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ArbG Ber­lin, Ur­teil vom 04.03.2015, 54 Ca 14420/14

   
Schlagworte: Entgeltsenkung, Mindestlohn
   
Gericht: Arbeitsgericht Berlin
Aktenzeichen: 54 Ca 14420/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 04.03.2015
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Ar­beits­ge­richt Ber­lin

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)

54 Ca 14420/14

Verkündet

am 04.03.2015

 

N. GB

als Ur­kunds­be­am­ter/in

der Geschäfts­stel­le

 

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

pp.

hat das Ar­beits­ge­richt Ber­lin, 54. Kam­mer, auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 04.03.2015
durch den Rich­ter am Ar­beits­ge­richt Sch. als Vor­sit­zen­der
so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn B. und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Frau K.
für Recht er­kannt:

I.
Die Ände­run­gen der Ar­beits­be­din­gun­gen durch die von der Be­klag­ten aus­ge­spro­che­ne Ände­rungskündi­gung vom 30.09.2014 sind so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt und un­wirk­sam.

II.
Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

III.
Die Be­klag­te hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

IV.
Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des wird auf € 3566,46 fest­ge­setzt.

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T a t b e s t a n d :

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit ei­ner Ände­rungskündi­gung in­fol­ge der Einführung des ge­setz­li­chen Min­dest­loh­nes in Deutsch­land.

Zwi­schen den Par­tei­en be­steht seit 19.06.1996 ein Ar­beits­verhält­nis. Die Kläge­rin war zu­letzt als Ar­bei­te­rin mit den Auf­ga­ben Bestückung von elek­tro­ni­schen Bau­grup­pen, der Bau­ele­men­te­vor­be­rei­tung, Löt- und Mon­ta­ge­ar­bei­ten nach tech­no­lo­gi­schen Un­ter­la­gen beschäftigt (Bl. 8, 9 d. A.).

Ar­beits­ver­trag­lich sind ne­ben der Grund­vergütung in Höhe von zu­letzt 6,13 € ei­ne Leis­tungs­zu­la­ge in Höhe von 5 % (= 0,31 €) bei Er­rei­chen der qua­li­ta­ti­ven und quan­ti­ta­ti­ven Kenn­zif­fern, Schicht­zu­schläge für die Spätschicht und die Nacht­schicht, ei­ne Ur­laubs­vergütung von 50 % des St­un­den­durch­schnitts­ver­diens­tes so­wie ei­ne nach Dau­er der Be­triebs­zu­gehörig­keit ge­staf­fel­te „Son­der­zah­lung am Jah­res­en­de“ zwi­schen 20 % und 50 % des St­un­den­durch­schnitts­ver­diens­tes ver­ein­bart (Bl. 8 d. A.). Ab­ge­rech­net hat die Be­klag­te zu­letzt re­gelmäßig 6,44 € brut­to je ge­ar­bei­te­te St­un­de (Bl. 10-12 d. A.).

Die Be­klag­te kündig­te das Ar­beits­verhält­nis mit Schrei­ben vom 30.09.2014 aus drin­gen­den be­trieb­li­chen Gründen zum 28.02.2015 und bot der Kläge­rin die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis ab 01.03.2015 zu ei­nem St­un­den­lohn in Höhe von 8,50 € brut­to an un­ter Bei­be­hal­tung der ver­ein­bar­ten Schicht­zu­la­gen und gleich­zei­ti­gem Weg­fall der Leis­tungs­zu­la­ge, der zusätz­li­chen Ur­laubs­vergütung und der Jah­res­son­der­zah­lung (Bl. 13 d. A.).

Die Kläge­rin hat die Ände­run­gen der Ar­beits­be­din­gun­gen un­ter dem Vor­be­halt von § 2 KSchG an­ge­nom­men (Bl. 14 d. A.).

Mit der am 14.10.2014 beim Ar­beits­ge­richt Ber­lin ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge wen­det sich die Kläge­rin ge­gen die Ände­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen durch die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung.

Die Be­klag­te ver­su­che, Vergütungs­be­stand­tei­le, die nicht auf den Min­dest­lohn an­zu­rech­nen sei­en, zu strei­chen und durch ei­nen St­un­den­lohn zu er­set­zen, den die Kläge­rin oh­ne­hin be­an­spru­chen könne. Jähr­li­che Ein­mal­zah­lun­gen sei­en nicht auf den Min­dest­lohn an­zu­rech­nen. Das fol­ge be­reits aus dem Ge­set­zes­text, der den Lohn je Zeit­stun­de be­stim­me. Das Min­dest­l­ohn­ge­setz er­fas­se da­her nur sol­che Zah­lun­gen, die in ei­ner be­stimm­ten Zeit­stun­de ge­zahlt wer­den. Da Ur­laubs­geld und Weih­nachts­geld nicht für ei­ne be­stimm­te Zeit­stun­de, son­dern jähr­lich zu zah­len sei­en, könn­ten die­se nicht an­ge­rech­net wer­den. Auch die Leis­tungs­zu­la­ge sei nicht an­re­chen­bar, da die­se nicht für die nor­ma­le Ar­beits­leis­tung zu zah­len sei.

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Im Übri­gen be­strei­tet die Kläge­rin die von der Be­klag­ten be­haup­te­ten Mehr­kos­ten so­wie die Gefähr­dung der wirt­schaft­li­chen Exis­tenz der Be­klag­ten durch Einführung der Min­destlöhne.

We­gen der Ein­zel­hei­ten und des wei­te­ren Vor­brin­gens wird auf die Kla­ge (Bl.4-6 d. A.) und den Schrift­satz vom 25.02.2015 (Bl. 55-56 d. A.) nebst An­la­gen ver­wie­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass die Ände­run­gen der Ar­beits­be­din­gun­gen durch die von der Be­klag­ten aus­ge­spro­che­ne Ände­rungskündi­gung vom 30. Sep­tem­ber 2014 zum 28. Fe­bru­ar 2015 so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt oder aus an­de­ren Gründen rechts­un­wirk­sam sind,
2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis über den 28. Fe­bru­ar 2015 hin­aus fort­be­steht

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te be­haup­tet, das der ver­trag­li­chen Vergütungs­ver­ein­ba­rung zu­grun­de lie­gen­de Vergütungs­an­ge­bot be­ru­he auf ei­ner jah­res­be­zo­ge­nen Kal­ku­la­ti­on, der ei­ne ent­spre­chen­de Wirt­schaft­lich­keits­be­rech­nung zu­grun­de lie­ge. Ziel der Ände­rungskündi­gung sei ei­ne Verände­rung der Vergütungs­struk­tur, die nicht zu ei­ner Ab­sen­kung der Vergütung führe. We­gen der Einführung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns in Höhe von 8,50 € je St­un­de sei be­ab­sich­tigt, die nicht im mo­nat­li­chen Rhyth­mus ge­zahl­ten Vergütungs­be­stand­tei­le auf den St­un­den­lohn um­zu­le­gen und so­mit ei­ne mo­nat­li­che Zah­lung zu be­wir­ken.

Es sei zulässig, ty­pi­sche Ein­mal­zah­lun­gen wie Weih­nachts­geld und zusätz­li­ches Ur­laubs­geld auf die Min­dest­lohn­ansprüche an­zu­rech­nen, wenn die Zah­lung des an­tei­li­gen Be­tra­ges re­gelmäßig und un­wi­der­ruf­lich zu dem zum Min­dest­lohn maßgeb­li­chen Fällig­keits­zeit­punkt er­fol­ge.

Das Min­dest­l­ohn­ge­setz be­inhal­te kei­ne Re­ge­lung zur An­re­chen­bar­keit von Ein­mal­zah­lun­gen. Der Ge­setz­ge­ber ha­be un­ter Hin­weis auf Recht­spre­chung des EUGH nach ei­ner Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats aus­drück­lich ab­ge­lehnt, ent­spre­chen­de Re­ge­lun­gen ins Ge­setz auf­zu­neh­men. Dar­aus sei zu schluss­fol­gern, dass der Ge­setz­ge­ber die An­re­chen­bar­keit sol­cher Zah­lun­gen für zulässig hal­te.
Die Kläge­rin er­hal­te nach Um­la­ge der Vergütungs­be­stand­tei­le Leis­tungs­zu­la­ge, Ur­laubs­geld und Jah­res­son­der­zah­lung auf den St­un­den­lohn im Ver­gleich zum Jahr 2014 ei­ne um fast 3.000,00 € höhe­re Brut­to­vergütung zzgl. even­tu­el­ler Schicht­zu­la­gen.

Zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses hätten die Par­tei­en nicht mit ei­nem Ein­griff von außen in ih­re ver­trag­li­che Vergütungs­ver­ein­ba­rung rech­nen können. Es be­ste­he des­halb ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se und ein drin­gen­des be­trieb­li­ches Er­for­der­nis, die ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung der Ge­set­zes­la­ge an­zu­pas­sen. Das sei die Rechts­fol­ge für die Störung bzw.

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den Weg­fall der Geschäfts­grund­la­ge (BAG 13.03.1987, 7 AZR 792/85). Die Klar­stel­lung sei auch in Be­zug auf die Leis­tungs­zu­la­ge er­for­der­lich, die bei Er­rei­chen der qua­li­ta­ti­ven und quan­ti­ta­ti­ven Kenn­zif­fern, al­so für die Nor­mal­leis­tung des Ar­beit­neh­mers, ge­zahlt wer­de.

Bei der Ände­rungskündi­gung sei nicht auf die Fra­ge der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ab­zu­stel­len, son­dern al­lein auf das An­ge­bot des Ar­beit­ge­bers, das Ar­beits­verhält­nis un­ter be­stimm­ten an­de­ren Be­din­gun­gen fort­zu­set­zen. Der Kläge­rin sei­en die an­ge­bo­te­nen Ände­run­gen auch zu­zu­mu­ten, da sich die Ar­beits­be­din­gun­gen nicht änder­ten und die Vergütung nicht re­du­zie­re. Die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zur Vergütungs­ab­sen­kung sei nicht an­wend­bar, weil ei­ne sol­che nicht er­fol­ge. Die Kündi­gung sei gleich­wohl er­for­der­lich ge­we­sen, um den wirt­schaft­li­chen Fort­be­stand des Un­ter­neh­mens zu si­chern.

Die Be­klag­te be­fin­de sich in ei­ner sta­bi­len, den­noch an­ge­spann­ten wirt­schaft­li­chen La­ge. Be­reits im Jah­re 2013 ha­be die Be­klag­te ei­nen Ge­samt­um­satzrück­gang von 46,6 % im Ver­gleich zum Vor­jahr zu ver­zeich­nen ge­habt. Das Jah­res­er­geb­nis ha­be nach Steu­ern le­dig­lich 110.000 € be­tra­gen. Im Jahr 2014 rech­ne die Be­klag­te mit kei­ner we­sent­li­chen Ände­rung der Er­trags­la­ge. Glei­ches gel­te für 2015. Auf­grund stei­gen­der Lohn­kos­ten durch Neu­ein­stel­lung von Mit­ar­bei­tern wer­de sich das Um­satz­vo­lu­men ge­ringfügig erhöhen, nicht aber der Er­trag. Für lau­fen­de Auf­träge sei­en Preis­erhöhun­gen nicht möglich.

Durch die Einführung des ge­setz­li­chen Min­dest­loh­nes er­ge­be sich bei Ein­rech­nung der Ein­mal­zah­lun­gen und Zu­la­gen für al­le be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter ei­ne Stei­ge­rung in Höhe von 23.143,05 € brut­to. Für den Fall der zusätz­li­chen Zah­lung von Ur­laubs­geld, Jah­res­son­der­zah­lung und Leis­tungs­zu­la­ge sei­en zusätz­li­che Lohn­kos­ten in Höhe von 92.410,10 € im Ver­gleich zum Jahr 2014 zu er­war­ten. Da­mit würde noch ei­ne Ge­winn­erwar­tung in Höhe von 17.589,90 € für 2015 be­ste­hen. Mit Blick auf un­kal­ku­lier­ba­re Ri­si­ken könne der Be­trieb an­de­ren­falls nicht auf­recht­er­hal­ten wer­den.

Ein Ab­fan­gen durch an­de­re Maßnah­men sei der Be­klag­ten nicht möglich. Die Ma­te­ri­al­einkäufe un­terlägen den Welt­markt­prei­sen und sei­en nicht be­ein­fluss­bar. Die Kos­ten für En­er­gie, Un­ter­hal­tung des Ma­schi­nen­parks des Gebäudes und in der Ver­wal­tung könn­ten nicht ab­ge­senkt wer­den.

Ei­ne So­zi­al­aus­wahl sei nicht er­for­der­lich, da al­le Mit­ar­bei­ter von ei­ner Ände­rungskündi­gung be­trof­fen sei­en.

We­gen der Ein­zel­hei­ten und des wei­te­ren Vor­brin­gens wird auf den Schrift­satz vom 09.01.2015 (Bl. 35-43 d. A.) nebst An­la­gen ver­wie­sen.

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E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :

I.

Der An­trag zu 1 ist oh­ne wei­te­res zulässig gem. § 4 KSchG. Der Kläger hat die ihm an­ge­bo­te­nen Ände­run­gen der Ar­beits­be­din­gun­gen un­ter dem Vor­be­halt des § 2 KSchG an­ge­nom­men, so dass es kei­ne Be­den­ken ge­gen die An­trag­stel­lung in der gewähl­ten Form gibt.

Für den An­trag zu 2 ist hin­ge­gen ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nicht er­sicht­lich. Die Kläge­rin wird nach An­nah­me des geänder­ten Ver­trags­an­ge­bots un­ter dem Vor­be­halt des § 2 KSchG wei­ter­beschäftigt. Die Wei­ter­beschäfti­gung er­folg­te auch über den Zeit­punkt des 28. Fe­bru­ar 2015 hin­aus, so dass nicht er­kenn­bar ist, mit wel­chem Ziel die Fest­stel­lung be­gehrt wird, dass das Ar­beits­verhält­nis über die­sen Zeit­punkt hin­aus fort­be­steht.

II.

Die Kla­ge ist – so­weit sie zulässig ist - auch be­gründet. Die Ar­beits­be­din­gun­gen sind auf­grund der aus­ge­spro­che­nen Ände­rungskündi­gung vom 30. Sep­tem­ber 2014 nicht wirk­sam geändert wor­den.

1.
Die Kla­ge wur­de form- und frist­ge­recht gem. § 4 KSchG er­ho­ben.

2.
Der Aus­spruch ei­ner Ände­rungskündi­gung mit dem Ziel der Strei­chung von Leis­tungs­zu­la­ge, zusätz­li­chem Ur­laubs­geld und der Jah­res­son­der­zu­wen­dung ist be­reits un­zulässig.

2.1
Auf­grund des Ge­set­zes zur Re­ge­lung ei­nes all­ge­mei­nen Min­dest­lohns vom 11.08.2014 (im Fol­gen­den Mi­LoG) ist die Be­klag­te ab 01. Ja­nu­ar 2015 ver­pflich­tet, ei­nen Min­dest­lohn in Höhe von 8,50 € je Zeit­stun­de an die Kläge­rin zu zah­len. Die­se Ver­pflich­tung be­steht für die Be­klag­te von Ge­set­zes we­gen. Des Aus­spruchs ei­ner Ände­rungskündi­gung be­durf­te es dafür zunächst nicht.

2.2
Der ge­setz­li­che Min­dest­lohn­an­spruch ent­steht nur dann, wenn das dem je­wei­li­gen Ar­beit­neh­mer ge­zahl­te Ar­beits­ent­gelt ein­sch­ließlich al­ler an­re­chen­ba­ren Ent­gelt­be­stand­tei­le die Höhe des ge­setz­li­chen An­spruchs nicht be­reits er­reicht oder darüber hin­aus­geht.

a) Es ist da­her zunächst ein Ver­gleich zwi­schen dem Min­dest­lohn­an­spruch je Ar­beits­stun­de und dem tatsächlich ge­zahl­ten Ar­beits­ent­gelt je St­un­de vor­zu­neh­men. So­dann ist zu prüfen, wel­che wei­te­ren Lohn­be­stand­tei­le als Ge­gen­leis­tung für die Ar­beits­leis­tung ge­zahlt wer­den wie Zu­la­gen, Zu­schläge, aber ggf. auch - un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen -

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Ein­mal­zah­lun­gen. Die­se können in der Sum­me den Min­dest­lohn über­stei­gen. Vor­aus­set­zung dafür ist, dass die­se wei­te­ren Lohn­be­stand­tei­le auf den Min­dest­lohn an­re­chen­bar sind.

b) Was auf den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn an­zu­rech­nen ist, muss sich aus der ge­setz­li­chen Re­ge­lung selbst er­ge­ben. Das Min­dest­l­ohn­ge­setz enthält je­doch kei­ne De­fi­ni­ti­on des Min­dest­lohns und da­mit auch kei­ne Re­ge­lun­gen, wel­che Vergütungs­be­stand­tei­le zum Min­dest­lohn zu zählen sind.

Nach der Ent­schei­dung des Ge­richts­hofs der Eu­ropäischen Uni­on in Sa­chen „Is­bir“ (7. No­vem­ber 2013 - C-522/12 - Rn. 36 ff., ABl. EU 2014 Nr. C 9, 14; un­ter Hin­weis auf 14. April 2005 - C-341/02 - [Kom­mis­si­on/Deutsch­land] Rn. 39, Slg. 2005, I-2733) gibt auch die Richt­li­nie 96/71 selbst kei­nen An­halts­punkt für ei­ne in­halt­li­che De­fi­ni­ti­on des Min­dest­lohns. Nach ständi­ger Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs können die Zu­la­gen und Zu­schläge, die nicht durch die Rechts­vor­schrif­ten oder die Prak­ti­ken des Mit­glied­staats als Be­stand­tei­le des Min­dest­lohns de­fi­niert wer­den und die das Verhält­nis zwi­schen der Leis­tung des Ar­beit­neh­mers und der von ihm er­hal­te­nen Ge­gen­leis­tung verändern, nicht auf­grund der Richt­li­nie 96/71 als der­ar­ti­ge Be­stand­tei­le be­trach­tet wer­den (Ur­tei­le Sähköalo­jen am­mat­ti­liit­to, C-396/13 v. 12.02.2015; Kom­mis­si­on/Deutsch­land, C-341/02 vom 14.04.2005, EU:C:2005:220, Rn. 39, und Is­bir, EU:C:2013:711, Rn. 38).

Fol­ge­rich­tig hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Min­dest­lohn­kla­ge im Ab­fall­ge­wer­be klar­ge­stellt, dass die „Zu­la­gen und Zu­schläge, die durch die na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten oder Prak­ti­ken des Mit­glied­staats, in des­sen Ho­heits­ge­biet der Ar­beit­neh­mer ent­sandt wird, nicht als Be­stand­tei­le des Min­dest­lohns de­fi­niert wer­den und die das Verhält­nis zwi­schen der Leis­tung des Ar­beit­neh­mers auf der ei­nen und der ihm er­brach­ten Ge­gen­leis­tung auf der an­de­ren Sei­te verändern“, „nicht auf­grund der Be­stim­mun­gen der Richt­li­nie 96/71 als der­ar­ti­ge Be­stand­tei­le be­trach­tet wer­den“ können (BAG v. 16.04.2014, 4 AZR 802/11, NZA 2014, 1277-1282).

Mit an­de­ren Wor­ten: Da das Min­dest­l­ohn­ge­setz kei­ne Re­ge­lung be­inhal­tet, ob und ggf. wel­che Ent­gelt­be­stand­tei­le an­re­chen­bar sind, muss da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Min­dest­lohn le­dig­lich der Vergütung der „Nor­mal“leis­tung dient. Es ist al­so fest­zu­stel­len, wel­che Leis­tun­gen im Ar­beits­verhält­nis die Nor­mal­leis­tung vergüten. Die­se sind an­zu­rech­nen. Es kommt al­so dar­auf an, ob ei­ne Leis­tung im kon­kre­ten Fall das vergütet, was der Ar­beit­neh­mer „nor­ma­ler­wei­se” tun muss oder ob ei­ne Zah­lung für über­ob­li­ga­to­ri­sche Leis­tun­gen er­folgt (vgl. in­so­weit auch Ul­ber, RdA 2014, 176).

c) Schon aus die­sen Gründen ist es kaum nach­voll­zieh­bar, dass die Bun­des­re­gie­rung auf die aus­drück­li­che Bit­te des Bun­des­rats ei­ner Klar­stel­lung, wel­che Lohn­be­stand­tei­le auf das ge­setz­li­chen Min­dest­lohn­stun­den­ent­gelt an­re­chen­bar sind (vgl. BT-Drucks. 18/1558, An­la­ge 3, S. 61 f.), nicht ge­setz­ge­be­risch re­agiert hat. Ge­ra­de die von der Bun­des­re­gie­rung

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in ih­rer Ant­wort zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen des EuGH stel­len klar, dass ei­ne De­fi­ni­ti­on der auf den Min­dest­lohn an­zu­rech­nen­den Lohn­be­stand­tei­le durch Rechts­vor­schrif­ten des je­wei­li­gen Mit­glieds­lan­des als er­for­der­lich an­ge­se­hen wird (vgl. BT-Drucks. 18/1558, An­la­ge 4, S. 67).
Der ge­setz­li­che Ver­zicht auf die De­fi­ni­ti­on, wel­che Lohn­be­stand­tei­le auf den Min­dest­lohn an­re­chen­bar sind, wird nicht da­durch er­setzt, dass die Bun­des­re­gie­rung statt ent­spre­chen­der Re­ge­lun­gen im Ge­setz ih­re Vor­stel­lun­gen auf ei­ner In­ter­net­sei­te kom­mu­ni­ziert.

d) Maßgeb­lich ist, wel­che ein­zel­nen Leis­tun­gen mit dem Min­des­tent­gelt vergütet wer­den sol­len. Es wird kei­ne wirt­schaft­li­che Ge­samt­be­trach­tung vor­ge­nom­men, son­dern die Ar­beit­ge­ber­leis­tun­gen dar­auf­hin über­prüft, wel­cher Teil funk­tio­nal mit dem Min­des­tent­gelt ver­knüpft ist und wel­che Leis­tun­gen dies nicht sind (vgl. Ul­ber, RdA 2014, 176).

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat mit sei­ner durch den EuGH im Grund­satz bestätig­ten Recht­spre­chung zur „funk­tio­na­len Gleich­wer­tig­keit“ da­her maßgeb­lich auf den Zweck der Leis­tung ab­ge­stellt (BAG v. 16.04.2014, 4 AZR 802/11, NZA 2014, 1277-1282; EuGH v. 07.11.2013, C-522/11 (Is­bir), NZA 2013, 259, Rn 37 ff).

Bei der An­rech­nung von Leis­tun­gen auf den Min­dest­lohn ist dar­auf ab­zu­stel­len, ob die vom Ar­beit­ge­ber er­brach­te Leis­tung ih­rem Zweck nach die­je­ni­ge Ar­beits­leis­tung des Ar­beit­neh­mers ent­gel­ten soll, die mit dem ge­setz­li­chen Min­dest­lohn zu vergüten ist. Da­her ist dem er­kenn­ba­ren Zweck des Min­dest­lohns, den der Ar­beit­neh­mer als un­mit­tel­ba­re Leis­tung für die ver­rich­te­te Tätig­keit be­gehrt, der zu er­mit­teln­de Zweck der je­wei­li­gen Leis­tung des Ar­beit­ge­bers, die die­ser auf­grund an­de­rer (in­di­vi­du­al- oder kol­lek­tiv­recht­li­cher) Re­ge­lun­gen er­bracht hat, ge­genüber­zu­stel­len. Be­steht da­nach - ähn­lich wie bei ei­nem Güns­tig­keits­ver­gleich mit Sach­grup­pen­bil­dung nach § 4 Abs. 3 TVG - ei­ne funk­tio­na­le Gleich­wer­tig­keit der zu ver­glei­chen­den Leis­tun­gen, ist die er­brach­te Leis­tung auf den zu erfüllen­den An­spruch an­zu­rech­nen. Zur Be­ur­tei­lung der „funk­tio­na­len Gleich­wer­tig­keit“ ist es er­for­der­lich, die „Funk­ti­on“ zu be­stim­men, die die rea­le Leis­tung des Ar­beit­ge­bers hat, um so­dann fest­zu­stel­len, ob sie sich auf die­je­ni­ge vom Ar­beit­neh­mer ge­leis­te­te oder zu leis­ten­de Ar­beit be­zieht, die mit dem ge­setz­li­chen Min­dest­lohn ab­ge­gol­ten sein soll. Für die­se Be­stim­mung der Funk­ti­on ist je­den­falls dann der sub­jek­ti­ve Wil­le des Ar­beit­ge­bers nicht ent­schei­dend, wenn die Leis­tung nach ei­ner an an­de­rer Stel­le als in dem Ge­setz über den Min­dest­lohn er­folgt und sich ih­re Funk­ti­on aus die­ser Re­ge­lung er­gibt (BAG v. 16.04.2014, 4 AZR 802/11, NZA 2014, 1277-1282, mwN für ei­nen durch Rechts­ver­ord­nung ein­geführ­ten ta­rif­li­chen Min­dest­lohn).

e) Sch­ließlich ist im Zu­sam­men­hang mit der An­re­chen­bar­keit von Leis­tun­gen, ins­be­son­de­re von jähr­lich zu leis­ten­den Ein­mal­zah­lun­gen der Fällig­keits­zeit­punkt auch für die Fra­ge der An­re­chen­bar­keit der Leis­tun­gen auf den Min­dest­lohn be­acht­lich.

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§ 2 Mi­LoG ver­pflich­tet den Ar­beit­ge­ber, spätes­tens am En­de des Mo­nats, der auf den Mo­nat folgt, in dem die zu vergüten­de Ar­beits­leis­tung er­bracht wur­de, den Min­dest­lohn zu zah­len. Nach der Be­gründung des Ent­wurfs sind da­bei grundsätz­lich nicht nur die ver­ein­bar­ten, son­dern sämt­li­che ge­leis­te­te Ar­beits­stun­den zum Min­dest­lohn­satz aus­zu­zah­len (vgl. BT-Drucks. 18/1558, S. 34). Nach der da­hin­ter­ste­hen­den ge­setz­ge­be­ri­schen Wer­tung ist grundsätz­lich ei­ne länge­re Verzöge­rung der Aus­zah­lung mit dem Zweck des Min­dest­lohns un­ver­ein­bar. Da­mit muss spätes­tens nach zwei Mo­na­ten im Durch­schnitt der Min­dest­lohn er­reicht sein. Ei­ne An­rech­nung im Übri­gen ist un­zulässig (vgl. Ul­ber, RdA 2014, 176). Dar­aus folgt, dass die An­rech­nung zu späte­ren Zeit­punk­ten ge­leis­te­ter Ein­mal­zah­lun­gen auf den Min­dest­lohn un­zulässig ist, wenn oh­ne die­se zum Fällig­keits­zeit­punkt für das ge­setz­li­che Min­des­tent­gelt der Min­dest­lohn im Durch­schnitt nicht er­reicht wird.

2.3
Ge­mes­sen an die­sen Grundsätzen kann von ei­ner An­re­chen­bar­keit des zusätz­li­chen Ur­laubs­gel­des und der jähr­li­chen Son­der­zu­wen­dung auf den ge­setz­li­chen Min­dest­lo­h­an­spruch der Kläge­rin nicht aus­ge­gan­gen wer­den.

a) Ei­ne ar­beits­ver­trag­li­che Vergütungs­ab­re­de ist wie ei­ne All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gung an­hand von § 305c Abs. 2, §§ 306, 307 bis 309 BGB zu be­ur­tei­len. Die Be­klag­te hat den Ar­beits­ver­trag vor­for­mu­liert, der Kläge­rin in die­ser Form an­ge­bo­ten und da­mit im Rechts­sin­ne ge­stellt. Ob es sich da­bei um für ei­ne Viel­zahl von Verträgen vor­for­mu­lier­te Ver­trags­be­din­gun­gen han­del­te (§ 305 Abs. 1 BGB), be­darf kei­ner wei­te­ren Aufklärung, denn der Ar­beits­ver­trag ist ein Ver­brau­cher­ver­trag iSv. § 310 Abs. 3 Nr. 2 BGB. Auf die vor­for­mu­lier­te Vergütungs­re­ge­lung konn­te die Kläge­rin kei­nen Ein­fluss neh­men.

All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen sind nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von verständi­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Abwägung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wer­den, wo­bei die Verständ­nismöglich­kei­ten des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders zu­grun­de zu le­gen sind (BAG v. 13.02.2013, 5 AZR 2/12, NZA 2013, 1024-1026, mwN).

b) Zum Zeit­punkt der von der Be­klag­ten aus­ge­spro­che­nen Ände­rungskündi­gung be­trug das pro St­un­de an die Kläge­rin zu leis­ten­de Brut­to­ent­gelt 6,44 € (Sum­me aus Grund­vergütung und Leis­tungs­zu­la­ge). Die­ser Be­trag liegt 2,06 € un­ter­halb des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns.

c) Grundsätz­lich dürf­te ei­ne Leis­tungs­zu­la­ge, die die über Nor­mal­leis­tun­gen hin­aus­ge­hen­den Leis­tun­gen bei Er­rei­chen be­stimm­ter quan­ti­ta­ti­ver und qua­li­ta­ti­ver Vor­ga­ben ho­no­rie­ren soll, nicht auf den Min­dest­lohn an­re­chen­bar sein. In­des kann zu­guns­ten der Be­klag­ten im vor­lie­gen­den Fall und man­gels an­der­wei­ti­gen Vor­trags der Par­tei­en da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die als Leis­tungs­zu­la­ge be­zeich­ne­te Zah­lung für

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die Nor­mal­leis­tun­gen der Kläge­rin gewährt wur­de. Im Ar­beits­ver­trag der Par­tei­en sind kei­ne quan­ti­ta­ti­ven und qua­li­ta­ti­ven Kenn­zif­fern be­stimmt, von de­nen die Leis­tungs­zu­la­ge der Kläge­rin abhängig ge­we­sen sein soll, und die Par­tei­en ha­ben sol­che auch nicht vor­ge­tra­gen. Auch in­di­zie­ren die von der Kläge­rin ein­ge­reich­ten Ab­rech­nun­gen ei­ne Zah­lung für die nor­ma­le Tätig­keit, da die Leis­tungs­zu­la­ge für je­de von der Kläge­rin ab­ge­rech­ne­te St­un­de be­rech­net und sie zu­dem nicht ge­son­dert aus­ge­wie­sen wur­de. Viel­mehr wur­de je­de St­un­de un­dif­fe­ren­ziert mit ei­nem Fak­tor von 6,44 € brut­to berück­sich­tigt. Da­mit ist die Leis­tungs­zu­la­ge im Fal­le der Kläge­rin auf den Min­dest­lohn­an­spruch an­re­chen­bar. Für die Berück­sich­ti­gung beim Min­dest­lohn be­durf­te es da­her auch kei­ner Ände­rungskündi­gung.

d) Das von der Be­klag­ten bis­lang ge­zahl­te zusätz­li­che Ur­laubs­geld ist hin­ge­gen nicht auf den Min­dest­lohn­an­spruch an­re­chen­bar.
Der im Ar­beits­ver­trag als Ur­laubs­vergütung be­zeich­ne­te An­spruch ist nach der übe­rein­stim­men­den Auf­fas­sung der Ar­beits­ver­trags­par­tei­en ent­ge­gen sei­ner Be­zeich­nung ein zusätz­li­ches Ur­laubs­geld. Als Ur­laubs­ent­gelt im Sin­ne von § 11 BUrlG kann es schon auf­grund der ver­ein­bar­ten Höhe von 50 % des St­un­den­durch­schnitts­ver­diens­tes nicht ver­stan­den wer­den. Dies wi­derspräche der in­di­vi­du­al­ver­trag­lich un­ab­ding­ba­ren Re­ge­lung des § 11 BUrlG, wo­nach sich das Ur­laubs­ent­gelt nach dem durch­schnitt­li­chen Ar­beits­ver­dienst der letz­ten drei­zehn Wo­chen vor An­tritt des Ur­laubs be­misst.

Das zusätz­li­che Ur­laubs­geld wird nicht für ei­ne Nor­mal­leis­tung der Kläge­rin ge­zahlt. Es dient der Kom­pen­sa­ti­on der Zu­satz­kos­ten, die ihr während der Er­ho­lung im Ur­laub ent­ste­hen. Das Ur­laubs­geld ist da­mit funk­tio­nal dar­auf ge­rich­tet, die Wie­der­her­stel­lung und den Er­halt der Ar­beitsfähig­keit des Ar­beit­neh­mers zu un­terstützen und nicht als Vergütung der Nor­mal­leis­tung zu be­trach­ten. Zweck des zusätz­li­chen Ur­laubs­gel­des als spe­zi­el­ler Form der Son­der­zah­lung ist es, dem Ar­beit­neh­mer während des Ur­laubs zusätz­li­che Leis­tun­gen zu­kom­men zu las­sen.

Der Ar­beits­ver­trag be­inhal­tet auch kei­ne be­son­de­re An­rech­nungs­klau­sel, wo­nach un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen das zusätz­li­che Ur­laubs­geld auf an­de­re be­trieb­li­che Leis­tun­gen an­re­chen­bar wäre. Ein Zu­sam­men­hang zur Vergütung der nor­ma­len Ar­beits­leis­tung ist nicht er­sicht­lich. Aus­drück­lich ist zu­dem im Ar­beits­ver­trag be­stimmt, dass es nur für die Zeit des Er­ho­lungs­ur­laubs und nicht für an­de­re Frei­stel­lun­gen gewährt wird. Die Zah­lung ist von der Ar­beits­leis­tung der Kläge­rin nicht abhängig, son­dern al­lein von der Ur­laubs­gewährung, al­so z.B. selbst nach ei­ner Lang­zeit­er­kran­kung.

e) Auch ei­ne An­re­chen­bar­keit der ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­ten „Son­der­zah­lung zum Jah­res­en­de“ auf den Min­dest­lohn­an­spruch ist nicht ge­ge­ben.

aa) Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zur ta­rif­li­chen Jah­res­son­der­zah­lung folgt der Zweck der­sel­ben aus den tatsächli­chen und recht­li­chen

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Vor­aus­set­zun­gen, von de­ren Vor­lie­gen und Erfüllung die Leis­tung abhängig ge­macht wird. Da­bei kom­me der Be­zeich­nung der Son­der­zah­lung zusätz­li­che In­dizwir­kung zu (BAG v. 22. Ok­to­ber 2003, 10 AZR 152/03 zu II 1 b der Gründe, NZA 2004, 444-447).

Die ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­te und auch aus­drück­lich so be­zeich­ne­te Son­der­zah­lung am Jah­res­en­de dient nicht da­zu, die nor­ma­le Ar­beits­leis­tung der Kläge­rin, die mit dem Min­dest­lohn ent­gol­ten wer­den soll, zu vergüten. Sie steht ins­be­son­de­re nicht in ei­nem Verhält­nis zur er­brach­ten Ar­beits­leis­tung, son­dern dient er­kenn­bar dem Zweck, die Be­triebs­treue zu be­loh­nen und zu fördern. So sieht der Ar­beits­ver­trag ei­ne Staf­fe­lung der Höhe der zu leis­ten­den Jah­res­son­der­zah­lung nach der An­zahl der bis­he­ri­gen Beschäfti­gungs­zei­ten vor. Mit stei­gen­der Be­triebs­zu­gehörig­keit erhöht sich dem­gemäß die Jah­res­son­der­zah­lung. Vor­aus­set­zung ist al­so al­lein das Er­rei­chen ei­ner be­stimm­ten Be­triebs­zu­gehörig­keit und zwar un­abhängig da­von, ob in die­ser Zeit Ar­beits­leis­tun­gen er­bracht wur­den. Die ar­beits­ver­trag­li­che Re­ge­lung stellt zu­dem eben­falls al­lein auf den Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses und die Zu­gehörig­keit zum Be­trieb ab. Ei­ne Abhängig­keit von der nor­ma­len Ar­beits­leis­tung ist nicht er­sicht­lich.

bb) Zu­dem spricht ge­gen die An­re­chen­bar­keit, dass die­se Son­der­zah­lung als Ein­mal­zah­lung erst am Jah­res­en­de für das ge­sam­te Jahr rück­wir­kend er­folgt und da­mit weit außer­halb des letz­ten Fällig­keits­zeit­punk­tes gem. § 2 Abs. 1 Nr. 2 Mi­LoG.

Zu­tref­fend weist Ul­ber in die­sem Zu­sam­men­hang dar­auf hin, es dürfe nicht ver­kannt wer­den, dass für die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer bei zeit­lich nach hin­ten ver­la­ger­ten Ein­mal­zah­lun­gen ei­ne nicht un­er­heb­li­che Be­las­tung ent­steht. Denn die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer müssen für ei­nen länge­ren Zeit­raum mit ei­nem Ent­gelt aus­kom­men, das un­ter­halb des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns liegt. Im Fal­le des ge­setz­li­chen Min­dest­loh­nes ist zu berück­sich­ti­gen, dass es sich über­wie­gend um Ar­beit­neh­mer han­de­le, die fi­nan­zi­ell von der Hand in den Mund le­ben. Je ge­rin­ger das Ent­gelt ist, um­so be­deut­sa­mer wird der Zeit­punkt der Aus­zah­lung des Ent­gelts. Da­her sei da­von aus­zu­ge­hen, dass je­de Un­ter­schrei­tung der mo­nat­li­chen St­un­den­ent­gel­te die­se Ar­beit­neh­mer schwer be­las­tet (vgl. Ul­ber, RdA 2014, 176).

Zwar strebt die Be­klag­te mit der aus­ge­spro­che­nen Ände­rungskündi­gung die Um­la­ge der jähr­li­chen Zah­lung auf ei­ne St­un­den­vergütung und da­mit die Aus­zah­lung zu den ge­setz­lich ge­re­gel­ten Fällig­keits­zeit­punk­ten für den Min­dest­lohn an. Die­se Um­la­ge kommt je­doch schon we­gen der feh­len­den funk­tio­na­len Gleich­wer­tig­keit hier nicht in Be­tracht (vgl. vor­ste­hen­de Ausführun­gen un­ter Ab­schn. II. 2.3 e) aa) der Ent­schei­dungs­gründe.

2.4
Fehlt es an der An­re­chen­bar­keit der an­der­wei­ti­gen Vergütungs­be­stand­tei­le auf den Min­dest­lohn, sind al­le Hand­lun­gen, die dar­auf ge­rich­tet sind, gleich­wohl ei­ne An­rech­nung zu er­rei­chen, ob­jek­tiv als Um­ge­hung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohn­an­spruchs und da­mit als

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un­zulässig an­zu­se­hen. Sie die­nen letzt­lich da­zu, den An­spruch auf den Min­dest­lohn­stun­den­satz in Höhe von der­zeit 8,50 € zu un­ter­schrei­ten. Die von der Be­klag­ten aus­ge­spro­che­ne Ände­rungskündi­gung ist da­mit be­reits aus die­sem Grund un­zulässig. Sie ist zu­dem ge­eig­net, den be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer aus Angst vor ei­nem Ar­beits­platz­ver­lust von der Durch­set­zung sei­ner Ansprüche auf Min­dest­lohn ab­zu­hal­ten und die an­ge­bo­te­nen Ände­run­gen der Ar­beits­be­din­gun­gen schon aus die­sem Grund, un­ter Umständen vor­be­halt­los zu ak­zep­tie­ren.

So­weit der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer da­her die an­ge­bo­te­nen geänder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen an­nimmt, wäre die da­durch zu­stan­de ge­kom­me­ne Ver­ein­ba­rung der Ar­beits­ver­trags­par­tei­en we­gen der in § 3 Mi­LoG ge­re­gel­ten Un­ab­ding­bar­keit des Min­dest­lohns un­wirk­sam.

3.
Die aus­ge­spro­che­ne Ände­rungskündi­gung er­weist sich je­doch auch man­gels aus­rei­chen­den Vor­trags zu ei­nem be­triebs­be­ding­ten Kündi­gungs­grund als un­wirk­sam.

a) Ei­ne Ände­rungskündi­gung ist nach der Le­gal­de­fi­ni­ti­on aus § 2 Satz 1 KSchG ein aus zwei Wil­lens­erklärun­gen zu­sam­men­ge­setz­tes Rechts­geschäft. Zur Kündi­gungs­erklärung muss als zwei­tes Ele­ment ein An­ge­bot zur Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses zu geänder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen hin­zu­kom­men. Das Ände­rungs­an­ge­bot ist Be­stand­teil der Kündi­gung. Kündi­gung und An­ge­bot bil­den ei­ne Ein­heit; es han­delt sich al­so um ein ein­heit­li­ches Rechts­geschäft (BAG v. 16.09.2004, 2 AZR 628/03, NZA 2005, 635-637).

b) Die Be­klag­te stützt die Kündi­gung auf drin­gen­de be­trieb­li­che Gründe. Die ei­ne or­dent­li­che Ände­rungskündi­gung so­zi­al recht­fer­ti­gen­den drin­gen­den be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­se iSv. § 1 Abs. 2 Satz 1, § 2 KSchG set­zen vor­aus, dass das Bedürf­nis für die Wei­ter­beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers im Be­trieb zu den bis­he­ri­gen Be­din­gun­gen ent­fal­len ist (BAG v. 23.06.2005, 2 AZR 642/04, NZA 2006, 92-98 mwN).

Für die Ände­rungskündi­gung nach § 2 KSchG, de­ren Ände­rungs­an­ge­bot die Kläge­rin un­ter Vor­be­halt an­ge­nom­men hat, müssen hin­sicht­lich ih­rer so­zia­len Recht­fer­ti­gung zunächst die Vor­aus­set­zun­gen nach § 1 Abs. 2 KSchG vor­lie­gen, wo­bei in die­sem Zu­sam­men­hang die so­zia­le Recht­fer­ti­gung der an­ge­bo­te­nen Ver­tragsände­rung über­prüft wer­den muss. Bei ei­ner be­triebs­be­ding­ten Ände­rungskündi­gung, wie vor­lie­gend, ist das Ände­rungs­an­ge­bot des Ar­beit­ge­bers dem­zu­fol­ge dar­an zu mes­sen, ob drin­gen­de be­trieb­li­che Er­for­der­nis­se gem. § 1 Abs. 2 KSchG das Ände­rungs­an­ge­bot be­din­gen und ob der Ar­beit­ge­ber sich bei ei­nem an sich an­er­ken­nens­wer­ten An­lass zur Ände­rungskündi­gung dar­auf be­schränkt hat, nur sol­che Ände­run­gen vor­zu­schla­gen, die der Ar­beit­neh­mer bil­li­ger­wei­se hin­neh­men muss (LAG Ber­lin v. 30.09.1997, 9 Sa 56/97, mwN, zi­ti­iert nach ju­ris).

Spricht der Ar­beit­ge­ber zum Zwe­cke der Her­ab­set­zung von Ar­beits­ent­gel­ten und So­zi­al­leis­tun­gen ei­ne Ände­rungskündi­gung aus, liegt dar­in eben­so­we­nig wie bei ei­ner

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Be­en­di­gungskündi­gung schon selbst ei­ne vom Ar­beits­ge­richt nur be­schränkt nach­prüfba­re un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung. An­de­ren­falls wäre der vom Ge­setz ge­woll­te Schutz der Ar­beit­neh­mer ge­gen be­triebs­be­ding­te Kündi­gun­gen der vor­lie­gen­den Art weit­ge­hend ge­gen­stands­los, da der Ar­beit­ge­ber dann die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung, von Fällen of­fen­ba­ren Miss­brauchs ab­ge­se­hen, stets er­folg­reich mit dem Hin­weis ver­tei­di­gen könn­te, sie stel­le ei­ne nicht zu über­prüfen­de Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung dar. Des­halb stellt auch die Ab­sicht des Ar­beit­ge­bers, Ent­gel­te und So­zi­al­leis­tun­gen im gan­zen Be­trieb oder in ei­ner be­stimm­ten Ab­tei­lung des Be­trie­bes ein­zu­spa­ren, für sich be­trach­tet nicht ei­ne un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung dar. Da­her kommt ei­ne Ent­geltkürzung nur in Be­tracht, wenn sonst der Be­trieb still­ge­legt oder die Be­leg­schaft re­du­ziert wer­den müss­te.

An­ders verhält es sich je­doch beim Ar­beits­ent­gelt bzw. beim Ab­bau von So­zi­al­leis­tun­gen, die wie vor­lie­gend, Ent­gelt­cha­rak­ter ha­ben. Der Un­ter­neh­mer trifft kei­ne wirt­schaft­li­che, tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Maßnah­me im Rah­men sei­nes Or­ga­ni­sa­ti­ons­rechts, die zu ei­nem Weg­fall des Ar­beits­plat­zes oder zur Ände­rung der Ar­beits­zeit führt und die in ei­ner markt­wirt­schaft­li­chen Ord­nung hin­zu­neh­men ist, son­dern er will sei­ne fi­nan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen ändern. Fi­nan­zi­el­le Ver­pflich­tun­gen ge­genüber den Ar­beit­neh­mern ha­ben aber grundsätz­lich kei­ne an­de­re Qua­lität als Ver­pflich­tun­gen ge­genüber Lie­fe­ran­ten oder Ban­ken bzw. Drit­t­un­ter­neh­men. Der Zwang zu spa­ren ist eben­so­we­nig ein Grund zur Ent­geltkürzung wie zur Kürzung von For­de­run­gen an­de­rer Ver­trags­part­ner. Der Ar­beit­neh­mer hat nicht ver­spro­chen, je nach den wirt­schaft­li­chen Er­for­der­nis­sen des Un­ter­neh­mens zu un­ter­schied­li­chem Ent­gelt zu ar­bei­ten. Die Ände­rungskündi­gung zur Lohn­sen­kung ist des­halb kein Primärin­stru­ment, son­dern le­dig­lich Aus­schluss des Grund­sat­zes der Verhält­nismäßig­keit ge­genüber der Be­en­di­gungskündi­gung. Sie ist des­halb nur ge­recht­fer­tigt, wenn sonst der Ar­beits­platz weg­fie­le, d.h. wenn ein verständig den­ken­der Un­ter­neh­mer das Un­ter­neh­men nicht wei­terführen würde oder kon­kre­te Tätig­kei­ten aufgäbe. Ei­ne Ent­gelt­sen­kung für die ge­sam­te Be­leg­schaft kommt in Be­tracht, wenn sonst die Ar­beitsplätze al­ler Ar­beit­neh­mer ins­ge­samt gefähr­det wer­den. Die­ses Tat­be­stands­merk­mal kann man auch mit wirt­schaft­li­cher Not­la­ge um­schrei­ben oder Be­stands­gefähr­dung des Un­ter­neh­mens. Es reicht je­den­falls nicht aus, dass das Un­ter­neh­men ein­mal Ver­lus­te ge­macht hat, schon gar nicht, dass ein­zel­ne Ab­tei­lun­gen ro­te Zah­len schrei­ben (LAG Ber­lin v. 30.09.1997, 9 Sa 56/97, mwN, zi­ti­iert nach ju­ris).

c) Die Be­klag­te hat ge­mes­sen an die­sen Grundsätzen nicht aus­rei­chend vor­ge­tra­gen, dass die Einführung des Min­dest­lohns sie in ei­ne der­ar­ti­ge wirt­schaft­li­che Not­la­ge ge­bracht ha­be, dass der Be­stand des Un­ter­neh­mens in Ge­fahr ist.

Ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten kann die Recht­spre­chung zur Ände­rungskündi­gung zum Zwe­cke der Lohn­ab­sen­kung auch oh­ne wei­te­res auf den vor­lie­gen­den Sach­ver­halt über­tra­gen wer­den, ob­gleich für die kon­kret be­trof­fe­ne Kläge­rin selbst im Er­geb­nis der

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Ände­rungskündi­gung ei­ne höhe­re Vergütung steht als vor­her. Denn die höhe­re Vergütung ist nicht die Fol­ge der Ände­rungskündi­gung, son­dern der Einführung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns. Es sind da­her die Höhe des Vergütungs­an­spruchs der Kläge­rin nach Einführung des Min­dest­lohns un­ter Berück­sich­ti­gung der an­re­chen­ba­ren Leis­tun­gen der Ar­beit­ge­be­rin mit de­ren Höhe zum Zeit­punkt nach Wirk­sam­wer­den der Ände­rungskündi­gung zu ver­glei­chen. Da­nach steht fest, dass sich durch die Ände­rungskündi­gung der Vergütungs­an­spruch der Kläge­rin im Ver­gleich zum Zu­stand oh­ne Ände­rungskündi­gung sehr wohl ver­min­dert hat. Zu­dem bleibt auch die Aus­gangs­la­ge für den Aus­spruch der Ände­rungskündi­gung die­sel­be. Denn die Be­klag­te be­ruft sich ja ge­ra­de dar­auf, dass sie auf­grund außer­be­trieb­li­cher Umstände (hier die ge­setz­li­che Min­dest­lohn­einführung) in ei­ne wirt­schaft­li­che Schief­la­ge ge­ra­te oder ge­ra­ten könn­te, die die Not­wen­dig­keit der kol­lek­ti­ven Ab­sen­kung der Lohn­kos­ten nach sich zie­hen würde.

Die­se Not­wen­dig­keit hat die Be­klag­te in­des nicht plau­si­bel dar­ge­legt. Es ist nach ih­rem Vor­brin­gen zwar nach­voll­zieh­bar, dass die Einführung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns zu ei­ner Erhöhung von Lohn­kos­ten führt. Es ist aber nicht er­kenn­bar, war­um die­se Kos­ten­erhöhung zwin­gend da­zu führen müss­te, dass die höhe­ren Lohn­kos­ten die Ein­stel­lung des Be­trie­bes und/oder den Weg­fall des Ar­beits­plat­zes der Kläge­rin nach sich zie­hen. Da­bei kann nicht un­berück­sich­tigt blei­ben, dass die Be­klag­te nach ei­ge­nem Vor­brin­gen (vgl. Schrift­satz vom 09.01.2015, Sei­te 7, Bl. 41 d. A.) noch im Jahr 2014 - al­so in Kennt­nis und Er­war­tung der ab­seh­ba­ren Einführung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns - zusätz­lich Ar­beit­neh­mer ein­ge­stellt hat.

Der Vor­trag der Be­klag­ten ist schließlich in Be­zug auf die Ar­beits­kos­ten, Lohnstück­kos­ten und Ma­te­ri­al­kos­ten weit­ge­hend pau­schal. Sie be­schränkt sich in­so­weit auf die schlag­wort­ar­ti­gen und da­mit auch nicht im An­satz nach­voll­zieh­ba­ren Be­haup­tun­gen, dass die­se Kos­ten durch sie nicht be­ein­fluss­bar sei­en. Glei­ches trifft auf die pau­scha­len Dar­le­gun­gen zu den Kos­ten für En­er­gie, Un­ter­hal­tung des Ma­schi­nen­parks und des Gebäudes zu. Der Be­klag­ten ist es ins­ge­samt nicht ge­lun­gen ei­ne auf den gan­zen Be­trieb be­zo­ge­nes Kon­zept mit Kos­ten und Erträgen so­wie mehr oder we­ni­ger vor­han­de­nem Ein­spar­po­ten­ti­al dar­zu­le­gen.

Ein be­triebs­be­ding­ter Kündi­gungs­grund ist so­mit nicht dar­ge­tan, die Kündi­gung da­mit al­so auch so­zi­al­wid­rig im Sin­ne von § 1 Abs. 2 KSchG.

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III.

Die Kos­ten­ent­schei­dung ba­siert auf §§ 12a Abs. 1, 46 Abs. 2 ArbGG, 92 ZPO. Die Be­klag­te hat als Un­ter­lie­gen­de die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen. Zwar ist der Kläger mit sei­nem An­trag zu 2 un­ter­le­gen. Da die­ser aber oh­ne ei­ge­nen Wert bleibt, wirkt sich das nicht auf die Kos­ten­quo­te aus.

Der Streit­wert wird gem. §§ 39, 40, 42 Abs. 3 GKG, 61 Abs. 1, 46 Abs. 2 ArbGG, §§ 2 ff. ZPO fest­ge­setzt. Er ent­spricht ei­nem Vier­tel­jah­res­ver­dienst der Kläge­rin. Da­bei bleibt der An­trag zu 2 oh­ne Wert­an­satz.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von den Par­tei­en Be­ru­fung ein­ge­legt wer­den.
Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Rechts­an­walt oder ei­nem Ver­tre­ter ei­ner Ge­werk­schaft bzw. ei­ner Ar­beit­ge­ber­ver­ei­ni­gung oder ei­nes Zu­sam­men­schlus­ses sol­cher Verbände ein­ge­reicht wer­den.

Die Be­ru­fungs­schrift muss in­ner­halb 

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

bei dem

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg,
Mag­de­bur­ger Platz 1, 10785 Ber­lin ,

ein­ge­gan­gen sein.

Die Be­ru­fungs­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Be­ru­fung ge­rich­tet wird, so­wie die Erklärung ent­hal­ten, dass Be­ru­fung ge­gen die­ses Ur­teil ein­ge­legt wer­de.
Die Be­ru­fung ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb 

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

in glei­cher Form schrift­lich zu be­gründen.

Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments im Sin­ne des § 46 c ArbGG genügt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te un­ter www.ber­lin.de/erv.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Da­bei ist zu be­ach­ten, dass das Ur­teil mit der Ein­le­gung in den Brief­kas­ten oder ei­ner ähn­li­chen Vor­rich­tung für den Pos­t­emp­fang als zu­ge­stellt gilt. Dies gilt nicht bei Zu­stel­lun­gen ge­gen Emp­fangs­be­kennt­nis gemäß § 174 ZPO.
Wird bei der Par­tei ei­ne schrift­li­che Mit­tei­lung ab­ge­ge­ben, dass das Ur­teil auf der Geschäfts­stel­le ei­nes Amts­ge­richts oder ei­ner von der Post be­stimm­ten Stel­le nie­der­ge­legt ist, gilt das Schriftstück mit der Ab­ga­be der schrift­li­chen Mit­tei­lung als zu­ge­stellt, al­so nicht erst mit der Ab­ho­lung der Sen­dung.
Das Zu­stel­lungs­da­tum ist auf dem Um­schlag der Sen­dung ver­merkt.

Von der Be­gründungs­schrift wer­den zwei zusätz­li­che Ab­schrif­ten zur Un­ter­rich­tung der eh­ren­amt­li­chen Rich­ter er­be­ten.

Wei­te­re Statt­haf­tig­keits­vor­aus­set­zun­gen er­ge­ben sich aus § 64 Abs.2 ArbGG :
"Die Be­ru­fung kann nur ein­ge­legt wer­den,
a) wenn sie in dem Ur­teil zu­ge­las­sen wor­den ist,
b) wenn der Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des 600 Eu­ro über­steigt,
c) in Rechts­strei­tig­kei­ten über das Be­ste­hen, das Nicht­be­ste­hen oder die Kündi­gung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses oder
d) wenn es sich um ein Versäum­nis­ur­teil han­delt, ge­gen das der Ein­spruch an sich nicht statt­haft ist, wenn die Be­ru­fung oder An­schluss­be­ru­fung dar­auf gestützt wird, dass der Fall schuld­haf­ter Versäum­ung nicht vor­ge­le­gen ha­be."

Sch.

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