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LAG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 25.08.2011, 11 Sa 360/11

   
Schlagworte: Teilzeit: Arbeitszeitverringerung, Teilzeitanspruch, Arbeitszeitverringerung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 11 Sa 360/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 25.08.2011
   
Leitsätze:

1. Der Arbeitnehmer ist bei seinem Wunsch nach Verringerung der Arbeitszeit nach § 8 Abs. 1 TzBfG nicht auf das arbeitsvertraglich vereinbarte Arbeitszeitmodell beschränkt (Weiterführung von LAG Düsseldorf 01.03.2002 - 18 (4) Sa 1269/01 - LAGE § 8 TzBfG Nr. 5).

2. Die Parteien des Tarifvertrag Teilzeit Nr. 3 Kabinenpersonal LTU, gültig ab 01.01.2008, haben nicht von der Öffnungsklausel in § 8 Abs. 4 Satz 3 TzBfG Gebrauch machen wollen.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Düsseldorf, Urteil vom 21.02.2011, 8 Ca 7651/10
   

11 Sa 360/11

8 Ca 7651/10
Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf 

Verkündet

am 07. Ju­li 2011

gez.: Lind­ner Re­gie­rungs­beschäftig­te als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT DÜSSEL­DORF

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

der Frau N. E., C. Straße 12, N.,

- Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte H. & E.,
O. M. weg 18, E.,

g e g e n

die B. C. Q. & Co. Luft­ver­kehrs KG, ver­tre­ten durch die B. C. Q., ver­tre­ten durch K. I., V. I. und D. E., T. E. 42-43, C.,

- Be­klag­te und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte X. & Part­ner H.,
L. Al­lee 31, E.,

hat die 11. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 07.07.2011
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Vos­sen als Vor­sit­zen­den so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter St­ein­gass und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Foit­lin­ski

für R e c h t er­kannt:

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 21.02.2011 - 1 Ca 2925/10 v - wird auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird für die Be­klag­te zu­ge­las­sen.

 

- 2 -

T A T B E S T A N D :

Die Par­tei­en strei­ten über ei­nen Teil­zeit­an­trag der Kläge­rin.

Die Kläge­rin war zunächst seit dem 19.09.1996 auf der Grund­la­ge des Ar­beits­ver­tra­ges vom 25.07.1996 bei der frühe­ren Be­klag­ten, der M. M.-Un­ter­neh­men GmbH, die cir­ca 1300 Flug­be­glei­ter ständig beschäftig­te, als Flug­be­glei­te­rin mit ei­nem Brut­to­mo­nats­ge­halt in Höhe von zu­letzt rund 3.300,-- € in Voll­zeit tätig.

Mit Wir­kung zum 01.04.2011 wur­de die M. M.-Un­ter­neh­men GmbH als über­tra­gen­der Recht­sträger im We­ge der auf­neh­men­den Ver­schmel­zung un­ter Über­tra­gung des ge­sam­ten Vermögens un­ter Auflösung oh­ne Ab­wick­lung auf die nun­meh­ri­ge Be­klag­te als über­neh­men­den Recht­sträger ver­schmol­zen.

Auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en fin­den gemäß § 1 Abs. 4 des Ar­beits­ver­tra­ges die je­weils gülti­gen Ta­rif­verträge der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten An­wen­dung. Da­zu gehört ne­ben dem Man­tel­ta­rif­ver­trag Nr. 11 für das Ka­bi­nen­per­so­nal der M. M.-Un­ter­neh­men GmbH (im Fol­gen­den: MTV Ka­bi­nen­per­so­nal) u. a. der Ta­rif­ver­trag Teil­zeit Nr. 3 Ka­bi­nen­per­so­nal, gültig ab 01.01.2008 (im Fol­gen­den: TV Teil­zeit).

Die Kläge­rin, de­ren Ar­beits­zeit gemäß § 14 Abs. 2 MTV Ka­bi­nen­per­so­nal 169 St­un­den pro Ka­len­der­mo­nat beträgt, be­an­trag­te zunächst Teil­zeit auf der Grund­la­ge des TV Teil­zeit. Dies lehn­te die Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­te ab.

Mit in­ter­ner Mit­tei­lung vom 20.10.2010 be­an­trag­te die Kläge­rin er­neut die Re­du­zie­rung ih­rer Ar­beits­zeit. Die­ses Schrei­ben lau­tet wie folgt:

„Teil­zeit­an­trag nach Tz­B­fG

Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren,

 

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hier­mit be­an­tra­ge ich un­be­fris­te­te Teil­zeit gem. § 8 Tz­B­fG ab 01.01.2011, wie folgt:

Mein Ar­beits­verhält­nis soll un­verändert wei­ter­geführt wer­den mit Aus­nah­me ei­nes Frei­mo­nats im Ju­li, al­ter­na­tiv Au­gust.

Ich bit­te um wohl­wol­len­de Prüfung mei­nes Teil­zeit­an­tra­ges.“

Mit Schrei­ben vom 08.11.2010 lehn­te die Be­klag­te das Teil­zeit­be­geh­ren der Kläge­rin, oh­ne dass die­ses zu­vor mit ihr erörtert wor­den war, mit fol­gen­dem Schrei­ben ab:

„Ihr Schrei­ben vom 20.10.2010

Sehr ge­ehr­te Frau E.,

hier­mit bestäti­gen wir den Er­halt Ih­res Schrei­bens vom 20.10.2010, bei uns ein­ge­gan­gen am 20.10.2010, mit dem Sie Teil­zeit nach dem Teil­zeit­be­fris­tungs­ge­setz für den Mo­nat Ju­li, al­ter­na­tiv für den Mo­nat Au­gust be­an­tragt ha­ben.

Für den Mo­nat Ju­li, al­ter­na­tiv Au­gust ha­ben Sie zu­vor be­fris­te­te und un­be­fris­te­te Teil­zeit nach dem Ta­rif­ver­trag Teil­zeit Ka­bi­nen­per­so­nal Nr. 3 be­an­tragt. Wie wir Ih­nen mit Schrei­ben vom 23.08.2010 mit­ge­teilt ha­ben, konn­te Ih­rem An­trag auf be­fris­te­te und un­be­fris­te­te Teil­zeit nach dem TV Teil­zeit nicht statt­ge­ge­ben wer­den, da Ab­leh­nungs­gründe gemäß §§ 4 und 5 des TV Teil­zeit vor­ge­le­gen ha­ben. Die Vor­aus­set­zun­gen des TV Teil­zeit für die Teil­zeit­beschäfti­gung wa­ren mit­hin nicht erfüllt.

Wir müssen Ih­nen mit­tei­len, dass wir auch Ih­rem Wunsch auf ge­setz­li­che Teil­zeit aus be­trieb­li­chen Gründen i.S.v. § 8 Tz­B­fG nicht ent­spre­chen können. Die be­trieb­li­chen Gründe für die Ab­leh­nung ih­res An­tra­ges er­ge­ben sich aus § 8 Abs. 4 S. 3 Tz­B­fG i.V.m. § 5 Abs. 1 TV Teil­zeit. Nach § 5 Abs. 1 S. 2, 3 TV Teil­zeit sind die be­trieb­li­chen Möglich­kei­ten durch die Teil­zeit­ver­ga­be nach dem TV Teil­zeit aus­geschöpft. Wei­te­re Teil­zeit­mo­del­le würden un­verhält­nismäßige Kos­ten ver­ur­sa­chen und zu we­sent­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen von Or­ga­ni­sa­ti­on, Ar­beits­ab­lauf und Si­cher­heit im Be­trieb führen. Auf­grund der Be­son­der­hei­ten der Ein­satz­pla­nung des flie­gen­den Per­so­nals be­darf die Be­wil­li­gung von Teil­zeit­beschäfti­gung ei­nes de­tail­lier­ten und in sich ab­ge­stimm­ten Kon­zepts, wel­ches ge­ra­de mit den ta­rif­ver­trag­li­chen Teil­zeit­mo­del­len um­ge­setzt wird. Ei­ne Teil­zeit­ver­ga­be außer­halb des TV Teil­zeit ist mit den Be­son­der­hei­ten der Ein­satz­pla­nung da­her nicht ver­ein­bar.

 

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Wir bit­ten um Ihr Verständ­nis, dass wir Ih­nen kei­ne an­de­re Mit­tei­lung ma­chen können. Für Rück­fra­gen ste­hen wir Ih­nen ger­ne zur Verfügung.“

Mit ih­rer am 03.12.2010 (Ori­gi­nal) beim Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf ein­ge­reich­ten, der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten am 08.12.2010 zu­ge­stell­ten Kla­ge ver­folgt die Kläge­rin ihr Teil­zeit­ver­lan­gen wei­ter.

Die Kläge­rin hat im We­sent­li­chen gel­tend ge­macht:

Die Vor­aus­set­zun­gen des ge­setz­li­chen An­spruchs auf Zu­stim­mung zur Ver­rin­ge­rung ih­rer ver­trag­li­chen Ar­beits­zeit gemäß § 8 Tz­B­fG sei­en erfüllt. Sie ha­be ih­ren An­trag recht­zei­tig ge­stellt, da die Ver­rin­ge­rung ih­rer Ar­beits­zeit erst im Ju­li 2011, al­ter­na­tiv im Au­gust 2011 be­gin­nen sol­le. Die gewünsch­te Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit für ei­nen Mo­nat auf null ste­he der ar­beits­ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Mo­nats­ar­beits­zeit nicht ent­ge­gen. Be­trieb­li­che Gründe zur Ab­leh­nung der Teil­zeit lägen nicht vor.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ih­rem An­trag vom 20.10.2010 auf un­be­fris­te­te Re­du­zie­rung ih­rer ver­trag­li­chen Ar­beits­zeit von zwölf Mo­na­ten (Voll­zeit) auf elf Mo­na­te im Jahr zu­zu­stim­men, mit der Maßga­be, dass sie - die Kläge­rin - in dem Mo­nat Ju­li ei­nes je­den Jah­res nicht zu ar­bei­ten hat;

2. hilfs­wei­se, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ih­rem An­trag vom 20.10.2010 auf un­be­fris­te­te Re­du­zie­rung ih­rer ver­trag­li­chen Ar­beits­zeit von zwölf Mo­na­ten (Voll­zeit) auf elf Mo­na­te im Jahr zu­zu­stim­men, mit der Maßga­be, dass sie - die Kläge­rin - in dem Mo­nat Au­gust ei­nes je­den Jah­res nicht zu ar­bei­ten hat.

Die Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

 

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Die Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten hat vor al­lem aus­geführt:

Die Kläge­rin könne sich für ihr Teil­zeit­be­geh­ren nicht auf das Tz­B­fG be­ru­fen, da sie nicht die Ver­rin­ge­rung ih­rer ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit ori­en­tiert an ih­rer mo­nat­li­chen Ar­beits­zeit be­an­tragt ha­be. Außer­dem sei der An­trag gemäß § 8 Abs. 2 Tz­B­fG ver­fris­tet, da die­ser bis spätes­tens zum 30.09.2010 hätte ge­stellt wer­den müssen. Da­von ab­ge­se­hen sei­en ih­re be­trieb­li­chen Möglich­kei­ten mit den im TV Teil­zeit ver­ein­bar­ten Teil­zeit­mo­del­len aus­geschöpft. Wei­te­re Teil­zeit­mo­del­le würden un­verhält­nismäßige Kos­ten ver­ur­sa­chen und zu we­sent­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen von Or­ga­ni­sa­ti­on, Ar­beits­ab­lauf und Si­cher­heit im Be­trieb führen. Zur Auf­recht­er­hal­tung der Or­ga­ni­sa­ti­on und des ge­ord­ne­ten Ar­beits­ab­lau­fes so­wie auch der Si­cher­heit in ih­rem Be­trieb müss­ten die im TV Teil­zeit ge­re­gel­ten Fris­ten und Ter­mi­ne zwin­gend ein­ge­hal­ten wer­den. Des Wei­te­ren sei zu berück­sich­ti­gen, dass sie auf­grund von Ta­rif­verträgen und Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen ver­pflich­tet sei, Ur­laubs­anträge un­ter Ein­hal­tung be­stimm­ter Fris­ten zu be­schei­den. Die Re­ge­lun­gen in § 4 TV Teil­zeit würden die be­trieb­li­chen Gründe, die auch ei­nem Teil­zeit­be­geh­ren nach § 8 Tz­B­fG ent­ge­gen ge­hal­ten wer­den könn­ten, kon­kre­ti­sie­ren. Die Kos­ten für ei­ne Flug­be­gleiter­schu­lung würden sich für den ge­sam­ten Kurs mit ca. 20 Teil­neh­mern auf 40.000,00 € be­lau­fen. Im Fall der Schu­lung ei­nes ein­zel­nen Flug­be­glei­ters würden Kos­ten in Höhe von min­des­tens 10.000,00 € an­fal­len.

Mit sei­nem am 23.02.2011 verkünde­ten Ur­teil hat das Ar­beits­ge­richt der Kla­ge mit ih­rem Haupt­an­trag statt­ge­ge­ben und dies im We­sent­li­chen wie folgt be­gründet:

Der Teil­zeit­wunsch der Kläge­rin schei­te­re nicht schon dar­an, dass sie ih­ren An­trag nicht in­ner­halb der Frist des § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ge­stellt ha­be. Die Be­klag­te ha­ben den Teil­zeit­an­trag der Kläge­rin ab­ge­lehnt, oh­ne die­sen zu­vor mit ihr erörtert und oh­ne im Rah­men der Ab­leh­nung die feh­len­de Fris­tein­hal­tung auch nur erwähnt zu ha­ben. Da­mit sei ent­spre­chend der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts von ei­nem Ver­zicht der Be­klag­ten auf die Ein­hal­tung der

 

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ge­setz­li­chen Min­dest­frist aus­zu­ge­hen, auch wenn im Streit­fall - an­ders als in dem vom Bun­des­ar­beits­ge­richt ent­schie­de­nen Fall - kei­ne Erörte­rung statt­ge­fun­den ha­be. Die Kläge­rin be­geh­re mit ih­rem Teil­zeit­an­trag - ent­ge­gen der von der Be­klag­ten ver­tre­te­nen Auf­fas­sung - die Ver­rin­ge­rung ih­rer ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit i. S. von § 8 Abs. 1 Tz­B­fG. Wenn der Ar­beit­neh­mer aus dem Tz­B­fG so­wohl in Be­zug auf die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit als auch für ih­re Ver­tei­lung ei­nen An­spruch auf Ver­tragsände­rung ha­ben sol­le, könne dies nur be­deu­ten, dass das Tz­B­fG Ar­beit­neh­mern mit ei­ner Mo­nats­ar­beits­zeit ei­nen An­spruch auf Ände­rung die­ses Ver­tra­ges mit der Fol­ge der Re­du­zie­rung der Jah­res­ar­beits­zeit einräume. Das Vor­brin­gen der Be­klag­ten las­se kei­ne der gewünsch­ten Teil­zeit­beschäfti­gung ent­ge­gen­ste­hen­den be­trieb­li­chen Gründe i. S. des § 8 Abs. 4 Tz­B­fG er­ken­nen. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten würde § 4 TV Teil­zeit kei­ne be­trieb­li­chen Gründe i. S. des § 8 Abs. 4 Satz 2 Tz­B­fG kon­kre­ti­sie­ren. Auch die Re­ge­lun­gen in § 5 TV Teil­zeit sei­en nicht als Ab­leh­nungs­gründe i. S. des § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG ge­eig­net. Eben­so über­zeu­ge die An­nah­me, dass an­de­re Teil­zeit­mo­del­le zwin­gend zu un­verhält­nismäßig ho­hen Kos­ten führen würden, nicht. Durch die Fris­ten­re­ge­lung in § 2 TV Teil­zeit könne nicht der ge­setz­li­che Teil­zeit­an­spruch ein­ge­schränkt wer­den, da hier­in ein Ver­s­toß ge­gen § 22 Abs. 1 Tz­B­fG lie­ge. So­weit die Be­klag­te bei der Be­ar­bei­tung von Ur­laubs­anträgen der Mit­glie­der des Ka­bi­nen­per­so­nals auf­grund des MTV Ka­bi­nen­per­so­nal und Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen Fris­ten wah­ren müsse, könn­ten hier­in al­len­falls be­trieb­li­che Gründe i. S. von § 8 Abs. 4 Satz 1 Tz­B­fG lie­gen, mit de­nen ein Teil­zeit­an­trag ab­ge­lehnt wer­den könne. Sch­ließlich ste­he dem Teil­zeit­an­trag der Kläge­rin nicht ent­ge­gen, dass sie be­reits we­ni­ger als zwei Jah­re vor die­sem An­trag bei der Be­klag­ten Teil­zeit nach dem TV Teil­zeit be­gehrt ha­be. Denn die Vor­aus­set­zun­gen des § 8 Abs. 6 Tz­B­fG lägen nicht vor.

Ge­gen das ihr am 11.03.2011 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat die Be­klag­te mit ei­nem bei Ge­richt am 18.03.2011 ein­ge­reich­ten Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit ei­nem hier am 11.05.2011 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

 

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Die Be­klag­te hat un­ter teil­wei­ser Wie­der­ho­lung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens im We­sent­li­chen gel­tend ge­macht:

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Vor­in­stanz han­de­le es sich bei dem An­trag der Kläge­rin vom 20.10.2010 nicht um ei­nen in den An­wen­dungs­be­reich des § 8 Tz­B­fG fal­len­den An­trag auf Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit, da er sich nicht, wie von § 8 Abs. 1 Tz­B­fG ge­for­dert, an der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit ori­en­tie­re. Die Par­tei­en hätten kei­ne Jah­res­ar­beits­zeit ver­ein­bart, son­dern ei­ne Ar­beits­zeit von 169 St­un­den pro Ka­len­der­mo­nat. Zwar ha­be das Ar­beits­ge­richt rich­tig er­kannt, dass der An­trag der Kläge­rin vom 20.10.2010 ver­fris­tet sei. Es ha­be je­doch zu Un­recht an­ge­nom­men, dass sie auf die Ein­hal­tung der in § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ge­re­gel­ten An­trags­frist ver­zich­tet hätte. Nichts spre­che dafür, dass sie mit den Hin­wei­sen in ih­rem Ab­leh­nungs­schrei­ben vom 08.11.2010 zu Guns­ten der Kläge­rin ei­ne Ver­zichts­erklärung im Hin­blick auf die Ein­hal­tung von Fris­ten durch die Kläge­rin ha­be ab­ge­ben wol­len. Die Vor­in­stanz ha­be zu­dem ver­kannt, dass in der Re­ge­lung des § 5 Nr. 1 TV Teil­zeit ei­ne nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zulässi­ge Kon­kre­ti­sie­rung der be­trieb­li­chen Gründe gemäß § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG zu se­hen sei. Die Kläge­rin ha­be sich durch ih­ren An­trag vom 20.10.2010 auf ein be­stimm­tes Mo­dell be­schränkt, des­sen Vor­aus­set­zun­gen nach § 4 TV Teil­zeit we­der zum Zeit­punkt ih­res An­trags noch zum Zeit­punkt sei­ner Be­schei­dung noch zum heu­ti­gen Zeit­punkt vor­lie­gen würden.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Kla­ge in Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 23.02.2011 - 8 Ca 7651/10 - ab­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin ver­tei­digt in ers­ter Li­nie das an­ge­foch­te­ne Ur­teil und macht un­ter teil­wei­ser Wie­der­ho­lung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens ergänzend gel­tend:

 

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Sie ver­s­toße mit ih­rem Teil­zeit­be­geh­ren nicht ge­gen § 8 Abs. 1 Tz­B­fG. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt ha­be in sei­nem Ur­teil vom 16.12.2008 - 9 AZR 893/07 - aus­drück­lich klar­ge­stellt, dass der Wort­laut des § 8 Tz­B­fG, der ei­nen An­spruch auf Ver­rin­ge­rung der „ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit“ be­gründe, kei­ne Be­schränkung auf das ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­te Ar­beits­zeit­mo­dell vor­ge­be. Die­se Rechts­auf­fas­sung ha­be das Bun­des­ar­beits­ge­richt in sei­nem Ur­teil vom 18.08.2009 - 9 AZR 517/08 - be­kräftigt. Sie ha­be un­ter Be­ach­tung der Drei-Mo­nats-Frist des § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG recht­zei­tig ih­ren Teil­zeit­an­trag ge­stellt. Aber selbst wenn sie durch ih­ren An­trag vom 20.10.2010 die­se Frist nicht ge­wahrt ha­ben soll­te, hätte die Be­klag­te auf die Ein­hal­tung der Frist, wie es die Vor­in­stanz rich­tig ge­se­hen ha­be, ver­zich­tet. Hin­rei­chend ge­wich­ti­ge ent­ge­gen­ste­hen­de be­trieb­li­che Gründe i. S. des § 8 Abs. 4 Satz 1 und 2 Tz­B­fG ha­be die Be­klag­te auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht vor­ge­tra­gen. Der TV Teil­zeit stel­le über­haupt kein be­trieb­li­ches Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept i. S. der Recht­spre­chung zu § 8 Tz­B­fG dar. Zu­min­dest würde aber ihr Teil­zeit­be­geh­ren dem nicht ent­ge­gen­ste­hen. Ihr Be­geh­ren ent­spre­che nämlich ge­nau den Teil­zeit­mo­del­len im TV Teil­zeit (Mo­dell I G bzw. H).

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en im Ein­zel­nen wird auf den münd­lich vor­ge­tra­ge­nen In­halt der Ak­te aus­drück­lich ergänzend Be­zug ge­nom­men.

E N T S C H E I D U N G S G R Ü N D E :

A.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten, ge­gen de­ren Zulässig­keit kei­ner­lei Be­den­ken be­ste­hen, ist un­be­gründet. Zu Recht hat die Vor­in­stanz der Kla­ge mit ih­rem Haupt­an­trag statt­ge­ge­ben.

 

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I. Die auf Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­erklärung ge­rich­te­te Kla­ge ist ins­ge­samt zulässig. Sie ist ins­be­son­de­re hin­rei­chend be­stimmt i. S. von § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.

Dem Be­stimmt­heits­er­for­der­nis des § 253 Abs. 2 Satz 2 ZPO i. V. m. § 46 Abs. 2 Satz 1 ArbGG steht nicht ent­ge­gen, dass die Kla­ge­anträge nicht die An­ga­be des von der Kläge­rin gewünsch­ten Be­ginns der Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung ent­hal­ten. Dies ist ent­behr­lich, da aus § 894 ZPO i. V. m. § 62 Abs. 2 Satz 1 ArbGG folgt, dass die Zu­stim­mung der Be­klag­ten erst mit Rechts­kraft des Ur­teils als er­teilt gilt (BAG 21.06.2005 - 9 AZR 409/04 - Rz. 30 NZA 2006, 316, 318; BAG 16.10.2007 - 9 AZR 239/07 - Rz. 10 EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 19; BAG 24.06.2008 - 9 AZR 313/07 - Rz. 18 EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 21). Die­ser Zeit­punkt ist aber bei Kla­ge­er­he­bung nicht ab­seh­bar. Im Übri­gen hat die Kläge­rin die von ihr be­gehr­te Ver­rin­ge­rung so­wie die gewünsch­te Neu­ver­tei­lung kon­kret so­wohl im Haupt- wie im Hilfs­an­trag be­nannt. Da­mit ha­ben bei­de Anträge ei­nen für die Voll­stre­ckung genügend ge­nau­en In­halt.

II. Die Kla­ge ist mit ih­rem Haupt­an­trag auch be­gründet.

1. Rich­tig hat die Vor­in­stanz zunächst er­kannt, dass die Kläge­rin gemäß
§ 8 Abs. 1 Tz­B­fG An­spruch auf Ver­rin­ge­rung ih­rer ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit um ei­nen Mo­nat hat.

a) Die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Gel­tend­ma­chung ei­nes An­spruchs auf Ver­rin­ge­rung der ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit sind erfüllt. Das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin be­steht mit der Be­klag­ten bzw. ih­rer Rechts­vorgänge­rin länger als sechs Mo­na­te (vgl. § 8 Abs. 1 Tz­B­fG). Die Be­klag­te bzw. ih­re Rechts­vorgänge­rin beschäfti­gen in der Re­gel mehr als 15 Ar­beit­neh­mer (vgl. § 8 Abs. 7 Tz­B­fG).

b) Dem Wunsch der Kläge­rin auf Ver­rin­ge­rung ih­rer Ar­beits­zeit um ei­nen Mo­nat pro Jahr steht nicht ent­ge­gen, dass sie ih­ren An­trag vom 20.10.2010, folgt man der Ar­gu­men­ta­ti­on der Be­klag­ten, nicht in­ner­halb der Drei-Mo­nats-

 

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Frist des § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ge­stellt hat. Die man­geln­de Frist­wah­rung führt nicht zur Un­wirk­sam­keit des Ände­rungs­ver­lan­gens. Die Ver­tragsände­rung wird nur später wirk­sam (vgl. näher BAG 20.07.2004 - 9 AZR 626/03 - NZA 2004, 1090, 1092; eben­so BAG 16.12.2008 - 9 AZR 893/07 - Rz. 39 EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 23). In­fol­ge Zeit­ab­laufs kann das Ver­rin­ge­rungs­ver­lan­gen der Kläge­rin erst­mals im Jah­re 2012 rea­li­siert wer­den.

c) Rich­tig hat die Vor­in­stanz er­kannt, dass dem Be­geh­ren der Kläge­rin auf
Ver­rin­ge­rung ih­rer ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit i. S. von § 8 Abs. 1 Tz­B­fG nicht ent­ge­gen­steht, dass die Ver­wirk­li­chung die­ses Be­geh­rens zu ei­ner Ände­rung des ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit­mo­dells, nämlich Er­brin­gung der Ar­beits­leis­tung in je­dem Ka­len­der­mo­nat, führt.

aa) Das Tz­B­fG will den Wech­sel von ei­nem Voll­zeit- in ein Teil­zeit­ar­beits­verhält­nis oder um­ge­kehrt er­leich­tern (BT-Drucks. 14/4374, S. 11 und 18). Das Ge­setz enthält kei­ne pau­scha­len Zeit­vor­ga­ben, die den Wünschen der Ar­beit­neh­mer wi­der­spre­chen und da­her die beschäfti­gungs­po­li­ti­sche Wir­kung der Teil­zeit­ar­beit kon­ter­ka­rie­ren könn­ten. Die Ar­beit­neh­mer sol­len die Möglich­keit ha­ben, die Ar­beits­zeit in­di­vi­du­ell an ih­re Bedürf­nis­se an­zu­pas­sen (BT-Drucks. 14/4374, S. 12).

bb) Hier­aus wird deut­lich, dass das Tz­B­fG dar­auf ab­zielt, den Ar­beit­neh­mern größtmögli­che Frei­heit in der Ge­stal­tung ih­rer in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit ein­zuräum­en (LAG Düssel­dorf 01.03.2002 - 18 (4) Sa 1269/01 - LA­GE § 8 Tz­B­fG Nr. 5). Die­sem Ziel würde es, wie die Vor­in­stanz un­ter Be­zug­nah­me auf das erwähn­te Ur­teil des er­ken­nen­den Ge­richts rich­tig er­kannt hat, wi­der­spre­chen, wenn ein Ar­beit­neh­mer le­dig­lich in­ner­halb des ver­trag­lich gel­ten­den Ar­beits­zeit­mo­dells ei­ne Ver­rin­ge­rung und ei­ne da­mit ver­bun­de­ne Neu­ver­tei­lung der Ar­beits­zeit ver­lan­gen könn­te.

cc) Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat in sei­nem Ur­teil vom 16.12.2008 (- 9 AZR 893/07 - Rz. 29 EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 23) u. a. un­ter Hin­weis auf die vor­ge­nann­te Ent­schei­dung des LAG Düssel­dorf vom 01.03.2002 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass

 

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ein Ar­beit­neh­mer nicht auf das ver­trag­lich ver­ein­bar­te Mo­dell der Ar­beits­zeit­ver­tei­lung be­schränkt sei, son­dern An­spruch auf Ver­tragsände­rung ha­be. Die­se Auf­fas­sung hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt in sei­nem Ur­teil vom 18.08.2009 (- 9 AZR 517/08 - Rz. 27 NZA 2009, 1207, 1209 bestätigt. Es hat so­gar in die­sem ur­teil deut­lich ge­macht, dass der Ar­beit­neh­mer bei sei­nem Wunsch nach Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit (vgl. § 8 Abs. 1 Tz­B­fG) nicht auf die ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­te Ar­beits­zeit be­schränkt ist. Zwar hat das BAG auch in die­sem Ur­teil zunächst erwähnt, der Ar­beit­neh­mer sei nicht auf das ver­trag­lich ver­ein­bar­te Mo­dell der Ar­beits­zeit­ver­tei­lung be­schränkt. Dann hat es aber aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass § 8 Tz­B­fG „nicht nur für die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit, son­dern auch für ih­re Ver­tei­lung bis zu den Gren­zen des Rechts­miss­brauchs (§ 242 BGB) ei­nen An­spruch auf Ver­tragsände­rung“ be­gründet (BAG 18.08.2009 - 9 AZR 517/08 - Rz 27 a. a. O.). Hier­aus kann ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten nur ge­fol­gert wer­den, dass der An­spruch auf Ver­rin­ge­rung der ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit auch zur Verände­rung des ver­ab­re­de­ten Ar­beits­zeit­mo­dells - im Streit­fall zur Re­du­zie­rung der ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit von 169 St­un­den im Mo­nat auf Ar­beits­zeit „Null“ für ei­nen Mo­nat im Jahr - führen kann. Nur die­se Auf­fas­sung kann im Übri­gen mit dem oben wie­der­ge­ge­be­nen Sinn und Zweck des Tz­B­fG in Ein­klang ge­bracht wer­den. Der Ar­beit­ge­ber wird hier­durch auch nicht über­for­dert. Er hat je­der­zeit die Möglich­keit, ei­nen Verzöge­rungs­wunsch des Ar­beit­neh­mers, der außer­halb des ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit­mo­dells liegt, un­ter Hin­weis auf - nach­ge­wie­se­ne - be­trieb­li­che Gründe i. S. von § 8 Abs. 4 Satz 1 und 2 Tz­B­fG ab­zu­leh­nen.

c) Die Vor­in­stanz hat wei­ter rich­tig er­kannt, dass dem Ver­rin­ge­rungs­wunsch der Kläge­rin kei­ne be­trieb­li­chen Gründe i. S. des § 8 Abs. 4 Satz 1 und 2 Tz­B­fG ent­ge­gen­ste­hen. Hier­an hat sich zweit­in­stanz­lich nichts geändert.

aa) Ein be­trieb­li­cher Ab­leh­nungs­grund liegt u. a. gemäß § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG dann vor, wenn die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit die Or­ga­ni­sa­ti­on, den Ar­beits­ab­lauf oder die Si­cher­heit im Be­trieb we­sent­lich be­ein­träch­tigt oder un­verhält­nismäßige Kos­ten ver­ur­sacht. Ob ein sol­cher Grund vor­liegt, be­stimmt sich nach dem Zeit­punkt der Ab­leh­nung durch den Ar­beit­ge­ber (BAG

 

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18.02.2003 - 9 AZR 356/02 - EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 2; BAG 21.11.2006 - 9 AZR 138/06 - EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 16).

bb) Nach § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG können die Ab­leh­nungs­gründe durch Ta­rif­ver­trag fest­ge­legt wer­den. Im Gel­tungs­be­reich ei­nes sol­chen Ta­rif­ver­tra­ges können nicht ta­rif­ge­bun­de­ne Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer die An­wen­dung der ta­rif­li­chen Re­ge­lung über die Ab­leh­nungs­gründe ver­ein­ba­ren (§ 8 Abs. 4 Satz 4 Tz­B­fG). Auf­grund der in § 1 Abs. 4 des Ar­beits­ver­tra­ges ent­hal­te­nen Be­zug­nah­me­klau­sel gilt für das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en u. a. der TV Teil­zeit.

cc) Die Öff­nungs­klau­sel des § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG ermäch­tigt die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, Gründe für die Ab­leh­nung der Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit zu kon­kre­ti­sie­ren. Da­durch wird ih­nen ermöglicht, den spe­zi­fi­schen An­for­de­run­gen des je­wei­li­gen Wirt­schafts­zwei­ges Rech­nung zu tra­gen (vgl. BT-Drucks. 14/4374, S. 17). Die ta­rif­li­che Fest­le­gung kann auch, wie aus § 2 Abs. 1 TVG folgt, in ei­nem Haus­ta­rif­ver­trag er­fol­gen. Die Re­ge­lungs­be­fug­nis der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ist je­doch nicht un­be­grenzt. § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG ge­stat­tet nicht, über das Ge­setz hin­aus­ge­hen­de, wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen für die Gel­tend­ma­chung von Ver­rin­ge­rungs­ansprüchen auf­zu­stel­len. In­so­weit bleibt es bei § 22 Abs. 1 Tz­B­fG, der ab­wei­chen­de Re­ge­lun­gen zu Un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers un­ter­sagt (BAG 21.11.2006 - 9 AZR 138/06 - Rz. 28 EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 16).

dd) Vor­lie­gend kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Par­tei­en des TV Teil­zeit durch Ab­schluss die­ses Ta­rif­ver­tra­ges von der Öff­nungs­klau­sel in § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG Ge­brauch ma­chen woll­ten.

(1.) Zum ei­nen fehlt es in § 5 TV Teil­zeit an ei­nem Hin­weis dar­auf, dass bei Feh­len der Vor­aus­set­zun­gen für die in § 4 TV Teil­zeit auf­ge­lis­te­ten Teil­zeit­mo­del­le (auch) die in § 8 Abs. 4 Satz 2 Tz­B­fG spe­zi­ell ge­nann­ten be­trieb­li­chen Gründe in An­wen­dung der Öff­nungs­klau­sel des § 8 Abs. 4 Satz 3 Tz­B­fG kon­kre­ti­siert wer­den soll­ten (vgl. in die­sem Zu­sam­men­hang die Über­schrift des § 35 Man­tel­ta­rif­ver­trag Deut­sche BA vom 25.05.2001 in BAG 21.11.2006

 

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- 9 AZR 138/06 - Rz. 3 EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 16). Zum an­de­ren folgt aus wei­te­ren Re­ge­lun­gen im TV Teil­zeit, dass die­ser Ta­rif­ver­trag Ansprüche nach dem Tz­B­fG über­haupt nicht be­trifft.

(2 So be­stimmt § 2 Nr. 1 Satz 1 TV Teil­zeit, dass die Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit nur mit Wir­kung vom 01.01. des je­wei­li­gen Ka­len­der­jah­res be­an­tragt wer­den kann, so­weit in ihm nicht aus­drück­lich et­was an­de­res ge­re­gelt ist. Nach § 8 Tz­B­fG kann der An­trag auf Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung das gan­ze Jahr über ge­stellt wer­den. Es muss le­dig­lich die Drei-Mo­nats-Frist des § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ein­ge­hal­ten wer­den.

(3 Ne­ben zeit­lich un­be­fris­te­ter Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit (§ 4 Nr. 1 bis 4)
be­stimmt der TV Teil­zeit in § 4 Nr. 5 ei­ne zeit­lich be­fris­te­te Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit. Der An­trag nach § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG rich­tet sich da­ge­gen aus­sch­ließlich auf ei­ne un­be­fris­te­te Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit (vgl. BAG 19.08.2003 - 9 AZR 542/02 - EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 4; BAG 21.11.2006 - 9 AZR 138/06 - Rz. 32, 33 EzA § 8 Tz­B­fG Nr. 16; BAG 22.10.2008 - 10 AZR 360/08 - Rz. 25 EzA § 74 HGB Nr. 71).

(4). Außer­dem be­stimmt § 2 Nr. 1 Satz 4 TV Teil­zeit­mo­dell, dass der An­trag auf Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit spätes­tens bis zum 30. Ju­ni, 24.00 Uhr, elek­tro­nisch (Teil­zeit­er­fas­sungs­pro­gramm) er­fol­gen müsse. Ei­ne der­ar­ti­ge Re­ge­lung stände, soll­te sie (auch) für den Teil­zeit­an­spruch nach § 8 Abs. 1 Tz­B­fG gel­ten, im Hin­blick auf die Drei-Mo­nats-Frist des § 8 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG nicht in Ein­klang mit § 22 Tz­B­fG.

ee) Sons­ti­ge, außer­halb des TV Teil­zeit lie­gen­de be­trieb­li­che Gründe i. S. von § 8 Abs. 4 Satz 1 und 2 Tz­B­fG hat die Be­klag­te nicht gel­tend ge­macht.

2. Auch war dem Ar­beits­zeit­ver­tei­lungs­wunsch der Kläge­rin (vgl. § 8 Abs. 2 Satz 2 Tz­B­fG), die um ei­nen Mo­nat (= 169 Ar­beits­stun­den) ver­rin­ger­te Ar­beits­zeit in den Ju­li ei­nes je­den Jah­res zu le­gen, gemäß § 8 Abs. 4 Satz 1 Tz­B­fG zu ent­spre­chen, da die­sem kei­ne be­trieb­li­chen Gründe ent­ge­gen­ste­hen. Wie be-

 

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reits dar­ge­legt, können sol­che nicht § 5 TV Teil­zeit ent­nom­men wer­den. Außer­halb die­ses Ta­rif­ver­tra­ges lie­gen­de be­trieb­li­che Gründe hat die Be­klag­te nicht gel­tend ge­macht.

B.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO i. V. m. § 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG.

Die Kam­mer hat der Rechts­sa­che grundsätz­li­che Be­deu­tung zu­ge­mes­sen und des­halb die Re­vi­si­on an das Bun­des­ar­beits­ge­richt gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­ge­las­sen.

R E C H T S M I T T E L B E L E H R U N G :

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Be­klag­ten

R E V I S I O N

ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

Fax: 0361 2636 2000

ein­ge­legt wer­den.

 

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Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,
2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Nr. 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on oder ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder Zu­sam­men­schlus­ses mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

 

gez.: Prof. Dr. Vos­sen 

gez.: St­ein­gass 

gez: Foit­lin­ski

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