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BAG, Ur­teil vom 18.07.2012, 7 AZR 443/09

   
Schlagworte: Europarecht, Befristung: Sachgrund, Befristung: Vertretung, Vertretung, Befristungskontrollklage
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 AZR 443/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.07.2012
   
Leitsätze: Die Gerichte dürfen sich bei der Befristungskontrolle nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 TzBfG nicht auf die Prüfung des geltend gemachten Sachgrunds der Vertretung beschränken. Sie sind vielmehr aus unionsrechtlichen Gründen verpflichtet, alle Umstände des Einzelfalls und dabei namentlich die Gesamtdauer und die Zahl der mit derselben Person zur Verrichtung der gleichen Arbeit geschlossenen aufeinanderfolgenden befristeten Verträge zu berücksichtigen, um auszuschließen, dass Arbeitgeber missbräuchlich auf befristete Arbeitsverträge zurückgreifen. Diese zusätzliche Prüfung ist im deutschen Recht nach den Grundsätzen des institutionellen Rechtsmissbrauchs (§ 242 BGB) vorzunehmen.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln, Urteil vom 28.5.2008 - 12 Ca 571/08
Landesarbeitsgericht Köln, Urteil vom 15.5.2009 - 4 Sa 877/08
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


7 AZR 443/09
4 Sa 877/08
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Köln

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

18. Ju­li 2012

UR­TEIL

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläge­rin, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

be­klag­tes, be­ru­fungs­be­klag­tes und re­vi­si­ons­be­klag­tes Land,

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 18. Ju­li 2012 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Lin­sen­mai­er, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Zwan­zi­ger
 


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und Prof. Dr. Kiel so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Will­ms und Busch für Recht er­kannt:


Auf die Re­vi­si­on der Kläge­rin wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln vom 15. Mai 2009 - 4 Sa 877/08 - auf­ge­ho­ben.

Die Sa­che wird zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags. 

Die Kläge­rin war beim be­klag­ten Land als Jus­tiz­an­ge­stell­te in der Zeit vom 2. Ju­li 1996 bis zum 31. De­zem­ber 2007 auf­grund von ins­ge­samt 13 be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen beschäftigt. Zu­vor hat­te sie am Amts­ge­richts Köln vom 1. Sep­tem­ber 1994 bis zum 2. Ju­li 1996 ei­ne Aus­bil­dung ab­sol­viert. Dort wur­de sie an­sch­ließend durch­ge­hend als Jus­tiz­an­ge­stell­te im Geschäfts­stel­len­be­reich der Zi­vil­pro­zess­ab­tei­lung ein­ge­setzt. Die Be­fris­tun­gen dien­ten mit ei­ner Aus­nah­me der Ver­tre­tung vorüber­ge­hend be­ur­laub­ter Jus­tiz­an­ge­stell­ter.


Nach § 1 des letz­ten zwi­schen den Par­tei­en am 12. De­zem­ber 2006 für die Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2007 bis zum 31. De­zem­ber 2007 ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­trags wur­de die Kläge­rin „zur Ver­tre­tung der Mit­ar­bei­te­rin K, die in der Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2007 bis zum 31. De­zem­ber 2007 Son­der­ur­laub er­hal­ten hat“, be­fris­tet wei­ter­beschäftigt. Frau K, die seit 1980 beim Amts­ge­richt Köln als Voll­zeit­kraft an­ge­stellt ist, nahm nach der Ge­burt ih­rer bei­den Kin­der ab 1995 Er­zie­hungs­ur­laub in An­spruch; an­sch­ließend be­wil­lig­te ihr das be­klag­te Land nach Maßga­be der ein­schlägi­gen ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen Son­der­ur­laub oh­ne Bezüge, zunächst bis zum 31. De­zem­ber 2002, so­dann je­weils jähr­lich, zu­letzt bis zum 31. De­zem­ber 2007. Nach dem mit Frau K ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver-



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trag be­stimmt sich ihr Ar­beits­verhält­nis nach dem BAT und den die­sen er­set­zen­den Ta­rif­verträgen. Der Präsi­dent des Amts­ge­richts Köln un­ter­rich­te­te den Per­so­nal­rat un­ter dem 29. No­vem­ber 2006 über die mit der Kläge­rin bis zum 31. De­zem­ber 2007 be­ab­sich­tig­te be­fris­te­te Ver­trags­verlänge­rung und gab als Grund die Ver­tre­tung der Mit­ar­bei­te­rin K an. Der Per­so­nal­rat ver­lang­te kei­ne wei­te­ren In­for­ma­tio­nen und stimm­te am 30. No­vem­ber 2006 der be­ab­sich­tig­ten Maßnah­me zu. Nach ih­rem Son­der­ur­laub wur­de Frau K ab dem 1. Ja­nu­ar 2008 mit 75 vH ei­ner Voll­zeit­stel­le in der Haft­ab­tei­lung des Amts­ge­richts ein­ge­setzt.


Die Kläge­rin hat mit der Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge vom 18. Ja­nu­ar 2008 die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die zum 31. De­zem­ber 2007 ver­ein­bar­te Be­fris­tung sei nicht durch den Sach­grund der Ver­tre­tung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt. Bei ins­ge­samt 13 be­fris­te­ten, sich über ei­nen Zeit­raum von über elf Jah­ren je­weils un­mit­tel­bar an­ein­an­der an­sch­ließen­den Ar­beits­verträgen könne nicht mehr von ei­nem Ver­tre­tungs­fall im Sin­ne die­ser Vor­schrift aus­ge­gan­gen wer­den. Ei­ne Aus­le­gung und An­wen­dung des na­tio­na­len Rechts, nach der ei­ne der­ar­ti­ge „Ket­ten­be­fris­tung“ als wirk­sam er­ach­tet wer­de, be­fin­de sich nicht mehr im Ein­klang mit § 5 Nr. 1 der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge im An­hang der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999 (im Fol­gen­den: Rah­men­ver­ein­ba­rung). Die Be­fris­tung sei außer­dem we­gen Ver­s­toßes ge­gen das LPVG NW un­wirk­sam.


Die Kläge­rin hat be­an­tragt 


fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­gründe­te Ar­beits­verhält­nis nicht auf­grund der Be­fris­tung im Ver­trag vom 12. De­zem­ber 2006 am 31. De­zem­ber 2007 be­en­det wor­den ist.

Das be­klag­te Land hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Die letz­te Be­fris­tung sei nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG durch den Sach­grund der Ver­tre­tung ge­recht­fer­tigt. Dem ste­he ein et­wa beim Amts­ge­richt Köln vor­han­de­ner dau­er­haf­ter Ver­tre­tungs­be­darf nicht ent­ge­gen. Je­der Ver­tre­tungs­fall müsse be­fris­tungs­recht­lich iso­liert be­ur­teilt wer­den. Selbst wenn ein Ver­tre­tungs­be­darf im­mer wie­der auf­tre­te, müss­ten größere Un­ter­neh­men oder


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Dienst­stel­len kei­ne ständi­ge Per­so­nal­re­ser­ve bil­den. So­weit der Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (im Fol­gen­den: Ge­richts­hof oder EuGH) in der Vor­ab­ent­schei­dung vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] Rn. 27, AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) die na­tio­na­len Ge­rich­te nach § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung zu der Miss­brauchs­kon­trol­le auch ei­ner Sach­grund­be­fris­tung an­hal­te, ha­be die Kläge­rin kei­ne be­son­de­ren Umstände für die An­nah­me ei­nes dem be­klag­ten Land an­zu­las­ten­den Rechts­miss­brauchs vor­ge­tra­gen. Al­lein die An­zahl und Dau­er der Be­fris­tun­gen rei­che dafür so we­nig aus wie die persönli­che und fa­mi­liäre Si­tua­ti­on der Kläge­rin.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung der Kläge­rin zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Kläge­rin die Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge wei­ter. Das be­klag­te Land be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on. Der Se­nat hat den Ge­richts­hof mit Be­schluss vom 17. No­vem­ber 2010 (- 7 AZR 443/09 (A) - BA­GE 136, 168) um Vor­ab­ent­schei­dung gemäß Art. 267 des Ver­trags über die Ar­beits­wei­se der Eu­ropäischen Uni­on (AEUV) über fol­gen­de Fra­gen er­sucht:

1. Verstößt es ge­gen § 5 Nr. 1 der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge im An­hang der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999, ei­ne na­tio­na­le Be­stim­mung, die wie § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) vor­sieht, dass ein sach­li­cher Grund zur wie­der­hol­ten Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags vor-liegt, wenn der Ar­beit­neh­mer zur Ver­tre­tung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers beschäftigt wird, da­hin aus­zu­le­gen und an­zu­wen­den, dass der sach­li­che Grund auch im Fal­le ei­nes ständi­gen Ver­tre­tungs­be­darfs ge­ge­ben ist, ob­wohl der Ver­tre­tungs­be­darf auch ge­deckt wer­den könn­te, wenn der be­tref­fen­de Ar­beit­neh­mer un­be­fris­tet ein­ge­stellt und ihm die je­wei­li­ge Ver­tre­tung ei­nes der re­gelmäßig aus­fal­len-den Ar­beit­neh­mer über­tra­gen würde, der Ar­beit­ge­ber sich aber vor­behält, je­weils neu zu ent­schei­den, wie er auf den kon­kre­ten Aus­fall von Ar­beit­neh­mern re­agiert?
 


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2. Falls der Ge­richts­hof die Fra­ge zu 1. be­jaht:


Verstößt die in der Fra­ge zu 1. be­schrie­be­ne Aus­le­gung und An­wen­dung ei­ner na­tio­na­len Be­stim­mung wie der­je­ni­gen des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG un­ter den in der Fra­ge zu 1. be­schrie­be­nen Umständen auch dann ge­gen § 5 Nr. 1 der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge im An­hang der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999, wenn der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber mit dem in ei­ner na­tio­na­len Be­stim­mung wie der­je­ni­gen des § 21 Abs. 1 Bun­des­el­tern­geld-und El­tern­zeit­ge­setz (BEEG) ge­re­gel­ten, die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses recht­fer­ti­gen­den Sach­grund der Ver­tre­tung je­den­falls auch das so­zi­al­po­li­ti­sche Ziel ver­folgt, Ar­beit­ge­bern die Be­wil­li­gung so­wie Ar­beit­neh­mern die In­an­spruch­nah­me von Son­der­ur­laub, et­wa aus Gründen des Mut­ter­schut­zes oder der Er­zie­hung, zu er­leich­tern?


Der Ge­richts­hof hat mit Ur­teil vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) er­kannt:
„Pa­ra­graf 5 Nr. 1 Buchst. a der am 18. März 1999 ge­schlos­se­nen Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se im An­hang der Richt­li­nie 1999/70/EG des Ra­tes vom 28. Ju­ni 1999 zu der EGB-UN­ICE-CEEP-Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Ar­beits­verträge ist da­hin aus­zu­le­gen, dass die An­knüpfung an ei­nen vorüber­ge­hen­den Be­darf an Ver­tre­tungs­kräften in na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten wie den im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­den grundsätz­lich ei­nen sach­li­chen Grund im Sin­ne die­ser Be­stim­mung dar­stel­len kann. Aus dem bloßen Um­stand, dass ein Ar­beit­ge­ber ge­zwun­gen sein mag, wie­der­holt oder so­gar dau­er­haft auf be­fris­te­te Ver­tre­tun­gen zurück­zu­grei­fen, und dass die­se Ver­tre­tun­gen auch durch die Ein­stel­lung von Ar­beit­neh­mern mit un­be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen ge­deckt wer­den könn­ten, folgt we­der, dass kein sach­li­cher Grund im Sin­ne von Pa­ra­graf 5 Nr. 1 Buchst. a der ge­nann­ten Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­ge­ben ist, noch das Vor­lie­gen ei­nes Miss­brauchs im Sin­ne die­ser Be­stim­mung. Bei der Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die Verlänge­rung be­fris­te­ter Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se durch ei­nen sol­chen sach­li­chen Grund ge­recht­fer­tigt ist, müssen die Behörden der Mit­glied­staa­ten je­doch im Rah­men ih­rer je­wei­li­gen Zuständig­kei­ten al­le Umstände des Fal­les ein­sch­ließlich der Zahl und der Ge­samt­dau­er der in der Ver­gan­gen­heit mit dem­sel­ben
 


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Ar­beit­ge­ber ge­schlos­se­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se berück­sich­ti­gen.“


Die Par­tei­en hal­ten auch nach der Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs an ih­ren Anträgen fest.


Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Re­vi­si­on ist be­gründet. Sie führt zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Zurück­ver­wei­sung der Sa­che an das Lan­des­ar­beits­ge­richt. Der Se­nat kann noch nicht ab­sch­ließend ent­schei­den, ob die Be­fris­tung des letz­ten am 12. De­zem­ber 2006 zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­trags wirk­sam ist. Zu­tref­fend hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt er­kannt, dass für die­se Be­fris­tung der Sach­grund der Ver­tre­tung vor­lag. Der Se­nat hält nach er­neu­ter Prüfung so­wie un­ter Berück­sich­ti­gung der Vor­ab­ent­schei­dung des EuGH vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) an den zum Sach­grund der Ver­tre­tung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG, § 21 Abs. 1 BEEG ent­wi­ckel­ten Grundsätzen fest. Die­se sind grundsätz­lich aus­rei­chend, um Ar­beit­neh­mer vor rechts­miss­bräuch­li­chen Mehr­fach­be­fris­tun­gen iSd. § 5 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung zu schützen. Darüber hin­aus ver­langt der Ge­richts­hof al­ler­dings ei­ne um­fas­sen­de Miss­brauchs­kon­trol­le un­ter Ein­be­zie­hung sämt­li­cher Umstände ein­sch­ließlich der Zahl und der Ge­samt­dau­er der in der Ver­gan­gen­heit mit dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber ge­schlos­se­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verträge. Die­se zusätz­li­che Prüfung ist im deut­schen Recht nach den Grundsätzen des in­sti­tu­tio­nel­len Rechts­miss­brauchs (§ 242 BGB) vor­zu­neh­men. Vor­lie­gend spricht die elf Jah­re über­stei­gen­de Ge­samt­dau­er der ins­ge­samt 13 be­fris­te­ten Ar­beits­verträge dafür, dass der bei der letz­ten Be­fris­tungs­ab­re­de vor­han­de­ne Sach­grund der Ver­tre­tung miss­bräuch­lich ein­ge­setzt wur­de. Die Sa­che war gleich­wohl nicht ab­sch­ließend ent­schei­dungs­reif, son­dern an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­zu­ver­wei­sen, um dem be­klag­ten Land Ge­le­gen­heit zu ge­ben, noch be­son­de­re Umstände


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vor­zu­tra­gen, die der An­nah­me des an sich in­di­zier­ten Rechts­miss­brauchs ent­ge­gen­ste­hen.

A. Ge­gen­stand der vor­lie­gen­den am 18. Ja­nu­ar 2008 recht­zei­tig in­ner­halb der Drei-Wo­chen-Frist des § 17 Satz 1 Tz­B­fG er­ho­be­nen Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge ist aus­sch­ließlich die letz­te zwi­schen den Par­tei­en am 12. De­zem­ber 2006 zum 31. De­zem­ber 2007 ge­trof­fe­ne Be­fris­tungs­ab­re­de.


I. Al­ler­dings ist ein Ar­beit­neh­mer, wie der Se­nat zu­letzt mit Ur­teil vom 24. Au­gust 2011 (- 7 AZR 228/10 - Rn. 51, EzA BGB 2002 § 620 Hoch­schu­len Nr. 9) klar­ge­stellt hat, grundsätz­lich nicht ge­hin­dert, auch frühe­re Be­fris­tungs­ab­re­den - frei­lich un­ter Be­ach­tung der Drei-Wo­chen-Frist des § 17 Satz 1 Tz­B­fG - im Kla­ge­weg an­zu­grei­fen. Ins­be­son­de­re darf die For­mu­lie­rung in frühe­ren Ent­schei­dun­gen, prin­zi­pi­ell un­ter­lie­ge nur die in dem letz­ten Ver­trag ver­ein­bar­te Be­fris­tung der Be­fris­tungs­kon­trol­le (vgl. zB BAG 22. April 2009 - 7 AZR 743/07 - Rn. 15, BA­GE 130, 313), nicht da­hin (miss-)ver­stan­den wer­den, der Ar­beit­neh­mer könne ei­ne frühe­re Be­fris­tung nicht zum Ge­gen­stand ei­ner Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge ma­chen. Den Streit­ge­gen­stand (§ 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO) be­stimmt auch im Be­fris­tungs­kon­troll­pro­zess der Kläger. Mit der zu­vor ver­wen­de­ten For­mu­lie­rung und der sich an­sch­ließen­den Be­gründung hat der Se­nat le­dig­lich zum Aus­druck ge­bracht, dass ein Ar­beit­neh­mer re­gelmäßig (ty­pi­scher­wei­se) die Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags ge­richt­lich nicht mehr er­folg­reich gel­tend ma­chen kann, wenn er mit dem Ar­beit­ge­ber „vor­be­halt­los“ ei­nen Fol­ge­ver­trag schließt und da­durch den vor­he­ri­gen Ver­trag auf­hebt (vgl. BAG 24. Au­gust 2011 - 7 AZR 228/10 - Rn. 51, aaO). Auch ha­ben die frühe­ren Ausführun­gen des Se­nats zu den Vor­aus­set­zun­gen und Be­din­gun­gen ei­nes be­acht­li­chen „Vor­be­halts“ ty­pi­sie­ren­den Cha­rak­ter und sind nicht als zwin­gen­de, die Tat­sa­chen­ge­rich­te bin­den­de Aus­le­gungs­re­geln zu ver­ste­hen. Ob die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en mit dem Ab­schluss ei­nes Fol­ge­ver­trags ei­nen vor­he­ri­gen Ver­trag auf­he­ben, be­stimmt sich nach dem In­halt der auf den Ver­trags­schluss ge­rich­te­ten Wil­lens­erklärun­gen. Die­ser ist vom Ge­richt der Tat­sa­chen­in­stanz durch Aus­le­gung der bei Ab­schluss des Fol­ge­ver­trags ab­ge­ge­be­nen
 


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aus­drück­li­chen und kon­klu­den­ten Erklärun­gen der Par­tei­en zu er­mit­teln (BAG 24. Au­gust 2011 - 7 AZR 228/10 - Rn. 51, aaO).

II. Vor­lie­gend hat die Kläge­rin je­doch aus­sch­ließlich die letz­te zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­te Be­fris­tung zum Ge­gen­stand ih­rer Kla­ge ge­macht. Die Be­schränkung der Kon­trol­le auf die zu­letzt ge­schlos­se­ne Be­fris­tungs­ab­re­de schließt es nicht aus, dass bei der Prüfung der Rechts­wirk­sam­keit die­ser Be­fris­tung, ins­be­son­de­re bei der un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände vor­zu­neh­men­den Miss­brauchs­kon­trol­le, auch die vor­an­ge­gan­ge­nen be­fris­te­ten Verträge zu berück­sich­ti­gen sind.


B. Für die in dem letz­ten Ar­beits­ver­trag vom 12. De­zem­ber 2006 für die Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2007 bis zum 31. De­zem­ber 2007 ver­ein­bar­te Be­fris­tung gab es, wie das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat, ei­nen Sach­grund nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG, § 21 Abs. 1 BEEG. Nicht ab­sch­ließend be­ur­tei­len lässt sich da­ge­gen, ob die Be­fris­tung der darüber hin­aus ge­bo­te­nen Miss­brauch­kon­trol­le standhält.


I. Die streit­be­fan­ge­ne Be­fris­tung war an sich durch den Sach­grund der Ver­tre­tung ge­recht­fer­tigt. Der Se­nat hält in­so­weit auch nach der Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) un­ein­ge­schränkt an den von ihm zum Sach­grund der Ver­tre­tung ent­wi­ckel­ten Grundsätzen fest. Ent­schei­dend ist da­nach aus­sch­ließlich, ob zum Zeit­punkt der streit­be­fan­ge­nen Be­fris­tungs­ab­re­de ein Ver­tre­tungs­fall vor­lag. Dar­auf, ob ein ständi­ger Ver­tre­tungs­be­darf be­stand, den der Ar­beit­ge­ber eben­so durch ei­ne Per­so­nal­re­ser­ve von un­be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mern ab­de­cken könn­te, kommt es für die Be­ur­tei­lung des Vor­lie­gens des Sach­grunds der Ver­tre­tung nicht an. Auch sind we­der an den sach­li­chen Grund mit zu­neh­men­der An­zahl der auf­ein­an­der­fol­gen­den be­fris­te­ten Verträge „ge­stei­ger­te An­for­de­run­gen“ zu stel­len noch ändert sich der Prüfungs­maßstab bei der vom Ar­beit­ge­ber in Fällen der Ver­tre­tungs­be­fris­tung an­zu­stel­len­den Pro­gno­se.
 


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1. Ein nach § 14 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG zur Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags er­for­der­li­cher sach­li­cher Grund liegt nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG vor, wenn der Ar­beit­neh­mer zur Ver­tre­tung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers beschäftigt wird. Ne­ben die­ser all­ge­mei­nen Re­ge­lung be­stimmt § 21 Abs. 1 BEEG, dass ein die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses recht­fer­ti­gen­der sach­li­cher Grund ge­ge­ben ist, wenn ein Ar­beit­neh­mer zur Ver­tre­tung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers für die Dau­er ei­nes Beschäfti­gungs­ver­bo­tes nach dem Mut­ter­schutz­ge­setz, ei­ner El­tern­zeit, ei­ner auf Ta­rif­ver­trag, Be­triebs­ver­ein­ba­rung oder ein­zel­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung be­ru­hen­den Ar­beits­frei­stel­lung zur Be­treu­ung ei­nes Kin­des oder für die­se Zei­ten zu­sam­men oder für Tei­le da­von ein­ge­stellt wird. Die­se Vor­schrift re­gelt ei­nen Son­der­fall der Ver­tre­tungs­be­fris­tung (vgl. da­zu BAG 5. Ju­ni 2007 - 9 AZR 82/07 - Rn. 60, BA­GE 123, 30; 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Rn. 22, BA­GE 136, 168). Der Se­nat ist bis­lang in ständi­ger Recht­spre­chung in Fällen der Ver­tre­tungs­be­fris­tung ins­be­son­de­re von fol­gen­den Grundsätzen aus­ge­gan­gen (vgl. et­wa 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Rn. 17 ff., aaO):


a) Der die Be­fris­tung recht­fer­ti­gen­de sach­li­che Grund liegt in Fällen der Ver­tre­tung dar­in, dass für die Wahr­neh­mung der Ar­beits­auf­ga­ben durch ei­ne Ver­tre­tungs­kraft von vorn­her­ein nur ein zeit­lich be­grenz­tes Bedürf­nis be­steht, weil der Ar­beit­ge­ber an den vorüber­ge­hend aus­fal­len­den Mit­ar­bei­ter, dem die Auf­ga­ben an sich ob­lie­gen, recht­lich ge­bun­den ist und er mit des­sen Rück­kehr rech­net (BAG 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Rn. 17, BA­GE 136, 168). Der Sach­grund liegt zum ei­nen vor, wenn der be­fris­tet zur Ver­tre­tung ein­ge­stell­te Mit­ar­bei­ter die vorüber­ge­hend aus­fal­len­de Stamm­kraft un­mit­tel­bar ver­tritt und die von ihr bis­lang aus­geübten Tätig­kei­ten er­le­digt. Not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung für ei­ne Ver­tre­tung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG ist das aber nicht. Der Ver­tre­ter kann viel­mehr auch mit an­de­ren Auf­ga­ben be­traut wer­den. Da­bei muss al­ler­dings si­cher­ge­stellt sein, dass die Beschäfti­gung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers we­gen des Ar­beits­kräfte­be­darfs er­folgt, der durch die vorüber­ge­hen­de Ab­we­sen­heit des zu ver­tre­ten­den Mit­ar­bei­ters ent­steht. Fehlt die­ser Kau­sal­zu­sam­men­hang, ist die Be­fris­tung nicht durch den Sach­grund der Ver­tre­tung ge­recht­fer­tigt (BAG 25. März 2009 - 7 AZR 34/08 -
 


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Rn. 14 mwN, EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 57). Wer­den dem be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer Auf­ga­ben über­tra­gen, die der ver­tre­te­ne Mit­ar­bei­ter nie aus­geübt hat, be­steht der er­for­der­li­che Kau­sal­zu­sam­men­hang nach der Recht­spre­chung des Se­nats gleich­wohl, wenn der Ar­beit­ge­ber recht­lich und tatsächlich in der La­ge wäre, dem vorüber­ge­hend ab­we­sen­den Ar­beit­neh­mer im Fal­le sei­ner An­we­sen­heit die dem Ver­tre­ter zu­ge­wie­se­nen Auf­ga­ben zu über­tra­gen. In die­sem Fall ist al­ler­dings zur Gewähr­leis­tung des Kau­sal­zu­sam­men­hangs zwi­schen der zeit­wei­li­gen Ar­beits­ver­hin­de­rung der Stamm­kraft und der Ein­stel­lung der Ver­tre­tungs­kraft er­for­der­lich, dass der Ar­beit­ge­ber bei Ver­trags­schluss mit dem Ver­tre­ter des­sen Auf­ga­ben ei­nem oder meh­re­ren vorüber­ge­hend ab­we­sen­den Beschäftig­ten nach außen er­kenn­bar ge­dank­lich zu­ord­net. Dies kann ins­be­son­de­re durch ei­ne ent­spre­chen­de An­ga­be im Ar­beits­ver­trag ge­sche­hen (BAG 14. April 2010 - 7 AZR 121/09 - Rn. 16 mwN, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 72 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 65).


b) Nach der Se­nats­recht­spre­chung steht selbst ein ständi­ger Ver­tre­tungs­be­darf dem Vor­lie­gen ei­nes Sach­grunds im Sin­ne von § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG nicht ent­ge­gen. Ent­schei­dend ist al­lein, ob bei der letz­ten Be­fris­tungs­ab­re­de ein Ver­tre­tungs­fall vor­lag. Im Fal­le ei­ner so­ge­nann­ten „Dau­er­ver­tre­tung“ kann al­ler­dings die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit dem Ver­tre­ter un­wirk­sam sein. Hierfür genügt es nicht, wenn be­reits im Zeit­punkt des Ab­schlus­ses ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags zu er­war­ten ist, dass über das En­de der Ver­trags­lauf­zeit hin­aus ein wei­te­rer, die Wei­ter­beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers ermögli­chen­der Ver­tre­tungs­be­darf vor­han­den sein wird. Es liegt in der frei­en Ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers, ob er bei ei­nem wei­te­ren Ver­tre­tungs­be­darf er­neut den bis­he­ri­gen Ver­tre­ter oder ei­nen an­de­ren Ar­beit­neh­mer mit der Ver­tre­tung be­traut oder ob er sich in sons­ti­ger Wei­se be­hilft. Ei­ne zur Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung führen­de „Dau­er­ver­tre­tung“ liegt aber vor, wenn der Ar­beit­neh­mer von vorn­her­ein nicht le­dig­lich zur Ver­tre­tung ei­nes be­stimm­ten, vorüber­ge­hend an der Ar­beits­leis­tung ver­hin­der­ten Ar­beit­neh­mers ein­ge­stellt wird, son­dern be­reits bei Ver­trags­schluss be­ab­sich­tigt ist, ihn für ei­ne zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses noch nicht ab­seh­ba­re Viel­zahl von Ver­tre­tungsfällen auf Dau­er zu beschäfti­gen. In die­sem Fall ist der Sach­grund der Ver­tre­tung vor­ge-


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scho­ben und da­her un­be­acht­lich (vgl. BAG 25. März 2009 - 7 AZR 34/08 - Rn. 22 mwN, EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 57; 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Rn. 20, BA­GE 136, 168).


c) Al­lein die große An­zahl der mit ei­nem Ar­beit­neh­mer ab­ge­schlos­se­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verträge oder die Ge­samt­dau­er der „Be­fris­tungs­ket­te“ führen nach der Recht­spre­chung des Se­nats nicht da­zu, dass an den Sach­grund der Ver­tre­tung „stren­ge­re An­for­de­run­gen“ zu stel­len sind. Glei­ches gilt für die An­for­de­run­gen an die Pro­gno­se des Ar­beit­ge­bers über den vor­aus­sicht­li­chen Weg­fall des Ver­tre­tungs­be­darfs durch die Rück­kehr des ver­tre­te­nen Mit­ar­bei­ters, die nach der Recht­spre­chung des Se­nats Teil des Sach­grunds der Ver­tre­tung ist. Auch in Fällen wie­der­hol­ter Ver­tre­tung kann grundsätz­lich da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Ver­tre­te­ne nach Be­en­di­gung der Frei­stel­lung oder Be­ur­lau­bung sei­ne ar­beits­ver­trag­li­chen Pflich­ten wie­der erfüllen wird (BAG 25. März 2009 - 7 AZR 34/08 - Rn. 12 mwN, EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 57; 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Rn. 17, BA­GE 136, 168; Dörner Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag 2. Aufl. Rn. 304 ff., 323d, 323i mwN, der zu Recht den Un­ter­schied zwi­schen Mehr­be­darfs- und Ver­tre­tungs­be­fris­tung be­tont). Nur wenn der Ar­beit­ge­ber auf­grund ihm vor­lie­gen­der In­for­ma­tio­nen er­heb­li­che Zwei­fel dar­an ha­ben muss, dass die zu ver­tre­ten­de Stamm­kraft über­haupt wie­der an ih­ren Ar­beits­platz zurück­keh­ren wird, kann dies dafür spre­chen, dass der Sach­grund der Ver­tre­tung nur vor­ge­scho­ben ist. Dann kann die Be­fris­tung un­wirk­sam sein (BAG 25. März 2009 - 7 AZR 34/08 - Rn. 12 mwN, aaO; 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Rn. 19, aaO).


aa) In frühe­ren, vor In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG er­gan­ge­nen Ent­schei­dun­gen ist der Se­nat al­ler­dings auch in Fällen der Ver­tre­tungs­be­fris­tung da­von aus­ge­gan­gen, dass sich mit der An­zahl wie­der­hol­ter be­fris­te­ter Ar­beits­verträge die Kon­troll­in­ten­sität bei der Prüfung des Sach­grunds erhöhe (vgl. et­wa 22. No­vem­ber 1995 - 7 AZR 252/95 - zu II 2 a der Gründe, AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 178 = EzA BGB § 620 Nr. 138; grundsätz­lich auch noch 6. De­zem­ber 2000 - 7 AZR 262/99 - zu B II 2 a cc der Gründe, BA­GE 96, 320; 27. Ju­ni 2001 - 7 AZR 326/00 - zu 4 der Gründe, EzA BGB § 620 Nr. 178).



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bb) Hier­an hat der Se­nat je­doch später nicht mehr fest­ge­hal­ten. Er hat viel­mehr an­ge­nom­men, dass selbst die große An­zahl der mit ei­nem Ar­beit­neh­mer ab­ge­schlos­se­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verträge nicht da­zu führt, an die Prüfung, ob der Sach­grund der Ver­tre­tung vor­liegt, be­son­ders stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Der Sach­grund der Ver­tre­tung liegt vor, wenn ein Ar­beit­neh­mer zur De­ckung ei­nes Beschäfti­gungs­be­darfs ein­ge­stellt ist, der durch die vorüber­ge­hen­de Ar­beits­ver­hin­de­rung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers ver­ur­sacht wird. Für die Be­ur­tei­lung, ob die­se Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind, kommt es nicht dar­auf an, ob der be­fris­tet ein­ge­stell­te Ar­beit­neh­mer be­reits zu­vor im Rah­men be­fris­te­ter Ar­beits­verträge bei dem Ar­beit­ge­ber beschäftigt war oder nicht (BAG 25. März 2009 - 7 AZR 34/08 - Rn. 25, EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 57; zu­stim­mend Goo­ren ZESAR 2012, 225, 228; Dörner Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag 2. Aufl. Rn. 321, 323i; Ha­ko/Mest­werdt 4. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 92; Sie­vers RdA 2004, 291, 294; Wolf FS Ri­char­di S. 501, 510).


cc) Die geänder­te Recht­spre­chung stieß ver­schie­dent­lich auf Kri­tik. Es wur­de ver­langt, die An­for­de­run­gen an die Pro­gno­se mit zu­neh­men­der Wie­der­ho­lung zu verschärfen, wenn sich die­se im­mer wie­der als falsch er­wie­sen ha­be. Der Ar­beit­ge­ber müsse des­halb je­weils de­tail­lier­ter dar­le­gen, aus wel­chem tatsächli­chen, ob­jek­ti­ven Grund er bei Ab­schluss des letz­ten Ar­beits­ver­trags da­von aus­ge­gan­gen sei, dass ei­ne hin­rei­chend ho­he Wahr­schein­lich­keit für den Weg­fall des Beschäfti­gungs­bedürf­nis­ses mit Ab­lauf der Be­fris­tung be­stan­den ha­be und die Über­nah­me in ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis nicht möglich ge­we­sen sei (vgl. ua. Ba­der/Bram/Ba­der Stand Ju­ni 2012 § 620 BGB Rn. 144 ff.; APS/Back­haus 4. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 58 ff.; Ha­Ko-Tz­B­fG/Boecken 3. Aufl. § 14 Rn. 15; Kitt­ner/Däubler/Zwan­zi­ger/Däubler KSchR 8. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 35; KR/Lip­ke 9. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 145; ders. FS Et­zel S. 255, 261; ErfK/Müller-Glöge 12. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 9; Persch Kern­fra­gen des Be­fris­tungs­rechts S. 434; ders. ZTR 2012, 268, 271 f.; Preis/Grei­ner RdA 2010, 148, 149; Masch­mann in An­nuß/Thüsing Tz­B­fG 3. Aufl. § 14 Rn. 34; Mei­nel/Heyn/Herms Tz­B­fG 4. Aufl. § 14 Rn. 25; Preis/Loth Anm. zu EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80; HWK/Schma­len­berg 5. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 27; Schlach­ter in Laux/Schlach­ter Tz­B­fG 2. Aufl. § 14 Rn. 13; eben­so LAG Köln Vor­ab­ent­sch­ei-
 


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dungs­er­su­chen vom 13. April 2010 - 7 Sa 1224/09 - Rn. 25, LA­GE Tz­B­fG § 14 Nr. 57, vom EuGH nach Er­le­di­gung der Haupt­sa­che nicht ent­schie­den, vgl. aber die Schluss­anträge des Ge­ne­ral­an­walts Jääski­nen vom 15. Sep­tem­ber 2011 - C-313/10 - [Jan­sen] Rn. 38).

2. Der Se­nat hält auch nach der Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) an den zur Ver­tre­tungs­be­fris­tung ent­wi­ckel­ten Grundsätzen fest. Die Vor­ab­ent­schei­dung ver­an­lasst hin­sicht­lich des Sach­grunds der Ver­tre­tung kei­ne Ände­rung des Prüfungs­maßstabs. Das gilt zum ei­nen für die Grundsätze zur un­mit­tel­ba­ren und mit­tel­ba­ren Ver­tre­tung so­wie zur Rechts­fi­gur der ge­dank­li­chen Zu­ord­nung, zum an­de­ren aber auch im Fal­le ei­nes beim Ar­beit­ge­ber vor­han­de­nen ständi­gen Ver­tre­tungs­be­darfs. Auch müssen Ver­tre­tungs­be­fris­tun­gen mit zu­neh­men­der An­zahl und Dau­er der be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­se we­der „stren­ger“ kon­trol­liert wer­den noch sind an ei­ne Rück­kehr­pro­gno­se mit der Zeit erhöhte An­for­de­run­gen zu stel­len.

a) Ins­be­son­de­re an der zu § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG vom Se­nat ent­wi­ckel­ten Rechts­fi­gur der ge­dank­li­chen Zu­ord­nung wur­de im Schrift­tum vor al­lem mit uni­ons­recht­li­chen Erwägun­gen Kri­tik geübt (vgl. Bro­se NZA 2009, 706, 707; Ei­se­mann NZA 2009, 1113, 1114 f.; Schlach­ter in Laux/Schlach­ter Tz­B­fG 2. Aufl. § 14 Rn. 50; Masch­mann BB 2012, 1098, 1099; Preis/Grei­ner RdA 2010, 148; Grei­ner Anm. zu EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 34; Stau­din­ger/Preis [2012] § 620 Rn. 113). Die Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) gibt kei­nen An­lass, die­se Recht­spre­chung auf­zu­ge­ben.


aa) Der Ge­richts­hof ver­langt für ei­nen sach­li­chen Grund iSd. § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung ge­nau be­zeich­ne­te, kon­kre­te Umstände, die ei­ne be­stimm­te Tätig­keit kenn­zeich­nen und da­her in die­sem spe­zi­el­len Zu­sam­men­hang den Ein­satz auf­ein­an­der­fol­gen­der be­fris­te­ter Ar­beits­verträge recht­fer­ti­gen können. Die­se Umstände können sich et­wa aus der be­son­de­ren Art der Auf­ga­ben, zu de­ren Erfüllung die Verträge ge­schlos­sen wor­den sind, und de­ren We­sens­merk­ma­len oder ge­ge­be­nen­falls aus der Ver­fol­gung ei­nes
 


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le­gi­ti­men so­zi­al­po­li­ti­schen Ziels durch ei­nen Mit­glied­staat er­ge­ben (EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 27, AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80; 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki ua.] Rn. 96 mwN, Slg. 2009, I-3071). Die na­tio­na­len Nor­men, wel­che die Umstände der Ver­tre­tung be­zeich­nen, müssen sich da­zu ob­jek­ti­ver und trans­pa­ren­ter Prüfungs­kri­te­ri­en be­die­nen, um zu gewähr­leis­ten, dass die Verlänge­rung be­fris­te­ter Verträge tatsächlich ei­nem ech­ten Be­darf ent­spricht so­wie zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Zwecks ge­eig­net und er­for­der­lich ist (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C¬586/10 - [Kücük] Rn. 29, 34, aaO; 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki ua.] Rn. 98, 100 mwN, aaO).

bb) Die für Ver­tre­tungs­be­fris­tun­gen ent­wi­ckel­te Rechts­fi­gur der ge­dank­li­chen Zu­ord­nung hält den An­for­de­run­gen stand, die nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs an ob­jek­ti­ve und trans­pa­ren­te Kri­te­ri­en zu stel­len sind (vgl. schon BAG 14. April 2010 - 7 AZR 121/09 - Rn. 19 mwN, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 72 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 65). Durch das Er­for­der­nis der ge­dank­li­chen Ausübung des Di­rek­ti­ons­rechts wird si­cher­ge­stellt, dass der Ar­beit­ge­ber den vorüber­ge­hen­den Aus­fall ei­ner Stamm­kraft nicht zur Recht­fer­ti­gung der be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Ar­beit­neh­mers anführen kann, die mit dem Aus­fall der Stamm­kraft in kei­nem Zu­sam­men­hang steht. Durch die darüber hin­aus vom Se­nat ge­for­der­te Do­ku­men­ta­ti­on der ge­dank­li­chen Zu­ord­nung wird ver­hin­dert, dass der Ar­beit­ge­ber den Aus­fall ei­ner Stamm­kraft miss­braucht, um ei­nen oder meh­re­re Ar­beit­neh­mer be­fris­tet in ei­nem zeit­li­chen Um­fang ein­zu­stel­len, der über den Um­fang der Tätig­keit der vorüber­ge­hend ab­we­sen­den Stamm­kraft hin­aus­geht (BAG 20. Ja­nu­ar 2010 - 7 AZR 542/08 - Rn. 15, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 68 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 64; 14. April 2010 - 7 AZR 121/09 - Rn. 19, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 72 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 65; vgl. be­reits 15. Fe­bru­ar 2006 - 7 AZR 232/05 - Rn. 15, 16, BA­GE 117, 104). Die­se Do­ku­men­ta­ti­on schließt es außer­dem aus, dass der Ar­beit­ge­ber die Auf­ga­ben des Ver­tre­ters im Nach­hin­ein ei­ner an­de­ren Stamm­kraft zu­ord­net, wenn sich et­wa her­aus­stel­len soll­te, dass der be­zeich­ne­te Ar­beit­neh­mer die Auf­ga­ben des Ver­tre­ters nicht hätte wahr­neh­men können.
 


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b) Der Se­nat hält nach der Ent­schei­dung des Ge­richts­hofs vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] Rn. 50, 54, 56, AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) an sei­ner Recht­spre­chung fest, wo­nach selbst ein beim Ar­beit­ge­ber tatsächlich vor­han­de­ner ständi­ger Ver­tre­tungs­be­darf dem Vor­lie­gen ei­nes Sach­grunds nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG nicht ent­ge­gen-steht.

aa) Die Recht­spre­chung des EuGH, wo­nach die Verlänge­rung oder Wie­der­ho­lung auf­ein­an­der­fol­gen­der be­fris­te­ter Ar­beits­verhält­nis­se zur De­ckung ei­nes zeit­wei­li­gen Be­darfs nicht da­zu miss­braucht wer­den darf, ei­nen tatsächlich „ständi­gen und dau­ern­den Be­darf“ zu de­cken (vgl. 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki ua.] Rn. 103, 106, Slg. 2009, I-3071), ver­an­lass­te den Se­nat, den Ge­richts­hof zu fra­gen, ob und in­wie­weit nach des­sen Verständ­nis ein „ständi­ger und dau­ern­der Be­darf“, zu des­sen Ab­de­ckung be­fris­te­te Ar­beits­verträge nicht miss­braucht wer­den dürfen, auch im Fal­le ei­nes „ständi­gen Ver­tre­tungs­be­darfs“ vor­liegt, der sich dar­aus er­gibt, dass auf­grund der Größe des Be­triebs oder der Dienst­stel­le so­wie der Häufig­keit der ins­be­son­de­re durch länge­ren Son­der­ur­laub be­ding­ten Ab­we­sen­heit von Stamm­ar­beit­neh­mern die­se ständig durch Ver­tre­tungs­kräfte er­setzt wer­den müssen, und der Ver­tre­tungs­be­darf statt durch den Ab­schluss auf­ein­an­der­fol­gen­der be­fris­te­ter Ar­beits­verträge auch durch ei­ne Per­so­nal­re­ser­ve ge­deckt wer­den könn­te, die aus un­be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mern be­steht (BAG 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Te­nor und Rn. 32 f., BA­GE 136, 168).


bb) Der EuGH hat die Fra­ge ver­neint. Er ver­langt vom Ar­beit­ge­ber grundsätz­lich nicht, ei­nen ständi­gen Ver­tre­tungs­be­darf durch ei­ne Per­so­nal­re­ser­ve aus un­be­fris­tet beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern aus­zu­glei­chen (vgl. 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 50, 54, 56, AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80). Der Ge­richts­hof sieht es als un­ver­meid­lich an, dass in ei­ner Ver­wal­tung, die über ei­ne große Zahl von Mit­ar­bei­tern verfügt, im­mer wie­der Ver­tre­tungs­be­fris­tun­gen ins­be­son­de­re auf­grund des Aus­falls von Beschäftig­ten durch Krank­heits-, Mut­ter­schafts- oder El­tern­ur­laub er­for­der­lich wer­den. Un­ter die­sen Umständen könne die vorüber­ge­hen­de Ver­tre­tung von Ar­beit­neh­mern

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ei­nen sach­li­chen Grund im Sin­ne von § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung bil­den, der so­wohl die Be­fris­tung der mit den Ver­tre­tungs­kräften ge­schlos­se­nen Verträge als auch, bei Be­darf, de­ren Verlänge­rung recht­fer­ti­ge, so­fern die in­so­weit in der Rah­men­ver­ein­ba­rung auf­ge­stell­ten An­for­de­run­gen be­ach­tet würden (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 31, aaO). Dies gel­te um­so mehr, wenn mit der na­tio­na­len Re­ge­lung zur Ver­tre­tungs­be­fris­tung - wie § 21 Abs. 1 BEEG - Zie­le ver­folgt würden, die als le­gi­ti­me so­zi­al­po­li­ti­sche Zie­le an­er­kannt sei­en (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 32, aaO). Aus dem bloßen Um­stand, dass ein Be­darf an Ver­tre­tungs­kräften durch den Ab­schluss un­be­fris­te­ter Verträge ge­deckt wer­den könne, fol­ge des­halb nicht, dass ein Ar­beit­ge­ber miss­bräuch­lich han­de­le und da­mit so­wohl ge­gen § 5 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung als auch ge­gen die na­tio­na­le Re­ge­lung zu ih­rer Um­set­zung ver­s­toße, wenn er be­sch­ließe, auf be­fris­te­te Verträge zurück­zu­grei­fen, um auf ei­nen vorüber­ge­hen­den Man­gel an Ar­beits­kräften zu re­agie­ren, selbst wenn die­ser wie­der­holt oder so­gar dau­er­haft auf­tre­te (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 50, aaO). Der Be­darf an Ver­tre­tungs­kräften blei­be ein vorüber­ge­hen­der, weil der ver­tre­te­ne Ar­beit­neh­mer nach Be­en­di­gung sei­nes Ur­laubs, der den Grund für die zeit­wei­li­ge Ver­hin­de­rung an der Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben dar­stel­le, sei­ne Tätig­keit wie­der auf­neh­men wer­de (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 38, aaO).


c) Die Vor­ab­ent­schei­dung des EuGH vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) zwingt auch nicht da­zu, die Sach­grund­prüfung bei Ver­tre­tungs­be­fris­tun­gen mit zu­neh­men­der An­zahl und Dau­er der be­fris­te­ten Verträge zu in­ten­si­vie­ren oder an die Rück­kehr­pro­gno­se erhöhte An­for­de­run­gen zu stel­len (vgl. auch Bau­er/von Me­dem SAE 2012, 25, 27; Goo­ren ZESAR 2012, 225, 229; aA Preis/Loth Anm. zu EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80 un­ter VII; Tem­ming ELR 2012, 43, 47; Wen­de­ling-Schröder AuR 2012, 92, 96). Ob bei Ab­schluss des re­gelmäßig der ge­richt­li­chen Prüfung un­ter­fal­len­den letz­ten be­fris­te­ten Ver­trags ein Ver­tre­tungs­fall vor­lag, ist grundsätz­lich nicht von der An­zahl und Dau­er der vor­an­ge­gan­ge­nen be­fris­te­ten Verträge abhängig. Al­ler­dings führt der Ge­richts­hof - auch in Ab­gren­zung zu der im Vor­ab­ent­schei­dungs­ver­fah­ren von der deut­schen Bun­des-
 


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re­gie­rung ver­tre­te­nen Auf­fas­sung (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 42, aaO) - im Ur­teil ua. aus, „der Um­stand, dass die Zahl oder die Dau­er der be­fris­te­ten Verträge Ge­gen­stand der in Pa­ra­graf 5 Nr. 1 Buchst. b und c der Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Verträge vor­ge­se­he­nen Präven­tiv­maßnah­men ist“, be­deu­te nicht, „dass die­se Kri­te­ri­en kei­ne Aus­wir­kung auf die Be­ur­tei­lung der in Pa­ra­graf 5 Nr. 1 Buchst. a an­ge­spro­che­nen sach­li­chen Gründe ha­ben können“ (26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 41, aaO). Dar­aus folgt aber nicht et­wa, dass auf­grund ei­ner großen An­zahl und/oder Dau­er der be­fris­te­ten Verträge be­reits das Vor­lie­gen des Sach­grunds der Ver­tre­tung frag­lich würde. Das in der Vor­ab­ent­schei­dung an­ge­leg­te Prüfpro­gramm ist viel­mehr ein an­de­res. Auch der EuGH sieht es für die Sach­grund­prüfung als ent­schei­dend an, dass bei ei­ner Mehr­zahl auf­ein­an­der­fol­gen­der Verträge je­der der be­fris­te­ten Verträge für sich ge­nom­men ge­schlos­sen wird, um ei­ne vorüber­ge­hen­de Ver­tre­tung si­cher­zu­stel­len (26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 38, aaO). Al­ler­dings ist nach der Kon­zep­ti­on des Ge­richts­hofs die Be­fris­tungs­kon­trol­le mit der Fest­stel­lung des Vor­lie­gens des Sach­grunds nicht in je­dem Fall ab­ge­schlos­sen. Viel­mehr ist es sei­ner Auf­fas­sung nach „not­wen­dig, dass die zuständi­gen Stel­len auch bei Vor­lie­gen ei­nes sach­li­chen Grun­des, der grundsätz­lich den Rück­griff auf auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se recht­fer­tigt, er­for­der­li­chen­falls al­le mit der Verlänge­rung die­ser Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se ver­bun­de­nen Umstände berück­sich­ti­gen, da sie Hin­wei­se auf ei­nen Miss­brauch ge­ben können, den die­se Be­stim­mung ver­hin­dern soll“ (26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 43, vgl. auch Rn. 51, aaO). Die­se je nach den Umständen trotz des Vor­lie­gens ei­nes Sach­grunds ge­bo­te­ne um­fas­sen­de Miss­brauchs­kon­trol­le ist er­for­der­li­chen­falls nach deut­schem Recht in ei­nem zwei­ten Schritt ent­spre­chend den Maßstäben ei­nes in­sti­tu­tio­nel­len Rechts­miss­brauchs (§ 242 BGB) durch­zuführen (da­zu un­ten B II).

3. Da­nach liegt für die streit­be­fan­ge­ne Be­fris­tung ein Sach­grund nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG, § 21 Abs. 1 BEEG vor. Die im Ar­beits­ver­trag vom 12. De­zem­ber 2006 ver­ein­bar­te be­fris­te­te Beschäfti­gung der Kläge­rin er­folg­te zur Ver­tre­tung der Jus­tiz­an­ge­stell­ten K.
 


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a) Das be­klag­te Land hat die Auf­ga­ben der als Ver­tre­tungs­kraft ein­ge­stell­ten Kläge­rin der ab­we­sen­den Mit­ar­bei­te­rin K er­kenn­bar ge­dank­lich zu­ge­ord­net. Dies er­gibt sich aus § 1 des Ar­beits­ver­trags vom 12. De­zem­ber 2006 so­wie aus der Un­ter­rich­tung des Per­so­nal­rats vom 29. No­vem­ber 2006. Da­nach wur­de die Kläge­rin „zur Ver­tre­tung der Mit­ar­bei­te­rin K, die in der Zeit vom 01.01.2007 bis zum 31.12.2007 Son­der­ur­laub er­hal­ten hat“, be­fris­tet wei­ter­beschäftigt.

b) Re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den ist die Würdi­gung des Lan­des­ar­beits­ge­richts, das be­klag­te Land hätte die Auf­ga­ben der Kläge­rin als Ser­vice­kraft in der Geschäfts­stel­le der be­ur­laub­ten Jus­tiz­an­ge­stell­ten K im Fal­le ih­rer An­we­sen­heit recht­lich und tatsächlich über­tra­gen können, wenn sie im Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des letz­ten Ver­trags mit der Kläge­rin in den Dienst zurück­ge­kehrt wäre.

aa) Das be­klag­te Land wäre zu ei­ner sol­chen Auf­ga­benüber­tra­gung recht­lich be­fugt ge­we­sen. Der Ar­beit­neh­mer im öffent­li­chen Dienst ist grundsätz­lich ver­pflich­tet, je­de ihm zu­ge­wie­se­ne Tätig­keit zu ver­rich­ten, die dem Merk­mal sei­ner Vergütungs­grup­pe ent­spricht, wenn ihm dies bil­li­ger­wei­se zu­ge­mu­tet wer­den kann (vgl. BAG 22. Ja­nu­ar 2004 - 1 AZR 495/01 - zu II 2 d aa der Gründe, AP ZPO § 91a Nr. 25). Nach dem mit Frau K ge­schlos­se­nen Ar­beits-ver­trag be­stimmt sich ihr Ar­beits­verhält­nis nach dem BAT und den die­sen er­set­zen­den Ta­rif­verträgen. Die Be­fug­nis des be­klag­ten Lan­des, Frau K im We­ge des Di­rek­ti­ons­rechts an­de­re Auf­ga­ben als die von ihr bis­her in der Haft­ab­tei­lung aus­geübten zu über­tra­gen, folgt da­mit aus § 4 Abs. 1 TV-L, der die ent­spre­chen­de Vor­schrift in § 12 Abs. 1 BAT er­setzt hat.

bb) Nach den Fest­stel­lun­gen der Vor­in­stan­zen hätte das be­klag­te Land Frau K die Auf­ga­ben der Kläge­rin auch tatsächlich zu­wei­sen können. Nach den erst­in­stanz­li­chen, vom Lan­des­ar­beits­ge­richt in Be­zug ge­nom­me­nen und nicht mit Re­vi­si­onsrügen nach § 551 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 Buchst. b ZPO an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen be­stand zwi­schen bei­den Ar­beit­neh­me­rin­nen ei­ne „fach­li­che Aus­tausch­bar­keit“. Frau K hätte da­nach die der Kläge­rin über­tra­ge­nen Auf­ga­ben auf­grund ih­rer Aus­bil­dung und bis­he­ri­gen Tätig­keit ausüben können. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass sie vor ih­rer El­tern­zeit als Schreib­kraft in der Haft­ab-
 


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tei­lung ge­ar­bei­tet hat und erst nach ei­ner - auch länge­ren - Ein­ar­bei­tungs­pha­se, die al­le ehe­ma­li­gen Schreib­kräfte ab­sol­vie­ren muss­ten, als Ser­vice­kraft mit der Wahr­neh­mung höher­wer­ti­ger Geschäfts­stel­len­auf­ga­ben ein­ge­setzt wer­den könn­te. Recht­lich un­er­heb­lich ist in­so­weit, dass das be­klag­te Land der Jus­tiz­an­ge­stell­ten K nach de­ren Rück­kehr nicht den Ar­beits­platz der Kläge­rin über­tra­gen, son­dern sie auf ih­ren Wunsch hin wie­der in der Haft­ab­tei­lung ein­ge­setzt hat. Maßgeb­lich sind die Vor­aus­set­zun­gen bei Ab­schluss des streit­ge­genständ­li­chen Ver­trags. Es steht der Kau­sa­lität der Ver­tre­tungs­be­fris­tung folg­lich auch nicht ent­ge­gen, dass Frau K ih­re Ar­beits­zeit an­sch­ließend auf 75 vH ei­ner Voll­zeit­kraft re­du­ziert hat.


II. Trotz des vom Lan­des­ar­beits­ge­richt hier­nach zu Recht an­ge­nom­me­nen Sach­grunds der Ver­tre­tung stellt sich das an­ge­foch­te­ne Ur­teil auf der Grund­la­ge der bis­her ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen und Erwägun­gen nicht als zu­tref­fend dar. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat es - wenn­gleich nach der bis­he­ri­gen Se­nats­recht­spre­chung kon­se­quent - zu Un­recht un­ter­las­sen, die je­den­falls aus Gründen des Uni­ons­rechts ge­bo­te­ne, nach deut­schem Recht nach den Grundsätzen des in­sti­tu­tio­nel­len Rechts­miss­brauchs vor­zu­neh­men­de um­fas­sen­de Miss­brauchs­kon­trol­le durch­zuführen. Im vor­lie­gen­den Streit­fall spre­chen An­zahl und Dau­er der vor­an­ge­gan­ge­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verträge dafür, dass das be­klag­te Land die an sich eröff­ne­te Möglich­keit der Ver­tre­tungs­be­fris­tung rechts­miss­bräuch­lich aus­ge­nutzt hat. Der Se­nat konn­te der Kla­ge den­noch nicht statt­ge­ben. Der Rechts­streit war viel­mehr an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­zu­ver­wei­sen, um dem be­klag­ten Land Ge­le­gen­heit zu ge­ben, noch be­son­de­re Umstände vor­zu­tra­gen, die der An­nah­me des an sich in­di­zier­ten Rechts­miss­brauchs ent­ge­gen­ste­hen.


1. Wie sich aus dem Ur­teil des EuGH vom 26. Ja­nu­ar 2012 (- C-586/10 - [Kücük] AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80) zwei­fels­frei er­gibt, dürfen sich die na­tio­na­len Ge­rich­te bei der Be­fris­tungs­kon­trol­le nicht nur auf die Prüfung des gel­tend ge­mach­ten Sach­grunds der Ver­tre­tung be­schränken. Viel­mehr ob­liegt es den Ge­rich­ten, „stets al­le Umstände des Ein­zel­falls zu prüfen und da­bei na­ment­lich die Zahl der mit der­sel­ben Per­son oder zur Ver-
 


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rich­tung der glei­chen Ar­beit ge­schlos­se­nen auf­ein­an­der­fol­gen­den be­fris­te­ten Verträge zu berück­sich­ti­gen, um aus­zu­sch­ließen, dass Ar­beit­ge­ber miss­bräuch­lich auf be­fris­te­te Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se zurück­grei­fen, mögen die­se auch au­gen­schein­lich zur De­ckung ei­nes Ver­tre­tungs­be­darfs ge­schlos­sen wor­den sein“ (EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 40, aaO, un­ter Ver­weis auf EuGH 12. Ju­ni 2008 - C-364/07 - [Vas­silak­is ua.] Rn. 116 und auf EuGH 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki ua.] Rn. 157, Slg. 2009, I¬3071). Zwar „schließt das Vor­lie­gen ei­nes sach­li­chen Grun­des im Sin­ne von Pa­ra­graf 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Verträge ei­nen Miss­brauch“ nach Auf­fas­sung des Ge­richts­hofs „grundsätz­lich aus“ (26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 51, aaO). Den­noch ist es nach dem Ur­teil des EuGH „in An­be­tracht des Ziels, das mit al­len nach Pa­ra­graf 5 Nr. 1 der Rah­men­ver­ein­ba­rung über be­fris­te­te Verträge er­grif­fe­nen Maßnah­men ver­folgt wird, not­wen­dig, dass die zuständi­gen Stel­len auch bei Vor­lie­gen ei­nes sach­li­chen Grun­des, der grundsätz­lich den Rück­griff auf auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se recht­fer­tigt, er­for­der­li­chen­falls al­le mit der Verlänge­rung die­ser Ar­beits­verträge oder -verhält­nis­se ver­bun­de­nen Umstände berück­sich­ti­gen, da sie Hin­wei­se auf ei­nen Miss­brauch ge­ben können, den die­se Be­stim­mung ver­hin­dern soll“ (26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 43, aaO). Der Ge­richts­hof hat da­mit aus­drück­lich (vgl. 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 21, aaO) an die im Rah­men des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens vom Se­nat ge­stell­te Fra­ge an­ge­knüpft, ob und in wel­cher Wei­se die na­tio­na­len Ge­rich­te bei der ih­nen ob­lie­gen­den Miss­brauchs­kon­trol­le in Fällen der mit dem Sach­grund der Ver­tre­tung ge­recht­fer­tig­ten Be­fris­tung die An­zahl und Dau­er der be­reits in der Ver­gan­gen­heit mit dem­sel­ben Ar­beit­neh­mer ge­schlos­se­nen be­fris­te­ten Ar­beits­verträge zu berück­sich­ti­gen ha­ben (BAG 17. No­vem­ber 2010 - 7 AZR 443/09 (A) - Rn. 36, BA­GE 136, 168).


2. Für die hier­nach uni­ons­recht­lich ge­bo­te­ne Miss­brauchs­kon­trol­le eig­net sich nach bun­des­deut­schem Recht der all­ge­mei­ne Prüfungs­maßstab des in­sti­tu­tio­nel­len Rechts­miss­brauchs (vgl. Goo­ren ZESAR 2012, 225, 230). Der Grund­satz von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) als Ge­bot der Red­lich­keit und all­ge­mei­ne Schran­ke der Rechts­ausübung be­schränkt so­wohl sub­jek­ti­ve
 


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Rech­te als auch Rechts­in­sti­tu­te und Nor­men (Pa­landt/Grüne­berg 71. Aufl. § 242 Rn. 40). Rechts­miss­brauch setzt vor­aus, dass ein Ver­trags­part­ner ei­ne an sich recht­lich mögli­che Ge­stal­tung in ei­ner mit Treu und Glau­ben un­ver­ein­ba­ren Wei­se nur da­zu ver­wen­det, sich zum Nach­teil des an­de­ren Ver­trags­part­ners Vor­tei­le zu ver­schaf­fen, die nach dem Zweck der Norm und des Rechts­in­sti­tuts nicht vor­ge­se­hen sind. Beim in­sti­tu­tio­nel­len Miss­brauch er­gibt sich der Vor­wurf be­reits aus Sinn und Zweck des Rechts­in­sti­tuts, beim in­di­vi­du­el­len Rechts­miss­brauch da­ge­gen folgt er erst aus dem Ver­hal­ten (vgl. allg. Stau­din­ger/Loo­schel­ders/Ol­zen [2009] § 242 Rn. 218). Die in­sti­tu­tio­nel­le Rechts­miss­brauchs­kon­trol­le ver­langt da­her we­der ein sub­jek­ti­ves Ele­ment noch ei­ne Um­ge­hungs­ab­sicht.


Ei­ner An­wen­dung der Grundsätze des Rechts­miss­brauchs steht nicht ent­ge­gen, dass die Be­fris­tungs­vor­schrif­ten im Tz­B­fG ab­sch­ließen­de Spe­zi­al­re­ge­lun­gen dar­stel­len und die auf „ob­jek­ti­ve Ge­set­zes­um­ge­hung“ gestütz­te frühe­re Dog­ma­tik ab­gelöst ha­ben (da­zu ErfK/Müller-Glöge 12. Aufl. § 14 Tz­B­fG Rn. 2). Die­ser durch den Ge­setz­ge­ber vor­ge­nom­me­ne Pa­ra­dig­men­wech­sel schließt ei­nen Schutz vor ei­ner rechts­miss­bräuch­li­chen Nut­zung der durch das Tz­B­fG eröff­ne­ten Be­fris­tungsmöglich­keit nicht aus. Dem­ent­spre­chend hat der Se­nat bei Vor­lie­gen ent­spre­chen­der An­halts­punk­te schon bis­her im Rah­men der Be­fris­tungs­kon­trol­le ge­prüft, ob Rechts­fol­gen, die sich an sich aus ei­nem Rechts­in­sti­tut er­ge­ben, aus­nahms­wei­se zurück­tre­ten müssen, weil sie zu ei­nem un­trag­ba­ren Er­geb­nis führen. Auch die Aus­nut­zung der durch das Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz vor­ge­se­he­nen Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten kann un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen rechts­miss­bräuch­lich sein, et­wa wenn meh­re­re recht­lich und tatsächlich ver­bun­de­ne Ver­trags­ar­beit­ge­ber in be­wuss­tem und ge­woll­tem Zu­sam­men­wir­ken mit ei­nem Ar­beit­neh­mer auf­ein­an­der­fol­gen­de be­fris­te­te Ar­beits­verträge nur ab­sch­ließen, um auf die­se Wei­se über die nach § 14 Abs. 2 Tz­B­fG vor­ge­se­he­nen Be­fris­tungsmöglich­kei­ten hin­aus sach­grund­lo­se Be­fris­tun­gen an­ein­an­der­rei­hen zu können (vgl. zum Beschäfti­gungsförde­rungs­ge­setz: BAG 25. April 2001 - 7 AZR 376/00 - zu IV 1 a der Gründe, BA­GE 97, 317; zur sach­grund­lo­sen Be­fris­tung be­reits 18. Ok­to­ber 2006 - 7 AZR
 


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145/06 - Rn. 26, BA­GE 120, 34 und zu­letzt 9. März 2011 - 7 AZR 657/09 - Rn. 21, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 81 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 75).

3. Die nach den Grundsätzen des in­sti­tu­tio­nel­len Rechts­miss­brauchs vor­zu­neh­men­de Prüfung ver­langt ei­ne Würdi­gung sämt­li­cher Umstände des Ein­zel­falls (so auch EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 40, 43, 51, 55, AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80).

a) Kri­te­ri­en, die bei ei­ner Ge­samtwürdi­gung auf ei­nen Ge­stal­tungs­miss­brauch hin­deu­ten können, müssen dem Schutz­kon­zept des § 14 Tz­B­fG iVm. § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung Rech­nung tra­gen. Er­laubt das Kon­zept des Tz­B­fG die Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen bei Vor­lie­gen ei­nes Sach­grunds, er­gibt sich zwin­gend, dass die Schwel­le zur miss­bräuch­li­chen Fort­set­zung an­ein­an­der­ge­reih­ter Verträge deut­lich über der­je­ni­gen lie­gen muss, die für die Be­fris­tungs­kon­trol­le nach § 14 Abs. 1 Tz­B­fG, § 21 Abs. 1 BEEG maßgeb­lich ist. Auch ist zu berück­sich­ti­gen, dass nach der Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs selbst ein dau­er­haf­ter Ver­tre­tungs­be­darf dem Ab­schluss von Ver­tre­tungs­be­fris­tun­gen nicht grundsätz­lich ent­ge­gen­steht (26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 50, 54, AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80). Der Ar­beit­ge­ber muss ei­nem ständi­gen Ver­tre­tungs­be­darf nicht durch ei­ne Per­so­nal­re­ser­ve be­geg­nen, die von vorn­her­ein den Raum für ei­ne un­ter­neh­me­ri­sche Per­so­nal­pla­nung ein­engt. Auf der an­de­ren Sei­te darf die Ge­stal­tungsmöglich­keit der Ver­tre­tungs­be­fris­tung, die das Ge­setz dem Ar­beit­ge­ber als Re­ak­ti­on auf den zeit­wei­li­gen Aus­fall der Ar­beits­kraft zu­bil­ligt, nicht zur dau­er­haf­ten Um­ge­hung des auch durch das Tz­B­fG gewähr­leis­te­ten Be­stands­schut­zes ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer zweck­ent­frem­det wer­den (vgl. Bau­er/von Me­dem SAE 2012, 25, 29). An­de­ren­falls wäre für Ar­beit­neh­mer, die dau­er­haft ei­ner tatsächli­chen Per­so­nal­re­ser­ve aus be­fris­tet Beschäftig­ten an­gehören, das be­fris­te­te und nicht mehr das un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis der Nor­mal­fall; für sie wäre ei­ne Be­fris­tung nicht nur „vorüber­ge­hend“ le­gi­ti­miert (vgl. auch Preis/Loth Anm. zu EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80 un­ter III 2 b bb). Die­ses Er­geb­nis stünde nicht mit dem Leit­bild des § 5 Nr. 1 Buchst. a der Rah­men­ver­ein­ba­rung im Ein­klang, nach dem das be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis die Aus­nah-


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me des un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses dar­stellt (all­ge­mei­ner Erwägungs­grund 6 der Rah­men­ver­ein­ba­rung; vgl. auch BT-Drucks. 14/4374 S. 12).

b) Das Ge­bot ei­ner um­fas­sen­den Würdi­gung sämt­li­cher Umstände des Ein­zel­falls birgt oh­ne ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung die­ser Umstände für Rechts­un­ter­wor­fe­ne und Rechts­an­wen­der ei­ne nicht un­er­heb­li­che Rechts­un­si­cher­heit. In dem nach der Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs er­schie­ne­nen Schrift­tum wer­den da­her un­ter­schied­li­che Vor­schläge ge­macht, wie ins­be­son­de­re die Miss­brauchsprüfung durch an die An­zahl und Dau­er der be­fris­te­ten Verträge an­knüpfen­de, quan­ti­fi­zie­ren­de (Stu­fen-)Mo­del­le kon­kre­ti­siert wer­den könn­te (vgl. et­wa Preis/Loth Anm. zu EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80; Bro­se/Sa­gan NZA 2012, 308, 310; Tem­ming ELR 2012, 43, 49; Persch ZTR 2012, 268, 272).

c) Das Er­for­der­nis, bei der Be­ur­tei­lung der miss­bräuch­li­chen Aus­nut­zung der an sich auf­grund ei­nes Sach­grunds eröff­ne­ten Be­fris­tungsmöglich­keit sämt­li­che Umstände des Ein­zel­falls zu berück­sich­ti­gen, ermöglicht we­der ei­ne ab­sch­ließen­de Be­zeich­nung al­ler zu berück­sich­ti­gen­den Umstände noch ei­ne quan­ti­ta­ti­ve An­ga­be, wo die zeit­li­chen und/oder zah­lenmäßigen Gren­zen ge­nau lie­gen, bei de­nen ein Miss­brauch in­di­ziert oder gar zwin­gend von ei­nem sol­chen aus­zu­ge­hen ist. Zum der­zei­ti­gen Stand der Rechts­ent­wick­lung ist der Se­nat ge­hal­ten, Umstände zu be­nen­nen, die bei der Miss­brauchsprüfung ei­ne Rol­le spie­len können und in quan­ti­ta­ti­ver Hin­sicht ei­ne gro­be Ori­en­tie­rung zu ge­ben. Er kann da­mit die Be­ur­tei­lung vor­neh­men, dass je­den­falls im Streit­fall bei ei­ner Ge­samt­dau­er von mehr als elf Jah­ren und 13 Be­fris­tun­gen ei­ne miss­bräuch­li­che Ge­stal­tung in­di­ziert ist, während in der am sel­ben Tag ent­schie­de­nen Sa­che - 7 AZR 783/10 - bei ei­ner Ge­samt­dau­er von sie­ben Jah­ren und neun Mo­na­ten und vier Be­fris­tun­gen An­halts­punk­te für ei­nen Ge­stal­tungs­miss­brauch noch nicht vor­lie­gen.


aa) Von be­son­de­rer Be­deu­tung für die Be­ur­tei­lung ei­nes mögli­chen Rechts­miss­brauchs sind die Ge­samt­dau­er der be­fris­te­ten Verträge so­wie die An­zahl der Ver­trags­verlänge­run­gen. Der Ge­richts­hof hat in der Vor­ab­ent­schei­dung die Be­deu­tung die­ser bei­den Fak­to­ren be­son­ders her­vor­ge­ho­ben (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 40, 41, 55, AP Richt­li­nie


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99/70/EG = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80). Das ent­spricht dem Ziel der Rah­men­ver­ein­ba­rung. Die­se er­fasst nicht be­reits die erst­ma­li­ge Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses, son­dern dient der Ver­hin­de­rung des Miss­brauchs von auf­ein­an­der­fol­gen­den be­fris­te­ten Verträgen (vgl. EuGH 22. No­vem­ber 2005 - C-144/04 - [Man­gold] Rn. 41 f., Slg. 2005, I-9981; 4. Ju­li 2006 - C-212/04 - [Aden­eler ua.] Rn. 101, Slg. 2006, I-6057; 23. April 2009 - C-378/07 ua. - [An­gel­i­da­ki ua.] Rn. 90, Slg. 2009, I-3071; BAG 6. April 2011 - 7 AZR 716/09 - Rn. 24, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 82 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 77). Der wie­der­hol­te Rück­griff auf be­fris­te­te Ar­beits­verträge, der als ei­ne Quel­le po­ten­zi­el­len Miss­brauchs zu Las­ten der Ar­beit­neh­mer ge­se­hen wird, soll ein­ge­grenzt wer­den, um die „Pre­ka­ri­sie­rung der La­ge der Beschäftig­ten“ zu ver­hin­dern (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 25, aaO). Die Fra­ge, ob ei­ne hier­nach grundsätz­lich zu ver­hin­dern­de „Be­fris­tungs­ket­te“ vor­liegt, wird maßgeb­lich be­stimmt durch die An­zahl der be­fris­te­ten Ver­trags­verlänge­run­gen so­wie de­ren Ge­samt­dau­er. Das be­deu­tet zu­gleich, dass länge­re zeit­li­che Un­ter­bre­chun­gen ge­gen die An­nah­me von „auf­ein­an­der­fol­gen­den Ar­beits­verhält­nis­sen“ oder „Be­fris­tungs­ket­ten“ spre­chen können (vgl. da­zu auch BAG 6. April 2011 - 7 AZR 716/09 - Rn. 25, aaO).


Von Be­deu­tung kann bei der Be­ur­tei­lung fer­ner sein, ob der Ar­beit­neh­mer stets auf dem­sel­ben Ar­beits­platz mit den­sel­ben Auf­ga­ben beschäftigt wird oder ob es sich um wech­seln­de, ganz un­ter­schied­li­che Auf­ga­ben han­delt (vgl. EuGH 26. Ja­nu­ar 2012 - C-586/10 - [Kücük] Rn. 40, AP Richt­li­nie 99/70/EG Nr. 9 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 80). Auch wenn ein ständi­ger Ver­tre­tungs­be­darf der An­nah­me des Sach­grunds der Ver­tre­tung nicht ent­ge­gen­steht und da­her ge­eig­net ist, die Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem Ver­tre­ter zu recht­fer­ti­gen, ist er den­noch ein Um­stand, der im Rah­men ei­ner um­fas­sen­den Miss­brauchs­kon­trol­le in die Ge­samtwürdi­gung ein­be­zo­gen wer­den kann. Bei zu­neh­men­der An­zahl und Dau­er der je­weils be­fris­te­ten Beschäfti­gung ei­nes Ar­beit­neh­mers kann es ei­ne miss­bräuch­li­che Aus­nut­zung der dem Ar­beit­ge­ber an sich recht­lich eröff­ne­ten Be­fris­tungsmöglich­keit dar­stel­len, wenn er ge­gen¬über ei­nem be­reits langjährig beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer trotz der tatsächlich
 


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vor­han­de­nen Möglich­keit ei­ner dau­er­haf­ten Ein­stel­lung im­mer wie­der auf be­fris­te­te Verträge zurück­greift.

Zu berück­sich­ti­gen ist fer­ner die Lauf­zeit der ein­zel­nen be­fris­te­ten Verträge so­wie die Fra­ge, ob und in wel­chem Maße die ver­ein­bar­te Be­fris­tungs­dau­er zeit­lich hin­ter dem zu er­war­ten­den Ver­tre­tungs­be­darf zurück­bleibt. Wird trotz ei­nes tatsächlich zu er­war­ten­den lan­gen Ver­tre­tungs­be­darfs in ra­scher Fol­ge mit dem­sel­ben Ar­beit­neh­mer ei­ne Viel­zahl kurz­fris­ti­ger Ar­beits­verhält­nis­se ver­ein­bart, liegt die Ge­fahr des Ge­stal­tungs­miss­brauchs näher, als wenn die ver­ein­bar­te Be­fris­tungs­dau­er zeit­lich nicht hin­ter dem pro­gnos­ti­zier­ten Ver­tre­tungs­be­darf zurück­bleibt.

Bei der Ge­samtwürdi­gung können da­ne­ben zahl­rei­che wei­te­re Ge­sichts­punk­te ei­ne Rol­le spie­len. Zu den­ken ist da­bei ins­be­son­de­re an bran­chen­spe­zi­fi­sche Be­son­der­hei­ten et­wa bei Sai­son­be­trie­ben. Auch können bei der Ge­samt­be­ur­tei­lung grund­recht­lich gewähr­leis­te­te Frei­hei­ten von beträcht­li­cher Be­deu­tung sein. Dies gilt ins­be­son­de­re für die in Art. 5 Abs. 1 GG gewähr­leis­te­te Pres­se­frei­heit und die Frei­heit der Be­richt­er­stat­tung durch Rund­funk und Film, aber auch für die in Art. 5 Abs. 3 GG ga­ran­tier­te Frei­heit von Kunst und Wis­sen­schaft, For­schung und Leh­re.


bb) Ge­naue quan­ti­ta­ti­ve Vor­ga­ben hin­sicht­lich Ge­samt­dau­er und/oder An­zahl der be­fris­te­ten Verträge, nach de­nen ein Miss­brauch an­zu­neh­men ist, würden dem Ge­bot, im Ein­zel­fall al­le Umstände in ei­ne Ge­samtwürdi­gung ein­zu­be­zie­hen, nicht ge­recht. Nach Auf­fas­sung des Se­nats können für die ge­bo­te­ne Rechts­miss­brauchs­kon­trol­le aber der­zeit in quan­ti­ta­ti­ver Hin­sicht gro­be Ori­en­tie­rungs­hil­fen ge­ge­ben wer­den, die im Lau­fe der wei­te­ren Ent­wick­lung der Recht­spre­chung aus Gründen der Rechts­si­cher­heit ggf. noch wei­ter zu kon­kre­ti­sie­ren sind. Zur Be­stim­mung der Schwel­le ei­ner rechts­miss­bräuch­li­chen Ge­stal­tung von Sach­grund­be­fris­tun­gen kann zum ei­nen - wie vom Schrift­tum an­ge­regt - an die ge­setz­li­chen Wer­tun­gen in § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG an­ge­knüpft wer­den. Die Vor­schrift macht ei­ne Aus­nah­me von dem Er­for­der­nis der Sach­grund­be­fris­tung und er­leich­tert da­mit den Ab­schluss von be­fris­te­ten Verträgen bis zu der fest­ge­leg­ten Höchst­dau­er von zwei Jah­ren bei ma­xi­mal


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drei­ma­li­ger Verlänge­rungsmöglich­keit. Sie kenn­zeich­net den nach Auf­fas­sung des Ge­setz­ge­bers un­ter al­len Umständen un­pro­ble­ma­ti­schen Be­reich. Ist ein Sach­grund nach § 14 Abs. 1 Tz­B­fG ge­ge­ben, lässt erst das er­heb­li­che Über­schrei­ten die­ser Grenz­wer­te den Schluss auf ei­ne miss­bräuch­li­che Ge­stal­tung zu (zu­tr. Goo­ren ZESAR 2012, 225, 228). Zu­min­dest re­gelmäßig be­steht hier­nach bei Vor­lie­gen ei­nes die Be­fris­tung an sich recht­fer­ti­gen­den Sach­grunds kein ge­stei­ger­ter An­lass zur Miss­brauchs­kon­trol­le, wenn die in § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG für die sach­grund­lo­se Be­fris­tung be­zeich­ne­ten Gren­zen nicht um ein Mehr­fa­ches über­schrit­ten sind. Wer­den die­se Gren­zen je­doch - sei es al­ter­na­tiv, sei es ku­mu­la­tiv - mehr­fach über­schrit­ten, ist ei­ne um­fas­sen­de Miss­brauchs­kon­trol­le ge­bo­ten, in de­ren Rah­men es Sa­che des Ar­beit­neh­mers ist, noch wei­te­re für ei­nen Miss­brauch spre­chen­de Umstände vor­zu­tra­gen. Wer­den die in § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ge­nann­ten Gren­zen al­ter­na­tiv oder ins­be­son­de­re ku­mu­la­tiv in be­son­ders gra­vie­ren­dem Aus­maß über­schrit­ten, kann ei­ne miss­bräuch­li­che Aus­nut­zung der an sich eröff­ne­ten Möglich­keit zur Sach­grund­be­fris­tung in­di­ziert sein. In ei­nem sol­chen Fall hat al­ler­dings der Ar­beit­ge­ber re­gelmäßig die Möglich­keit, die An­nah­me des in­di­zier­ten Ge­stal­tungs­miss­brauchs durch den Vor­trag be­son­de­rer Umstände zu ent­kräften.

4. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die im Streit­fall ge­bo­te­ne um­fas­sen­de Miss­brauchs­kon­trol­le bis­her nicht vor­ge­nom­men. Die Ge­samt­dau­er von mehr als elf Jah­ren und die An­zahl von 13 Be­fris­tun­gen spre­chen vor­lie­gend dafür, dass das be­klag­te Land die an sich eröff­ne­te Möglich­keit der Ver­tre­tungs­be­fris­tung rechts­miss­bräuch­lich aus­ge­nutzt hat. Die in § 14 Abs. 2 Satz 1 Tz­B­fG ge­nann­ten Gren­zen wur­den hier­durch in be­son­ders gra­vie­ren­dem Aus­maß über­schrit­ten. Darüber hin­aus war zu berück­sich­ti­gen, dass die Kläge­rin in al­len be­fris­te­ten Ver­trags­verhält­nis­sen stets die­sel­ben Auf­ga­ben zu ver­rich­ten hat­te und er­sicht­lich beim Amts­ge­richt Köln ein ständi­ger Ver­tre­tungs­be­darf hin­sicht­lich der von der Kläge­rin ver­rich­te­ten Tätig­keit be­steht. Trotz des hier­nach im Streit­fall in­di­zier­ten Rechts­miss­brauchs und der da­mit in­di­zier­ten Un­wirk­sam­keit der streit­be­fan­ge­nen Be­fris­tungs­ab­re­de konn­te der Se­nat der Kla­ge nicht ab­sch­ließend statt­ge­ben. Das be­klag­te Land hat auf­grund der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung kei­ne Ver­an­las­sung ge­habt, trotz Vor­lie­gens ei­nes die Be­fris-


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tung an sich recht­fer­ti­gen­den Sach­grunds in tatsäch­li­cher Hin­sicht zur Fra­ge ei­nes mögli­chen Rechts­miss­brauchs vor­zu­tra­gen. Ihm muss da­her Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wer­den, nach ei­ner Zurück­ver­wei­sung der Sa­che an das Lan­des­ar­beits­ge­richts in tatsäch­li­cher Hin­sicht noch zur Fra­ge des Rechts­miss­brauchs Stel­lung zu neh­men und ggf. be­son­de­re Umstände vor­zu­tra­gen, die den nach den bis­he­ri­gen tatsächli­chen Fest­stel­lun­gen an sich in­di­zier­ten Miss­brauch aus­zuräum­en ge­eig­net sind.


III. Die Sa­che ist auch nicht aus an­de­ren Gründen im Sin­ne von § 563 Abs. 3 ZPO ent­schei­dungs­reif. Ins­be­son­de­re kann der Kla­ge nicht et­wa mit der Be­gründung ent­spro­chen wer­den, die Be­fris­tungs­ab­re­de sei we­gen feh­len­der Zu­stim­mung des Per­so­nal­rats nach § 72 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, § 66 Abs. 1 LPVG NW un­wirk­sam. Das hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­tref­fend er­kannt.


1. Nach § 72 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 LPVG NW in der vom 1. Ja­nu­ar 2004 bis zum 16. Ok­to­ber 2007 gel­ten­den Fas­sung (aF) hat­te der Per­so­nal­rat bei der Be­fris­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen mit­zu­be­stim­men. Un­ter­liegt ei­ne Maßnah­me der Mit­be­stim­mung des Per­so­nal­rats, hat der Lei­ter der Dienst­stel­le den Per­so­nal­rat von der be­ab­sich­tig­ten Maßnah­me zu un­ter­rich­ten und sei­ne Zu­stim­mung zu be­an­tra­gen (§ 66 Abs. 2 Satz 1 LPVG NW). Der Per­so­nal­rat kann ver­lan­gen, dass der Lei­ter der Dienst­stel­le die be­ab­sich­tig­te Maßnah­me be­gründet (§ 66 Abs. 2 Satz 2 LPVG NW). Be­ab­sich­tigt der Per­so­nal­rat, der Maßnah­me nicht zu­zu­stim­men, hat er dies in­ner­halb von zwei Wo­chen nach Zu­gang der Auf­for­de­rung dem Lei­ter der Dienst­stel­le mit­zu­tei­len. In die­sem Fall ist die be­ab­sich­tig­te Maßnah­me mit dem Ziel der Verständi­gung zwi­schen dem Lei­ter der Dienst­stel­le und dem Per­so­nal­rat zu erörtern (§ 66 Abs. 2 Satz 3 LPVG NW aF). Der Be­schluss des Per­so­nal­rats über die be­an­trag­te Zu­stim­mung ist nach § 66 Abs. 3 Satz 1 LPVG NW aF dem Lei­ter der Dienst­stel­le - so­fern ei­ne Erörte­rung statt­fin­det - in­ner­halb von zwei Wo­chen nach dem Tag der Erörte­rung mit­zu­tei­len (BAG 10. März 2004 - 7 AZR 397/03 - zu IV 1 der Gründe, AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 257). Der Ar­beit­ge­ber genügt nach der Recht­spre­chung des Se­nats sei­ner Un­ter­rich­tungs­pflicht, wenn für den Per­so­nal­rat der Sach­grund für die Be­fris­tung sei­ner Art nach hin­rei-



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chend deut­lich wird. Der Schutz­zweck des Mit­be­stim­mungs­rechts er­for­dert kei­ne wei­ter­ge­hen­de un­auf­ge­for­der­te Be­gründung des Sach­grunds durch den Ar­beit­ge­ber. Er ist durch die ty­po­lo­gi­sie­ren­de Be­zeich­nung des Be­fris­tungs­grunds auf die­sen fest­ge­legt. Da­mit ist gewähr­leis­tet, dass der Ar­beit­ge­ber den Sach­grund in ei­ner et­wai­gen Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ar­beit­neh­mer nicht ge­gen ei­nen Sach­grund aus­tau­schen kann, zu dem der Per­so­nal­rat sei­ne Zu­stim­mung nicht er­teilt hat (BAG 10. März 2004 - 7 AZR 397/03 - zu IV 2 der Gründe mwN, aaO).


2. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind im Streit­fall erfüllt. Der Per­so­nal­rat wur­de durch das Schrei­ben des Dienst­stel­len­lei­ters vom 29. No­vem­ber 2006 ord­nungs­gemäß über die be­ab­sich­tig­te Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses der Kläge­rin un­ter­rich­tet und um sei­ne Zu­stim­mung ge­be­ten. Das be­klag­te Land hat den Sach­grund der Ver­tre­tung un­ter An­ga­be der ver­tre­te­nen Mit­ar­bei­te­rin K ty­pi­sie­rend be­zeich­net und die Be­fris­tungs­dau­er mit­ge­teilt. Der Per­so­nal­rat hat kei­ne wei­te­ren In­for­ma­tio­nen ver­langt, son­dern der Maßnah­me am 30. No­vem­ber 2006 zu­ge­stimmt.

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