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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/093

Ei­ni­gungs­stel­le: Be­fan­gen­heit des Vor­sit­zen­den

Über die Ab­leh­nung ei­nes Vor­sit­zen­den we­gen Be­fan­gen­heit ent­schei­det das Ar­beits­ge­richt in ers­ter und letz­ter In­stanz: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 17.11.2010, 7 ABR 100/09
Sitzung des Betriebsrats, Betriebsratsversammlung Streit um den Vor­sit­zen­den der Ei­ni­gungs­stel­le
13.05.2011. Ar­beit­ge­ber und Be­triebs­rat kön­nen ih­re Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten in der Ei­ni­gungs­stel­le bei­le­gen (§ 76 Abs.1 Satz 1 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz - Be­trVG). Sie be­steht aus Bei­sit­zern, die je­de Sei­te in glei­cher An­zahl be­stellt, und ei­nem un­par­tei­ischen Vor­sit­zen­den (§ 76 Abs.2 Be­trVG, § 98 Ar­beits­ge­richts­ge­setz - ArbGG). Kön­nen sich die Bei­sit­zer nicht ei­ni­gen, ist sei­ne Stim­me bei Ab­stim­mun­gen letzt­lich ent­schei­dend (§ 76 Abs.3 Be­trVG).

Ist der Vor­sit­zen­de nach Mei­nung ei­ner Sei­te zu­guns­ten des Geg­ners vor­ein­ge­nom­men, kann sie ihn we­gen Be­fan­gen­heit ab­leh­nen. Über den An­trag stimmt die Ei­ni­gungs­stel­le oh­ne den Vor­sit­zen­den ab. Er­hält der An­trag kei­ne Mehr­heit, was we­gen der Stim­men­gleich­heit der „par­tei­ischen“ Bei­sit­zer na­he liegt, fragt sich auf­grund un­kla­rer ge­setz­li­cher Vor­ga­ben, wie ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung über ei­nen Be­fan­gen­heits­an­trag ab­läuft. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) gibt hier­auf in sei­nem Be­schluss vom 17.11.2010 (7 ABR 100/09) erst­mals ei­ne Ant­wort.

In ei­nem Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren hat­ten die Bei­sit­zer des Be­triebs­ra­tes den Vor­sit­zen­den ver­geb­lich we­gen Be­sorg­nis der Be­fan­gen­heit ab­ge­lehnt. Das Ar­beits­ge­richt (ArbG) Ham­burg wies das Ab­leh­nungs­ge­such des Be­triebs­ra­tes zu­rück, das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) hielt auch die Be­schwer­de für un­be­grün­det (LAG Ham­burg, Be­schluss vom 16.04.2009, 1 TaBV 1/09). Nach Auf­fas­sung des BAG war die Be­schwer­de aber schon un­zu­läs­sig, da das ArbG ähn­lich wie das Ober­lan­des­ge­richt (OLG) im schieds­rich­ter­li­chen Ver­fah­ren in ers­ter und letz­ter In­stanz ent­schei­det.

Fa­zit: Im Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren wer­den die Vor­schrif­ten der Zi­vil­pro­zess­ord­nung (ZPO) über das schieds­rich­ter­li­che Ver­fah­ren (§§ 1025-1066 ZPO)ent­spre­chend („ana­log“) an­ge­wen­det, auch beim Streit über die Be­fan­gen­heit ei­nes Ei­ni­gungs­stel­len­ver­sit­zen­den. Da­her nimmt das ArbG ähn­li­che Auf­ga­ben wie das OLG im schieds­rich­ter­li­chen Ver­fah­ren war und muss da­her über Be­fan­gen­heits­an­trä­ge ent­schei­den. Da es nur ei­ne In­stanz gibt, soll­te die An­trags­be­grün­dung be­son­ders sorg­fäl­tig aus­ge­ar­bei­tet sein.

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Letzte Überarbeitung: 9. Oktober 2020

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