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Ab­fin­dung: Dis­kri­mi­nie­rung durch Staf­fe­lung nach Al­ters­grup­pen?

Nach Al­ters­grup­pen ge­staf­fel­te So­zi­al­plan­ab­fin­dun­gen sind nicht al­ters­dis­kri­mi­nie­rend: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 12.04.2011, 1 AZR 764/09
Taschenrechner auf Geldscheinen Nicht al­le Staf­fe­lun­gen in Ta­rif­ver­trä­gen sind dis­kri­mi­nie­rend
05.05.2011. Durch ei­nen So­zi­al­plan wer­den die wirt­schaft­li­chen Nach­tei­le, die Ar­beit­neh­mern in­fol­ge ei­ner Be­trieb­s­än­de­rung ent­ste­hen (§ 112 Abs. 1 Satz 2 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz - Be­trVG), aus­ge­gli­chen oder ge­mil­dert. Haupt­nach­teil ist der Weg­fall von Ver­dienst­mög­lich­kei­ten durch Ar­beits­platz­ver­lust bzw. be­triebs­be­ding­te Kün­di­gung.

Als Aus­gleich sind Ab­fin­dun­gen üb­lich. Sie dür­fen ge­mäß § 10 Satz 3 Nr. 6 All­ge­mei­nes Gleich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) „nach Al­ter oder Be­triebs­zu­ge­hö­rig­keit“ ge­staf­felt wer­den, d.h. äl­te­re Ar­beit­neh­mer bes­ser stel­len, um die mit zu­neh­men­dem Al­ter schlech­te­ren Ar­beits­markt­chan­cen durch ei­ne Be­to­nung des Le­bens­al­ters bei der Ab­fin­dungs­be­rech­nung aus­zu­glei­chen.

Die­se al­ters­be­ding­te Be­nach­tei­li­gung jün­ge­rer Ar­beit­neh­mer ist kei­ne ver­bo­te­ne Dis­kri­mi­nie­rung (§§ 1, 7 AGG). Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ent­schied nun, ob § 10 AGG auch ei­ne Ab­fin­dungs­staf­fe­lung nach Al­ters­grup­pen in Zehn­jah­res­schrit­ten er­laubt (Ur­teil vom 12.04.2011, 1 AZR 764/09).

Die Hö­he der Ab­fin­dung wur­de im Streit­fall aus ei­nem pro Le­bens­jahr­zehnt ge­staf­fel­ten Fak­tor, der Be­triebs­zu­ge­hö­rig­keit und dem Brut­to­mo­nats­ver­dienst er­rech­net. Ei­ne 38jährige Kun­den­be­ra­te­rin er­hielt des­halb ei­ne ge­rin­ge­re Ab­fin­dung als die über 40jährigen Ar­beit­neh­mer und klag­te auf die Dif­fe­renz. Oh­ne Er­folg: Das BAG hielt die Be­rech­nung für rech­tens und be­stä­tig­te da­mit das Säch­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt (Ur­teil vom 18.09.2009, 3 Sa 640/08) und das Ar­beits­ge­richt Leip­zig.

Fa­zit: So­zi­al­plä­ne kön­nen ge­mäß § 10 Satz 3 Nr.6 AGG vor­se­hen, dass Ab­fin­dun­gen mit dem Al­ter und mit der Be­triebs­zu­ge­hö­rig­keit stei­gen, was auf ei­ne dop­pel­te Bes­ser­stel­lung äl­te­rer Ar­beit­neh­mer hin­aus­läuft (da äl­te­re meist auch län­ger be­schäf­tigt sind als jün­ge­re). Auch die Bil­dung von Al­ters­grup­pen ist er­laubt. Al­ler­dings müs­sen Ab­fin­dungs­stei­ge­run­gen zu­guns­ten hö­he­rer Al­ters­grup­pen "an­ge­mes­sen" sein, d.h. die 40-49jährigen dür­fen nicht z.B. dop­pelt so viel be­kom­men wie die 30-39jährigen.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de schrift­lich ab­ge­fasst und ver­öf­fent­licht. Die Ent­schei­dungs­grün­de im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 4. Mai 2020

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