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LAG Köln, Ur­teil vom 28.08.2014, 6 Sa 423/14

   
Schlagworte: Arbeitsverweigerung, Versetzung, Versetzungsvorbehalt,
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 6 Sa 423/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 28.08.2014
   
Leitsätze: Wenn eine Versetzung objektiv rechtswidrig ist, liegt in der Nichtaufnahme der Arbeit am neuen Arbeitsort keine beharrliche Arbeitsverweigerung. Die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zur vorläufigen Verbindlichkeit unbilliger Direktionsrechtsausübung lässt sich auf das Kündigungsrecht nicht übertragen.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln, Urteil vom 12.03.2014, 2 Ca 1789/13
   

Te­nor:

Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das am 12.03.2014 verkünde­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln – 2 Ca 1789/13 – teil­wei­se ab­geändert:

1. Es wird wei­ter fest­ge­stellt, dass die mit Schrei­ben vom 06.11.2013 er­folg­te Ver­set­zung des Klägers in die Kies­auf­be­rei­tungs­an­la­ge L in B un­wirk­sam ist.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en we­der durch die Kündi­gung vom 19.12.2013, noch durch die Kündi­gung vom 20.12.2013, noch durch die Kündi­gung vom 06.01.2014 be­en­det wor­den ist.

3. Die Kos­ten des Rechts­streits wer­den dem Kläger zu 25 % und der Be­klag­ten zu 75 % auf­er­legt.

4. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten ins­be­son­de­re noch über die Un­wirk­sam­keit ei­ner Ver­set­zung vom 06.11.2013 und ei­ner nach­fol­gen­den frist­lo­sen Kündi­gung vom 20.12.2013 we­gen be­harr­li­cher Ar­beits­ver­wei­ge­rung am zu­ge­wie­se­nen neu­en Ar­beits­ort.

Der 59 Jah­re al­te Kläger ist seit 1977 bei der Be­klag­ten, die zwei Kies­wer­ke be­treibt und re­gelmäßig mehr als zehn Ar­beit­neh­mer beschäftigt, zu­letzt als sog. Bandwäch­ter ge­gen ei­ne Brut­to­vergütung von 2.700,00 € tätig ge­we­sen. Mit Schrei­ben vom 26.02.2013 kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis aus krank­heits­be­ding­ten Gründen zum 30.09.2013. Un­ter dem 27.08.2013 bot die Be­klag­te dem Kläger ein auf die Dau­er des Kündi­gungs­rechts­streits be­fris­te­tes Pro­zess­ar­beits­verhält­nis ab dem 01.10.2013 an. Der Kläger nahm die­ses An­ge­bot an und nahm sei­ne Tätig­keit bei der Be­klag­ten wie­der auf.

Mit Schrei­ben vom 06.11.2013 (Ko­pie Bl. 141 d. A.) ver­setz­te die Be­klag­te den Kläger ab dem 18.11.2013 vom Werk B (Deutsch­land) in das Werk L (Bel­gi­en). Dort ar­bei­te­te der Kläger nach Ge­ne­sung von ei­ner Krank­heit am 16.12.2013 ei­nen Tag lang und lehn­te am 17.12.2013 ge­genüber sei­nem Vor­ge­setz­ten im Kies­werk B ei­ne Wei­ter­ar­beit in Bel­gi­en ab. Dar­auf­hin kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis mit An­walts­schrei­ben vom 20.12.2013 (Ko­pie Bl. 130 d. A.) außer­or­dent­lich frist­los „aus den be­kann­ten Gründen“.

Das Ar­beits­ge­richt hat durch Ur­teil vom 12.03.2014 fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die Kündi­gung vom 26.02.2013, zu­ge­gan­gen am 28.02.2013, nicht auf­gelöst wur­de und die Be­klag­te ver­ur­teilt, dem Kläger ei­ne Ar­beits­be­schei­ni­gung nach § 312 SGB III zu er­tei­len. Im Übri­gen hat es die Kla­ge ab­ge­wie­sen und zur Be­gründung im We­sent­li­chen aus­geführt, die außer­or­dent­li­che Kündi­gung vom 20.12.2013 sei we­gen be­harr­li­cher Ar­beits­ver­wei­ge­rung des Klägers gemäß § 626 Abs. 1 BGB wirk­sam. Sei­ne Ver­set­zung nach Bel­gi­en sei wirk­sam ge­we­sen, weil der Ar­beits­ort L nur ca. 70 Km von sei­nem Wohn­ort ent­fernt sei. Selbst wenn der Kläger die Ar­beits­zu­wei­sung „trotz an­walt­li­cher Be­ra­tung“ für er­mes­sens­feh­ler­haft ge­hal­ten hätte, so ha­be er sie zunächst be­fol­gen und sich um ei­ne ge­richt­li­che Klärung bemühen müssen. We­gen der Ein­zel­hei­ten der ar­beits­ge­richt­li­chen Be­gründung wird auf Bl. 202 ff. d. A. ver­wie­sen.

Mit sei­ner Be­ru­fung macht der Kläger un­ter Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens gel­tend, die Ver­set­zung sei im Zu­sam­men­hang mit den ge­richt­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen der Par­tei­en willkürlich und schi­kanös ge­we­sen. Er, der Kläger, sei auch gar nicht in der La­ge ge­we­sen, die zusätz­li­chen Fahrt­kos­ten zu über­neh­men, de­ren Er­stat­tung die Be­klag­te ab­ge­lehnt ha­be.

Der Kläger be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass sei­ne Ver­set­zung in die Kies­auf­be­rei­tungs­an­la­ge L in Bel­gi­en un­wirk­sam ist;

2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die Kündi­gung vom 19.12.2013 nicht auf­gelöst wird;

3. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die 12 Kündi­gungs­erklärung der Be­klag­ten durch Schrei­ben vom 20.12.2013 nicht auf­gelöst wur­de oder wird;

4. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis durch die außer­or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 06.01.2014 nicht be­en­det wur­de.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie ver­tei­digt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil aus Rechts­gründen.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des ha­ben die Par­tei­en auf die von ih­nen ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:

I. Die Be­ru­fung des Klägers ist zulässig, weil sie statt­haft (§ 64 Abs. 1u. 2 21 ArbGG) und frist- und form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den ist (§§ 66 Abs. 1, Abs. 6 S. 1 ArbGG, 519, 520 ZPO).

II. Das Rechts­mit­tel hat auch in der Sa­che Er­folg.

Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en ist durch die noch streit­be­fan­ge­nen Kündi­gun­gen der Be­klag­ten vom 19.12.2013, 20.12.2013 und 06.01.2014 nicht be­en­det wor­den. Für die außer­or­dent­li­chen frist­lo­sen Kündi­gun­gen vom 20.12.2013 und 06.01.2014 fehlt es an ei­nem wich­ti­gen Grund im Sin­ne des§ 626 Abs. 1 BGB, die or­dent­li­che Kündi­gung vom 19.12.2013 ist eben­so wie die hilfs­wei­se frist­gemäße Kündi­gung vom 06.01.2014 so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt gemäß § 1 KSchG. Im Ein­zel­nen gilt Fol­gen­des:

1. Die der frist­lo­sen Kündi­gung vom 20.12.2013 vor­aus­ge­hen­de Ver­set­zung des Klägers von sei­nem bis­he­ri­gen Ar­beits­ort in B nach L in Bel­gi­en war rechts­un­wirk­sam.

Ei­nen schrift­li­chen Ar­beits­ver­trag ha­ben die Par­tei­en un­strei­tig nicht ge­schlos­sen. Fehlt es an ei­ner Fest­le­gung des In­halts oder des Orts der Ar­beits­pflicht im Ar­beits­ver­trag, so er­gibt sich der Um­fang der Wei­sungs­rech­te des Ar­beit­ge­bers aus § 106 Ge­wO. Weist der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer kraft sei­nes Di­rek­ti­ons­rechts ei­nen an­de­ren Ar­beits­ort zu, so un­ter­liegt dies der Ausübungs­kon­trol­le gemäß §§ 106 Ge­wO, 315 Abs. 3 BGB (vgl. BAG 28.08.2013 – 10 AZR 537/12 –, ju­ris). Im Streit­fall kann da­hin­ste­hen, ob ei­ne Ver­set­zung des Ar­beit­neh­mers ins Aus­land von § 106 S. 1 Ge­wO schon grundsätz­lich nicht mehr ge­deckt ist (so et­wa ArbG Heil­bronn, 11.07.2013– 8 Ca 7/13, ju­ris). Un­abhängig da­von ent­spricht die Ver­set­zung hier je­den­falls nicht mehr bil­li­gem Er­mes­sen.

Die Leis­tungs­be­stim­mung nach bil­li­gem Er­mes­sen gemäß den §§ 106 S. 1 Ge­wO, 315 BGB ver­langt ei­ne Abwägung der wech­sel­sei­ti­gen In­ter­es­sen nach ver­fas­sungs­recht­li­chen und ge­setz­li­chen Wer­tent­schei­dun­gen, den all­ge­mei­nen Wer­tungs­grundsätzen der Verhält­nismäßig­keit und An­ge­mes­sen­heit so­wie der Ver­kehrs­sit­te und Zu­mut­bar­keit. In die Abwägung sind al­le Umstände des Ein­zel­falls ein­zu­be­zie­hen. Hier­zu gehören die Vor­tei­le aus ei­ner Re­ge­lung, die Ri­si­ko­ver­tei­lung zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en, die bei­der­sei­ti­gen Bedürf­nis­se, außer­ver­trag­li­che Vor-und Nach­tei­le, Vermögens- und Ein­kom­mens­verhält­nis­se so­wie so­zia­le Le­bens­verhält­nis­se wie fa­mi­liäre Pflich­ten und Un­ter­halts­ver­pflich­tun­gen (BAG, 28.08.2013 – 10 AZR 537/12, ju­ris m. w. N.).

Un­ter Berück­sich­ti­gung die­ser Kri­te­ri­en kann nicht zwei­fel­haft sein, dass dem Kläger ei­ne Ar­beit in dem rund 70 Km statt bis­her 15 Km von sei­nem Wohn­ort ent­fern­ten neu­en Ar­beits­ort in Bel­gi­en nicht zu­mut­bar war. Selbst wenn es hin­rei­chen­de be­trieb­li­che Gründe für ei­nen Ein­satz in L ge­ge­ben ha­ben soll­te, konn­te die Be­klag­te oh­ne Über­nah­me der zusätz­li­chen Fahrt­kos­ten bzw. Stel­lung ei­nes Fir­men­fahr­zeugs die Ar­beit
an dem zu­ge­wie­se­nen Ort nicht ver­lan­gen. Der Kläger hat in der Be­ru­fungs­be­gründung näher dar­ge­legt, dass er nicht in der La­ge war, die er­heb­li­chen Mehr­kos­ten für die Fahr­ten zum neu­en Ar­beits­ort auf­zu­brin­gen. Die Be­klag­te hat ei­ne Über­nah­me die­ser Kos­ten bzw. ei­nen Kos­ten­vor­schuss trotz aus­drück­li­cher Auf­for­de­rung durch den Kläger­ver­tre­ter nach Er­halt der Ver­set­zung ab­ge­lehnt. Da sie auch ei­ne zu­mut­ba­re
an­de­re Lösung für den Kläger nicht an­ge­bo­ten hat – die Wohnmöglich­keit in ei­nem Bau­stel­len­con­tai­ner konn­te je­den­falls kei­ne Dau­erlösung sein–, hielt sich die Ver­set­zungs­an­ord­nung nicht im Rah­men bil­li­gen Er­mes­sens.

2. Die frist­lo­se Kündi­gung der Be­klag­ten vom 20.12.2013 ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten und ihr fol­gend des Ar­beits­ge­richts nicht durch ei­nen wich­ti­gen Grund im Sin­ne des § 626 Abs. 1 BGB ge­recht­fer­tigt. Dem Kläger kann ei­ne be­harr­li­che Ar­beits­ver­wei­ge­rung nicht vor­ge­wor­fen wer­den, weil er durch die Nicht­be­fol­gung der ob­jek­tiv un­wirk­sa­men Ver­set­zungs­an­ord­nung nicht in kündi­gungs­er­heb­li­cher Wei­se ge­gen sei­ne ar­beits­ver­trag­li­chen Pflich­ten ver­s­toßen hat. Die­ser Be­wer­tung steht die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 22.02.2012 (5 AZR 249/11, ju­ris) zur vorläufi­gen Ver­bind­lich­keit un­bil­li­ger Di­rek­ti­ons­rechts­ausübung nicht ent­ge­gen. Un­abhängig von der Fra­ge, ob die­ser Recht­spre­chung in der Sa­che zu fol­gen ist (vgl. kri­tisch ins­be­son­de­re Thüsing, jM 2014, 20 f.), ist fest­zu­stel­len, dass die Ent­schei­dung zu den Vor­aus­set­zun­gen des An­nah­me­ver­zugs er­gan­gen ist. Für den Be­reich des Kündi­gungs­rechts bleibt es da­bei, dass dem Ar­beit­neh­mer kein Vor­wurf ge­macht wer­den kann, wenn er ei­ne Ar­beits­an­wei­sung, die sich bei ge­richt­li­cher Über­prüfung als rechts­un­wirk­sam dar­stellt, nicht be­folgt. Maßgeb­lich dafür, ob das Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers ei­ne be­harr­li­che Ar­beits­ver­wei­ge­rung und da­mit ei­ne er­heb­li­che Ar­beits­ver­trags­ver­let­zung dar­stellt, ist die ob­jek­ti­ve Rechts­la­ge. Erst dann, wenn sich die Ar­beits­an­wei­sung als ob­jek­tiv rechts­wirk­sam er­wie­sen hätte, käme es auf die Grundsätze der Ver­meid­bar­keit ei­nes Rechts­irr­tums an (vgl. BAG 29.08.2013– 2 AZR 273/12, ju­ris m. w. N.). Da die Ver­set­zung hier ob­jek­tiv rechts­un­wirk­sam war, lag ei­ne be­harr­li­che Ar­beits­ver­wei­ge­rung des Klägers nicht vor.

3. Mit Rück­sicht dar­auf fehlt es auch an ei­nem wich­ti­gen Grund für die wei­te­re außer­or­dent­li­che, hilfs­wei­se frist­ge­rech­te Kündi­gung der Be­klag­ten vom 06.01.2014, die of­fen­bar nur vor­sorg­lich we­gen des Ein­tritts der Zu­stim­mungs­fik­ti­on des Land­schafts­ver­bands Rhein­land im Zu­sam­men­hang mit ei­ner ver­meint­li­chen Schwer­be­hin­de­rung des Klägers er­folg­te. Sie ist eben­falls rechts­un­wirk­sam, weil die Vor­aus­set­zun­gen des § 626 Abs. 1 BGB nicht erfüllt sind.

4. Die or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 19.12.2013 zum 31.07.2014 (Ko­pie Bl. 75 d. A.) ist so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt, weil sie nicht durch Gründe, die in der Per­son des Klägers lie­gen, be­dingt ist (§ 1 Abs. 2 KSchG).

Die auf er­heb­li­che krank­heits­be­ding­te Fehl­zei­ten gestütz­te Kündi­gung schei­tert be­reits dar­an, dass der­zeit nicht von ei­ner ne­ga­ti­ven Pro­gno­se wei­te­rer er­heb­li­cher Fehl­zei­ten aus­ge­gan­gen wer­den kann. Un­strei­tig fand am 30.08.2012 ein be­trieb­li­ches Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ment mit dem Er­geb­nis statt, dass der Kläger künf­tig von be­son­ders be­las­ten­den Tätig­kei­ten be­freit und sei­ne tägli­che Ar­beits­zeit re­du­ziert wer­de. Der Kläger soll­te auch bei ge­sund­heit­li­chen Be­schwer­den kurz­fris­tig den Ar­beits­platz ver­las­sen können, oh­ne dass für die aus­fal­len­de Zeit das Ent­gelt fort­zu­zah­len sei. Durch die Um­set­zung die­ser Maßnah­men hat sich die Ar­beitsfähig­keit des Klägers si­gni­fi­kant ver­bes­sert. Die Aus­fall­zei­ten sind auch nach dem Vor­trag der Be­klag­ten deut­lich zurück­ge­gan­gen und wei­sen je­den­falls ei­ne rückläufi­ge Ten­denz auf. Selbst wenn man aber zu­guns­ten der Be­klag­ten bei ei­ner Ge­samt­schau der Aus­fall­zei­ten von ei­ner ne­ga­ti­ven Ge­sund­heits­pro­gno­se und durch­aus schon er­heb­li­chen be­trieb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen im Hin­blick auf die Ent­gelt­fort­zah­lungs­kos­ten aus­ge­hen würde, so muss im Rah­men der stets er­for­der­li­chen In­ter­es­sen­abwägung der­zeit noch ein über­wie­gen­des Be­stands­schutz­in­ter­es­se des Klägers fest­ge­stellt wer­den. Da­bei fal­len zu­guns­ten des Klägers ei­ne außer­gewöhn­lich lan­ge Be­triebs­zu­gehörig­keit von rund 37 Jah­ren und sein fort­ge­schrit­te­nes Le­bens­al­ter ins Ge­wicht. Der Be­kla­gen ist es ge­ra­de nach dem Er­geb­nis des BEM vom Au­gust 2012 zu­mut­bar, die wei­te­re Ent­wick­lung ab­zu­war­ten und dem Kläger ei­ne Chan­ce zur Fes­ti­gung sei­ner Ge­sund­heit zu ge­ben. Die Schwel­le zur Un­zu­mut­bar­keit der Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses ist noch nicht über­schrit­ten.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 92 Abs. 1 ZPO. Da­bei war zu berück­sich­ti­gen, dass der Kläger die all­ge­mei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge, die das Ar­beits­ge­richt im Er­geb­nis zu Recht ab­ge­wie­sen hat, nicht wei­ter­ver­folgt hat.

IV. Die Re­vi­si­on war nicht gemäß § 72 Abs. 2 ArbGG zu­zu­las­sen. Ins­be­son­de­re hat­te die Rechts­sa­che kei­ne grundsätz­li­che Be­deu­tung, weil die Ent­schei­dung auf den be­son­de­ren Umständen des Ein­zel­falls be­ruht.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil ist kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

We­gen der Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de wird auf§ 72 a) ArbGG ver­wie­sen.

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