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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/064

Equal pay-An­sprü­che und ta­rif­li­che Aus­schluss­fris­ten

Aus­schluss­fris­ten in Ent­lei­her-Ta­rif­ver­trä­gen gel­ten nicht für Leih­ar­beit­neh­mer: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 23.03.2011, 5 AZR 7/10
Abrisskalender Leih­ar­beit: Aus­schluss­fris­ten im Ent­lei­her­be­trieb kön­nen igno­riert wer­den

31.03.2011. Leih­ar­beit­neh­mern steht der glei­che Lohn zu wie ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mern des Ent­lei­hers, § 9 Nr. 2 Ar­beit­neh­mer­über­las­sungs­ge­setz (AÜG).

Die­ser Grund­satz ("equal pay") gilt zwar nicht, wenn die die Zeit­ar­beits­fir­ma selbst (Leih­ar­beits-)Ta­rif­ver­trä­ge an­wen­det. Er wird aber künf­tig öf­ter an­zu­wen­den sein, weil die Ta­rif­ge­mein­schaft Christ­li­cher Ge­werk­schaf­ten Zeit­ar­beit und Per­so­nal­ser­vice­agen­tu­ren (CG­ZP) vom Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) für nicht ta­rif­fä­hig er­klärt wur­de. CG­ZP-"Ta­rif­ver­trä­ge" sind Schein­ta­rif­ver­trä­ge und ge­hen dem equal pay-Grund­satz nicht vor.

Ver­langt der Leih­ar­bei­ter ge­mäß equal pay den Ta­rif­lohn der Ent­lei­her-Stamm­kräf­te, kön­nen ihm ta­rif­li­che Aus­schluss­klau­seln Pro­ble­me be­rei­ten. Da­nach ver­fal­len An­sprü­che, wenn sie nicht sehr kurz­fris­tig nach Fäl­lig­keit gel­tend ge­macht wer­den. Das BAG ent­schied nun­mehr, ob die im Ent­lei­her­be­trieb gel­ten­den Aus­schluss­fris­ten für "Equal Pay"-An­sprü­che des Leih­ar­beit­neh­mers gel­ten (Ur­teil vom 23.03.2011, 5 AZR 7/10).

Im Streit­fall for­der­te ein Leih­ar­bei­ter un­ter Be­ru­fung auf den equal pay-Grund­satz von sei­nem Ver­lei­her Lohn­nach­zah­lun­gen, die der un­ter Ver­weis auf die vom Leih­ar­bei­ter nicht ein­ge­hal­te­nen Aus­schluss­fris­ten ge­mäß dem Ent­lei­her-Ta­rif­ver­trag ab­lehn­te. An­ders als zu­vor das Lan­des­ar­beits­ge­richt Mün­chen (Ur­teil vom 12.11.2009, 3 Sa 579/09 - wir be­rich­te­ten in: Ar­beits­recht ak­tu­ell: 10/031 Auch Equal-pay-An­sprü­che un­ter­lie­gen Aus­schluss­fris­ten) ent­schied das BAG für den Ar­beit­neh­mer. Denn die im Ent­lei­her-Ta­rif­ver­trag ent­hal­te­nen Aus­schluss­fris­ten sind kei­ne "we­sent­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen", so das BAG.

Fa­zit: Das BAG-Ur­teil ist v.a. für Leih­ar­beit­neh­mer wich­tig, die auf Ba­sis der Schein­ta­rif­ver­trä­ge der CG­ZP be­zahlt wer­den. Sie kön­nen auch dann, wenn sie die im Ent­lei­her­be­trieb gel­ten­den Aus­schluss­fris­ten nicht be­ach­tet ha­ben, Be­zah­lung nach die­sen Ta­ri­fen ver­lan­gen. Dies je­den­falls dann, wenn sie von ih­rem Ar­beit­ge­ber nicht über die Ent­lei­her-Ta­ri­fe schrift­lich in­for­miert wur­den. Ei­ne Gren­ze setzt nur die drei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist gem. §§ 195, 199 Abs.1 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB).

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de schrift­lich ab­ge­fasst und ver­öf­fent­licht. Die Ent­schei­dungs­grün­de im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 30. Oktober 2020

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