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Ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf: Leis­tungs­bo­nus ist auf Min­dest­lohn an­zu­rech­nen

Mo­nat­lich ge­zahl­ter Leis­tungs­bo­nus ist auf den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn an­zu­rech­nen: Ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 20.04.2015, 5 Ca 1675/15
Münzen, Münzhaufen

23.06.2015. Seit An­fang Ja­nu­ar 2015 gilt das Min­dest­l­ohn­ge­setz (Mi­LoG), das Ar­beit­neh­mern al­ler Bran­chen ei­nen Lohn­an­spruch von min­des­tens 8,50 EUR brut­to pro St­un­de ge­währt.

Kon­kret heißt es da­zu in § 1 Abs.2 Mi­LoG, dass die Hö­he des Min­dest­lohns ab dem 01.01.2015 "je Zeit­stun­de" 8,50 EUR brut­to be­trägt. Nicht ein­deu­tig ge­re­gelt ist al­ler­dings im Mi­LoG, wel­che Lohn­be­stand­tei­le auf die­sen Min­dest­lohn­an­spruch von 8,50 EUR pro St­un­de an­zu­rech­nen sind und wel­che nicht.

In ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil hat das Ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf ent­schie­den, dass der Ar­beit­ge­ber den Min­dest­lohn­an­spruch auch dann er­füllt, wenn er zu­sätz­lich zu ei­nem no­mi­nel­len St­un­den­lohn von we­ni­ger als 8,50 EUR ei­nen je­den Mo­nat ge­währ­ten "Leis­tungs­bo­nus" zahlt, so dass St­un­den­lohn plus Leis­tungs­bo­nus zu ei­ner St­un­den­ver­gü­tung von mehr als 8,50 EUR brut­to füh­ren: Ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 20.04.2015, 5 Ca 1675/15.

Ist ein Leis­tungs­bo­nus auf den Min­dest­lohn an­zu­rech­nen?

Wer ab Ja­nu­ar 2015 ei­nen Grund­lohn von 8,50 EUR be­an­spru­chen kann und auch erhält, braucht sich über das The­ma Min­dest­lohn nicht wirk­lich Ge­dan­ken zu ma­chen. Denn sein Ar­beit­ge­ber hält die Vor­ga­ben des Mi­LoG of­fen­sicht­lich ein.

An­ders sieht es da­ge­gen für Ar­beit­neh­mer aus, die 2015 ei­nen Grund­lohn von we­ni­ger als 8,50 EUR brut­to er­hal­ten, al­ler­dings ergänzen­de wei­te­re Lohn­be­stand­tei­le be­zie­hen wie z.B. Ziel­ver­ein­ba­rungs­prämi­en, Über­stun­den­zu­schläge und/oder Zu­schläge für Nacht- oder Wo­chen­end­ar­beit. Für sol­che Ar­beit­neh­mer stellt sich die Fra­ge, ob ih­re Vergütung dem Mi­LoG ent­spricht oder nicht.

Aus Sicht des Ar­beit­ge­bers kommt es in sol­chen Fällen auf den Ge­samt­lohn an, während es aus Sicht des Ar­beit­neh­mers na­he­liegt, nur den Grund­lohn als min­dest­lohn­re­le­vant an­zu­se­hen und die wei­te­ren Lohn­be­stand­tei­le als Zah­lun­gen "außer der Rei­he".

Über ei­nen sol­chen Streit­fall hat­te vor kur­zem das Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf zu ent­schei­den.

Im Streit: 8,10 EUR St­un­den­lohn plus 1,00 EUR Leis­tungs­bo­nus

In dem Fall des Ar­beits­ge­richts Düssel­dorf hat­te ei­ne Ar­beit­neh­me­rin Lohn­kla­ge er­ho­ben. In ih­rem schrift­li­chen Ar­beits­ver­trag vom Ok­to­ber 2014 war ei­ne "Grund­vergütung" von 8,10 EUR brut­to pro St­un­de fest­ge­schrie­ben und darüber hin­aus vor­ge­se­hen, dass sie zusätz­lich ei­nen "frei­wil­li­gen Brut­to/ Leis­tungs­bo­nus" von ma­xi­mal 1,00 EUR brut­to er­hal­ten soll­te, der sich nach ei­ner be­trieb­li­chen Bo­nus­re­ge­lung rich­ten soll­te.

Nach­dem der Ar­beit­ge­ber zunächst oh­ne Er­folg An­fang Ja­nu­ar 2015 ei­ne ein­ver­nehm­li­che Ver­tragsände­rung vor­ge­schla­gen hat­te, der zu­fol­ge die Grund­vergütung ab Ja­nu­ar 2015 auf 8,50 EUR brut­to an­ge­ho­ben und der Leis­tungs­bo­nus auf 0,60 EUR brut­to ab­ge­senkt wer­den soll­te, teil­te der Ar­beit­ge­ber En­de Ja­nu­ar mit, dass er künf­tig ei­nen Teil des Leis­tungs­bo­nus von 0,40 EUR "fix" zah­len wol­le.

In der Fol­ge zahl­te der Ar­beit­ge­ber ei­nen St­un­den­lohn von ins­ge­samt 9,10 EUR, da­von al­ler­dings nur 8,10 EUR als Grund­vergütung und 1,00 EUR als Leis­tungs­bo­nus. Die Ar­beit­neh­me­rin zog dar­auf­hin vor das Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf und klag­te auf wei­te­ren Lohn so­wie auf die ge­richt­li­che Fest­stel­lung, dass ihr ei­ne Grund­vergütung von 8,50 EUR brut­to und ein Leis­tungs­bo­nus von 1,00 EUR zustünden.

Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf: Der für ei­nen Ka­len­der­mo­nat ge­zahl­te Brut­to­lohn muss die An­zahl der ge­leis­te­ten Ar­beits­stun­den mul­ti­pli­ziert mit 8,50 EUR er­rei­chen

Das Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf wies die Kla­ge als un­be­gründet ab, und zwar aus fol­gen­den Über­le­gun­gen:

Dem Mi­LoG ist, so das Ar­beits­ge­richt, nicht zu ent­neh­men, dass mit dem pro St­un­de zu gewähren­den Min­dest­lohn nur ein Grund­lohn ge­meint sei. Viel­mehr hat­te der Ge­setz­ge­ber den Mo­nats­lohn im Au­ge, der bei voll­zei­ti­ger Beschäfti­gung ei­ne exis­tenz­si­chern­de Höhe er­rei­chen soll­te. Vor dem Hin­ter­grund die­ser Zweck­set­zung spricht aber nach An­sicht des Ar­beits­ge­richts nichts da­ge­gen, ne­ben ei­ner "Grund­vergütung" auch wei­te­re Lohn­be­stand­tei­le auf den Min­dest­lohn­an­spruch an­zu­rech­nen.

Ar­beit­neh­mer, die in der Sum­me ver­schie­de­ner Lohn­be­stand­tei­le pro St­un­de 8,50 EUR brut­to oder mehr ver­die­nen, können da­her nach Auf­fas­sung des Ge­richts aus dem Mi­LoG kei­nen Auf­sto­ckungs­an­spruch her­lei­ten. Vor­aus­set­zung für die­se Zu­sam­men­rech­nung ver­schie­de­ner Lohn­be­stand­tei­le ist al­ler­dings wei­ter­hin, so die Düssel­dor­fer Rich­ter, dass die­se Lohn­be­stand­tei­le re­gelmäßig, d.h. Mo­nat für Mo­nat ge­zahlt wer­den und nicht et­wa wie z.B. ein Weih­nachts­geld oder ei­ne ähn­li­che Gra­ti­fi­ka­ti­on nur ein oder zwei Mal pro Jahr.

Fa­zit: Als Re­gel gilt, dass der Mo­nats­lohn die An­zahl der in die­sem Mo­nat ge­leis­te­ten Ar­beits­stun­den mul­ti­pli­ziert mit 8,50 EUR er­rei­chen muss. Im All­ge­mei­nen kommt es da­bei nicht dar­auf an, wie die ein­zel­nen Leis­tun­gen be­zeich­net wer­den. Ei­ne Aus­nah­me gilt al­ler­dings für Zu­schläge, die be­son­de­re Er­schwer­nis­se oder über­durch­schnitt­li­che Leis­tun­gen ho­no­rie­ren wie z.B. ein Über­stun­den- oder ein Nacht­ar­beits­zu­schlag, da es dem Ar­beit­neh­mer möglich sein muss, al­lein mit sei­ner "Nor­mal­leis­tung" den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn zu er­zie­len.

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Letzte Überarbeitung: 18. Oktober 2017

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