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ARBEITSRECHT AKTUELL // 20/062

Ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung von Ar­beits­ta­gen

Fei­er­ta­ge kön­nen bei der ar­beits­ver­trag­li­chen Fest­le­gung von Ar­beits­ta­gen nicht ge­zielt aus­ge­spart wer­den: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 16.10.2019, 5 AZR 352/18
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16.05.2020. Nor­ma­ler­wei­se ent­hal­ten Ar­beits­ver­trä­ge Ver­ein­ba­run­gen zur Wo­chen­ar­beits­zeit, manch­mal in Ver­bin­dung mit ei­ner Fest­le­gung der Wo­chen­ta­ge, an de­nen der Ar­beit­neh­mer ar­bei­ten muss.

Wen­det der Ar­beit­ge­ber zur Ar­beits­zeit­er­fas­sung ein Ar­beits­zeit­kon­to an, kön­nen statt­des­sen auch mo­nat­li­che und/oder jähr­li­che Ar­beits­stun­den ver­ein­bart wer­den.

Aber geht die Ver­trags­frei­heit so weit, dass im Ar­beits­ver­trag nur sol­che Ta­ge als Ar­beits­ta­ge fest­ge­schrie­ben wer­den kön­nen, die kei­ne ge­setz­li­chen Fei­er­ta­ge sind, so dass der Ar­beit­ge­ber kei­ne Lohn­fort­zah­lung an Fei­er­ta­gen zah­len muss? Nein, so das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG): BAG, Ur­teil vom 16.10.2019, 5 AZR 352/18.

Un­ter­neh­me­ri­scher Ver­zicht auf be­trieb­li­che Tätig­keit an Fei­er­ta­gen?

Für man­che Dienst­leis­tungs­be­trie­be lohnt es sich nicht, ih­re Leis­tun­gen auch an ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen an­zu­bie­ten, da nicht mit Kund­schaft zu rech­nen ist. Außer­dem dürfen die meis­ten Be­trie­be aus recht­li­chen Gründen ih­re Ar­beit­neh­mer an ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen nicht ar­bei­ten las­sen, da dies ge­gen die ge­setz­li­che Sonn- und Fei­er­tags­ru­he ver­s­toßen würde (§ 9 Abs.1 Ar­beits­zeit­ge­setz - Arb­ZG).

Da­her könn­te man als Ar­beit­ge­ber auf die "krea­ti­ve" Idee kom­men, die ar­beits­ver­trag­lich fest­ge­leg­te Ar­beits­pflicht so zu de­fi­nie­ren, dass der Ar­beit­neh­mer an ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen von vorn­her­ein nicht ar­bei­ten muss - und al­so auch kein Geld be­kommt.

Denn wenn an Fei­er­ta­gen gemäß Ar­beits­ver­trag von vorn­her­ein nicht ge­ar­bei­tet wer­den muss, ist der ge­setz­li­che Fei­er­tag auch nicht die Ur­sa­che für den Ar­beits­aus­fall. Das wie­der­um würde be­deu­ten, dass § 2 Abs.1 Ent­gelt­fort­zah­lungs­ge­setz (EFZG), der Ar­beit­neh­mern die Vergütung an Fei­er­ta­gen si­chert, nicht an­zu­wen­den wäre. Die­se Vor­schrift lau­tet:

"Für Ar­beits­zeit, die in­fol­ge ei­nes ge­setz­li­chen Fei­er­ta­ges ausfällt, hat der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer das Ar­beits­ent­gelt zu zah­len, das er oh­ne den Ar­beits­aus­fall er­hal­ten hätte."

Könn­ten sich Ar­beit­ge­ber al­ler­dings mit ei­ner ge­schick­ten Klau­sel im Ar­beits­ver­trag von § 2 Abs.1 EFZG be­frei­en, wäre die­se Vor­schrift we­nig wert. Da­her stellt § 12 EZFG auch klar, dass von § 2 Abs.1 EFZG nicht zu­un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers ab­ge­wi­chen wer­den kann, d.h. die ge­setz­li­che Pflicht zur Lohn­fort­zah­lung an Fei­er­ta­gen ist un­ab­ding­bar.

Im Streit: Zei­tungs­zu­stel­ler soll nur an Ta­gen ar­bei­ten, in de­nen Zei­tun­gen er­schei­nen

Aus An­lass der Einführung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns An­fang 2015 änder­te ein Un­ter­neh­men, das im Auf­trag von Zei­tungs­ver­la­gen Zei­tun­gen und Druckerzeug­nis an Pri­vat­haus­hal­te aus­lie­fert, mit ei­nem Zei­tungs­zu­stel­ler den Ar­beits­ver­trag.

Gemäß dem neu­en Ar­beits­ver­trag soll­te der Zei­tungs­zu­stel­ler von Mon­tag bis Sams­tag Zei­tun­gen aus­tra­gen. Darüber hin­aus ent­hielt der Ar­beits­ver­trag fol­gen­de Klau­sel:

„Ar­beits­ta­ge des Zu­stel­lers sind al­le Ta­ge, an de­nen Zei­tun­gen im Zu­stell­ge­biet er­schei­nen.“

Gemäß die­ser Re­ge­lung er­hielt der Zu­stel­ler kei­nen Lohn für ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge, die auf ei­nen Werk­tag fie­len, denn dann er­schei­nen in dem Zu­stell­ge­biet kei­ne Zei­tun­gen.

Der Zu­stel­ler klag­te auf Be­zah­lung für fünf ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge aus 2015, die auf ei­nen Werk­tag fie­len, nämlich für Kar­frei­tag, Os­ter­mon­tag, den 1. Mai (Frei­tag), Chris­ti Him­mel­fahrt (Don­ners­tag) und Pfingst­mon­tag.

Das Ar­beits­ge­richt Dres­den (Ur­teil vom 14.12.2016, 11 Ca 3333/15) und das Säch­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) ga­ben der Kla­ge statt (Ur­teil vom 21.02.2018, 5 Sa 269/17).

BAG: Fei­er­ta­ge können bei der ar­beits­ver­trag­li­chen Fest­le­gung von Ar­beits­ta­gen nicht ge­zielt aus­ge­spart wer­den

Auch vor dem BAG hat­te der Ar­beit­ge­ber mit sei­ner Ver­trags­ge­stal­tung kei­nen Er­folg.

Die ar­beits­ver­trag­li­che Fest­le­gung der Ar­beits­ta­ge war hier teil­wei­se un­wirk­sam, nämlich in der Hin­sicht, dass Fei­er­ta­ge von der Vergütungs­pflicht aus­ge­nom­men wer­den, so das BAG. Der ge­setz­li­che An­spruch auf Fei­er­tags­vergütung (§ 2 Abs.1 EFZG) kann nämlich ver­trag­lich nicht zu­un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers ab­be­dun­gen wer­den (§ 12 EFZG).

Der Leit­satz der BAG-Ent­schei­dung lau­tet:

"Ei­ne ar­beits­ver­trag­li­che Re­ge­lung, nach der ein Zei­tungs­zu­stel­ler ei­ner­seits Zei­tungs­abon­nen­ten täglich von Mon­tag bis Sams­tag zu be­lie­fern hat, an­de­rer­seits Ar­beits­ta­ge des Zu­stel­lers le­dig­lich sol­che Ta­ge sind, an de­nen Zei­tun­gen im Zu­stell­ge­biet er­schei­nen, verstößt ge­gen den Grund­satz der Un­ab­ding­bar­keit des ge­setz­li­chen An­spruchs auf Ent­gelt­zah­lung an Fei­er­ta­gen."

Fa­zit: Müssen Ar­beit­neh­mer gemäß ih­rem Ar­beits­ver­trag von Mon­tag bis Sams­tag ar­bei­ten, darf der Ver­trag nicht ge­zielt ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge aus­neh­men, an de­nen von vorn­her­ein kei­ne Ar­beit anfällt. Ver­wen­det der Ar­beit­ge­ber ei­ne sol­che Klau­sel, ändert sie nichts an sei­ner Pflicht zur Lohn­fort­zah­lung an Fei­er­ta­gen.

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Letzte Überarbeitung: 16. November 2021

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