich von Mon­tag nacht bis Don­ners­tag nacht auswärts im Ho­tel. In bei­den Fällen kann man sein Fa­mi­li­en­le­ben, sei­nen Freun­des­kreis und sei­ne sons­ti­gen Frei­zeit­ak­ti­vitäten weit­ge­hend ver­ges­sen. Und das funk­tio­niert bis zum Bur­nout höchs­tens zwei bis drei Jah­re lang. Dafür soll­te man ein ent­spre­chend ho­hes „Schmer­zens­geld“ ver­lan­gen - oder eben nicht un­ter­schrei­ben.

Außer­dem he­belt ei­ne Ver­set­zungs­klau­sel den Kündi­gungs­schutz aus. Denn wer von häufi­gen Ver­set­zun­gen ir­gend­wann ein­mal die Na­se voll hat, wird von sich aus nach ei­nem neu­en Job su­chen. Und das er­spart dem Ar­beit­ge­ber den Aus­spruch ei­ner Kündi­gung, ge­schwei­ge denn, dass man als Ar­beit­neh­mer in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on über ei­ne Ab­fin­dung ver­han­deln könn­te.

Und weil auch Ar­beit­ge­ber all das wis­sen und sich in ma­chen Fällen ge­zielt zu­nut­ze ma­chen, ist ei­ne ar­beits­ver­trag­lich ab­ge­si­cher­te Ver­set­zung in ei­ne an­de­re Stadt manch­mal nichts an­de­res als ei­ne „kal­te Kündi­gung“.

Die Kos­ten für ei­ne Ver­set­zung in ei­ne an­de­re Stadt hat der Ar­beit­ge­ber zu tra­gen, auch wenn die­se Pflicht nicht im Ar­beits­ver­trag an­ge­spro­chen ist. Das aber nutzt dem Ar­beit­neh­mer we­nig, da Kos­ten­tra­gung und Ge­halts­auf­bes­se­rung zwei ver­schie­de­ne Din­ge sind. Von ei­ner Rei­se­kos­ten­er­stat­tung können Ar­beit­neh­mer „nicht run­ter­beißen“.

Ist die Ver­set­zung auf ei­nen we­ni­ger ver­ant­wor­tungs­vol­len und/oder schlech­ter be­zahl­ten Ar­beits­platz zulässig?

Nein, das geht im All­ge­mei­nen nicht, da der Ar­beit­ge­ber da­mit die ar­beits­ver­trag­li­chen Gren­zen sei­nes Wei­sungs­rechts über­schrei­ten würde. Der Ar­beit­ge­ber hat zwar das Recht zur Ver­set­zung, doch be­zieht sich die­ses Recht auf gleich­wer­ti­ge Ar­beits­auf­ga­ben bzw. auf gleich­wer­ti­ge Ar­beitsplätze in­ner­halb des Auf­ga­ben­be­reichs, der durch den Ar­beits­ver­trag fest­ge­legt ist.

BEISPIEL: Ein Fach­arzt für Anästhe­sio­lo­gie wird von ei­nem Kran­ken­haus als Ober­arzt der In­ten­siv­me­di­zi­ni­schen Ab­tei­lung ein­ge­stellt. Ne­ben ihm ar­bei­ten zwei wei­te­re Oberärz­te auf der In­ten­siv­me­di­zin. Zu sei­nen Auf­ga­ben als Ober­arz­tes gehört es, die As­sis­tenzärz­te und die Fachärz­te der In­ten­siv­me­di­zin an­zu­lei­ten und ih­nen falls nötig fach­li­che Wei­sun­gen zu er­tei­len. Auf­grund von Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten zwi­schen ihm und dem Chef­arzt ent­zieht die­ser dem Ober­arzt die Be­fug­nis, den As­sis­tenz- und Fachärz­ten der In­ten­siv­me­di­zin Wei­sun­gen zu er­tei­len und sog. Ober­arzt­vi­si­ten zu lei­ten. Außer­dem soll er künf­tig wie die Fachärz­te den Wei­sun­gen sei­ner bei­den Ober­arzt­kol­le­gen Fol­ge leis­ten.

Ei­ne sol­che Ver­set­zung auf ei­nen we­ni­ger ver­ant­wor­tungs­vol­len Ar­beits­platz wäre vom Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers nicht mehr ge­deckt und da­her un­zulässig. Da­bei spielt es kei­ne Rol­le, ob der vom Ober­arzt zum Fach­arzt de­gra­dier­te Arzt wei­ter­hin sei­ne bis­he­ri­ge Be­zah­lung erhält oder nicht. Das Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers er­laubt die Zu­wei­sung we­ni­ger ver­ant­wor­tungs­vol­ler Auf­ga­ben selbst dann nicht, wenn der Ar­beit­neh­mer da­durch kei­ne Lohn­ein­bußen er­lei­det.

Kann der Ar­beit­ge­ber durch ge­schick­te Klau­seln im Ar­beits­ver­trag sei­ne Be­fug­nis zur Ver­set­zung über die Gren­zen des Wei­sungs­rechts hin­aus er­wei­tern?

Im Prin­zip schon, aber nur in sehr en­gen recht­li­chen Gren­zen. Denn auf­grund ei­ner sol­chen Klau­sel hätte der Ar­beit­ge­ber das Recht, den Ar­beits­ver­trag ein­sei­tig ab­zuändern, oh­ne da­zu ei­ne Kündi­gung oder Ände­rungskündi­gung aus­spre­chen zu müssen. Ei­ne die Gren­zen des Wei­sungs­rechts zu­guns­ten des Ar­beit­ge­bers ver­schie­ben­de Ver­trags­klau­sel würde da­her den Kündi­gungs­schutz aus­he­beln, der dem Ar­beit­neh­mer oh­ne ei­ne sol­che Ar­beits­ver­trags­ge­stal­tung zu­ste­hen würde.

BEISPIEL: Ein Fach­arzt für Anästhe­sio­lo­gie wird von ei­nem Kran­ken­haus als Ober­arzt der In­ten­siv­me­di­zi­ni­schen Ab­tei­lung ein­ge­stellt. In dem Ar­beits­ver­trag heißt es: „Zu den Auf­ga­ben des Ober­arz­tes gehört es, die As­sis­tenzärz­te und die Fachärz­te der Anästhe­sie­ab­tei­lung an­zu­lei­ten und ih­nen falls nötig fach­li­che Wei­sun­gen zu er­tei­len. Da­bei ist er sei­ner­seits nur dem Chef­arzt der Anästhe­sie­ab­tei­lung un­ter­stellt. Der Ar­beit­ge­ber behält sich vor, den Ober­arzt im Fal­le be­trieb­li­cher Not­wen­dig­kei­ten - auch dau­er­haft - mit den Auf­ga­ben ei­nes Fach­arz­tes zu be­trau­en.“

Ei­ne sol­che Klau­sel wäre als Be­stand­teil der vom Ar­beit­ge­ber ge­stell­ten All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) un­wirk­sam. Denn zum ei­nen enthält sie ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Arz­tes im Sin­ne von § 307 Abs.1 Satz 1, Abs.2 BGB. Denn der Ar­beit­ge­ber könn­te ihn auf­grund die­ser Klau­sel je­der­zeit nach Gutdünken, d.h. mit ei­nem flos­kel­haf­ten Ver­weis auf an­geb­li­che „be­trieb­li­che Not­wen­dig­kei­ten“ dau­er­haft zum Fach­arzt de­gra­die­ren. Ei­ne Ände­rungskündi­gung müss­te er da­zu nicht aus­spre­chen. und dem­zu­fol­ge müss­te er auch nicht die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ände­rungskündi­gung ein­hal­ten.

Das nimmt dem Arzt hier im Bei­spiel den ge­setz­li­chen Schutz ge­genüber Ände­rungskündi­gun­gen. Da die­ser Schutz zwin­gend ist, ist die Klau­sel we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung un­wirk­sam. Darüber hin­aus ist sie un­klar gemäß § 307 Abs.1 Satz 2 BGB und da­her auch aus die­sem Grund un­wirk­sam, da der Arzt auf der Grund­la­ge die­ses schwam­mig for­mu­lier­ten Ver­set­zungs­vor­be­halts nicht weiß, wann der Ar­beit­ge­ber zur Ver­set­zung be­rech­tigt sein könn­te. Was un­ter „be­trieb­li­chen Not­wen­dig­kei­ten“ zu ver­ste­hen sein soll, ist nämlich voll­kom­men un­klar.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen zu der Fra­ge, ob bzw. un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen der Ar­beit­ge­ber durch ge­schick­te Ver­trags­klau­seln sei­ne Ver­set­zungs­be­fug­nis er­wei­tern kann, fin­den Sie un­ter: Hand­buch Ar­beits­recht: Ar­beits­ver­trag und all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) - Ver­set­zungs­vor­be­halt, Ver­set­zungs­klau­sel.

Im Un­ter­schied zu der obi­gen Bei­spiels­klau­sel, mit der der Ar­beit­ge­ber die Gren­zen des Wei­sungs­rechts zu sei­nen Guns­ten verändern will, enthält die fol­gen­de Ver­trags­klau­sel nur ei­ne weit ge­fass­te Tätig­keits­be­schrei­bung, die recht­lich oh­ne wei­te­res zulässig ist:

„Der Ar­beit­neh­mer wird als Re­dak­teur ein­ge­stellt und der Wirt­schafts­re­dak­ti­on zu­ge­ord­net. Der Ar­beit­ge­ber behält sich vor, den Ar­beit­neh­mer auch in an­de­ren Re­dak­tio­nen als der Wirt­schafts­re­dak­ti­on ein­zu­set­zen.“

Ein sol­cher „Ver­set­zungs­vor­be­halt“ (mögli­cher Ein­satz in an­de­ren Re­dak­tio­nen als der Wirt­schafts­re­dak­ti­on) ist letzt­lich nichts an­de­res als die (zulässi­ge) ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung, dass der Ar­beit­neh­mer als Re­dak­teur in be­lie­bi­gen Re­dak­tio­nen ein­setz­bar sein soll. In­ner­halb die­ses ver­trag­li­chen Rah­mens hat der Ar­beit­ge­ber das übli­che, über die nor­ma­len Gren­zen nicht hin­aus­ge­hen­de Wei­sungs­recht.

Der Un­ter­schied zwi­schen Ver­set­zungs­klau­seln, die das Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers er­wei­tern sol­len, und Ver­set­zungs­klau­seln, die nur den Um­fang der Ar­beits­auf­ga­ben des Ar­beit­neh­mers fest­le­gen, liegt in der Gleich­wer­tig­keit bzw. Un­gleich­wer­tig­keit der Auf­ga­ben:

Behält sich der Ar­beit­ge­ber vor, we­ni­ger ver­ant­wor­tungs­vol­le und da­her im All­ge­mei­nen schlech­ter be­zahl­te Auf­ga­ben zu­zu­wei­sen, will er sein Wei­sungs­recht er­wei­tern (was nur in en­gen Gren­zen möglich ist). Behält sich der Ar­beit­ge­ber da­ge­gen vor, gleich ver­ant­wor­tungs­vol­le und da­her im All­ge­mei­nen gleich be­zahl­te Auf­ga­ben zu­zu­wei­sen, will er nur der Um­fang mögli­cher Ar­beits­auf­ga­ben des Ar­beit­neh­mers fest­le­gen (was oh­ne wei­te­res recht­lich zulässig ist).

Ist ei­ne vom Ar­beits­ver­trag im Prin­zip ge­deck­te Ver­set­zung aus­ge­schlos­sen, wenn der Ar­beit­ge­ber von der Ver­set­zungsmöglich­keit jah­re­lang kei­nen Ge­brauch ge­macht hat?

Vie­le Ar­beit­neh­mer wer­den "kalt er­wischt", wenn sie in ei­ne an­de­re Dienst­stel­le oder gar in ei­ne an­de­re Stadt ver­setzt wer­den, nach­dem sie Jah­re oder viel­leicht so­gar Jahr­zehn­te am sel­ben Ar­beits­platz bzw. in der­sel­ben Stadt ge­ar­bei­tet ha­ben.

Dann ar­gu­men­tie­ren be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer und ih­re Anwälte oft, dass sich die Ar­beits­ver­pflich­tung auf­grund der jah­re­lan­gen Tätig­keit auf ei­ner be­stimm­ten Stel­le oder an ei­nem be­stimm­ten Ort auf die­se Tätig­keit bzw. auf die­sen Ort "kon­kre­ti­siert" ha­be. Dem­ent­spre­chend soll sich der Um­fang des dem Ar­beit­ge­ber zu­ste­hen­den Wei­sungs­rechts ver­rin­gert ha­ben.

Die Ar­beits­ge­rich­te leh­nen die­se Ar­gu­men­ta­ti­on aber meist im Er­geb­nis ab. Denn, so das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG):

"Die Nicht­ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts über ei­nen länge­ren Zeit­raum schafft re­gelmäßig aber kei­nen Ver­trau­en­stat­be­stand, dass der Ar­beit­ge­ber von die­sem ver­trag­lich und/oder ge­setz­lich ein­geräum­ten Recht kei­nen Ge­brauch mehr ma­chen will. Die Nicht­ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts hat kei­nen Erklärungs­wert. Nur beim Hin­zu­tre­ten be­son­de­rer Umstände, auf­grund de­rer der Ar­beit­neh­mer dar­auf ver­trau­en darf, dass er nicht in an­de­rer Wei­se ein­ge­setzt wer­den soll, kann es durch kon­klu­den­tes Ver­hal­ten zu ei­ner ver­trag­li­chen Be­schränkung der Ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts kom­men (...)." (BAG, Ur­teil vom 17.08.2011, 10 AZR 202/10)

Fälle, in de­nen sich der Ar­beit­neh­mer mit der Er­folg ge­gen ei­ne Ver­set­zung zur Wehr set­zen kann, weil es zu ei­ner Kon­kre­ti­sie­rung sei­ner Ar­beits­pflich­ten oder des Ar­beits­or­tes ge­kom­men ist, sind da­her ex­trem sel­ten. Eher er­folg­reich ist es, dem Ar­beit­ge­ber vor­zu­hal­ten, er hätte die be­rech­tig­ten Be­lan­ge des Ar­beit­neh­mers nicht genügend berück­sich­tigt, so dass die Ver­set­zung im kon­kre­ten Fall nicht "bil­li­gem Er­mes­sen" ent­spricht.

Wann kann der Be­triebs­rat die Zu­stim­mung zu ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung ver­wei­gern?

Der Be­triebs­rat ist bei Ver­set­zun­gen ei­ner­seits stark, weil der Ar­beit­ge­ber oh­ne vor­he­ri­ge Zu­stim­mung des Be­triebs­rats kei­ne Ver­set­zung vor­neh­men darf. Er ist aber an­de­rer­seits schwach, weil er in sei­ner Ent­schei­dung darüber, ob er die vom Ar­beit­ge­ber er­be­te­ne Zu­stim­mung er­tei­len oder ver­wei­gert soll, nicht frei ist. Viel­mehr gibt ihm das Be­trVG nur das Recht, aus be­stimm­ten, ge­setz­lich im ein­zel­nen ge­nann­ten Gründen die Zu­stim­mung zu ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung zu ver­wei­gern. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie un­ter Hand­buch Ar­beits­recht: Mit­be­stim­mung in per­so­nel­len An­ge­le­gen­hei­ten.

Kon­kret kann der Be­triebs­rat gemäß § 99 Abs.2 Be­trVG nur dann „nein“ zu ei­ner Ver­set­zung sa­gen, wenn:

  1. die Ver­set­zung ge­gen ein Ge­setz, ei­ne Ver­ord­nung, ei­ne Un­fall­verhütungs­vor­schrift oder ge­gen ei­ne Be­stim­mung in ei­nem Ta­rif­ver­trag oder in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung oder ge­gen ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung oder ei­ne behörd­li­che An­ord­nung ver­s­toßen würde,
  2. die Ver­set­zung ge­gen ei­ne Richt­li­nie nach § 95 ver­s­toßen würde,
  3. die durch Tat­sa­chen be­gründe­te Be­sorg­nis be­steht, dass in­fol­ge der Ver­set­zung im Be­trieb beschäftig­te Ar­beit­neh­mer gekündigt wer­den oder sons­ti­ge Nach­tei­le er­lei­den, oh­ne dass dies aus be­trieb­li­chen oder persönli­chen Gründen ge­recht­fer­tigt ist,
  4. der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer durch die Ver­set­zung be­nach­tei­ligt wird, oh­ne dass dies aus be­trieb­li­chen oder in der Per­son des Ar­beit­neh­mers lie­gen­den Gründen ge­recht­fer­tigt ist,
  5. ei­ne nach § 93 Be­trVG er­for­der­li­che Aus­schrei­bung im Be­trieb un­ter­blie­ben ist oder
  6. die durch Tat­sa­chen be­gründe­te Be­sorg­nis be­steht, dass der für die Ver­set­zung in Aus­sicht ge­nom­me­ne Be­wer­ber oder Ar­beit­neh­mer den Be­triebs­frie­den durch ge­setz­wid­ri­ges Ver­hal­ten oder durch gro­be Ver­let­zung der in § 75 Abs. 1 Be­trVG ent­hal­te­nen Grundsätze, ins­be­son­de­re durch ras­sis­ti­sche oder frem­den­feind­li­che Betäti­gung, stören wer­de.

Prak­tisch wich­tig für den Be­triebs­rat sind vor al­lem die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­gründe, die in § 99 Abs. 2 Nr. 3 und Nr. 4 Be­trVG ge­nannt sind. So kann der Be­triebs­rat auf der Grund­la­ge von § 99 Abs. 2 Nr. 4 Be­trVG die so­zia­le und persönli­che Zu­mut­bar­keit ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung selbständig, d.h. nach sei­nem Er­mes­sen über­prüfen und da­bei die vor­aus­sicht­li­chen Be­las­tun­gen für den be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer und die vom Ar­beit­ge­ber ins Feld geführ­ten be­trieb­li­chen Vor­tei­le ge­gen­ein­an­der abwägen.

BEISPIEL: Ein an­ge­stell­ter In­for­ma­ti­ker lebt mit sei­ner Fa­mi­lie in Ham­burg und wird dort seit drei Jah­ren bei ei­nem Kun­den sei­nes Ar­beit­ge­bers ein­ge­setzt. Dann ent­schei­det der Ar­beit­ge­ber, dass der In­for­ma­ti­ker bis auf wei­te­res für ein Großpro­jekt nach Frank­furt am Main ver­setzt wer­den soll, was die­ser nicht will. Vom Ar­beits­ver­trag ist die Ver­set­zung ge­deckt, da sich der Ar­beit­neh­mer ar­beits­ver­trag­lich da­mit ein­ver­stan­den erklärt hat, bun­des­weit ein­ge­setzt zu wer­den. Al­ler­dings hat der Be­triebs­rat Be­den­ken ge­gen die Ver­set­zung, da der In­for­ma­ti­ker zwei klei­ne Kin­der hat und sei­ne Ehe­frau eben­falls be­rufstätig ist, so dass er die Kin­der re­gelmäßig be­treu­en muss. Da der Ar­beit­ge­ber in Frank­furt ei­ne große Nie­der­las­sung un­terhält und auch ei­nen der dor­ti­gen In­for­ma­ti­ker für das Großpro­jekt ein­set­zen könn­te, ver­wei­gert der Be­triebs­rat die Zu­stim­mung zu der ge­plan­ten Ver­set­zung un­ter Be­ru­fung auf § 99 Abs.2 Nr.4 Be­trVG.

Wie das Bei­spiel zeigt, ha­ben Ar­beit­neh­mer ei­nen er­heb­lich ver­bes­ser­ten recht­li­chen Schutz ge­genüber ge­plan­ten Ver­set­zun­gen, wenn es in ih­rem Be­trieb ei­nen en­ga­gier­ten Be­triebs­rat gibt. Denn der Be­triebs­rat ist bei der Ent­schei­dung darüber, ob er ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung wi­der­spre­chen soll, nicht an den Ar­beits­ver­trag des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers ge­bun­den, son­dern ent­schei­det ei­genständig als Be­triebs­rat auf der Grund­la­ge von § 99 Abs.2 Nr.4 Be­trVG.

Wich­tig für den Be­triebs­rat: Will man als Be­triebs­rat die Zu­stim­mung zu ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung ver­wei­gern, muss man ei­ni­ge For­ma­litäten be­ach­ten. Der Be­triebs­rat muss sei­ne Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung nämlich

Oh­ne ei­ne sol­che form­voll­ende­te Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung gilt die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats zu ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung nach ei­ner Wo­che, ge­rech­net ab der In­for­ma­ti­on durch den Ar­beit­ge­ber, als er­teilt (§ 99 Abs.3 Satz 2 Be­trVG) und der Ar­beit­ge­ber hat freie Bahn.

Wich­tig für den Ar­beit­ge­ber: Soll die Wo­chen­frist für die Ent­schei­dung des Be­triebs­rats in Gang ge­setzt wer­den, muss der Ar­beit­ge­ber den Be­triebs­rat vor (!) Ver­wirk­li­chung der ge­plan­ten Ver­set­zung möglichst ge­nau über fol­gen­de Ein­zel­hei­ten in­for­mie­ren, was er zur bes­se­ren Be­weis­bar­keit am bes­ten schrift­lich bzw. per Fax oder E-Mail macht (ob­wohl das recht­lich nicht vor­ge­schrie­ben ist):

  • Per­so­nal­da­ten des von der Um­set­zung be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers (Na­me, Vor­na­me, Beschäfti­gungs­dau­er)
  • Ar­beits­ver­trag­lich fest­ge­leg­ter Auf­ga­ben­kreis (wo­bei ei­ne vollständi­ge Ko­pie des Ar­beits­ver­trags bei­gefügt wer­den soll­te)
  • Bis­he­ri­ger Ar­beits­platz und in Aus­sicht ge­nom­me­ner neu­er Ar­beits­platz, der sich in­fol­ge der ge­plan­ten Ver­set­zung er­ge­ben würde (bei ta­rif­li­chen Beschäftig­ten ein­sch­ließlich der mit dem al­ten und dem neu­en Ar­beits­platz ver­bun­de­nen Ein­grup­pie­rung)
  • Vor­aus­sicht­li­che Aus­wir­kun­gen der ge­plan­ten Ver­set­zung auf die Ar­beits­si­tua­ti­on und persönli­che La­ge des Ar­beit­neh­mers
  • Be­trieb­li­che Gründe für die ge­plan­te Ver­set­zung (oh­ne An­ga­ben zu die­sem Punkt kann der Be­triebs­rat kei­ne Ent­schei­dung über sein ggf. be­ste­hen­des Wi­der­spruchs­recht gemäß § 99 Nr.3 und Nr.4 Be­trVG tref­fen)

Zu­sam­men mit die­sen In­for­ma­tio­nen muss der Ar­beit­ge­ber den Be­triebs­rat um Zu­stim­mung zu der ge­plan­ten Ver­set­zung bit­ten. Wird der Be­triebs­rat nicht vollständig in­for­miert, hat der Ar­beit­ge­ber nichts da­von, wenn der Be­triebs­rat die Wo­chen­frist ver­strei­chen lässt, oh­ne ei­ne Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung erklärt zu ha­ben, da der Lauf der Wo­chen­frist recht­lich ge­se­hen nie­mals an­fan­gen hat.

Kann der Ar­beit­ge­ber auch oh­ne Zu­stim­mung des Be­triebs­rats ei­ne Ver­set­zung an­ord­nen?

Nein, das kann er im All­ge­mei­nen nicht. Führt der Ar­beit­ge­ber ei­ne Ver­set­zung oh­ne die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats durch, ist sie rechts­wid­rig und der Be­triebs­rat kann bei Ge­richt be­an­tra­gen, den Ar­beit­ge­ber zur Auf­he­bung der Ver­set­zung zu ver­pflich­ten (§ 101 Satz 1 Be­trVG).

BEISPIEL: Der Ar­beit­ge­ber ver­setzt ei­nen Ar­beit­neh­mer von Ham­burg nach Fran­furt am Main, oh­ne dafür die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats zu ha­ben. Der Be­triebs­rat kann dem Ar­beit­ge­ber im We­ge des ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens auf­ge­ben, die Ver­set­zung rückgängig zu ma­chen, d.h. den ver­setz­ten Ar­beit­neh­mer wie­der in Ham­burg zu beschäfti­gen.

Die Rechts­wid­rig­keit ei­ner mit­be­stim­mungs­wid­ri­gen Ver­set­zung führt auch da­zu, dass der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer die Ver­set­zung bzw. die in ihr ent­hal­te­ne Wei­sung des Ar­beit­ge­bers nicht be­fol­gen muss. Der Ar­beit­neh­mer hat beim Feh­len der Zu­stim­mung des Be­triebs­rats das Recht, die Ar­beit zu den geänder­ten Be­din­gun­gen zu ver­wei­gern (BAG, Ur­teil vom 22.04.2010, 2 AZR 491/09)

Natürlich ist Ar­beit­ge­ber nicht recht­los, wenn der Be­triebs­rat ei­ner ge­plan­ten Ver­set­zung un­ter An­ga­be von Gründen schrift­lich und un­ter Wah­rung der Wo­chen­frist wi­der­spro­chen hat. Er kann nämlich beim Ar­beits­ge­richt die Er­set­zung der vom Be­triebs­rat ver­wei­ger­ten Zu­stim­mung zu der ge­plan­ten Maßnah­me be­an­tra­gen. In dem ge­richt­li­chen Zu­stim­mungs­er­set­zungs­ver­fah­ren wird über­prüft, ob die vom Be­triebs­rat an­geführ­ten Wi­der­spruchs­gründe im Streit­fall tatsächlich vor­lie­gen oder nicht.

Da ein Zu­stim­mungs­er­set­zungs­ver­fah­ren über meh­re­ren In­stan­zen geführt wer­den kann, kann es sich über Jah­re hin­zie­hen. Da­her hat der Ar­beit­ge­ber die Möglich­keit, die strei­ti­ge Ver­set­zung - par­al­lel zu ei­nem ge­richt­li­chen Zu­stim­mungs­er­set­zungs­ver­fah­ren - ein­sei­tig und oh­ne ei­ne ge­richt­li­che „Er­laub­nis“ durchführen, al­ler­dings nur als vorläufi­ge Maßnah­me und auch nur dann, wenn die Ver­set­zung „aus sach­li­chen Gründen drin­gend er­for­der­lich ist“. Über die vorläufi­ge Maßnah­me hat er den Be­triebs­rat „un­verzüglich“ d.h. oh­ne schuld­haf­tes Zögern, zu in­for­mie­ren.

Der Be­triebs­rat kann dar­auf­hin - eben­falls un­verzüglich - be­strei­ten, dass die vorläufi­ge Maßnah­me drin­gend er­for­der­lich ist. Ein sol­ches Be­strei­ten der Er­for­der­lich­keit der vorläufi­gen Maßnah­me setzt wie­der­um den Ar­beit­ge­ber un­ter Zug­zwang: Er muss dann bin­nen drei Ta­gen beim Ar­beits­ge­richt die Fest­stel­lung be­an­tra­gen, dass die vorläufi­ge Maßnah­me aus sach­li­chen Gründen drin­gend er­for­der­lich war, und spätes­tens in­ner­halb die­ser Frist muss er auch die ge­richt­li­che Er­set­zung der Zu­stim­mung des Be­triebs­rats zur der Ver­set­zung be­an­tra­gen (falls er das nicht schon vor­her ge­tan hat).

Wel­che Rech­te hat der Be­triebs­rat bei der Ver­set­zung ei­nes Be­triebs­rats­mit­glieds?

Will der Ar­beit­ge­ber ein Be­triebs­rats­mit­glied ver­set­zen und würde die Ver­set­zung zum Ver­lust des Am­tes oder der Wähl­bar­keit führen, was vor al­lem bei der Ver­set­zung in ei­nen an­de­ren Be­trieb der Fall ist, muss der Ar­beit­ge­ber gemäß § 103 Abs.3 Be­trVG vor­ab die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats ein­ho­len. Der Ar­beit­ge­ber be­fin­det sich hier in ei­ner ähn­li­chen Si­tua­ti­on wie bei ei­ner ge­plan­ten außer­or­dent­li­chen Kündi­gung ei­nes Be­triebs­rats­mit­glieds.

An­ders als bei dem Zu­stim­mungs­er­for­der­nis nach § 99 Abs.1 Be­trVG kann der Be­triebs­rat in ei­nem sol­chen Fall frei, d.h. oh­ne An­ga­be von Gründen sei­ne Zu­stim­mung ver­wei­gern. Dann muss der Ar­beit­ge­ber vor Ge­richt zie­hen mit dem Ziel, die vom Be­triebs­rat ver­wei­ger­te Zu­stim­mung durch das Ge­richt er­set­zen zu las­sen. Be­vor die ge­richt­li­che Zu­stim­mungs­er­set­zung nicht vor­liegt, darf der Ar­beit­ge­ber das Be­triebs­rats­mit­glied nicht ver­set­zen.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen zu die­sem Fall von Ver­set­zung fin­den Sie un­ter "Be­triebs­rats­mit­glied - Ver­set­zung".

Wel­che Rech­te hat der Be­triebs­rat bei der Ver­set­zung lei­ten­der An­ge­stell­ter?

Be­trifft die Ver­set­zung ei­nen lei­ten­den An­ge­stell­ten, muss der Ar­beit­ge­ber den Be­triebs­rat hierüber nur in Kennt­nis set­zen (§ 105 Be­trVG), d.h. der Be­triebs­rat hat in die­sem Fall ein bloßes In­for­ma­ti­ons­recht.

Ein Recht zum Wi­der­spruch hat der Be­triebs­rat da­ge­gen nicht, d.h. er kann die Ver­set­zung letzt­lich nicht ver­hin­dern.

Was können Sie bei ei­ner rechts­wid­ri­gen Ver­set­zung un­ter­neh­men?

Ver­set­zun­gen können aus vie­len Gründen rechts­wid­rig sein. In ei­nem sol­chen Fall muss sie der Ar­beit­neh­mer recht­lich ge­se­hen nicht be­fol­gen.

Das war ei­ni­ge Jah­re lang auf­grund ei­ner ver­fehl­ten Ent­schei­dung des Fünf­ten Se­nats des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) für den Fall um­strit­ten, dass die Ver­set­zung "nur" un­bil­lig war, d.h. dann soll­te der Ar­beit­neh­mer sie nach An­sicht des Fünf­ten BAG-Se­nats trotz­dem "einst­wei­len" zu ei­ner ge­richt­li­chen Ent­schei­dung be­fol­gen müssen (BAG, Ur­teil vom 22.02.2012, 5 AZR 249/11). Die­se nicht über­zeu­gen­de Recht­spre­chung hat das BAG aber mitt­ler­wei­le wie­der zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer­sei­te geändert (wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 17/241 Un­bil­li­ge Wei­sun­gen sind un­ver­bind­lich). Und das heißt: Ver­set­zun­gen, die un­bil­lig und/oder aus ei­nem an­de­ren Grund rechts­wid­rig sind, können Ar­beit­neh­mer ver­wei­gern.

Ei­ne sol­che Re­ak­ti­on ist aber in vie­len Fällen eher nicht zu emp­feh­len, da sie aus Ar­beit­neh­mer­sicht zu ris­kant ist.

Denn der Ar­beit­ge­ber wird sei­ne Ver­set­zung als rechtmäßig an­se­hen und dem­ent­spre­chend mit ei­ner Ab­mah­nung oder so­gar mit ei­ner ver­hal­tens­be­ding­ten Kündi­gung re­agie­ren, wenn der Ar­beit­neh­mer die strei­ti­ge Ver­set­zung nicht be­folgt. Zwar muss der Ar­beit­neh­mer auch sol­che Maßnah­men nicht hin­neh­men, son­dern kann sie ge­richt­lich über­prüfen las­sen, doch be­fin­det er sich dann oft in ei­ner schwie­ri­gen La­ge.

Und wenn das Ge­richt die Ver­set­zung für rech­tens an­sieht, wird es die Ver­wei­ge­rung ih­rer Be­fol­gung durch den Ar­beit­neh­mer dem­ent­spre­chend als rechts­wid­rig be­wer­ten, und dem­ent­spre­chend die dar­auf­hin vom Ar­beit­ge­ber ein­ge­lei­te­ten wei­te­ren Maßnah­men - d.h. Ab­mah­nung und/oder Kündi­gung - als rechts­wirk­sam. Der Streit über die Zulässig­keit ei­ner Ver­set­zung kann so recht schnell zum Ver­lust des Ar­beits­verhält­nis­ses führen.

In vie­len Fällen ist dem Ar­beit­neh­mer da­her zu emp­feh­len, ei­ne un­an­ge­neh­me Ver­set­zung einst­wei­len un­ter Vor­be­halt zu be­fol­gen gleich­zei­tig ge­gen sie zu kla­gen. Da­bei müssen Ar­beit­neh­mer aber in der Re­gel „viel Zeit mit­brin­gen“, da ein ar­beits­ge­richt­li­ches Ver­fah­ren im Haupt­sa­che­ver­fah­ren gut und ger­ne ein bis ein­ein­halb Jah­re dau­ern kann, selbst wenn es „nur“ über zwei In­stan­zen geführt wird.

Trotz der lan­gen Dau­er ei­ner ge­richt­li­chen Klärung im Haupt­sa­che­ver­fah­ren ge­hen die meis­ten Ar­beits­ge­rich­te da­von aus, es dem Ar­beit­neh­mer zu­zu­mu­ten ist, ei­ne strei­ti­gen Ver­set­zung zunächst ein­mal, d.h. bis zum Ab­schluss ei­nes Haupt­sa­che­ver­fah­rens zu be­fol­gen. Da­her hat ein An­trag auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung, der sich ge­gen die Ver­set­zung rich­tet und mit dem dem Ar­beit­ge­ber un­ter­sagt wer­den soll, die Ver­set­zung durch­zuführen, meist nur ge­rin­ge Er­folgs­chan­cen. Ar­beit­neh­mer können sich nur aus­nahms­wei­se mit Aus­sicht auf Er­folg ge­gen ei­ne Ver­set­zung im ge­richt­li­chen Eil­ver­fah­ren zur Wehr set­zen. Ein sol­cher Aus­nah­me­fall ist z.B. ge­ge­ben,

  • wenn ei­ne Ver­set­zung of­fen­kun­dig rechts­wid­rig ist (z.B. weil der Ar­beit­ge­ber die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats nicht be­an­tragt hat), und/oder
  • wenn ei­ne Ver­set­zung mit er­heb­li­chen Ge­sund­heits­ge­fah­ren für den Ar­beit­neh­mer ver­bun­den ist, und/oder
  • wenn ei­ne Ver­set­zung das be­ruf­li­che An­se­hen des Ar­beit­neh­mers schädi­gen würde (z.B. weil ei­ne Führungs­kraft auf ei­nen un­ter­ge­ord­ne­ten Hilfs­kraft­ar­beits­platz ver­setzt wird), und/oder
  • wenn ei­ne Ver­set­zung den Ar­beit­neh­mer in schwe­re Ge­wis­sen­kon­flik­te brin­gen würde.

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Letzte Überarbeitung: 12. Oktober 2021

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Je nach La­ge des Fal­les bzw. ent­spre­chend Ih­ren Wün­schen tre­ten wir ent­we­der nach au­ßen nicht in Er­schei­nung oder aber wir ver­han­deln in Ih­rem Na­men mit Ih­rem Ar­beit­ge­ber bzw. mit den Ver­tre­tern der Ge­sell­schaf­ter.

Für ei­ne mög­lichst ra­sche und ef­fek­ti­ve Be­ra­tung be­nö­ti­gen wir fol­gen­de Un­ter­la­gen:

  • Ar­beits­ver­trag / Ge­schäfts­füh­rer­an­stel­lungs­ver­trag
  • Ge­halts­nach­wei­se
  • Schrift­ver­kehr (falls vor­han­den)

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