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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/106

Ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gung we­gen au­ßer­dienst­li­cher Straf­tat

Ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gung ei­nes Mit­ar­bei­ters im öf­fent­li­chen Dienst we­gen Zu­häl­te­rei: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 28.10.2010, 2 AZR 293/09
JVA Kün­di­gung we­gen au­ßer­dienst­li­cher Straft­ta­ten

01.06.2011. Ar­beits­ver­trä­ge ver­pflich­ten nicht nur zur Ar­beits­leis­tung und zu de­ren Ent­loh­nung, son­dern auch zur Fair­ness ge­gen­über dem Ver­trags­part­ner (§ 241 Abs.2 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch - BGB).

Die­se Pflicht gilt auch au­ßer­halb der Ar­beits­zeit. Sie wird z.B. bei ei­ner au­ßer­dienst­li­chen Straf­tat ver­letzt, falls die­se ei­nen Be­zug zum Dienst hat.

Des­halb kann ei­ne in der Frei­zeit ver­üb­te Kör­per­ver­let­zung ein Ab­mah­nungs- oder Kün­di­gungs­grund sein, wenn sie auf dem Be­triebs­ge­län­de ver­übt wur­de.

Im öf­fent­li­chen Dienst muss­ten Ar­beit­neh­mer bis­her ihr ge­sam­tes Pri­vat­le­ben dar­an aus­rich­ten, dass das An­se­hen ih­res Ar­beit­ge­bers nicht be­ein­träch­tigt wur­de. Die­se stren­ge Pflicht wur­de durch den Ta­rif­ver­trag für den öf­fent­li­chen Dienst (TVöD) ab­ge­schafft.

Da­her ist frag­lich, wann An­ge­stellt des öf­fent­li­chen Diens­tes we­gen au­ßer­dienst­lich be­gan­ge­ner Straf­ta­ten ge­kün­digt wer­den kann. Mit die­ser Fra­ge be­fasst sich ein Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) vom 28.10.2010, 2 AZR 293/09.

Ein städ­ti­scher Bau­ar­bei­ter wur­de we­gen Zu­häl­te­rei und Kör­per­ver­let­zung zu ei­ner Be­wäh­rungs­stra­fe ver­ur­teilt. Als Tat­mo­tiv nann­te er Geld­man­gel in­fol­ge kärg­li­cher Ent­loh­nung. Die Pres­se be­rich­te­te dar­über. Er er­hielt dar­auf­hin ei­ne or­dent­li­che ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gung.

Das Ar­beits­ge­richt Bo­chum und das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Hamm hiel­ten die Kün­di­gung für wirk­sam (LAG Hamm, Ur­teil vom 12.02.2009, 17 Sa 1567/08, wir be­rich­te­ten in: Ar­beits­recht ak­tu­ell: 09/086 Kün­di­gung we­gen „au­ßer­dienst­li­cher“ Zu­häl­te­rei)

Auch das BAG gab dem Ar­beit­ge­ber recht, weil der Bau­ar­bei­ter mit sei­nen Äu­ße­run­gen ei­nen Be­zug zwi­schen Tat und Ar­beits­ver­hält­nis her­ge­stellt hat­te.

Fa­zit: We­gen au­ßer­dienst­li­cher Straf­ta­ten dür­fen öf­fent­li­che Ar­beit­ge­ber heu­te nur noch un­ter den­sel­ben - en­gen - Vor­aus­set­zun­gen wie pri­va­te Ar­beit­ge­ber kün­di­gen. Es braucht da­her ei­nen Be­zug zwi­schen Straf­tat und Ar­beits­ver­hält­nis. Der aber liegt schon vor, wenn der Ar­beit­ge­ber in der Öf­fent­lich­keit mit der Straf­tat in Ver­bin­dung ge­bracht wird. Straf­fäl­lig ge­wor­de­ne Ar­beit­neh­mer soll­ten da­her ih­re Straf­ver­fah­ren mög­lichst rasch und un­auf­fäl­lig be­en­den, z.B. durch Ak­zep­tie­ren ei­ner Geld­bu­ße.

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Letzte Überarbeitung: 14. Juli 2020

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