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ArbG Gel­sen­kir­chen, Ur­teil vom 21.01.2014, 1 Ca 1603/13

   
Schlagworte: Trinkgeld, Lohn und Gehalt
   
Gericht: Arbeitsgericht Gelsenkirchen
Aktenzeichen: 1 Ca 1603/13
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 21.01.2014
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

T a t b e s t a n d  

Die Par­tei­en strei­ten über den Be­stand ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses so­wie über die Fra­ge, ob die Kläge­rin an von der Be­klag­ten ver­ein­nahm­ten Geld­beträgen zu be­tei­li­gen ist, weil es sich da­bei um „Trink­gel­der“ für das Per­so­nal ge­han­delt hat.

Die 1955 ge­bo­re­ne, ver­hei­ra­te­te Kläge­rin war seit dem 16.10.2006 bei der Be­klag­ten, ei­nem Un­ter­neh­men des Gebäuderei­ni­gungs- und Gebäude­dienst­leis­tungs­ge­wer­bes mit re­gelmäßig mehr als 10 Beschäftig­ten, auf der Grund­la­ge des Ar­beits­ver­tra­ges vom 13.10.2006 (Bl. 61 ff d. A.), auf den der Ein­zel­hei­ten we­gen Be­zug ge­nom­men wird, in Teil­zeit beschäftigt. Die da­nach vor­ge­se­he­ne Tätig­keit der Un­ter­halts­rei­ni­ge­rin übte die Kläge­rin, ih­ren Wünschen ent­spre­chend, zwi­schen­zeit­lich nur für we­ni­ge Mo­na­te aus. Über­wie­gend, im Jahr 2013 durch­ge­hend, war ihr die Tätig­keit ei­ner Toi­let­ten­auf­sicht (sog. „Sit­ze­rin“) oh­ne un­mit­tel­ba­re Rei­ni­gungs­auf­ga­ben zu­ge­wie­sen. Dafür er­hielt die Kläge­rin zu­letzt ei­nen St­un­den­lohn in Höhe von 5,20 € brut­to, wor­aus ein Mo­nats­ein­kom­men in Höhe von rund 600,00 € brut­to re­sul­tier­te.

Der Ein­satz der Kläge­rin er­folg­te ständig im Ein­kaufs­zen­trum Cen­tro P, mit de­ren Be­trei­be­rin die Be­klag­te seit Jah­ren in lau­fen­der Ver­trags­be­zie­hung steht. Der Be­klag­ten ob­liegt dort die Rei­ni­gung der 4 öffent­li­chen für die Kun­den und Be­su­cher vor­ge­se­he­nen Toi­let­ten­an­la­gen so­wie die Sau­ber­hal­tung wei­te­rer Flächen im Ca­te­ring­be­reich. In den Som­mer­mo­na­ten 2013 be­stand das von der Be­klag­ten im Cen­tro P ein­ge­setz­te Team aus ins­ge­samt 12 sog. „Sit­ze­rin­nen“ und 8 Rei­ni­gungs­kräften, wo­bei letz­te­re, den ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen ent­spre­chend, ei­ne St­un­den­vergütung in Höhe von min­des­tens 9,00 € brut­to er­hiel­ten.

Das Cen­tro P er­hebt von den Kun­den/Be­su­chern für die Nut­zung der Toi­let­ten­an­la­gen kein Ent­gelt. Gleich­wohl sind in den Ein­gangs­be­rei­chen der 4 Toi­let­ten­an­la­gen auf dort vor­ge­hal­te­nen Ti­schen Sam­mel­tel­ler auf­ge­stellt, auf de­nen die Toi­let­ten­be­su­cher ei­nen Geld­be­trag hin­ter­las­sen können. Haupt­auf­ga­be der Kläge­rin war es, sich ständig – zu­meist sit­zend – an ei­nem die­ser Ti­sche mit Sam­mel­tel­ler auf­zu­hal­ten, da­bei stets ei­nen sau­be­ren weißen Kit­tel zu tra­gen, das Geld, wel­ches die Toi­let­ten­be­su­cher frei­wil­lig auf den Tel­ler le­gen, re­gelmäßig bis auf we­ni­ge Geldstücke ab­zuräum­en, zunächst in ih­re Kit­tel­ta­sche zu ste­cken und je nach Auf­kom­men mehr­mals je Schicht in ei­nen Tre­sor ein­zu­le­gen. Darüber hin­aus hat­te sie die Toi­let­ten­an­la­gen zu kon­trol­lie­ren und im Be­darfs­fall das Rei­ni­gungs­per­so­nal über Funk zu ru­fen.

Nach ei­ner schrift­li­chen Ar­beits­an­wei­sung der Be­klag­ten („Leit­fa­den“, für das Per­so­nal, Stand 13.3.2013, Bl. 68 ff d. A.), auf die der Ein­zel­hei­ten we­gen ver­wie­sen wird, sind die „Sit­ze­rin­nen“ aus­drück­lich ge­hal­ten, Blick­kon­takt zu den Be­su­chern auf­zu­neh­men, die dort als „Trink­geld“ be­zeich­ne­ten Geld­beträge – auch in die ei­ge­ne Hand – dan­kend ent­ge­gen zu neh­men oder bei Be­darf zu wech­seln und da­bei ge­genüber den Be­su­chern nicht zu of­fen­ba­ren, dass sie selbst kei­ne Rei­ni­gungstätig­kei­ten ausüben.

Bei et­wai­gen Fra­gen der Be­su­cher nach dem Ver­wen­dungs­zweck des Gel­des, der be­reits in den Jah­ren 2008/2009 un­ter Über­schrif­ten wie „WC-Per­so­nal muss Trink­geld ab­ge­ben“ Ge­gen­stand der Be­richt­er­stat­tung in re­gio­na­len Print­me­di­en war, ist nach dem „Leit­fa­den“ auf die ge­mein­sa­men Hin­weis­schil­der von Cen­tro P und der Be­klag­ten, die nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten im Nah­be­reich der Sam­mel­tel­ler, nach An­ga­ben der Kläge­rin an kaum ein­seh­ba­rer Stel­le hin­ter stets geöff­ne­ten Türen an­ge­bracht wa­ren, zu ver­wei­sen. Nach die­sen Hin­weis­schil­dern (Stand Ja­nu­ar 2009, Bl. 46 d. A.) fließt ein für die Be­nut­zung der Toi­let­ten frei­wil­lig ge­ge­be­ner „Obu­lus“ der Be­klag­ten zu, die sel­bi­gen „für die Rei­ni­gung und den Un­ter­halt der Toi­let­ten­an­la­gen“ ver­wen­det, wo­mit er „auch der Ent­loh­nung des hierfür ein­ge­setz­ten Per­so­nals“ dient.

Hin­sicht­lich die­ser Hin­weis­schil­der ist un­strei­tig, dass sel­bi­ge im Lau­fe des Jah­res 2012 er­satz­los de­mon­tiert wor­den sind.

Nach An­ga­ben der Be­klag­ten er­folg­te dies ge­gen En­de 2012 im Zu­ge von Um­bau- und Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten. Die dafür ver­ant­wort­li­che Cen­tro-Be­trei­be­rin ha­be be­reits Er­satz­schil­der in Auf­trag ge­ge­ben. Die­se wa­ren je­den­falls zum Zeit­punkt der Güte­ver­hand­lung (19.9.2013) aber noch nicht mon­tiert.

Mit Schrei­ben vom 30.5.2013 kündig­te die Kläge­rin das Ar­beits­verhält­nis mit der Be­klag­ten zum 30.6.2013, was ihr die Be­klag­te schrift­lich bestätig­te. Ge­gen Mit­te Ju­ni 2013 führ­te die Kläge­rin, die Schriftführe­rin des bei der Be­klag­ten ge­bil­de­ten Be­triebs­rats war, ein Gespräch mit der Per­so­nal­sach­be­ar­bei­te­rin, der Zeu­gin C, und dem Geschäftsführer der Be­klag­ten. An­lass des Gesprächs, des­sen In­halt im Ein­zel­nen zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, war der Wunsch der Kläge­rin, das Ar­beits­verhält­nis nun doch – ggf. un­ter geänder­ten Beschäfti­gungs- oder Ver­trags­be­din­gun­gen – fort­zu­set­zen. Bei dem Gespräch wa­ren ein wei­te­res Be­triebs­rats­mit­glied, die Zeu­gin F, und der da­mals eben­falls bei der Be­klag­ten beschäftig­te Ehe­mann der Kläge­rin, der Zeu­ge S, zu­ge­gen.

Mit ih­rer am 8.8.2013 bei Ge­richt ein­ge­gan­gen, am 15.8.2013 zu­ge­stell­ten Kla­ge macht die Kläge­rin zunächst den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses gel­tend. Im Rah­men des im Ju­ni 2013 geführ­ten Gesprächs sei Ei­nig­keit er­zielt wor­den, dass das Ar­beits­verhält­nis nicht mit dem 30.6.2013 en­den wer­de. Mit dem Geschäftsführer der Be­klag­ten sei viel­mehr ver­ein­bart wor­den, dass sel­bi­ges un­ter Abände­rung des Ein­satz­or­tes und der Ar­beits­auf­ga­ben per Ände­rungs­ver­trag fort­be­ste­hen sol­le, was die Zeu­gin F und der Zeu­ge S bestäti­gen könn­ten. Da­bei sei ein Ein­satz in der Wäsche­rei ei­ner Werk­statt für be­hin­der­te Men­schen, der „Heim­statt E1“ in E2, ab­ge­spro­chen wor­den. Dort ha­be zum Gesprächs­zeit­punkt Per­so­nal ge­fehlt.

Ent­ge­gen die­ser Ver­ein­ba­rung ha­be sich die Be­klag­te je­doch mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 18.7.2013 zu Un­recht ei­ner Ver­trags­be­en­di­gung zum 30.6.2013 berühmt und par­al­lel ent­spre­chen­de Pa­pie­re über­sandt, wor­aus sich ein ent­spre­chen­des Fest­stel­lungs­in­ter­es­se er­ge­be. Die Be­klag­te ha­be zu­dem ein Zwi­schen­zeug­nis zu er­tei­len und für den Fall, dass ent­ge­gen ih­rer Auf­fas­sung doch von ei­ner Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses aus­ge­gan­gen wer­den müsse, je­den­falls 6 Ta­ge Rest­ur­laub mit ei­nem Be­trag in Höhe von 166,15 € brut­to ab­zu­gel­ten.

Mit un­ter glei­chem Da­tum zu­ge­stell­ter Kla­ge­er­wei­te­rung vom 17.9.2013 macht die Kläge­rin darüber hin­aus gel­tend, dass sie an den in den Mo­na­ten Mai und Ju­ni 2013 über die Sam­mel­tel­ler im Cen­tro P er­ziel­ten Ein­nah­men der Be­klag­ten teil­ha­ben müsse. Den Be­su­chern wer­de ziel­ge­rich­tet sug­ge­riert, dass frei­wil­lig ein Trink­geld für das Rei­ni­gungs-und Auf­sichts­per­so­nal ge­ge­ben wer­de könne. An die­se mit der frei­wil­li­gen Hin­ga­be von klei­ne­ren Geld­beträgen ver­bun­de­ne Zweck­be­stim­mung sei die Be­klag­te ge­bun­den. Trink­geld ste­he nach Maßga­be ge­wer­be- und steu­er­recht­li­cher Be­stim­mun­gen al­lein den Ar­beit­neh­mern zu. Die Be­klag­te sei auf­grund ver­trag­li­cher Ne­ben­pflich­ten oder bei ent­spre­chen­der An­wen­dung von Be­stim­mun­gen des Auf­trags­rechts ver­pflich­tet, für das Per­so­nal hin­ge­ge­be­nes Trink­geld wei­ter­zu­lei­ten.

Da sie nicht wis­sen könne, wie hoch ge­nau die Ein­nah­men ge­we­sen sei­en, ha­be die Be­klag­te im Rah­men ei­ner Stu­fen­kla­ge zunächst Aus­kunft über die Höhe der Trink­geld­ein­nah­men zu er­tei­len. Von dem Ge­samt­be­trag ste­he ihr un­ter Berück­sich­ti­gung der im Cen­tro P vor­ge­hal­te­nen Per­so­nalstärke ein An­teil von 1/20 zu. Sie ge­he da­von aus, dass an nor­ma­len Ta­gen bis zu ein­tau­send, an Spit­zen­ta­gen meh­re­re tau­send Eu­ro über die Tel­ler er­wirt­schaf­tet wer­den.

Die Kläge­rin, die ei­nen wei­te­ren auf Ab­rech­nung des Trink­gelds ge­rich­te­ten An­trag im Kam­mer­ter­min zurück­ge­nom­men hat, be­an­tragt,

1. 

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 30.6.2013 hin­aus fort­be­steht,

2.

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihr ein qua­li­fi­zier­tes Zwi­schen­zeug­nis zu er­tei­len,

3.

hilfs­wei­se, für den Fall des Un­ter­lie­gens mit dem An­trag zu 1., die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie ei­nen Be­trag in Höhe von 166,15 € brut­to nebst Jah­res­zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Rechtshängig­keit zu zah­len,

4.

die Be­klag­te im We­ge der Stu­fen­kla­ge zu ver­ur­tei­len, ihr Aus­kunft über die Höhe der in den Toi­let­ten­an­la­gen des Cen­tro P ver­ein­nahm­ten Trink­gel­der in den Mo­na­ten Mai und Ju­ni 2013 zu er­tei­len.

5.

Nach er­teil­ter Aus­kunft die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Rich­tig­keit der Aus­kunft gemäß Kla­ge­an­trag zu 4. an Ei­des statt zu ver­si­chern,

6.

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie 1/20 des sich aus der gemäß Kla­ge­an­trag zu 4. er­teil­ten Aus­kunft er­ge­ben­den Ge­samt­be­tra­ges nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Rechtshängig­keit zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hält die Kla­ge für ins­ge­samt un­be­gründet. Das Ar­beits­verhält­nis ha­be durch die Kündi­gung der Kläge­rin vom 30.5.2013 sein En­de ge­fun­den. Im Rah­men des im Ju­ni 2013 geführ­ten Gesprächs sei der Kläge­rin ver­deut­licht wor­den, dass ei­ne ein­sei­ti­ge Kündi­gungsrück­nah­me nicht ak­zep­tiert wer­de. Zwar sei­en das Ob­jekt „Heim­statt E1“ und ei­ne Ein­satzmöglich­keit in der dor­ti­gen Wäsche­rei zur Spra­che ge­kom­men. Der Kläge­rin sei je­doch – was die Zeu­gin C bestäti­gen könne – erläutert wor­den, dass erst nach Ab­schluss der da­mals lau­fen­den Ein­ar­bei­tung ei­ner neu­en Ob­jekt­lei­te­rin ab­geschätzt wer­den könne, ob dort Per­so­nal­be­darf be­ste­he. Da­bei sei be­tont wor­den, dass dies ak­tu­ell nicht der Fall wäre wes­halb noch kein An­ge­bot für ein neu­es Ar­beits­verhält­nis un­ter­brei­tet wer­den könne. So­weit die Kläge­rin hilfs­wei­se Ur­laubs­ab­gel­tung be­an­spru­che, sei die Kla­ge we­gen feh­len­der An­ga­ben zu An­spruchs­grund und An­spruchshöhe un­schlüssig.

An den über die Sam­mel­tel­ler er­ziel­ten Ein­nah­men sei die Kläge­rin un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt zu be­tei­li­gen, die­se ha­be ins­be­son­de­re kein Ei­gen­tum an den Gel­dern er­wor­ben.

Der Ein­satz des Auf­sichts­per­so­nals die­ne dem Wohl­be­fin­den und der Si­cher­heit der Toi­let­ten­be­su­cher und wer­de vom Cen­tro P oh­ne ei­ge­ne adäqua­te Ge­gen­leis­tung ver­langt, wofür im Ge­gen­zug die Ein­nah­memöglich­keit über die Sam­mel­tel­ler eröff­net sei. Die Kläge­rin ha­be in der Funk­ti­on der „Sit­ze­rin“ stets in dem Wis­sen ge­han­delt, dass die ver­ein­nahm­ten Geld­beträge aus­sch­ließlich ihr, der Be­klag­ten, zu­fließen sol­len, was als sol­ches un­strei­tig ist. Haupt­ar­beits­auf­ga­be der Kläge­rin sei ge­ra­de die Ent­ge­gen­nah­me des Gel­des und des­sen Wei­ter­lei­tung ge­we­sen. Ge­nau dafür ha­be sie ih­re Vergütung er­hal­ten, die – ne­ben sons­ti­gen Kos­ten – aus eben die­sen Ein­nah­men be­strit­ten wor­den sei. Es sei ge­ra­de­zu wi­der­sin­nig, ein Teil die­ser Ein­nah­me jetzt zusätz­lich un­ter dem Ge­sichts­punkt des Trink­gelds zu be­an­spru­chen.

Bei den Ein­nah­men hand­le es sich zu­dem – auch nach der Vor­stel­lung der Toi­let­ten­be­su­cher– nicht um ein Trink­geld im herkömmli­chen Sin­ne, son­dern viel­mehr um ein frei­wil­li­ges Nut­zungs­ent­gelt. Die­ses ste­he al­lein ihr als Rei­ni­gungs­dienst­leis­te­rin zu, worüber man die Be­su­cher durch die Hin­weis­schil­der un­miss­verständ­lich auf­geklärt ha­be. Durch den jah­re­lan­gen Aus­hang der Hin­weis­schil­der ha­be sich ein ent­spre­chen­des Be­wusst­sein der Be­su­cher ent­wi­ckelt.

Hin­sicht­lich des Sach- und Streit­stan­des im Übri­gen wird ergänzend auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen, de­ren In­halt Ge­gen­stand der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 21.1.2014 war, Be­zug ge­nom­men.

Die Kam­mer hat Be­weis er­ho­ben durch un­eid­li­che Ver­neh­mung der Zeu­gin­nen F und C und des Zeu­gen S. We­ges des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me wird auf die Sit­zungs­nie­der­schrift vom 21.01.2014 ver­wie­sen.

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e

Die mit den zur Ent­schei­dung an­ste­hen­den Anträgen zulässi­ge Kla­ge hat in­so­weit in der Sa­che nur zum Teil Er­folg.

I.

Die Kla­ge ist mit dem Fest­stel­lungs­an­trag und dem Zwi­schen­zeug­nis­an­trag un­be­gründet. Der von der Kläge­rin in ein Stu­fen­verhält­nis ge­stell­te Aus­kunfts­an­trag zu 4. ist hin­ge­gen zulässig und be­gründet. Die Anträge zu 5. und 6. ste­hen da­her noch nicht zur Ent­schei­dung an. Der Hilfs­an­trag zu 3. ist noch nicht ent­schei­dungs­reif.

1. Die Kläge­rin hat ei­nen An­spruch auf Aus­kunft über die Höhe der in den Mo­na­ten Mai und Ju­ni 2013 über die Sam­mel­tel­ler im Cen­tro P er­ziel­ten Trink­geld­ein­nah­men ge­gen die Be­klag­te aus § 611 Abs. 1 BGB i.V.m. § 107 Abs. 3 S. 2 Ge­wO, da es sich nach der still­schwei­gen­den Zweck­be­stim­mung der die Geld­beträge hin­ge­ben­den Per­so­nen um für das Per­so­nal be­stimm­tes Trink­geld ge­han­delt hat.

a. Der Aus­kunfts­an­trag ist als An­trag der 1. Stu­fe im Rah­men ei­ner Stu­fen­kla­ge nach § 254 ZPO zulässig, da – wie noch aus­zuführen ist – der Kläge­rin ein noch nicht be­zif­fer­ba­rer Leis­tungs­an­spruch ge­gen die Be­klag­te aus dem be­en­de­ten Ar­beits­verhält­nis zu­steht, zu des­sen Kon­kre­ti­sie­rung und Durch­set­zung sie zunächst auf die durch die Aus­kunft zu er­lan­gen­den An­ga­ben an­ge­wie­sen ist. Der Aus­kunfts­an­trag ist i.S.d. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO hin­rei­chend be­stimmt, da aus dem Kla­ge­an­trag ein­deu­tig und ab­grenz­bar er­kenn­bar ist, wel­chen Teil ih­rer Ein­nah­men die Be­klag­te be­zo­gen auf ei­nen ge­nau um­ris­se­nen Zeit­raum of­fen­le­gen soll.

b. Der An­trag ist nach § 611 Abs. 1 BGB i.V.m. §§ 241 Abs. 2, 242, 260 BGB und § 107 Abs. 3 S. 2 Ge­wO be­gründet.

Das Ar­beits­verhält­nis als ein auf Dau­er an­ge­leg­tes Schuld­verhält­nis des Pri­vat­rechts be­gründet nicht le­dig­lich ge­gen­sei­ti­ge Leis­tungs­pflich­ten, son­dern zu­gleich – wie in § 241 Abs. 2 BGB aus­drück­lich an­ge­spro­chen – Ver­hal­tens­pflich­ten bei­der Par­tei­en, die in der ar­beits­recht­li­chen Pra­xis un­ter den Ober­be­grif­fen Fürsor­ge (Ar­beit­ge­ber) und Treue (Ar­beit­neh­mer) zu­sam­men­ge­fasst wer­den. Der Ar­beit­ge­ber ist da­nach – im Sin­ne ei­ner ver­trag­li­chen Ne­ben­pflicht – ge­hal­ten, auf die Rech­te, Rechtsgüter und In­ter­es­sen der Ar­beit­neh­mer Rück­sicht zu neh­men.

Ihm er­wach­sen dar­aus Schutz-, Sorg­falts- und Aus­kunfts­pflich­ten, de­ren Ver­let­zung dem Ar­beit­neh­mer klag­ba­re Erfüllungs- und Un­ter­las­sungs­ansprüche ver­mit­telt (Schaub/Koch, Ar­beits­rechts­hand­buch, 15. Auf­la­ge 2013, § 106, Rn 9-11 m. w. N.).

Ei­ne in die­sem Sin­ne um­fas­send be­gründe­te Fürsor­ge­pflicht be­inhal­tet nach Auf­fas­sung der Kam­mer auch As­pek­te der Vermögens­sor­ge. Der Ar­beit­ge­ber ist des­halb un­ter al­lein schuld­recht­li­chen Ge­sichts­punk­ten ge­hal­ten, nach dem Wil­len Drit­ter für sei­ne Ar­beit­neh­mer be­stimm­tes, an­ge­nom­me­nes, tatsächlich aber (zunächst) von ihm ver­ein­nahm­tes Trink­geld i. S. d. § 107 Abs. 3 S. 2 Ge­wO an den begüns­ti­gen Per­so­nen­kreis wei­ter­zu­lei­ten. Die – von der Be­klag­ten bemühte – ei­gen­tums­recht­li­che Be­trach­tung ist in­so­weit ir­re­le­vant.

Dar­aus folgt hier ein An­spruch der Kläge­rin auf Teil­ha­be an den im frag­li­chen Zeit­raum über die Sam­mel­tel­ler im Cen­tro P er­wirt­schaf­te­ten Geld­beträgen, denn es han­del­te sich nach der die Par­tei­en in­so­weit bin­den­den Zweck­be­stim­mung der zu­wen­den­den Per­so­nen um Trink­geld i.S.d. § 107 Abs. 3 S. 2 Ge­wO. Da die le­dig­lich in Teil­zeit und während ih­rer Schich­ten not­wen­dig nur an ei­nem der 4 Sam­mel­punk­te täti­ge Kläge­rin die ge­naue Höhe der Ein­nah­men nicht ken­nen kann und ihr kein an­de­rer Weg zur Er­lan­gung der zur Be­zif­fe­rung ih­rer Ansprüche benötig­ten In­for­ma­tio­nen zur Verfügung steht, ist ihr die Be­klag­te aus die­sem Rechts­verhält­nis zunächst zur Er­tei­lung ei­ner um­fas­sen­den und wahr­heits­gemäßen Aus­kunft ver­pflich­tet.

Ob und un­ter wel­chem recht­li­chen Ge­sichts­punkt die Be­klag­te ggf. be­rech­tigt ist, et­wai­gen ihr mit der Samm­lung und Ver­tei­lung des Trink­gelds ent­ste­hen­den Auf­wand vor des­sen Auf­tei­lung in Ab­zug zu brin­gen, be­darf im Zu­sam­men­hang mit dem Aus­kunfts­be­geh­ren kei­ner Ent­schei­dung.

aa. Bei den von den Be­su­chern der Toi­let­ten­an­la­ge des Cen­tro P in dem Mo­na­ten Mai und Ju­ni 2013 hin­ge­ge­be­nen Geld­beträgen han­del­te es sich um Trink­geld für das dort ein­ge­setz­te Per­so­nal der Be­klag­ten.

(1) Ein ver­pflich­ten­des Nut­zungs­ent­gelt be­stimm­ter Höhe wird den Be­su­chern der dor­ti­gen Toi­let­ten­an­la­gen nach un­strei­ti­gem Par­tei­vor­brin­gen nicht ab­ver­langt. Deut­lich er­kenn­ba­re Hin­wei­se an die Be­su­cher, die ei­nen be­stimm­ten Ver­wen­dungs­zweck der da­nach frei­wil­lig hin­ge­ge­be­nen Geld­beträge of­fen­le­gen und auf ei­ne ent­spre­chen­de Wil­lens­rich­tung des Be­su­cher­krei­ses schließen las­sen, wa­ren zum frag­li­chen Zeit­punkt nicht vor­han­den. Die zu­min­dest seit dem Jahr 2009 an­ge­brach­ten Hin­weis­ta­feln wa­ren nach un­strei­ti­gem Par­tei­vor­brin­gen je­den­falls seit En­de des Jah­res 2012 er­satz­los de­mon­tiert und wur­den über Mo­na­te, je­den­falls über den ge­sam­ten hier frag­li­chen Zeit­raum, nicht wie­der an­ge­bracht. Die Fra­ge nach dem ge­nau­en Stand­ort die­ser Hin­weis­schil­der und de­ren Auf­find­bar­keit und Les­bar­keit für die Be­su­cher be­darf hier da­her kei­ner Aufklärung.

(2) Aus dem Um­stand, dass Hin­weis­schil­der über meh­re­re Jah­re an­ge­bracht wa­ren, kann ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht auf ei­nen kol­lek­tiv ver­an­ker­ten dau­er­haf­ten Zweck­be­stim­mungs­wil­len der Be­su­cher im Sin­ne der Hin­weis­in­hal­te ge­schlos­sen wer­den. Selbst wenn ein­zel­nen Be­su­chern der ge­naue In­halt der Hin­weis­schil­der auch nach Mo­na­ten noch er­in­ner­lich ge­we­sen sein soll­te, was der Kam­mer man­gels ei­ner über den Mo­ment der un­mit­tel­ba­ren Wahr­neh­mung und Zah­lung hin­aus­rei­chen­den Re­le­vanz be­reits als fern­lie­gend er­scheint, kommt der De­mon­ta­ge der Schil­der min­des­tens die glei­che Aus­sa­ge­kraft zu, wie dem Um­stand, dass dort einst Hin­weis­ta­feln be­stimm­ten In­halts vor­han­den wa­ren. Aus der De­mon­ta­ge die­ser Schil­der ist nämlich ob­jek­tiv zu fol­gern, dass an dem dort dar­ge­stell­ten Ver­wen­dungs­zweck – so­weit die­ser ge­dank­lich noch präsent ist – nicht mehr fest­ge­hal­ten wird, wo­mit sich das Vor­han­den­sein von Hin­weis­schil­dern in der Ver­gan­gen­heit, de­ren Auf­find­bar­keit und ihr ge­nau­er In­halt vor­lie­gend als ins­ge­samt nicht ent­schei­dungs­re­le­vant dar­stellt.

(3) Der Zweck der Geld­leis­tung war da­nach im frag­li­chen Zeit­raum durch die Be­klag­te nicht aus­drück­lich in ei­ner für die Nut­zer der Toi­let­ten­an­la­gen er­kenn­ba­ren Wei­se be­stimmt. Eben­so voll­zieht sich die Hin­ga­be des Gel­des in ei­ner Sam­mel­si­tua­ti­on wie der vor­lie­gen­den bei so­zi­al­ty­pi­scher Be­trach­tung re­gelmäßig oh­ne aus­drück­li­che Zweck­be­stim­mung der leis­ten­den Per­son. Die­se will viel­mehr Geld­beträge für den ihr – ggf. kon­klu­dent – of­fe­rier­ten Zweck zu­wen­den.

Es be­steht kein Er­fah­rungs­satz und auch kei­ne all­ge­mei­ne Übung da­hin, dass bei ei­ner für den Nut­zer oder Begüns­tig­ten er­kenn­bar kos­ten­los er­brach­ten Leis­tung – hier der Toi­let­ten­nut­zung – gleich­wohl oder aber zusätz­lich zu ei­nem ver­ein­bar­ten Ent­gelt frei­wil­lig hin­ge­ge­be­ne Geld­beträge stets dem Ar­beit­ge­ber zu­fließen, der hin­ter dem er­kenn­bar vor Ort agie­ren­den Per­so­nal steht. Bei so­zi­al­ty­pi­scher Be­trach­tung ist ge­ra­de – was § 107 Abs. 3 S. 2 Ge­wO und Be­stim­mun­gen des Ein­kom­mens­steu­er­rechts auf­ge­grif­fen ha­ben – das Ge­gen­teil der Fall. Eben­so kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Hin­ga­be von Geld­beträgen spe­zi­ell an Rei­ni­gungs­kräfte bei kos­ten­lo­ser In­an­spruch­nah­me öffent­lich zugäng­li­cher Toi­let­ten­an­la­gen stets mit der Er­war­tung ver­bun­den ist, das Geld die­ne (nur) dem Un­ter­halt der An­la­ge. In die­sem Fall wäre ge­ra­de die Er­he­bung ei­nes be­stimm­ten Nut­zungs­ent­gelts ty­pisch. Schon gar nicht kann ein ge­ne­rel­ler Wil­le der Leis­ten­den an­ge­nom­men wer­den, das an Toi­let­ten­an­la­gen frei­wil­lig hin­ge­ge­be­ne Geld sol­le für die Be­zah­lung zusätz­li­chen Per­so­nals ver­wen­det wer­den, wel­ches im We­sent­li­chen nur für das Ein­sam­meln des Gel­des vor­ge­hal­ten wird, wor­an der Be­su­cher na­tur­gemäß kein In­ter­es­se ha­ben kann.

(4) Man­gels aus­drück­li­cher Zweck­be­stim­mung bzw. Rechts­grund­be­stim­mung durch Leis­ten­den und Leis­tungs­empfänger und der feh­len­den Fest­stell­bar­keit ei­ner all­ge­mei­nen oder spe­zi­el­len Übung in dem von der Be­klag­ten an­ge­nom­me­nen Sin­ne hat die Kam­mer nach all­ge­mei­nen rechts­geschäft­li­chen Re­geln (§§ 133, 157 BGB) zu be­ur­tei­len, auf wel­cher recht­li­chen Grund­la­ge sich die Hin­ga­be der Geld­beträge im frag­li­chen Zeit­raum voll­zo­gen hat und wel­che Rechts­fol­gen dar­aus ent­ste­hen.

Un­ter Trink­geld ist nach der Le­gal­de­fi­ni­ti­on des § 107 Abs. 3 S. 2 Ge­wO ein Geld­be­trag zu ver­ste­hen, den ein Drit­ter dem Ar­beit­neh­mer zusätz­lich zu ei­ner dem Ar­beit­ge­ber ge­schul­de­ten Leis­tung zahlt. Die Norm schließt nicht aus, dass die dem Ar­beit­ge­ber ge­schul­de­te Leis­tung von ei­ner an­de­ren Per­son als dem Trink­geld­zu­wen­der er­bracht wird, wie dies hier im Verhält­nis der Be­klag­ten zur Cen­tro P Be­trei­be­rin aus dem Rei­ni­gungs­ver­trag der Fall ist.

Die Zu­wen­dung ei­nes Trink­gelds voll­zieht sich rechts­geschäft­lich be­trach­tet re­gelmäßig auf der Grund­la­ge ei­ner Schen­kung i. S. d. § 516 BGB (Pa­landt/Wei­den­kaff, 72. Auf­la­ge 2013, § 516 BGB, Rn. 9 m. w. N.) oder aber ei­nes Rechts­geschäfts ei­ge­ner Art mit schen­kungs­recht­li­cher Prägung. Ei­ne Zu­wen­dung von Trink­geld setzt da­nach ei­ne Wil­len­s­ei­ni­gung durch den Aus­tausch zwei­er sich in­halt­lich ent­spre­chen­der emp­fangs­bedürf­ti­ger Wil­lens­erklärun­gen vor­aus (An­ge­bot und An­nah­me), die sich kon­klu­dent, al­so al­lein durch schlüssi­ges Ver­hal­ten bei­der Sei­ten er­ge­ben kann. Ei­ner be­son­de­ren Form be­darf das un­mit­tel­bar voll­zo­ge­ne Schen­kungs­ver­spre­chen nach § 518 Abs. 2 BGB nicht.

Von ei­ner un­mit­tel­bar voll­zo­ge­nen Trink­geld­zu­wen­dung zu­guns­ten der an den Toi­let­ten­an­la­gen ein­ge­setz­ten Ar­beit­neh­mer in dem ge­schil­der­ten Sin­ne kann vor­lie­gend aus­ge­gan­gen wer­den. Die Deu­tung still­schwei­gen­der emp­fangs­bedürf­ti­ger Wil­lens­erklärun­gen hat nach §§ 133, 157 BGB un­ter ent­schei­den­der Berück­sich­ti­gung der Be­gleit­umstände im We­ge der sog. nor­ma­ti­ven Aus­le­gung zu er­fol­gen (Pa­landt/El­len­ber­ger, 72. Auf­la­ge 2013, § 133 BGB, Rn. 7 m. w. N.). Da­bei ist nicht der wirk­li­che Wil­le des Erklären­den maßgeb­lich. Zu er­mit­teln ist viel­mehr, wie der Adres­sat der Erklärung den Wil­len ver­ste­hen konn­te (Me­di­cus, All­ge­mei­ner Teil des BGB, 4. Auf­la­ge 1990, § 24, Rn. 323). Rich­tet sich die Erklärung an ei­ne un­be­stimm­te Viel­zahl von Per­so­nen, so ist auf die Verständ­nismöglich­keit ei­nes durch­schnitt­li­chen Be­tei­lig­ten des an­ge­spro­che­nen Per­so­nen­krei­ses un­ter Berück­sich­ti­gung der er­kenn­ba­ren Umstände ab­zu­stel­len (Pa­landt/El­len­ber­ger, 72. Auf­la­ge 2013, § 133 BGB, Rn. 12).

Nach die­sen Grundsätzen stellt sich das Auf­stel­len der Sam­mel­tel­ler vor den Toi­let­ten­an­la­gen des Cen­tro P un­ter Berück­sich­ti­gung der kon­kre­ten Umstände als still­schwei­gen­de Auf­for­de­rung (in­vi­ta­tio ad of­fe­ren­dum) an die Toi­let­ten­be­su­cher zur (schen­kungs­wei­sen) Hin­ga­be ei­nes Trink­gelds mit da­mit be­reits ver­bun­de­ner (an­ti­zi­pier­ter) An­nah­me­erklärung dar. Das rund um die „Sit­ze­rin“ und den Sam­mel­tel­ler von der Be­klag­ten – wie ihr Leit­fa­den vom 13.3.2013 er­ken­nen lässt – be­wusst er­zeug­te Ge­samt­bild ließ, man­gels kon­kre­ter Hin­wei­se auf ei­nen an­de­ren Wil­len (s. o.), aus der Sicht ei­nes durch­schnitt­li­chen Toi­let­ten­be­su­chers oh­ne be­son­de­re Kennt­nis­se ggf. ab­wei­chen­der Bran­chen­ge­pflo­gen­hei­ten, wel­che die Kam­mer nicht un­ter­stel­len will, nur den Rück­schluss zu, dass hier frei­wil­lig ein dem Per­so­nal un­mit­tel­bar und zusätz­lich zum Lohn zu­fließen­der Geld­be­trag hin­ge­ge­ben wer­den konn­te.

Da­bei er­scheint zunächst die Wahl ei­nes of­fe­nen Tel­lers als Sam­mel­stel­le für das Geld von Be­deu­tung, der – an­ders als ei­ne Kas­se oder Geld­kas­set­te – wie z. B. auch ein her­um­ge­reich­ter Hut sug­ge­riert, dass hier kein Zahl­vor­gang vor­ge­se­hen, son­dern ei­ne Zu­wen­dung er­be­ten wird. Der von der Be­klag­ten vor­ge­schrie­be­ne weiße Kit­tel der „Sit­ze­rin­nen“ ord­net die Auf­sichts­per­son nach ob­jek­ti­vem Verständ­nis ein­deu­tig dem Kreis des Rei­ni­gungs­per­so­nals zu. Die von der Be­klag­ten im Leit­fa­den an­ge­spro­che­ne Va­ri­an­te der Geld­an­nah­me mit der Hand verstärkt – so sie gewählt wird – den Ein­druck ei­ner persönli­chen Zu­wen­dung an das Per­so­nal.

Die ständi­ge Präsens ei­ner „Sit­ze­rin“ im Nah­be­reich des Sam­mel­tel­lers und die vor­ge­se­he­ne persönli­che An­spra­che/Be­grüßung der Be­su­cher sind auf die Schaf­fung ei­ner Ver­bind­lich­keit in dem So­zi­al­kon­takt und die Her­stel­lung ei­ner persönli­chen Ver­knüpfung zwi­schen der ver­meint­li­chen Rei­ni­gungs­per­son und ei­ner „sau­be­ren“ Toi­let­ten­an­la­ge ge­rich­tet, ver­bun­den mit ei­nem dar­aus re­sul­tie­ren­dem so­zia­len Druck nebst Kon­trol­le, sich dafür durch ein Trink­geld er­kennt­lich zu zei­gen, weil des­sen Hin­ga­be so­zi­al­ty­pi­schen Ver­hal­tens­mus­tern ent­spricht.

Die Um­set­zung der Wei­sung, das er­hal­te­ne Geld ständig bis auf we­ni­ge Münzen von den Tel­lern zu räum­en, die­se al­so qua­si leer zu hal­ten, sug­ge­riert, dass es vor­lie­gend um ei­ne ge­ringfügi­ge Auf­bes­se­rung ei­nes – nach all­ge­mei­ner Mei­nung schma­len – Loh­nes geht, was die Frei­gie­big­keit erhöht. Das fer­ner vor­ge­se­he­ne Ein­ste­cken der Münzen in den Kit­tel­ta­schen er­weckt, wird es be­ob­ach­tet, der Her­stel­lung des persönli­chen Ge­wahr­sams we­gen eben­falls den Ein­druck, das Geld fließe di­rekt den Rei­ni­gungs­kräften zu.

Dass so ge­schaf­fe­ne Ge­samt­bild run­det sich da­durch ab, dass den „Sit­ze­rin­nen“ die Of­fen­ba­rung des Um­stands, dass sie selbst kei­ne un­mit­tel­ba­re Rei­ni­gungstätig­keit ausüben, aus­drück­lich un­ter­sagt und bei Rück­fra­gen zur Ver­wen­dung des Gel­des auf die Hin­weis­schil­der zu ver­wei­sen ist, die zu le­sen sich ein ei­li­ger Be­su­cher im Zwei­fel nicht die Mühe ma­chen wird.

Ent­steht da­nach im Ge­samt­bild der Ein­druck, es könne und sol­le – weil of­fen mit Bil­li­gung des Ar­beit­ge­bers – ein Trink­geld ge­zahlt wer­den, liegt in der still­schwei­gen­den Hin­ga­be ei­nes Geld­be­tra­ges durch die Toi­let­ten­be­su­cher eben ei­ne sol­che Erklärung bzw. Zweck­be­stim­mung. So­weit die Be­klag­te ge­ra­de et­was an­de­res woll­te, sich al­so in Wahr­heit per­ma­nent in Wi­der­spruch mit dem selbst in­iti­ier­ten Erklärungs­bild be­fand, muss dies nach § 116 S. 1 BGB außer Be­tracht blei­ben.

bb. Die Kläge­rin gehört – ob­wohl sie selbst gar kei­ne un­mit­tel­ba­ren Rei­ni­gungstätig­kei­ten wahr­zu­neh­men hat­te – zu dem durch das Trink­geld begüns­tig­ten Per­so­nen­kreis. Die Kam­mer geht nach den be­son­de­ren Umständen im Cen­tro P da­von aus, dass die Toi­let­ten­be­nut­zer die Hin­ga­be von Trink­geld nicht aus­sch­ließlich mit der Er­war­tung ver­bun­den ha­ben, die­ses fließe al­lein der je­weils am Sam­mel­tisch be­find­li­chen Per­son zu. Die Hin­ga­be ei­nes Trink­gel­des kann nach den Umständen der Leis­tung zwar auch ei­ne Zu­wen­dung für ei­ne ganz be­stimm­te ein­zel­ne Per­son sein (vgl. LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 9.12.2010 – 10 Sa 483/10 – zi­tiert nach ju­ris).

Wird die frei­wil­lig ho­no­rier­te Leis­tung aber er­kenn­bar von ei­nem Team er­bracht, so steht das ver­ein­nahm­te Geld im Zwei­fel dem Team in sei­ner Ge­samt­heit zu. So ist es et­wa in Tei­len der be­son­ders trink­geldträch­ti­gen Gas­tro­no­mie­bran­che durch­aus üblich, dass die Ser­vice­leis­tun­gen dif­fe­ren­ziert nach Spei­sen und Ge­tränken von un­ter­schied­li­chen Per­so­nen er­bracht wer­den und zum Zwe­cke des Kas­sie­rens ei­ne drit­te Kraft in
Er­schei­nung tritt, während wei­te­re Beschäftig­te ih­ren Teil an der Ge­samt­leis­tung gänz­lich im Hin­ter­grund er­brin­gen. In ei­nem sol­chen Fall kann – wie vor­lie­gend – nicht an­ge­nom­men wer­den, das Trink­geld ste­he nur dem zu, der es tatsächlich erhält. An­ge­sichts der Größe und Viel­zahl der im Cen­tro P vor­ge­hal­te­nen Toi­let­ten­an­la­gen, der lan­gen Öff­nungs­zei­ten, des Per­so­nal­wech­sels z. B. bei Pau­sen und Schich­ten­de und der im Hin­ter­grund er­for­der­li­chen lo­gis­ti­schen Be­gleit­leis­tun­gen agiert auch dort er­kenn­bar ein Rei­ni­gungs­team, für wel­ches die vom Toi­let­ten­be­su­cher – ver­meint­lich zufällig – an­ge­trof­fe­ne Per­son stell­ver­tre­tend steht.

Die Kam­mer sieht auch an­ge­sichts der Ar­beits­auf­ga­ben, die der Kläge­rin kon­kret ob­le­gen ha­ben, kei­nen An­lass, sie von ei­ner Trink­geld­teil­ha­be aus­zu­sch­ließen. Die Kon­trol­le der An­la­gen, das Auffüllen von Ver­brauchs­ma­te­ri­al und das Her­bei­ru­fen von Rei­ni­gungs­kräften stellt sich als we­sent­li­cher Bei­trag zur ho­no­rier­ten Ge­samt­ser­vice­leis­tung dar. Die Höhe des für ein Rei­ni­gungs­team hin­ge­ge­be­nen Trink­gelds hängt im Übri­gen, ne­ben dem Ein­druck der Sau­ber­keit, nicht nur un­we­sent­lich von der Freund­lich­keit und dem Auf­tre­ten der an­ge­trof­fe­nen Per­so­nen, hier der Sit­ze­rin, ab.

c. So­weit mit der Kläge­rin und dem übri­gen Team ver­ein­bart ist oder die­se Per­so­nen an­ge­wie­sen sind, das Trink­geld in Gänze an die Be­klag­te zum Zwe­cke der dor­ti­gen Ver­wen­dung ab­zu­lie­fern, ist dies sit­ten­wid­rig im Sin­ne des § 138 Abs. 1 BGB und da­mit rechts­un­wirk­sam.

Ein rechts­geschäft­li­ches Han­deln oder Ver­hal­ten ist sit­ten­wid­rig, wenn es ge­gen das An­stands­gefühl al­ler bil­lig und ge­recht Den­ken­den verstößt.

Ab­zu­stel­len ist da­bei auf die in der Ge­mein­schaft an­er­kann­ten mo­ra­li­schen und recht­li­chen An­schau­un­gen, wo­bei ein durch­schnitt­li­cher Maßstab an­zu­le­gen ist. Ein Rechts­geschäft ist un­ter Würdi­gung sei­nes Ge­samt­cha­rak­ters dann als sit­ten­wid­rig zu be­trach­ten, wenn es nach In­halt, Be­weg­gründen oder Zweck mit grund­le­gen­den Wer­tun­gen der Rechts- oder Sit­ten­ord­nung un­ver­ein­bar ist. Die Sit­ten­wid­rig­keit nach § 138 Abs. 1 BGB kann auch in ei­nem Ver­hal­ten ge­genüber ei­nem Ver­trags- oder Geschäfts­part­ner be­gründet sein, wenn die­ser als struk­tu­rell schwäche­re Par­tei vor der wirt­schaft­li­chen oder in­tel­lek­tu­el­len Über­macht der an­de­ren Par­tei zu schützen ist (Pa­landt/El­len­ber­ger, 72. Auf­la­ge 2013, § 138 BGB, Rn. 24 m.w.N.).

Ge­mes­sen an die­sen Grundsätzen ist es mit dem all­ge­mei­nen Rechts- und Mo­ral­emp­fin­den un­ver­ein­bar, von den Nut­zern ei­ner un­ent­gelt­li­chen Leis­tung ein Trink­geld, das nach § 107 Abs. 3 S. 2 Ge­wO und nach all­ge­mei­nem Verständ­nis ei­ner Mehr­zahl von Ar­beit­neh­mern zu­steht, of­fen­siv zu ak­qui­rie­ren und da­bei auf die Un­terstützung der ver­meint­lich begüns­tig­ten Beschäftig­ten zurück­zu­grei­fen, die­se aber zu­gleich – für die Ge­ber nicht er­kenn­bar – zur vollständi­gen Ab­ga­be der ver­ein­nahm­ten Beträge zwecks be­stim­mungs­wid­ri­ger Ver­wen­dung der Gel­der zu ver­pflich­ten. Die An­wei­sun­gen im Leit­fa­den der Be­klag­ten vom 13.3.2013, hier ist be­zeich­nen­der Wei­se durchgängig von „Trink­geld“ die Re­de, las­sen er­ken­nen, dass die Be­klag­te ge­ra­de be­ab­sich­tig­te, den wah­ren Ver­wen­dungs­zweck der Gel­der ge­genüber den
Toi­let­ten­nut­zern nicht in all­zu of­fen in Er­schei­nung tre­ten zu las­sen, um die ei­ge­ne Ein­nah­me­si­tua­ti­on güns­ti­ger zu ge­stal­ten. Da­zu hat sich die Be­klag­te ih­rer Wei­sungs­be­fug­nis und ih­rer struk­tu­rel­len Über­le­gen­heit in den von persönli­cher und wirt­schaft­li­cher Abhängig­keit ge­prägten Ar­beits­verhält­nis­sen mit den „Sit­ze­rin­nen“ und dem Rei­ni­gungs­per­so­nal be­dient und die­sen Beschäftig­ten­kreis so um die Möglich­keit ei­ner wirk­li­chen Trink­geld­ein­nah­me ge­bracht.

Das an­ge­spro­che­ne Ver­hal­ten der Be­klag­ten stellt sich da­mit in der Ge­samt­be­trach­tung als sit­ten­wid­rig i.S.d. § 138 Abs. 1 BGB dar.

2. Der all­ge­mei­ne Fest­stel­lungs­an­trag ist zulässig aber un­be­gründet, da die Kündi­gung der Kläge­rin vom 30.5.2013 das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en mit Ab­lauf der von den Par­tei­en übe­rein­stim­mend an­ge­nom­me­nen or­dent­li­chen Kündi­gungs­frist – al­so mit dem 30.6.2013 – auf­gelöst hat.

a. Der Fest­stel­lungs­an­trag ist nach § 256 Abs. 1 ZPO zulässig. Die Be­klag­te berühmt sich der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch Kündi­gung der Kläge­rin, während sel­bi­ge von ei­nem ggf. mo­di­fi­zier­ten Fort­be­ste­hen die­ses Rechts­verhält­nis­ses auf­grund ei­ner ent­spre­chen­den, der Kündi­gung fol­gen­den Wil­len­s­ei­ni­gung der Par­tei­en aus­geht, wor­aus ein recht­li­ches In­ter­es­se an ei­ner als­bal­di­gen ge­richt­li­chen Fest­stel­lung folgt.

b. Der Fest­stel­lungs­an­trag bleibt in der Sa­che oh­ne Er­folg. Die Kündi­gung der Kläge­rin vom 30.5.2013 hat das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en mit Ab­lauf des 30.6.2013, die­ses Da­tum be­trach­ten die Par­tei­en, wie aus ih­rer außer­ge­richt­li­chen Kor­re­spon­denz und den über­mit­tel­ten Ar­beits­pa­pie­ren er­sicht­lich, übe­rein­stim­mend als den re­le­van­ten or­dent­li­chen Kündi­gungs­ter­min, auf­gelöst.

So­weit die Kläge­rin die ein­ver­nehm­li­che Auf­he­bung der Rechts­fol­gen der Kündi­gung bzw. den Ab­schluss ei­nes neu­en oder abändern­den Ar­beits­ver­tra­ges be­haup­tet, ist ihr als in­so­weit be­weis­be­las­te­te Par­tei die Be­weisführung nicht ge­lun­gen. Be­reits bei Würdi­gung der An­ga­ben der haupt­be­weis­lich be­nann­ten Zeu­gin F und des Zeu­gen S ver­mag die Kam­mer nicht fest­zu­stel­len, dass es im Rah­men des im Ju­ni 2013 geführ­ten Gesprächs zu ei­ner in­so­weit nicht form­bedürf­ti­gen Wil­len­s­ei­ni­gung zwi­schen den Par­tei­en ge­kom­men ist, wes­halb es auf die Be­kun­dun­gen der ge­gen­be­weis­lich be­nann­ten Zeu­gin C, wel­che weit­ge­hend mit der Dar­stel­lung der Be­klag­ten kor­re­spon­die­ren, nicht an­kommt.

Die Zeu­gin F hat im Rah­men ih­rer Aus­sa­ge den Gesprächs­ver­lauf zunächst im Zu­sam­men­hang und in­halt­lich de­tail­reich ge­schil­dert. Sie hat da­bei be­kun­det, dass der Geschäftsführer der Be­klag­ten gar nicht ge­wusst ha­be, ob in dem Ob­jekt „Heim­statt E1“ ak­tu­ell über­haupt Per­so­nal­be­darf be­ste­he oder nicht und ergänzend erklärt ha­be, dass sich die in Ein­ar­bei­tung be­find­li­che neue Ob­jekt­lei­te­rin in ca. 4 Wo­chen – was für bei­de Par­tei­en er­kenn­bar nach Ab­lauf der an­ge­nom­me­nen Kündi­gungs­frist lag – mit der Fra­ge ei­ner dor­ti­gen Beschäfti­gungsmöglich­keit der Kläge­rin beschäfti­gen sol­le. Der Geschäftsführer ha­be außer­dem an­ge­bo­ten, dass sich die Kläge­rin von die­sem Ein­satz­ort zu­vor – et­wa durch dor­ti­ge Mit­ar­beit – ein Bild ma­chen könne, um fest­zu­stel­len, ob ei­ne dor­ti­ge Tätig­keit für sie über­haupt in Be­tracht kom­me. Die­ser von der Zeu­gin be­kun­de­te Stand­punkt des Geschäftsführers lässt mit sei­nen bei­den we­sent­li­chen Kom­po­nen­ten er­ken­nen, dass die Par­tei­en von ei­ner ab­sch­ließen Wil­len­s­ei­ni­gung hin­sicht­lich der Auf­he­bung der Rechts­fol­gen der Kündi­gung oder ei­ner naht­los wirk­sam wer­den­den Mo­di­fi­ka­ti­on ih­res Ar­beits­ver­tra­ges noch weit ent­fernt wa­ren.

Ei­ne aus­drück­li­che Auf­he­bung der kläge­ri­schen Kündi­gung ver­moch­te die Zeu­gin nicht zu bestäti­gen. Dass sie selbst, wie im Rah­men ih­rer Aus­sa­ge mehr­fach be­tont, das Gesprächs­er­geb­nis gleich­wohl im Sin­ne ei­ner ab­sch­ließen­den Wil­len­s­ei­ni­gung ver­stan­den ha­ben will, be­ruht – will man kei­ne Begüns­ti­gungs­ten­den­zen un­ter­stel­len – er­kenn­bar auf ei­ner recht­li­chen Fehl­einschätzung der Zeu­gin hin­sicht­lich der von ihr selbst ge­schil­der­ten, ob­jek­tiv ge­gen­tei­li­gen Tat­sa­chen und ist für die Kam­mer oh­ne Be­lang.

Der Zeu­ge S, der sich nach sei­nen An­ga­ben ei­ni­ge Me­ter vom Gesprächsort ent­fernt, gleich­wohl aber im sel­ben Büro­raum auf­ge­hal­ten hat, bestätigt, dass die Hin­zu­zie­hung der neu­en Ob­jekt­lei­te­rin zwecks Klärung von Ein­satzmöglich­kei­ten nach dem Ab­lauf von ca. vier Wo­chen an­ge­spro­chen wor­den ist, oh­ne je­doch da­zu Ein­zel­hei­ten mit­be­kom­men ha­ben zu wol­len, was ei­ne nicht durchgängig auf­merk­sa­me Be­glei­tung des Gesprächs­ver­laufs durch den Zeu­gen na­he­legt.

So­weit er wie­der­um aus­drück­lich gehört ha­ben will, dass die Kündi­gung gleich­wohl für „nich­tig“ oder „ge­gen­stands­los“ erklärt wor­den sei, was die in ih­ren Er­in­ne­run­gen we­sent­lich de­tail­lier­te und dif­fe­ren­zier­te Zeu­gin F ge­ra­de nicht zu bestäti­gen ver­moch­te, und er dies gleich­wohl in den Kon­text mit ei­nem künf­tig noch ab­zu­sch­ließen­den Ände­rungs­ver­trag stellt, er­schei­nen der Kam­mer die An­ga­ben des Zeu­gen als in sich wi­dersprüchlich und von un­be­wuss­ten Begüns­ti­gungs­ten­den­zen zu Guns­ten der Kläge­rin, sei­ner Ehe­frau, ge­prägt, die aus sei­ner Nähe zum Pro­zess­ge­sche­hen und des­sen Be­glei­tung im ehe­li­chen Kreis oder der Ver­mi­schung von tatsächli­chen Er­in­ne­run­gen und Pro­zess­vor­trag re­sul­tie­ren mögen.

Die Kam­mer ver­mag ih­re Über­zeu­gungs­bil­dung da­her auf die An­ga­ben des Zeu­gen S nicht zu stützen, was bei ergänzen­der Würdi­gung der Aus­sa­ge F zur Ab­wei­sung des Fest­stel­lungs­an­trags führen muss

3. Da das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die Kündi­gung der Kläge­rin auf­gelöst wor­den ist, steht ihr ein An­spruch ge­gen die Be­klag­te auf Er­tei­lung ei­nes Zwi­schen­zeug­nis­ses, der den­knot­wen­dig den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses vor­aus­setzt, nicht mehr zu. Der ent­spre­chen­de Kla­ge­an­trag ist da­her un­be­gründet und muss eben­falls der Ab­wei­sung un­ter­lie­gen

II.

Die Kos­ten­ent­schei­dung bleibt aus Gründen ih­rer Ein­heit­lich­keit dem Schlus­s­ur­teil vor­be­hal­ten.

Der Ge­gen­stands­wert, den die Kam­mer gem. § 61 Abs. 1 ArbGG i. V. m. §§ 3, 5 ZPO und § 42 Abs. 3 GKG im Ur­teil fest­ge­setzt hat, be­misst sich für den Fest­stel­lungs­an­trag nach dem 3-fa­chen Mo­nats­ein­kom­men der Kläge­rin und für den Zwi­schen­zeug­nis­an­trag an dem hälf­ti­gen Mo­nats­ein­kom­men. Hin­sicht­lich des Aus­kunfts­an­trags hat die Kam­mer, ori­en­tiert an den kläge­ri­schen Schätz­wer­ten, ei­nen Wert von 2.000,00 € an­ge­setzt (80.000,00 € : 20 Beschäftig­te x 50 %).

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