HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 18/306

Täg­li­che Ur­laubs­ver­gü­tung ge­mäß BRTV Bau darf bei Kurz­ar­beit nicht ge­min­dert wer­den

Bes­ser we­ni­ge Ur­laubs­ta­ge mit hö­he­rer Ur­laubs­ver­gü­tung pro Tag als vie­le Ur­laubs­ta­ge mit ge­rin­ge­rer Ur­laubs­ver­gü­tung: Eu­ro­päi­scher Ge­richts­hof, Ur­teil vom 13.12.2018, C-385/17 (Hein)
Bauarbeiter, Maurer, Baustelle

18.12.2018. Auf kei­nem an­de­ren The­men­ge­biet des Ar­beits­rechts ist der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof (EuGH) mit so viel Lie­be zum De­tail ak­tiv wie im Ur­laubs­recht.

Grund­la­ge der ur­laubs­recht­li­chen EuGH-Recht­spre­chung ist Art.7 Abs.1 der Richt­li­nie 2003/88/EG ("Ar­beits­zeit-Richt­li­nie"), der die EU-Staa­ten ver­pflich­tet da­für zu sor­gen, dass je­der Ar­beit­neh­mer ei­nen vier­wö­chi­gen Min­des­t­ur­laub er­hält.

Mit ei­nem letz­te Wo­che er­gan­ge­nen Ur­teil hat der Ge­richts­hof wie­der ein­mal ei­ne ur­laubs­recht­li­che De­tail­fra­ge ent­schie­den, dies­mal zur ta­rif­ver­trag­li­chen Be­rech­nung der Ur­laubs­ver­gü­tung.

Im Er­geb­nis müs­sen die ur­laubs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen des Bun­des­rah­men­ta­rif­ver­trags für das Bau­ge­wer­be (BRTV Bau) ge­än­dert wer­den. Denn die im BRTV Bau vor­ge­se­he­ne Be­rech­nung der Ur­laubs­ver­gü­tung, die zur An­spruchs­min­de­rung in­fol­ge von Kurz­ar­beits­zei­ten füh­ren, ist laut EuGH eu­ro­pa­rechts­wid­rig: EuGH, Ur­teil vom 13.12.2018, C-385/17 (Hein).

Ver­bie­tet das Eu­ro­pa­recht ei­ne Kürzung der tägli­chen ta­rif­li­chen Ur­laubs­vergütung, wenn der Ar­beit­neh­mer vor dem Ur­laub in­fol­ge von Kurz­ar­beit zeit­wei­se nicht ge­ar­bei­tet hat?

Gemäß § 11 Satz 1 Bun­des­ur­laubs­ge­setz (BUrlG) er­rech­net sich die Be­zah­lung, die ein Ar­beit­neh­mer während des Ur­laubs erhält ("Ur­laubs­ent­gelt", "Ur­laubs­vergütung"), nach dem durch­schnitt­li­chen Lohn bzw. Ge­halt, das der Ar­beit­neh­mer in den letz­ten 13 Wo­chen vor Ur­laubs­be­ginn er­hal­ten hat. Da­bei wer­den Über­stun­den zwar her­aus­ge­rech­net (§ 11 Satz 1 BUrlG), doch führen un­ge­plan­te Aus­fall­zei­ten während des 13-wöchi­gen Re­fe­renz­zeit­raums wie z.B. Kurz­ar­beit nicht zu ei­ner Ver­rin­ge­rung des Ur­laubs­ent­gelts (§ 11 Satz 3 BUrlG). In die­ser Wei­se ab­ge­si­chert ist nach dem BUrlG der vierwöchi­ge ge­setz­li­che Min­des­t­ur­laub (§ 1 und § 3 Abs.1 BUrlG).

Von den Vor­schrif­ten zur Be­rech­nung des Ur­laubs­ent­gelts können die Ta­rif­par­tei­en gemäß § 13 Abs.1 BUrlG ab­wei­chen, und zwar zu­guns­ten wie zu­las­ten der Ar­beit­neh­mer. Da­bei ha­ben die Ta­rif­par­tei­en des Bau­ge­wer­bes ei­ne noch wei­ter­ge­hen­de Ab­wei­chungs­be­fug­nis, die sich so­gar auf die vierwöchi­ge Dau­er des Ur­laubs er­streckt (§ 13 Abs.2 BUrlG).

Von die­sen weit ge­fass­ten Ab­wei­chungsmöglich­keit hat der BRTV Bau Ge­brauch ge­macht, denn in der Bau­bran­che sind häufi­ge Ar­beit­ge­ber­wech­sel an der Ta­ges­ord­nung. Da­her gilt im An­wen­dungs­be­reich des BRTV Bau ein kom­plet­tes Son­der-Ur­laubs­recht: Ar­beit­ge­ber müssen lau­fend Beiträge zu ei­ner zen­tra­len Ur­laubs- und Lohn­aus­gleichs­kas­se (ULAK) mit Sitz in Wies­ba­den zah­len. Die ULAK (bzw. in Bay­ern und Ber­lin spe­zi­el­le Bau­so­zi­al­kas­sen) ver­wal­tet die ver­ein­nahm­ten Gel­der treuhände­risch für den ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer und er­stat­tet mit die­sen Gel­dern dem­je­ni­gen Ar­beit­ge­ber die Ur­laubs­kos­ten, bei dem der Ar­beit­neh­mer zur Zeit sei­nes Ur­laubs ge­ra­de beschäftigt ist. Da­mit ist si­cher­ge­stellt, dass der Ur­laub nicht an fi­nan­zi­el­len Engpässen des ei­nen oder an­de­ren klei­nen Bau­be­triebs schei­tert.

Der BRTV Bau sieht in ei­ner um­fang­rei­chen ur­laubs­recht­li­chen Re­ge­lung (§ 8 BRTV Bau) vor, dass die ihm un­ter­fal­len­den Ar­beit­neh­mer über­wie­gend bes­ser, teils aber auch schlech­ter fah­ren als nach dem BUrlG.

Bes­ser ste­hen sich Bau-Ar­beit­neh­mer durch ei­nen sechswöchi­gen bzw. 30-tägi­gen Ur­laubs­an­spruch (§ 8 Punkt 1.1 BRTV Bau), durch ei­ne un­kom­pli­zier­te Über­tra­gung nicht ver­brauch­ten Ur­laubs auf das Fol­ge­jahr (§ 8 Punkt 2.7 BRTV Bau) so­wie zum Teil durch die Be­rech­nung der Ur­laubs­vergütung, da die­se auf der Grund­la­ge des ge­sam­ten Brut­to­lohns im Re­fe­renz­jahr (mit Aus­nah­me des Weih­nachts­gel­des) be­rech­net wird und da­her auch sämt­li­che Über­stun­den ein­be­zieht (§ 8 Punkt 4.2 BRTV Bau), die gemäß § 11 Satz 1 BUrlG her­aus­ge­rech­net wer­den.

Schlech­ter ste­hen sich Bau-Ar­beit­neh­mer bei der Be­rech­nung der Ur­laubs­vergütung da­durch, dass Kurz­ar­beit zur Ver­rin­ge­rung der Brut­to­lohns im Re­fe­renz­jahr führt und da­mit zu ei­nem ge­rin­ge­ren tägli­chen Ur­laubs­ent­gelt (das al­ler­dings vol­le 30 Ta­ge bzw. sechs Wo­chen zu zah­len ist und da­mit länger als für den vierwöchi­gen ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub).

An die­ser Stel­le kann man sich fra­gen, ob es mit dem in Art.7 Abs.1 Richt­li­nie 2003/88/EG ga­ran­tier­ten be­zahl­ten Min­des­t­ur­laub (von vier Wo­chen) ver­ein­bar ist, wenn Ar­beit­neh­mer während ih­res (vierwöchi­gen Min­dest-)Ur­laubs in­fol­ge von Kurz­ar­beit vor Ur­laubs­an­tritt pro Ur­laubs­tag we­ni­ger als ih­re "nor­ma­le" Vergütung er­hal­ten, die sie be­kom­men würden, wenn sie wei­ter ar­bei­ten würden statt Ur­laub zu neh­men. Die Recht­spre­chung des EuGH zu die­ser Fra­ge ist nicht ganz klar.

Ei­ner­seits nämlich hat der Ge­richts­hof mehr­fach ent­schie­den, dass der vierwöchi­ge Min­des­t­ur­laub gemäß Art.7 Abs.1 Richt­li­nie 2003/88/EG durch ei­ne Ar­beitstätig­keit vor Ur­laubs­an­tritt ver­dient wer­den muss (falls der Ar­beit­neh­mer dar­an nicht aus­nahms­wei­se durch ei­ne Er­kran­kung ge­hin­dert ist). Da­her er­laubt das Eu­ro­pa­recht, das hier ten­den­zi­ell ar­beit­ge­ber­freund­li­cher ist als das deut­sche Ar­beits­recht, Ur­laubskürzun­gen für länge­re Aus­zei­ten wie z.B. für ei­ne El­tern­zeit (EuGH, Ur­teil vom 04.10.2018, C-12/17 (Ma­ria Di­cu), wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 18/246 EuGH er­laubt Ur­laubskürzung bei El­tern­zeit) oder für Zei­ten ei­ner "Kurz­ar­beit Null" (EuGH, Ur­teil vom 08.11.2012, C-229/11 und C-230/11 (Hei­mann und Tolt­schin), wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 12/353 Kein Ur­laub bei Kurz­ar­beit Null).

An­de­rer­seits be­tont der EuGH im­mer wie­der, dass die ef­fek­ti­ve Be­zah­lung des Ur­laubs als Teil ei­nes ein­heit­li­chen Ur­laubs­an­spruchs an­zu­se­hen ist, d.h. die bloße Frei­stel­lung durch den Ar­beit­ge­ber genügt nicht, wenn der Ar­beit­ge­ber sich vor­behält, den "Ur­laub" nicht oder nur teil­wei­se zu be­zah­len. Da­her gibt es ei­ni­ge EuGH-Ur­tei­le, die den An­spruch des Ar­beit­neh­mers auf un­gekürz­te Fort­zah­lung der Vergütung sehr deut­lich be­to­nen, z.B. in Be­zug auf va­ria­ble Ver­kaufs­pro­vi­sio­nen (EuGH, Ur­teil vom 22.05.2014, C-539/12 (Lock), wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 14/187 Ur­laubs­vergütung und Pro­vi­si­ons­aus­gleich). Da­her taugt auch die un­be­zahl­te Frei­stel­lung ei­nes Schein­selbständi­gen nicht zur Erfüllung von Ur­laubs­ansprüchen (EuGH, Ur­teil vom 29.11.2017, C-214/16 (King), wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 17/305 Über­tra­gung von Ur­laub oh­ne Li­mit).

Der deut­sche Vor­la­ge­fall Hein gg. Holz­kamm: Be­ton­bau­er be­kommt auf­grund von länge­ren Kurz­ar­beits­zei­ten vor Ur­laubs­an­tritt ei­ne ver­rin­ger­te Ur­laubs­vergütung

Herr Hein war bei ei­nem deut­schen Bau­un­ter­neh­men, der Fa. Al­bert Holz­kamm GmbH & Co. KG, als Be­ton­bau­er beschäftigt. Im Jahr 2015 be­fand er sich während 26 Wo­chen und da­mit für die Hälf­te des Jah­res in Kurz­ar­beit. Während die­ser Zeit ar­bei­te­te er zwar nicht und er­ziel­te kei­nen Ar­beits­lohn, sein Ar­beits­verhält­nis be­stand aber fort.

Wie oben erwähnt ha­ben Bau-Ar­beit­neh­mer nach § 8 BRTV Bau un­abhängig von Kurz­ar­beits­zei­ten An­spruch auf ei­nen jähr­li­chen Er­ho­lungs­ur­laub von 30 Ta­gen. Dem­ent­spre­chend nahm Herr Hein im Lau­fe der Jah­re 2015 und 2016 die 30 Ur­laubs­ta­ge, auf die er im Jahr 2015 An­spruch er­wor­ben hat­te. Al­ler­dings be­kam er während die­ser 30 Ur­laubs­ta­ge ei­ne ge­rin­ge­re Ur­laubs­vergütung, da der in 2015 er­ziel­te Lohn in­fol­ge der Kurz­ar­beit um die Hälf­te ge­min­dert war.

Herr Hein klag­te vor dem Ar­beits­ge­richt Ver­den auf zusätz­li­che Ur­laubs­vergütung. Das Ar­beits­ge­richt Ver­den setz­te das Ver­fah­ren aus und frag­te den EuGH, ob die Kürzung der Ur­laubs­vergütung während des vierwöchi­gen eu­ro­pa­recht­li­chen Min­des­t­ur­laubs in­fol­ge von Kurz­ar­beits­zei­ten vor Ur­laubs­an­tritt mit Art.7 Abs.1 Richt­li­nie 2003/88/EG ver­ein­bar wäre (Be­schluss vom 19.06.2017, 1 Ca 142/16 - Hein).

Der mit dem Fall be­fass­te Ge­ne­ral­an­walt Bo­b­ek kam in sei­nen Schluss­anträgen, vom 05.09.2018 (Rs. C-385/17 - Hein) zu dem Er­geb­nis, dass die Re­ge­lun­gen des MTV Bau und die da­zu­gehöri­ge ge­setz­li­che Er­laub­nis (§ 13 Abs.1 und 2 BUrlG) mit dem Eu­ro­pa­recht ver­ein­bar wäre.

Denn we­der Art.7 Abs.1 Richt­li­nie 2003/88/EG noch (erst recht) die all­ge­mei­ne Ur­laubs­ga­ran­tie in Art.31 Abs.2 der Eu­ropäischen Grund­rech­te­char­ta ent­hal­ten ir­gend­wel­che Vor­ga­ben in Be­zug auf die Be­rech­nung der Ur­laubs­vergütung (Schluss­anträge, Rn.57, 58). Wei­ter­hin ist der BRT Bau als ta­rif­ver­trag­li­ches Ge­samt­pa­ket mit sei­nem sechswöchi­gen Ur­laubs­an­spruch teils er­heb­lich güns­ti­ger als der eu­ro­pa­recht­lich vor­ge­ge­be­ne (nur) vierwöchi­ge Min­des­t­ur­laub gemäß Art.7 Abs.1 Richt­li­nie 2003/88/EG (Schluss­anträge, Rn.62, 63). Und schließlich kann ein dreißigtägi­ger Ur­laubs­an­spruch (mit eher ge­rin­ger tägli­cher Vergütung) für Ar­beit­neh­mer ein An­reiz sein, den ge­sam­ten Ur­laub zu neh­men, was dem von der Richt­li­nie ge­woll­ten Ge­sund­heits­schutz bes­ser dient als ein kürze­rer Ur­laub mit höhe­rer tägli­cher Vergütung (Schluss­anträge, Rn.64).

EuGH: Während ih­res vierwöchi­gen Min­dest­jah­res­ur­laubs ha­ben Ar­beit­neh­mer An­spruch auf ihr nor­ma­les Ar­beits­ent­gelt, auch wenn sie zu­vor auf­grund von Kurz­ar­beit zeit­wei­se nicht ge­ar­bei­tet ha­ben

Der EuGH ent­schied, an­ders als vom Ge­ne­ral­an­walt vor­ge­schla­gen, dass die hier um­strit­te­ne Be­rech­nungs­wei­se der tägli­chen Ur­laubs­vergütung gemäß dem BRTV Bau nicht mit dem Eu­ro­pa­recht zu ver­ein­ba­ren sei.

Die Richt­li­nie ver­langt nun ein­mal, so der EuGH, dass Ar­beit­neh­mer während ih­res vierwöchi­gen Min­des­t­ur­laubs ihr "gewöhn­li­ches Ent­gelt" be­kommt. Denn, so der Ge­richts­hof:

"Ist das auf­grund des An­spruchs auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub gemäß Art.7 Abs.1 der Richt­li­nie 2003/88 ge­zahl­te Ent­gelt (...) ge­rin­ger als das gewöhn­li­che Ent­gelt, das der Ar­beit­neh­mer in Zeiträum­en tatsäch­li­cher Ar­beits­leis­tung erhält, könn­te die­ser aber ver­an­lasst sein, sei­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub nicht zu neh­men, zu­min­dest nicht in sol­chen Ar­beits­zeiträum­en, da dies dann zu ei­ner Ver­rin­ge­rung sei­nes Ent­gelts führen würde." (Ur­teil, Rn.44)

Al­ler­dings ga­ran­tiert Art.7 Abs.1 Richt­li­nie 2003/88/EG Ur­laubs­ansprüche Ar­beit­neh­mern nur für Zeiträume, in de­nen sie tatsächlich ge­ar­bei­tet ha­ben, und da­zu gehören Kurz­ar­beits­zeiträume nicht (Ur­teil, Rn.29). Über­tra­gen auf den vor­lie­gen­den Streit­fall würde das be­deu­ten, dass Herr Hein al­lein auf der Grund­la­ge der Richt­li­nie für das Jahr 2015 nur zwei Wo­chen (statt sechs Wo­chen) Er­ho­lungs­ur­laub be­an­spru­chen kann (Ur­teil, Rn.29).

Fa­zit: Das EuGH-Ur­teil in Sa­chen Hein ist we­nig über­zeu­gend, denn letzt­lich führt es nur zu ei­nem büro­kra­ti­schen Hin und Her, aber zu kei­ner Ver­bes­se­rung der ur­laubs­recht­li­chen Ansprüche der Ar­beit­neh­mer. So folgt für den hier zu ent­schei­den­den Streit­fall aus dem EuGH-Ur­teil, dass die Be­zah­lung des sechswöchi­gen Ur­laubs, den der Kläger 2015 und 2016 in An­spruch ge­nom­men hat, eu­ro­pa­recht­lich nur während ei­nes zweiwöchi­gen Teils zu ge­ring be­mes­sen war.

Denn nach der EuGH-Recht­spre­chung, die in die­sem Punkt aus Ar­beit­neh­mer­sicht ungüns­ti­ger ist als das deut­sche Ur­laubs­recht, müssen sich Ar­beit­neh­mer (von Krank­heits­zei­ten und Mut­ter­schutz­zei­ten ab­ge­se­hen) ih­ren Ur­laubs­an­spruch durch vor­he­ri­ge Ar­beit "ver­die­nen". Das Ar­beits­ge­richt Ver­den wird da­her nicht oh­ne wei­te­res aus dem EuGH-Ur­teil die Schluss­fol­ge­rung zie­hen können, dass der Kläger für die ge­sam­ten sechs Ur­laubs­wo­chen oder auch nur für die vier Wo­chen Min­des­t­ur­laub nach der Richt­li­nie zusätz­li­ches Ur­laubs­ent­gelt zu be­an­spru­chen hat. Ein eu­ro­pa­recht­li­cher An­spruch auf wei­te­re Vergütung be­steht mögli­cher­wei­se nur für die zwei Ur­laubs­wo­chen, die sich der Kläger laut EuGH in 2015 er­ar­bei­tet hat.

Sch­ließlich ist ju­ris­tisch kaum nach­voll­zieh­bar, dass sich der EuGH über die ta­rif­ver­trag­li­che Grund­la­ge der hier um­strit­te­nen Be­rech­nungs­wei­se hin­weg­ge­setzt hat. Wie Ge­ne­ral­an­walt Bo­b­ek in sei­nen Schluss­anträgen zu­recht be­tont, wird der so­zia­le Dia­log der Ta­rif­par­tei­en auch im Uni­ons­recht an­er­kannt, wie sich aus Art.28 Grund­rech­te­char­ta er­gibt, die das Recht auf Kol­lek­tiv­ver­hand­lun­gen ga­ran­tiert. Im Er­geb­nis der EuGH-Ent­schei­dung in Sa­chen Hein wer­den die Ta­rif­par­tei­en den BRTV Bau um­schrei­ben müssen, wo­bei im Er­geb­nis mit großer Wahr­schein­lich­keit kei­ne höhe­re Ge­samt-Ur­laubs­vergütung ste­hen wird.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 4. Januar 2021

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Bewertung:

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de