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BAG, Ur­teil vom 20.06.2013, 2 AZR 295/12

   
Schlagworte: Unkündbarkeit, Sozialauswahl, Kündigung: Betriebsbedingt
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 2 AZR 295/12
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 20.06.2013
   
Leitsätze:

1. Tarifliche Regelungen über den Ausschluss ordentlicher Kündigungen erweisen sich in Auswahlsituationen nur dann als angemessen und gesetzeskonform im Sinne von § 10 Satz 1 AGG bzw. § 1 Abs. 3 KSchG, wenn sie zumindest grobe Auswahlfehler vermeiden.


2. Die Auslegung der einschlägigen Tarifbestimmung kann ergeben, dass der Ausschluss ordentlicher Kündigungen nicht gilt, falls er bei der Sozialauswahl zu einem grob fehlerhaften Auswahlergebnis führen würde.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Ulm, Kammern Ravensburg, Teilurteil vom 14.09.2010, 8 Ca 525/09
Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg, Urteil vom 09.12.2011, 20 Sa 85/10
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

2 AZR 295/12
20 Sa 85/10
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ba­den-Würt­tem­berg

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

20. Ju­ni 2013

UR­TEIL

Schmidt, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Zwei­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 20. Ju­ni 2013 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Kreft, die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ar­beits­ge­richt Ber­ger und Ra­chor so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Kri­chel und Dr. Grim­berg für Recht er­kannt:

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Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg vom 9. De­zem­ber 2011 - 20 Sa 85/10 - wird auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.


Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung mit Aus­lauf­frist so­wie ei­ner hilfs­wei­se erklärten or­dent­li­chen Kündi­gung.

Die Be­klag­te ist ein Alu­mi­ni­um ver­ar­bei­ten­des Un­ter­neh­men. Der 1956 ge­bo­re­ne, ver­hei­ra­te­te und ei­nem Kind zum Un­ter­halt ver­pflich­te­te Kläger ist seit April 1975 bei ihr als Schlos­ser in der In­stand­hal­tung tätig. Auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en fin­det kraft beid­sei­ti­ger Ta­rif­bin­dung der Man­tel­ta­rif­ver­trag für Beschäftig­te zum ERA-Ta­rif­ver­trag Me­tall- und Elek­tro­in­dus­trie Süd-würt­tem­berg-Ho­hen­zol­lern vom 14. Ju­ni 2005 (MTV) An­wen­dung. Nach § 4.4 MTV kann ei­nem Beschäftig­ten, der das 53., aber noch nicht das 65. Le­bens­jahr voll­endet hat und der dem Be­trieb min­des­tens drei Jah­re an­gehört, nur noch aus wich­ti­gem Grund gekündigt wer­den; dies gilt auch für ei­ne Ände­rungskündi­gung.


Der Kläger ar­bei­te­te anfäng­lich im Mehr­schicht­sys­tem. Nach ei­nem Schlag­an­fall bat er im Sep­tem­ber 2007 um ei­ne Ver­set­zung in die Tag­schicht. Er leg­te der Be­klag­ten ein ärzt­li­ches At­test vor. Da­nach soll­te er kei­nen Schicht­dienst mehr leis­ten; ei­ne ge­re­gel­te Ta­ges­ar­beits­zeit sei für die wei­te­re Ge­ne­sung not­wen­dig. An­fang 2008 teil­te die Be­klag­te mit, dass sie ihn künf­tig im sog. Ta­ges­be­trieb von 7:00 bis 15:40 Uhr mit einstündi­ger Pau­se ein­set­zen wer­de.

Mit Schrei­ben vom 29. Au­gust 2009 kündig­te die Be­klag­te - nach Anhörung des Be­triebs­rats und Er­stat­tung ei­ner Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge - das
 


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Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en aus be­trieb­li­chen Gründen außer­or­dent­lich mit Aus­lauf­frist zum 31. März 2010, hilfs­wei­se or­dent­lich zum sel­ben Ter­min, wei­ter hilfs­wei­se zum „nächst zulässi­gen“ Ter­min.

Der Kläger hat mit sei­ner recht­zei­tig er­ho­be­nen Kündi­gungs­schutz­kla­ge gel­tend ge­macht, die Kündi­gun­gen sei­en un­wirk­sam. Ein wich­ti­ger Grund iSd. § 626 BGB lie­ge nicht vor. Die Be­klag­te ha­be nicht dar­ge­legt, dass es an jeg­li­cher Möglich­keit ge­fehlt ha­be, ihn sinn­voll wei­ter­zu­beschäfti­gen. So­weit sie sich auf ei­ne Ände­rung des An­for­de­rungs­pro­fils be­ru­fe, feh­le es an der Dar­le­gung ei­nes die Ände­rung recht­fer­ti­gen­den Grun­des. Die or­dent­li­che Kündi­gung sei nach § 4.4 Satz 1 MTV ta­rif­ver­trag­lich aus­ge­schlos­sen und schon aus die­sem Grund un­wirk­sam.


Der Kläger hat - so­weit für die Re­vi­si­on von Be­deu­tung - be­an­tragt 


1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die Kündi­gun­gen vom 29. Au­gust 2009 nicht auf­gelöst wor­den ist;

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihn als Schlos­ser - Ab­tei­lung In­stand­hal­tung - oder als Be­triebs­schlos­ser bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Kündi­gungs­rechts­streits wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie hat be­haup­tet, auf­grund meh­re­rer in­ein­an­der grei­fen­der un­ter­neh­me­ri­scher Ent­schei­dun­gen sei der bis­he­ri­ge Ar­beits­platz des Klägers weg­ge­fal­len. Zum ei­nen ha­be sie die sog. 20 MN-Pres­se zum 31. Ok­to­ber 2009 still­ge­legt. Da­durch ha­be sich der Re­pa­ra­tur- und War­tungs­auf­wand im ge­sam­ten In­stand­hal­tungs­be­reich um 330 Ar­beits­stun­den re­du­ziert. Zum an­de­ren ha­be sie den Ent­schluss ge­fasst und um­ge­setzt, Schlos­ser aus­sch­ließlich im Schicht­dienst und da­bei nur noch sol­che Mit­ar­bei­ter ein­zu­set­zen, die in der La­ge sei­en, an sämt­li­chen An­la­gen im Werk zu ar­bei­ten. Das sei er­for­der­lich, um ei­ne durchgängi­ge Be­treu­ung der Pro­duk­ti­ons­an­la­gen durch Mit­ar­bei­ter der In­stand­hal­tung zu gewähr­leis­ten. Da­mit sei der Beschäfti­gungs­be­darf für die bei­den in der Ta­ges­ar­beit ein­ge­setz­ten Ar­beit­neh­mer ent­fal­len. An­ge­sichts der im In­stand­hal­tungs­be­reich be­ste­hen­den Über­ka­pa­zitäten sei­en die im Schicht­be­trieb ein­ge­setz­ten Schlos­ser
 


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oh­ne über­ob­li­ga­ti­onsmäßige An­stren­gun­gen in der La­ge, die ein­fa­chen, bis­lang im Ta­ges­dienst ver­rich­te­ten Ar­bei­ten - so­weit noch vor­han­den - mit zu er­le­di­gen. Ei­ner so­zia­len Aus­wahl ha­be es nicht be­durft. Der Kläger sei mit den wei­ter­beschäftig­ten Schlos­sern nicht ver­gleich­bar. Er könne we­gen sei­nes Ge­sund­heits­zu­stands nicht im rol­lie­ren­den Schicht­be­trieb ein­ge­setzt wer­den und sei zu­dem nicht in der La­ge, In­stand­hal­tungs­ar­bei­ten an al­len An­la­gen aus­zuführen. Er sei des­halb kein ge­eig­ne­ter „Team­part­ner“ für die im Schicht­be­trieb täti­gen Kol­le­gen. Das Ar­beits­verhält­nis mit dem zwei­ten im Ta­ges­dienst ein­ge­setz­ten Schlos­ser ha­be sie gleich­falls gekündigt. Die Be­klag­te hat ge­meint, auf­grund des­sen sei die außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit Aus­lauf­frist wirk­sam. Zu­min­dest sei die or­dent­li­che Kündi­gung so­zi­al ge­recht­fer­tigt. Ein ta­rif­ver­trag­li­cher Son­derkündi­gungs­schutz ste­he dem Kläger nicht zu. Die be­tref­fen­de ta­rif­li­che Re­ge­lung sei un­wirk­sam oder doch un­an­wend­bar. Sie mes­se dem Le­bens­al­ter im Verhält­nis zur Be­triebs­zu­gehörig­keit ei­ne zu große Be­deu­tung bei. Dies führe in Fällen der So­zi­al­aus­wahl zu ei­ner un­verhält­nismäßigen Be­nach­tei­li­gung jünge­rer Ar­beit­neh­mer.


Die Vor­in­stan­zen ha­ben der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Mit der Re­vi­si­on ver­folgt die Be­klag­te ih­ren An­trag wei­ter, die Kla­ge ab­zu­wei­sen.


Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist un­be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Kündi­gun­gen vom 29. Au­gust 2009 zu Recht für un­wirk­sam er­ach­tet. Ein wich­ti­ger Grund iSd. § 626 Abs. 1 BGB liegt nicht vor (I.). Die or­dent­li­che Kündi­gung ist gemäß § 4.4 Satz 1 MTV iVm. § 134 BGB nich­tig. Die ta­rif­li­che Unkünd­bar­keits­re­ge­lung ist nicht we­gen Ver­s­toßes ge­gen das Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung nach § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam. Sie ist auch ver­fas­sungs­kon­form (II.). Der Wei­ter­beschäfti­gungs­an­trag fällt dem Se­nat nicht zur Ent­schei­dung an (III.).

I. Das Ar­beits­verhält­nis ist nicht durch die außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit Aus­lauf­frist vom 29. Au­gust 2009 auf­gelöst wor­den. Ein wich­ti­ger Grund



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iSd. § 626 Abs. 1 BGB ist schon nach dem ei­ge­nen Vor­brin­gen der Be­klag­ten nicht ge­ge­ben.

1. Gemäß § 626 Abs. 1 BGB kann ein Ar­beits­verhält­nis aus wich­ti­gem Grund außer­or­dent­lich gekündigt wer­den, wenn Tat­sa­chen vor­lie­gen, auf­grund de­rer dem Kündi­gen­den un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände des Ein­zel­falls und un­ter Abwägung der In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­tei­le die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses selbst bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist oder der ver­ein­bar­ten Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

a) Ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung aus be­trieb­li­chen Gründen ist ge­genüber ei­nem or­dent­lich künd­ba­ren Ar­beit­neh­mer grundsätz­lich un­zulässig. Sol­che Gründe ma­chen dem Ar­beit­ge­ber die Wei­ter­beschäfti­gung bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist re­gelmäßig nicht un­zu­mut­bar. Ihm ist es selbst im In­sol­venz­fall zu­zu­mu­ten, die Kündi­gungs­frist ein­zu­hal­ten (BAG 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 673/11 - Rn. 13; 18. März 2010 - 2 AZR 337/08 - Rn. 16).

b) Ei­ne auf be­trieb­li­che Gründe gestütz­te außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit ei­ner - dann not­wen­dig ein­zu­hal­ten­den - Aus­lauf­frist kommt in Be­tracht, wenn et­wa ta­rif­ver­trag­lich die Möglich­keit ei­ner or­dent­li­chen Kündi­gung dau­er­haft aus­ge­schlos­sen ist und dies da­zu führt, dass der Ar­beit­ge­ber den Ar­beit­neh­mer trotz Weg­falls der Beschäfti­gungsmöglich­keit noch für Jah­re vergüten müss­te, oh­ne dass dem ei­ne ent­spre­chen­de Ar­beits­leis­tung ge­genüberstünde (BAG 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 673/11 - Rn. 14; 18. März 2010 - 2 AZR 337/08 - Rn. 17). Al­ler­dings ist der Ar­beit­ge­ber in die­sem Fall in ei­nem be­son­de­ren Maß ver­pflich­tet zu ver­su­chen, die Kündi­gung durch ge­eig­ne­te an­de­re Maßnah­men zu ver­mei­den. Be­steht ir­gend­ei­ne Möglich­keit, das Ar­beits­verhält­nis sinn­voll fort­zu­set­zen, wird er den Ar­beit­neh­mer in der Re­gel ent­spre­chend ein­zu­set­zen ha­ben. Erst wenn al­le denk­ba­ren Al­ter­na­ti­ven aus­schei­den, kann ein wich­ti­ger Grund zur außer­or­dent­li­chen Kündi­gung vor­lie­gen (BAG 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 673/11 - aaO; 18. März 2010 - 2 AZR 337/08 - aaO).



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2. Hier ist ein wich­ti­ger Grund nicht ge­ge­ben. Dies gilt un­abhängig da­von, ob der Kläger auf der Grund­la­ge von § 4.4 Satz 1 MTV wirk­sa­men be­son­de­ren Kündi­gungs­schutz ge­nießt. Die Be­klag­te hat nicht auf­ge­zeigt, dass dau­er­haft kei­ne Ein­satzmöglich­keit für den Kläger mehr be­stan­den hätte. Ihr Vor­brin­gen lässt nicht er­ken­nen, dass sie ihn - selbst nach zu­mut­ba­ren Or­ga­ni­sa­ti­onsände­run­gen - über­haupt nicht mehr sinn­voll wei­ter­beschäfti­gen konn­te.

a) Ein wich­ti­ger Grund iSd. § 626 Abs. 1 BGB kann sich - eben­so wie ein drin­gen­des be­trieb­li­ches Er­for­der­nis iSv. § 1 Abs. 2 KSchG - auch aus dem Weg­fall der Beschäfti­gungsmöglich­keit auf­grund in­ner­be­trieb­li­cher Maßnah­men des Ar­beit­ge­bers er­ge­ben. Die dem zu­grun­de lie­gen­de un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung als sol­che ist ge­richt­lich nicht auf ih­re sach­li­che Recht­fer­ti­gung oder ih­re Zweckmäßig­keit, son­dern nur dar­auf­hin zu über­prüfen, ob sie of­fen­sicht­lich un­sach­lich, un­vernünf­tig oder willkürlich ist. Nach­zu­prüfen ist außer­dem, ob die frag­li­che Ent­schei­dung tatsächlich um­ge­setzt wur­de und da­durch das Beschäfti­gungs­bedürf­nis für den ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer wirk­lich ent­fal­len ist (BAG 20. Ju­ni 2013 - 2 AZR 380/12 - Rn. 16 ff.; 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 673/11 - Rn. 16). Die Ge­stal­tung des Be­triebs, die Fra­ge, ob und in wel­cher Wei­se sich der Ar­beit­ge­ber wirt­schaft­lich betäti­gen will, ist Be­stand­teil der durch Art. 12, Art. 14 und Art. 2 Abs. 1 GG geschütz­ten un­ter­neh­me­ri­schen Frei­heit. Zu die­ser gehört das Recht, das Un­ter­neh­men auf­zu­ge­ben, darüber zu ent­schei­den, wel­che Größen­ord­nung es ha­ben soll, und fest­zu­le­gen, ob be­stimm­te Ar­bei­ten wei­ter im ei­ge­nen Be­trieb aus­geführt oder an Drit­t­un­ter­neh­men ver­ge­ben wer­den sol­len (BAG 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 673/11 - Rn. 16, 17; 26. Sep­tem­ber 2002 - 2 AZR 636/01 - zu II 1 b der Gründe, BA­GE 103, 31). Dies gilt auch in den Fällen, in de­nen von der frag­li­chen Maßnah­me ein or­dent­lich unkünd­ba­rer Ar­beit­neh­mer be­trof­fen ist (BAG 20. Ju­ni 2013 - 2 AZR 380/12 - Rn. 16 ff.; 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 673/11 - Rn. 17).


b) Zu den Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dun­gen des Ar­beit­ge­bers, die zum Weg­fall der Beschäfti­gungsmöglich­keit führen können, zählt auch die Fest­le­gung des An­for­de­rungs­pro­fils ei­ner Stel­le.



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aa) Das Be­stre­ben des Ar­beit­ge­bers, be­stimm­te Tätig­kei­ten nur von Ar­beit­neh­mern mit be­stimm­ten Qua­li­fi­ka­tio­nen ausführen zu las­sen, ist grundsätz­lich hin­zu­neh­men. Schafft der Ar­beit­ge­ber neu zu­ge­schnit­te­ne Ar­beitsplätze, ist dies je­den­falls dann zu re­spek­tie­ren, wenn die neu­en Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­for­de­run­gen in ei­ner nach­voll­zieh­ba­ren Wei­se auf der Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der aus­zuführen­den Ar­bei­ten be­ru­hen (BAG 24. Mai 2012 - 2 AZR 124/11 - Rn. 24; 18. März 2010 - 2 AZR 337/08 - Rn. 19).


bb) Für die­sen Be­zug trägt der Ar­beit­ge­ber die Dar­le­gungs­last. An sie sind schon im Rah­men von § 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG erhöhte An­for­de­run­gen ins­be­son­de­re dann zu stel­len, wenn der Ar­beit­ge­ber das An­for­de­rungs­pro­fil für Ar­beitsplätze ändert, die mit be­reits langjährig beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern be­setzt sind. Der Ar­beit­ge­ber kann nicht un­ter Be­ru­fung auf ei­ne ge­richt­lich nur ein­ge­schränkt über­prüfba­re Un­ter­neh­mer­ent­schei­dung den Kündi­gungs­schutz des be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mers da­durch um­ge­hen, dass er in sach­lich nicht ge­bo­te­ner Wei­se die An­for­de­run­gen an die Qua­li­fi­ka­ti­on des Ar­beits­platz­in­ha­bers verschärft (BAG 24. Mai 2012 - 2 AZR 124/11 - Rn. 25; 10. Ju­li 2008 - 2 AZR 1111/06 - Rn. 26). Er muss des­halb dar­tun, dass es sich in­so­weit nicht nur um ei­ne „wünschens­wer­te Vor­aus­set­zung”, son­dern um ein sach­lich ge­bo­te­nes, ar­beits­platz­be­zo­ge­nes Stel­len­merk­mal han­delt (BAG 24. Mai 2012 - 2 AZR 124/11 - Rn. 26; 10. Ju­li 2008 - 2 AZR 1111/06 - Rn. 31).

c) Im Fall ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung aus be­trieb­li­chen Gründen sind an die Dar­le­gun­gen des Ar­beit­ge­bers noch wei­ter­ge­hen­de An­for­de­run­gen zu stel­len. Die­ser hat nicht nur dar­zu­tun, dass ei­ne Wei­ter­beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers in­fol­ge sei­ner Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dung am bis­he­ri­gen Ar­beits­platz nicht mehr möglich ist. Er hat viel­mehr außer­dem und von sich aus dar­zu­le­gen, dass über­haupt kei­ne Möglich­keit mehr be­steht, das Ar­beits­verhält­nis - und sei es zu geänder­ten Be­din­gun­gen und nach ent­spre­chen­der Um­schu­lung - sinn­voll fort­zu­set­zen (BAG 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 673/11 - Rn. 41; 18. März 2010 - 2 AZR 337/08 - Rn. 19 - 21). An­ders als bei der or­dent­li­chen Kündi­gung reicht es nicht aus, dass der Ar­beit­ge­ber zunächst vorträgt, ei­ne Wei­ter­beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers sei in­fol­ge des Weg­falls
 


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des Ar­beits­plat­zes nicht möglich, um so­dann ei­ne dem wi­der­spre­chen­de Dar­le­gung des Ar­beit­neh­mers ab­zu­war­ten. Das Feh­len jeg­li­cher Beschäfti­gungsmöglich­keit zählt bei der außer­or­dent­li­chen be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung zum „wich­ti­gen Grund“. Es ist des­halb vom Ar­beit­ge­ber dar­zu­le­gen (BAG 22. No­vem­ber 2012 - 2 AZR 674/11 - Rn. 41; 8. April 2003 - 2 AZR 355/02 - zu II 3 d der Gründe). Sein Vor­brin­gen muss deut­lich ma­chen, dass er al­les Zu­mut­ba­re un­ter­nom­men hat, um die durch sein (neu­es) un­ter­neh­me­ri­sches Kon­zept not­wen­dig wer­den­den An­pas­sun­gen der Ver­trags­be­din­gun­gen auf das un­be­dingt er­for­der­li­che Maß zu be­schränken. Das führt zwar nicht da­zu, dass die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung als sol­che des­halb ei­ner wei­ter rei­chen­den ge­richt­li­chen Kon­trol­le un­terläge, weil vom Ar­beits­platz­ab­bau (auch) or­dent­lich unkünd­ba­re Ar­beit­neh­mer be­trof­fen sind. Vom Ar­beit­ge­ber im Ein­zel­nen dar­zu­le­gen und von den Ge­rich­ten zu über­prüfen ist aber, dass bzw. ob das frag­li­che un­ter­neh­me­ri­sche Kon­zept ei­ne Kündi­gung tatsächlich er­zwingt (sie­he auch BAG 20. Ju­ni 2013 - 2 AZR 380/12 - Rn. 26).


d) Die­sen An­for­de­run­gen wird das Vor­brin­gen der Be­klag­ten nicht ge­recht. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zu ih­ren Guns­ten un­ter­stellt, dass sie die be­haup­te­ten - in­ein­an­der­grei­fen­den - Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­schei­dun­gen ge­trof­fen und tatsächlich um­ge­setzt hat. Es ist fer­ner von ei­ner nur ein­ge­schränk­ten Ein­setz­bar­keit des Klägers aus­ge­gan­gen und hat un­ter­stellt, dass er we­der mit Schicht­ar­beit, noch mit schwe­rer körper­li­cher Ar­beit, Ar­bei­ten über Kopf und an Pres­sen, noch mit Ar­bei­ten an be­stimm­ten an­de­ren An­la­gen be­traut wer­den kann. Sei­ne Würdi­gung, auch un­ter die­sen Umständen sei noch ein sinn­vol­ler Ein­satz des Klägers möglich, ist re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.


aa) Der Kläger war un­strei­tig in der La­ge, ein­fa­che Schlos­sertätig­kei­ten zu er­brin­gen. Bis auf die Ar­bei­ten an der „20 MN-Pres­se“, mit de­nen er aber nur zu 15 vH sei­ner Ar­beits­zeit be­traut war, sind nach den nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts die bis­he­ri­gen Ar­beits­auf­ga­ben des Klägers nicht et­wa ent­fal­len; sie wur­den le­dig­lich auf die im Schicht­be­trieb ein­ge­setz­ten Schlos­ser um­ver­teilt.



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bb) Die Be­klag­te mag an­ge­sichts des Rück­gangs des Ar­beits­vo­lu­mens im In­stand­hal­tungs­be­reich zur bes­se­ren Aus­las­tung ih­rer Mit­ar­bei­ter ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an ge­habt ha­ben, die ein­fa­chen Schlos­ser­ar­bei­ten nur noch im Schicht­be­trieb und nicht mehr im Rah­men der sog. Ta­ges­ar­beit ausführen zu las­sen. Auch dann hat sie nicht sub­stan­ti­iert dar­ge­legt, wes­halb die bis­her dem Kläger zu­ge­wie­se­nen Auf­ga­ben nicht auf die Frühschicht kon­zen­triert und dann - ggf. ne­ben an­de­ren Tätig­kei­ten - wei­ter­hin von ihm ver­rich­tet wer­den konn­ten.


(1) Die Be­klag­te hat nicht in Ab­re­de ge­stellt, dass der Kläger ge­sund­heit­lich in der La­ge war, sei­nem Leis­tungs­vermögen ent­spre­chen­de Ar­bei­ten während der auf die Zeit von 6:00 Uhr bis 13:00 Uhr fest­ge­leg­ten Frühschicht kon­ti­nu­ier­lich zu er­brin­gen.


(2) Umstände, die ihr ei­ne Beschäfti­gung des Klägers im Rah­men die­ser Schicht unmöglich oder un­zu­mut­bar ge­macht hätten, sind nicht er­kenn­bar.


(a) Die Be­klag­te hat gel­tend ge­macht, im Schicht­be­trieb an­fal­len­de Re­pa­ra­tur- und War­tungs­ar­bei­ten müss­ten „im Team“ durch­geführt wer­den; oft­mals sei­en sie we­gen der mit ih­nen ein­her­ge­hen­den körper­li­chen Be­las­tun­gen nicht durch ei­nen ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer zu erfüllen; auch benötig­ten Schlos­ser öfters die Un­terstützung von Elek­tri­kern, die ih­rer­seits im Team ein­ge­setzt würden. Das Vor­brin­gen ent­behrt der er­for­der­li­chen Sub­stanz. Es recht­fer­tigt nicht die An­nah­me, bei ei­nem Ein­satz des Klägers in der Frühschicht könn­ten die si­tua­tiv an­fal­len­den Auf­ga­ben nicht sach­ge­recht aus­geführt wer­den. Die Be­klag­te hat schon nicht dar­ge­legt, wie vie­le Schlos­ser auf der Grund­la­ge ih­res neu­en Kon­zepts im In­stand­hal­tungs­be­reich ins­ge­samt noch beschäftigt wer­den. Sie hat auch nicht auf­ge­zeigt, wel­chen An­teil Ar­bei­ten aus­ma­chen, die der Kläger auf­grund sei­nes ein­ge­schränk­ten Leis­tungs­vermögens nicht würde ver­rich­ten können. Nur dann aber ließe sich nach­voll­zie­hen, wes­halb dem Kläger im Rah­men der Team­ar­beit schwe­re Ar­bei­ten nicht soll­ten ab­ge­nom­men wer­den können und sei­ne In­te­gra­ti­on in das Schicht­mo­dell nicht prak­ti­ka­bel sei. Das gilt je­den­falls dann, wenn pro Schicht - wie vom Lan­des­ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men und von der Be­klag­ten nicht be­an­stan­det - min­des­tens zwei Schlos­ser und
 


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ein Elek­tri­ker zum Ein­satz kom­men. Aus den glei­chen Gründen ist nicht er­sicht­lich, wes­halb das neue An­for­de­rungs­pro­fil, dem zu­fol­ge die im Schicht­be­trieb ein­ge­setz­ten Schlos­ser an al­len An­la­gen im Werk ein­setz­bar sein müssen, kei­ne Aus­nah­me zu­guns­ten ei­nes Ein­sat­zes des Klägers in der Frühschicht zu­las­sen soll­te.


(b) Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung ist auch dann nicht ge­bo­ten, wenn die Be­haup­tung der Be­klag­ten zu­tref­fen soll­te, ei­ne „Her­aus­nah­me“ des Klägers aus dem rol­lie­ren­den Schicht­sys­tem führe zu Un­ru­he und Dis­kus­sio­nen in der Be­leg­schaft. Zum ei­nen fehlt es an Ausführun­gen zur In­ten­sität der befürch­te­ten Störun­gen. Zum an­de­ren zei­gen schon die Re­ge­lun­gen in § 6 Abs. 4 Satz 1, Satz 2 Arb­ZG, dass der Ar­beit­ge­ber ver­pflich­tet sein kann, im Rah­men von Schicht­ar­beit auf ge­sund­heit­li­che Be­lan­ge ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer Rück­sicht zu neh­men; das In­ter­es­se der Ge­samt­be­leg­schaft an ei­ner möglichst gleichmäßigen Ver­tei­lung der sich aus dem Schicht­be­trieb er­ge­ben­den Be­las­tun­gen muss dem­ge­genüber in der Re­gel zurück­tre­ten (vgl. ErfK/Wank 13. Aufl. § 6 Arb­ZG Rn. 12; Neu­mann/Biebl Arb­ZG 16. Aufl. § 6 Rn. 22).

(c) Durch ei­ne In­te­gra­ti­on des Klägers in die Frühschicht mögen ein­ge­spiel­te Teams von Mit­ar­bei­tern der In­stand­hal­tung aus­ein­an­der­ge­bracht wer­den. Dies schließt ei­nen sinn­vol­len Ein­satz des Klägers bei ent­spre­chen­der Um­or­ga­ni­sa­ti­on der Ar­beits­abläufe nicht aus. Das Vor­brin­gen der Be­klag­ten, häufi­ge Schicht­part­ner­wech­sel führ­ten zu ei­ner in­ef­fi­zi­en­ten Ar­beits­aus­las­tung und/oder Ver­schlech­te­rung der Ar­beits­qua­lität, ist sub­stanz­los. Ihm ist - zu­mal an­ge­sichts des „neu­en“ An­for­de­rungs­pro­fils, nach dem Schlos­ser grundsätz­lich in der La­ge sein müssen, an al­len An­la­gen zu ar­bei­ten - nicht zu ent­neh­men, wor­in ge­nau die ver­meint­li­chen Nach­tei­le be­ste­hen. Über­dies ist nicht er­sicht­lich, wes­halb die Be­klag­te ih­nen nicht da­durch soll­te be­geg­nen können, dass sie dem Kläger fes­te „Team­part­ner“ zu­ord­net.


(d) Die An­for­de­run­gen an den Sach­vor­trag der Be­klag­ten wi­der­spre­chen - an­ders als die­se meint - nicht den im Se­nats­ur­teil vom 6. No­vem­ber 1997 (- 2 AZR 94/97 -) an­ge­leg­ten Maßstäben. Zum ei­nen lag die­ser Ent­schei­dung ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung zu­grun­de. Zum an­de­ren stand dort - an­ders


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als hier - fest, dass die gekündig­te Ar­beit­neh­me­rin im neu zu­ge­schnit­te­nen Ar­beits­be­reich auf­grund ge­sund­heit­li­cher Ein­schränkun­gen kei­ner­lei Tätig­kei­ten mehr ver­rich­ten konn­te.


cc) Ein wich­ti­ger Grund iSd. § 626 Abs. 1 BGB liegt auch dann nicht vor,wenn die im Schicht­be­trieb ge­bil­de­ten In­stand­hal­tungs­teams „von der Mit­ar­bei­ter­zahl vollzählig“ wa­ren, wie die Be­klag­te gel­tend ge­macht hat.

(1) Bei der außer­or­dent­li­chen be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung muss der Ar­beit­ge­ber zu­min­dest die Schran­ken be­ach­ten, die den Ar­beit­neh­mer im Fall ei­ner or­dent­li­chen Kündi­gung schützen. In ei­ner Kon­kur­renz­si­tua­ti­on ist der Ar­beit­ge­ber des­halb zu ei­ner So­zi­al­aus­wahl ent­spre­chend § 1 Abs. 3 KSchG ver­pflich­tet (BAG 5. Fe­bru­ar 1998 - 2 AZR 227/97 - zu II 3 e der Gründe, BA­GE 88, 10).


(2) Die Be­klag­te hat auch in­so­weit kei­ne Umstände dar­ge­tan, die ei­ner Beschäfti­gung des Klägers in der Frühschicht ent­ge­genstünden. Ih­rem ei­ge­nen Vor­trag zu­fol­ge beschäftig­te sie im In­stand­hal­tungs­be­reich ei­ne Rei­he von Ar­beit­neh­mern wei­ter, die so­zi­al we­ni­ger schutz­bedürf­tig wa­ren als der Kläger, der im Kündi­gungs­zeit­punkt 53 Jah­re alt, 34 Jah­re bei ihr tätig und ge­genüber zwei Per­so­nen zum Un­ter­halt ver­pflich­tet war. Die an­de­ren Ar­beit­neh­mer sind nicht des­halb nicht zu ver­glei­chen, weil sie fle­xi­bler ein­setz­bar sind. Dies steht ei­ner Ver­gleich­bar­keit im Hin­blick auf Tätig­kei­ten in der Frühschicht nicht ent­ge­gen. Die Be­klag­te hat auch kei­ne be­rech­tig­ten be­trieb­li­chen Be­lan­ge iSd. § 1 Abs. 3 Satz 2 KSchG dar­ge­legt, die ei­ne Wei­ter­beschäfti­gung be­stimm­ter Ar­beit­neh­mer be­dingt hätten. So­weit sie sich dar­auf be­ru­fen hat, ein Ar­beit­neh­mer, der un­strei­tig we­ni­ger schutz­bedürf­tig ist als der Kläger, sei als Schlos­ser im Drei­schicht­be­trieb tätig und uni­ver­sell an al­len An­la­gen im Werk ein­setz­bar, be­schreibt sie kei­ne be­son­de­ren Kennt­nis­se, die iSv. § 1 Abs. 3 Satz 2 KSchG für die Er­le­di­gung be­stimm­ter Spe­zi­al­auf­ga­ben nötig ge­we­sen wären, son­dern nur das von ihr auf­ge­stell­te - neue - An­for­de­rungs­pro­fil. Ein Grund, der es recht­fer­ti­gen könn­te, vom Er­geb­nis ei­ner So­zi­al­aus­wahl ab­zu­wei­chen, er­gibt sich dar­aus nicht. Das gilt um­so mehr, als die be­trieb­li­chen In­ter­es­sen, die zur Wei­ter­beschäfti­gung ei­nes so­zi­al we­ni­ger schutz­bedürf­ti­gen Ar­beit­neh­mers be­rech-



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ti­gen sol­len, im Rah­men von § 626 Abs. 1 BGB noch höhe­ren An­for­de­run­gen genügen müssen als schon im Rah­men von § 1 Abs. 2 und Abs. 3 KSchG (BAG 17. Mai 1984 - 2 AZR 161/83 - zu III 1 der Gründe).

dd) So­weit das Lan­des­ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men hat, die Be­klag­te ha­be den Kläger nicht nur in der Frühschicht, son­dern auch an­der­weit noch sinn­voll beschäfti­gen können, hat es hier­auf nur ergänzend ab­ge­stellt. Soll­ten ihm da­bei Rechts­feh­ler un­ter­lau­fen sein, wären die­se nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich.

II. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en ist eben­so we­nig durch die or­dent­li­che Kündi­gung vom 29. Au­gust 2009 auf­gelöst wor­den.


1. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat we­der ge­prüft, ob für ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung Gründe iSd. § 1 Abs. 2 KSchG vor­la­gen, noch ob in die­sem Fall die Kündi­gung we­gen feh­ler­haf­ter So­zi­al­aus­wahl nach § 1 Abs. 3 KSchG so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt wäre.


2. Im Er­geb­nis kommt es hier­auf nicht an. Die or­dent­li­che Kündi­gung ist we­gen § 4.4 Satz 1 MTV iVm. § 134 BGB un­wirk­sam. Der Kläger erfüllt die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Ta­rif­norm für den Aus­schluss der or­dent­li­chen Kündi­gung. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten ist die ta­rif­li­che Kündi­gungs­be­schränkung nicht gemäß § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam. § 4.4 Satz 1 MTV verstößt nicht ge­gen das Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung und ist ver­fas­sungs­kon­form.

a) Die Re­ge­lung des § 4.4 MTV ist an den Vor­schrif­ten des AGG zu mes­sen. Zwar gel­ten nach § 2 Abs. 4 AGG für Kündi­gun­gen aus­sch­ließlich die Be­stim­mun­gen zum all­ge­mei­nen und be­son­de­ren Kündi­gungs­schutz. Die Be­nach­tei­li­gungs­ver­bo­te des AGG sind da­mit auf dis­kri­mi­nie­ren­de Kündi­gun­gen nicht als ei­genständi­ge Un­wirk­sam­keits­no­men an­zu­wen­den. Statt­des­sen sind sie ein­sch­ließlich mögli­cher Recht­fer­ti­gungs­gründe in die kündi­gungs­schutz-recht­li­che Prüfung zu in­te­grie­ren und ins­be­son­de­re im Rah­men der Prüfung der So­zi­al­wid­rig­keit nach § 1 KSchG zu be­ach­ten (BAG 5. No­vem­ber 2009 - 2 AZR 676/08 - Rn. 24; 6. No­vem­ber 2008 - 2 AZR 523/07 - Rn. 28, BA­GE 128, 238).
 


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§ 2 Abs. 4 AGG steht aber ei­ner Über­prüfung von ta­rif- oder in­di­vi­du­al­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen über Kündi­gungs­fris­ten und Kündi­gungs­er­schwer­nis­se un­mit­tel­bar an­hand von § 7 Abs. 2 AGG nicht ent­ge­gen (ErfK/Schlach­ter 13. Aufl. § 2 AGG Rn. 17; Ha­Ko-KSchR/Näge­le 4. Aufl. § 2 AGG Rn. 3; Löwisch/Spin­ner 10. Aufl. vor § 1 KSchG Rn. 33; v. Me­dem Kündi­gungs­schutz und All­ge­mei­nes Gleich­be­hand­lungs­ge­setz S. 628).

b) Gemäß § 7 Abs. 1 AGG dürfen Beschäftig­te nicht we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des be­nach­tei­ligt wer­den. Be­stim­mun­gen in Ver­ein­ba­run­gen, die ge­gen die­ses Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot ver­s­toßen, sind nach § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam. Zu den Ver­ein­ba­run­gen iSd. § 7 Abs. 2 AGG zählen ne­ben Ar­beits­verträgen auch Ta­rif­verträge. Sie sind auch dann an die­ser Be­stim­mung zu mes­sen, wenn sie vor In­kraft­tre­ten des AGG ab­ge­schlos­sen wur­den. Maßge­bend ist, ob die gel­tend ge­mach­te Be­nach­tei­li­gung nach In­kraft­tre­ten des Ge­set­zes am 18. Au­gust 2006 ein­ge­tre­ten ist (BAG 20. März 2012 - 9 AZR 529/10 - Rn. 12, BA­GE 141, 73; 15. Fe­bru­ar 2012 - 7 AZR 946/07 - Rn. 13). Da­von ist hier aus­zu­ge­hen. Die Be­klag­te be­ruft sich auf ei­ne be­nach­tei­li­gen­de Wir­kung des ta­rif­li­chen Kündi­gungs­schut­zes im Zu­sam­men­hang mit Kündi­gun­gen vom Au­gust 2009.

c) Nach § 3 Abs. 1 Satz 1 AGG liegt ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung vor, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt als ei­ne an­de­re Per­son in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on erfährt, er­fah­ren hat oder er­fah­ren würde. Da­bei kann ei­ne un­mit­tel­bar auf dem Al­ter be­ru­hen­de Un­gleich­be­hand­lung nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt sein. § 10 Satz 1 und Satz 2 AGG ge­stat­tet die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen des Al­ters, wenn die­se ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen und durch ein le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt ist und wenn die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels ih­rer­seits an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind (vgl. BAG 29. Sep­tem­ber 2011 - 2 AZR 177/10 - Rn. 17; 8. De­zem­ber 2010 - 7 ABR 98/09 - Rn. 62, BA­GE 136, 237). Um dies fest­zu­stel­len ist zunächst ei­ne Abwägung zwi­schen dem Schutz vor Un­gleich­be­hand­lung und dem ver­folg­ten Ziel vor­zu­neh­men. Die Un­gleich­be­hand­lung muss durch das ver­folg­te Ziel sach­lich ge­recht­fer­tigt sein. So­dann ist


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nach § 10 Satz 2 AGG zu prüfen, ob die ein­ge­setz­ten Mit­tel zur Er­rei­chung des Ziels verhält­nismäßig sind (BAG 8. De­zem­ber 2010 - 7 ABR 98/09 - Rn. 62 mwN, aaO).


d) Mit den Re­ge­lun­gen in § 10 AGG hat der Ge­setz­ge­ber die sich aus Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf (Richt­li­nie) in na­tio­na­les Recht um­ge­setzt (BT-Drucks. 16/1780 S. 1 bis 3 und S. 20 bis 27). Die Zulässig­keit ei­ner auf dem Al­ter be­ru­hen­den un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung ist da­her un­ter Be­ach­tung der Richt­li­nie und der zu ih­rer Aus­le­gung er­gan­ge­nen Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs zu prüfen.


e) Die Mit­glied­staa­ten und ggf. die So­zi­al­part­ner verfügen so­wohl bei der Ent­schei­dung, wel­ches kon­kre­te le­gi­ti­me Ziel sie ver­fol­gen wol­len, als auch bei der Fest­le­gung von Maßnah­men zur Er­rei­chung des Ziels über ei­nen wei­ten Er­mes­sens­spiel­raum. So­zi­al­part­nern ist die­ser Spiel­raum im Be­reich des Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie grundsätz­lich so weit zu­zu­bil­li­gen, wie er nach na­tio­na­lem Recht reicht (EuGH 6. De­zem­ber 2012 - C-152/11 - [Odar] Rn. 45; 12. Ok­to­ber 2010 - C-45/09 - [Ro­sen­bladt] Rn. 69, Slg. 2010, I-9391). Da­bei ist si­cher­zu­stel­len, dass die Kol­lek­tiv­nor­men dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz in sei­ner Aus­prägung durch das Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung genügend Rech­nung tra­gen und die in Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie nor­mier­ten Vor­aus­set­zun­gen ein­ge­hal­ten sind (EuGH 12. Ok­to­ber 2010 - C-45/09 - [Ro­sen­bladt] Rn. 52, aaO).


f) Dar­an ge­mes­sen ist § 4.4 Satz 1 MTV wirk­sam. Zwar führt die Re­ge­lung zu ei­ner un­mit­tel­ba­ren Be­nach­tei­li­gung der von ihr nicht er­fass­ten Ar­beit­neh­mer iSv. § 3 Abs. 1, § 1 AGG we­gen des Merk­mals Al­ter. Sie ist aber bei ei­ner ge­set­zes- und ver­fas­sungs­kon­for­men so­wie an ih­rem Sinn und Zweck ori­en­tier­ten Aus­le­gung nach § 10 Satz 1 und Satz 2 AGG ge­recht­fer­tigt.


aa) § 4.4 Satz 1 MTV schließt das Recht des Ar­beit­ge­bers aus, das Ar­beits­verhält­nis mit ei­nem Ar­beit­neh­mer or­dent­lich zu kündi­gen, der das 53.,



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aber noch nicht das 65. Le­bens­jahr voll­endet hat und min­des­tens drei Jah­re im Be­trieb beschäftigt war. Die Be­stim­mung ist nicht nur auf per­so­nen- und ver­hal­tens­be­ding­te, son­dern auch auf be­triebs­be­ding­te Kündi­gun­gen an­wend­bar. Sie kann in die­sem Fall ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung von Ar­beit­neh­mern mit min­des­tens dreijähri­ger Beschäfti­gungs­dau­er be­wir­ken, de­ren Le­bens­al­ter außer­halb der fest­ge­leg­ten Band­brei­te liegt. In Fällen be­triebs­be­ding­ter Kündi­gun­gen, bei de­nen sich we­gen der Ver­rin­ge­rung von Ar­beitsplätzen ein Ver­tei­lungs­pro­blem stellt, kann die Be­stim­mung da­zu führen, dass vor al­lem jünge­re Ar­beit­neh­mer ih­ren Ar­beits­platz ver­lie­ren, ob­wohl sie oh­ne die ta­rif­li­che Re­ge­lung we­gen ih­rer iSv. § 1 Abs. 3 KSchG höhe­ren Schutz­bedürf­tig­keit nicht zur Ent­las­sung an­ge­stan­den hätten (vgl. BAG 5. Ju­ni 2008 - 2 AZR 907/06 - Rn. 31). Die­se Fol­ge kann je­den­falls dann ein­tre­ten, wenn die or­dent­lich nicht mehr künd­ba­ren Ar­beit­neh­mer bei der So­zi­al­aus­wahl von vor­ne-her­ein aus dem Kreis der ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mer her­aus­zu­neh­men sind.


bb) Al­ler­dings hat die Be­klag­te für den Streit­fall ei­ne auch nur po­ten­ti­ell be­nach­tei­li­gen­de Si­tua­ti­on nicht auf­ge­zeigt. Sie hat das Ar­beits­verhält­nis des Klägers und des wei­te­ren in der Ta­ges­ar­beit ein­ge­setz­ten Ar­beit­neh­mers we­gen Weg­falls der Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten gekündigt und vor­ge­bracht, ein Aus­wahl­pro­blem ha­be sich nicht ge­stellt. Da­mit er­scheint frag­lich, ob sich die Be­klag­te auf ei­ne Un­wirk­sam­keit der Ta­rif­re­ge­lung nach § 7 Abs. 2 AGG über­haupt be­ru­fen kann. Die Be­stim­mun­gen des AGG zie­len auf den Schutz des Be­nach­tei­lig­ten. Dies un­ter­streicht Art. 9 Abs. 1 der Richt­li­nie. Art. 16 Buchst. b) der Richt­li­nie ver­langt zwar Maßnah­men, die zur Be­sei­ti­gung mit dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz nicht zu ver­ein­ba­ren­der Kol­lek­tiv­ver­ein­ba­run­gen führen. Er ver­langt aber nicht, ei­ne feh­ler­haf­te Re­ge­lung in ei­ner Si­tua­ti­on un­an­ge­wen­det zu las­sen, in der sie nicht zu ei­ner Un­gleich­be­hand­lung führen kann (ähn­lich Däubler/Bertz­bach/Brors AGG 3. Aufl. § 10 Rn. 70). § 7 Abs. 2 AGG schließt es des­halb nicht aus, Be­stim­mun­gen in Ver­ein­ba­run­gen, die ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des § 7 Abs. 1 AGG ver­s­toßen, nur in Be­zug auf den hy­po­the­tisch be­nach­tei­lig­ten Per­so­nen­kreis für un­wirk­sam an­zu­se­hen (vgl. BAG 15. No­vem­ber 2012 - 6 AZR 359/11 - Rn. 37).
 


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cc) Ob sich die Be­klag­te auf ei­nen mögli­chen Ver­s­toß von § 4.4 Satz 1 MTV ge­gen das Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung über­haupt zu be­ru­fen ver­mag, be­darf kei­ner Ent­schei­dung. Die ta­rif­li­che Re­ge­lung verstößt nicht ge­gen die­ses Ver­bot. Der Um­stand, dass sie die Ar­beits­verhält­nis­se älte­rer Ar­beit­neh­mer von der Möglich­keit der or­dent­li­chen Kündi­gung aus­nimmt, ist so­lan­ge durch ein le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt, wie dies bei be­triebs­be­ding­ten Kündi­gun­gen nicht zu ei­ner im Er­geb­nis grob feh­ler­haf­ten So­zi­al­aus­wahl führt. In Kon­stel­la­tio­nen wie­der­um, in de­nen dies der Fall wäre, schließt sie die von ihr er­fass­ten Ar­beit­neh­mer aus dem Kreis der ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mer im Er­geb­nis nicht aus.

(1) Außer­halb ei­ner So­zi­al­aus­wahl geht mit § 4.4 Satz 1 MTV in der Re­gel schon tat­be­stand­lich ei­ne un­mit­tel­ba­re oder mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung jünge­rer Ar­beit­neh­mer nicht ein­her. Auf­grund des Um­stands, dass die Ar­beits­verhält­nis­se des er­fass­ten Per­so­nen­krei­ses aus Gründen im Ver­hal­ten oder in der Per­son iSd. § 1 Abs. 2 KSchG or­dent­lich nicht gekündigt wer­den können, er­fah­ren jünge­re Ar­beit­neh­mer re­gelmäßig kei­ne Nach­tei­le iSv. § 3 Abs. 1, Abs. 2 AGG. Zu­min­dest wäre ei­ne sol­che Be­nach­tei­li­gung in al­ler Re­gel durch ein le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt (vgl. da­zu BAG 7. Ju­li 2011 - 2 AZR 355/10 - Rn. 26 f., BA­GE 138, 312).


(2) Auch in­ner­halb der So­zi­al­aus­wahl verstößt die Berück­sich­ti­gung ei­nes höhe­ren Le­bens­al­ters zu­guns­ten der Be­trof­fe­nen nicht schon per se ge­gen das Ver­bot der Be­nach­tei­li­gung jünge­rer Ar­beit­neh­mer we­gen ih­res Al­ters. Viel­mehr ver­folgt ei­ne sol­che Begüns­ti­gung älte­rer Ar­beit­neh­mer ein iSv. § 10 Satz 1 AGG iVm. Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie le­gi­ti­mes Ziel. Le­gi­ti­me Zie­le im Sin­ne die­ser Be­stim­mun­gen sind ins­be­son­de­re all­ge­mei­ne „so­zi­al­po­li­ti­sche Zie­le“ (EuGH 13. Sep­tem­ber 2011 - C-447/09 - [Prig­ge] Rn. 81, Slg. 2011, I-8003). Die Berück­sich­ti­gung des Le­bens­al­ters bei der So­zi­al­aus­wahl ver­folgt ein im All­ge­mein­in­ter­es­se lie­gen­des Ziel aus dem Be­reich der So­zi­al­po­li­tik (BAG 15. De­zem­ber 2011 - 2 AZR 42/10 - Rn. 53, BA­GE 140, 169; 5. No­vem­ber 2009 - 2 AZR 676/08 - Rn. 25 f.). § 4.4 Satz 1 MTV dient dem Zweck, älte­re Ar­beit­neh­mer vor ei­ner Ent­las­sung möglichst ef­fi­zi­ent zu schützen (zur Vorläufer­re­ge­lung in § 9 Nr. 2 des MTV vom 20. Ok­to­ber 1973 und all­ge­mein zum
 


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Schutz­zweck ta­rif­li­cher Unkünd­bar­keits­klau­seln in der Pri­vat­wirt­schaft vgl. Pa­pe Die ta­rif­ver­trag­li­che Unkünd­bar­keit S. 93 ff.). So­weit die Re­ge­lung mit der An­knüpfung an ei­ne Min­dest­beschäfti­gungs­dau­er - wenn über­haupt - zusätz­lich ei­ne ge­wis­se Be­triebs­treue des Ar­beit­neh­mers be­loh­nen will, fällt die­ser Ge­sichts­punkt an­ge­sichts der nur kur­zen er­for­der­li­chen Beschäfti­gungs­zeit nicht ins Ge­wicht. Die Re­ge­lung ist ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen, die Mit­tel zur Er­rei­chung des Ziels sind an­ge­mes­sen und er­for­der­lich.

(a) Der Be­stim­mung liegt die Er­fah­rung zu­grun­de, dass die Chan­cen älte­rer Ar­beit­neh­mer, nach ei­nem Ar­beits­platz­ver­lust ei­ne neue und gleich­wer­ti­ge An­stel­lung zu fin­den, si­gni­fi­kant ge­rin­ger sind als die­je­ni­gen jünge­rer Ar­beit­neh­mer (vgl. da­zu BAG 15. De­zem­ber 2011 - 2 AZR 42/10 - Rn. 56 mwN, BA­GE 140, 169). Dar­an dürfen die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en an­knüpfen. Sie ha­ben nach § 1 Abs. 1 TVG die Kom­pe­tenz, die Be­en­di­gung von Ar­beits­verhält­nis­sen zu ord­nen. Die­se um­fasst im Rah­men des recht­lich Zulässi­gen auch die Ver­ein­ba­rung von Kündi­gungs­er­schwer­nis­sen. Da­bei kommt den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en die Be­fug­nis zur Ty­pi­sie­rung zu (Krau­se in vHH/L 15. Aufl. § 1 Rn. 955). Das gilt auch für die Be­ur­tei­lung, ab wel­chem Le­bens­al­ter sich die Ver­mitt­lungs­chan­cen älte­rer Ar­beit­neh­mer - bran­chen­ty­pisch - ver­schlech­tern und bis zu wel­chem Al­ter ein Bedürf­nis be­steht, sie vor ent­spre­chen­den Nach­tei­len zu schützen. Die An­knüpfung an das Le­bens­al­ter ist, will man ei­nen sol­chen zusätz­li­chen Schutz er­rei­chen, er­for­der­lich. Ein mil­de­res Mit­tel ist nicht er­sicht­lich. Dass die Chan­cen auf dem Ar­beits­markt auf die­se Wei­se nur ty­pi­sie­rend und nicht in­di­vi­du­ell berück­sich­tigt wer­den, ist im Rah­men ge­ne­rel­ler Be­stim­mun­gen un­ver­meid­bar; auch bei in­di­vi­du­el­ler An­knüpfung müss­te sich die Be­wer­tung an Wahr­schein­lich­kei­ten ori­en­tie­ren (vgl. BAG 15. De­zem­ber 2011 - 2 AZR 42/10 - Rn. 53, BA­GE 140, 169; 6. No­vem­ber 2008 - 2 AZR 523/07 - Rn. 45 f., BA­GE 128, 238).


(b) Die Re­ge­lung ist nicht des­halb un­an­ge­mes­sen, weil sie für älte­re Ar­beit­neh­mer - wie die Be­klag­te ge­meint hat - durch die An­knüpfung an ei­ne re­la­tiv kur­ze Beschäfti­gungs­dau­er als Ein­stel­lungs­hemm­nis und Er­schwer­nis des Zu­gangs zu un­be­fris­te­ter Beschäfti­gung wir­ken könn­te. Der­ar­ti­ge Nach­tei­le sind
 


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em­pi­risch nicht be­legt. Soll­ten sie sich im Ein­zel­fall er­ge­ben, hätten sie ih­re Ur­sa­che im Ein­stel­lungs­ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers und stell­ten ei­nen ei­genständi­gen Akt der Be­nach­tei­li­gung dar, der iso­liert mit den dafür zur Verfügung ste­hen­den Mit­teln an­ge­grif­fen wer­den könn­te.

(3) Da­ge­gen wäre die Re­ge­lung des § 4.4 Satz 1 MTV nicht mehr durch ein le­gi­ti­mes Ziel iSv. § 10 Satz 1 AGG, Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie ge­deckt, wenn sie zur Kon­se­quenz hätte, dass Ar­beit­neh­mer, die älter als 53 Jah­re und länger als drei Jah­re im Be­trieb beschäftigt sind, bei der So­zi­al­aus­wahl selbst dann aus dem Kreis der ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mer aus­schei­den, wenn da­durch das Er­geb­nis der So­zi­al­aus­wahl grob feh­ler­haft würde. Die Re­ge­lung würde dann zu ei­ner den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben der So­zi­al­aus­wahl wi­der­spre­chen­den Ver­drängung ins­be­son­de­re jünge­rer Ar­beit­neh­mer aus dem Be­trieb führen. So könn­te sie et­wa be­wir­ken, dass ein 50 Jah­re al­ter, seit 25 Jah­ren im Be­trieb beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer, der zwei Per­so­nen zum Un­ter­halt ver­pflich­tet ist, sei­nen Ar­beits­platz zu­guns­ten ei­nes seit drei Jah­ren beschäftig­ten, 53 Jah­re al­ten, nicht un­ter­halts­ver­pflich­te­ten Ar­beit­neh­mers ver­liert. Der­ar­ti­ge Wir­kun­gen, auch wenn es sich bei ih­nen le­dig­lich um ei­nen Re­flex der Unkünd­bar­keits­re­ge­lung han­deln mag, sind mit Blick auf die ge­setz­li­chen Vor­ga­ben zur So­zi­al­aus­wahl in § 1 Abs. 3 bis Abs. 5 KSchG sach­lich nicht zu recht­fer­ti­gen. Sie führen zu ei­ner un­verhält­nismäßigen Verkürzung des Kündi­gungs­schut­zes der von der Ta­rif­re­ge­lung nicht er­fass­ten Ar­beit­neh­mer. So­weit in Fällen be­trieb­lich be­ding­ter Kündi­gun­gen un­ter meh­re­ren Ar­beit­neh­mern ei­ne Aus­wahl zu tref­fen ist, ge­bie­tet über­dies Art. 12 Abs. 1 GG in Ver­bin­dung mit dem So­zi­al­staats­prin­zip ein ge­wis­ses Maß an so­zia­ler Rück­sicht­nah­me. So darf der Ar­beit­ge­ber bei sei­nem Kündi­gungs­ent­schluss ein durch langjähri­ge Mit­ar­beit er­dien­tes Ver­trau­en in den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht un­berück­sich­tigt las­sen (BVerfG 27. Ja­nu­ar 1998 - 1 BvL 15/87 - zu B I 3 b cc der Gründe, BVerfGE 97, 169; BAG 28. Ok­to­ber 2010 - 2 AZR 392/08 - Rn. 38; 6. Fe­bru­ar 2003 - 2 AZR 672/01 - zu II 2 a der Gründe, BA­GE 104, 308). Dar­auf müssen die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en Be­dacht neh­men.
 


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(a) Ta­rif­li­che Unkünd­bar­keits­re­ge­lun­gen müssen des­halb, um sich in Aus­wahl­si­tua­tio­nen als an­ge­mes­sen iSd. § 10 Satz 1 AGG so­wie ge­set­zes- und ver­fas­sungs­kon­form iSv. § 1 Abs. 3 KSchG, Art. 12 Abs. 1 GG zu er­wei­sen, gewähr­leis­ten, dass sie zu­min­dest gro­be Aus­wahl­feh­ler ver­mei­den (er­wo­gen be­reits in BAG 5. Ju­ni 2008 - 2 AZR 907/06 - Rn. 31; vgl. auch Bau-er/Göpfert/Krie­ger AGG 3. Aufl. § 10 Rn. 49; Däubler/Bertz­bach/Brors AGG 3. Aufl. § 10 Rn. 67; SES/Ey­lert KSchG § 1 Rn. 379; Ha­ko-KSchR/Gall­ner/ Mest­werdt 4. Aufl. § 1 Rn. 851; Münch­KommBGB/Thüsing 6. Aufl. § 10 AGG Rn. 42; Wen­de­ling-Schröder NZA 2007, 1399). Mit die­ser An­for­de­rung ist ei­ner­seits si­cher­ge­stellt, dass die so­zia­len Be­lan­ge or­dent­lich künd­ba­rer Ar­beit­neh­mer nicht ver­nachlässigt wer­den. Dem Le­bens­al­ter kann dann in ei­ner Aus­wahl­si­tua­ti­on kei­ne „ab­so­lu­te“ Be­deu­tung mehr zu­kom­men; an­de­re Kri­te­ri­en be­hal­ten ih­re Re­le­vanz. Da­durch wird an­de­rer­seits der Einschätzungs­präro­ga­ti­ve der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en Rech­nung ge­tra­gen, die fest­le­gen, wann Ar­beit­neh­mer auf­grund ih­res Al­ters ei­nes erhöhten Schut­zes bedürfen (Bröhl Die außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit Aus­lauf­frist S. 213 f.). Der Maßstab ori­en­tiert sich an dem Spiel­raum, den der Ge­setz­ge­ber den So­zi­al­part­nern in § 1 Abs. 4 KSchG einräumt. Da­nach können kol­lek­tiv­recht­li­che Aus­wahl­richt­li­ni­en nur auf gro­be Feh­ler­haf­tig­keit über­prüft wer­den. Zwar re­geln Unkünd­bar­keits­be­stim­mun­gen un­mit­tel­bar nur das Verhält­nis zwi­schen dem Ar­beit­ge­ber und ein­zel­nem Ar­beit­neh­mer. Sie kom­men in ih­rer Wir­kung aber zu­min­dest fak­tisch Aus­wahl­richt­li­ni­en gleich. Dem­ent­spre­chend hat­te § 10 Satz 3 Nr. 7 AGG aF in­di­vi­du­al- und kol­lek­tiv­recht­li­che Unkünd­bar­keits­re­ge­lun­gen zwar aus­drück­lich für zulässig erklärt, aber nur „so­weit da­durch nicht der Kündi­gungs­schutz an­de­rer Beschäftig­ter im Rah­men der So­zi­al­aus­wahl nach § 1 Abs. 3 des Kündi­gungs­schutz­ge­set­zes grob feh­ler­haft ge­min­dert wird“. Die Vor­schrift wur­de im De­zem­ber 2006 nur des­halb auf­ge­ho­ben (BGBl. I S. 2742), weil der Ge­setz­ge­ber sie we­gen § 2 Abs. 4 AGG für unnötig hielt. Die ihr zu­grun­de­lie­gen­de ge­setz­ge­be­ri­sche Wer­tung kommt in § 1 Abs. 4 KSchG wei­ter­hin zum Aus­druck.

(b) Ei­ne sol­che An­wen­dungs­gren­ze sieht § 4.4 Satz 1 MTV nicht aus­drück­lich vor. Sie ist der Be­stim­mung den­noch inhärent. Ta­rif­nor­men sind, wenn möglich, so aus­zu­le­gen und an­zu­wen­den, dass sie nicht in Wi­der­spruch zu hö-
 


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her­ran­gi­gem Recht ge­ra­ten. Ta­rif­ver­trags­par­tei­en wol­len im Zwei­fel Re­ge­lun­gen tref­fen, die mit zwin­gen­dem höher­ran­gi­gem Recht in Ein­klang ste­hen und des­halb recht­li­chen Be­stand ha­ben. Lässt ei­ne Ta­rif­norm, die bei ei­nem be­stimm­ten Verständ­nis (teil­wei­se) un­wirk­sam wäre, ei­ne Aus­le­gung zu, die zu ei­nem ge­set­zes­kon­for­men Er­geb­nis führt, ist sie in die­sem Sin­ne an­zu­wen­den (BAG 21. Fe­bru­ar 2012 - 6 AZR 524/11 - Rn. 19; 21. Ju­li 1993 - 4 AZR 468/92 - zu B II 1 a bb der Gründe, BA­GE 73, 364). Ei­ne sol­che Aus­le­gung ist hier möglich. § 4.4 Satz 1 MTV kann un­ter Berück­sich­ti­gung sei­nes Zwecks da­hin ver­stan­den wer­den, dass der Aus­schluss der or­dent­li­chen Kündi­gung dann nicht gilt, wenn die da­mit ver­bun­de­ne Begüns­ti­gung des geschütz­ten Per­so­nen­krei­ses im Ein­zel­fall zu ei­nem iSv. § 1 Abs. 4 KSchG grob feh­ler­haf­ten Aus­wahl­er­geb­nis führen würde.


(aa) Mit der Re­ge­lung in § 4.4 Satz 1 MTV woll­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en den Schutz älte­rer Ar­beit­neh­mer bei Ra­tio­na­li­sie­rungs­maßnah­men ver­bes­sern. Der­ar­ti­ge Maßnah­men soll­ten nicht aus­ge­schlos­sen, doch soll­te der Schutz vor ih­ren Fol­gen erhöht wer­den. Dass aber die­ser Schutz auf Kos­ten von Ar­beit­neh­mern er­fol­gen soll­te, die zwar - in der Re­gel - jünger sind, aber nach den Kri­te­ri­en des § 1 Abs. 3 KSchG des Schut­zes noch stärker bedürfen, kann nicht an­ge­nom­men wer­den. Es ging den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en um ei­nen be­son­de­ren, aber nicht um ei­nen be­din­gungs­lo­sen Schutz der Älte­ren. Es gibt kei­ne Grund­la­ge für die An­nah­me, dass sie den be­son­de­ren Kündi­gungs­schutz auch in sol­chen Fällen zur Gel­tung ge­bracht wis­sen woll­ten, in de­nen die höhe­re Schutz­bedürf­tig­keit an­de­rer, von § 4.4 Satz 1 MTV nicht er­fass­ter Ar­beit­neh­mer of­fen­kun­dig ist (vgl. Bröhl Die außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit Aus­lauf­frist S. 218, 219; Oet­ker ZfA 2001, 287, 328).


(bb) Unschädlich ist, dass der Wort­laut der Be­stim­mung dies nicht zum Aus­druck bringt. Die den In­halt der Ta­rif­norm be­ein­flus­sen­den Re­ge­lun­gen des AGG und die Re­ge­lun­gen in § 1 Abs. 3, Abs. 4 KSchG sind auch für die Nor­mun­ter­wor­fe­nen er­kenn­bar. Die­se konn­ten nicht da­von aus­ge­hen, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en sich über die dar­aus er­ge­ben­den Gren­zen hin­weg­set­zen woll­ten (Oet­ker ZfA 2001, 287, 329). Das gilt um­so mehr, als § 4.4 Satz 1 MTV be-

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reits vor In­kraft­tre­ten des AGG ver­ein­bart wur­de. Im Übri­gen kann auch die uni­ons­rechts­kon­for­me Aus­le­gung von Ge­set­zen da­zu führen, dass ei­ne na­tio­na­le Be­stim­mung ent­ge­gen ih­rem Wort­laut hin­sicht­lich ei­nes Teils der von ihr er­fass­ten Fälle nicht an­zu­wen­den, die Reich­wei­te der in­ner­staat­li­chen Norm al­so ein­zu­schränken ist (vgl. BAG 17. No­vem­ber 2009 - 9 AZR 844/08 - Rn. 29, BA­GE 132, 247). Für die Aus­le­gung ta­rif­li­cher Be­stim­mun­gen, die am uni­ons­recht­lich ge­prägten Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung zu mes­sen sind, gilt in­so­weit nichts an­de­res.

(4) Ei­nes Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens nach Art. 267 Abs. 3 AEUV be­darf es nicht. Die Reich­wei­te und der In­halt des uni­ons­recht­li­chen Grund­sat­zes des Ver­bots der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters ist durch Ent­schei­dun­gen des Ge­richts­hofs, zu­letzt et­wa in den Rechts­sa­chen „Kücükde­ve­ci“ (EuGH 19. Ja­nu­ar 2010 - C-555/07 - Slg. 2010, I-365), „Prig­ge“ (EuGH 13. Sep­tem­ber 2011 - C-447/09 - Slg. 2011, I-8003) und „Hörn­feldt“ (EuGH 5. Ju­li 2012 - C¬141/11 -) hin­rei­chend geklärt.


dd) Die Ta­rif­re­ge­lung hält auch im Übri­gen ei­ner Rechts­kon­trol­le stand. Die Wirk­sam­keit des § 4.4 Satz 1 MTV schei­tert nicht an ei­nem Ver­s­toß ge­gen den Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en als Norm­ge­ber un­mit­tel­bar an Art. 3 Abs. 1 GG oder ob sie an des­sen Grundsätze nur mit­tel­bar ge­bun­den sind (vgl. da­zu BAG 27. Mai 2004 - 6 AZR 129/03 - zu B II 1 der Gründe, BA­GE 111, 8; 14. Ok­to­ber 2003 - 9 AZR 146/03 - zu I 3 b der Gründe mwN, BA­GE 108, 94). Je­den­falls enthält Art. 3 Abs. 1 GG hin­sicht­lich des Ver­bots der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters kei­ne wei­ter­ge­hen­den An­for­de­run­gen als § 10 AGG und Art. 6 der Richt­li­nie 2000/78/EG.


g) Umstände, die un­ter Berück­sich­ti­gung der vor­ste­hen­den Erwägun­gen die Möglich­keit ei­ner or­dent­li­chen Kündi­gung ge­genüber dem Kläger eröff­nen könn­ten, sind nicht er­kenn­bar.


h) Aus die­sem Grun­de kann da­hin­ste­hen, ob nicht bei Gel­tung ta­rif­li­cher Unkünd­bar­keits­re­ge­lun­gen wie der des § 4.4 Satz 1 MTV - um nicht nur dis­kri-


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mi­nie­ren­de, grob feh­ler­haf­te Er­geb­nis­se ei­ner So­zi­al­aus­wahl zu ver­mei­den, son­dern auch den ta­rif­lich ver­ein­bar­ten Aus­schluss or­dent­li­cher be­triebs­be­ding­ter Kündi­gun­gen oh­ne Ein­schränkun­gen zu gewähr­leis­ten - die Her­aus­nah­me der da­von er­fass­ten Ar­beit­neh­mer aus dem Kreis der ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mer oh­ne­hin zu un­ter­blei­ben hat. Die vor or­dent­li­chen Kündi­gun­gen geschütz­ten Ar­beit­neh­mer wären dann bei der So­zi­al­aus­wahl zunächst oh­ne Be­ach­tung des Kündi­gungs­aus­schlus­ses mit den übri­gen Ar­beit­neh­mern zu ver­glei­chen. Stünden sie nach ei­nem sol­chen Ver­gleich gemäß den Kri­te­ri­en des § 1 Abs. 3 KSchG oh­ne­hin nicht zur Kündi­gung an, ist mit dem Un­ter­blei­ben ei­ner or­dent­li­chen Kündi­gung ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung und Be­nach­tei­li­gung an­de­rer Ar­beit­neh­mer nicht ver­bun­den. Stünden sie da­ge­gen - da nach den Kri­te­ri­en des § 1 Abs. 3 KSchG we­ni­ger schutz­bedürf­tig als an­de­re - „ei­gent­lich“ zur Kündi­gung an, könn­ten sie sich auf den ta­rif­li­chen Aus­schluss der or­dent­li­chen Kündi­gung ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses be­ru­fen. Der Ar­beit­ge­ber könn­te statt ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses das­je­ni­ge ei­nes so­zi­al stärker geschütz­ten Ar­beit­neh­mers je­den­falls dann nicht kündi­gen, wenn da­mit ein grob feh­ler­haf­tes Aus­wahl­er­geb­nis ver­bun­den wäre. Der Ar­beit­ge­ber vermöch­te al­so womöglich we­der den ta­rif­lich geschütz­ten noch den von § 1 Abs. 3 KSchG geschütz­ten Ar­beit­neh­mer im We­ge der or­dent­li­chen Kündi­gung zu ent­las­sen. Lägen die Vor­aus­set­zun­gen des § 626 BGB vor, käme da­ge­gen die außer­or­dent­li­che Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses des ta­rif­lich (nur) vor der or­dent­li­chen Kündi­gung geschütz­ten Ar­beit­neh­mers in Be­tracht. Auf die­se Wei­se könn­ten so­wohl gro­be Feh­ler bei der So­zi­al­aus­wahl als auch die (Teil-)Auf­he­bung des ta­rif­li­chen Schut­zes vor or­dent­li­chen Kündi­gun­gen ver­mie­den wer­den (ähn­lich Rolfs NZA-Bei­la­ge 1/2008 S. 8, 15).

III. Der Wei­ter­beschäfti­gungs­an­trag ist dem Se­nat nicht zur Ent­schei­dung an­ge­fal­len. Der An­trag ist auf ei­ne Beschäfti­gung für die Dau­er des Kündi­gungs­schutz­ver­fah­rens be­tref­fend die Kündi­gun­gen vom Au­gust 2009 ge­rich­tet. Die­ses ist rechts­kräftig ab­ge­schlos­sen (vgl. BAG 25. Ok­to­ber 2012 - 2 AZR 700/11 - Rn. 23).
 


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IV. Die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens hat gemäß § 97 Abs. 1 ZPO die Be­klag­te zu tra­gen.

Kreft 

Ra­chor 

Ber­ger

Kri­chel 

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