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VG Frank­furt, Be­schluss vom 25.06.2010, 9 K 836/10.F

   
Schlagworte: Urlaubsabgeltung
   
Gericht: Verwaltungsgericht Frankfurt
Aktenzeichen: 9 K 836/10.F
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 25.06.2010
   
Leitsätze:

1. Die RL 2003/88/EG (juris: EGRL 88/2003) findet auch auf Beamtenverhältnisse Anwendung.

2. Der Anspruch auf Urlaubsabgeltung aus Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG (juris: EGRL 88/2003) steht auch Beamtinnen und Beamten zu, die aus ihrem Beamtenverhältnis ausgeschieden sind und gehindert waren, ihren Urlaub in Anspruch zu nehmen.

3. Die Abgeltungsregelung in Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG (juris: EGRL 88/2003) erfasst den gesamten nach nationalem Recht zu gewährenden Jahresurlaub, im Beamtenrecht den gesamten Erholungsurlaub und nicht nur den nach Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG (juris: EGRL 88/2003) zu gewährenden Mindesturlaub im Umfang von 4 Wochen. Das gilt auch für Freistellungsansprüche im Zusammenhang mit unregelmäßiger Arbeitszeiteinteilung, da insoweit die Urlaubsberechnung beeinflusst wird.

4. Vorlage an den EuGH zur Auslegung der RL 2003/88/EG (juris: EGRL 88/2003) in Bezug auf Beamtenverhältnisse.

Vorinstanzen:
   

VG Frank­furt am Main, 25.06.2010 - 9 K 836/10.F

 

Te­nor:

Das Ver­fah­ren wird aus­ge­setzt, um ei­ne Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs der Eu­ropäischen Uni­on zu den nach­fol­gen­den Fra­gen her­bei­zuführen.

1. Gilt Art. 7 RL 2003/88/EG auch für Be­am­ten­verhält­nis­se?

2. Er­fasst Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG auch Ansprüche auf Jah­res- bzw. Er­ho­lungs­ur­laub, so­weit das na­tio­na­le Recht ei­nen der­ar­ti­gen An­spruch für mehr als 4 Wo­chen be­gründet?

3. Un­ter­fal­len Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG auch sol­che Frei­stel­lungs­ansprüche, die nach na­tio­na­lem Recht auf­grund un­re­gelmäßiger Ar­beits­zeit­ver­tei­lung zum Aus­gleich für Fei­er­ta­ge zusätz­lich zum Jah­res- bzw. Er­ho­lungs­ur­laub gewährt wer­den?

4. Kann ein in den Ru­he­stand ge­tre­te­ner Be­am­ter ei­nen An­spruch auf Ab­gel­tung von Er­ho­lungs- bzw. Jah­res­ur­laub un­mit­tel­bar auf Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG stützen, wenn er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst ge­leis­tet hat und des­halb nicht in der La­ge war, sei­nen Ur­laub in der Form der Frei­stel­lung vom Dienst in An­spruch zu neh­men?

5. Kann ei­nem sol­chen Ab­gel­tungs­an­spruch der im na­tio­na­len Recht an­ge­ord­ne­te vor­zei­ti­ge Ver­fall des Ur­laubs­an­spruchs zu­min­dest teil­wei­se ent­ge­gen ge­hal­ten wer­den?

6. Er­streckt sich der Um­fang des durch Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG be­gründe­ten Ab­gel­tungs­an­spruchs nur auf den durch Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG gewähr­leis­te­ten Min­des­t­ur­laub von 4 Wo­chen, oder er­streckt sich der Ab­gel­tungs­an­spruch darüber hin­aus auch auf die im na­tio­na­len Recht zusätz­lich vor­ge­se­he­nen Ur­laubs­ansprüche? Gehören zu die­sen er­wei­ter­ten Ur­laubs­ansprüchen auch sol­che, bei de­nen sich der An­spruch auf Frei­stel­lung nur aus ei­ner be­son­de­ren Ar­beits­zeit­ver­tei­lung er­gibt?

 

Gründe

I

- 2 -

Der am XX 1949 ge­bo­re­ne Kläger wur­de am 1. Ok­to­ber 1970 von der Be­klag­ten un­ter Be­ru­fung in das Be­am­ten­verhält­nis auf Pro­be zum Feu­er­wehr­mann zur An­stel­lung er­nannt. Er ver­blieb nach er­folg­rei­cher Ab­le­gung der Lauf­bahn­prüfung als Be­am­ter im Feu­er­wehr­dienst und wur­de am 20. De­zem­ber 1989 zum Haupt­brand­meis­ter ( Be­sol­dungs­grup­pe A 9 BBe­sO) er­nannt.

Ab dem 12. Ju­ni 2007 war der Kläger durch­ge­hend we­gen Krank­heit dienst­unfähig. Mit Ab­lauf des Mo­nats Au­gust 2009 trat der Kläger nach dem Er­rei­chen der für Feu­er­wehr­be­am­te gel­ten­den Al­ters­gren­ze (Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res) in den Ru­he­stand und be­zieht seit­dem Ver­sor­gungs­bezüge in Höhe von der­zeit mo­nat­lich 2.463,24 €. (Bl. 360 der Per­so­nal­ak­te).

Auf­grund der von der Fünf­ta­ge­wo­che ab­wei­chend fest­ge­setz­ten re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit für Feu­er­wehr­be­am­te bei der Be­klag­ten be­trug der An­spruch des Klägers auf Jah­res­ur­laub in den Jah­ren 2007 bis 2009 je­weils 26 Ta­ge (Schich­ten). Zusätz­lich wur­de den Be­am­ten des mitt­le­ren feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes, d. h. auch dem die­sem Dienst zu­gehöri­gen Kläger, ein Wo­chen­fei­er­tags­aus­gleich in St­un­den gewährt für je­ne Fei­er­ta­ge, die im je­wei­li­gen Ka­len­der­jahr auf ei­nen Wo­chen­tag fal­len und an de­nen Be­am­te des nicht­tech­ni­schen Ver­wal­tungs­diens­tes folg­lich dienst­frei ha­ben. Auf­grund ei­ner ge­son­der­ten städti­schen Re­ge­lung sind auch der 24. De­zem­ber und 31. De­zem­ber ei­nes Jah­res wie Wo­chen­fei­er­ta­ge zu be­wer­ten, so­fern sie auf ei­nen Wo­chen­tag fal­len. Dar­aus er­rech­ne­te sich für die Jah­re 2007 und 2008 ein wei­te­rer Frei­stel­lungs­an­spruch des Klägers in Höhe von je­weils 9 Schich­ten, für das Jahr 2009 von 8 Schich­ten.

Die Be­tei­lig­ten ge­hen im Hin­blick auf die­se Re­ge­lun­gen da­von aus, dass dem Kläger für das Jahr 2007 ein Ge­samt­ur­laubs- und Frei­stel­lungs­an­spruch von 31 Ta­gen, für das Jahr 2008 von 35 Ta­gen und für das Jahr 2009 von 34 Ta­gen zu­stand. Da­von hat der Kläger le­dig­lich 14 Ta­ge während des Jah­res 2007 in An­spruch ge­nom­men. In der Sum­me ver­blieb ein un­erfüll­ter Ur­laubs- und Frei­stel­lungs­an­spruch von 86 Ta­gen, was nach den vom Kläger nicht an­ge­zwei­fel­ten Be­rech­nun­gen der Be­klag­ten ei­nen Be­trag von 16.821,60 € brut­to er­gibt.

Am 7. De­zem­ber 2009 be­an­trag­te der Kläger die Aus­zah­lung des Rest­ur­laubs im Um­fang von 86 Dienst­schich­ten (Bl. 22 d. A.).

Mit Be­scheid vom 17. De­zem­ber 2009 (Bl. 23 f. d. A.) lehn­te die Be­klag­te den An­trag ab, da ei­ne Geld­ab­fin­dung für nicht gewähr­ten oder nicht ge­nom­me­nen (Rest-)Er­ho­lungs­ur­laub im Be­am­ten­recht nicht vor­ge­se­hen sei.

Am 15. Ja­nu­ar 2010 er­hob der Kläger Wi­der­spruch und ver­wies zur Be­gründung (Bl. 34 d. A.) auf die Ent­schei­dung des EuGH zur RL 2003/88/EG (NZA 2009, 135) so­wie die ihm fol­gen­de Ent­schei­dung des BAG (NZA 2009, 538 [BAG 24.03.2009 - 9 AZR 983/07] ).

Mit Wi­der­spruchs­be­scheid vom 3. März 2010 (Bl. 26-33 d. A.), zu­ge­stellt am 8. März 2010, wies die Be­klag­te den Wi­der­spruch zurück.

Mit sei­ner am 7. April 2010 er­ho­be­nen Kla­ge ver­folgt der Kläger sein Be­geh­ren auf Ur­laubs­ab­gel­tung im Um­fang von 86 Ta­gen wei­ter und be­zieht sich auf die be­reits ge­nann­te Recht­spre­chung des EuGH zur Ur­laubs­ab­gel­tung in den Fällen, in de­nen der Ur­laub krank­heits­be­dingt nicht ge­nom­men wer­den konn­te.

Die Be­klag­te tritt der Kla­ge ent­ge­gen, weil das Be­am­ten­recht im Un­ter­schied zum Ar­beits­recht kei­ne Ab­gel­tung von Ur­laubs­ansprüchen zu­las­se. Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG könne auf Be­am­te nicht an­ge­wandt wer­den. Auch stel­le ei­ne Ruh­stands­ver­set­zung kei­ne Be­en­di­gung des Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses i. S. d. Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG dar.

II

- 3 -

Die Kla­ge ist zulässig, ins­be­son­de­re frist­ge­recht nach der Durchführung des be­am­ten­recht­lich be­son­ders vor­ge­schrie­be­nen Vor­ver­fah­rens ( § 54 Abs. 2 Be­am­tStG ) er­ho­ben wor­den.

Das im Kla­ge­an­trag for­mu­lier­te Zah­lungs­be­geh­ren ist der­zeit zwar noch un­be­stimmt. Die Be­klag­te hat je­doch den Um­fang des Zah­lungs­an­spruch vor­ge­rech­net, so­dass in ei­nem späte­ren Sta­di­um des Ver­fah­rens die not­wen­di­ge Be­stimmt­heit des Kla­ge­an­trags noch her­ge­stellt und zur Grund­la­ge des Ur­teils ge­macht wer­den kann.

Das Ver­fah­ren ist ent­spre­chend § 94 Vw­GO aus­zu­set­zen, um gemäß Art. 267 AEUV ei­ne Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs der Eu­ropäischen Uni­on zur Aus­le­gung von Art. 7 RL 2003/88/EG her­bei­zuführen.

Auf den Kläger fin­den auf­grund sei­nes – frühe­ren – Be­am­ten­sta­tus die ar­beits­recht­li­chen Be­stim­mun­gen des Bun­des­ur­laubs­ge­set­zes kei­ne An­wen­dung, das in § 7 Abs. 4 vor­sieht, dass Ur­laub, der we­gen der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht ge­nom­men wer­den kann, ab­zu­gel­ten ist. Die Ansprüche auf Er­ho­lungs­ur­laub sind statt­des­sen für Be­am­tin­nen und Be­am­te ei­genständig ge­re­gelt. Im Bun­des­land Hes­sen gilt § 106 Hes­si­sches Be­am­ten­ge­setz (HBG), der –aus­zugs­wei­se - fol­gen­den Wort­laut hat:

„(1) Dem Be­am­ten steht alljähr­lich ein Er­ho­lungs­ur­laub un­ter Fort­gewährung der Be­sol­dung zu. Leh­rer an öffent­li­chen Schu­len ha­ben den Er­ho­lungs­ur­laub während der Schul­fe­ri­en, wis­sen­schaft­li­ches und künst­le­ri­sches Per­so­nal an den Hoch­schu­len des Lan­des mit Lehr­auf­ga­ben während der Se­mes­ter­fe­ri­en zu neh­men.

(2) Das Nähe­re re­gelt die Lan­des­re­gie­rung durch Rechts­ver­ord­nung. Sie be­stimmt ins­be­son­de­re

1.den Be­ginn und das En­de des Ur­laubs­jah­res,

2.das Ent­ste­hen und Erlöschen des Ur­laubs­an­spruchs,

3.die Dau­er des jähr­li­chen Er­ho­lungs­ur­laubs, die nach dem Le­bens­al­ter fest­zu­set­zen ist,

4.die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen ein Zu­satz­ur­laub zu gewähren ist und des­sen Höhe,

5.die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen ein Son­der­ur­laub gewährt wer­den kann, des­sen Höhe und An­rech­nung auf den Er­ho­lungs­ur­laub,

6.die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen ei­ne Dienst­be­frei­ung zu er­tei­len ist oder er­teilt wer­den kann,

7.ob und in­wie­weit in den Fällen der Nr. 5 und 6 die Be­sol­dung zu be­las­sen ist.

(3) ...

(4) ...“

Seit dem 1.4.2009 gilt darüber hin­aus § 44 Be­am­ten­sta­tus­ge­setz . Er lau­tet:

„Be­am­tin­nen und Be­am­ten steht jähr­li­cher Er­ho­lungs­ur­laub un­ter Fort­gewährung der Bezüge zu.“

- 4 -

Der Um­fang des jähr­li­chen Ur­laubs­an­spruchs er­gibt sich aus der Hes­si­schen Ur­laubs­ver­ord­nung(HUrl­VO), die – so­weit re­le­vant – fol­gen­den Wort­laut

hat: „§ 1 Gel­tungs­be­reich

(1) Die Ver­ord­nung gilt für die Be­am­tin­nen und Be­am­ten des Lan­des, der Ge­mein­den, der Ge­mein­de­verbände und der sons­ti­gen der Auf­sicht des Lan­des un­ter­ste­hen­den Körper­schaf­ten, An­stal­ten und Stif­tun­gen des öffent­li­chen Rechts.

(2) § 16 gilt für die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer der in Abs. 1 ge­nann­ten Dienst­her­ren ent­spre­chend; güns­ti­ge­re ta­rif­recht­li­che Re­ge­lun­gen blei­ben un­berührt.
§ 2 Ur­laubs­jahr
Ur­laubs­jahr ist das Ka­len­der­jahr.
§ 5 Ur­laubs­dau­er

(1) Der Ur­laubs­an­spruch rich­tet sich nach dem Le­bens­al­ter, das im Lau­fe des Ka­len­der­jah­res er­reicht wird. Er beträgt bei ei­nem Le­bens­al­ter von

bis zu 30 Jah­ren 26 Ar­beits­ta­ge,
über 30 bis 40 Jah­ren 29 Ar­beits­ta­ge,
über 40 bis 50 Jah­ren  30 Ar­beits­ta­ge,
über 50 Jah­ren 33 Ar­beits­ta­ge,

wenn die re­gelmäßige Ar­beits­zeit auf fünf Ar­beits­ta­ge in der Ka­len­der­wo­che ver­teilt ist.

(2) Ist die wöchent­li­che Ar­beits­zeit im Durch­schnitt des Ur­laubs­jah­res auf mehr als fünf Ar­beits­ta­ge in der Ka­len­der­wo­che ver­teilt, so erhöht sich der Ur­laub für je­den zusätz­li­chen Ar­beits­tag im Ur­laubs­jahr um ein Zwei­hun­dert­sech­zig­s­tel des Ur­laubs nach Abs. 1 und ei­nes et­wai­gen Zu­satz­ur­laubs. Ist die wöchent­li­che Ar­beits­zeit im Durch­schnitt des Ur­laubs­jah­res auf we­ni­ger als fünf Ar­beits­ta­ge ver­teilt, so ver­min­dert sich der Ur­laub für je­den zusätz­li­chen ar­beits­frei­en Tag im Ur­laubs­jahr um ein Zwei­hun­dert­sech­zig­s­tel des Ur­laubs nach Abs. 1 und ei­nes et­wai­gen Zu­satz­ur­laubs. Ein Zu­satz­ur­laub für Schicht­dienst (§ 14) bleibt in den Fällen des Satz 1 und 2 un­berück­sich­tigt. In Ver­wal­tun­gen, in de­nen die Ver­tei­lung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit häufig wech­selt, kann die obers­te Dienst­behörde oder die von ihr be­stimm­te Stel­le ei­ne ab­wei­chen­de Be­rech­nungs­wei­se zu­las­sen. Ändert sich die Ver­tei­lung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit, so ist bei der Ur­laubs­be­rech­nung die Zahl der Ar­beits­ta­ge zu­grun­de zu le­gen, die sich er­ge­ben würde, wenn die für die Zeit des Ur­laubs maßge­ben­de Ver­tei­lung der Ar­beits­zeit für das gan­ze Ur­laubs­jahr gel­ten würde; dies gilt auch für Ur­laubs­ansprüche aus dem vor­an­ge­gan­ge­nen Ur­laubs­jahr und Rest­ur­laub. Ver­bleibt nach der Be­rech­nung des Ur­laubs ein hal­ber Ur­laubs­tag oder mehr, so wird auf ei­nen vol­len Ur­laubs­tag auf­ge­run­det; ein ge­rin­ge­rer Bruch­teil bleibt un­berück­sich­tigt.

(3) Ar­beits­ta­ge im Sin­ne die­ser Ver­ord­nung sind al­le Ka­len­der­ta­ge, an de­nen nach der maßgeb­li­chen Ar­beits­zeit­re­ge­lung Dienst zu leis­ten ist. En­det ei­ne Dienst­schicht nicht an dem Ka­len­der­tag, an dem sie be­gon­nen hat, gilt als Ar­beits­tag der Ka­len­der­tag, an dem sie be­gon­nen hat. Auf ei­nen Werk­tag fal­len­de ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge, für die kein Frei­zeit­aus­gleich gewährt wird, gel­ten nicht als Ar­beits­ta­ge.

- 5 -

(4) Die Dienst­stel­le kann den Er­ho­lungs­ur­laub ein­sch­ließlich ei­nes et­wai­gen Zu­satz­ur­laubs nach St­un­den be­rech­nen, wo­bei je­der Ur­laubs­tag mit ei­nem Fünf­tel der je­wei­li­gen re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit an­ge­setzt wird.

§ 8 Teil­ur­laub

(1) Be­ginnt oder en­det das Be­am­ten­verhält­nis im Lau­fe des Ur­laubs­jah­res, steht Be­am­tin­nen und Be­am­ten für je­den vol­len Mo­nat der Dienst­zu­gehörig­keit ein Zwölf­tel des Jah­res­ur­laubs zu. En­det das Be­am­ten­verhält­nis we­gen Er­rei­chens der ge­setz­li­chen Al­ters­gren­ze, so beträgt der Ur­laubs­an­spruch sechs Zwölf­tel, wenn das Be­am­ten­verhält­nis in der ers­ten Hälf­te des Ur­laubs­jah­res en­det, und zwölf Zwölf­tel, wenn das Be­am­ten­verhält­nis in der zwei­ten Hälf­te en­det.

(2) Der Jah­res­ur­laub ver­min­dert sich für je­den vol­len Ka­len­der­mo­nat

1.ei­ner Be­ur­lau­bung oh­ne Be­sol­dung oder

2.ei­ner Frei­stel­lung vom Dienst in den Fällen des § 1 Abs. 3 Satz 1 der Hes­si­schen Ar­beits­zeit­ver­ord­nung vom 13. De­zem­ber 2003 (GVBl. I S. 326) und im Block­mo­dell der Al­ters­teil­zeit

um ein Zwölf­tel. Ha­ben Be­am­tin­nen oder Be­am­te den ih­nen zu­ste­hen­den Er­ho­lungs­ur­laub vor Be­ginn ei­ner Be­ur­lau­bung oh­ne Be­sol­dung nicht oder nicht vollständig er­hal­ten, so ist der Rest­ur­laub nach dem En­de der Be­ur­lau­bung oh­ne Be­sol­dung dem Er­ho­lungs­ur­laub des lau­fen­den Ur­laubs­jah­res hin­zu­zufügen. Ha­ben Be­am­tin­nen oder Be­am­te vor Be­ginn ei­ner Be­ur­lau­bung oh­ne Be­sol­dung mehr Er­ho­lungs­ur­laub er­hal­ten, als ih­nen nach Satz 1 zu­steht, so ist der ih­nen nach dem En­de der Be­ur­lau­bung oh­ne Be­sol­dung zu­ste­hen­de Er­ho­lungs­ur­laub um den zu­viel gewähr­ten Er­ho­lungs­ur­laub zu kürzen.

(3) Abs. 2 Satz 1 gilt nicht, wenn Be­am­tin­nen und Be­am­te während ei­ner El­tern­zeit bei ih­rem Dienst­herrn ei­ne Teil­zeit­beschäfti­gung im Be­am­ten­verhält­nis ausüben.

(4) Be­ur­laub­te Be­am­tin­nen und Be­am­te, die oh­ne Un­ter­bre­chung für min­des­tens drei Mo­na­te Ur­laubs- oder Krank­heits­ver­tre­tun­gen über­neh­men, er­hal­ten für je­den vol­len Mo­nat der Dienst­leis­tung ein Zwölf­tel des Ur­laubs nach § 5 Abs. 1.

(5) Bruch­tei­le von Ur­laubs­ta­gen wer­den auf vol­le Ta­ge auf­ge­run­det, je­doch nur ein­mal im Ka­len­der­jahr.

§ 9 Tei­lung und Über­tra­gung

(1) Der Er­ho­lungs­ur­laub kann ge­teilt gewährt wer­den, so­weit da­durch der Ur­laubs­zweck nicht gefähr­det wird.

(2) Der Ur­laub soll grundsätz­lich im Ur­laubs­jahr ge­nom­men wer­den. Ur­laub, der nicht in­ner­halb von neun Mo­na­ten nach dem En­de des Ur­laubs­jah­res an­ge­tre­ten wor­den ist, verfällt.

(3) Läuft die War­te­zeit erst im Lau­fe des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res ab, so verfällt der Ur­laub erst am En­de die­ses Ka­len­der­jah­res.“

Nach Maßga­be die­ser Be­stim­mun­gen er­rech­net sich für den Kläger der im Tat­be­stand an­ge­ge­be­ne Ur­laubs­an­spruch, da die ergänzen­den Frei­stel­lun­gen für die ge­setz­li­chen Fei­er­ta­ge, die auf ei­nen Wo­chen­ar­beits­tag fal­len, nach § 5 Abs. 3 HUrl­VO von der Be­klag­ten zu­recht in die Be­rech­nung des Ur­laubs­an­spruchs ein­be­zo­gen wur­den. Aus § 8 Abs. 1 S. 2 HUrl­VO er­gibt sich, dass dem Kläger trotz sei­nes Über­tritts in den Ru­he­stand be­reits mit Ab­lauf des Mo­nats Au­gust 2009 ein un­gekürz­ter An­spruch auf den vol­len Er­ho­lungs­ur­laub zu­steht.

- 5 -

Für den Über­tritt in den Ru­he­stand ist § 25 Be­am­tStG maßge­bend. Er lau­tet:

„Be­am­tin­nen auf Le­bens­zeit und Be­am­te auf Le­bens­zeit tre­ten nach Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze in den Ru­he­stand.“

Der Über­tritt in den Ru­he­stand führt nach § 21 Nr. 4 Be­am­tStG zur Be­en­di­gung des Be­am­ten­verhält­nis­ses. Die Vor­schrift lau­tet:

„Das Be­am­ten­verhält­nis en­det durch

1. Ent­las­sung,

2. Ver­lust der Be­am­ten­rech­te,

3. Ent­fer­nung aus dem Be­am­ten­verhält­nis nach den Dis­zi­plinar­ge­set­zen oder

4. Ein­tritt oder Ver­set­zung in den Ru­he­stand.“

Der Zeit­punkt des Ru­he­stands­be­ginns er­gibt sich aus § 50 Abs. 1 HBG. Die Re­ge­lung lau­tet in Abs.

1:

„Die Be­am­ten auf Le­bens­zeit tre­ten mit dem En­de des Mo­nats, in dem sie das fünf­und­sech­zigs­te Le­bens­jahr voll­endet ha­ben (Al­ters­gren­ze), in den Ru­he­stand.“

Für Be­am­tin­nen und Be­am­te der Be­rufs­feu­er­weh­ren wie den Kläger tritt an die Stel­le der Voll­endung des 65. Le­bens­jah­res – der­zeit - die Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res. § 197 Abs. 1 HBG ord­net in­so­weit die ent­spre­chen­de Gel­tung von § 194 HBG an, in des­sen Abs. 1 die Al­ters­gren­ze für Po­li­zei­voll­zugs­be­am­te auf die Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res fest­ge­legt ist.

Die Kam­mer geht da­von aus, dass die RL 2003/88/EG auf­grund ih­rer in Art. 1 Abs. 4 vor­ge­nom­me­nen Ver­wei­sung auf die RL 89/391/EWG nicht nur auf Beschäftig­te im Ar­beits­verhält­nis, son­dern eben­so auf öffent­lich-recht­li­che Dienst­verhält­nis­se ein­sch­ließlich der öffent­lich-recht­li­chen Be­am­ten­verhält­nis­se an­zu­wen­den ist. Nach § 3 Abs. 1 Be­am­tStG ste­hen Be­am­tin­nen und Be­am­te zu ih­rem Dienst­herrn in ei­nem öffent­lich-recht­li­chen Dienst- und Treue­verhält­nis (Be­am­ten­verhält­nis). Die Kam­mer nimmt in­so­weit auf das Ur­teil des EuGH v. 14. 7. 2005 - C-52/04 (NZA 2005, 921, 922 Rn. 38 ff., 52 –„Per­so­nal­rat der Feu­er­wehr Ham­burg“) Be­zug, in dem der EuGH da­von aus­ge­gan­gen ist, dass die Re­ge­lun­gen der RL 2003/88/EG zur Höchst­ar­beits­zeit auf Be­am­ten­verhält­nis­se An­wen­dung fin­den. Das muss nach Auf­fas­sung der Kam­mer auch für Art. 7 RL 2003/88/EG un­ein­ge­schränkt gel­ten.

Dar­an schließt sich die Fra­ge an, ob durch Art. 7 RL 2003/88/EG nur ein jähr­li­cher Ur­laubs­an­spruch von 4 Wo­chen geschützt wird, oder ob sich die ge­nann­te Re­ge­lung, ins­be­son­de­re ihr Abs. 2 auch auf Ur­laubs­ansprüche be­zieht, die im na­tio­na­len Recht über die uni­ons­recht­lich vor­ge­schrie­be­ne Min­dest­dau­er von 4 Wo­chen hin­aus gewährt wer­den, wie z. B. in Hes­sen für le­bensälte­re Be­am­tin­nen und Be­am­te im Um­fang von 33 Ar­beits­ta­gen, die sich hier für den Kläger auf 26 Schich­ten/Ta­ge um­rech­nen. Ergänzend ist in­so­weit auch klärungs­bedürf­tig, ob der Schutz des Art. 7 RL 2003/88/EG auch die wei­te­ren Mo­da­litäten der Ur­laubs­be­rech­nung er­fasst, die vor­lie­gend die Ein­be­zie­hung der auf Werk­ta­ge ent­fal­len­den Wo­chen­fei­er­ta­ge er­fas­sen.

Das BAG ver­tritt zu § 7 BUrlG die Auf­fas­sung, dass nur der durch Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG vor­ge­se­he­ne Min­des­t­ur­laub von der Recht­spre­chung des EuGH zur man­geln­den Ver­fall­bar­keit ei­nes Ur­laubs­an­spruchs bei krank­heits­be­ding­ter Unmöglich­keit sei­ner In­an­spruch­nah­me er­fasst wird ( BAG U. v. 24. 3. 2009 - 9 AZR 983/07 – NZA 2009, 538). Die Kam­mer möch­te dem nicht fol­gen, son­dern al­le wei­ter­ge­hen­den im na­tio­na­len Recht vor­ge­se­he­nen Ansprüche auf Jah­res­ur­laub, d. h. den sei­nem Zweck nach auch zur Er­ho­lung be­stimm­ten Ur­laub in die

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Gewähr­leis­tun­gen des Art. 7 RL 2003/88/EG ein­be­zie­hen, da die RL nur ei­nen Min­dest­stan­dard fest­legt, aber kei­ne Höchst­be­din­gun­gen.

Die Kam­mer geht im An­schluss an das Ur­teil des EuGH vom 20.1.2009 (Rs. C-350/06 und C-520/06 – NZA 209, 135 –„Schultz-Hoff u.a.“) da­von aus, dass die Re­ge­lung in § 9 HUrl­VO ei­nen Ver­fall des kläge­ri­schen An­spruchs auf Er­ho­lungs­ur­laub nicht be­gründen kann, da der Kläger aus Krank­heits­gründen dienst­unfähig war und des­halb kei­nen Ur­laub neh­men konn­te. Da­her ste­hen dem Kläger auch die Ur­laubs­ansprüche seit dem Jahr 2007 zu, oh­ne dass dem § 9 HUrl­VO ent­ge­gen­steht. Das gilt nach Auf­fas­sung der Kam­mer nicht nur im Um­fang von 4 Wo­chen, dem Min­dest­an­spruch nach Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG , son­dern auch für die zusätz­li­chen Ta­ge, de­ren Grund­la­ge sich aus § 5 HUrl­VO er­gibt.

Darüber hin­aus ist die Kam­mer der Auf­fas­sung, dass dem Kläger ent­spre­chend den Ausführun­gen des EuGH in sei­nem Ur­teil vom 20.1.2009 un­mit­tel­bar auf­grund des Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG ein An­spruch auf Ab­gel­tung der aus Krank­heits­gründen nicht ge­nom­me­nen Ur­laubs­ta­ge zu­steht. Zwar kennt das Be­am­ten­recht kei­nen § 7 Abs.4 BUrlG ver­gleich­ba­ren, für Beschäftig­te im Ar­beits­verhält­nis vor­ge­se­he­nen Ab­gel­tungs­an­spruch. In die­sem Fall muss je­doch un­mit­tel­bar auf die An­spruchs­grund­la­ge des Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG zurück­ge­grif­fen wer­den, um den Vor­rang des Uni­ons­rechts zu wah­ren.

Der Kläger ist nach § 25 Be­am­tStG i. V. m. § 50 Abs. 1, § 194 Abs. 1, § 197 Abs. 1 S. 1 HBG nach Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze kraft Ge­set­zes in den Ru­he­stand ge­tre­ten. Da­mit hat sein Be­am­ten­verhält­nis nach § 21 Nr. 4 Be­am­tStG ge­en­det. Die­se Art der Be­en­di­gung stellt nach Auf­fas­sung der Kam­mer auch ei­ne Be­en­di­gung i. S .d. Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG dar, da das an­stel­le des ak­ti­ven Be­am­ten­verhält­nis­ses ent­ste­hen­de Ru­he­stands­verhält­nis in sei­nem Haupt­zweck auf die Zah­lung der Ver­sor­gungs­bezüge des Klägers ge­rich­tet ist, kei­ne Dienst­leis­tungs­pflicht des Klägers mehr zum In­halt hat und auch des­halb kei­ne Fort­set­zung des frühe­ren Be­am­ten­verhält­nis­ses dar­stellt. Im Übri­gen kann es für die in Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG ge­nann­te Be­en­di­gung ei­nes Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses nicht auf den Grund der Be­en­di­gung an­kom­men. Maßge­bend kann al­lein sein, dass das den An­spruch auf Jah­res­ur­laub be­gründen­de Beschäfti­gungs­verhält­nis ge­en­det hat und Ur­laubs­ansprüche un­erfüll­bar ge­blie­ben sind, un­abhängig da­von, ob der frühe­re Ar­beit­ge­ber oder Dienst­herr mit Rück­sicht auf die­ses frühe­re Beschäfti­gungs­verhält­nis Ver­sor­gungs-, Be­triebs­ren­ten­leis­tun­gen oder der­glei­chen gewährt.

In der ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung wird da­ge­gen an­ge­nom­men, dass – aus un­ter­schied­li­chen Gründen – Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG je­den­falls in­so­weit nicht auf Be­am­ten­verhält­nis­se an­zu­wen­den sei, wie die Re­ge­lun­gen ei­nen An­spruch auf Ur­laubs­ab­gel­tung be­gründet. So wird ver­tre­ten, die Ab­gel­tung von Ur­laubs­ansprüchen sei dem Be­am­ten­recht fremd; es han­de­le sich bei der Ur­laubs­gewährung für Be­am­te um ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung der Fürsor­ge­pflicht, nicht um die Erfüllung ei­nes ver­trag­li­chen zi­vil­recht­li­chen An­spruchs ( VG Han­no­ver U. v. 29.04.2010 - 13 A 3250/09 – ju­ris).

Das VG Han­no­ver führt un­ter Wie­der­ga­be ei­nes Zi­tats des VG Ko­blenz wei­ter fol­gen­des aus:

„Aus die­sem Ur­teil des EuGH lässt sich für den Kläger je­doch kein An­spruch auf fi­nan­zi­el­le Ab­gel­tung sei­nes Rest­ur­lau­bes her­lei­ten. Ei­ne un­mit­tel­ba­re An­wen­dung der Richt­li­nie 2003/88/EG - so­ge­nann­te Ar­beits­zeit­richt­li­nie - im deut­schen Be­am­ten­recht ist nicht möglich. Dies er­gibt sich zunächst dar­aus, dass es sich um ei­ne Richt­li­nie han­delt, die dem Wort­laut nach al­lein für Ar­beit­neh­mer Gel­tung be­an­sprucht. Auch für den Be­reich des Ar­beits­rechts nimmt das BAG in sei­ner den EuGH-Ur­tei­len nach­fol­gen­den Ent­schei­dung vom 24. März 2009 (9 AZR 983/07 , im Fol­gen­den zi­tiert nach ju­ris) kei­ne un­mit­tel­ba­re Gel­tung der Richt­li­nie man­gels Vor­lie­gens der An­for­de­run­gen von Art. 249 Abs. 3 EGV an, son­dern legt § 7 Abs. 4 BUrlG richt­li­ni­en­kon­form aus. Ei­ne sol­che richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung schei­det im Hin­blick auf die hier streit­ge­genständ­li­che Norm des § 11 Url­VO [Rhein­land-Pfalz] je­doch aus. Denn ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung ist nur möglich, so­lan­ge da­durch kei­ne ein­deu­ti­gen Ent­schei­dun­gen des na­tio­na­len

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Ge­setz­ge­bers geändert wer­den und da­mit auch die nach deut­schem Ver­fas­sungs­recht ge­ge­be­ne Bin­dung der Ge­rich­te an Recht und Ge­setz im Sin­ne von Art. 20 Abs. 3 GG so­wie das Ge­wal­ten­tei­lungs­prin­zip aus Art. 20 Abs. 2 GG nicht ver­letzt wer­den (vgl. BAG, Ur­teil vom 24. März 2009, 9 AZR 983/07 , Rn 65). An­ders als im Fall von § 7 Abs. 4 BUrlG , in dem das BAG auf­grund der an­geführ­ten EuGH-Ent­schei­dun­gen ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung im We­ge der te­leo­lo­gi­schen Re­duk­ti­on vor­neh­men konn­te, schei­det ei­ne sol­che Aus­le­gung von § 11 Url­VO aus, da es hier wie oben dar­ge­legt an ei­ner ver­deck­ten Re­ge­lungslücke fehlt. Auch über Ar­ti­kel 3 Abs. 1 GG lässt sich ei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung auf Be­am­te un­ter Berück­sich­ti­gung der EuGH-Ent­schei­dung nicht be­gründen. So führt der EuGH aus, dass nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­ho­fes der An­spruch auf Jah­res­ur­laub und der auf Zah­lung des Ur­laubs­ent­gelts in der Richt­li­nie 2003/88 als zwei As­pek­te ei­nes ein­zi­gen An­spruchs zu be­han­deln sei­en. Durch das Er­for­der­nis der Zah­lung die­ses Ur­laubs­ent­gelts sol­le der Ar­beit­neh­mer während des Jah­res­ur­laubs in ei­ne La­ge ver­setzt wer­den, die in Be­zug auf das Ent­gelt mit den Zei­ten ge­leis­te­ter Ar­beit ver­gleich­bar ist (vgl. Ur­teil vom 20. Ja­nu­ar 2009, Rd­nr. 60, zi­tiert nach ju­ris). Dar­aus fol­ge, dass die fi­nan­zi­el­le Vergütung, auf die ein Ar­beit­neh­mer An­spruch ha­be, der aus von sei­nem Wil­len un­abhängi­gen Gründen nicht in der La­ge war, sei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub vor dem En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses aus­zuüben, in der Wei­se zu be­rech­nen sei, dass der Ar­beit­neh­mer so ge­stellt wer­de, als hätte er die­sen An­spruch während der Dau­er sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses aus­geübt (EuGH a.a.O., Rd­nr. 61). Die­se Erwägun­gen sind auf das Be­am­ten­verhält­nis nicht über­trag­bar. In­so­weit ist hin­sicht­lich zusätz­li­cher Zah­lun­gen auf den be­reits an­ge­spro­che­nen Ge­set­zes­vor­be­halt im Be­am­ten­recht zu ver­wei­sen. Auch gilt in­so­weit die struk­tu­rel­le An­ders­ar­tig­keit des Be­am­ten­verhält­nis­ses, die ei­ne Vergütung ein­zel­ner Tätig­kei­ten und so auch ein Ent­gelt für den Ur­laub nicht vor­sieht, son­dern von ei­ner um­fas­sen­den Ein­bin­dung des Be­am­ten in ein Rechts- und Pflicht­verhält­nis aus­geht.“

Rich­tig ist, dass im deut­schen Be­am­ten­recht die Dienst­leis­tungs­pflicht des Be­am­ten und die Be­sol­dungs­pflicht des Dienst­herrn nicht syn­al­lag­ma­tisch mit­ein­an­der ver­knüpft sind und nicht in ei­nem en­gen Ge­gen­sei­tig­keits­verhält­nis ste­hen, wie dies für das Ar­beits­verhält­nis gilt. Gleich­wohl ist auch im Be­sol­dungs­recht vor­ge­se­hen, dass bei un­ent­schul­dig­tem Fern­blei­ben vom Dienst der Ver­lust des auf die ent­spre­chen­den Zei­ten ent­fal­len­den Be­sol­dungs­an­spruchs ein­tritt und vom Dienst­herrn ent­spre­chend fest­zu­stel­len ist ( § 9 BBesG ).

Das OVG Rhein­land-Pfalz führt in sei­nem Ur­teil vom 30.03.2010 (2 A 11321/09 – ju­ris) fol­gen­des aus, um die man­geln­de Be­rech­ti­gung ei­nes Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs für Be­am­te zu be­gründen:

„Zwar ist die Vor­schrift [Art. 7 RL 2003/88/EG] da­hin aus­zu­le­gen, dass sie ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten ent­ge­gen­steht, nach de­nen für nicht ge­nom­me­nen Jah­res­ur­laub am En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses kei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung ge­zahlt wird, wenn der Ar­beit­neh­mer während des ge­sam­ten Be­zugs-und/oder Über­tra­gungs­zeit­raums krank­ge­schrie­ben war und des­halb sei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub nicht ausüben konn­te (vgl. EuGH, NJW 2009, 495 [498 f.]– Schultz-Hoff u.a.).

In­so­weit ist aber zu berück­sich­ti­gen, dass die Richt­li­nie 2003/88/EG zwar kei­ne aus­drück­li­che Ab­wei­chung von de­ren Art. 7 zulässt. Je­doch bleibt das Recht der Mit­glied­staa­ten, für die Si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz der Ar­beit­neh­mer güns­ti­ge­re Rechts­vor­schrif­ten an­zu­wen­den, gemäß Art. 15 RL 2003/88/EG un­berührt. Bei den für den Fall ei­ner dienst­unfähi­gen Er­kran­kung gel­ten­den be­am­ten­recht­li­chen Vor­schrif­ten han­delt es sich um sol­cher­art für den Be­am­ten vor­teil­haf­te­re Re­ge­lun­gen. Ihm muss da­her in den Fällen, in de­nen er krank­heits­be­dingt an der In­an­spruch­nah­me des Ur­laubs ge­hin­dert war und die­sen we­gen sei­nes Aus­schei­dens aus dem ak­ti­ven Dienst­verhält­nis auch nicht
nachträglich neh­men konn­te, kein Ab­gel­tungs­an­spruch ein­geräumt wer­den.

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Da­bei ist der Ge­genüber­stel­lung der eu­ro­pa­recht­li­chen so­wie der na­tio­na­len Schutz­vor­schrif­ten nicht ei­ne punk­tu­el­le, son­dern ei­ne struk­tu­rel­le Be­trach­tung zu­grun­de zu le­gen. Ein al­lein auf die Fra­ge der nachträgli­chen Ur­laubs­vergütung ab­stel­len­der Ver­gleich ließe an­de­re zu­guns­ten des Be­am­ten in der kon­kre­ten Si­tua­ti­on grei­fen­de güns­ti­ge­re Schutz­maßnah­men un­berück­sich­tigt. Fol­ge des­sen wäre, dass mit der Zu­er­ken­nung ei­nes Ab­gel­tungs­an­spruchs die den Min­dest­stan­dard der Richt­li­nie ins­ge­samt oh­ne­hin über­schrei­ten­de Si­tua­ti­on des Be­am­ten so­wohl ge­genüber den eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­ga­ben wie auch im Ver­gleich mit Ar­beit­neh­mern zusätz­lich ver­bes­sert würde.

Der vor­ste­hend wie­der­ge­ge­be­ne Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs lag der Fall ei­nes Ar­beit­neh­mers zu­grun­de, der im letz­ten Jahr vor der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durchgängig ar­beits­unfähig er­krankt und des­halb ge­hin­dert war, sei­nen Er­ho­lungs­ur­laub an­zu­tre­ten. Ei­ne der­art lang­fris­ti­ge Krank­schrei­bung führt bei Ar­beit­neh­mern zu nicht un­er­heb­li­chen fi­nan­zi­el­len Ver­lus­ten. Der Lohn­an­spruch ge­gen den Ar­beit­ge­ber en­det gemäß § 3 Abs. 1 Ent­gelt­fort­zah­lungs­ge­setz nach sechs Wo­chen. Nach­fol­gend erhält der Ar­beit­neh­mer gemäß § 44 So­zi­al­ge­setz­buch Fünf­tes Buch – SGB V – le­dig­lich Kran­ken­geld, wel­ches nach § 47 Abs. 1 SGB V nur 70 v.H. des Re­ge­l­ent­gelts beträgt und des­sen Dau­er durch § 48 SGB V be­grenzt ist. In die­ser Si­tua­ti­on soll der Ar­beit­neh­mer, dem zu­dem die krank­heits­be­ding­te Kündi­gung droht, zu­min­dest in fi­nan­zi­el­ler Form in den Ur­laubs­ge­nuss kom­men (vgl. EuGH, NJW 2009, 495 [498 f.] – Schultz-Hoff u.a.). Der Be­am­te hin­ge­gen erhält un­abhängig von der Dau­er der Er­kran­kung die vol­le Be­sol­dung durch sei­nen Dienst­herrn wei­ter­ge­zahlt. Er kann darüber hin­aus nicht we­gen sei­ner Dienst­unfähig­keit ent­las­sen, son­dern al­len­falls in den vor­zei­ti­gen Ru­he­stand ver­setzt wer­den. Auch in die­sem Fall wird je­doch das Be­am­ten­verhält­nis nicht be­en­det und bleibt der Dienst­herr zur Wei­ter­zah­lung der (nun­mehr: Ver­sor­gungs-) Bezüge ver­pflich­tet. An­ders als im Fal­le ei­nes Ar­beit­neh­mers ent­ste­hen da­her we­der für den Dienst­herrn fi­nan­zi­el­le Vor­tei­le durch ein Frei­wer­den von der Ent­gelt­pflicht noch für den Be­am­ten Nach­tei­le in­fol­ge ei­ner Ver­rin­ge­rung der Be­sol­dung. So­mit be­steht kei­ne Not­wen­dig­keit zu de­ren Aus­gleich durch die Gewährung ei­nes Vergütungs­an­spruchs für nicht ge­nom­me­nen Ur­laub (vgl. Plog/Wie­dow, BBG, § 89 Rn. 13a).

Darüber hin­aus kann sich der Kläger auch des­halb nicht auf Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG be­ru­fen, weil dem Ur­laubs­an­spruch des Be­am­ten – wie vor­ste­hend dar­ge­legt – kein Vermögens­wert zu­kommt.

Der Ab­fin­dungs­an­spruch nach Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG soll, ver­gleich­bar § 7 Abs. 4 BUrlG , ei­nen et­wai­gen Vermögens­wert er­hal­ten. Die Norm setzt ihn da­her vor­aus, oh­ne ihn zu be­gründen. Auch aus Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG folgt kei­ne Ver­pflich­tung des na­tio­na­len Ge­setz­ge­bers, die Ent­gelt­fort­zah­lung während des Ur­laubs der­art aus­zu­ge­stal­ten, dass sie die­sem Zeit­raum kon­kret zu­ge­ord­net wer­den kann. Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG legt den Mit­glied­staa­ten le­dig­lich hin­sicht­lich des zu er­rei­chen­den Ziels – die Wei­ter­gewährung des Ar­beits­ent­gelts während des Ur­laubs – Ver­pflich­tun­gen auf, überlässt ih­nen je­doch die Art und Wei­se der Durchführung des be­zahl­ten Jah­res­ur­laubs (vgl. EuGH, EuZW 2001, 605 [EuGH 26.06.2001 - C 173/99] [606 ff.] – BEC­TU). Gewähr­leis­tet sein muss le­dig­lich, dass der Ar­beit­neh­mer in die­sem Zeit­raum in Be­zug auf sei­nen Lohn in ei­ne La­ge ver­setzt wird, die mit den Zei­ten ge­leis­te­ter Ar­beit ver­gleich­bar ist, und er über ei­ne tatsächli­che Ru­he­zeit verfügen kann, da­mit ein wirk­sa­mer Schutz sei­ner Si­cher­heit und Ge­sund­heit si­cher­ge­stellt ist (vgl. EuGH, EuZW 2006, 244 [EuGH 16.03.2006 - C 131/04] [246] – Ro­bin­son-Stee­le u.a.). Die­sen An­for­de­run­gen genügt die Ali­men­ta­ti­on der Be­am­ten.

Hin­zu kommt, dass der Be­klag­te auf­grund der Er­kran­kung des Klägers nicht von sei­ner Pflicht zur Fort­zah­lung der Bezüge frei wur­de. Die­ser hat folg­lich die auf den Ur­laubs­zeit­raum ent­fal­len­de Vergütung er­hal­ten und muss­te le­dig­lich –

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krank­heits­be­dingt – auf ei­nen Er­ho­lungs­zeit­raum ver­zich­ten. Ein et­wai­ger Vermögens­wert des Ur­laubs könn­te aber, wenn über­haupt, nicht in der Er­ho­lung, son­dern al­lein in der Wei­ter­gewährung des Ar­beits­ein­kom­mens lie­gen. Er­ach­te­te man auch im Be­am­ten­verhält­nis den Ab­gel­tungs­an­spruch als Sur­ro­gat des Ur­laubs, so hätte der Be­klag­te die­sen be­reits erfüllt. Auch in­so­weit gilt, dass der Dienst­herr in­fol­ge der Er­kran­kung und der da­mit ein­her­ge­hen­den Unmöglich­keit der In­an­spruch­nah­me des Ur­laubs kei­nen Vermögens­vor­teil, der Be­am­te kei­nen fi­nan­zi­el­len Nach­teil er­lei­det. Die Gewährung ei­nes Ab­gel­tungs­an­spruchs führ­te des­halb zu ei­ner zusätz­li­chen Begüns­ti­gung des Klägers so­wie ei­ner wei­te­ren Be­las­tung des Be­klag­ten, für die ei­ne sach­li­che Recht­fer­ti­gung nicht er­kenn­bar ist.“

Auch die­sen Erwägun­gen ver­mag die Kam­mer nicht zu fol­gen, da der Frei­stel­lungs­an­spruch des Art. 7 Abs. 1 RL 2003/88/EG ei­nen ei­genständi­gen Wert hat, und die Ab­gel­tung von un­erfüll­bar ge­blie­be­nem Ur­laub in Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG un­abhängig da­von vor­ge­se­hen ist, ob Ur­laubs­ansprüchen nach na­tio­na­lem Recht ein Vermögens­wert zu­kommt. Rich­tig ist zwar, dass für Be­am­tin­nen und Be­am­te der­zeit das Be­sol­dungs­recht so aus­ge­stal­tet ist, dass Krank­heits­zei­ten un­abhängig von ih­rer Dau­er zu kei­ner Kürzung der mo­nat­li­chen Be­sol­dung führen, so­weit nicht von kon­kre­ten Dienst­leis­tun­gen abhängi­ge – be­tragsmäßig nicht son­der­lich ins Ge­wicht fal­len­de - Zu­la­gen be­trof­fen sind. Dem­ge­genüber fin­det bei Beschäftig­ten im Ar­beits­verhält­nis nach länge­rer Er­kran­kung kei­ne Ge­halts­fort­zah­lung mehr durch den Ar­beit­ge­ber statt, so­dass die Be­trof­fe­nen auf Kran­ken­geld­ansprüche ge­gen die ge­setz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung be­schränkt sind. Die­sem As­pekt kommt je­doch nach Auf­fas­sung der Kam­mer kei­ne Be­deu­tung zu. Er kann die ein­schränken­de Aus­le­gung des Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG nicht be­gründen, so­weit die­se Re­ge­lung zu­gleich in Übe­rein­stim­mung mit Art. 11 des Übe­r­ein­kom­mens Nr. 132 der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on ei­nen Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch bei Be­en­di­gung des Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses be­gründet. Die­ses Übe­r­ein­kom­men ist von der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ra­ti­fi­ziert wor­den und gehört da­durch zu dem auch für die Länder ver­bind­li­chen Bun­des­recht.

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