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LAG Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 11.02.2010, 4 Sa 444/09

   
Schlagworte: Tarifvertrag, Tarifeinheit
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein
Aktenzeichen: 4 Sa 444/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 11.02.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Lübeck, Urteil vom 1.09.2009, 6 Ca 1827 b/09
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Schles­wig-Hol­stein

Ak­ten­zei­chen: 4 Sa 444/09 6 Ca 1827 b/09 ArbG Lübeck (Bit­te bei al­len Schrei­ben an­ge­ben!)

 

Verkündet am 11.02.2010

gez. ...
als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le 

 

Ur­teil

Im Na­men des Vol­kes

In dem Rechts­streit

pp.

hat die 4. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Schles­wig-Hol­stein auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 11.02.2010 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt ... als Vor­sit­zen­den und d. eh­ren­amt­li­chen Rich­ter ... als Bei­sit­zer und d. eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin ... als Bei­sit­ze­rin

 

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für Recht er­kannt:

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Lübeck vom 01.09.2009 - 6 Ca 1827 b/09 – wird auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird für die Be­klag­te zu­ge­las­sen.

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann durch Ein­rei­chung ei­ner Re­vi­si­ons­schrift bei dem Bun­des­ar­beits­ge­richt in 99084 Er­furt, Hu­go-Preuß-Platz 1, Te­le­fax: 0361 2636-2000 Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss

bin­nen ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen sein.

Der Re­vi­si­onskläger muss die Re­vi­si­on be­gründen. Die Re­vi­si­ons­be­gründung ist, so­fern sie nicht be­reits in der Re­vi­si­ons­schrift ent­hal­ten ist, in ei­nem Schrift­satz bei dem Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­zu­rei­chen. Die Frist für die Re­vi­si­ons­be­gründung beträgt

zwei Mo­na­te.

Die Fris­ten für die Ein­le­gung und die Be­gründung der Re­vi­si­on be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss das Ur­teil be­zeich­nen, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird, und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de.

Die Re­vi­si­on und Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem bei ei­nem deut­schen Ge­richt zu­ge­las­se­nen Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

An sei­ne Stel­le kann auch ein Ver­tre­ter ei­nes Ver­ban­des (Ge­werk­schaf­ten, Ar­beit­ge­ber­ver­ei­ni­gung) oder ei­nes Spit­zen­ver­ban­des (Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Ver-

 

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bände) tre­ten, so­fern er kraft Sat­zung oder Voll­macht zur Ver­tre­tung be­fugt und die Par­tei Mit­glied des Ver­ban­des oder Spit­zen­ver­ban­des ist. An die Stel­le der vor­ge­nann­ten Ver­tre­ter können auch An­ge­stell­te ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner die­ser Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, tre­ten, so­fern die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung der Ver­bands­mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und der Ver­band für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet. Ist die Par­tei Mit­glied ei­nes Ver­ban­des oder Spit­zen­ver­ban­des, kann sie sich auch durch ei­nen Ver­tre­ter ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder An­ge­stell­ten ei­ner der oben ge­nann­ten ju­ris­ti­schen Per­so­nen mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung ver­tre­ten las­sen. Die Per­so­nen, die für die­se Or­ga­ni­sa­tio­nen han­deln, müssen über die Befähi­gung zum Rich­ter­amt verfügen.

Der Re­vi­si­ons­schrift soll ei­ne Aus­fer­ti­gung oder be­glau­big­te Ab­schrift des an­ge­foch­te­nen Ur­teils bei­gefügt wer­den.

Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments genügt, wenn es für die Be­ar­bei­tung durch das Ge­richt ge­eig­net ist. Schriftsätze können da­zu über ei­ne ge­si­cher­te Ver­bin­dung in den elek­tro­ni­schen Ge­richts­brief­kas­ten des Bun­des­ar­beits­ge­richts ein­ge­legt wer­den. Die er­for­der­li­che Zu­gangs- und Über­tra­gungs­soft­ware kann li­zenz­kos­ten­frei über die In­ter­net­sei­te des Bun­des­ar­beits­ge­richts (www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de) her­un­ter­ge­la­den wer­den. Das Do­ku­ment ist mit ei­ner qua­li­fi­zier­ten Si­gna­tur nach dem Si­gna­tur­ge­setz zu ver­se­hen. Nähe­re In­for­ma­tio­nen fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te des Bun­des­ar­beits­ge­richts (s.o.) so­wie un­ter www.egvp.de.

(Rechts­mit­tel­schrif­ten, Rechts­mit­tel­be­gründungs­schrif­ten und wech­sel­sei­ti­ge Schriftsätze im Ver­fah­ren vor dem Bun­des­ar­beits­ge­richt sind in sie­ben­fa­cher - für je­den wei­te­ren Be­tei­lig­ten ei­ne wei­te­re - Aus­fer­ti­gung ein­zu­rei­chen.)

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten um die Höhe ei­ner der Kläge­rin für das Jahr 2008 zu­ste­hen­den ta­rif­li­chen Zu­wen­dung.

Die Kläge­rin trat auf­grund ei­nes schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges vom 19.07.2007 (Bl. 6, 7 d.A.) am 19.07.2007 als voll­beschäftig­te Ar­beit­neh­me­rin in die Diens­te der Be­klag­ten ein. Gemäß § 2 die­ses Ar­beits­ver­tra­ges be­stimmt sich das Ar­beits­verhält­nis nach dem Man­tel­ta­rif­ver­trag für die Beschäftig­ten der Mit­glie­der der TGA... (BAT/A..-Neu) vom 07.08.2003 und den die­sen ändern­den, ergänzen­den oder er­set­zen­den Ta­rif­verträgen. Außer­dem fin­den gemäß § 2 Satz 2 des Ar­beits­ver­tra­ges die im Be­reich des Ar­beit­ge­bers je­weils gel­ten­den sons­ti­gen ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge An­wen­dung.

Die Kläge­rin ist Mit­glied der Ge­werk­schaft ver.di.

Die Ta­rif­ge­mein­schaft der A... e.V. (TGA...), der auch die Be­klag­te an­gehört, schloss mit der Ge­werk­schaft ver.di ei­nen Man­tel­ta­rif­ver­trag für die Beschäftig­ten der TGA... (BAT/A...-Neu) so­wie ei­ne Rei­he ergänzen­der Ta­rif­verträge. Da­zu gehört auch der Ta­rif­ver­trag über ei­ne Zu­wen­dung für die Beschäftig­ten der Mit­glie­der der TGA... (TV-Zu­wen­dung) vom 01.12.2005 (Bl. 20 – 25 d.A.). Nach der Pro­to­koll­no­tiz zu § 2 Abs. 1 TV-Zu­wen­dung steht ei­nem Beschäftig­ten ei­ne Zu­wen­dung in Höhe von 95 % der Vergütung zu, die ihm zu­ge­stan­den hätte, wenn er während des ge­sam­ten Mo­nats Sep­tem­ber Ur­laub ge­habt hätte.

Die TGA... hat eben­falls mit der Ge­werk­schaft der So­zi­al­ver­si­che­run­gen (GdS) ei­nen in­halts­glei­chen Man­tel­ta­rif­ver­trag (BAT/A...-Neu) und auch ergänzen­de Ta­rif­verträge wie den TV-Zu­wen­dung mit eben­falls iden­ti­schem In­halt ge­schlos­sen.

Da­ne­ben ver­ein­bar­te die TGA... mit der GdS und den Rechts­vorgängern der Ge­werk­schaft ver.di, den Ge­werk­schaf­ten ÖTV und DAG, ei­nen Rah­men­ta­rif­ver­trag zur Beschäfti­gungs­si­che­rung (BeST-A...) vom 01.03.2001.

 

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In der Präam­bel zu die­sem Rah­men­ta­rif­ver­trag be­kräfti­gen die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en die Not­wen­dig­keit von Flächen­ta­rif­verträgen für das A...-Sys­tem. Um die­se zu er­hal­ten, so heißt es dort, ver­ein­ba­ren die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en den Rah­men­ta­rif­ver­trag, der es ein­zel­nen A...s ermögli­che, re­gio­nal er­for­der­li­che An­pas­sun­gen der gel­ten­den Man­tel­ta­rif­verträge vor­zu­neh­men, um so­mit ih­re Wett­be­werbsfähig­keit zu gewähr­leis­ten und die Ar­beitsplätze zu si­chern.

In § 1 BeST-A... heißt es zum In­kraft­tre­ten u.a.:

„§ 1 In­kraft­set­zung

(1) Die Wir­kun­gen die­ses Ta­rif­ver­tra­ges tre­ten mit Aus­nah­me der in § 3 Abs. 2 ge­re­gel­ten Fälle nur über ei­ne re­gio­na­le An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung in Kraft. Wird die­ser Rah­men­ta­rif­ver­trag über ei­ne re­gio­na­le An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung in ei­ner A... in Kraft ge­setzt, können die gel­ten­den Ta­rif­verträge BAT/A...-Neu, TV Zu­wen­dung A..., TV Zu­wen­dung A...-O, TV Zu­wen­dung Azu­bi so­wie TV Zu­wen­dung Azu­bi-O für die Dau­er der An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung in die­ser A... teil­wei­se er­setzt bzw. ergänzt wer­den.

(2) Die je­wei­li­ge An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung wird zwi­schen den für be­zirk­li­che oder ört­li­che Ta­rif­verträge zuständi­gen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ab­ge­schlos­sen. Ei­ne sol­che An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung enthält ab­sch­ließend die vom BAT/A...-Neu, TV Zu­wen­dung A..., TV Zu­wen­dung A...-O, TV Zu­wen­dung Azu­bi so­wie TV Zu­wen­dung Azu­bi-O ab­wei­chen­den bzw. ergänzen­den Re­ge­lun­gen und wird als An­la­ge Be­stand­teil die­ses Rah­men­ta­rif­ver­tra­ges.

Ei­ne An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung lässt die Ab­wei­chun­gen vom BAT/A... Neu, dem TV Zu­wen­dung A..., dem TV Zu­wen­dung A...-O, dem TV Zu­wen­dung Azu­bi so­wie TV Zu­wen­dung Azu­bi-O für ei­nen Zeit­raum von höchs­tens 36 Mo­na­ten auf der Grund­la­ge die­ses Rah­men­ta­rif­ver­tra­ges zu. Da­bei dürfen Maßnah­men der Verlänge­rung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nach § 12 ma­xi­mal 12 Mo­na­te Wir­kung ent­fal­ten.

(3) For­dert ein Ta­rif­part­ner den Ab­schluss ei­ner re­gio­na­len An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung, sind ent­spre­chen­de Ver­hand­lun­gen un­mit­tel­bar auf­zu­neh­men. Während der Dau­er die­ser Ver­hand­lun­gen wer­den von der A..., für die ei­ne An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung aus­ge­han­delt wer­den soll, kei­ne be­triebs­be­ding­ten Kündi­gun­gen aus­ge­spro­chen. Erklärt ei­ne Sei­te das Schei­tern der Ver­hand­lun­gen, sind be­triebs­be­ding­te Kündi­gun­gen möglich."

 

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In § 12 a die­ses Ta­rif­werks heißt es un­ter der Über­schrift „Ge­stal­tung der Zu­wen­dung“:

(1) Durch An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung kann die Zu­wen­dung nach den Ta­rif­verträgen über ei­ne Zu­wen­dung für Beschäftig­te und Aus­zu­bil­den­de in der je­weils gülti­gen Fas­sung für ei­nen zu be­stim­men­den Zeit­raum re­du­ziert wer­den. Die Re­du­zie­rung darf nicht mehr als 45 Pro­zent­punk­te des je­weils maßgeb­li­chen Be­mes­sungs­sat­zes nach den Ta­rif­verträgen über ei­ne Zu­wen­dung be­tra­gen. Die Berück­sich­ti­gung ei­ner so­zia­len Kom­po­nen­te ist möglich.

Außer­dem können von den Ta­rif­verträgen über ei­ne Zu­wen­dung ab­wei­chen­de Aus­zah­lungs­zeit­punk­te für die Zu­wen­dung oder Tei­le da­von ver­ein­bart wer­den.

(2) In ei­ner An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung nach Ab­satz 1 ist ein zeit­li­cher Aus­gleich für die Re­du­zie­rung der Zu­wen­dung vor­zu­se­hen. Er beträgt bei Voll­beschäftig­ten ei­nen Ar­beits­tag für die ers­ten 15 Pro­zent­punk­te und je­weils ei­nen wei­te­ren Ar­beits­tag pro an­ge­fan­ge­ne wei­te­re 5 Pro­zent­punk­te Re­du­zie­rung. Für Teil­zeit­beschäftig­te gel­ten die Re­ge­lun­gen ih­rem Zeit­an­teil ent­spre­chend.

...“

Die Be­klag­te schloss mit der GdS am 14.12.2007/16.01.2008 ei­ne sol­che An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung zum Rah­men­ta­rif­ver­trag zur Beschäfti­gungs­si­che­rung (BeST-A...). Zum Gel­tungs­be­reich ist in § 1 ge­re­gelt, der Ta­rif­ver­trag fin­de An­wen­dung für al­le Beschäftig­ten und Aus­zu­bil­den­den, die in ei­nem ta­rif­li­chen Ar­beits- oder Aus­bil­dungs­verhält­nis zur A... S-H... ste­hen.

In § 3 heißt es zur Ab­sen­kung der Zu­wen­dung:

1. Während der Lauf­zeit die­ser An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung wird der Be­mes­sungs­satz der Zu­wen­dung nach

a) dem Ta­rif­ver­trag über ei­ne Zu­wen­dung für die Beschäftig­ten der Mit­glie­der der TGA... vom 01.12.2005

so­wie nach

b) dem Ta­rif­ver­trag über ei­ne Zu­wen­dung für die Aus­zu­bil­den­den der Mit­glie­der der TGA... vom 01.12.2005

von der­zeit 95 v.H. auf je­weils 65 v.H. für die Jah­re 2008, 2009 und 2010 ab­ge­senkt.

 

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2. Als Aus­zah­lungs­zeit­punkt für die Zu­wen­dung wird der 15. No­vem­ber des Jah­res fest­ge­legt. § 4 Ab­satz 2 der Zu­wen­dungs­ta­rif­verträge bleibt un­berührt.

...“

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten die­ser An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung wird Be­zug ge­nom­men auf die zur Ak­te ge­reich­te Ko­pie (Bl. 16 – 18 d.A.).

Die Ge­werk­schaft ver.di schloss ei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung nicht ab.

Die Be­klag­te zahl­te der Kläge­rin im No­vem­ber 2008 ei­ne Zu­wen­dung in Höhe von 65 %. Die Kläge­rin klagt die Dif­fe­renz zu dem Be­trag in Höhe von 95 % ein.

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, sie könne sich bezüglich der Höhe der Zu­wen­dung auf den von ih­rer Ge­werk­schaft ver.di ab­ge­schlos­se­nen Ta­rif­ver­trag über ei­ne Zu­wen­dung be­ru­fen, der ei­nen Be­trag in Höhe von 95 % der Vergütung vor­se­he, die ihr zu­ge­stan­den hätte, wenn sie während des ge­sam­ten Mo­nats Sep­tem­ber Er­ho­lungs­ur­laub ge­habt hätte. Die mit der Ge­werk­schaft GdS ab­ge­schlos­se­ne An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung re­du­zie­re ih­ren An­spruch nicht. Es han­de­le sich da­bei um kei­nen Ta­rif­ver­trag, son­dern le­dig­lich um ei­nen Ver­trag zwi­schen der Be­klag­ten und der GdS als Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung. Da die Ver­ein­ba­rung kein Ta­rif­ver­trag sei, könne sie auch nicht un­mit­tel­bar und zwin­gend auf ihr Ar­beits­verhält­nis ein­wir­ken.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie 699,30 EUR brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB seit Rechtshängig­keit zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

 

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Die Be­klag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, bei der An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung, die sie mit der GdS ab­ge­schlos­sen ha­be, han­de­le es sich um ei­nen Ta­rif­ver­trag. Es be­ste­he des­halb in ih­rem Be­trieb Ta­rifp­lu­ra­lität zwi­schen die­sem Ta­rif­ver­trag und dem mit der Ge­werk­schaft ver.di ab­ge­schlos­se­nen Ta­rif­ver­trag über die Zah­lung ei­ner Zu­wen­dung. Die­se Ta­rifp­lu­ra­lität sei nach dem Grund­satz der Ta­rif­ein­heit mit der Maßga­be auf­zulösen, dass der spe­zi­el­le­re Ta­rif­ver­trag „An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung“ auch für das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin gel­te, ob­wohl sie nicht Mit­glied der die­se An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung ab­sch­ließen­den Ge­werk­schaft sei.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben und zur Be­gründung u.a. aus­geführt, die im BeST-A... ge­schaf­fe­ne Kom­pe­tenz­norm zum Ab­schluss von An­wen­dungs­ver­ein­ba­run­gen ent­hal­te zu­gleich Ein­schränkun­gen. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hätten da­mit ei­ne Un­ter­grup­pe von Ta­rif­verträgen min­de­ren – weil an Be­gren­zun­gen ge­bun­de­nen – Rechts ge­schaf­fen. Vor die­sem Hin­ter­grund sei die Re­ge­lung im je­wei­li­gen BeST-A... der GdS be­zie­hungs­wei­se ver.di da­hin aus­zu­le­gen, dass An­wen­dungs­ver­ein­ba­run­gen je­weils nur für die Mit­glie­der der je­wei­li­gen Ge­werk­schaft gel­ten sol­len. Denn bei­de Ge­werk­schaf­ten hätten oh­ne wei­te­res auch wei­ter­ge­hen­de Ta­rif­verträge ab­sch­ließen können. Wenn aber die je­wei­li­gen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ei­ne Re­ge­lung an­wen­de­ten, die ge­ra­de nicht un­mit­tel­bar auf der Ta­rif­au­to­no­mie be­ru­he und statt­des­sen Ein­schränkun­gen un­ter­lie­ge, dann sei von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ge­wollt, dass die An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung nur in den Gren­zen der Kom­pe­tenz­norm wir­ke. Dann könne aber nicht an­ge­nom­men wer­den, dass die An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung für an­ders nor­ma­tiv ge­bun­de­ne Ar­beits­verhält­nis­se gel­te, für die nor­ma­tiv ei­ne Ein­schränkung durch den BeST-A... nicht er­fol­ge. Auf die Grundsätze der Ta­rif­ein­heit kom­me es des­halb nicht an.

We­gen der wei­te­ren Be­gründung wird Be­zug ge­nom­men auf den In­halt der Ent­schei­dungs­gründe des an­ge­grif­fe­nen Ur­teils.

Die Be­klag­te hat ge­gen das ihr am 05.11.2009 zu­ge­stell­te Ur­teil am 16.11.2009 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se am 15.12.2009 be­gründet.

 

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Die Be­klag­te be­haup­tet, die Ge­werk­schaft ver.di ha­be in Ver­ken­nung der Tat­be­stands­vor­aus­set­zung des § 3 Abs. 1 BeST-A... Ver­hand­lun­gen über den Ab­schluss ei­ner ent­spre­chen­den An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung ab­ge­lehnt. Es kom­me nicht auf ei­ne wirt­schaft­li­che Not­la­ge an, son­dern dar­auf, ob Per­so­nal­an­pas­sun­gen zur Er­hal­tung der wirt­schaft­li­chen Leis­tungsfähig­keit not­wen­dig sei­en. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sei­en erfüllt.

Im Übri­gen – so meint die Be­klag­te – sei sehr wohl an­ders als vom Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men von Ta­rifp­lu­ra­lität aus­zu­ge­hen. Die Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts sei schon des­halb un­ver­tret­bar, weil es Ta­rif­verträge min­de­ren Rechts nicht ge­be. Das TVG de­fi­nie­re in § 1 die mögli­chen In­hal­te ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges. Da­bei wer­de nicht zwi­schen sol­chen min­de­ren oder ge­ho­be­nen Rechts dif­fe­ren­ziert. So­weit er­kenn­bar, ge­be es in der ge­sam­ten ar­beits­recht­li­chen Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur auch nie­man­den, der ei­ne sol­che Dif­fe­ren­zie­rung für möglich hal­te. Rich­tig sei viel­mehr, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des BeST-A... ei­ne ab­so­lut übli­che Re­ge­lungs­tech­nik be­nutzt hätten. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, nämlich die TGA... und die Ge­werk­schaft ver.di be­zie­hungs­wei­se die Ge­werk­schaft GdS, hätten ei­ne Öff­nungs­klau­sel ver­ein­bart, auf­grund de­rer von den dor­ti­gen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zu un­ter­schei­den­de Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf ört­li­cher oder be­zirk­li­cher Ebe­ne Ab­wei­chun­gen von dem ge­schlos­se­nen Ta­rif­ver­trag ver­ein­ba­ren konn­ten. Oh­ne ei­ne sol­che Öff­nungs­klau­sel hätte für die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf ört­li­cher oder be­zirk­li­cher Ebe­ne über­haupt nicht die Kom­pe­tenz be­stan­den, ei­ne ab­wei­chen­de Re­ge­lung zu tref­fen. Selbst­verständ­lich sei­en die den Ta­rif­ver­trag ori­ginär schließen­den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en da­bei auch be­rech­tigt, in­halt­li­che Gren­zen für die Ab­wei­chungs­kom­pe­tenz der (an­de­ren) Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf ört­li­cher oder be­zirk­li­cher Ebe­ne zu set­zen. Da­mit wer­de der auf ört­li­cher oder be­zirk­li­cher Ebe­ne an­ge­sie­del­te Ta­rif­ver­trag aber nicht zu ei­ner Ta­rif­re­ge­lung min­de­ren Rechts.

Folg­lich be­ste­he ei­ne Ta­rifp­lu­ra­lität zwi­schen der von ihr mit der GdS ab­ge­schlos­se­nen An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung und dem von der TGA... und der Ge­werk­schaft ver.di ab­ge­schlos­se­nen TV-Zu­wen­dung. Die­se Plu­ra­lität sei nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts nach dem Grund­satz der Ta­rif­ein­heit auf­zulösen mit der Maßga­be, dass der spe­zi­el­le Ta­rif­ver­trag den all­ge­mei­ne­ren Ta­rif­ver­trag

 

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ver­dränge. Spe­zi­el­ler sei die mit der GdS ab­ge­schlos­se­ne An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung, denn die­se sei ge­genüber dem TV-Zu­wen­dung räum­lich en­ger ge­fasst. Sch­ließlich ge­be es auch kei­ne Aus­nah­me vom Grund­satz der Ta­rif­ein­heit für den Fall der ge­willkürten Ta­rifp­lu­ra­lität. Da­bei sei auch zu be­ach­ten, dass sie -Be­klag­te - das Ne­ben­ein­an­der vom TV-Zu­wen­dung und An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung nicht zu ver­ant­wor­ten ha­be. Viel­mehr be­ru­he die Ta­rifp­lu­ra­lität al­lein dar­auf, dass die Ge­werk­schaft ver.di die Ver­hand­lun­gen zum Ab­schluss der An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung für be­en­det erklärt ha­be, da sie irrtümlich von fal­schen Tat­be­stands­merk­ma­len aus­ge­gan­gen sei.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Lübeck vom 01.09.2009 – 6 Ca 1827 b/09 – ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

die Be­ru­fung der Be­klag­ten zurück­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin ver­tei­digt die erst­in­stanz­li­che Ent­schei­dung und ver­tritt die Auf­fas­sung, sie könne über den oh­ne­hin nicht zu ak­zep­tie­ren­den Grund­satz der Ta­rif­ein­heit nicht in ih­ren ta­rif­li­chen Rech­ten re­du­ziert wer­den durch ei­ne ta­rif­li­che Ver­ein­ba­rung, die ei­ne Ge­werk­schaft ab­ge­schlos­sen ha­be, de­ren Mit­glied sie nicht sei.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en in der Be­ru­fung wird Be­zug ge­nom­men auf den In­halt der dort ge­wech­sel­ten Schriftsätze.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist zulässig. Sie ist statt­haft und frist- und form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den. In der Sa­che hat sie je­doch kei­nen Er­folg. Das Ar­beits­ge­richt hat im Er­geb­nis der Kla­ge zu­tref­fend statt­ge­ge­ben. Die An­grif­fe der Be-

 

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ru­fung recht­fer­ti­gen kei­ne abändern­de Ent­schei­dung. Die Kläge­rin hat ge­gen die Be­klag­te aus § 2 Abs. 1 des zwi­schen der Ge­werk­schaft ver.di und der TGA... ge­schlos­se­nen Zu­wen­dungs­ta­rif­ver­tra­ges in Ver­bin­dung mit der zu § 2 Abs. 1 er­gan­ge­nen Pro­to­koll­no­tiz ei­nen An­spruch in Höhe von 95 % der Vergütung, die ihr zu­ge­stan­den hätte, wenn sie während des ge­sam­ten Mo­nats Sep­tem­ber Er­ho­lungs­ur­laub ge­habt hätte. Die­ser Ta­rif­ver­trag fin­det auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en kraft bei­der­sei­ti­ger Ta­rif­bin­dung gemäß § 3 Abs. 1 und § 4 Abs. 1 Satz 1 TVG un­mit­tel­bar und zwin­gend An­wen­dung, denn die Kläge­rin ist Mit­glied der Ge­werk­schaft ver.di und die Be­klag­te Mit­glied der TGA.... Zwar be­steht ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts im Be­trieb der Be­klag­ten Ta­rifp­lu­ra­lität zwi­schen die­sem Ta­rif­ver­trag und der An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung, die die Be­klag­te mit der Ge­werk­schaft GdS über die Re­du­zie­rung der Zu­wen­dung schloss (da­zu nach­fol­gend 1.). Die­se Ta­rifp­lu­ra­lität ist je­doch ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht nach dem Grund­satz der Ta­rif­ein­heit mit der Maßga­be auf­zulösen, dass für das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin auch die An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung mit der Fol­ge gilt, dass die Zu­wen­dung nur noch 65 % beträgt (da­zu nach­fol­gend 2.). Viel­mehr ist strikt für die An­wen­dung der je­wei­li­gen Ta­rif­verträge auf die Re­ge­lun­gen des § 3 Abs. 1 und § 4 Abs. 1 Satz TVG ab­zu­stel­len (da­zu nach­fol­gend 3.).

1. Im Be­trieb der Be­klag­ten herrscht Ta­rifp­lu­ra­lität zwi­schen dem von der Ge­werk­schaft ver.di mit der TGA... ab­ge­schlos­se­nen TV-Zu­wen­dung und der von der Be­klag­ten mit der Ge­werk­schaft GdS ab­ge­schlos­se­nen An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung zur vorüber­ge­hen­den Re­du­zie­rung der Zu­wen­dung. Es be­ste­hen über­haupt kei­ne Zwei­fel dar­an, dass es sich bei der zwi­schen der GdS und der Be­klag­ten ab­ge­schlos­se­nen An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung auch um ei­nen Ta­rif­ver­trag mit den vol­len Wir­kun­gen des § 3 Abs. 1 und § 4 Abs. 1 Satz 1 TVG han­delt. Die Ar­gu­men­ta­ti­on des Ar­beits­ge­richts, die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hätten ei­ne Un­ter­grup­pe von Ta­rif­verträgen min­de­ren – weil an Be­gren­zun­gen ge­bun­de­nen - Rechts ge­schaf­fen, fin­det kei­ne recht­li­che Grund­la­ge.

Zunächst ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass so­wohl die GdS als auch die Be­klag­te aus­weis­lich der An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung zum Rah­men­ta­rif­ver­trag zur Beschäfti­gungs­si­che­rung vom 14.12.2007/ 16.01.2008 da­von aus­ge­hen, dass es sich bei die­ser

 

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Ver­ein­ba­rung um ei­nen Ta­rif­ver­trag han­delt. Dies er­gibt be­reits ein Blick in § 1 und § 4 die­ser Ver­ein­ba­rung. In § 1 heißt es deut­lich, der Ta­rif­ver­trag gel­te für al­le Beschäftig­ten und Aus­zu­bil­den­den, die in ei­nem ta­rif­li­chen Ar­beits- oder Aus­bil­dungs­verhält­nis zur A... S-H... ste­hen. In § 4 wird eben­falls von der Lauf­zeit die­ses Ta­rif­ver­tra­ges – nämlich der An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung – ge­spro­chen. Be­reits aus­ge­hend von die­sem Wort­laut kann über­haupt kein Zwei­fel dar­an be­ste­hen, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf ört­li­cher Ebe­ne selbst­verständ­lich ei­nen voll­wirk­sa­men Ta­rif­ver­trag schaf­fen woll­ten.

Hin­zu kommt, dass die ver­trags­sch­ließen­den Par­tei­en selbst ta­riffähig sind (§ 2 Abs. 1 TVG). Dies gilt so­wohl für die Be­klag­te als Ar­beit­ge­be­rin als auch für die GdS als Ge­werk­schaft. Die An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung enthält im Übri­gen klas­si­sche Re­ge­lun­gen, die den In­halt, den Ab­schluss und die Be­en­di­gung von Ar­beits­verhält­nis­sen ord­nen (so­ge­nann­te In­halts­nor­men). Zu­dem ist auch das For­mer­for­der­nis des Ta­rif­ver­tra­ges, § 1 Abs. 2 TVG, be­ach­tet wor­den, wes­halb auch aus die­sem Grund über­haupt kein Zwei­fel am Vor­lie­gen ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges be­steht.

Et­was an­de­res folgt auch nicht aus dem Hin­weis des Ar­beits­ge­richts, die im BeST-A... ver­ein­bar­te Re­ge­lungs­kom­pe­tenz ent­hal­te zu­gleich Ein­schränkun­gen. Da­mit wird der auf ört­li­cher oder be­zirk­li­cher Ebe­ne ge­schaf­fe­ne Ta­rif­ver­trag aber nicht zu ei­nem Ta­rif­ver­trag min­de­ren Rechts. Zu­tref­fend weist in­so­weit die Be­klag­te in der Be­ru­fungs­be­gründung dar­auf hin, dass es sich bei den Re­ge­lun­gen in § 1 BeST-A... um ein völlig übli­ches Re­gel­werk han­de­le. Ori­ginär zuständig wa­ren nämlich für den Ab­schluss des Ta­rif­ver­tra­ges die Ta­rif­ge­mein­schaft der A... (TG-A...) und die Ge­werk­schaf­ten ver.di be­zie­hungs­wei­se GdS. Wenn die­se dann ei­ne Öff­nungs­klau­sel ver­ein­ba­ren und da­mit Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf ört­li­cher oder be­zirk­li­cher Ebe­ne le­gi­ti­mie­ren, die Re­ge­lun­gen im Rah­men­ta­rif­ver­trag näher aus­zufüllen, so sind selbst­verständ­lich die den Ta­rif­ver­trag ori­ginär schließen­den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en be­rech­tigt, in­halt­li­che Gren­zen für die Ab­wei­chungs­kom­pe­tenz der (an­de­ren) Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auf ört­li­cher oder be­zirk­li­cher Ebe­ne zu set­zen. Die ori­ginär zuständi­gen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben da­mit le­dig­lich fest­ge­legt, in­wie­weit über­haupt Ab­wei­chun­gen von dem von ih­nen ge­schaf­fe­nen Ta­rif­recht durch Drit­te, nämlich durch die ört­lich und be­zirk­lich zuständi­gen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, ge­trof­fen wer­den dürfen. Ei­ne sol-

 

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che Be­gren­zung ist zulässig, denn die ört­li­chen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en er­hal­ten die Kom­pe­tenz zum Ver­trags­schluss erst auf­grund ei­ner Ermäch­ti­gung durch die ei­gent­lich zuständi­gen über­re­gio­na­len Ta­rif­ver­trags­par­tei­en.

Es han­delt sich al­so auch bei der An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung, die An­la­ge des Rah­men­ta­rif­ver­tra­ges zur Beschäfti­gungs­si­che­rung (BeST-A...) ge­wor­den ist, um ei­nen voll­wer­ti­gen Ta­rif­ver­trag, der selbst­verständ­lich gemäß § 4 Abs. 1TVG un­mit­tel­bar und zwin­gend für die Ta­rif­ge­bun­de­nen gilt.

2. Die da­mit be­ste­hen­de oben dar­ge­leg­te Ta­rifp­lu­ra­lität ist je­doch nicht nach den Grundsätzen der Ta­rif­ein­heit mit der Maßga­be auf­zulösen, dass sich nun­mehr die Kläge­rin ei­nen Ta­rif­ver­trag (An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung) ent­ge­gen­hal­ten las­sen muss, den ei­ne Ge­werk­schaft ab­ge­schlos­sen hat, der sie nicht an­gehört. Zwar hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt in der Ver­gan­gen­heit nicht nur bei Ta­rif­kon­kur­renz, son­dern auch bei Ta­rifp­lu­ra­lität die­se nach dem Grund­satz der Ta­rif­ein­heit auf­gelöst mit der Maßga­be, dass der spe­zi­el­le­re Ta­rif­ver­trag den an­de­ren Ta­rif­ver­trag im Be­trieb ver­drängt.

Der 4. Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts be­ab­sich­tigt aber aus­weis­lich der Pres­se­mit­tei­lung Nr. 9/10, sei­ne Recht­spre­chung zur so­ge­nann­ten Ta­rif­ein­heit für den Fall der Ta­rifp­lu­ra­lität zu ändern. Der Pres­se­mit­tei­lung ist zu ent­neh­men, dass nach Auf­fas­sung des 4. Se­nats ei­ne ge­setz­lich an­ge­ord­ne­te Re­ge­lung für die Ver­drängung ei­ner durch das Ta­rif­ver­trags­ge­setz vor­ge­se­he­nen Gel­tung ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges eben­so we­nig be­steht wie ei­ne zur Rechts­fort­bil­dung be­rech­ti­gen­de Lücke im Ta­rif­ver­trags­ge­setz an­ge­nom­men wer­den kann. Zu­dem sei die Ver­drängung ei­nes gel­ten­den Ta­rif­ver­tra­ges nach dem Grund­satz der Ta­rif­ein­heit in den Fällen ei­ner durch Mit­glied­schaft oder durch die Stel­lung als Ta­rif­ver­trags­par­tei be­gründe­ten Ta­rifp­lu­ra­lität nicht mit dem Grund­recht der Ko­ali­ti­ons­frei­heit nach Art. 9 Abs. 3 GG zu ver­ein­ba­ren. Sch­ließlich las­se sich die zwangs­wei­se Auflösung der ver­fas­sungs­recht­lich vor­ge­se­he­nen Ta­rifp­lu­ra­lität auch nicht mit mögli­chen Aus­wir­kun­gen auf an­de­re Rechts­be­rei­che recht­fer­ti­gen.

 

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Dem schließt sich die er­ken­nen­de Kam­mer an. Für das Be­ru­fungs­ge­richt ist ent­schei­dend, dass die bis­he­ri­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Grund­satz der Ta­rif­ein­heit bei Ta­rifp­lu­ra­lität kei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge fin­det, ins­be­son­de­re nicht mit § 3 Abs. 1 TVG und § 4 Abs. 1 Satz 1 TVG in Übe­rein­stim­mung zu brin­gen ist. An­ders als bei der Ta­rif­kon­kur­renz, die sich auf das ein­zel­ne Ar­beits­verhält­nis be­zieht, liegt Ta­rifp­lu­ra­lität vor, wenn in­ner­halb ei­nes Be­trie­bes un­ter­schied­li­che Ta­rif­verträge nor­ma­ti­ve Gel­tung in der Wei­se be­an­spru­chen, dass auf min­des­tens ein Ar­beits­verhält­nis des Be­trie­bes die Vor­schrif­ten ei­nes Ta­rif­werks nor­ma­tiv an­zu­wen­den sind, während auf min­des­tens ein an­de­res Ar­beits­verhält­nis die Nor­men ei­nes an­de­ren Ta­rif­ver­tra­ges nach § 4 Abs. 1 TVG un­mit­tel­bar und zwin­gend wir­ken. Müss­te in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on ein Ta­rif­ver­trag nach dem Grund­satz der Ta­rif­ein­heit zurück­tre­ten, so wäre dies nicht mit § 3 Abs. 1 und § 4 Abs. 1 Satz 1 TVG in Ein­klang zu brin­gen. Ei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge für die An­wen­dung der Leh­re von der Ta­rif­ein­heit ist nicht er­kenn­bar. Zu­dem exis­tiert auch kein Rechts­satz, der ei­ne gleich­zei­ti­ge An­wen­dung meh­re­rer Ta­rif­verträge auf ver­schie­de­ne Ar­beits­verhält­nis­se im Be­trieb un­ter­sagt. Ein sol­cher lässt sich we­der den von der Recht­spre­chung ge­nann­ten Prin­zi­pi­en der Rechts­si­cher­heit oder Rechts­klar­heit noch ei­nem all­ge­mein an­er­kann­ten Rechts­in­sti­tut ent­neh­men.

3. Nach al­le­dem ist im Fal­le der Ta­rifp­lu­ra­lität § 3 Abs. 1 TVG in Ver­bin­dung mit § 4 Abs. 1 Satz 1 TVG strikt an­zu­wen­den. Dies be­deu­tet, dass für die Kläge­rin wei­ter­hin der zwi­schen ih­rer Ge­werk­schaft ver.di und der TGA... ab­ge­schlos­se­ne TV-Zu­wen­dung mit ei­ner Höhe von 95 % gilt. Dass die Kläge­rin im Übri­gen in § 2 Satz 2 ih­res Ar­beits­ver­tra­ges mit der Be­klag­ten ver­ein­bar­te, es sei­en außer­dem die im Be­reich des Ar­beit­ge­bers je­weils gel­ten­den sons­ti­gen ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge an­zu­wen­den, führt zu kei­ner an­de­ren Be­trach­tung. Es ist in­so­weit schon zwei­fel­haft, ob über die­se Be­zug­nah­me­klau­sel die An­wen­dungs­ver­ein­ba­rung über­haupt er­fasst wird. Ent­schei­dend ist, dass die Kläge­rin sich aber nach wie vor un­ter Berück­sich­ti­gung des Güns­tig­keits­prin­zips auf die ta­rif­li­che Re­ge­lung aus dem TV-Zu­wen­dung be­ru­fen kann. Ei­ne ge­ge­be­nen­falls da­von ab­wei­chen­de ein­zel­ver­trag­li­che Be­zug­nah­me, die sich als ungüns­ti­ger dar­stellt, hat zurück­zu­tre­ten.

 

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Nach al­le­dem ist die Be­ru­fung der Be­klag­ten mit der Kos­ten­fol­ge des § 97 ZPO zurück­zu­wei­sen. Die Re­vi­si­on wird we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung zu­ge­las­sen, und zwar im Hin­blick auf die noch nicht vom Bun­des­ar­beits­ge­richt ab­sch­ließend ent­schie­de­ne Fra­ge, ob Ta­rifp­lu­ra­lität im Be­trieb nach dem Grund­satz der Ta­rif­ein­heit auf­zulösen ist.

 

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