HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 05.05.2010, 7 Sa 1571/09

   
Schlagworte: Urlaub: Krankheit, Krankheit: Urlaub, Urlaubsabgeltung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 7 Sa 1571/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 05.05.2010
   
Leitsätze:

1. Der Mindesturlaubsanspruch i.S.v. Art. 7 Abs. 1 der Richtlinie 2003/88/EG (sog. Arbeitszeitrichtlinie ) und § 1, § 3 BUrlG entsteht nicht, wenn das Arbeitsverhältnis ruht ( vgl. EuGH, Urteil vom 22.04.2010, C-486/08 Zentralbetriebsrat der Landeskrankenhäuser Tirols, NZA 2010, 557 ff.; entgegen BAG, Urteil vom 15.12.2009, 9 AZR 795/08, Rn. 29).

2. Der Urlaubsabgeltungsanspruch unterfällt tariflichen und einzelvertraglichen Ausschlussfristen, soweit diese dem Effektivitäts-und Äquivalenzprinzip genügen (anders BAG, Urteil vom 20.01.2009, 9 AZR 650/07, Rn. 27 (unter Hinweis auf § 7 Abs. 3 BUrlG) und BAG, Urteil vom 20.05.2008, 9 AZR 219/07, Rn. 48 (unter Hinweis auf § 13 Abs. 1 BUrlG)).

3. Zur Schutzwürdigkeit von in jahrzehntelange BAG- Rechtsprechung ( hier: zum Urlaubsrecht ) gesetztes Vertrauen.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Wuppertal, Urteil vom 13.11.2009, 3 Ca 1128/09
   

7 Sa 1571/09

3 Ca 1128/09
Ar­beits­ge­richt Wup­per­tal  

Verkündet

am 05. Mai 2010

Lam­bertz Re­gie­rungs­beschäftig­te als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT DÜSSEL­DORF

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

des Herrn K. H., S. str. 66, X.,

- Kläger und Be­ru­fungskläger -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­ter: Rechts­an­walt I. E.,
Am Q. busch 51, X.,

g e g e n

die K. Se­nio­ren­diens­te e.V. , ver­tre­ten durch den Vor­stands­vor­sit­zen­den X. W., S. str. 157, C.,

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: T. Rechts­anwälte,
N. str. 33, C.,

hat die 7. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 05.05.2010
durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt Paßlick als Vor­sit­zen­de so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Wey­er­s­traß und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Schölz­ke

für R e c h t er­kannt:

I. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Wup­per­tal vom 13.11.2009 – 3 Ca 1128/09 – wird zurück­ge­wie­sen.

II. Die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens hat der Kläger zu tra­gen.

III. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

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Tat­be­stand :

Mit sei­ner am 19.03.2009 beim Ar­beits­ge­richt Wup­per­tal ein­ge­gan­ge­nen, dem Be­klag­ten am 26.03.2009 zu­ge­stell­ten Kla­ge macht der Kläger ei­nen Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch für 171 Ur­laubs­ta­ge in Höhe von zu­letzt 11.015,82 € brut­to für ei­nen Zeit­raum von dem Jahr 2002 bis zum 31.03.2007 gel­tend.

Der Kläger war bei dem Be­klag­ten seit dem 21.04.1989 als Al­ten­pfle­ger zu ei­nem Brut­to­mo­nats­lohn von zu­letzt 1.553,00 € bei ei­ner Ar­beits­zeit von 120 St­un­den mo­nat­lich in ei­ner 5,5 Ta­ge-Wo­che beschäftigt. Der Be­klag­te ist ein Träger der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land, ei­ner an­er­kann­ten Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft i.S.v. Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV. Für das Dienst­verhält­nis­verhält­nis gal­ten gemäß § 2 des Dienst­ver­tra­ges vom 08.02.1999 die Ar­beits­ver­trags­richt­li­ni­en des dia­ko­ni­schen Wer­kes der Evan­ge­li­schen Kir­che Deutsch­land (AVR) in der je­weils gülti­gen Fas­sung.

Ab dem 20.06.2003 er­hielt der Kläger zunächst ei­ne be­fris­te­te Er­werbs­min­de­rungs­ren­te, die ihm mit Be­scheid der Deut­schen Ren­ten­ver­si­che­rung vom 22.03.2007, zu­ge­stellt im März 2007, als Dau­er­ren­te gewährt wur­de. Nach Maßga­be des § 35 Abs. 3 AVR en­de­te das Ar­beits­verhält­nis des Klägers da­mit am 31.03.2007. Dies ist zwi­schen den Par­tei­en mitt­ler­wei­le un­strei­tig.

In ei­nem im Jahr 2004 vor dem Ar­beits­ge­richt Wup­per­tal (Az. 2 Ca 1828/04) geführ­ten Rechts­streit be­gehr­te der Kläger die Fest­stel­lung, dass ihm aus den Jah­ren 2002 und 2003 noch Ur­laubs­ansprüche zustünden. Nach­dem die Be­klag­te ei­nen am 17.05.2004 ge­schlos­se­nen Pro­zess­ver­gleich (Bl. 51 der Ak­te) wi­der­rief, kam zwi­schen den Par­tei­en un­ter dem 16.09.2004 ein un­wi­der­ruf­li­cher Ver­gleich zu­stan­de (Bl. 10 der Ak­te), des­sen Zif­fer 1. wie folgt lau­tet:

„Es be­steht Ei­nig­keit zwi­schen den Par­tei­en, dass dem Kläger zum 01.06.2005 noch 43 Ur­laubs­ta­ge aus dem Jahr 2002 und an­tei­lig aus dem Jahr 2003 zu-ste­hen.“

 

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Zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass das auf­ge­nom­me­ne Da­tum nicht „01.06.2005“, son­dern „01.06.2004“ lau­ten muss.

Wei­te­re Re­ge­lun­gen hin­sicht­lich des Ur­laubs wur­den nicht ge­trof­fen.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 05.02.2009 (Bl. 11 – 12 der Ak­te) ließ der Kläger un­ter Be­zug­nah­me auf die Recht­spre­chung des EuGH für den Zeit­raum ab dem 02.06.2005 bis zur Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses ei­nen Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch für ei­nen Rest­ur­laubs­an­spruch in Höhe von ins­ge­samt 153 Ur­laubs­ta­gen gel­tend ma­chen.

Mit Schrei­ben vom 05.03.2009 (Bl. 13 – 14 der Ak­te) teil­te der Be­klag­te dem Kläger mit, dass der Ur­laubs­an­spruch nach § 28 Abs. 7 AVR mit En­de des je­wei­li­gen Über­tra­gungs­zeit­raums er­lo­schen sei. Die dau­er­haf­te Ar­beits­unfähig­keit ste­he ei­ner Ur­laubs­ab­gel­tung gemäß § 28 c AVR ent­ge­gen. Die EU-Richt­li­ni­en und die dar­auf fußen­de Recht­spre­chung des EuGH ent­fal­te kei­ne un­mit­tel­ba­re Wir­kung zwi­schen Pri­vat­rechts­sub­jek­ten.

§ 28 AVR, der die Über­schrift „Er­ho­lungs­ur­laub“ trägt, re­gelt un­ter an­de­rem fol­gen­des:

„(5) Be­ginnt oder en­det das Dienst­verhält­nis im Lau­fe des Ur­laubs­jah­res, so beträgt der Ur­laubs­an­spruch ein Zwölf­tel für je­den vol­len Beschäfti­gungs­mo­nat. Der An­spruch auf den Min­des­t­ur­laub nach dem Bun­des­ur­laubs­ge­setz beim Aus­schei­den nach erfüll­ter War­te­zeit in der zwei­ten Hälf­te des Ka­len­der­jah­res und der An­spruch auf den Min­des­t­ur­laub nach dem Ju­gend­ar­beits­schutz­ge­setz blei­ben un­berührt. Schei­det die Mit­ar­bei­te­rin bzw. der Mit­ar­bei­ter we­gen ver­min­der­ter Er­werbsfähig­keit (§ 35) oder durch Er­rei­chung der Al­ters­gren­ze (§ 36) aus dem Dienst­verhält­nis aus, so beträgt der Ur­laubs­an­spruch sechs Zwölf­tel, wenn das Dienst­verhält­nis in der ers­ten Hälf­te, und zwölf Zwölf­tel, wenn es in der zwei­ten Hälf­te des Ur­laubs­jah­res en­det. Un­terabs. 2 Satz 1 gilt nicht, wenn der Ur­laub nach § 28a Abs. 4 zu ver­min­dern ist.

 

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Bruch­tei­le von Ur­laubs­ta­gen wer­den – bei meh­re­ren Bruch­tei­len nach ih­rer Zu­sam­men­rech­nung – ein­mal im Ur­laubs­jahr auf ei­nen vol­len Ur­laubs­tag ge­run­det; § 28a Abs. 5 Un­terabs. 5 bleibt un­berührt.

(7) Der Ur­laub ist spätes­tens bis zum En­de des Ur­laubs­jah­res an­zu­tre­ten. Kann der Ur­laub bis zum En­de des Ur­laubs­jah­res nicht an­ge­tre­ten wer­den, ist er bis zum 30. April des fol­gen­den Ur­laubs­jah­res an­zu­tre­ten. Kann der Ur­laub aus dienst­li­chen oder be­trieb­li­chen Gründen oder we­gen Dienst­unfähig­keit nicht bis zum 30. April an­ge­tre­ten wer­den, ist er bis zum 30. Ju­ni an­zu­tre­ten. War ein in­ner­halb des Ur­laubs­jah­res für die­ses Ur­laubs­jahr fest­ge­leg­ter Ur­laub auf Ver¬an­las­sung der Dienst­ge­be­rin bzw. des Dienst­ge­bers in die Zeit nach dem 31. De­zem­ber des Ur­laubs­jah­res ver­legt wor­den und konn­te er we­gen Dienst­unfähig­keit nicht nach Satz 2 bis zum 30 Ju­ni an­ge­tre­ten wer­den, ist er bis zum 30. Sep­tem­ber an­zu­tre­ten.

Wird die War­te­zeit (Abs. 4) erst nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res erfüllt, ist der Ur­laub spätes­tens bis zum En­de des fol­gen­den Ur­laubs­jah­res an­zu­tre­ten. Ur­laub, der nicht in­ner­halb der ge­nann­ten Fris­ten an­ge­tre­ten ist, verfällt.

....

An­mer­kung zu Abs. 5 Un­terabs. 1 Satz 2:

Er­gibt die Zwölf­te­lung des Ur­laubs­an­spruchs nach Satz 1 bei ei­ner Mit­ar­bei­te­rin bzw. ei­nem Mit­ar­bei­ter, die bzw. der nach erfüll­ter War­te­zeit in der zwei­ten Hälf­te des Ka­len­der­jah­res aus­schei­det, we­ni­ger als 20 Ar­beits­ta­ge (bei der 5-Ta­ge-Wo­che), so ist der ge­setz­li­che Min­des­t­ur­laub nach § 3 Abs. 1 BurlG zu gewähren. Er beträgt 24 Werk­ta­ge bzw. 20 Ar­beits­ta­ge bei der 5-Ta­ge-Wo­che.“

§ 28c AVR, der die Über­schrift „Ur­laubs­ab­gel­tung“ trägt, lau­tet wie folgt:

 

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„(1) Ist im Zeit­punkt der Kündi­gung des Dienst­verhält­nis­ses der Ur­laubs­an­spruch noch nicht erfüllt, soll der Ur­laub, so­weit dies dienst­lich oder be­trieb­lich möglich ist, während der Kündi­gungs­frist gewährt und ge­nom­men wer­den. So­weit der Ur­laub nicht gewährt wer­den kann oder die Kündi­gungs­frist nicht aus­reicht, ist der Ur­laub ab­zu­gel­ten. Ent­spre­chen­des gilt, wenn das Dienst­verhält­nis durch Auflösungs­ver­trag oder ver­min­der­te Er­werbsfähig­keit en­det oder wenn das Dienst­verhält­nis nach § 35 Abs. 1 Un­terabs. 3 zum Ru­hen kommt.

(2) Für je­den ab­zu­gel­ten­den Ur­laubs­tag wer­den bei der 5-Ta­ge-Wo­che 3/65, bei der 6-Ta­ge-Wo­che 1/26 des Ur­laubs­ent­gelts ge­zahlt, die der Mit­ar­bei­te­rin bzw. dem Mit­ar­bei­ter zu­ge­stan­den hätten, wenn sie bzw. er während des gan­zen Ka­len­der­mo­nats, in dem sie bzw. er aus­ge­schie­den ist, Er­ho­lungs­ur­laub ge­habt hätte. In an­de­ren Fällen ist der Bruch­teil ent­spre­chend zu er­mit­teln.“

§ 35, Be­en­di­gung des Dienst­verhält­nis­ses we­gen ver­min­der­ter Er­werbsfähig­keit, lau­tet aus­zugs­wei­se:

„(1)
..

(3)Das Dienst­verhält­nis en­det mit Ab­lauf des Mo­nats, in dem der Ren­ten­be­scheid zu­ge­stellt wird. Be­ginnt die Ren­te we­gen ver­min­der­ter Er­werbsfähig­keit erst nach der Zu­stel­lung des Ren­ten­be­scheids, en­det das Dienst­verhält­nis mit Ab­lauf des dem Ren­ten­be­ginn vor­an­ge­hen­den Ta­ges.

Bei Gewährung ei­ner Ren­te auf Zeit ruht das Dienst­verhält­nis von dem Tag an, der auf den nach Un­terabs. 1 maßgeb­li­chen Zeit­punkt folgt. Be­ginnt die Ren­te auf Zeit erst nach der Zu­stel­lung des Ren­ten­be­scheids, ruht das Dienst­verhält­nis von dem Tag des Ren­ten­be­ginns an.“

Vor­sorg­lich hat der Be­klag­te die Ein­re­de der Verjährung gemäß § 195 BGB bezüglich et­wai­ger Ur­laubs­ansprüche für die Zeit aus den Jah­ren 2002 bis 2005

 

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er­ho­ben und sich zusätz­lich auf ein Erlöschen ei­nes Ur­laubs- bzw. Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spru­ches gemäß § 45 Abs. 2 AVR be­ru­fen.

§ 45 AVR, der die Über­schrift „Aus­schluss­fris­ten“ trägt, lau­tet:

„(1) Ansprüche auf Leis­tun­gen, die auf die Ausübung ei­ner höher­wer­ti­gen Tätig­keit nach den §§ 12 und 13 gestützt sind, so­wie die all­mo­nat­lich ent­ste­hen­den Ansprüche auf Ent­gelt (§§ 14 bis 19a) müssen in­ner­halb ei­ner Aus­schluss­frist von zwölf Mo­na­ten nach Fällig­keit gel­tend ge­macht wer­den.

(2) An­de­re Ansprüche aus dem Dienst­verhält­nis müssen in­ner­halb ei­ner Aus­schluss­frist von sechs Mo­na­ten nach Fällig­keit schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den, so­weit die AVR nichts an­de­res be­stimmt.

(3) Für den glei­chen Tat­be­stand reicht die ein­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung der Ansprüche aus, um die Aus­schluss­frist auch für die später fällig wer­den­den Ansprüche un­wirk­sam zu ma­chen.“

Der Kläger hat sich zur Be­gründung sei­nes An­spruchs auf die „Schultz-Hoff-Ent­schei­dung“ des EuGH vom 20.01.2009, C-350/06 und C-520/06 und die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 24.03.2009, 9 AZR 983/07, be­ru­fen. Er hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Aus­schluss­frist des § 45 AVR könne nicht grei­fen, da die Vor­schrif­ten der AVR nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts nicht als Ta­rif­ver­trag an­er­kannt sei­en. Von den Vor­schrif­ten des Bun­des­ur­laubs­ge­set­zes könne aber nach § 13 BUrlG nur durch ei­nen Ta­rif­ver­trag ab­ge­wi­chen wer­den. Die Ein­re­de der Verjährung er­fol­ge zu Un­recht. Zu­dem sei­en 43 Ur­laubs­ta­ge mit Ti­tu­lie­rung im Rah­men des Ver­gleichs der 3-jähri­gen Verjährungs­frist ent­zo­gen. Auch für die den ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruch über­stei­gen­den Ur­laubs­ansprüche nach AVR müsse die eu­ro­pa­rechts-kon­for­me Aus­le­gung des § 7 Abs. 3 BUrlG gel­ten. Ei­ne Ver­wir­kung sei­ner Ansprüche schei­de we­gen des ihm zu­ste­hen­den Ver­trau­ens­schut­zes aus. Erst durch be­kannt wer­den der Ent­schei­dung des EuGH vom 20.01.2009 sei er in

 

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die La­ge ver­setzt wor­den, sei­ne Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche mit Aus­sicht auf Er­folg zu ver­fol­gen. We­gen der Be­rech­nung der Kla­ge­for­de­rung wird auf S. 3 des Schrift­sat­zes des Klägers vom 31.07.2009 (Bl. 57 der Ak­te) Be­zug ge­nom­men.

Der Kläger hat be­an­tragt,

den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an ihn 11.015,82 € brut­to nebst 5 % Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 09.03.2009zu zah­len.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Be­klag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, das Ur­teil des EuGH vom 20.01.2009 kom­me nicht zum Tra­gen, denn die EU-Richt­li­ni­en und die dar­auf fußen­de Recht­spre­chung des EuGH ent­fal­te kei­ne un­mit­tel­ba­re Wir­kung zwi­schen Pri­vat­rechts­sub­jek­ten. Er hat klar­ge­stellt, dass der Ur­laubs­an­spruch in Höhe von 43 Ur­laubs­ta­gen in dem ge­richt­li­chen Ver­gleich vor dem Ar­beits­ge­richt Wup­per­tal nur vor dem Hin­ter­grund an­er­kannt wor­den sei, dass der Kläger sei­ne Ar­beitsfähig­keit vor Be­en­di­gung des Dienst­verhält­nis­ses mögli­cher­wei­se wie­der­er­lan­gen wer­de, was zum da­ma­li­gen Zeit­punkt nicht ha­be aus­ge­schlos­sen wer­den können. Durch den Ver­gleich ha­be er le­dig­lich ei­nen Ur­laubs­an­spruch des Klägers auf 43 Ur­laubs­ta­ge zum Zeit­punkt des Ver­gleichs­ab­schlus­ses, nicht je­doch ei­nen Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch bestätigt, denn ein sol­cher ha­be nach der bis da­hin ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts nicht be­stan­den. Die Kla­ge vom 13.04.2004 in dem Ver­fah­ren 2 Ca 1828/04 vor

 

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dem Ar­beits­ge­richt Wup­per­tal sei auch nur auf Fest­stel­lung ei­nes Ur­laubs­an­spruchs, nicht aber auf Ab­gel­tung ei­nes Ur­laubs­an­spruchs ge­rich­tet ge­we­sen. Der Kläger ha­be es versäumt, ei­nen Ur­laubs­an­spruch hin­sicht­lich der 43 Ur­laubs­ta­ge – so­weit die­ser über­haupt noch be­stan­den ha­be – frist­ge­recht gel­tend zu ma­chen. Auf die bis­he­ri­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts hin­sicht­lich des Ver­falls von Ur­laubs­ansprüchen ha­be er – der Be­klag­te – ver­traut. Im Hin­blick dar­auf ha­be er von ei­ner vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses des dau­er­kran­ken Klägers ab­ge­se­hen. Ein et­wai­ger An­spruch des Klägers sei zu­dem ver­fal­len. Die AVR sei­en Ta­rif­verträgen gleich­ge­stellt. Die­se maßgeb­li­chen Fris­ten ha­be der Kläger um mehr als ein Jahr über­schrit­ten. Der Kläger ge­nieße auch kein schützens­wer­tes Ver­trau­en. Ab dem Zeit­punkt des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 02.08.2006 ha­be auch der Kläger mit ei­ner Ände­rung der Rechts­la­ge rech­nen müssen. Es sei ihm da­mit zu­mut­bar ge­we­sen, Ur­laubs­ansprüche ge­ge­be­nen­falls vor­sorg­lich gel­tend zu ma­chen. Ein An­spruch des Klägers schei­de auch gemäß § 28 Abs. 7 AVR i.V.m. § 28c AVR aus. Ei­ne Trans­for­ma­ti­on der Recht­spre­chung des EuGH auf die zwi­schen den Par­tei­en ver­bind­li­chen Ar­beits­ver­trags­richt­li­ni­en stel­le ei­nen Ver­s­toß ge­gen die grund­ge­setz­lich ga­ran­tier­te kirch­li­che Au­to­no­mie dar. Die pa­ritätisch be­setz­te Ar­beits­recht­li­che Kom­mis­si­on des Dia­ko­ni­schen Werks der Evan­ge­li­schen Kir­che ha­be kla­re Re­ge­lun­gen zum Ur­laubs­an­spruch ge­schaf­fen. Die Ur­laubs­re­ge­lung nach AVR sei im Sin­ne ei­nes un­be­fris­te­ten Ur­laubs nicht aus­le­gungsfähig. Ei­ne rück­wir­ken­de Recht­spre­chungsände­rung würde auch ei­ne für ihn – den Be­klag­ten, der als ge­meinnützi­ger Ver­ein nicht mit Ge­winn­erzie­lungs­ab­sicht ar­bei­te – un­zu­mut­ba­re Härte be­deu­ten. Ei­ne Ände­rung der Recht­spre­chung sei erst mit der Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 02.02.2009 er­sicht­lich ge­we­sen. Außer­dem hat der Be­klag­te die Ein­re­de der Ver­wir­kung er­ho­ben.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen und da­zu im we­sent­li­chen aus-geführt, für die Jah­re 2002 bis ein­sch­ließlich 2005 sei­en sämt­li­che ge­setz­li­chen so­wie ver­trag­li­chen Mehr­ur­laubs­ansprüche des Klägers nach § 7 Abs. 3 S. 3 BUrlG bzw. § 28 Abs. 7 AVR ver­fal­len. In­so­weit könne sich der Be­klag­te nach Ver­trau­ens­schutz­ge­sichts­punk­ten auf die ursprüng­li­che Recht­spre­chung des

 

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Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Ver­fall von Ur­laubs­ansprüchen auch im Fal­le lang-an­dau­ern­der Er­kran­kung be­ru­fen. Für den ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub der Ka­len­der­jah­re 2006 und 2007 würden die Aus­schluss­fris­ten der AVR grei­fen. Der ver­trag­li­che Mehr­ur­laub für 2006 und 2007 sei nach § 28 Abs. 7 AVR ver­fal­len. Für die­se Ur­laubs­ansprüche würden die Grundsätze des EuGH-Ur­teils in Sa­chen Schultz-Hoff nicht grei­fen. We­gen der Ent­schei­dungs­gründe im Ein­zel­nen wird auf S. 7 – 18 des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts (Bl. 97 – 108 der Ak­te) Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen das ihm am 30.11.2009 zu­ge­stell­te Ur­teil hat der Kläger mit ei­nem am 21.12.2009 per Fax und am 23.12.2009 im Ori­gi­nal bei dem Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit ei­nem am 13.01.2010 per Fax und am 15.01.2010 im Ori­gi­nal bei dem Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

Mit sei­ner Be­ru­fung rügt der Kläger un­ter Wie­der­ho­lung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens, dass er be­reits in dem vor dem Ar­beits­ge­richt Wup­per­tal mit dem Az. 2 Ca 1828/04 geführ­ten Rechts­streit das Be­ste­hen von Ur­laubs­ansprüchen nach Auf­tre­ten sei­ner lang an­hal­ten­den Ar­beits­unfähig­keit gel­tend ge­macht ha­be. Die­se ein­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung rei­che aus, um die Aus­schluss­frist auch für später fällig wer­den­de Ansprüche un­wirk­sam zu ma­chen. Ab­ge­se­hen da­von ver­tritt der Kläger die Rechts­auf­fas­sung, dass durch die Schultz-Hoff-Ent­schei­dung des EuGH in Be­ach­tung des Richt­li­ni­en­rechts vor­ge­ge­ben sei, dass ver­trag­li­che oder ta­rif­ver­trag­li­che Aus­schluss­fris­ten bei krank­heits­be­ding­ter Ar­beits­unfähig­keit nicht zum Ver­fall von Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüchen führen könn­ten. Sei­ne Ansprüche sei­en auch nicht verjährt. Hin­sicht­lich der im Ver­gleich ti­tu­lier­ten Ur­laubs­ta­ge in Höhe von 43 Ta­gen gel­te die 30jähri­ge Verjährungs­frist des § 197 BGB. Ei­ne – teil­wei­se – Verjährung der Ur­laubs­ansprüche sei durch den Ver­gleich vom 16.09.2004 un­ter­bro­chen. Auf Ver­trau­ens-schutz­ge­sichts­punk­te könne der Be­klag­te sich nicht be­ru­fen. In­so­weit be­zieht

 

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der Kläger sich auf die Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 02.02.2009.

Der Kläger be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Wup­per­tal vom 13.11.2009, 3 Ca 1129/09 ab­zuändern und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 11.015,82 € brut­to nebst 5 % Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 09.03.2009 zu zah­len.

Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Der Be­klag­te ist der Auf­fas­sung, dass die Recht­spre­chung des EuGH zum Verständ­nis des Art. 7 der Richt­li­nie 203/88/EG hin­sicht­lich der Ur­laubs­gewährung von lang­zeit­er­krank­ten Ar­beit­neh­mern nicht auf Fälle über­trag­bar sei, in de­nen ein Ar­beit­neh­mer nicht lang­zeit­er­krankt war, son­dern - wie vor­lie­gend - ei­ne Ren­te be­zo­gen ha­be. Im Fal­le des Be­zugs ei­ner Ren­te würden die Grundsätze der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Nicht­ent­ste­hen ei­nes Ur­laubs­an­spruchs im Fal­le ei­ner ganzjähri­gen Nich­ter­brin­gung von Ar­beits­leis­tung wei­ter­gel­ten. Dies gel­te je­den­falls dann, wenn die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en aus­drück­lich ver­ein­bart ha­ben, dass das Ar­beits­verhält­nis im Fal­le des Be­zugs ei­ner Ren­te auf Zeit ru­he. Im Zeit­raum vom 01.04.2003 bis 31.03.2007 ha­be das zwi­schen den Par­tei­en ehe­mals be­stan­de­ne Ar­beits­verhält­nis gemäß § 35 Abs. 3 2. Un­terabs. AVR ge­ruht. Während ei­nes ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses könn­ten kei­ne Ur­laubs­ansprüche ent­ste­hen mit der Fol­ge, dass auch

 

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kei­ne Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche ent­ste­hen könn­ten. Die­sem Er­geb­nis ste­he die Ent­schei­dung des EuGH vom 20.01.2009 zum Az. C-350/06 und C-530/06 nicht ent­ge­gen. Darüber, ob aus Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88/EG auch fol­gen sol­le, dass Ar­beit­neh­mer während ei­nes ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses Ur­laubs­ansprüche er­wer­ben sol­le, ha­be der EuGH nicht ent­schie­den. Das Ru­hen ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses we­gen ei­nes Ren­ten­be­zu­ges sei nicht mit dem Ru­hen der ar­beits­ver­trag­li­chen Haupt­leis­tungs­ver­pflich­tun­gen we­gen ei­ner Er­kran­kung des Ar­beit­neh­mers ver­gleich­bar. Der Kläger sei deut­lich bes­ser ab­ge­si­chert ge­we­sen als ein Ar­beit­neh­mer, der im glei­chen Zeit­raum oh­ne Be­zug ei­ner Ren­te ar­beits­unfähig er­krankt ge­we­sen sei. So­zi­al­staat­li­che Hin­ter­gründe würden des­halb im Fal­le des Be­zugs ei­ner Ren­te we­gen Er­werbs­min­de­rung nicht da­zu zwin­gen, dass das Bun­des­ar­beits­ge­richt sei­ne Recht­spre­chung in den Fällen kor­ri­gie­re, in de­nen ein Ar­beit­neh­mer nicht ar­beits­unfähig er­krankt ge­we­sen sei, son­dern ein Ren­te be­zo­gen ha­be. Sch­ließlich be­ru­he das Ru­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses – im Ge­gen­satz zu der Ent­schei­dung des EuGH vom 20.01.2009 – auf ei­ner be­wuss­ten Ver­an­las­sung des Ar­beit­neh­mers. Ob der Kläger im streit­ge­genständ­li­chen Zeit­raum auch ar­beits­unfähig er­krankt ge­we­sen sei, hat der Be­klag­te mit Nicht­wis­sen be­strit­ten. Auf Grund des schutzwürdi­gen Ver­trau­ens auf die seit Jahr­zehn­ten be­ste­hen­de Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Nicht­ent­ste­hen von Ur­laubs­ansprüchen im Fal­le der ganzjähri­gen Nich­ter­brin­gung von Ar­beits­leis­tung könne der Kläger die die Ka­len­der­jah­re 2002 bis 2007 be­tref­fen­den Ansprüche auf Gewährung von Ur­laubs­ab­gel­tung nicht er­folg­reich gel­tend ma­chen. Die Ur­laubs­ansprüche des Klägers sei­en gemäß § 45 Abs. 2 AVR ver­fal­len, weil der Kläger die­se nicht in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Fällig­keit der Ansprüche ge­genüber dem Be­klag­ten schrift­lich gel­ten ge­macht ha­be. Soll­te Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 EG tatsächlich da­zu zwin­gen, dass Ur­laubs­ansprüche auch während des Zeit­raums ei­ner Er­kran­kung bzw. des Ru­hens ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses entstünden, beträfe dies nur die eu­ro­pa­recht­li­chen Min­des­t­ur­laubs­ansprüche, nicht je­doch die gemäß AVR darüber hin­aus gewähr­ten zusätz­li­chen Ur­laubs­ansprüche.

 

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We­gen des wei­te­ren Be­ru­fungs­vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf ih­re in zwei­ter In­stanz ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie auf die Sit­zungs­pro­to­kol­le Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

I.

Die statt­haf­te (§ 64 Abs. 1 ArbGG), nach dem Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des zulässi­ge (§ 64 Abs. 2 ArbGG), form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­te und be­gründe­te Be­ru­fung (§§ 66 Abs. 1 Satz 1, 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. §§ 519, 520 Abs. 3 ZPO) ist zulässig.

II.

Die Be­ru­fung ist je­doch un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt hat zu Recht die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Kam­mer geht in Übe­rein­stim­mung mit dem Ar­beits­ge­richt da­von aus, dass die Ab­gel­tungs­ansprüche des Klägers nach der ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist des § 45 AVR ver­fal­len sind. Un­abhängig da­von sind nach Auf­fas­sung der Kam­mer in dem vom 01.04.2003 bis zum 31.03.2007 ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis zu­dem be­reits kei­ne Ur­laubs­ansprüche ent­stan­den mit der Fol­ge, dass auch kein Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch ent­ste­hen konn­te.

 

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1.

Al­ler­dings wären et­wai­ge ge­setz­li­che Ur­laubs(-ab­gel­tungs)ansprüche des Klägers ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht verjährt, ab­be­dun­gen oder dem Kläger aus Ver­trau­ens­schutz­gründen zu ver­sa­gen.

a)

Ei­ne Verjährung des Ab­gel­tungs­an­spruchs ist vor­lie­gend – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten auch für die Zeit bis zum Jahr 2005 - nicht ge­ge­ben. Der Ab­gel­tungs­spruch ist mit Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ent­stan­den und gleich­zei­tig fällig ge­wor­den. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Kläger bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ar­beits­unfähig er­krankt war (vgl. da­zu die Ausführun­gen des LAG Köln, Ur­teil vom 20.04.2010, 12 Sa 1448/09, zi­tiert nach ju­ris). Den Ausführun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln schließt die Kam­mer sich aus­drück­lich an.

Ab­ge­se­hen da­von ste­hen der Verjährung des An­spruchs fol­gen­de Erwägun­gen ent­ge­gen:

Die Verjährung des Ab­gel­tungs­an­spruchs im Fall der an­dau­ern­den Unfähig­keit des Ar­beit­neh­mers, die ver­trag­li­che Ar­beits­leis­tung zu er­brin­gen, un­ter­liegt der Verjährung des § 195 BGB, be­rech­net von sei­ner Ent­ste­hung (§ 199 Abs. 1 Nr. 1 BGB). Ent­stan­den im Sin­ne des § 199 Abs. 1 Nr. 1 BGB ist ein An­spruch, so­bald er im We­ge der Kla­ge gel­tend ge­macht wer­den kann. Vor­aus­set­zung ist

 

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grundsätz­lich die Fällig­keit (§ 271 BGB) des An­spruchs. Fällig­keit be­zeich­net den Zeit­punkt, von dem ab der Gläubi­ger die Leis­tung ver­lan­gen kann.

Vor­lie­gend konn­te die Fällig­keit der vom Kläger im streit­ge­genständ­li­chen Zeit-raum et­waig er­wor­be­ner Ur­laubs(-ab­gel­tungs)ansprüche erst mit der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, das heißt ab dem 31.03.2007, ein­tre­ten, denn vor die­sem Zeit­punkt hätte der Kläger die Leis­tung nicht ver­lan­gen können.

Dies er­gibt sich für den Zeit­raum vom 01.04.2003 bis zum 31.03.2007 schon dar­aus, dass in die­ser Zeit die ar­beits­ver­trag­li­chen Haupt­pflich­ten der Par­tei­en ruh­ten und da­her sei­tens des Klägers die Erfüllung von Leis­tungs­pflich­ten wie die Gewährung be­zahl­ten Ur­laubs nicht be­an­sprucht wer­den konn­te. Des Wei­te­ren ist da­von aus­zu­ge­hen, dass der Kläger im streit­ge­genständ­li­chen Zeit­raum un­un­ter­bro­chen ar­beits­unfähig er­krankt war. Dies ist für den Zeit­raum vom 08.07.2002 bis zum 31.03.2003 übe­rein­stim­mend von den Par­tei­en vor­ge­tra­gen wor­den. Für die Fol­ge­zeit recht­fer­tigt sich die An­nah­me der Ar­beits­unfähig­keit des Klägers aus der Fest­stel­lung sei­ner vol­len Er­werbs­min­de­rung. Zwar de­cken die Be­grif­fe der Er­werbs­min­de­rung und der Ar­beits­unfähig­keit sich nicht. Wenn je­doch – wie hier – ei­ne länge­re Ar­beits­unfähig­keit in den Ren­ten­be­zug we­gen vol­ler Er­werbs­min­de­rung mündet (vgl. § 43 Abs. 2 Satz 2, § 100 Abs. 3 Satz 2 SGB VI), ist re­gelmäßig in­di­ziert, dass die Ar­beits­unfähig­keit fort­be­stan­den hat (vgl. da­zu BAG, Ur­teil vom 20.04.1989, 8 AZR 621/87, Rn. 25 ff. zi­tiert nach ju­ris). So ha­ben die Par­tei­en das Ar­beits­verhält­nis vom 01.04.2003 bis zum 31.03.2007 auch prak­ti­ziert. Der Kläger bot sei­ne Ar­beits­kraft nicht an und der Be­klag­te re­kla­mier­te zu kei­ner Zeit ei­ne et­wai­ge „Ar­beitsfähig­keit“ des Klägers.

Die dreijähri­ge Verjährungs­frist (§ 195 BGB) be­gann da­nach vor­lie­gend mit dem Schluss des Jah­res, in dem das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en be­en­det wur­de, mit­hin am 31.12.2007 (§ 199 Abs. 1 BGB i. V. m. § 7 Abs. 4 BUrlG). Sie ist al­ler­dings durch die im März 2009 er­ho­be­ne Kla­ge ge­hemmt wor­den (§ 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB), so dass die von der Be­klag­ten er­ho­be­ne Ein­re­de der Verjährung ins Lee­re geht.

 

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Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers un­ter­lie­gen die im Ver­gleich vom 16.04.2009 fest­ge­stell­ten Ansprüche des Klägers nicht der dreißigjähri­gen Verjährungs­frist des § 197 BGB. Zu Recht hat der Be­klag­te in­so­weit dar­auf hin­ge-wie­sen, dass ein Pro­zess­ver­gleich nur dann ein Voll­stre­ckungs­ti­tel ist, wenn er ei­nen voll­stre­ckungsfähi­gen In­halt hat. Dies ist bei dem vor­lie­gen­den Ver­gleich nicht der Fall, da er nur die Fest­stel­lung des Be­ste­hens ei­ner be­stimm­ten An­zahl von Ur­laubs­ta­gen zu ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt enthält.

b)

Die Par­tei­en ha­ben ge­setz­li­che Ur­laubs­ansprüche – und sich dar­aus später mögli­cher­wei­se er­ge­ben­de Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche – auch nicht wirk­sam ab­be­dun­gen. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob der Pro­zess­ver­gleich vom 16.09.2004 da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen ist, dass die Par­tei­en, wie in Nr. 2 des wi­der­ru­fe­nen Pro­zess­ver­gleichs vom 17.05.2002 aus­drück­lich fi­xiert, für die Zeit des ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses das Ent­ste­hen von Ur­laubs­ansprüchen und de­ren späte­re Ab­gel­tung aus­sch­ließen woll­ten, denn ei­ne sol­che Re­ge­lung wäre je­den­falls we­gen der Un­ab­ding­bar­keit der ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche gemäß § 13 BUrlG nich­tig.

§ 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG ent­zieht die §§ 1, 2 und 3 Abs. 1 BUrlG der ta­rif­li­chen und in Satz 3 sämt­li­che ur­laubs­ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten (mit Aus­nah­me von § 7 Abs. 2 Satz 2 BUrlG) der ver­trag­li­chen Dis­po­si­ti­on. Um auch § 7 Abs. 4 BUrlG ta­rif­fest zu ma­chen, hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt die Ur­laubs­ab­gel­tung als „Sur­ro­gat“ des Na­tu­ral­ur­laubs qua­li­fi­ziert. Mit der Recht­spre­chungsände­rung im Jah­re 1982 wur­de die „Sur­ro­gats­theo­rie“ aus­ge­baut, um mit Hil­fe ei­nes hy­po­the­ti­schen Kau­sal­ver­laufs, der da­nach fragt, ob der Ur­laubs­an­spruch noch erfüllt wer­den könn­te, wenn das Ar­beits­verhält­nis wei­ter bestünde, die ur­laubs­recht­li­che Gleich­be­hand­lung zwi­schen be­ste­hen­dem und be­en­de­tem Ar­beits­verhält­nis zu be­wir­ken, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Be­fris­tung des Ur­laubs­an­spruchs und sei­ner, von der Erfüllung ei­ner Mah­nungs­ob­lie­gen­heit abhängi­gen Ablösung durch den „(Er­satz-)ur­laubs­an­spruch“ (abl. LAG Düssel­dorf, Ur­teil

 

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vom 17.06.1998, 12 Sa 520/98, Rn. 26, zi­tiert nach ju­ris; Rum­mel, DB 2010, 225 ff.). Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat die „Sur­ro­gats­theo­rie“ nun­mehr auf­ge­ge­ben (BAG, Ur­teil vom 23.03.2010, 9 AZR 128/09, Rn. 42, zi­tiert nach ju­ris, Düwell, AnwK-ArbR/Düwell, 2. Aufl., § 1 Rn. 20, § 7 Rn. 9). Die Auf­ga­be der „Sur­ro­gats­theo­rie“ macht je­doch nicht er­for­der­lich, die Sicht­wei­se, dass der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch den nicht mehr erfüll­ba­ren Na­tu­ral­ur­laubs­an­spruch er­setzt, auf­zu­ge­ben. Bei Auf­recht­er­hal­tung die­ser Sicht­wei­se steht § 13 Abs. 1 Satz 3 BUrlG wei­ter­hin ei­ner ein­zel­ver­trag­li­chen Ab­be­din­gung des § 7 Abs. 4 BUrlG ent­ge­gen. So­weit er­sicht­lich, wird auch in der Recht­spre­chung des EuGH der Ab­gel­tungs­an­spruch nicht zur Dis­po­si­ti­on der Par­tei­en ge­stellt (vgl. da­zu EuGH, Ur­teil vom 20.01.2009 – C-350/06 Schultz-Hoff – Rn. 56, EuGH, Ur­teil vom 26.06.2001 – C-173/99 BEC­TU – Rn. 40).

Da­nach war es den Par­tei­en gar nicht möglich, über die ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche zu dis­po­nie­ren. Ei­ne an­de­re, an späte­rer Stel­le zu be­ant­wor­ten­de Fra­ge ist es, ob die ge­setz­lich nor­mier­te „Un­ab­ding­bar­keit“ das Ver­bot ta­rif-oder ein­zel­ver­trag­li­cher Aus­schluss­fris­ten im­pli­ziert.

c)

Der Be­klag­te kann sich – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts – hin­sicht­lich der Ansprüche für den Zeit­raum bis Be­kannt­wer­den des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf in der Sa­che Schultz-Hoff vom 02.08.2006, 12 Sa 486/06, ein­sch­ließlich des Jah­res 2005 auch nicht dar­auf be­ru­fen, ihr Ver­trau­en dar­auf, dass bis zum Ab­lauf des Über­tra­gungs­zeit­raums (§ 7 Abs. 3 BUrlG) nicht ge­nom­me­ner Ur­laub er­lischt, sei im Hin­blick auf die dies­bezügli­che langjähri­ge ständi­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richt schutzwürdig. Das Ar­beits­ge­richt hat sich bei sei­ner Ent­schei­dung auf das Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 24.03.2009, 9 AZR 983/07, be­zo­gen, in der das Bun­des­ar­beits­ge­richt aus­geführt hat, ein Ar­beit­ge­ber ha­be zu­min­dest seit be­kannt wer­den des Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chens da­mit rech­nen müssen, noch nicht ver­fal­le­ne Ur­laubs­ansprüche im Fal­le fort-

 

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dau­ern­der Ar­beits­unfähig­keit noch erfüllen und mit Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ab­gel­ten zu müssen. Da­bei konn­te dem Ar­beits­ge­richt al­ler­dings die wei­te­re Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 23.03.2010, 9 AZR 128/09, noch nicht be­kannt sein, die hin­sicht­lich des Ver­trau­ens­schut­zes ei­ne an­de­re Sicht­wei­se einführt.

Zwar ist zu Guns­ten der Be­klag­ten zu berück­sich­ti­gen, dass das Bun­des­ar­beits­ge­richts sei­ne Ur­laubs­recht­spre­chung (vgl. da­zu z.B. BAG, Ur­teil vom 05.12.1995, 9 AZR 871/94, zi­tiert nach ju­ris) auch in Ver­bin­dung mit dem Um-stand, dass Art. 7 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie (EGRL 2003/88, zu­vor EGRL 93/104) vom Lan­des­ar­beits­ge­richt Düssel­dorf be­reits 1998 the­ma­ti­siert war (vgl. Ur­teil vom 17.06.1998, 12 Sa 520/98, Rn. 57, zi­tiert nach ju­ris) nicht über­dacht, re­spek­ti­ve geändert hat. Dies konn­te von Ar­beit­ge­bern durch­aus so ver­stan­den wer­den, dass das Bun­des­ar­beits­ge­richt auch der im Vor­la­ge­be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf (Ur­teil vom 02.08.2006, 12 Sa 486/06, zi­tiert nach ju­ris) dar­ge­leg­ten Aus­le­gung nicht fol­gen wird (vgl. da­zu BAG, Ur­teil vom 20.05.2008, 9 AZR 219/07, Rn. 40 a.E., zi­tiert nach ju­ris, LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 02.02.2009, 12 Sa 486/06, mit Nachw. in Rn. 113, 141 ff, Ha­nau, NZA 2010, 3) und auch die vom EuGH im Ur­teil vom 26.06.2001 (– C 173/99 BEC­TU –, RIW 2002, 141 ff.) ge­won­ne­nen, mit Ur­teil vom 18.03.2004 (– C-342/01 [Me­ri­no Gómez] – EuZW 2004, 340 ff.) und wei­te­ren Ent­schei­dun­gen fort­ent­wi­ckel­ten Aus­le­gungs­grundsätze nicht für das deut­sche Ur­laubs­recht über­neh­men wird.

Letzt­lich kann dies je­doch da­hin­ste­hen, da es dem Be­klag­ten im Hin­blick auf die neue­re Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Ver­trau­ens­schutz nicht wei­ter­hilft. Die Kam­mer schließt sich in­so­weit hin­sicht­lich des Ver­trau­ens­schut­zes den letz­ten Er­kennt­nis­sen des Bun­des­ar­beits­ge­richts an (vgl. BAG, Ur­teil vom 23.03.2010, 9 AZR 128/09, Rn. 101, zi­tiert nach ju­ris), wo­nach es sich für die Ar­beit­ge­ber be­reits seit dem En­de der Um­set­zungs­frist für die Richt­li­nie am 23.11.1996 im Rah­men ei­ner vor­her­seh­ba­ren Ent­wick­lung hält, dass die Recht­spre­chung zum Ver­fall von Ur­laubs(-ab­gel­tungs)ansprüchen bei Ar­beits­unfähig­keit im Licht der Ar­beits­zeit­richt­li­nie zu über­prüfen sein würde.

 

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Das Ver­trau­en des Be­klag­ten, dass bis zum Ab­lauf des Über­tra­gungs­zeit­raums nicht ge­nom­me­ner Ur­laub nach § 7 Abs. 3 BUrlG erlöschen wer­de, mag mit­hin zwar enttäuscht wor­den sein. Es ist hin­ge­gen nicht schutzwürdig.

2.

Im Übri­gen kommt es auf die Fra­ge des Ver­trau­ens­schut­zes be­zo­gen auf die Be­klag­te je­doch nicht strei­tent­schei­dend an, da der Kläger nach Auf­fas­sung der Kam­mer in der Ru­hens­zeit des Ar­beits­verhält­nis­ses kei­nen ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruch er­wor­ben hat mit der Fol­ge, dass es in­so­weit auch nichts nach § 7 Abs. 4 BUrlG „ab­zu­gel­ten“ gibt, denn ein Ab­gel­tungs­an­spruch kann nicht ent­ste­hen, wenn der Ar­beit­neh­mer bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses kei­nen Ur­laubs­an­spruch mehr hat. Während ei­nes ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses können nach Auf­fas­sung der Kam­mer kei­ne Ur­laubs­ansprüche ent­ste­hen.

Die für er­krank­te Ar­beit­neh­mer ent­wi­ckel­ten Lösun­gen kann nicht un­dif­fe­ren­ziert auf Fälle des – wie vor­lie­gend – ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses über­tra­gen wer­den, denn zwi­schen der länger­fris­ti­gen Ar­beits­unfähig­keit des Ar­beit­neh­mers und dem kraft Ge­setz oder kraft Ver­ein­ba­rung ein­tre­ten­den Ru­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses be­steht ein grund­le­gen­der Un­ter­schied. Während die krank­heits­be­ding­te Ar­beits­unfähig­keit ei­ne Leis­tungsstörung des Ar­beits­verhält­nis­ses dar­stellt, ist beim ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis der Ar­beits­ver­trag selbst im Kern sei­nes In­halts um­ge­stal­tet (vgl. da­zu Fie­berg, Ur­laubs­an­spruch beim ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis, NZA 2009, 929 – 935). Ent­schei­dend ist, dass die Ver­ein­ba­rung des Ru­hens des Ar­beits­verhält­nis­ses – an­ders als nach den Vor­ga­ben des EuGH – auf ei­nem wil­lens­ge­steu­er­ten Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers be­ruht.

a)

Al­ler­dings nimmt das Bun­des­ar­beits­ge­richt an, dass „der Min­des­t­ur­laubs­an­spruch i.S.v. Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG (sog. Ar­beits­zeit­richt­li­nie)

 

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und §§ 1, 3 BUrlG auch dann ent­steht, wenn der Ar­beit­neh­mer nicht ar­bei­tet (vgl. bei­spiel­haft für den Fall der Ar­beits­unfähig­keit EuGH 20. Ja­nu­ar 2009 ... Rn. 41...y“ und be­zieht in die­se Aus­sa­ge aus­drück­lich das Ru­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses ein (BAG, Ur­teil vom 15.12.2009, 9 AZR 795/08, Rn. 29, 28, zi­tiert nach ju­ris, Ur­teil vom 30.07.1986, 8 AZR 475/84, zi­tiert nach ju­ris).

Die­se vom Bun­des­ar­beits­ge­richt ver­tre­te­ne Auf­fas­sung ist uni­ons­recht­lich nicht ge­si­chert. Zu Recht hat der Be­klag­te dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der EuGH dar-über, ob aus Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88/EG fol­gen soll, dass Ar­beit­neh­mer während ei­nes ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses Ur­laubs­ansprüche er­wer­ben sol­len, nicht ent­schie­den hat. Auf Aus­fall­zei­ten, die – wie bei ei­nem ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis - vom Wil­len des Ar­beit­neh­mers abhängig sind, wur­de vom EuGH nicht ein­ge­gan­gen, wie sich aus nach­ste­hen­den Ausführun­gen er­gibt.

So wer­den im EuGH-Ur­teil vom 20.01.2009 Ar­beits­unfähig­keits­zei­ten nicht „bei­spiel­haft“ dafür ge­nom­men, dass es für den Er­werb des Ur­laubs­an­spruchs le­dig­lich auf den Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses an­kom­me. Viel­mehr be­schränkt das Ur­teil un­ter Hin­weis auf Art. 5 Abs. 4 der IAO-Übe­r­ein­kom­men 132 (Rn. 38) sich be­wusst auf die Pro­ble­ma­tik der An­rech­nung von Krank­heits­zei­ten als Dienst­zeit. Wie sich aus dem Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 02.08.2006 (LAG Düssel­dorf, 12 Sa 486/06, Rn. 106, zi­tiert nach ju­ris) er­gibt, war als 3. Fra­ge an den Ge­richts­hof her­an­ge­tra­gen wor­den, ob Ur­laub­ansprüche et­wa auch bei un­ent­schul­dig­tem Feh­len ent­ste­hen. Auf Emp­feh­lung der Ge­ne­ral­anwältin Trs­ten­jak (Schluss­anträge vom 24.01.2008, Rn. 80 ff.) hat der EuGH sich zu die­sem Kom­plex nicht geäußert. Die Ge­ne­ral­anwältin hat in ih­ren Schluss­anträgen (Rn. 77 f.) be­tont, dass die vom Wil­len des Ar­beit­neh­mers un­abhängi­ge Krank­heit als Dienst­zeit iSv. Art. 5 Abs. 4 IAO-Übe­r­ein­kom­men 132 an­zu­se­hen ist und den An­spruch auf Jah­res­ur­laub nicht min­dert (Rn. 77). Sie hat wei­ter aus­geführt, dass der so ent­stan­de­ne Ur­laubs­an­spruch ge­nom­men wer­den kann, wenn die Ar­beitsfähig­keit wie­der­her­ge­stellt ist, oder – bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses – auch bei ein­ge­tre­te­ner vollständi­ger Er­werbs­unfähig­keit durch Zah­lung ei­ner Ab­gel­tung er­setzt wird (Rn. 78). Mit al­lem hat sie aber nur ei­ne Aus­sa­ge zu vom Wil­len

 

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des Ar­beit­neh­mers un­abhängi­gen Krank­heits­zei­ten und dem Ab­gel­tungs­zwang der so er­wor­be­nen Ur­laubs­ansprüche ge­trof­fen.

Im Ur­teil vom 22.04.2010 (– C-486/08 Zen­tral­be­triebs­rat der Lan­des­kran­kenhäuser Ti­rols – Rn. 32 f. = NZA 2010, 557 ff.) hat der EuGH so­dann den Ur­laubs­an­spruch in ein pro­por­tio­na­les Verhält­nis zur Ar­beits­zeit im Be­zugs­zeit­raum (Ur­laubs­jahr) ge­stellt. Die Aus­sa­ge, dass „für die­se Zeit (die Zeit der Teil­zeit­beschäfti­gung) die Min­de­rung des An­spruchs auf Jah­res­ur­laub ge­genüber dem bei Voll­zeit­beschäfti­gung be­ste­hen­den An­spruch aus sach­li­chen Gründen ge­recht­fer­tigt“ sei, be­deu­tet zunächst, dass bei Teil­zeit­ar­beit im Be­zugs­jahr der An­spruch auf be­zahl­ten Ur­laub ent­spre­chend ver­rin­gert ist. Ge­ra­de die­se Ent­schei­dung stützt eher die Auf­fas­sung, dass in ei­nem ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis kein Ur­laubs­an­spruch ent­steht, als dass sie ei­ner sol­chen Auf­fas­sung ent­ge­gen­steht. Denn kon­se­quen­ter­wei­se müss­te, wenn in dem Be­zugs­jahr über­haupt kei­ne Ar­beits­zeit anfällt, die Min­de­rung des Ur­laubs­an­spruchs auf „0“ sach­lich ge­recht­fer­tigt sein. Hin­dert da­her die für das Ur­laubs­jahr ver­ein­bar­te Frei­stel­lung von der Ar­beit das Ent­ste­hen ei­nes Ur­laubs­an­spruchs, muss dies nach Auf­fas­sung der Kam­mer auch für die Ver­ein­ba­rung des Ru­hens des Ar­beits­verhält­nis­ses des Ar­beit­neh­mers gel­ten. In bei­den Fällen han­delt es sich um kei­ne „Ar­beits­versäum­nis­se aus Gründen, die un­abhängig vom Wil­len des be­tei­lig­ten Ar­beit­neh­mers be­ste­hen, wie z.B. Krank­heit, Un­fall oder Mut­ter­schaft“ (Art. 5 Abs. 4 der IAO-Übe­r­ein­kom­men 132).

Je­den­falls kann der EuGH-Recht­spre­chung nicht ent­nom­men wer­den, dass es na­tio­na­les Recht bil­li­ge, das den Ver­lust des Ur­laubs­an­spruchs mit der ein­zi­gen Aus­nah­me der fort­dau­ern­den Ar­beits­unfähig­keit vor­se­he. Zu dem Ober­satz aus dem EuGH-Ur­teil vom 20.01.2009 – Schultz-Hoff –, dass der Ar­beit­neh­mer tat-sächlich die Möglich­keit ha­ben müsse, den ihm mit der Richt­li­nie ver­lie­he­nen An­spruch aus­zuüben (Rn. 43), führt das Ur­teil als Hin­de­rungs­fall die fort­dau­ern­de Ar­beits­unfähig­keit (Rn. 55) eben­so bei­spiel­haft auf wie die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses (Rn. 56). Im Ur­teil vom 10.09.2009 (– C-277/09 Vicen­te Pe­re­da – Rn. 19) spricht der Ge­richts­hof ei­nem – ab­ge­se­hen von ei­ner

 

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Krank­heits­zeit während der Be­triebs­fe­ri­en im Be­zugs­jahr – ar­beitsfähi­gen Ar­beit­neh­mer den An­spruch auf Nach­gewährung des Ur­laubs zu.

Un­ter Berück­sich­ti­gung vor­ste­hen­der Ausführun­gen kann nicht fest­ge­stellt wer­den, dass die Recht­spre­chung des EuGH der An­nah­me ent­ge­gen­steht, dass während ei­nes ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses kei­ne Ur­laubs­ansprüche ent­ste­hen. Im Hin­blick auf die Ent­schei­dung vom 22.04.2010 wird die­se Auf­fas­sung ehr gestützt.

b)

Die Par­tei­en ha­ben durch die ar­beits­ver­trag­lich in Be­zug ge­nom­me­ne Re­ge­lung in § 35 Abs. 1 Un­terabs. 3, Abs. 3 Un­terabs. 2 AVR das Ar­beits­verhält­nis ru­hend ge­stellt. Über das Ru­hen be­stand, wie man­gels an­de­rer An­halts­punk­te das bei­der­sei­ti­ge Erklärungs­ver­hal­ten ab April 2003 be­legt, zwi­schen den Par­tei­en Übe­rein­stim­mung (vgl. BAG Ur­teil vom 16.08.2000, 10 AZR 500/99, zi­tiert nach ju­ris, Rn. 60 da­zu, dass un­be­zahl­ter Son­der­ur­laub eben­falls zum Ru­hen ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses führt). Die Haupt­leis­tungs­pflich­ten aus dem ehe­mals be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis ha­ben des­halb nicht we­gen ei­ner Er­kran­kung des Klägers ge­ruht.

Während des ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses ist der Ar­beit­neh­mer an der Er­brin­gung der Ar­beits­leis­tung nicht auf­grund krank­heits­be­ding­ter Ar­beits­unfähig­keit ver­hin­dert. Viel­mehr be­ste­hen we­gen der zwi­schen den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung während des Ru­hens von vorn­her­ein nicht die wech­sel-sei­ti­gen Haupt­pflich­ten (BAG, Ur­teil vom 29.09.2004, 5 AZR 558/03, Rn. 14, zi­tiert nach ju­ris). Da die Ar­beits­leis­tungs­pflicht vor­lie­gend durch das ver­ein­bar­te Ru­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses un­abhängig da­von ent­fiel, wie die Ar­beitsfähig­keit des Klägers sich ent­wi­ckel­te, ist der Kläger mit­hin nicht auf­grund Ar­beits­unfähig­keit und in­so­weit nicht aus Gründen, die „un­abhängig von sei­nem Wil­len“ be­ste­hen (Art. 5 Abs. 4 IAO-Übe­r­ein­kom­men 132), an der Ar­beits­leis­tung ge­hin­dert ge­we­sen. Viel­mehr war es der be­zweck­te In­halt des um­ge­stal­te­ten Ver­tra­ges, dass kei­ne Ar­beit ge­leis­tet wird. Die Kam­mer ist der Auf­fas­sung,

 

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dass die­ser Sach­ver­halt, nämlich das Ru­hen des ge­sam­ten Ar­beits­verhält­nis­ses we­gen des Be­zugs ei­ner Ren­te, mit den vom EuGH ent­schie­de­nen Sach­ver­hal­ten, nämlich der krank­heits­be­ding­ten Ver­hin­de­rung des Ar­beit­neh­mers, sei­ner Ar­beits­pflicht nach­zu­kom­men, nicht ver­gleich­bar ist.

Zu Recht hat der Be­klag­te dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ei­ne an­de­re Be­trach­tungs­wei­se zu nicht halt­ba­ren Er­geb­nis­sen führen würde. So wäre nicht nach­zu­voll­zie­hen, dass ein Ar­beit­neh­mer, der aus pri­va­ten Gründen ei­ne un­be­zahl­te „Aus­zeit“ neh­men möch­te und ei­ne ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung mit sei­nem Ar­beit­ge­ber trifft, bei sei­ner Rück­kehr aus dem ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis ei­nen An­spruch auf Nach­gewährung ei­nes während sei­ner zweijähri­gen Ab­we­sen­heit ent­stan­de­nen Ur­laubs­an­spruchs ha­ben soll.

Die An­nah­me der Rechts­fol­ge, dass ab dem 01.04.2003 kei­ne Ur­laubs­ansprüche ent­stan­den sind, steht im Ein­klang mit dem Schutz­zweck der Ar­beits­zeit­richt­li­nie so­wie der IAO-Übe­r­ein­kom­mens Nr. 132. Der EuGH hat sei­ne Ent­schei­dung im We­sent­li­chen mit so­zia­len Über­le­gun­gen be­gründet.

Die­ser uni­ons­recht­li­chen Zweck­set­zung ist im na­tio­na­len Ur­laubs­recht da­durch Rech­nung zu tra­gen, dass Ar­beits­unfähig­keits­zei­ten dem Ent­ste­hen von Ur­laubs­ansprüchen nicht ab­träglich sind. Aus ver­fas­sungs­recht­li­chen Gründen be­darf die Be­las­tung des Ar­beit­ge­bers mit der Gewährung be­zahl­ten Jah­res­ur­laubs ei­ner hin­rei­chen­den Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung des Ar­beit­ge­bers zu dem die Ur­laubs­last auslösen­den Sach­ver­halt (vgl. BVerfG 18.11.2003, 1 BvR 302/96, C 2 b cc [3]). Im Fal­le der krank­heits­be­ding­ten Ar­beits­ver­hin­de­rung des Ar­beit­neh­mers bleibt die durch den Ar­beits­ver­trag be­gründe­te Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung vor­han­den. Sie wird je­doch gelöst, wenn das Ar­beits­verhält­nis ruht und das So­zi­al­recht mit der Ren­ten­gewährung die fi­nan­zi­el­le Fürsor­ge für den Ar­beit­neh­mer über­nimmt. Der Ar­beit­ge­ber wird da­mit aus der ar­beits­recht­li­chen „Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung“ und ins­be­son­de­re der Ver­pflich­tung ent­las­sen, für die Ru­hens­zei­ten be­zahl­ten Jah­res­ur­laub zu gewähren.

 

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Der Kläger hat im Zeit­raum vom 01.04.2003 bis 31.03.2007 ei­ne Ren­te we­gen Er­werbs­min­de­rung be­zo­gen. Der Be­zug ei­ner be­fris­te­ten Ren­te ist so­dann we­gen vollständi­ger Er­werbs­min­de­rung in den Be­zug ei­ner un­be­fris­te­ten Ren­te über­ge­gan­gen. Der Kläger war so­mit im streit­ge­genständ­li­chen Zeit­raum deut­lich bes­ser so­zi­al ab­ge­si­chert als ein ar­beits­unfähig er­krank­ter Ar­beit­neh­mer es ge­we­sen wäre. Der Ur­laubs­zweck der Er­ho­lung und Gewährung frei­er Zeit zur Selbst­be­stim­mung kommt während des ru­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses al­le­mal nicht zum Tra­gen.

3.

Von dem Ru­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses sind al­ler­dings nicht die vor­her bis zum 31.03.2004 ent­stan­de­nen Ur­laubs­ansprüche bzw. die im Ver­gleich vom 16.09.2004 fi­xier­ten Ur­laubs­ta­ge be­trof­fen. Hin­sicht­lich die­ses Teil­an­spruchs schul­de­te der Be­klag­te grundsätz­lich mit Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses (31.03.2007) Ab­gel­tung.

Für den Mehr­ur­laub nach den AVR gilt Ent­spre­chen­des. Während des Ru­hens­zeit­raums (§ 35 Abs. 1 Un­terabs. 3 AVR) ist kein An­spruch auf Mehr­ur­laub ent­stan­den. Der zu­vor ent­stan­de­ne Ur­laubs­an­spruch ist nicht nach § 28 Abs. 6 AVR durch recht­zei­ti­gen Ur­laubs­an­tritt ver­wirk­licht wor­den. Al­ler­dings ist der An­spruch we­gen des Ver­gleichs vom 16.09.2004 auf­recht­er­hal­ten wor­den.

Da der Kläger we­gen ver­min­der­ter Er­werbsfähig­keit nach § 35 AVR aus­ge­schie­den war, könn­te ihm nach § 28 Abs. 5 Satz 3 AVR der hal­be Jah­res­ur­laub 2007 zu­ste­hen (ein­schränkend BAG, Ur­teil vom 23.03.2010, 9 AZR 128/09, Rn. 58, zi­tiert nach ju­ris Rn. 58). Dies be­darf hier kei­ner Klärung, denn et­wai­ge AVR-Ansprüche sind in je­dem Fall nach § 45 Abs. 2 AVR ver­fal­len.

 

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III.

Al­le streit­ge­genständ­li­chen Ur­laubs(-ab­gel­tungs)ansprüche, ob ge­setz­lich oder ver­trag­lich, un­ter­lie­gen nach Auf­fas­sung der Kam­mer der Aus­schluss­frist des § 45 Abs. 2 AVR. Sie sind vom Kläger nicht frist­ge­recht gel­tend ge­macht wor­den. In­so­weit macht die Kam­mer sich – auch zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen – die Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts aus­drück­lich zu Ei­gen. Al­ler­dings ist die Kam­mer – wie be­reits im Rah­men der Fra­ge der Verjährung aus­geführt – der Auf­fas­sung, dass die Fällig­keit des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs erst im Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, mit­hin am 31.03.2007, ein­ge­tre­ten ist.

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat die Fra­ge des Ver­falls nach ta­rif­ver­trag­li­chen Vor­schrif­ten für den Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch al­ler­dings zu­letzt of­fen­ge­las­sen (BAG, Ur­teil vom 24.03.2009, 9 AZR 983/07, Rn. 77, zi­tiert nach ju­ris).

1.

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt lehn­te bis­her die Ver­fall­bar­keit von Ur­laubs­ansprüchen ab we­gen des ge­set­zes­ei­ge­nen „Zeit­re­gimes“ (BAG, Ur­teil vom 20.01.2009, 9 AZR 650/07, Rn. 27, zi­tiert nach ju­ris; vgl. aber auch Düwell, dbr 2009, 11 f.) so­wie der Un­ab­ding­bar­keit nach § 13 Abs. 1 BUrlG (BAG, Ur­teil vom 20.05.2008, 9 AZR 219/07, R. 48, zi­tiert nach ju­ris, vgl. aber BAG, Ur­teil vom 22.01.2002, 9 AZR 601/00, Rn. 95, zi­tiert nach ju­ris). Der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch soll­te nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten (§ 7 Abs. 1 Satz 2 und 3 BUrlG) spätes­tens zum 31.03. des Fol­ge­jah­res ver­fal­len, un­abhängig von der Fra­ge, ob und wann der Ar­beit­neh­mer wie­der ar­beitsfähig wur­de. Aus der ge­setz­li­chen Be­fris­tung des Ur­laubs­an­spruchs soll­te fol­gen, dass ta­rif­li­che Aus­schluss­fris­ten nicht auf den ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruch an­wend­bar sei­en (vgl. BAG, Ur­teil vom 24.11.1992, 9 AZR 549/91, Ur­teil vom 18.11.2003, 9 AZR 95/03, zi­tiert nach ju­ris).

 

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2.

Die­ser höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung sind mit ein­ge­hen­der Be­gründung das erst­in­stanz­li­che Ur­teil und mitt­ler­wei­le die 10. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf (Ur­teil vom 23.04.2010, 10 Sa 203/10, zu I 2 der Gründe) so­wie, dies mit be­son­de­rem Hin­weis auf den Vergütungs­cha­rak­ter des Ab­gel­tungs­an­spruchs, das Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln (Ur­teil vom 20.04.2010, 12 Sa 1448/09 Rn. 29, zi­tiert nach ju­ris) ent­ge­gen ge­tre­ten (eben­so ArbG Re­gens­burg, Ur­teil vom 04.02.2010, 8 Ca 1022/09, zi­tiert nach ju­ris). Wie die 10. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts da­zu aus­geführt hat, ist seit Weg­fall des be­son­de­ren „Zeit­re­gimes“ des Ur­laubs- und Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs mit Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 24.03.2009 (a.a.O.) die­se Recht­fer­ti­gung der Son­der­be­hand­lung ei­nes ur­laubs­recht­li­chen Geld­an­spruchs ge­genüber an­de­ren ge­setz­li­chen Zah­lungs­ansprüchen im Hin­blick auf die An­wen­dung von ta­rif­ver­trag­li­chen Ver­fall­klau­seln ent­kräftet mit der Fol­ge, dass fort­an ta­rif­ver­trag­li­che Ver­fall­klau­seln auf den Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch An­wen­dung fin­den. Die­ser Auf­fas­sung schließt sich die er­ken­nen­de Kam­mer an.

Da der ge­setz­li­che Ur­laub mit­hin kei­nem „Zeit­re­gime“ un­ter­liegt, steht die­ser As­pekt der An­wen­dung von Aus­schluss­fris­ten nicht ent­ge­gen.

Eben­so las­sen ta­rif­li­che und ver­trag­li­che Aus­schluss­fris­ten sich mit der Un­ab­ding­bar­keit nach § 13 Abs. 1 BUrlG, Art. 12 des Übe­r­ein­kom­mens Nr. 132 (BGBl. II 1975, 745), Art. 7 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie Aus­schluss­fris­ten ver­ein­ba­ren. Die An­wen­dung der ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist verstößt nicht ge­gen § 13 BUrlG, denn wenn der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch bei Ar­beits­unfähig­keit nicht (mehr) nach § 7 Abs. 3 BUrlG be­fris­tet ist, wi­der­spricht ei­ne ta­rif­li­che Aus­schluss­frist auch nicht ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten. In die­sem Fall un­ter­schei­det sich die Ur­laubs­ab­gel­tung nicht mehr von an­de­ren zwin­gen­den Vor­schrif­ten, bei de­nen oh­ne Wei­te­res ta­rif­li­che Aus­schluss­fris­ten zur An­wen­dung kom­men können. So ist fes­ter Be­stand­teil der zu § 12 EFZG er­gan­ge­nen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, dass die ge­setz­lich un­ab­ding­ba­ren Ansprüche auf Ent­gelt­fort­zah­lung Aus­schluss­fris­ten un­ter­lie­gen (vgl. BAG, Ur­teil vom

 

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25.05.2005, 5 AZR 572/04, Rn. 12, zi­tiert nach ju­ris, Ur­teil vom 21.01.2010, 6 AZR 556/07, Rn 17, zi­tiert nach ju­ris). Zur Be­gründung wird an­geführt, die Aus-schluss­frist be­tref­fe nicht die in­halt­li­che Ein­schränkung des An­spruchs, den § 12 EFZG ver­bie­te, son­dern nur des­sen Gel­tend­ma­chung und zeit­li­che Be­gren­zung (vgl. BAG, Ur­teil vom 30.03.1962, 2 AZR 101/61 zi­tiert nach ju­ris; Ur­teil vom 16.01.2002, 5 AZR 430/00, zi­tiert nach ju­ris). Für § 13 Abs. 1 BUrlG gilt nach Auf­fas­sung der Kam­mer das­sel­be. Ein Grund für ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Ent­gelt­fort­zah­lungs­ansprüchen mit Ansprüchen auf Ur­laubs­ab­gel­tung be­steht nicht. Die Ge­set­zes­vor­schrift un­ter­sagt den Par­tei­en zwar die Dis­po­si­ti­on über ent­stan­de­ne Ur­laubs(ab­gel­tungs)ansprüche. Sie ent­zieht des-we­gen die Ansprüche je­doch nicht et­wai­gen Aus­schluss­fris­ten. Glei­ches gilt un­ter Würdi­gung von Art. 7 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie.

Das Uni­ons­recht ver­bie­tet nicht schlecht­hin na­tio­na­le Be­stim­mun­gen, die uni­ons­recht­lich geschütz­te Ansprüche mit Aus­schluss- oder kur­zen Verjährungs­fris­ten ver­bin­den. Al­ler­dings ver­langt der EuGH, dass dem Grund­satz der Ef­fek­ti­vität in der Wei­se Rech­nung zu tra­gen ist, dass die na­tio­na­le Re­ge­lung zum ei­nen den An­for­de­run­gen der Nor­men­be­stimmt­heit und Nor­men­klar­heit genügt und zum an­de­ren so ge­stal­tet ist, dass die Ausübung des An­spruchs dem Ar­beit­neh­mer nicht prak­tisch unmöglich ge­macht oder übermäßig er­schwert wird (vgl. EuGH 29.10.2009 - C-63/08 Pon­tin - Rn. 47 f., 69, EuGH 16.07.2009 - C 69/08 Vi­scia­no - Rn. 43 ff. [zu ei­ner Kla­ge­frist von ei­nem Jahr], vgl. EuGH 24.03.2009 - C-445/06 Dans­ke Slag­te­ri­er - Rn. 62). Auf ei­ne übermäßige Er­schwer­nis lau­fen zu kur­ze Fris­ten und/oder zu ho­he for­mel­le Gel­tend­ma­chungs­an­for­de­run­gen hin­aus. Ent­schei­dend ist, dass der EuGH le­dig­lich ei­nen Ver­fall der Ur­laubs­ansprüche ver­hin­dern will, auf de­ren Ver­fall der Ar­beit­neh­mer auf­grund sei­ner Ar­beits­unfähig­keit nicht den ge­rings­ten Ein­fluss neh­men kann.

Dem Grund­satz der Ef­fek­ti­vität (vgl. auch Bon­ner Kom­men­tar/Rob­bers, Art. 20 Abs. 1 GG, Rn. 2134, Ren­sen/Brink/Bar­to­ne, Li­ni­en der Recht­spre­chung, S. 305 ff.) ist glei­cher­maßen im Rah­men der Aus­le­gung ge­setz­li­cher Schutz­nor­men zu genügen. Se­hen Aus­schluss­fris­ten bei re­la­tiv nied­ri­gen For­mal­an­for­de-

 

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run­gen ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Gel­tend­ma­chung vor, ste­hen sie nicht dem Zweck ge­setz­li­cher „Un­ab­ding­bar­keit“ ent­ge­gen. Zu­dem grei­fen Aus­schluss­fris­ten oh­ne­hin nicht, wenn und so­lan­ge es dem An­spruch­stel­ler (un­ver­schul­det) unmöglich ist, et­wai­ge Ansprüche zu er­ken­nen und zu be­zif­fern. Un­ter die­sen Prämis­sen ist es nicht zu be­an­stan­den, dass durch Aus­schluss­fris­ten dem In­ter­es­se der Be­tei­lig­ten an als­bal­di­ger Rechts­si­cher­heit Rech­nung ge­tra­gen und des­we­gen möglichst zeit­nah das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen von Ansprüchen fest­ge­stellt wer­den soll.

§ 45 Abs. 2 AVR hält den dar­ge­stell­ten Er­for­der­nis­sen Stand (an­ders die Kon­stel­la­ti­on in LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 25.07.2007, 12 Sa 944/07, Rn. 58 ff., zi­tiert nach ju­ris [zu kur­ze Aus­schluss­frist]). Die Re­ge­lung ist klar und be­stimmt. Sie ver­langt le­dig­lich ei­ne schrift­li­che Gel­tend­ma­chung und gibt dem An­spruch­stel­ler hierfür nach Fällig­keit des An­spruchs sechs Mo­na­te Zeit. Auch dem ar­beits­unfähi­gen oder in der Er­werbsfähig­keit ge­min­der­ten Ar­beit­neh­mer ist es im All­ge­mei­nen möglich und zu­mut­bar, nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses in­ner­halb von sechs Mo­na­ten Ab­gel­tungs­ansprüche schrift­lich zu er­he­ben.

Auf § 45 Abs. 3 AVR kann der Kläger sich nicht zu sei­nen Guns­ten be­ru­fen. Der Kläger ver­kennt in­so­weit, dass die ein­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung nur für „den glei­chen Tat­be­stand“ reicht. Ur­laubs­ansprüchen liegt hin­ge­gen nicht im Sin­ne der Ta­rif­norm der glei­che Tat­be­stand zu­grun­de. Das wäre nur der Fall, wenn bei un­veränder­ter recht­li­cher und tatsäch­li­cher La­ge Ansprüche aus ei­nem be­stimm­ten Tat­be­stand her­zu­lei­ten wären (vgl. BAG, Ur­teil vom 22.01.2009, 6 AZR 5/08, Ju­ris Rn. 18), al­so aus ei­nem gleichförmig wie­der­keh­ren­den Sach­ver­halt sich ständi­ge Leis­tun­gen er­ge­ben.

Un­ter Berück­sich­ti­gung vor­ste­hen­der Ausführun­gen ist der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch des Klägers ver­fal­len. Vor­lie­gend stand mit Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 31.03.2007 fest, dass die auf­ge­lau­fe­nen Ur­laubs­ansprüche des Klägers nicht mehr durch Gewährung in na­tu­ra be­frie­digt wer­den konn­ten und ei­ne fi­nan­zi­el­le Ab­gel­tung des Ur­laubs­an­spruchs die al­lein ver­blie­be­ne

 

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Möglich­keit war. Der Kläger hat­te für die Dau­er von sechs Mo­na­ten die fak­ti­sche und rea­le Möglich­keit, sei­ne Ansprüche auf Ur­laubs­ab­gel­tung durch ei­ne ein­fa­ches schrift­li­ches Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben bei der Be­klag­ten ein­zu­for­dern und im Fal­le der Ver­wei­ge­rung ggf. Kla­ge zu er­he­ben (eben­so LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 23.04.2010, 10 Sa 203/10, zi­tiert nach ju­ris). Da­von hat der Kläger kei­nen Ge­brauch ge­macht. Da­bei ist un­er­heb­lich, dass ihm – of­fen­sicht­lich – die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses auf­grund der Re­ge­lun­gen in den AVR un­be­kannt war, denn auf ei­ne der­ar­ti­ge Un­kennt­nis kann der Kläger sich im Hin­blick auf die ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung der AVR nicht be­ru­fen.

Un­er­heb­lich ist der Ein­wand des Klägers, dass es sich bei den AVR nicht um ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen han­delt, denn die­se sind nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts je­den­falls hin­sicht­lich ei­ner In­halts­kon­trol­le ta­rif­ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen gleich­ge­stellt. Die Un­ter­schie­de ge­genüber der Ent­ste­hung von Ta­rif­verträgen recht­fer­ti­gen es nicht, kirch­li­che Ar­beits­ver­trags­richt­li­ni­en ei­ner grundsätz­lich an­de­ren In­halts­kon­trol­le zu un­ter­zie­hen, als sie bei Ta­rif­verträgen vor­zu­neh­men wäre. Dies gilt je­den­falls in­so­weit, als sie ein­schlägi­ge ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen ganz oder mit im We­sent­li­chen glei­chen In­hal­ten über­neh­men. Ta­rif­verträge sind al­lein dar­auf­hin zu un­ter­su­chen, ob sie ge­gen die Ver­fas­sung, ge­gen an­de­res höher­ran­gi­ges zwin­gen­des Recht oder ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­s­toßen. Da­bei sind kei­ne an­de­ren Prüfungs­maßstäbe her­an­zu­zie­hen, wenn die Ta­rif­nor­men nicht kraft Ta­rif­ge­bun­den­heit, son­dern kraft ar­beits­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung an­zu­wen­den sind. Auch in sol­chen Fällen ist zu­min­dest bei der Ver­wei­sung auf ei­nen ge­schlos­se­nen Re­ge­lungs­kom­plex von der grundsätz­li­chen Rich­tig­keits­gewähr der ein­be­zo­ge­nen Ta­rif­ver­trags­nor­men aus­zu­ge­hen (vgl. BAG, Ur­teil vom 06.11.1996, 5 AZR 334/95, zi­tiert nach ju­ris).

§ 45 Abs. 2 AVR verstößt nicht ge­gen höher­ran­gi­ges Recht, denn die­se Vor­schrift weicht nicht von den Re­ge­lun­gen des Bun­des­ur­laubs­ge­set­zes zu Las­ten des Ar­beit­neh­mers ab, son­dern ver­langt le­dig­lich von bei­den Ar­beits­ver­trags­par­tei­en, Ansprüche in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist nach Fällig­keit gel­tend zu ma­chen. Das Ent­ste­hen des Ur­laubs­an­spruchs wird mit­hin nicht an höhe­re Vo-

 

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raus­set­zun­gen ge­knüpft als das Bun­des­ur­laubs­ge­setz dies vor­sieht. Ein Ver­s­toß ge­gen § 13 Abs. 1 BUrlG liegt da­mit nicht vor.

Der Kläger wen­det darüber hin­aus im We­sent­lich ein, dass vor dem EuGH-Ur-teil vom 20.01.2009 Schultz-Hoff und dem Um­set­zungs­ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 02.02.2009 die neue Ur­laubs­recht­spre­chung nicht vor­her­seh­bar ge­we­sen sei. Die­sem Ein­wand hat das Ar­beits­ge­richt zu Recht ent­ge­gen ge­setzt, dass für die An­wen­dung der Aus­schluss­frist kei­ne an­de­re Zeit­gren­ze als für die Gewährung von Ver­trau­ens­schutz gel­ten könne. Der Kläger ver­wech­selt die „Rück­wir­kung“ der EuGH-Recht­spre­chung mit den durch Aus­schluss­fris­ten ge­stell­ten An­for­de­run­gen an die Er­he­bung von Ansprüchen (EuGH 15.04.2010 - C-542/08 Barth – Rn. 30). Das Ge­mein­schafts­recht schützt nur den Ar­beit­neh­mer, der ge­hin­dert ist, sei­ne Ansprüche zu rea­li­sie­ren, nicht aber den, der untätig bleibt (vgl. ErfK/Dörner, 10 Aufl., § 7 BUrlG Rn. 65). Die recht­li­che Fehl­einschätzung des Klägers und die - über die Un­kennt­nis der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses auf­grund der Vor­schrif­ten der AVR zum 31.03.2007 hin­aus – mögli­cher­wei­se dar­auf be­ru­hen­de Untätig­keit ändert nichts dar­an, dass der Kläger die vom EuGH ge­for­der­te tatsächli­che Möglich­keit hat­te, den mit der Ar­beits­zeit­richt­li­nie ver­lie­he­nen An­spruch aus­zuüben.

Die Be­ru­fung des Klägers war mit­hin zurück­zu­wei­sen.

IV.

Die Kos­ten der Be­ru­fung hat nach § 97 Abs. 1 ZPO der Kläger zu tra­gen.

V.

Die Kam­mer hat der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­fra­ge grundsätz­li­che Be­deu­tung bei­ge­mes­sen und da­her für den Kläger gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1, Abs. 1 die Re­vi­si­on an das Bun­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­sen.

 

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RECH­TSMIT­TEL­BE­LEH­RUNG

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der kla­gen­den Par­tei

R E V I S I O N

ein­ge­legt wer­den.

Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

Fax: 0361 2636 2000

ein­ge­legt wer­den.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,
2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,

 

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3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Num­mer 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

 

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