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LAG Ham­burg, Ur­teil vom 07.10.2016, 6 Sa 21/16

   
Schlagworte: Betriebsübergang, Widerspruchsrecht
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamburg
Aktenzeichen: 6 Sa 21/16
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 07.10.2016
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Hamburg, Urteil vom 16.03.2016, 28 Ca 387/15
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ham­burg

Ur­teil

Im Na­men des Vol­kes

In dem Rechts­streit

Geschäfts­zei­chen:
6 Sa 21/16

(28 Ca 387/15 ArbG Ham­burg)

Verkündet am: 07. Ok­to­ber 2016

An­ge­stell­te
als Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

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er­kennt das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ham­burg, 6. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 7. Ok­to­ber 2016
durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt Frau Voßkühler
als Vor­sit­zen­de

den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn
den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn....

für Recht:

Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts vom 16. März 2016 – Az. 28 Ca 387/15 – ab­geändert.

Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

Der Kläger hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über den Wi­der­spruch des Klägers ge­gen ei­nen Be­triebsüber­gang aus dem Jahr 2006.

Der Kläger war bei der Be­klag­ten bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin seit 1979 beschäftigt. Im De­zem­ber 2005 war er in der Ser­vice-Nie­der­las­sung Ver­bund-In­stand­hal­tung der Be­klag­ten tätig.

Ge­gen­stand des Un­ter­neh­mens war die In­stand­hal­tung und die Vor­nah­me von in­stand­hal­tungs­na­hen Tätig­kei­ten an Im­mo­bi­li­en so­wie an tech­ni­schen und be­trieb­li­chen Ob­jek­ten, die Durchführung von ge­setz­li­chen und sons­ti­gen Prüfun­gen so­wie die Vor­nah­me sons­ti­ger be­trieb­li­cher Un­terstützungs­leis­tun­gen. Die Be­klag­te war fast aus­sch­ließlich für den Kon­zern D. zuständig.

Der Kläger wur­de mit Schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2005 über ei­nen Be­triebsüber­gang auf die D1 GmbH schrift­lich in­for­miert. Das Un­ter­rich­tungs­schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2005 be­inhal­te­te kei­ne An­ga­ben zum Sitz der über­neh­men­den Ge­sell­schaft und de­ren An­schrift, zum zuständi­gen Re­gis­ter­ge­richt und zu der Re­gis­ter­num­mer. Bei den An­ga­ben zu den Haf­tungs­fol­gen wur­de die ein­ge­schränk­te Haf­tung der Be­klag­ten nach § 613a Abs. 2 S. 2 BGB für For­de­run­gen, die erst nach Be­triebsüber­gang fällig wer­den, nicht erwähnt. Das Schrei­ben war vom Geschäftsführer der D1 GmbH Herrn C. un­ter­zeich­net, der in der Un­ter­schrif­ten­zei­le mit sei­ner Funk­ti­on auf­geführt war. Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten wird auf das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2005 (Blatt 5 bis 8 d.A.) ver­wie­sen.

Die D1 GmbH war mit Wir­kung ab 1. Ja­nu­ar 2006 durch Neu­gründung im Rah­men ei­ner Um­struk­tu­rie­rung des Kon­zerns D. AG ent­stan­den. Im We­ge ei­nes Teil­be­triebsüber­gangs wur­den zum 1. Ja­nu­ar 2006 ope­ra­ti­ve tech­ni­sche Dienst­leis­tun­gen aus der D. AG zu­sam­men mit dem hier täti­gen Per­so­nal und den not­wen­di­gen Be­triebs­mit­teln zur D1 GmbH ver­la­gert. Hier­zu hat­ten der Kon­zern D. AG und der bei die­sem ge­bil­de­te Kon­zern­be­triebs­rat am 16. No­vem­ber 2005 ei­ne Kon­zern­be­triebs­ver­ein­ba­rung über ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich und ei­nen So­zi­al­plan

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ver­ein­bart. Et­wa 600 Ar­beit­neh­mer wa­ren von die­sem Be­triebsüber­gang be­trof­fen. Die D1 GmbH fir­mier­te später um in C1 GmbH.

Seit dem 1. Ja­nu­ar 2006 ar­bei­te­te der Kläger als Ser­vice­kraft bei der D1 GmbH. Er er­hob kei­nen Wi­der­spruch und wen­de­te sich auch nicht in an­de­rer Wei­se ge­gen den Be­triebsüber­gang.

Ab dem 2. Ja­nu­ar 2006 war dem Kläger durch die Ver­wen­dung der vor­ge­schrie­be­nen Briefbögen be­kannt, wo der Sitz der Be­triebsüber­neh­me­rin war, wie die Geschäfts­adres­se und Han­dels­re­gis­ter­num­mer lau­te­te und wel­ches das zuständi­ge Han­dels­re­gis­ter war. Auch die da­mals ver­tre­tungs­be­rech­tig­ten ver­ant­wort­li­chen Geschäftsführer wa­ren auf den Briefbögen an­ge­ge­ben.

Mit Schrei­ben vom 21. Fe­bru­ar 2006 gab die Be­triebsüber­neh­me­rin dem Kläger auf ih­rem Geschäfts­bo­gen In­for­ma­tio­nen über sein Ge­halt und sei­ne neue Ein­grup­pie­rung. Das Schrei­ben trägt fälsch­li­cher­wei­se das Da­tum 21. Fe­bru­ar 2002, wur­de aber in 2006 ver­fasst. Auf die An­la­ge B7 wird Be­zug ge­nom­men (Bl. 54 d.A.).

Der Kläger be­an­trag­te mehr­fach über die Zeiträume 2006 bis Sep­tem­ber 2014 bei der D1 GmbH Er­ho­lungs­ur­laub, wel­chen die­se dem Kläger gewähr­te. Da­ne­ben gab der Kläger ge­genüber der D1 GmbH ei­ne Rei­he von Erklärun­gen ab, die sich auf Ver­pflich­tun­gen im Ar­beits­verhält­nis be­zo­gen. So bestätig­te der Kläger ge­genüber der D1 GmbH am 23. Ok­to­ber 2006 schrift­lich, die ihm be­kannt­ge­ge­be­ne Test­soft­ware für In­stand­hal­tung von beschäftig­ten­be­dien­ten Bank­au­to­ma­ten ge­heim zu hal­ten. Für das ent­spre­chen­de Schrei­ben wird auf die An­la­ge B 2, Bl. 48 d.A. ver­wie­sen. Mit Schrei­ben vom 20. April 2010 erklärte der Kläger der D1 GmbH ge­genüber, über die Mitführungs-und Vor­la­ge­pflicht der Aus­weis­pa­pie­re nach § 2a Schwarz­ar­bei­ter­bekämp­fungs­ge­setz be­lehrt wor­den zu sein (sie­he hier­zu An­la­ge B 3, Bl. 49 d.A.). Mit Schrei­ben vom 25. Au­gust 2010 erklärte der Kläger ge­genüber der D1 GmbH, kei­ne Ne­bentätig­keit aus­zuüben (vgl. An­la­ge B 4, Bl. 50 d.A.). Am 6. Ok­to­ber 2010 gab der Kläger ge­genüber der D1 GmbH ei­ne Ver­pflich­tungs­erklärung zur Wah­rung des Post­ge­heim­nis­ses, des Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses und des Dar­le­hens­ge­heim­nis­ses ab (sie­he hier­zu An­la­ge B 6, Bl. 52f. d.A.). Im Jahr 2011 nahm der Kläger an Lehrgängen bei der D1 GmbH teil.

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Mit Schrei­ben vom 22. Ju­li 2011 wur­de der Kläger von der D1 GmbH vom Dienst­ort B., Ser­vicestütz­punkt B1 zur tech­ni­schen Stel­le Ham­burg mit Dienst­ort E. ver­setzt. Auf das Ver­set­zungs­schrei­ben in der An­la­ge B 5, Bl. 51 d.A. wird ver­wie­sen. Die­ser Ver­set­zung leis­te­te der Kläger Fol­ge.

Mit Schrei­ben vom 1. Au­gust 2014 (An­la­ge zur Kla­ge, Bl. 9 d.A). wi­der­sprach der Kläger dem zum 1. Ja­nu­ar 2006 er­folg­ten Be­triebsüber­gang. Hier­bei führ­te er aus, dass er nicht ord­nungs­gemäß über den Be­triebsüber­gang in­for­miert wor­den sei. We­gen der Ein­zel­hei­ten wird auf das Schrei­ben vom 1. Au­gust 2014 Be­zug ge­nom­men. Die­ses Wi­der­spruchs­schrei­ben über­sand­te die Ge­werk­schaft v. zu­sam­men mit Wi­der­spruchs­schrei­ben für ins­ge­samt 22 Per­so­nen an die Be­klag­te, die hier­von am 18. Au­gust 2014 hier­von Kennt­nis er­lang­te.

Mit sei­ner am 10. No­vem­ber 2014 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge be­gehrt der Kläger die Fest­stel­lung, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 31. De­zem­ber 2005 hin­aus fort­be­steht.

Der Kläger hat vor­ge­tra­gen, das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2005 ha­be nicht den An­for­de­run­gen des § 613a Abs. 5 BGB genügt. So sei die über­neh­men­de Fir­ma schon nicht hin­rei­chend ge­nau be­zeich­net wor­den. Ins­be­son­de­re sei­en we­der die kon­kre­te An­schrift der über­neh­men­den Fir­ma noch die Ver­tre­tungs­verhält­nis­se der über­neh­men­den Fir­ma an­ge­ge­ben ge­we­sen. Da­ne­ben sei auch die In­for­ma­ti­on über die Haf­tung in­so­fern feh­ler­haft ge­we­sen, als dass nicht auf die nur an­tei­li­ge Haf­tung bezüglich sol­cher Ansprüche hin­ge­wie­sen wor­den sei, die nach dem Be­triebsüber­gang fällig wur­den.

Die Möglich­keit des Wi­der­spruchs sei auch nicht ver­wirkt, weil je­den­falls das Um­stands­mo­ment nicht erfüllt sei. Der Kläger ha­be nur Erklärun­gen und Abläufe ak­zep­tiert, bei de­nen es sich um übli­che Vorgänge im Rah­men der Wei­ter­ar­beit ge­han­delt ha­be.

Der Kläger be­an­tragt

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fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en zu un­veränder­ten Be­din­gun­gen über den 31.12.2005 hin­aus fort­be­steht.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat vor­ge­tra­gen, der Wi­der­spruch des Klägers sei ver­fris­tet, weil die In­for­ma­ti­on über den Be­triebsüber­gang durch das Schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2005 vollständig ge­we­sen sei. Da­bei sei der Kläger über den Zeit­punkt des Über­gangs, nämlich den 1. Ja­nu­ar 2006, in­for­miert wor­den. Des Wei­te­ren sei der Grund des Über­gangs dar­ge­stellt wor­den, nämlich die Ver­la­ge­rung sämt­li­cher Leis­tun­gen aus dem Be­reich des ope­ra­ti­ven tech­ni­schen Ser­vices der D. AG zur D1 GmbH un­ter gleich­zei­ti­ger Neu­gründung die­ser Ge­sell­schaft im Kon­zern. Zu­gleich sei dem Kläger auch die kon­zern­in­ter­ne Um­struk­tu­rie­rung erklärt wor­den. Da­ne­ben sei­en in dem Schrei­ben die recht­li­chen, wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Fol­gen des Über­gangs für die Ar­beit­neh­mer erläutert wor­den. Hier­bei sei­en die auf das Ar­beits­ver­trags­verhält­nis des Klägers nach dem Be­triebsüber­gang an­zu­wen­den­den ta­rif­ver­trag­li­chen Vor­schrif­ten ge­nannt wor­den. Aus­drück­lich an­ge­spro­chen wor­den sei­en un­ter an­de­rem der bei der D1 GmbH gel­ten­de Man­tel- und Ent­gelt­ta­rif­ver­trag so­wie der Ta­rif­ver­trag zur Teil­nah­me am Pen­si­ons­fonds. Das Schrei­ben ent­hal­te außer­dem den Hin­weis auf die für den Kläger wei­ter­gel­ten­den Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen. Auch die Fra­ge der Haf­tung sei dem Kläger be­schrie­ben wor­den. Die­se Dar­stel­lung sei nach den da­ma­li­gen Grundsätzen des BAG in Grundzügen rich­tig ge­we­sen.

Dass in dem Un­ter­rich­tungs­schrei­ben nicht der Fir­men­sitz des Über­neh­mers mit vollständi­ger An­schrift so­wie das zuständi­ge Han­dels­re­gis­ter und die Han­dels­re­gis­ter­num­mer be­nannt wor­den sei­en, sei vor­lie­gend oh­ne Be­lang. Denn dem Kläger sei­en, wenn auch auf an­de­ren We­gen, die­se In­for­ma­tio­nen je­den­falls nachträglich be­kannt ge­wor­den. Die er­for­der­li­chen Da­ten zur D1 GmbH ha­be er spätes­tens mit dem Schrei­ben vom 21. Fe­bru­ar 2006 er­hal­ten und könne sich da­her im Jahr 2014 nicht mehr auf die Un­kennt­nis die­ser Umstände im Zeit­punkt des Be­triebsüber­gangs be­ru­fen. Zu Recht wer­de an­ge­nom­men, dass sich ein Ar­beit­neh­mer nicht auf das Feh­len von In­for­ma­tio­nen be­ru­fen könne, die zwar im Un­ter­rich­tungs­schrei­ben nicht an­ge­ge­ben sei­en, über die er je­doch an­der­wei­tig

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Kennt­nis er­langt ha­be. Zweck der Un­ter­rich­tung sei nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, dass der Ar­beit­neh­mer durch die Un­ter­rich­tung ei­ne aus­rei­chen­de Wis­sens­grund­la­ge für die Ausübung oder Nicht­ausübung sei­nes Wi­der­spruchs­rechts er­hal­te. Verfüge ein Ar­beit­neh­mer nach­weis­lich über be­stimm­te In­for­ma­tio­nen, sei es nicht sach­ge­recht, dar­auf zu be­ste­hen, dass der Ar­beit­neh­mer die In­for­ma­tio­nen da­ne­ben auch durch das Wi­der­spruch­schrei­ben er­hal­ten ha­be.

Das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2005 ha­be den sei­ner­zeit ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen an ei­ne In­for­ma­ti­on genügt. Erst mit sei­nen Grund­satz­ur­tei­len vom 13. Ju­li 2006 (8 AZR 303/05 und 8 AZR 305/05) ha­be das Bun­des­ar­beits­ge­richt erhöhte An­for­de­run­gen an die In­for­ma­ti­ons­schrei­ben nach gemäß § 613a BGB auf­ge­stellt. Im Zeit­punkt der In­for­ma­ti­on ha­be die Be­klag­te da­her da­von aus­ge­hen dürfen, dass ihr In­for­ma­ti­ons­schrei­ben um­fas­send und vollständig sei.

Je­den­falls sei ei­ne Be­ru­fung auf ei­ne et­waig feh­ler­haf­te Un­ter­rich­tung sei­tens des Klägers rechts­miss­bräuch­lich. Der Kläger ha­be in den Jah­ren zwi­schen dem 1. Ja­nu­ar 2006 und Au­gust 2014 sei­ne neue Ar­beit­ge­be­rin vollständig ak­zep­tiert. Grund für die Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts sei nicht die feh­ler­haf­te Be­leh­rung über die Fol­gen des Be­triebsüber­gangs, son­dern sich mögli­cher­wei­se ändern­de Be­tei­li­gungs­verhält­nis­se bei der D1 GmbH ge­we­sen. Erst als der Kläger er­fah­ren ha­be, dass 49 % der Geschäfts­an­tei­le an ei­ne wei­te­re Fir­ma außer­halb des Kon­zerns über­tra­gen würden, ha­be er um sei­ne Rechts­po­si­ti­on ge­bangt. Nur aus die­sem Grun­de ha­be er sich ver­an­lasst ge­se­hen, ge­gen den Be­triebsüber­gang vor­zu­ge­hen.

Zu­dem sei das Wi­der­spruchs­recht ver­wirkt. Das Zeit­mo­ment sei erfüllt, und zwar „ex­trem schwer­wie­gend“, da 8 Jah­re und 10 Mo­na­te ver­stri­chen sei­en, bis der Kläger den Wi­der­spruch erklärt ha­be. An die Erfüllung des Um­stands­mo­ments könn­ten des­halb ge­rin­ge­re An­for­de­run­gen ge­stellt wer­den. Die­se sei­en vor­lie­gend schon durch das schlich­te Tätig­wer­den für die Er­wer­be­rin für den Zeit­raum von 8 Jah­ren und 10 Mo­na­ten erfüllt, da hier­durch bei der Be­klag­ten das be­rech­tig­te Ver­trau­en ha­be ent­ste­hen dürfen, der Kläger wer­de kei­nen Wi­der­spruch mehr erklären. Zum an­de­ren ha­be der Kläger durch die Be­an­tra­gung von Ur­laub, durch Fort­bil­dun­gen, durch schrift­li­che Ver­pflich­tungs­erklärun­gen ge­genüber der D1 GmbH zum Aus­druck

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ge­bracht, dass er sie als neue Ar­beit­ge­be­rin ak­zep­tie­re. Das rei­che vor­lie­gend für das Um­stands­mo­ment aus.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge mit Ur­teil vom 16. März 2016 statt­ge­ge­ben. Zur Be­gründet­heit der Kla­ge hat es aus­geführt, dass der Kläger dem Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses form- und frist­ge­recht wi­der­spro­chen ha­be. Die Mo­nats­frist des § 613a Abs. 6 BGB, die mit Zu­gang der Un­ter­rich­tung be­gin­ne, sei nicht in Gang ge­setzt wor­den, da der Kläger durch das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben nicht ord­nungs­gemäß über den Be­triebsüber­gang un­ter­rich­tet wor­den sei. Das Schrei­ben ent­hal­te kei­ne aus­rei­chen­den In­for­ma­tio­nen über die ju­ris­ti­sche Per­son der Be­triebs­er­wer­be­rin. Ei­ne et­wai­ge späte­re Kennt­nis des Klägers sei un­er­heb­lich, da ei­ne nach­ei­len­de „In­for­ma­ti­on“ in­so­weit nicht statt­fin­de. Die Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts sei auch nicht rechts­miss­bräuch­lich ge­we­sen. Das Wi­der­spruchs­recht sei nicht ver­wirkt, da das für ei­ne Ver­wir­kung er­for­der­lich Um­stands­mo­ment nicht vorläge. Der Kläger ha­be nicht über den Be­stand sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses dis­po­niert und da­her nicht das Ver­trau­en er­weckt, er wer­de kei­nen Wi­der­spruch mehr erklären.

Für die wei­te­re Be­gründung der ar­beits­ge­richt­li­chen Ent­schei­dung wird auf die Ent­schei­dungs­gründe des Ur­teils vom 16. März 2016 (Bl. 70 ff. d.A) ver­wie­sen.

Die Be­klag­te hat das ihr am 18. März 2016 zu­ge­stell­te Ur­teil am 30. März 2016 mit der Be­ru­fung an­ge­grif­fen, die sie am 17. Mai 2016 be­gründet hat.

Die Be­klag­te führt aus, der Kläger sei ord­nungs­gemäß über den Be­triebsüber­gang zum 1. Ja­nu­ar 2006 in­for­miert wor­den. Da­ge­gen spre­che auch nicht, dass im In­for­ma­ti­ons­schrei­ben der Fir­men­sitz und der Han­dels­re­gis­ter­ein­trag nicht an­ge­ge­ben ge­we­sen sei­en. Der Kläger ha­be den­noch ei­ne aus­rei­chen­de Wis­sens­grund­la­ge er­hal­ten, um sein Wi­der­spruchs­recht ausüben zu können. Be­reits an­hand der im Un­ter­rich­tungs­schrei­ben ge­nann­ten Fir­ma der Über­neh­me­rin sei es möglich ge­we­sen, Ein­sicht in ih­ren Re­gis­ter­ein­trag zu neh­men.

Der Kläger ha­be sein Wi­der­spruchs­recht je­den­falls ver­wirkt. Die An­for­de­run­gen an das Um­stands­mo­ment sei­en we­gen des in ex­tre­mem Aus­maß ver­wirk­lich­ten Zeit­mo­ments und der al­len­falls sehr ge­rin­gen Ver­let­zung der Un­ter­rich­tungs­pflicht deut­lich re­du­ziert.

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Das Um­stands­mo­ment sei im vor­lie­gen­den Fall schon des­halb erfüllt, weil der Kläger durch die Wei­ter­ar­beit nach der Ver­set­zung zum 1. Au­gust 2011 den Ein­druck er­weckt ha­be, er wer­de dem Be­triebsüber­gang nicht mehr wi­der­spre­chen. Der Kläger ha­be we­gen sei­ner Ver­set­zung nach E. um­zie­hen müssen und ha­be dies auch ge­tan. Ein Wi­der­spruch wäre mit ei­nem wei­te­ren Um­zug ver­bun­den. Da­mit, dass der Kläger ei­nen wei­te­ren Um­zug in Kauf neh­men würde, ha­be man nicht rech­nen müssen.

Zu­dem ha­be der Kläger durch die tätig­keits­spe­zi­fi­schen Fort­bil­dun­gen, die An­zei­ge der Nicht­ausübung von Ne­bentätig­kei­ten und die Un­ter­zeich­nung der Ver­pflich­tungs­erklärun­gen das Um­stands­mo­ment erfüllt.

Im Übri­gen müsse be­dacht wer­den, dass ei­ne Rück­ab­wick­lung des über­ge­gan­ge­nen Ar­beits­verhält­nis­ses, die im Fal­le ei­ne Wi­der­spruchs ex tunc vor­zu­neh­men sei, der Be­klag­ten nach ei­nem so lan­gen Zeit­raum nicht zu­mut­bar sei.

Die Be­klag­te be­an­tragt,
das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ham­burg vom 16. März 2016 - 28 Ca 387/15 - ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Kläger be­an­tragt,
die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Der Kläger ver­tei­digt das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts und macht gel­tend, sein Wi­der­spruchs­recht sei nicht ver­wirkt. Die bloße Ver­trags­ausführung könne kein Ver­trau­ens­schutz be­gründen­der Um­stand sein. Hierfür müsse der Ar­beit­neh­mer über die bloße Wei­ter­ar­beit beim Be­triebs­er­wer­ber hin­aus über das Ar­beits­verhält­nis dis­po­nie­ren. Dies ha­be der Kläger hier nicht ge­tan.
In die Abwägung sei hier im Übri­gen zwin­gend ein­zu­stel­len, dass die Be­klag­te während des ge­sam­ten Zeit­raums Kennt­nis über die Feh­ler­haf­tig­keit ih­res Un­ter­rich­tungs­schrei­bens ge­habt ha­be. Sie ha­be den­noch da­von ab­ge­se­hen, das In­for­ma­ti­ons­schrei­ben zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt der ge­setz­li­chen Form ent­spre­chend zu ver­vollständi­gen oder die Ar­beit­neh­mer zu fra­gen, ob sie ihr Wi­der­spruchs-recht noch aus­zuüben ge­den­ken. Da sie da­mit ein kal­ku­lier­tes Ri­si­ko ein­ge­gan­gen sei, sei ihr das aus­geübte Wi­der­spruchs­recht zu­mut­bar.

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Zur Ergänzung des Tat­be­stan­des wird auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze der Par­tei­en nebst An­la­gen so­wie auf die Sit­zungs­nie­der­schrif­ten ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

I.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist zulässig und be­gründet.

1.

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist gemäß §§ 64 Abs. 1, 2 lit. b) und c) ArbGG statt­haft. Sie wur­de i.S.d. §§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG, 519, 520 ZPO form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und ord­nungs­gemäß be­gründet.

2.

Das Rechts­mit­tel hat in der Sa­che Er­folg. Die Kla­ge ist zwar zulässig, aber un­be­gründet.

Der Kläger konn­te dem Be­triebsüber­gang von der Be­klag­ten auf die D1 GmbH (bzw. C1 GmbH) nicht mehr rechts­wirk­sam wi­der­spre­chen, da sein Wi­der­spruchs­recht ver­wirkt war. Die Kam­mer schließt sich nach ei­ge­ner Prüfung der Be­gründung der Ent­schei­dung des LAG Ham­burg Im Par­al­lel­ver­fah­ren zum Az. 7 Sa 26/16 vom 14. Ju­li 2016 an, so­weit sie auch für den vor­lie­gen­den Sach­ver­halt passt. Im Ein­zel­nen:

a)

Die Kla­ge ist zulässig.

Die Vor­aus­set­zun­gen des § 256 Abs. 1 ZPO sind erfüllt. Auf die Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts im an­ge­foch­te­nen Ur­teil wird ver­wie­sen (§ 69 Abs. 2 ArbGG).

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b)

Die Kla­ge ist nicht be­gründet.

Das Ar­beits­verhält­nis des Klägers ist auf­grund des Be­triebsüber­gangs zum 1. Ja­nu­ar 2006 nach § 613a Abs. 1 S. 1 BGB von der Be­klag­ten auf die D1 GmbH (bzw. C1 GmbH) über­ge­gan­gen. Der Kläger hat dem Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses auf die D1 GmbH mit sei­nem Schrei­ben vom 1. Au­gust 2014 nicht wirk­sam nach § 613a Abs. 6 BGB wi­der­spro­chen. Zwar ist die Wi­der­spruchs­frist aus § 613a Abs. 6 Satz 1 BGB nicht in Lauf ge­setzt wor­den, da der Kläger nicht ord­nungs­gemäß über den Be­triebsüber­gang un­ter­rich­tet wor­den ist (hier­zu un­ter aa.). Doch hat­te der Kläger sein Wi­der­spruchs­recht zum Zeit­punkt der Ausübung nach § 242 BGB ver­wirkt (hier­zu un­ter bb).

aa)

Das Un­ter­rich­tungs­schrei­ben über den Be­triebsüber­gang vom 14. No­vem­ber 2005 ent­spricht den An­for­de­run­gen des § 613a Abs. 5 BGB nicht, so­dass es die Wi­der­spruchs­frist des § 613a Abs. 6 Satz 1 BGB nicht in Gang setz­te.

Der Kläger wur­de zum ei­nen nicht ord­nungs­gemäß i.S.d. § 613a Abs. 5 BGB über die Per­son der Be­triebs­er­wer­be­rin un­ter­rich­tet. Es fehl­ten die er­for­der­li­chen An­ga­ben zum Sitz der Ge­sell­schaft und zum zuständi­gen Re­gis­ter­ge­richt (vgl. hier­zu et­wa BAG 15.03.2012 – 8 AZR 700/10 – ju­ris Rn. 24). Wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend aus­geführt hat, kommt es nicht dar­auf an, ob der Kläger durch die An­ga­ben auf den Briefbögen der Über­neh­me­rin zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt über ih­ren Sitz und das zuständi­ge Re­gis­ter­ge­richt in­for­miert wor­den ist. Nur die Un­ter­rich­tung nach § 613a Abs. 5 BGB setzt die Wi­der­spruchs­frist des § 613a Abs. 6 BGB in Gang. Da­zu muss die­se Un­ter­rich­tung vollständig und rich­tig sein (BAG 23.07.2009 – 8 AZR 558/08 – ju­ris Rn. 21).
Zum an­de­ren wur­de der Kläger nicht vollständig über die haf­tungs­recht­li­chen Fol­gen in­for­miert. Im In­for­ma­ti­ons­schrei­ben fehl­ten An­ga­ben da­zu, dass die ge­samt­schuld­ne­ri­sche Haf­tung der Be­klag­ten als bis­he­ri­ger Ar­beit­ge­be­rin für sol­che Ver­pflich­tun­gen, die vor dem Be­triebsüber­gang ent­stan­den und vor Ab­lauf von ei­nem

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Jahr nach die­sem Zeit­punkt fällig wer­den, auf den Um­fang be­schränkt ist, der dem im Zeit­punkt des Über­gangs ab­ge­lau­fe­nen Teil des Be­mes­sungs­zeit­raums die­ser Ver­pflich­tun­gen ent­spricht (§ 613 a Abs. 2 S. 2 BGB).

Man­gels ord­nungs­gemäßer Un­ter­rich­tung wur­de die ein­mo­na­ti­ge Wi­der­spruchs­frist nach § 613a Abs. 6 Satz 1 BGB nicht in Lauf ge­setzt (vgl. BAG, 22.01.2009, 8 AZR 808/07, ju­ris Rn 23). Zum Zeit­punkt sei­ner Ausübung mit Schrei­ben vom 1. Au­gust 2014 war das Wi­der­spruchs­recht des Klägers da­her nicht nach § 613a BGB ver­fris­tet.

bb)

Die Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts war im Au­gust 2014 je­doch des­halb nicht mehr möglich, da die­ses Recht ver­wirkt war (§ 242 BGB).

aaa)

Auch wenn die Mo­nats­frist des § 613 a Abs. 6 S. 1 BGB nicht zu lau­fen be­ginnt, weil kei­ne ord­nungs­gemäße Un­ter­rich­tung er­folgt ist, oder die­se nicht vollständig war, und da­mit kei­ne ge­setz­lich fest­ge­leg­te zeit­li­che Gren­ze für die Erklärung des Wi­der­spruchs exis­tiert, kann je­nes Wi­der­spruchs­recht ver­wirkt wer­den (BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 25; ErfK/Preis 15. Aufl. § 613a BGB Rd­nr. 97). Die Tat­sa­che, dass der Ge­setz­ge­ber ei­ne Wi­der­spruchs­frist ein­geführt hat, schließt ei­ne An­wen­dung der all­ge­mei­nen Ver­wir­kungs­grundsätze nicht aus, weil je­des Recht nur un­ter Berück­sich­ti­gung der Grundsätze von Treu und Glau­ben aus­geübt wer­den kann (st. Rspr. des BAG, vgl.: BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 25; BAG 22.06.2011 – 8 AZR 752/09 – ju­ris Rn 28; BAG 12.11.2009 – 8 AZR 751/07 – ju­ris Rn 22f.). Auch die RL 2001/23/EG des Ra­tes vom 12. März 2001 steht dem nicht ent­ge­gen. Das Wi­der­spruchs­recht des Ar­beit­neh­mers ist in der Richt­li­nie nicht vor­ge­se­hen, je­doch vom EuGH als sich nach na­tio­na­lem Recht be­stim­mend an­er­kannt (EuGH, 24.1.2002 – C 51/00 – ju­ris; BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 25). Zur Sank­tio­nie­rung des Ver­s­toßes ge­gen die Un­ter­rich­tungs­pflich­ten der RL 2001/23/EG ist ein end­lo­ses Wi­der­spruchs­recht nicht er­for­der­lich. So er­kennt der EuGH bspw. bei Aus­schluss­fris­ten das In­ter­es­se an Rechts­si­cher­heit an, da mit sol­chen Fris­ten die Ausübung der durch die Uni­ons­rechts­ord­nung ver­lie­he­nen Rech­te nicht prak­tisch unmöglich oder übermäßig er­schwert wird (EuGH, 8.7.2010 – C 246/09 – ju­ris; BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris). Das Wi­der­spruchs­recht muss den

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Ar­beit­neh­mern nicht un­be­grenzt, son­dern nur so lan­ge er­hal­ten blei­ben, wie es für ei­ne ef­fek­ti­ve und verhält­nismäßige Sank­tio­nie­rung des Un­ter­rich­tungs­feh­lers ge­bo­ten ist (BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 25).

Die Ver­wir­kung ist ein Son­der­fall der un­zulässi­gen Rechts­ausübung (§ 242 BGB). Mit ihr wird die il­loy­al ver­späte­te Gel­tend­ma­chung von Rech­ten aus­ge­schlos­sen. Sie be­ruht auf dem Ge­dan­ken des Ver­trau­ens­schut­zes und dient dem Bedürf­nis nach Rechts­si­cher­heit und Rechts­klar­heit. Mit der Ver­wir­kung soll das Aus­ein­an­der­fal­len zwi­schen recht­li­cher und so­zia­ler Wirk­lich­keit be­sei­tigt wer­den; die Rechts­la­ge wird der so­zia­len Wirk­lich­keit an­ge­gli­chen (BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 26; BAG 12.12.2006 – 9 AZR 747/06 – ju­ris Rn 17). Die Ver­wir­kung ver­folgt nicht den Zweck, den Schuld­ner stets dann von sei­ner Ver­pflich­tung zu be­frei­en, wenn des­sen Gläubi­ger länge­re Zeit sei­ne Rech­te nicht gel­tend ge­macht hat (Zeit­mo­ment). Der Be­rech­tig­te muss viel­mehr un­ter Umständen untätig ge­blie­ben sein, die den Ein­druck er­weck­ten, dass er sein Recht nicht mehr gel­tend ma­chen wol­le, so­dass der Ver­pflich­te­te sich dar­auf ein­stel­len durf­te, nicht mehr in An­spruch ge­nom­men zu wer-den (Um­stands­mo­ment). Hier­bei muss das Er­for­der­nis des Ver­trau­ens­schut­zes auf Sei­ten des Ver­pflich­te­ten das In­ter­es­se des Be­rech­tig­ten der­art über­wie­gen, dass ihm die Erfüllung des An­spruchs nicht mehr zu­zu­mu­ten ist (BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn. 26).
An­ge­sichts der ge­setz­li­chen Re­ge­lung ist hin­sicht­lich des Zeit­mo­ments nicht auf ei­ne be­stimm­te Frist ab­zu­stel­len. Ent­schei­dend sind viel­mehr die kon­kre­ten Umstände des Ein­zel­fal­les. Auch ist die Länge des Zeit­ab­lau­fes in Wech­sel­wir­kung zu dem eben­falls er­for­der­li­chen Um­stands­mo­ment zu set­zen. Zeit­mo­ment und Um­stands­mo­ment be­ein­flus­sen sich wech­sel­sei­tig, d.h. bei­de Ele­men­te sind bild­haft im Sin­ne „kom­mu­ni­zie­ren­der Röhren“ mit­ein­an­der ver­bun­den (BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 27; BAG 22.6.2011 – 8 AZR 752/09 – ju­ris Rn 30). Je stärker das ge­setz­te Ver­trau­en oder die Umstände, die ei­ne Gel­tend­ma­chung für den An­spruchs­geg­ner un­zu­mut­bar ma­chen, sind, des­to schnel­ler kann ein An­spruch ver­wir­ken (BAG, 24.7.2008 – 8 AZR 175/07 –ju­ris Rn 27). Um­ge­kehrt gilt: je mehr Zeit seit dem Zeit­punkt des Be­triebsüber­gangs ver­stri­chen ist und je länger der Ar­beit­neh­mer be­reits für den Er­wer­ber ge­ar­bei­tet hat, des­to ge­rin­ger sind die An­for­de­run­gen an das Um­stands­mo­ment (BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 27; BAG 22.6.2011 – 8

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AZR 752/09 – ju­ris Rn 30). Es müssen letzt­lich be­son­de­re Ver­hal­tens­wei­sen so­wohl des Be­rech­tig­ten als auch des Ver­pflich­te­ten vor­lie­gen, die es recht­fer­ti­gen, die späte Gel­tend­ma­chung des Rechts als mit Treu und Glau­ben un­ver­ein­bar und für den Ver­pflich­te­ten als un­zu­mut­bar an­zu­se­hen (BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn 27; BAG, 22.4.2010 – 8 AZR 871/07 – ju­ris Rn 29).

bbb)

Legt man die­se Grundsätze an, so zeigt sich, dass vor­lie­gend von der Ver­wir­kung des Wi­der­spruchs­rechts aus­zu­ge­hen ist.

Das Zeit­mo­ment ist bei wei­tem erfüllt. Zwi­schen der feh­ler­haf­ten Un­ter­rich­tung und der Erklärung des Wi­der­spruchs sind 8 Jah­re und 10 Mo­na­te ver­gan­gen. Das ist ein ex­trem schwer­wie­gend ver­wirk­lich­tes Zeit­mo­ment (vgl. BAG, 15.3.2012 – 8 AZR 700/10 – ju­ris Rn. 33).

Auch das Um­stands­mo­ment ist ent­ge­gen der An­sicht des Klägers und des Ar­beits­ge­richts erfüllt. So­weit der Kläger ab dem 1. Ja­nu­ar 2006 zunächst oh­ne Wi­der­spruch bei der D1 GmbH (bzw. der C1 GmbH) wei­ter­ge­ar­bei­tet hat, be­gründet dies zwar für sich al­lein be­trach­tet noch kei­ne Ver­wir­kung sei­nes Wi­der­spruchs­rechts (st. Rspr. des BAG, vgl. nur BAG, 20.5.2010 – 8 AZR 734/08 – ju­ris Rn. 26). Doch führen die wei­ter zu berück­sich­ti­gen­den Umstände in Wech­sel­wir­kung mit dem Zeit­mo­ment zur Ver­wir­kung des Wi­der­spruchs­rechts. Der Kläger hat durch sein Ver­hal­ten nach dem voll­zo­ge­nen Be­triebsüber­gang, ins­be­son­de­re durch den An­tritt des neu­en Ar­beits­plat­zes im Un­ter­neh­men der Über­neh­me­rin zum 1. Au­gust 2011, in der Ge­samt­schau das Um­stands­mo­ment ver­wirk­licht.

(1) Das Um­stands­mo­ment ist erfüllt, wenn der Ar­beit­ge­ber da­von aus­ge­hen durf­te, der Wi­der­spruch wer­de nicht mehr aus­geübt. Dies ist dann der Fall, wenn er auf­grund des Ver­hal­tens des Ar­beit­neh­mers an­neh­men durf­te, die­ser ha­be den Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf den Be­triebs­er­wer­ber und die­sen da­mit als sei­nen neu­en Ar­beit­ge­ber ak­zep­tiert.

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Ei­ne sol­che An­nah­me ist auf je­den Fall dann ge­recht­fer­tigt, wenn der Ar­beit­neh­mer über den Be­stand sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses ge­genüber dem Be­triebs­er­wer­ber dis­po­niert hat. Da­bei stel­len sich als Dis­po­si­ti­on über den Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses nur sol­che Ver­ein­ba­run­gen oder Ver­hal­tens­wei­sen des Ar­beit­neh­mers dar, durch wel­che es zu ei­ner Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses kommt – z. B. der Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges bzw. die Hin­nah­me ei­ner vom Be­triebs­er­wer­ber aus­ge­spro­che­nen Kündi­gung – oder durch wel­che das Ar­beits­verhält­nis auf ei­ne völlig neue recht­li­che Grund­la­ge ge­stellt wird (vgl. BAG, 23.7.2009 - 8 AZR 357/08 – ju­ris Rn. 45).

Da­ne­ben können aber auch an­de­re Ver­hal­tens­wei­sen im Rah­men ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses in der Ge­samt­schau des zu berück­sich­ti­gen­den Ein­zel­fal­les ein ent­spre­chen­des Um­stands­mo­ment erfüllen (vgl. BAG, 15.3.2012 – 8 AZR 700/10 – ju­ris Rn. 37f.; BAG 22.6.2011 – 8 AZR 752/09 – Rn. 38). Hier­bei genügen – wie be­reits aus­geführt – bei deut­lich ver­wirk­lich­tem Zeit­mo­ment we­ni­ger ge­wich­ti­ge Umstände, um von der Ver­wirk­li­chung des Um­stands­mo­ments aus­ge­hen zu können (vgl. auch BAG, 24.7.2008, 8 AZR 205/07; BAG, 24.7.2008, 8 AZR 175/07; zit. nach ju­ris).

(2) Hier hat der Kläger zwar nicht über den Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses dis­po­niert. Den­noch hat er das Um­stands­mo­ment erfüllt. Denn es lie­gen sons­ti­ge Umstände vor, die an­ge­sichts der Ge­ge­ben­hei­ten des vor­lie­gen­den Falls aus­rei­chen.

In­so­weit ist zunächst fest­zu­stel­len, dass bei ei­nem Zeit­ab­lauf von 8 Jah­ren und 10 Mo­na­ten für den An­spruchs­geg­ner re­gelmäßig ein erhöhter Ver­trau­en­stat­be­stand da­hin­ge­hend be­steht, dass die Rechts­ausübung nicht mehr vor­ge­nom­men wird. Das gilt je­den­falls dann, wenn – wie vor­lie­gend – kein gro­ber oder den Ar­beit­neh­mer täuschen­der Un­ter­rich­tungs­feh­ler ge­ge­ben ist.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist das maßgeb­li­che und aus­rei­chen­de Um­stands­mo­ment dar­in zu se­hen, dass der Kläger der Ver­set­zung durch die Über­neh­me­rin mit Schrei­ben vom 26. Ju­li 2011 von der Tech­ni­schen Stel­le B., Stand­ort N., zur Tech­ni­schen Stel­le Ham­burg, Stand­ort E., Fol­ge ge­leis­tet hat. Zwar ist der Kläger bei sei­nem Ar­beits­platz­wech­sel nicht selbst in­itia­tiv ge­wor­den, son­dern hat ei­ne Wei­sung der Über­neh­me­rin im lau­fen­den Ar­beits­verhält­nis um­ge­setzt. Doch war die Ver­set­zung für

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den Kläger mit ei­nem Um­zug ver­bun­den, des­sen Kos­ten von der D1 GmbH über­nom­men wur­den. In­dem der Kläger sei­ne ge­sam­ten persönli­chen Le­bens­umstände verändert hat, um das Ar­beits­verhält­nis mit der Über­neh­me­rin fort­zu­set­zen, hat er sich in nach außen sicht­ba­rer Wei­se zu die­sem Ar­beits­verhält­nis be­kannt. We­gen die­ses Ver­hal­tens durf­te die Über­neh­me­rin dar­auf ver­trau­en, dass der Kläger kei­nen Wi­der­spruch ge­gen den Be­triebsüber­gang mehr erklären würde.

Dies gilt je­den­falls in Zu­sam­men­schau mit den sons­ti­gen Ver­hal­tens­wei­sen, mit de­nen der Kläger deut­lich ge­macht hat, dass er die Über­neh­me­rin als sei­ne Ar­beit­ge­be­rin ak­zep­tier­te. An­zuführen ist in­so­weit, dass der Kläger die Über­lei­tung in das Ent­gelt­sys­tem und die da­mit ver­bun­de­nen neue ta­rif­li­che Ein­grup­pie­rung bei der D1 GmbH, die mit Schrei­ben vom 21. Fe­bru­ar 2006 mit­ge­teilt wor­den ist, wi­der­spruchs­los hin­ge­nom­men hat. Außer­dem hat er die Be­leh­rung über die Mitführungs- und Vor­la­ge­pflicht der Aus­weis­pa­pie­re nach § 2 a Schwarz­ArbG am 29.4.2010 un­ter­schrie­ben, in der es heißt, dass er bestäti­ge, „vom Ar­beit­ge­ber darüber be­lehrt wor­den zu sein, dass er während sei­ner Beschäfti­gung bei der D1 GmbH ver­pflich­tet sei, sei­nen Per­so­nal­aus­weis“ (o.ä.) mit­zuführen ha­be (Anl. B 3, Bl. 49 d.A.). In­so­weit hat der Kläger ak­zep­tiert, dass die D1 GmbH als sei­ne Ar­beit­ge­be­rin auf­geführt wor­den ist. Darüber hin­aus hat er ge­genüber der D1 GmbH bestätigt, kei­ne Ne­bentätig­keit aus­zuüben (Anl. B 4 Bl. 50 d.A.), und er gab ge­genüber der D1 GmbH ei­ne Ver­pflich­tungs­erklärung zur Wah­rung des Post­ge­heim­nis­ses (etc.) ab, wel­che mit dem Hin­weis ver­bun­den war, dass ei­ne Ko­pie zur Per­so­nal­ak­te ge­nom­men wird (Anl. B 6, Bl. 52 d.A.). Die­se Umstände sind zwar al­le­samt nur Hand­lun­gen im lau­fen­den Ar­beits­verhält­nis, be­le­gen aber im Rah­men ei­ner Ge­samtwürdi­gung, dass der Kläger die D1 GmbH (bzw. die C1 GmbH) als neue Ar­beit­ge­be­rin be­trach­te­te und ak­zep­tier­te.

Bei der ge­bo­te­nen Abwägung (vgl. BAG, 17.10.2013 – 8 AZR 974/12 – ju­ris Rn. 26) des auf Sei­ten der Be­klag­ten be­gründe­ten schützens­wer­ten Ver­trau­ens mit dem In­ter­es­se des Klägers an der Ausübung sei­nes Wi­der­spruchs­rechts über­wiegt der Ver­trau­ens­schutz zu­guns­ten der Be­klag­ten.

Im Rah­men der Ge­samt­abwägung ist hier­bei ne­ben dem lan­gen Zeit­ab­lauf und den ver­trau­ens­be­gründen­den Umständen auch zu berück­sich­ti­gen, dass die feh­len­den An­ga­ben im Un­ter­rich­tungs­schrei­ben von ge­rin­gem Ge­wicht wa­ren. Sie wa­ren zu­dem

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nicht der Auslöser dafür, dass der Kläger sein Wi­der­spruchs­recht erst zu die­sem späten Zeit­punkt aus­geübt hat. Denn der Kläger hat­te be­reits kurz nach Voll­zug des Be­triebsüber­gangs ge­naue Kennt­nis über den Sitz, die Geschäfts­adres­se und die Han­dels­re­gis­ter­num­mer der Über­neh­me­rin. Die feh­len­den An­ga­ben zu den Be­schränkun­gen der ge­samt­schuld­ne­ri­schen Nach­haf­tung des bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers las­sen sich dem Ge­set­zes­wort­laut (§ 613 a Abs. 2 S. 2 BGB) ent­neh­men. Wie dar­ge­stellt muss das Wi­der­spruchs­recht des Ar­beit­neh­mers nicht un­be­grenzt be­ste­hen, son­dern nur so lan­ge, wie es für ei­ne ef­fek­ti­ve und verhält­nismäßige Sank­tio­nie­rung des Un­ter­rich­tungs­feh­lers ge­bo­ten ist. In Be­zug auf die hier vor­lie­gen­den Un­ter­rich­tungsmägel wäre es an­ge­sichts der kon­kre­ten Umstände des Falls auch un­ter Berück­sich­ti­gung des Ziels, Un­ter­rich­tungs­feh­ler ef­fek­tiv zu sank­tio­nie­ren, nicht verhält­nismäßig, wenn dem Wi­der­spruchs­recht nach Ab­lauf von 8 Jah­ren und 10 Mo­na­ten noch Wir­kung zukäme.

Ins­ge­samt über­wiegt der As­pekt des Ver­trau­ens­schut­zes auf Sei­ten der Be­klag­ten das In­ter­es­se des Klägers an dem Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses zur Be­klag­ten.

cc)

Die Be­klag­te kann sich als Veräußer­in des Be­triebs auf die Kennt­nis der D1 GmbH bzw. C1 GmbH als Be­triebs­er­wer­be­rin in Be­zug auf die dar­ge­leg­ten Umstände be­ru­fen, da es der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ent­spricht, in­so­weit den Be­triebs­veräußerer und den Be­triebs­er­wer­ber als Ein­heit zu be­han­deln (vgl. BAG, 23.7.2009 – 8 AZR 357/08 – ju­ris Rn. 48).

II.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 91 ZPO.

III.

Die Be­ru­fung wird nach § 72 Abs. 2 Zif­fern 2 ArbGG zu­ge­las­sen. Die vor­lie­gen­de Ent­schei­dung weicht von der Ent­schei­dung des LAG Thürin­gen vom 9. Au­gust 2016 (1 Sa 21/16) in ei­nem Par­al­lel­fall in­so­weit ab, als es an­ders als das LAG Thürin­gen 

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„re­ak­ti­ve“ Ver­hal­tens­wei­sen des Klägers im lau­fen­den Ar­beits­verhält­nis aus­rei­chen lässt, um das Um­stands­mo­ment an­zu­neh­men.

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