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ARBEITSRECHT AKTUELL // 18/219

Be­fris­tung bei der Stu­fen­zu­ord­nung ge­mäß TVöD (VKA)

Ent­ge­gen dem Wort­laut von § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) sind Be­rufs­er­fah­run­gen aus vor­an­ge­gan­ge­nen be­fris­te­ten Ar­beits­ver­hält­nis­sen bei der Stu­fen­zu­ord­nung an­zu­rech­nen, falls kei­ne Un­ter­bre­chun­gen von mehr als sechs Mo­na­ten vor­lie­gen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 06.09.2018,6 AZR 836/16
Zwei Gruppen von je drei Arbeitnehmern mit Helm, Bekleidung der beiden Gruppen unterschiedlich

06.09.2018. Der Ta­rif­ver­trag für den öf­fent­li­chen Dienst (TVöD), der für die Ar­beit­neh­mer des Bun­des und der Kom­mu­nen gilt, un­ter­schei­det sich in ei­ni­gen Punk­ten von dem Ta­rif­ver­trag für den öf­fent­li­chen Dienst der Län­der (TV-L), der für die Be­schäf­tig­ten der Bun­des­län­der maß­geb­lich ist.

So ent­hält der TVöD in der Fas­sung der Ver­ei­ni­gung der kom­mu­na­len Ar­beit­ge­ber­ver­bän­de (VKA) ei­ne aus Ar­beit­neh­mer­sicht un­güns­ti­ge (be­schränk­te) An­rech­nung von ein­schlä­gi­gen Be­rufs­er­fah­run­gen bei Ein­stel­lun­gen. Die­se Re­ge­lung ist in § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) fest­ge­schrie­ben. Da­von sind vor al­lem be­fris­tet be­schäf­tig­te Ar­beit­neh­mer be­trof­fen, da sie bei län­ge­ren Be­fris­tungs­ket­ten im­mer wie­der „ein­ge­stellt“ wer­den.

In ei­nem heu­te er­gan­ge­nen Ur­teil hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ent­schie­den, dass ent­ge­gen dem Wort­laut von § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) ein­schlä­gi­ge Be­rufs­er­fah­run­gen aus frü­he­ren be­fris­te­ten Ar­beits­ver­hält­nis­sen bei dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber in vol­lem Um­fang bei der Stu­fen­zu­ord­nung zu­guns­ten des Ar­beit­neh­mers an­zu­rech­nen sind: BAG, Ur­teil vom 06.09.2018,6 AZR 836/16 (Pres­se­mel­dung des Ge­richts).

Wie müssen Be­rufs­er­fah­run­gen durch be­fris­te­te Vor­beschäfti­gun­gen bei ei­ner un­be­fris­te­ten An­stel­lung berück­sich­tigt wer­den?

Im öffent­li­chen Dienst wer­den Ar­beit­neh­mer oft be­fris­tet beschäftigt, auch wenn der Be­darf an ih­rer Ar­beit dau­er­haft be­steht. Das führt im­mer wie­der zu so­ge­nann­ten Be­fris­tungs­ket­ten: Ar­beit­neh­mer wer­den über vie­le Jah­re hin­weg auf der Grund­la­ge im­mer er­neut be­fris­te­ter Ar­beits­verträge ein­ge­setzt. Da­mit wird ih­nen im Er­geb­nis der Kündi­gungs­schutz ge­nom­men, was zu ei­ner Schlech­ter­stel­lung ge­genüber fest an­ge­stell­ten bzw. un­be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beits­kol­le­gen führt.

Von da­her soll­te man er­war­ten, dass der ar­beits­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­grund­satz zu­min­dest bei der Be­zah­lung ge­wahrt wird, d.h. dass es an die­ser Stel­le zu kei­ner Be­nach­tei­li­gung von be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern kommt. Bei der im öffent­li­chen Dienst übli­chen Be­zah­lung nach Ta­rif setzt das vor­aus, dass be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer un­ter Berück­sich­ti­gung ih­rer bis­he­ri­gen (be­fris­te­ten) Beschäfti­gun­gen be­zahlt wer­den. Das wie­der­um ist nur der Fall, wenn die bis­he­ri­gen be­fris­te­ten Tätig­kei­ten im Rah­men der Stu­fen­zu­ord­nung an­er­kannt wer­den. Denn es macht ei­nen Un­ter­schied, ob man in der­sel­ben Ent­gelt­grup­pe „un­ten anfängt“, d.h. bei Stu­fe 1, oder ob man nach länge­ren Dienst­jah­ren ei­ne höhe­re Dienst­al­ters­stu­fe be­kommt.

Da­zu enthält der TV-L ei­ne sach­lich über­zeu­gen­de Re­ge­lung in § 16 Abs.2 Satz 2 TV-L. Sie lau­tet:

„Verfügen Beschäftig­te über ei­ne ein­schlägi­ge Be­rufs­er­fah­rung von min­des­tens ei­nem Jahr aus ei­nem vor­he­ri­gen be­fris­te­ten oder un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis zum sel­ben Ar­beit­ge­ber, er­folgt die Stu­fen­zu­ord­nung un­ter An­rech­nung der Zei­ten der ein­schlägi­gen Be­rufs­er­fah­rung aus die­sem vor­he­ri­gen Ar­beits­verhält­nis.“

Da­mit kurz­fris­ti­ge Un­ter­bre­chun­gen be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern bei der Stu­fen­zu­ord­nung nicht scha­den, gibt es im TV-L darüber hin­aus ei­ne sog. Pro­to­kollerklärung zu die­ser Ta­rif­be­stim­mung (Pro­to­kollerklärung Nr.3 zu § 16 Abs.2 Satz 2 TV-L). Sie lau­tet:

„Ein vor­he­ri­ges Ar­beits­verhält­nis im Sin­ne des Sat­zes 2 be­steht, wenn zwi­schen dem En­de des vor­he­ri­gen und dem Be­ginn des neu­en Ar­beits­verhält­nis­ses ein Zeit­raum von längs­tens sechs Mo­na­ten liegt [….].“

Sol­che Re­ge­lun­gen sucht man im TVöD (VKA) ver­geb­lich. Die Par­al­lel­vor­schrift zum The­ma Stu­fen­zu­ord­nung, d.h. § 16 Abs.2 TVöD (VKA), lau­tet viel­mehr:

„Bei Ein­stel­lung wer­den die Beschäftig­ten der Stu­fe 1 zu­ge­ord­net, so­fern kei­ne ein­schlägi­ge Be­rufs­er­fah­rung vor­liegt. Verfügt die/der Beschäftig­te über ein­schlägi­ge Be­rufs­er­fah­rung von min­des­tens ei­nem Jahr, er­folgt die Ein­stel­lung in Stu­fe 2; verfügt sie/er über ei­ne ein­schlägi­ge Be­rufs­er­fah­rung von min­des­tens drei Jah­ren, er­folgt bei Ein­stel­lung nach dem 31. De­zem­ber 2008 in der Re­gel ei­ne Zu­ord­nung zur Stu­fe 3. Un­abhängig da­von­kann der Ar­beit­ge­ber bei Neu­ein­stel­lun­gen zur De­ckung des Per­so­nal­be­darfs Zei­ten ei­ner vor­he­ri­gen be­ruf­li­chen Tätig­keit ganz oder teil­wei­se für die Stu­fen­zu­ord­nung berück­sich­ti­gen, wenn die­se Tätig­keit für die vor­ge­se­he­ne Tätig­keit förder­lich ist.“

Die­se Re­ge­lung verstößt, wie das BAG be­reits vor ei­ni­gen Jah­ren aus­drück­lich fest­ge­stellt hat, ge­gen das ge­setz­li­che Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung be­fris­tet beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer (BAG, Ur­teil vom 21.02.2013, 6 AZR 524/11). Das Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot ist in § 4 Abs.2 Satz 3 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) ent­hal­ten. Die­se Vor­schrift lau­tet:

„Sind be­stimm­te Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen von der Dau­er des Be­ste­hens des Ar­beits­verhält­nis­ses in dem­sel­ben Be­trieb oder Un­ter­neh­men abhängig, so sind für be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer die­sel­ben Zei­ten zu berück­sich­ti­gen wie für un­be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer, es sei denn, dass ei­ne un­ter­schied­li­che Berück­sich­ti­gung aus sach­li­chen Gründen ge­recht­fer­tigt ist.“

Ge­gen die­se ge­setz­li­che Vor­schrift verstößt § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA), denn mit „Ein­stel­lung“ ist hier nicht nur die Neu­ein­stel­lung, son­dern je­der neu ab­ge­schlos­se­ne Ar­beits­ver­trag ge­meint, d.h. auch der Ab­schluss ei­nes er­neut be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags oder ein Fest­an­stel­lungs­ver­trag nach vor­he­ri­ger be­fris­te­ter (Ket­ten-)Beschäfti­gung. Die­se In­ter­pre­ta­ti­on er­gibt sich aus § 16 Abs.3 TVöD (VKA), denn hier ist aus­drück­lich von „Neu­ein­stel­lun­gen“ die Re­de, so dass so dass mit „Ein­stel­lung“ in den bei­den Sätzen da­vor of­fen­sicht­lich je­de Art von Ar­beits­ver­trag ge­meint ist.

Das aber be­deu­tet im Er­geb­nis, dass (langjährig) be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer bei der Stu­fen­zu­ord­nung um den Lohn ih­rer Be­rufs­er­fah­rung ge­bracht wer­den, da die­se gemäß § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) al­len­falls durch Zu­er­ken­nung der Stu­fe 2 bzw. Stu­fe 3 ho­no­riert wird.

Vor dem Hin­ter­grund der in der BAG-Recht­spre­chung an­er­kann­ten Ge­set­zes­wid­rig­keit von § 16 Abs.2 TVöD (VKA) stellt sich die Fra­ge, in wel­cher Wei­se be­fris­te­te Vor­beschäfti­gun­gen im Be­reich des TVöD an­zu­er­ken­nen sind, d.h. wel­che zeit­li­chen Un­ter­bre­chun­gen zwi­schen den ein­zel­nen be­fris­te­ten vor Beschäfti­gun­gen zu­las­ten des Ar­beit­neh­mers ge­hen. Die­se Fra­ge hat das BAG heu­te ent­schie­den, und zwar großzügig im Sin­ne der be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer.

Im Streit: Er­zie­he­rin möch­te nach zwölfjähri­ger be­fris­te­ter Beschäfti­gung mit an­sch­ließen­dem un­be­fris­te­tem Ar­beits­verhält­nis ei­ne höhe­re Dienst­al­ters­stu­fe

Im Streit­fall ging es um ei­ne Er­zie­he­rin, die knapp zwölf Jah­re (!) be­fris­tet in ei­nem städti­schen Kin­der­gar­ten ge­ar­bei­tet hat­te, nämlich von Au­gust 1996 bis En­de Ju­li 2008. Mit Ver­trag vom 04.08.2008 wur­de sie dann end­lich in ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis über­nom­men.

Während der zwölf Jah­re der be­fris­te­ten Beschäfti­gung gab es ei­ni­ge Un­ter­bre­chun­gen, d.h. die Be­fris­tungs­ket­te wies Lücken auf, nämlich von Sep­tem­ber 2004 bis Mit­te Ja­nu­ar 2005 (gut drei Mo­na­te), von Mit­te Fe­bru­ar bis Mit­te Au­gust 2005 (sechs Mo­na­te), im Sep­tem­ber 2007 (ein Mo­nat) und vom 01. bis zum 03. Au­gust 2008 (drei Ta­ge).

Auf­grund ei­ner im Ar­beits­ver­trag ent­hal­te­nen Be­zug­nah­me­klau­sel war der TVöD (VKA) auf ihr Ar­beits­verhält­nis an­zu­wen­den. Da­her wur­de die Er­zie­he­rin un­ter Ver­weis auf § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) zunächst in die Dienst­al­ters­stu­fe 2 ein­grup­piert und ab dem 01.08.2011 in die Stu­fe 3. Wie­der­um vier Jah­re später, seit dem 01.08.2015, be­kam sie die Stu­fe 4.

Zu die­sem Zeit­punkt war die Er­zie­he­rin aber schon gut 19 Jah­re in ih­rem Be­ruf tätig. Da­her ver­lan­ge sie Be­zah­lung nach der güns­ti­ge­ren bzw. höhe­ren Dienst­al­ters­stu­fe 6 (und zwar ab März 2015). Der Ar­beit­ge­ber da­ge­gen mein­te, zum Zeit­punkt ih­rer un­be­fris­te­ten Ein­stel­lung am 04.08.2008 sei auf­grund der Un­ter­bre­chun­gen zwi­schen den vor­he­ri­gen be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen gemäß § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) eben nur ein Jahr Be­rufs­er­fah­rung zu berück­sich­ti­gen, was zu ei­nem Start (im Au­gust 2008) mit der Stu­fe 2 führen müsse.

Dar­auf­hin zog die Er­zie­he­rin vor das Ar­beits­ge­richt Det­mold, wo ih­re Ein­grup­pie­rungs­kla­ge Er­folg hat­te (Ur­teil vom 24.02.2016, 2 Ca 794/15). Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) als Be­ru­fungs­in­stanz gab da­ge­gen über­wie­gend dem Ar­beit­ge­ber Recht und ent­schied, dass der Er­zie­he­rin nur Stu­fe 4 zustünde, al­ler­dings be­reits ei­ni­ge Mo­na­te früher als vom Ar­beit­ge­ber be­rech­net (LAG Hamm, Ur­teil vom 07.07.2016, 8 Sa 334/16).

Denn, so das LAG: Die bis­he­ri­ge Be­rufs­er­fah­rung im Rah­men der be­fris­te­ten Beschäfti­gun­gen muss­te im Au­gust 2008 zwar zu­guns­ten der Er­zie­he­rin berück­sich­tigt wer­den, al­ler­dings un­ter Berück­sich­ti­gung der Beschäfti­gungslücken. An die­ser Stel­le mein­te das LAG, dass sich Un­ter­bre­chun­gen zwi­schen den ein­zel­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen bei der Stu­fen­zu­ord­nung zum Nach­teil des Ar­beit­neh­mers aus­wir­ken, wenn sie länger als ei­nen Mo­nat dau­ern (LAG Hamm, Ur­teil vom 07.07.2016, 8 Sa 334/16 , Rn.52). Das war hier bei der Kläge­rin der Fall, denn ihr Ar­beits­verhält­nis war von Mit­te Fe­bru­ar bis Mit­te Au­gust 2005 für sechs Mo­na­te un­ter­bro­chen. Bei der Fest­an­stel­lung im Au­gust 2008 wa­ren dem­zu­fol­ge, so je­den­falls das LAG, nur drei Jah­re ein­schlägi­ge Be­rufs­er­fah­rung zu berück­sich­ti­gen.

BAG: Ent­ge­gen dem Wort­laut von § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) sind Be­rufs­er­fah­run­gen aus vor­an­ge­gan­ge­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen bei der Stu­fen­zu­ord­nung an­zu­rech­nen, falls kei­ne Un­ter­bre­chun­gen von mehr als sechs Mo­na­ten vor­lie­gen

In Er­furt vor dem BAG hat­te die Er­zie­he­rin Er­folg. Das BAG hob die Ent­schei­dung des LAG Hamm auf und ur­teil­te zu­guns­ten der Er­zie­he­rin, dass sie be­reits bei ih­rer Ein­stel­lung im Au­gust 2008 der Stu­fe 5 ih­rer Ent­gelt­grup­pe zu­zu­ord­nen war. Denn, so das BAG in der der­zeit al­lein vor­lie­gen­den Pres­se­mel­dung:

Bei der Stu­fen­zu­ord­nung nach Be­gründung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses, auf das der TVöD (VKA) an­zu­wen­den ist, sind Zei­ten ein­schlägi­ger Be­rufs­er­fah­rung aus vor­he­ri­gen be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen mit dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber in vol­lem Um­fang zu berück­sich­ti­gen. Vor­aus­set­zung dafür ist,

  • dass es sich um ei­ne Wie­der­ein­stel­lung für ei­ne gleich­wer­ti­ge oder gleich­ar­ti­ge Tätig­keit han­delt (sog. „ho­ri­zon­ta­le Wie­der­ein­stel­lung“), und
  • dass es zu kei­ner länge­ren als ei­ner ma­xi­mal sechs­mo­na­ti­gen recht­li­chen Un­ter­bre­chung zwi­schen den vor­he­ri­gen (be­fris­te­ten) Ar­beits­verhält­nis­sen ge­kom­men ist.

Denn bei der An­wen­dung der Ein­grup­pie­rungs­re­ge­lung in § 16 Abs.2 Satz 2 TVöD (VKA) ist das ge­setz­li­che Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot des § 4 Abs.2 Satz 3 Tz­B­fG zu be­ach­ten, so die Er­fur­ter Rich­ter. Und die­sem Ver­bot zu­fol­ge sind im Prin­zip al­le Zei­ten ein­schlägi­ger Be­rufs­er­fah­rung aus den vor­he­ri­gen be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen mit dem­sel­ben öffent­li­chen Ar­beit­ge­ber zu berück­sich­ti­gen. Recht­li­che Un­ter­bre­chun­gen wir­ken sich da­bei nicht zu­las­ten des Ar­beit­neh­mers aus, wenn sie pro Un­ter­bre­chung nicht länger als sechs Mo­na­te dau­ern.

Fa­zit: All­zu lan­ge Be­fris­tungs­ket­ten können zwar nach der ak­tu­el­len BAG-Recht­spre­chung rechts­miss­bräuch­lich sein, doch be­fin­den sich Ar­beit­ge­ber hier erst dann im „ro­ten Be­reich“, wenn die Ge­samt­dau­er der Be­fris­tung zehn Jah­re über­steigt und/oder die Be­fris­tungs­ket­te mehr als 15 Ver­trags­verlänge­run­gen um­fasst (BAG, Ur­teil vom 21.03.2017, 7 AZR 369/15, wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 17/138 Wann sind Sach­grund­be­fris­tun­gen miss­bräuch­lich?).

Vor die­sem Hin­ter­grund enthält das heu­ti­ge Grund­satz­ur­teil des BAG ei­ne wich­ti­ge Klar­stel­lung zu­guns­ten langjährig be­fris­tet beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer im Be­reich des kom­mu­na­len öffent­li­chen Diens­tes. Denn wenn man schon über Jah­re hin­weg mit der Un­ge­wiss­heit be­fris­te­ter Ar­beits­verträge le­ben muss, soll­te zu­min­dest die Be­zah­lung dis­kri­mi­nie­rungs­frei sein, d.h. sie soll­te nicht ge­gen den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz bzw. ge­gen § 4 Abs.2 Satz 3 Tz­B­fG ver­s­toßen.

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Letzte Überarbeitung: 11. Juli 2019

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