HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

HANDBUCH ARBEITSRECHT

Ab­fin­dung

In­for­ma­tio­nen zum The­ma Ab­fin­dung: Hen­sche Rechts­an­wäl­te, Kanz­lei für Ar­beits­recht
Hunderteuroscheine

Le­sen Sie hier, was ei­ne Ab­fin­dung ist, wann ein An­spruch auf ei­ne Ab­fin­dung be­steht und wie Sie Feh­ler bei Ab­fin­dungs­ver­hand­lun­gen ver­mei­den.

Im Ein­zel­nen fin­den Sie In­for­ma­tio­nen da­zu, wel­che Vor­aus­set­zun­gen ei­ne Ab­fin­dungs­zah­lung ge­mäß § 1a Kün­di­gungs­schutz­ge­setz (KSchG) hat, wie hoch frei aus­ge­han­del­te Ab­fin­dun­gen ge­wöhn­lich sind und von wel­chen Um­stän­den die Hö­he ei­ner Ab­fin­dung ab­hängt.

Au­ßer­dem fin­den Sie Hin­wei­se zur Ab­rech­nung von Ab­fin­dun­gen, d.h. zum Ab­zug von Steu­ern und So­zi­al­ab­ga­ben, so­wie zum The­ma Ab­fin­dung und Ar­beits­lo­sen­geld.

von Rechts­an­walt Dr. Mar­tin Hen­sche, Fach­an­walt für Ar­beits­recht, Ber­lin

Video: Abfindung: Berechnung und Höhe

Was ist ei­ne Ab­fin­dung (Ab­fin­dungs­de­fi­ni­ti­on)?

Ei­ne Ab­fin­dung ist ei­ne ein­ma­li­ge Zah­lung, die ein Ar­beit­ge­ber ei­nem Ar­beit­neh­mer bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses als Entschädi­gung für den Ver­lust des Ar­beits­plat­zes zahlt.

Auch Er­werbstäti­ge, die zwar kei­ne Ar­beit­neh­mer sind, aber als so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäftig­te tätig sind, können Ab­fin­dun­gen er­hal­ten. Das ist zum Bei­spiel bei Fremd­geschäftsführern ei­ner GmbH oft der Fall.

Kei­ne Ab­fin­dung, son­dern ei­ne fi­nan­zi­el­le Aus­gleichs­zah­lung ei­ge­ner Art ist der Aus­gleichs­an­spruch des Han­dels­ver­tre­ters gemäß § 89b Han­dels­ge­setz­buch (HGB).

Ha­ben Ar­beit­neh­mer bei ei­ner Kündi­gung durch den Ar­beit­ge­ber ei­nen An­spruch auf Ab­fin­dung?

Im All­ge­mei­nen ha­ben Ar­beit­neh­mer bei Be­en­di­gung ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses kei­nen Rechts­an­spruch auf ei­ne Ab­fin­dung. Das gilt im All­ge­mei­nen auch dann, wenn das Ar­beits­verhält­nis durch ei­ne Kündi­gung des Ar­beit­ge­bers en­det.

Vie­le Ar­beit­neh­mer ge­hen zwar wie selbst­verständ­lich da­von aus, dass ih­nen bei ei­ner durch den Ar­beit­ge­ber aus­ge­spro­chen Kündi­gung ei­ne Ab­fin­dung "zu­ste­he", doch ist das recht­lich schlicht falsch.

Eben­so un­rich­tig ist natürlich auch die um­ge­kehr­te An­nah­me von Ar­beit­ge­bern, ei­ne Kündi­gung sei un­ver­meid­lich mit der Pflicht zur Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung ver­bun­den.

Wann ha­ben Ar­beit­neh­mer aus­nahms­wei­se ei­nen Ab­fin­dungs­an­spruch?

Aus­nahms­wei­se können Ar­beit­neh­mer bei Be­en­di­gung ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses ei­ne Ab­fin­dung be­an­spru­chen. An­spruchs­be­gründen­de Ab­fin­dungs­re­ge­lun­gen fin­den sich

Möglich ist natürlich auch, dass die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ei­ne frei­wil­li­ge ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung über die Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung ab­sch­ließen, d.h.

Dann be­steht im Er­geb­nis auch ein Ab­fin­dungs­an­spruch - nur eben auf der Grund­la­ge ei­ner frei­wil­li­gen ein­zel­ver­trag­li­chen Grund­la­ge, d.h. auf­grund ei­nes Auf­he­bungs­ver­trags oder ei­nes Ab­wick­lungs­ver­trags (den man ver­ein­ba­ren kann, aber nicht muss).

Sch­ließlich kann der Ar­beit­ge­ber

Auch dann be­steht ein Ab­fin­dungs­an­spruch, falls der gekündig­te Ar­beit­neh­mer - nach Er­halt ei­ner Kündi­gung mit ei­nem Ab­fin­dungs­an­ge­bot gemäß § 1a KSchG - die Drei­wo­chen­frist für ei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge ver­strei­chen lässt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie un­ter Hand­buch Ar­beits­recht: Ab­fin­dung nach § 1a Kündi­gungs­schutz­ge­setz (KSchG).

Führt ei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge zum An­spruch auf ei­ne Ab­fin­dung?

Wer als Ar­beit­neh­me­rin oder Ar­beit­neh­mer ei­ne Kündi­gung er­hal­ten hat, kann da­ge­gen kla­gen.

Wel­che Er­folgs­aus­sich­ten ei­ne sol­che Kündi­gungs­schutz­kla­ge auch hat - sie ver­schafft dem Kläger bzw. der Kläge­rin kei­nen An­spruch auf ei­ne Ab­fin­dung.

Denn ei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge ist auf die ge­richt­li­che Fest­stel­lung ge­rich­tet, dass die Kündi­gung un­wirk­sam war, d.h. das Ar­beits­verhält­nis nicht be­en­det hat. Hat die Kla­ge Er­folg, ist der Ar­beits­platz ge­ret­tet. Die Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung ist dann lo­gi­scher­wei­se kein The­ma.

Bei gu­ten Er­folgs­aus­sich­ten ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge ist es für Ar­beit­ge­ber aber rat­sam, es gar nicht zu ei­nem Ur­teil kom­men zu las­sen, son­dern im Ver­lauf des Pro­zes­ses "frei­wil­lig" ei­ne Ab­fin­dung an­zu­bie­ten. Da­durch können Ar­beit­ge­ber das fi­nan­zi­el­le Ri­si­ko er­le­di­gen, das mit ei­nem Ur­teil ver­bun­den ist. Die­ses Ri­si­ko be­steht dar­in, im Fal­le ei­nes Er­folgs der Kla­ge den Lohn für die Zeit nach der - recht­lich un­wirk­sa­men - Ent­las­sung zah­len zu müssen.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie un­ter den Stich­wor­ten Kündi­gungs­schutz­kla­ge, Vergütung bei Ar­beits­aus­fall, An­nah­me­ver­zug des Ar­beit­ge­bers und Ab­fin­dungshöhe, Be­rech­nung und Höhe der Ab­fin­dung.

Theo­re­tisch kann es Ar­beit­ge­bern auch pas­sie­ren, dass sie gemäß §§ 9, 10 KSchG (Kündi­gungs­schutz­ge­setz) zur Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung ver­ur­teilt wer­den. Das setzt vor­aus,

  • dass die Kündi­gung nach An­sicht des Ge­richts un­wirk­sam war, und
  • dass dem Ar­beit­neh­mer die wei­te­re Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht zu­zu­mu­ten ist, z.B. we­gen her­abwürdi­gen­der Äußerun­gen des Ar­beit­ge­bers im Pro­zess.

Ei­ne sol­che Ver­ur­tei­lung des Ar­beit­ge­bers zur Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung kommt aber im Un­ter­schied zu "frei­wil­li­gen" Ab­fin­dungs­ver­glei­chen sel­ten vor.

Wann sind Ab­fin­dungs­for­de­run­gen er­folg­ver­spre­chend und wann soll­ten Ar­beit­ge­ber Ab­fin­dun­gen an­bie­ten?

Sieht man von den (Aus­nah­me-)Fällen ab,

  1. dass ein Ar­beit­ge­ber al­lein aus so­zia­ler Rück­sicht­nah­me ei­ne Ab­fin­dung be­wil­ligt,
  2. oder dass ein So­zi­al­plan Ab­fin­dungs­ansprüche enthält,

dann be­steht ei­ne Ab­fin­dungs­ver­ein­ba­rung im We­sent­li­chen dar­in, dass der Ar­beit­neh­mer dem Ar­beit­ge­ber den recht­li­chen Be­stands­schutz "ver­kauft", den sein Ar­beits­verhält­nis­ses ge­nießt.

In­fol­ge­des­sen soll­ten Ab­fin­dun­gen nor­ma­ler­wei­se um­so höher aus­fal­len, je bes­ser der Be­stands­schutz des be­trof­fe­nen Ar­beits­verhält­nis­ses ist, und um­ge­kehrt ge­gen Null ge­hen, wenn die­ser Be­stands­schutz sehr schwach ist.

BEISPIEL: Der Ar­beit­ge­ber möch­te sich von ei­nem Ar­beit­neh­mer tren­nen, der als Be­triebs­rats­mit­glied Son­derkündi­gungs­schutz ge­nießt und schon recht lan­ge beschäftigt ist. Recht­lich "dar­stell­bar" ist ei­ne Kündi­gung aus be­trieb­li­chen Gründen we­gen Still­le­gung der Ab­tei­lung, in der das Be­triebs­rats­mit­glied zu­letzt ar­bei­te­te, d.h. die Kündi­gungsmöglich­keit gemäß § 15 Abs.5 KSchG. Hier sind ho­he recht­li­che Hürden zu über­win­den, denn nach dem Ge­setz muss das Be­triebs­rats­mit­glied vor­ran­gig in ei­ne an­de­re Ab­tei­lung über­nom­men wer­den.

In die­sem Bei­spiel soll­te man sich als Ar­beit­ge­ber dar­auf ein­stel­len, dass der Ar­beit­neh­mer im Fal­le ei­ner Kündi­gung wahr­schein­lich Kündi­gungs­schutz­kla­ge er­he­ben würde und in die­sem Pro­zess sehr gu­te Er­folgs­aus­sich­ten hätte. Dar­um kann ein ent­spre­chend ho­hes Ab­fin­dungs­an­ge­bot von ein oder zwei Jah­res­gehältern recht­lich und wirt­schaft­lich sinn­voll sein, um sich da­mit das Ein­verständ­nis des Ar­beit­neh­mers mit der Ver­trags­be­en­di­gung zu er­kau­fen, am bes­ten durch Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­trags.

HIN­WEIS: Auf­grund der gu­ten Ar­beits­markt­la­ge fin­den gekündig­te Ar­beit­neh­mer heu­te schnel­ler ei­ne neue Beschäfti­gung als noch vor ei­ni­gen Jah­ren. Über ei­ne sol­che an­der­wei­ti­ge Beschäfti­gung und den da­durch er­ziel­ten Ver­dienst müssen Ar­beit­neh­mer Aus­kunft er­tei­len, wenn sie vom Ar­beit­ge­ber An­nah­me­ver­zugs­lohn ver­lan­gen, denn ein an­der­wei­ti­ger Zwi­schen­ver­dienst ist vom An­nah­me­ver­zugs­lohn ab­zu­zie­hen (§ 615 Satz 2 BGB, § 11 Nr.1 KSchG). Darüber hin­aus hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) im Jahr 2020 ent­schie­den, dass der An­spruch auf An­nah­me­ver­zugs­lohn vor­aus­setzt, dass Ar­beit­neh­mer dem Ar­beit­ge­ber die Ver­mitt­lungs­vor­schläge der Ar­beits­agen­tur und des Job­cen­ters mit­tei­len (BAG, Ur­teil vom 27.05.2020, 5 AZR 387/19, s. da­zu Up­date Ar­beits­recht 24|2020).

Da­her soll­ten Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer bei Ver­hand­lun­gen über ei­ne Ab­fin­dung in Rech­nung stel­len, dass das Ver­zugs­lohn­ri­si­ko des Ar­beit­ge­bers auf­grund der gu­ten Ar­beits­markt­la­ge heut­zu­ta­ge ge­ring ist, vor al­lem bei der (ge­plan­ten) Ent­las­sung ei­nes Ar­beit­neh­mers, der über ei­ne be­son­ders ge­frag­te Qua­li­fi­ka­ti­on für ei­nen Man­gel­be­ruf be­sitzt.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen da­zu, von wel­chen Umständen die Kal­ku­la­ti­on von Ab­fin­dun­gen abhängt, fin­den Sie un­ter Ab­fin­dungshöhe, Be­rech­nung und Höhe der Ab­fin­dung.

Wie kann Sie ei­ne An­walts­kanz­lei beim The­ma Ab­fin­dung un­terstützen?

Wie erwähnt hängt die Höhe ei­ner kaufmännisch sinn­vol­len "frei­wil­li­gen" Ab­fin­dung hauptsächlich von dem recht­li­chen Be­stands­schutz ab, den das Ar­beits­verhält­nis ge­nießt, das be­en­det wer­den soll.

Da­her können recht­li­che Fehl­einschätzun­gen da­zu führen, dass Ab­fin­dun­gen viel zu hoch oder viel zu nied­rig aus­fal­len, als sie bei ei­ner kor­rek­ten recht­li­chen Be­ur­tei­lung der Be­stands­si­cher­heit des be­trof­fe­nen Ar­beits­verhält­nis­ses aus­ge­fal­len wären.

So kann zum Bei­spiel ein in ei­nem Großbe­trieb nach lan­ger Beschäfti­gungs­zeit be­triebs­be­dingt gekündig­ter Ar­beit­neh­mer Grund da­zu ha­ben, auch ei­ne "klei­ne­re" Ab­fin­dung zu ak­zep­tie­ren, wenn die be­triebs­be­ding­te Kündi­gung ar­beits­recht­lich "was­ser­dicht" be­gründet ist, z.B. mit der Sch­ließung ei­ner Son­der­ab­tei­lung, der er kraft Ar­beits­ver­trag zu­ge­ord­net war.

Um­ge­kehrt kann ein Ar­beit­ge­ber, der ei­nen sie­ben Mo­na­te in ei­nem größeren Be­trieb beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer we­gen an­geb­lich schlech­ter Ar­beits­er­geb­nis­se ("low per­for­mance") gekündigt hat, gut be­ra­ten sein, ei­ne eher "großzügi­ge" Ab­fin­dung zu be­wil­li­gen, da die Kündi­gung of­fen­sicht­lich vor Ge­richt nicht halt­bar ist, so dass ein er­heb­li­cher fi­nan­zi­el­ler Ver­lust als Fol­ge ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge droht.

Die wich­tigs­te Leis­tung ei­ner bei Ab­fin­dungs­ver­hand­lun­gen be­tei­lig­ten An­walts­kanz­lei be­steht da­her dar­in, die Be­stands­si­cher­heit des Ar­beits­verhält­nis­ses und die Wirk­sam­keit ei­ner ge­plan­ten oder schon aus­ge­spro­che­nen Kündi­gung recht­lich zu be­ur­tei­len. Ei­ne sol­che ju­ris­ti­sche Be­ur­tei­lung hilft da­bei, die Band­brei­te rea­lis­ti­scher Ab­fin­dun­gen zu er­ken­nen.

Ei­ne wei­te­re an­walt­li­che Zu­ar­beit bei Ab­fin­dungs­ver­hand­lun­gen be­steht in der Kon­trol­le der An­ge­mes­sen­heit und der Vollständig­keit der Ab­fin­dungs­ver­ein­ba­rung. Bei Auf­he­bungs­verträgen, Ab­wick­lungs­verträgen und bei ge­richt­li­chen Ver­glei­chen wird ja nicht nur ei­ne Zahl - die Ab­fin­dung - ver­ein­bart, son­dern es wer­den vie­le wei­te­re Ver­ein­ba­run­gen ge­trof­fen.

Auch hier kann Feh­ler und mögli­che späte­re Strei­te­rei­en ver­mei­den. So soll­ten bei­de Par­tei­en dar­auf hin­ar­bei­ten, das nach Möglich­keit ei­ne Sperr­zeit ver­mie­den wird, dass sach­ge­rech­te Re­ge­lun­gen zum Rest­ur­laub und zu ei­ner Frei­stel­lung ge­trof­fen wer­den und dass al­le Fra­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Ar­beits­zeug­nis ein­deu­tig ge­re­gelt sind.

Sch­ließlich können Sie sich von ei­ner An­walts­kanz­lei bei Ver­hand­lun­gen über ei­ne Ab­fin­dung ver­tre­ten las­sen. Das spart Zeit und Ner­ven. Dass auch ei­ne pro­fes­sio­nel­le Ver­hand­lungsführung kei­ne Er­folgs­ga­ran­tie be­inhal­tet, ver­steht sich.

Wie hoch ist ei­ne Ab­fin­dung gewöhn­lich?

Bei ge­richt­li­chen oder außer­ge­richt­li­chen Ver­hand­lun­gen über die Höhe der Ab­fin­dung ori­en­tiert man sich oft an der "Dau­men­re­gel", dass ein hal­bes bis vol­les Brut­to­mo­nats­ge­halt pro Jahr der Beschäfti­gung "an­ge­mes­sen" ist. Hat ei­ne Ar­beit­neh­me­rin oder ein Ar­beit­neh­mer zum Bei­spiel nach zehn Jah­ren Beschäfti­gung zu­letzt 3.000,00 EUR (brut­to) im Mo­nat ver­dient, so würde sich ei­ne "nor­ma­le" Ab­fin­dung auf un­gefähr 15.000 EUR bis un­gefähr 30.000 EUR be­lau­fen.

Je nach Leis­tungsfähig­keit des Ar­beit­ge­bers, je nach La­ge der Ver­hand­lungs­si­tua­ti­on und je nach Ver­hand­lungs­ge­schick kann die Ab­fin­dung aber auch (weit) darüber oder (weit) dar­un­ter lie­gen. So wer­den bei der Be­en­di­gung von Ar­beits­verhält­nis­sen in der Bau­bran­che als Ab­fin­dung oft nur 25 Pro­zent ei­nes Mo­nats­ge­hal­tes pro Beschäfti­gungs­jahr an­ge­bo­ten, während große Un­ter­neh­men häufig von sich aus mehr ei­ne Ab­fin­dung von ei­nem vol­les Mo­nats­ge­halt pro Beschäfti­gungs­jahr oder mehr an­bie­ten.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen zu der Fra­ge, un­ter wel­chen Umständen wel­che Ab­fin­dungs­sum­men an­ge­mes­sen sind, fin­den Sie un­ter Ab­fin­dungshöhe, Be­rech­nung der Ab­fin­dung.

Wann sind Un­ter­schie­de bei der Ab­fin­dung ei­ne un­zulässi­ge Dis­kri­mi­nie­rung?

Ab­fin­dun­gen wer­den - je nach der für sie fest­ge­leg­ten Be­rech­nungs­for­mel - in un­ter­schied­li­cher Höhe be­zahlt, wo­bei meis­tens das Al­ter, die Dau­er der Be­triebs­zu­gehörig­keit und Un­ter­halts­pflich­ten ei­ne Rol­le spie­len.

Aus Sicht der Ar­beit­neh­mer, die we­ni­ger er­hal­ten als ih­re bes­ser ge­stell­ten Ar­beits­kol­le­gen, stellt sich da­her die Fra­ge, ob ih­re Schlech­ter­stel­lung er­laubt ist oder aber ei­ne recht­lich un­zulässi­ge Dis­kri­mi­nie­rung dar­stellt, z.B. we­gen ih­res Al­ters, ei­ner Be­hin­de­rung oder we­gen des Ge­schlechts. Zu die­sen Streit­fra­gen sind in den ver­gan­ge­nen Jah­ren vie­le Pro­zes­se geführt wor­den.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen zu der Fra­ge, un­ter wel­chen Umständen die Un­gleich­be­hand­lung von Ar­beit­neh­mern bei Ab­fin­dungs­zah­lung als un­zulässi­ge Dis­kri­mi­nie­rung und/oder als Ver­s­toß ge­gen den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz an­zu­se­hen ist, fin­den Sie in dem Bei­trag (Hand­buch Ar­beits­recht: Ab­fin­dung und Dis­kri­mi­nie­rung).

Wer­den von der Ab­fin­dung So­zi­al­ab­ga­ben und Steu­ern ab­ge­zo­gen?

Ei­ne Ab­fin­dung ist kein bei­trags­pflich­ti­ges Ar­beits­ent­gelt. Da­zu gehören gemäß § 14 Abs.1 Satz 1 Vier­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB IV) al­le lau­fen­den oder ein­ma­li­gen Ein­nah­men aus ei­ner Beschäfti­gung, gleichgültig, ob ein Rechts­an­spruch auf die Ein­nah­men be­steht, un­ter wel­cher Be­zeich­nung oder in wel­cher Form sie ge­leis­tet wer­den und ob sie un­mit­tel­bar aus der Beschäfti­gung oder im Zu­sam­men­hang mit ihr er­zielt wer­den.

Ei­ne Ab­fin­dung ist des­halb kein Ar­beits­ent­gelt, weil sie sich nach der Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts (BSG) nicht der Zeit des be­en­de­ten Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses zu­ord­nen lässt. Denn ei­ne Ab­fin­dung wird we­gen des Weg­falls der künf­ti­gen Ver­dienstmöglich­kei­ten ge­zahlt und nicht we­gen der in Ver­gan­gen­heit ge­leis­te­ten Ar­beit.

Von ei­ner Ab­fin­dung ge­hen da­her kei­ne So­zi­al­ab­ga­ben ab, d.h. es wer­den kei­ne Beiträge zur Ren­ten-, Kran­ken-, Pfle­ge- und Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ab­ge­zo­gen.

Ei­ne Ab­fin­dung un­ter­liegt al­ler­dings der Be­steue­rung ent­spre­chend den Re­geln über den Lohn­steu­er­ab­zug. In­for­ma­tio­nen da­zu, wie Ab­fin­dun­gen zu ver­steu­ern sind, fin­den Sie un­ter dem Stich­wort Ab­fin­dung und Steu­er.

Ver­min­dert ei­ne Ab­fin­dung den An­spruch auf Ar­beits­lo­sen­geld?

Im All­ge­mei­nen hat die Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung kei­ne nach­tei­li­gen Aus­wir­kun­gen auf den An­spruch auf Ar­beits­lo­sen­geld.

Ei­ne Aus­nah­me von die­ser Re­gel gilt aber bei ei­ner Ver­trags­be­en­di­gung durch

Dann ris­kie­ren Ar­beit­neh­mer mögli­cher­wei­se ei­ne (in der Re­gel zwölfwöchi­ge) Sperr­zeit, da sie das Beschäfti­gungs­verhält­nis gelöst und da­durch Ih­re Ar­beits­lo­sig­keit selbst her­bei­geführt ha­ben. Nähe­re In­for­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie bei den The­men Sperr­zeit, Sperr­frist und Auf­he­bungs­ver­trag und Sperr­zeit.

Nach­tei­li­ge Aus­wir­kun­gen auf den Ar­beits­lo­sen­geld­an­spruch sind auch zu befürch­ten, wenn Sie als Ar­beit­neh­mer

Hier ruht der An­spruch auf Ar­beits­lo­sen­geld mögli­cher­wei­se für ei­ne ge­wis­se Zeit, weil der Ar­beit­neh­mer dafür ver­ant­wort­lich ist, dass die Ar­beits­lo­sig­keit früher be­gon­nen hat als sie be­gon­nen hätte, wenn der Ar­beit­neh­mer auf die Ein­hal­tung der ihm zu­ste­hen­den Kündi­gungs­frist be­stan­den hätte. Ein­zel­hei­ten zu die­sen Fra­gen können Sie un­ter Ab­fin­dung und Ar­beits­lo­sen­geld und Auf­he­bungs­ver­trag und Sperr­zeit nach­le­sen.

Was ist bei ei­nem Auf­he­bungs­ver­trag mit Ab­fin­dungs­re­ge­lung zu be­ach­ten?

Ab­fin­dun­gen wer­den nicht nur nach Aus­spruch ei­ner Kündi­gung aus­ge­han­delt, son­dern auch im Rah­men ei­nes außer­ge­richt­li­chen Auf­he­bungs­ver­tra­ges.

In­for­ma­tio­nen zu der Fra­ge, was Sie bei der Ver­ein­ba­rung ei­ner Ab­fin­dung in die­sem Rah­men be­ach­ten soll­ten, fin­den Sie un­ter den Stich­wor­ten Auf­he­bungs­ver­trag, Auf­he­bungs­ver­trag und Sperr­zeit, Ab­fin­dung und Ar­beits­lo­sen­geld so­wie un­ter Ab­fin­dungshöhe, Be­rech­nung der Ab­fin­dung.

Wann wird ein Ab­fin­dungs­an­spruch übli­cher­wei­se fällig?

Oft wer­den Ab­fin­dun­gen vie­le Mo­na­te vor der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ver­ein­bart. Der Grund dafür liegt in lan­gen Kündi­gungs­fris­ten, die bei ei­ner Kündi­gung durch den Ar­beit­ge­ber be­ach­tet wer­den müss­te.

Tref­fen die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en dann kei­ne spe­zi­el­len Ver­ein­ba­run­gen über die zeit­li­che Vor­ver­la­ge­rung der Fällig­keit der Ab­fin­dungs­zah­lung, ist der Ab­fin­dungs­an­spruch durch den - stets mögli­chen - Tod des Ar­beit­neh­mers vor Ab­lauf der Rest­lauf­zeit des Ar­beits­verhält­nis­ses gefähr­det, da der An­spruch dann recht­lich erst gar nicht ent­steht.

Dies hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) an­hand ei­nes Fal­les klar­ge­stellt, in wel­chem der Ar­beit­ge­ber zu­sam­men mit der Kündi­gung ein Ab­fin­dungs­an­ge­bot gemäß § 1a KSchG un­ter­brei­tet hat­te. Der gekündig­te Ar­beit­neh­mer ver­zich­te­te auf ei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge und ver­starb noch vor Ab­lauf der Kündi­gungs­frist. Sei­ne Er­ben klag­ten die Ab­fin­dung ein - al­ler­dings oh­ne Er­folg (BAG, Ur­teil vom 10.05.2007 - 2 AZR 45/06, wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 07/18 Bun­des­ar­beits­ge­richt ur­teilt zu Ver­erb­lich­keit von Ab­fin­dun­gen).

Ab­fin­dungs­ver­ein­ba­run­gen soll­ten da­her, falls das Ar­beits­verhält­nis erst in ei­ni­gen Mo­na­ten be­en­det wer­den soll, die Klar­stel­lung ent­hal­ten, dass der Ab­fin­dungs­an­spruch "mit Ab­schluss die­ser Ver­ein­ba­rung ent­stan­den und ver­erb­lich" ist.

Wenn Sie sich bei Ab­fin­dungs­ver­ein­ba­run­gen nicht si­cher sind, dass Sie al­les rich­tig ge­macht ha­ben, soll­ten Sie sich an­walt­lich be­ra­ten las­sen.

Wo fin­den Sie mehr zum The­ma Ab­fin­dung?

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Ar­beits­recht ak­tu­ell 2022

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2021

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2020

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2019

Ar­beits­recht ak­tu­ell 2018

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Ur­tei­le und Kom­men­ta­re: Ab­fin­dung

 

Letzte Überarbeitung: 12. August 2022

Was können wir für Sie tun?

Wenn Sie als Ar­beit­ge­ber oder Ar­beit­neh­mer im Zu­sam­men­hang mit ei­ner - ge­plan­ten oder schon aus­ge­spro­che­nen - Kün­di­gung über ei­ne Ab­fin­dungs­lö­sung ver­han­deln wol­len, oder wenn Sie ei­nen Auf­he­bungs- oder Ab­wick­lungs­ver­trag mit ei­ner Ab­fin­dungs­kom­po­nen­te rechts­si­cher ver­ein­ba­ren möch­ten, be­ra­ten wir Sie je­der­zeit ger­ne.

Soll­te Ih­nen be­reits ein kon­kre­ter Ab­fin­dungs­vor­schlag Ih­res Ver­trags­part­ners vor­lie­gen, z.B. un­ter Ver­weis auf ei­nen So­zi­al­plan, be­wer­ten wir ein sol­ches An­ge­bot kurz­fris­tig un­ter Be­rück­sich­ti­gung recht­li­cher und wirt­schaft­li­cher As­pek­te.

Je nach La­ge des Fal­les bzw. ent­spre­chend Ih­ren Wün­schen tre­ten wir ent­we­der nach au­ßen nicht in Er­schei­nung oder aber wir ver­han­deln in Ih­rem Na­men mit der Ge­gen­sei­te.

Für ei­ne mög­lichst ra­sche und ef­fek­ti­ve Be­ra­tung be­nö­ti­gen wir fol­gen­de Un­ter­la­gen:

  • Ar­beits­ver­trag / Ge­schäfts­füh­rer­an­stel­lungs­ver­trag (mit Er­gän­zun­gen / Än­de­run­gen, falls vor­han­den)
  • Ge­halts­nach­wei­se der letz­ten drei Mo­na­te
  • Ab­fin­dungs­an­ge­bot / So­zi­al­plan (falls vor­han­den)
  • Kün­di­gungs­schrei­ben (falls be­reits vor­han­den)
  • An­ge­bot ei­nes Ab­wick­lungs­ver­trags oder Auf­he­bungs­ver­trags (falls be­reits vor­han­den)

Ei­ne Bit­te an Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer: Be­ach­ten Sie un­be­dingt die Drei­wo­chen­frist zur Er­he­bung ei­ner Kün­di­gungs­schutz­kla­ge, die mit Er­halt ei­nes Kün­di­gungs­schrei­bens be­ginnt, und neh­men Sie vor Ab­lauf die­ser Frist Kon­takt zu uns auf, wenn wir Sie recht­lich be­ra­ten sol­len.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de
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