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BAG, Ur­teil vom 22.10.2015, 8 AZR 168/14

   
Schlagworte: Diskriminierung, Arbeitszeit
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 8 AZR 168/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 22.10.2015
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Herford, Urteil vom 18.06.2013 - 1 Ca 1445/12
Landesarbeitsgericht Hamm, Urteil vom 30.01.2014 - 8 Sa 942/13
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

8 AZR 168/14
8 Sa 942/13
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Hamm

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
22. Ok­to­ber 2015

UR­TEIL

Wirth, Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin, Re­vi­si­onskläge­rin und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

pp.

Kläge­rin, Be­ru­fungskläge­rin, Be­ru­fungs­be­klag­te, Re­vi­si­ons­be­klag­te und Re­vi­si­onskläge­rin,

hat der Ach­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 22. Ok­to­ber 2015 durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Schlewing, die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ar­beits­ge­richt

 

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Dr. Win­ter und Dr. Rinck so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Rei­ners und Soost für Recht er­kannt:

I. Auf die Re­vi­sio­nen der Par­tei­en wird - un­ter Zurück­wei­sung der Re­vi­sio­nen der Par­tei­en im Übri­gen - das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm vom 30. Ja­nu­ar 2014 - 8 Sa 942/13 - teil­wei­se auf­ge­ho­ben.

II. Auf die Be­ru­fun­gen der Par­tei­en wird - un­ter Zurück­wei­sung der Be­ru­fun­gen der Par­tei­en im Übri­gen - das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Her­ford vom 18. Ju­ni 2013 - 1 Ca 1445/12 - teil­wei­se ab­geändert und zur Klar­stel­lung ins­ge­samt wie folgt neu ge­fasst:

1. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kläge­rin rückständi­ge Ar­beits­vergütung für die Zeit von Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 in Höhe von ins­ge­samt 2.080,00 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz aus mo­nat­lich je­weils 104,00 Eu­ro seit dem je­wei­li­gen Ers­ten des je­wei­li­gen Fol­ge­mo­nats, be­gin­nend mit dem 1. No­vem­ber 2011 und en­dend mit dem 1. Ju­ni 2013 zu zah­len.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, an die Kläge­rin im Zeit­raum von Ju­ni 2013 bis zur Voll­endung des 50. Le­bens­jah­res der Kläge­rin ei­ne mo­nat­li­che Brut­to­ar­beits­vergütung in Höhe von 28,5/35 der ihr als Voll­zeit­beschäftig­ter zu­ste­hen­den Vergütung zu zah­len.

3. Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

III. Die Be­klag­te hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob die Be­klag­te we­gen ei­nes Ver­s­toßes ge­gen das Ver­bot der Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters ver­pflich­tet ist, an die Kläge­rin ein höhe­res mo­nat­li­ches Ar­beits­ent­gelt zu zah­len.

 

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Die am 4. Ja­nu­ar 1964 ge­bo­re­ne Kläge­rin ist seit 1990 bei der be­klag­ten Ge­werk­schaft bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin als Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te beschäftigt. Sie war zunächst in Voll­zeit­ar­beit tätig. Un­ter dem 26. Ju­li 2000 schlos­sen die Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten und die Kläge­rin ei­nen Ände­rungs­ver­trag, der ua. den fol­gen­den In­halt hat:

„1. Die ver­ein­bar­te re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit von der­zeit 38,5 St­un­den gemäß Ar­beits­ver­trag vom 25.01.1991 wird im ge­gen­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men aus be­trieb­li­chen Gründen un­ter An­wen­dung der Rah­men­ver­ein­ba­rung zum In­ter­es­sen­aus­gleich und Rah­men­so­zi­al­plan vom 30.11.1998 ab dem 01.07.2000 un­be­fris­tet auf 28,5 St­un­den/Wo­che un­ter ent­spre­chen­der Kürzung der Bezüge und sons­ti­gen Leis­tun­gen her­ab­ge­setzt.“

Auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en fin­den die zwi­schen dem Bun­des­vor­stand der Be­klag­ten und dem bei der Be­klag­ten be­ste­hen­den Ge­samt­be­triebs­rat im We­ge ei­ner Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung ver­ein­bar­ten „All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die ver.di-Beschäftig­ten“ mit dem Stand Ja­nu­ar 2008 (im Fol­gen­den AAB) An­wen­dung. Die AAB lau­ten aus­zugs­wei­se:

„§ 1 Gel­tungs­be­reich

...

(2) Für Teil­zeit­beschäftig­te gel­ten die Re­geln wie für Voll­zeit­beschäftig­te, so­weit in die­ser Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung nichts an­de­res fest­ge­legt ist. ...

...

§ 9 Ar­beits­zeit

(1) Die re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit beträgt aus­sch­ließlich der Pau­sen

bis zum voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr 38 St­un­den,

ab dem voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr 36,5 St­un­den,

ab dem voll­ende­ten 50. Le­bens­jahr 35 St­un­den.

Pro­to­koll­no­tiz zu Ab­satz 1:

Für Beschäftig­te in ei­nem Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis gilt ab 1.1.2008 ei­ne an­de­re Ar­beits­zeit, als die un­ter § 9 Ab­satz 1 ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen. Die da­von ab­wei­chen­de Ar­beits­zeit für Beschäftig­te

 

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in ei­nem Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis ist ge­son­dert ge­re­gelt in der ab 1.1.2008 wirk­sa­men Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung ‚Ar­beits­zeit bei Al­ters­teil­zeit­ar­beits­verhält­nis­sen‘.

...

...

§ 11 Ent­gelt

(1) Das Ent­gelt ist mo­nat­lich be­mes­sen und bar­geld­los zu zah­len. Spätes­tens zum letz­ten Ar­beits­tag hat das Ent­gelt wert­ge­stellt zu sein.
...

...

§ 26 Aus­schluss­frist

(1) Al­le Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis ver­fal­len, wenn sie nicht in­ner­halb ei­ner Aus­schluss­frist von 6 Mo­na­ten nach Fällig­keit von dem/der Beschäftig­ten oder von ver.di schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den.

(2) Für den­sel­ben Sach­ver­halt reicht die ein­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung des An­spruchs aus, um die Aus­schluss­frist auch für später fällig wer­den­de Leis­tun­gen zu wah­ren.“

Beschäftig­te der Be­klag­ten, de­ren re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit in An­wen­dung von § 9 Abs. 1 AAB 36,5 bzw. 35 St­un­den beträgt, er­hal­ten ein Brut­to­mo­nats­ent­gelt in glei­cher Höhe wie Beschäftig­te mit ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den. Auf Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen ei­ne „Teil­zeit­quo­te“ ver­ein­bart ist, wen­det die Be­klag­te die in § 9 Abs. 1 AAB ge­trof­fe­ne Be­stim­mung ent­spre­chend ih­rer je­wei­li­gen Teil­zeit­quo­te an; Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen - wie im Fall der Kläge­rin - kei­ne Teil­zeit­quo­te, son­dern ei­ne fes­te wöchent­li­che St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, ha­ben die Wahl zwi­schen ei­ner ent­spre­chen­den Re­du­zie­rung der Ar­beits­zeit un­ter Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Mo­nats­ent­gelts und ei­ner ent­spre­chen­den Erhöhung des Ent­gelts un­ter Bei­be­hal­tung der ver­ein­bar­ten St­un­den­zahl.

Die Kläge­rin hat­te sich - auf ent­spre­chen­de Nach­fra­ge der Be­klag­ten - für die Zeit ab der Voll­endung ih­res 40. Le­bens­jah­res - am 4. Ja­nu­ar 2004 - für ei­ne Erhöhung ih­res mo­nat­li­chen Ar­beits­ent­gelts bei un­veränder­ter Ar­beits­zeit ent­schie­den. Für die Zeit ab der Voll­endung ih­res 50. Le­bens­jah­res - am

 

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4. Ja­nu­ar 2014 - hat sie sich für ei­ne tatsächli­che Her­ab­set­zung ih­rer Ar­beits-zeit ent­schie­den.

Das Mo­nats­ent­gelt ei­ner in Voll­zeit beschäftig­ten Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ten der Be­klag­ten beträgt 3.108,00 Eu­ro brut­to. Die in Teil­zeit beschäftig­te Kläge­rin er­hielt zu­letzt ei­ne mo­nat­li­che Vergütung iHv. 2.426,74 Eu­ro brut­to.

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Al­ters­staf­fe­lung in § 9 Abs. 1 der AAB ver­s­toße ge­gen das in §§ 1, 7 Abs. 1 AGG be­stimm­te Ver­bot der Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters und stel­le kei­ne zulässi­ge un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen des Al­ters nach § 10 AGG dar. Da­mit ste­he ihr im We­ge der „An­pas­sung nach oben“ ein Mo­nats­ent­gelt iHv. ins­ge­samt 2.530,74 Eu­ro brut­to zu, wes­halb sie für die Zeit von Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 ei­ne Nach­zah­lung iHv. mo­nat­lich je­weils 104,00 Eu­ro be­an­spru­chen könne.

Die Kläge­rin hat zu­letzt sinn­gemäß be­an­tragt, 

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie für die Zeit von Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 ins­ge­samt 2.080,00 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen iHv. fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz aus mo­nat­lich je­weils 104,00 Eu­ro seit dem je­wei­li­gen Letz­ten des je­wei­li­gen Mo­nats, be­gin­nend mit dem 31. Ok­to­ber 2011 und en­dend mit dem 31. Mai 2013 zu zah­len,

hilfs­wei­se zu 1., die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Ar­beits­zeit­kon­to der Kläge­rin für die Mo­na­te Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 zusätz­lich ins­ge­samt 123,5 Ar­beits­stun­den gut­zu­schrei­ben;

2. fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, an sie im Zeit­raum von Ju­ni 2013 bis zur Voll­endung ih­res 50. Le­bens­jah­res ei­ne mo­nat­li­che Ar­beits­vergütung iHv. 28,5/35 der ei­nem Voll­zeit­beschäftig­ten zu­ste­hen­den Vergütung zu zah­len,

hilfs­wei­se zu 2. fest­zu­stel­len, dass die Re­ge­lung in § 9 Abs. 1 AAB der Be­klag­ten von Ja­nu­ar 2008 un­wirk­sam ist, so­weit dort die re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit bis zum voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr auf 38 St­un­den und ab dem voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr auf 36,5 St­un­den fest­ge­schrie­ben ist.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt. Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Al­ters­staf­fe­lung in § 9 Abs. 1 AAB sei nach § 10 AGG zulässig.

 

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Sie die­ne dem Schutz „älter wer­den­der“ bzw. älte­rer Ar­beit­neh­mer durch suk­zes­si­ve Berück­sich­ti­gung ih­res erhöhten Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis­ses. Es sei an­er­kannt, dass älte­re Beschäftig­te ein höhe­res Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis hätten; dies wer­de auch durch Stu­di­en und Vor­ga­ben, ua. der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on be­legt. Da die in § 9 Abs. 1 AAB be­stimm­te Her­ab­set­zung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit un­ter Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Mo­nats­ent­gelts ei­ne Erhöhung des Ar­beits­ent­gelts pro Zeit­ein­heit be­wir­ke, müsse die Re­ge­lung aus Gründen der Gleich­be­hand­lung von Teil­zeit- und Voll­zeit­beschäftig­ten auch auf Teil­zeit­kräfte An­wen­dung fin­den.

Das Ar­beits­ge­richt hat dem Haupt­an­trag zu 1. - un­ter Kla­ge­ab­wei­sung im Übri­gen - teil­wei­se statt­ge­ge­ben und die Be­klag­te ver­ur­teilt, an die Kläge­rin ins­ge­samt 1.664,00 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen für die Mo­na­te Fe­bru­ar 2012 bis Mai 2013 zu zah­len so­wie auf den Haupt­an­trag zu 2. fest­ge­stellt, dass für die Be­rech­nung des Ge­hal­tes der Kläge­rin da­von aus­zu­ge­hen ist, dass die re­gel-mäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit ei­nes Voll­zeit­beschäftig­ten bei der Be­klag­ten un­abhängig vom Le­bens­al­ter 35 St­un­den beträgt. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fun­gen bei­der Par­tei­en mit der Maßga­be zurück­ge­wie­sen, dass - nach­dem die Kläge­rin ih­ren Fest­stel­lungs­an­trag neu ge­fasst hat­te - fest­ge­stellt wur­de, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, an die Kläge­rin ei­ne Ar­beits­vergütung iHv. 28,5/35 der ei­nem Voll­zeit­beschäftig­ten gewähr­ten Vergütung zu zah­len. Die Kläge­rin ver­folgt mit ih­rer Re­vi­si­on ih­re auf Zah­lung rückständi­gen Ar­beits­ent­gelts ge­rich­te­te Kla­ge (auch) für die Mo­na­te Ok­to­ber 2011 bis Ja­nu­ar 2012 wei­ter. Die Be­klag­te be­gehrt mit ih­rer Re­vi­si­on die vollständi­ge Kla­ge­ab­wei­sung. Bei­de Par­tei­en be­an­tra­gen, die Re­vi­si­on der je­wei­li­gen Ge­gen­sei­te zurück­zu­wei­sen.

 

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Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Re­vi­si­on der Kläge­rin ist im We­sent­li­chen be­gründet, die zulässi­ge Re­vi­si­on der Be­klag­ten hin­ge­gen im We­sent­li­chen un­be­gründet. Die Kla­ge ist mit dem Haupt­an­trag zu 1. zulässig und na­he­zu vollständig be­gründet. Die Kläge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Zah­lung rückständi­gen Ar­beits­ent­gelts für die Zeit von Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 iHv. ins­ge­samt 2.080,00 Eu­ro brut­to. Zin­sen auf die je­wei­li­gen mo­nat­li­chen Nach­zah­lungs­beträge ste­hen der Kläge­rin al­ler­dings nicht ab dem je­wei­li­gen Letz­ten des je­wei­li­gen Mo­nats, son­dern erst ab dem je­wei­li­gen Ers­ten des je­wei­li­gen Fol­ge­mo­nats zu; in­so­weit ist die Kla­ge mit dem Haupt­an­trag zu 1. un­be­gründet. Die Kla­ge mit dem Haupt­an­trag zu 2. ist zulässig und in vol­lem Um­fang be­gründet. Ei­ner Ent­schei­dung über die Hilfs­anträge der Kläge­rin be­darf es dem­nach nicht.

A. Die Kla­ge ist mit den Haupt­anträgen zulässig. Dies gilt in der ge­bo­te­nen Aus­le­gung auch für den auf Fest­stel­lung ge­rich­te­ten Haupt­an­trag zu 2.

I. Der Haupt­an­trag zu 2. ist da­hin aus­zu­le­gen, dass die Kläge­rin die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, an sie im Zeit­raum von Ju­ni 2013 bis zur Voll­endung ih­res 50. Le­bens­jah­res ein mo­nat­li­ches Ar­beits­ent­gelt iHv. 28,5/35 des ihr bei ei­ner Voll­zeit­beschäfti­gung zu­ste­hen­den Ent­gelts zu zah­len. Dies hat die Kläge­rin zu­dem in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat aus­drück­lich klar­ge­stellt.

II. In die­ser Aus­le­gung ist der Fest­stel­lungs­an­trag zulässig. Er ist hin­rei­chend be­stimmt iSv. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. Für ihn be­steht auch das nach § 256 Abs. 1 ZPO er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se, da die Be­klag­te ei­ne Ver­pflich­tung zur Zah­lung ei­nes ent­spre­chen­den Mo­nats­ent­gelts in Ab­re­de stellt (zu den An­for­de­run­gen an das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se: vgl. ua. BAG 15. Mai 2012 - 3 AZR 11/10 - Rn. 19, BA­GE 141, 259; 22. Fe­bru­ar 2012 - 4 AZR 580/10 - Rn. 14 ff.). Die Kläge­rin war nach Fällig­keit der je­wei­li­gen mo­nat­li­chen Ent­gelt­ansprüche auch nicht ver­pflich­tet, den Fest­stel­lungs­an­trag auf ei­nen Leis­tungs­an­trag um­zu­stel­len. Die bloße Möglich­keit ei­ner Leis­tungs­kla­ge

 

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lässt das ursprüng­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nicht ent­fal­len (vgl. zur st. Rspr. in ver­gleich­ba­ren Fällen: ua. BAG 25. März 2015 - 5 AZR 874/12 - Rn. 18; 12. Au­gust 2014 - 3 AZR 764/12 - Rn. 15; 12. De­zem­ber 2012 - 4 AZR 327/11 - Rn. 16; 22. Fe­bru­ar 2012 - 4 AZR 580/10 - Rn. 20; vgl. auch BGH 6. No­vem­ber 2013 - VIII ZR 194/12 - Rn. 15; 28. Sep­tem­ber 2005 - IV ZR 82/04 - zu II 1 der Gründe, BGHZ 164, 181).

B. Ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Lan­des­ar­beits­ge­richts ist die Kla­ge mit dem Haupt­an­trag zu 1. hin­sicht­lich der Haupt­for­de­rung nicht nur teil­wei­se, son­dern in vol­lem Um­fang - al­so auch für den Zeit­raum von Ok­to­ber 2011 bis ein­sch­ließlich Ja­nu­ar 2012 - be­gründet. Da­bei folgt der An­spruch der Kläge­rin - ent­ge­gen der An­nah­me des Lan­des­ar­beits­ge­richts - nicht aus § 15 Abs. 1 iVm. §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG, § 9 Abs. 1 AAB, son­dern aus § 4 Abs. 1 Tz­B­fG iVm. §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 und Abs. 2 AGG, § 9 Abs. 1 AAB, wes­halb die Kläge­rin ih­ren An­spruch nicht im Rah­men der Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG gel­tend ma­chen muss­te. Zin­sen auf die je­wei­li­gen mo­nat­li­chen Nach­zah­lungs­beträge ste­hen der Kläge­rin al­ler­dings erst ab dem je­wei­li­gen Ers­ten des je­wei­li­gen Fol­ge­mo­nats zu.

I. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat an­ge­nom­men, die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne, an das Le­bens­al­ter an­knüpfen­de Staf­fe­lung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit ver­s­toße ge­gen §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG und sei auch nicht nach § 10 AGG zulässig. Die Al­ters­staf­fe­lung sei des­halb un­wirk­sam mit der Fol­ge, dass die Be­klag­te der Kläge­rin gemäß § 15 Abs. 1 AGG zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet sei. Da­nach sei die Kläge­rin so zu stel­len, als wenn sie be­reits ihr 50. Le­bens­jahr voll­endet und ei­ne Re­du­zie­rung ih­rer Ar­beits­zeit auf 35 St­un­den/Wo­che er­reicht hätte. Da die Ver­pflich­tung zur Ar­beits­leis­tung strikt zeit­ge­bun­den sei, schei­de ei­ne Re­du­zie­rung der Ar­beits­zeit für in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­de Zeiträume aus. Die Be­klag­te ha­be der Kläge­rin des­halb Scha­dens­er­satz in Geld zu leis­ten. Der Kläge­rin ste­he dem­zu­fol­ge für die Zeit ab Fe­bru­ar 2012 ein um 104,00 Eu­ro brut­to höhe­res mo­nat­li­ches Ent­gelt zu. Ansprüche für die Zeit vor Fe­bru­ar 2012 sei­en nicht in­ner­halb der Frist des § 15 Abs. 4 AGG gel­tend ge­macht wor­den und des­halb ver­fal­len.

 

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II. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zwar im Er­geb­nis zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne Her­ab­set­zung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nach dem Le­bens­al­ter die je­weils jünge­ren Beschäftig­ten ge­genüber den je­weils älte­ren Beschäftig­ten un­mit­tel­bar we­gen des Al­ters be­nach­tei­ligt und dass für die­se Be­nach­tei­li­gung ei­ne Recht­fer­ti­gung nicht ge­ge­ben ist. Al­ler­dings folgt ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Lan­des­ar­beits­ge­richts der An­spruch der Kläge­rin nicht aus § 15 Abs. 1 iVm. §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG, § 9 Abs. 1 AAB, son­dern aus § 4 Abs. 1 Tz­B­fG iVm. §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 und Abs. 2 AGG, § 9 Abs. 1 AAB.

1. Ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Lan­des­ar­beits­ge­richts folgt der An­spruch der Kläge­rin nicht aus § 15 Abs. 1 AGG.

Zwar ist der Ar­beit­ge­ber nach § 15 Abs. 1 AGG bei ei­nem Ver­s­toß ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot ver­pflich­tet, den hier­durch ent­stan­de­nen Scha­den zu er­set­zen. Selbst bei ei­nem un­ter­stell­ten Ver­s­toß der Re­ge­lung in § 9 Abs. 1 AAB ge­gen das Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters iSd. §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG schei­det ein An­spruch der Kläge­rin auf Scha­dens­er­satz nach § 15 Abs. 1 AGG je­doch be­reits des­halb aus, da § 9 Abs. 1 AAB auf Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen - wie mit der Kläge­rin - ei­ne fes­te wöchent­li­che St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, we­der un­mit­tel­bar noch ent­spre­chend An­wen­dung fin­det. Dies er­gibt die Aus­le­gung der AAB nach den für Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen gel­ten­den Grundsätzen.

a) Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen sind we­gen ih­res nor­ma­ti­ven Cha­rak­ters wie Ta­rif­verträge oder Ge­set­ze aus­zu­le­gen. Aus­zu­ge­hen ist da­nach vom Wort­laut der Be­stim­mung und dem durch ihn ver­mit­tel­ten Wort­sinn. Bei un­be­stimm­tem Wort­sinn sind der wirk­li­che Wil­le der Be­triebs­par­tei­en und der von ih­nen ver­folg­te Zweck zu berück­sich­ti­gen, so­fern und so­weit sie im Text ih­ren Nie­der-schlag ge­fun­den ha­ben. Ab­zu­stel­len ist fer­ner auf den Ge­samt­zu­sam­men­hang und die Sys­te­ma­tik der Re­ge­lun­gen so­wie die von den Be­triebs­par­tei­en prak­ti­zier­te Hand­ha­bung der Be­triebs­ver­ein­ba­rung. Im Zwei­fel gebührt der­je­ni­gen Aus­le­gung der Vor­zug, die zu ei­nem sach­ge­rech­ten, zweck­ori­en­tier­ten, prak­tisch brauch­ba­ren und ge­set­zes­kon­for­men Verständ­nis der Re­ge­lung führt (vgl.

 

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ua. BAG 9. De­zem­ber 2014 - 1 AZR 146/13 - Rn. 27 mwN; 21. März 2012 - 4 AZR 275/10 - Rn. 16 mwN).

b) Da­nach ist § 9 Abs. 1 AAB auf Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen - wie mit der Kläge­rin - ei­ne fes­te wöchent­li­che St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, we­der un­mit­tel­bar noch ent­spre­chend an­wend­bar.

aa) § 9 Abs. 1 AAB setzt nur die re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer fest und trifft selbst kei­ne Re­ge­lung da­zu, wie bei Teil­zeit­beschäftig­ten zu ver­fah­ren ist.

bb) Zwar ist in § 1 Abs. 2 AAB be­stimmt, dass für Teil­zeit­beschäftig­te die Re­geln der AAB „wie für Voll­zeit­beschäftig­te“ gel­ten; al­ler­dings kommt ei­ne An­wen­dung von § 9 Abs. 1 AAB „wie für Voll­zeit­beschäftig­te“, mit­hin ei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung die­ser Be­stim­mung, die aus­sch­ließlich ei­ne Re­du­zie­rung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit und kei­ne An­he­bung des Ar­beits­ent­gelts un­ter Bei­be­hal­tung der Ar­beits­zeit vor­sieht, nur für Teil­zeit­beschäftig­te in Be­tracht, mit de­nen ei­ne Teil­zeit­quo­te ver­ein­bart ist, de­ren Ar­beits­zeit sich mit­hin auf ei­nen be­stimm­ten An­teil der re­gelmäßigen Ar­beits­zeit ei­nes Voll­zeit­beschäftig­ten beläuft. Auf Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen - wie mit der Kläge­rin - ei­ne fes­te wöchent­li­che St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, ist § 9 Abs. 1 AAB hin­ge­gen nicht ent­spre­chend an­wend­bar.

(1) Es spricht be­reits viel dafür, dass die in § 9 Abs. 1 AAB ge­trof­fe­ne Ar­beits­zeit­re­ge­lung - auch in ent­spre­chen­der An­wen­dung - im Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en auf­grund des Güns­tig­keits­prin­zips kei­ne Wir­kun­gen ent­fal­ten kann.

Nach § 77 Abs. 4 Satz 1 Be­trVG gel­ten Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen zwar un­mit­tel­bar und zwin­gend. Die­se ge­setz­li­che Re­ge­lung ist je­doch un­vollständig. Sie wird durch das Güns­tig­keits­prin­zip ergänzt. Das in § 4 Abs. 3 TVG nur un­voll­kom­men ge­re­gel­te Güns­tig­keits­prin­zip ist Aus­druck ei­nes um­fas­sen­den Grund­sat­zes, der un­abhängig von der Art der Rechts­quel­le und auch außer­halb des Ta­rif­ver­trags­ge­set­zes Gel­tung be­an­sprucht. Es gilt auch für das Verhält­nis von ver­trag­li­chen Ansprüchen zu den In­halts­nor­men ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung (vgl. BAG 16. Sep­tem­ber 1986 - GS 1/82 - zu C II 3 a, b der Gründe, BA­GE 53,

 

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42). Güns­ti­ge­re ein­zel­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen ge­hen da­her den be­las­ten-den Re­ge­lun­gen ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung vor (BAG 5. März 2013 - 1 AZR 417/12 - Rn. 55 mwN; 26. Sep­tem­ber 2012 - 4 AZR 689/10 - Rn. 37; 6. No­vem­ber 2007 - 1 AZR 862/06 - Rn. 23, BA­GE 124, 323).

Die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne, an das Le­bens­al­ter an­knüpfen­de Her­ab­set­zung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den auf 36,5 bzw. 35 St­un­den er­folgt un­ter (Fort)Zah­lung des Ent­gelts, das bei ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den ge­schul­det ist. Die Her­ab­set­zung der Ar­beits­zeit wirkt sich dem­nach un­mit­tel­bar auf das Verhält­nis von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung aus; die Re­ge­lung be­wirkt ei­ne Erhöhung des Ar­beits­ent­gelts pro Ar­beits­stun­de für die Beschäftig­ten, die das 40. bzw. das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben. Die Par­tei­en ha­ben im Ar­beits­ver­trag je­doch kei­ne Teil­zeit­quo­te, son­dern ei­ne fes­te wöchent­li­che Ar­beits­zeit ver­ein­bart. Vor die­sem Hin­ter­grund könn­te ei­ni­ges dafür spre­chen, dass sich die Güns­tig­keit aus der Sicht des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers - mit­hin aus der Sicht der Kläge­rin - zu be­ur­tei­len hat und die­se des­halb die Möglich­keit ha­ben muss, sich für ei­ne ent­spre­chen­de Her­ab­set­zung ih­rer Ar­beits­zeit un­ter Bei­be­hal­tung des Ent­gelts oder für ein höhe­res Ent­gelt un­ter Bei­be­hal­tung ih­rer Ar­beits­zeit zu ent­schei­den (zur Wahlmöglich­keit als güns­ti­ge­rer Re­ge­lung vgl. auch Fit­ting Be­trVG 27. Aufl. § 77 Rn. 202 mwN). Ei­ne sol­che Wahlmöglich­keit würde nicht nur dem Persönlich­keits­recht der Kläge­rin, auf das sich auch der Große Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts zur Be­gründung des all­ge­mei­nen Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruchs gestützt hat (BAG 27. Fe­bru­ar 1985 - GS 1/84 - BA­GE 48, 122), son­dern auch der in Art. 2 Abs. 1, Art. 12 Abs. 1 GG gewähr­leis­te­ten Ver­trags­frei­heit ge­recht (vgl. Wal­ker ZfA 1996, 353, 376). Die Möglich­keit, sich für ein Mehr an Frei­zeit oder ei­nen höhe­ren Ar­beits­ver­dienst zu ent­schei­den, räumt § 9 Abs. 1 AAB den Beschäftig­ten in­des we­der aus­drück­lich ein, noch hat ei­ne sol­che Wahlmöglich­keit im übri­gen Text der AAB ih­ren Nie­der­schlag ge­fun­den.

(2) Ob ei­ne ent­spre­chen­de Re­du­zie­rung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit un­ter Bei­be­hal­tung des Ent­gelts für die Teil­zeit­beschäftig­ten, mit de­nen ei­ne fes­te wöchent­li­che Ar­beits­zeit ver­ein­bart ist, auch dann güns­ti­ger ist, wenn die­se

 

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nicht die zusätz­li­che Möglich­keit ha­ben, sich für ei­ne An­he­bung des Ent­gelts un­ter Bei­be­hal­tung der ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit zu ent­schei­den, kann je­doch da­hin­ste­hen, denn tatsächlich wen­det die Be­klag­te § 9 Abs. 1 AAB auf Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen - wie mit der Kläge­rin - kei­ne Teil­zeit­quo­te, son­dern ei­ne fes­te wöchent­li­che St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, nicht ent­spre­chend an, son­dern räumt die­sen ei­ne Wahlmöglich­keit ein: Die­se Teil­zeit­beschäftig­ten können sich zwi­schen ei­ner an­tei­li­gen Re­du­zie­rung der Ar­beits­zeit un­ter Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Mo­nats­ent­gelts und ei­ner - in § 9 Abs. 1 AAB nicht vor­ge­se­he­nen - an­tei­li­gen Erhöhung des Ent­gelts un­ter Bei­be­hal­tung der ver­ein­bar­ten St­un­den­zahl ent­schei­den. Die­se Pra­xis der Be­klag­ten be­ruht nicht auf der in § 1 Abs. 2 AAB ge­trof­fe­nen Be­stim­mung, son­dern auf ei­ner tatsächli­chen - ggf. mit dem Ge­samt­be­triebs­rat ab­ge­stimm­ten - Vor­ge­hens­wei­se, die - wie die Be­klag­te selbst vorträgt - da­zu dient, die Teil­zeit­beschäftig­ten, mit de­nen ei­ne fes­te St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, nicht we­gen der Teil­zeit­ar­beit ent­ge­gen § 4 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG zu be­nach­tei­li­gen. Da­mit zeigt die tatsächli­che Hand­ha­bung der Be­klag­ten, dass die in § 9 Abs. 1 AAB ge­trof­fe­ne Re­ge­lung auf Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen ei­ne fes­te wöchent­li­che Ar­beits­zeit ver­ein­bart ist, kei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung fin­det.

2. Der An­spruch der Kläge­rin auf Zah­lung ei­nes höhe­ren mo­nat­li­chen Ar­beits­ent­gelts für die Zeit von Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 folgt je­doch aus § 4 Abs. 1 Tz­B­fG iVm. §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 und Abs. 2 AGG, § 9 Abs. 1 AAB.

a) Nach § 4 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG darf ein teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer we­gen der Teil­zeit­ar­beit nicht schlech­ter be­han­delt wer­den als ein ver­gleich­ba­rer voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer, es sei denn, dass sach­li­che Gründe ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung recht­fer­ti­gen. Nach § 4 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG ist ei­nem teil­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer Ar­beits­ent­gelt oder ei­ne an­de­re teil­ba­re geld­wer­te Leis­tung min­des­tens in dem Um­fang zu gewähren, der dem An­teil sei­ner Ar­beits­zeit an der Ar­beits­zeit ei­nes ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers ent­spricht (sog. pro-ratatem­po­ris-Grund­satz, vgl. ua. BAG 19. Ok­to­ber 2010 - 6 AZR 305/09 - Rn. 18, BA­GE 136, 62). § 4 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 Tz­B­fG ent­hal­ten ein ein­heit­li­ches Ver­bot der sach­lich nicht

 

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ge­recht­fer­tig­ten Be­nach­tei­li­gung we­gen der Teil­zeit­ar­beit (BAG 24. Sep­tem­ber 2008 - 6 AZR 657/07 - Rn. 34, BA­GE 128, 63; 25. Mai 2005 - 5 AZR 566/04 - zu I 1 a der Gründe, BA­GE 115, 12; 5. No­vem­ber 2003 - 5 AZR 8/03 - zu II 1 der Gründe).

Ver­s­toßen ein­zel­ne ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen ge­gen das Ver­bot der Ent­gelt­be­nach­tei­li­gung we­gen der Teil­zeit­ar­beit aus § 4 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG, ist zwar die be­nach­tei­li­gen­de Be­stim­mung un­wirk­sam. Als Rechts­fol­ge ist die leis­tungs­gewähren­de Be­stim­mung al­ler­dings grundsätz­lich durch „An­pas­sung nach oben“ mit dem­je­ni­gen In­halt an­zu­wen­den, der die Be­nach­tei­li­gung ent­fal­len lässt. Da­nach hat der be­nach­tei­lig­te Ar­beit­neh­mer An­spruch auf Nach­zah­lung des Ar­beits­ent­gelts bis zu der Höhe, die dem Um­fang des An­teils sei­ner Ar­beits­zeit an der Ar­beits­zeit ei­nes ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers ent­spricht. Ob die­ser An­spruch be­reits un­mit­tel­bar aus § 4 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG folgt oder sich aus § 4 Abs. 1 Satz 1 iVm. Satz 2 Tz­B­fG oder viel­mehr aus § 134 iVm. § 612 Abs. 2 BGB er­gibt (für Letz­te­res ua. BAG 27. Au­gust 2014 - 4 AZR 999/12 - Rn. 16 mwN, BA­GE 149, 60; vgl. auch 24. Sep­tem­ber 2008 - 6 AZR 657/07 - Rn. 34, BA­GE 128, 63; 24. Sep­tem­ber 2003 - 10 AZR 675/02 - zu II 4 der Gründe, BA­GE 108, 17), kann da­bei of­fen blei­ben.

b) Hier­von aus­ge­hend hat die Kläge­rin aus § 4 Abs. 1 Tz­B­fG iVm. §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 und Abs. 2 AGG, § 9 Abs. 1 AAB für die Mo­na­te Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 An­spruch auf ein höhe­res mo­nat­li­ches Ar­beits­ent­gelt.

aa) Die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne, an das Le­bens­al­ter an­knüpfen­de Her­ab­set­zung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit un­ter Zah­lung des Ent­gelts, das bei ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den ge­schul­det ist, wirkt sich - wie be­reits un­ter Rn. 26 aus­geführt - un­mit­tel­bar auf das Verhält­nis von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung aus. Die Re­ge­lung be­wirkt ei­ne Erhöhung des Ar­beits­ent­gelts pro Ar­beits­stun­de für die Beschäftig­ten, die das 40. bzw. das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben.

Wird die Ar­beits­zeit von Teil­zeit­beschäftig­ten nicht her­ab­ge­setzt und bleibt de­ren Ar­beits­ent­gelt un­verändert, so er­hal­ten die­se pro Ar­beits­stun­de ein

 

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ge­rin­ge­res Ar­beits­ent­gelt als die Voll­zeit­beschäftig­ten der Be­klag­ten. Die­se durch § 4 Abs. 1 Tz­B­fG un­ter­sag­te Un­gleich­be­hand­lung kann für Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen ei­ne fes­te St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, nur ver­mie­den wer­den, wenn ent­we­der de­ren Ar­beits­zeit un­ter Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Ar­beits­ent­gelts ent­spre­chend gekürzt wird oder wenn un­ter Bei­be­hal­tung der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit ein ent­spre­chend höhe­res Ar­beits­ent­gelt ge­zahlt wird. Letz­te­res be­gehrt die Kläge­rin.

bb) Die Zah­lung ei­nes höhe­ren Ar­beits­ent­gelts un­ter Bei­be­hal­tung der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit ent­spricht der Ver­ein­ba­rung, die die Par­tei­en für die Zeit zwi­schen der Voll­endung des 40. und der Voll­endung des 50. Le­bens­jah­res der Kläge­rin ge­trof­fen ha­ben.

Wie un­ter Rn. 27 aus­geführt, wen­det die Be­klag­te § 9 Abs. 1 AAB auf Teil­zeit­beschäftig­te, mit de­nen - wie mit der Kläge­rin - ver­trag­lich ei­ne fes­te wöchent­li­che St­un­den­zahl ver­ein­bart ist, nicht ent­spre­chend an, son­dern überlässt die­sen die Wahl zwi­schen ei­ner an­tei­li­gen Re­du­zie­rung der Ar­beits­zeit un­ter Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Mo­nats­ent­gelts und ei­ner an­tei­li­gen Erhöhung des Ent­gelts un­ter Bei­be­hal­tung der ver­ein­bar­ten St­un­den­zahl. So ist die Be­klag­te auch im Fall der Kläge­rin ver­fah­ren, als die­se das 40. Le­bens­jahr voll­endet hat­te. Die Kläge­rin hat sich für den Zeit­raum von der Voll­endung ih­res 40. Le­bens­jah­res bis zur Voll­endung ih­res 50. Le­bens­jah­res für ei­ne Erhöhung des mo­nat­li­chen Ar­beits­ent­gelts un­ter Bei­be­hal­tung der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit ent­schie­den. Dem­ent­spre­chend hat die Be­klag­te der Kläge­rin ab dem voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr un­ter Bei­be­hal­tung der ver­ein­bar­ten wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 28,5 St­un­den auch ein an­tei­lig erhöhtes Mo­nats­ent­gelt ge­zahlt, dies al­ler­dings nur be­zo­gen auf die in § 9 Abs. 1 AAB für Voll­zeit­beschäftig­te ab der Voll­endung des 40. Le­bens­jah­res vor­ge­se­he­ne Ar­beits­zeit von wöchent­lich 36,5 St­un­den und nicht be­zo­gen auf die in § 9 Abs. 1 AAB für Voll-zeit­beschäftig­te ab der Voll­endung des 50. Le­bens­jah­res vor­ge­se­he­ne Ar­beits-zeit von wöchent­lich 35 St­un­den.

cc) Nach § 4 Abs. 1 Tz­B­fG hat die Kläge­rin als teil­zeit­beschäftig­te Ar­beit­neh­me­rin mit ei­ner ver­trag­lich ver­ein­bar­ten wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von

 

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28,5 St­un­den An­spruch auf ei­ne Ar­beits­vergütung in dem Um­fang, der dem An­teil ih­rer Ar­beits­zeit an der Ar­beits­zeit ei­nes ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers ent­spricht. Die re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit ei­nes mit der Kläge­rin ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers, dh. ei­nes voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mers der Be­klag­ten, des­sen re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit sich nach § 9 Abs. 1 AAB be­stimmt und der - wie die Kläge­rin - im streit­ge­genständ­li­chen Zeit­raum be­reits das 40. Le­bens­jahr, je­doch noch nicht das 50. Le­bens­jahr voll­endet hat, beträgt je­doch 35 St­un­den. Dies folgt dar­aus, dass die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne Staf­fe­lung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nach dem Le­bens­al­ter die jünge­ren Beschäftig­ten ge­genüber den älte­ren Beschäftig­ten ent­ge­gen §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG un­mit­tel­bar we­gen des Al­ters be­nach­tei­ligt und dass die­se un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung nicht nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt ist. Da­mit ha­ben die Voll­zeit­beschäftig­ten, die zwar das 40., al­ler­dings noch nicht das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben, An­spruch auf die­sel­ben Vor­tei­le, die den über 50-jähri­gen Voll­zeit­beschäftig­ten durch § 9 Abs. 1 AAB ein­geräumt wer­den. Sie können die An­pas­sung ih­rer Ar­beits­zeit „nach un­ten“ an die güns­ti­ge­re Ar­beits­zeit der Beschäftig­ten „ab dem voll­ende­ten 50. Le­bens­jahr“ ver­lan­gen, wes­halb sich ih­re re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit auf 35 statt auf 36,5 St­un­den beläuft. Da da­bei das mo­nat­li­che Ar­beits­ent­gelt un­verändert bleibt, be­wirkt dies im Er­geb­nis ei­ne An­pas­sung des Ar­beits­ent­gelts pro Ar­beits­stun­de „nach oben“.

(1) Die AAB der Be­klag­ten un­ter­lie­gen, wie an­de­re Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen, der ge­richt­li­chen Rechtmäßig­keits­kon­trol­le; sie sind dar­auf­hin zu über­prüfen, ob sie mit höher­ran­gi­gem Recht ver­ein­bar sind und dem­nach auch am Maßstab des be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes nach § 75 Abs. 1 Be­trVG zu mes­sen.

Nach § 75 Abs. 1 Be­trVG ha­ben Ar­beit­ge­ber und Be­triebs­rat darüber zu wa­chen, dass je­de Be­nach­tei­li­gung von Per­so­nen aus den in der Vor­schrift ge­nann­ten Gründen un­ter­bleibt. § 75 Abs. 1 Be­trVG enthält al­ler­dings nicht nur ein Über­wa­chungs­ge­bot, son­dern ver­bie­tet zu­gleich Ver­ein­ba­run­gen, durch die Ar­beit­neh­mer auf­grund der dort auf­geführ­ten Merk­ma­le be­nach­tei­ligt wer­den.

 

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Der Ge­setz­ge­ber hat die in § 1 AGG ge­re­gel­ten Be­nach­tei­li­gungs­ver­bo­te in § 75 Abs. 1 Be­trVG über­nom­men. Die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung der Be­triebs­an­gehöri­gen aus ei­nem in § 1 AGG ge­nann­ten Grund ist nur un­ter den im AGG nor­mier­ten Vor­aus­set­zun­gen zulässig (ausführ­lich BAG 9. De­zem­ber 2014 - 1 AZR 102/13 - Rn. 18 ff.).

In­ner­halb die­ser Gren­zen ste­hen das AGG und die ent­spre­chen­den Richt­li­ni­en des Uni­ons­rechts, dar­un­ter auch die Richt­li­nie 2000/78/EG, ei­ner ge­wis­sen Ge­ne­ra­li­sie­rung, Ty­pi­sie­rung und/oder Pau­scha­lie­rung nicht ent­ge­gen. Den Be­triebs­par­tei­en steht ein Be­ur­tei­lungs- und Ge­stal­tungs­spiel­raum zur Verfügung. Dies kann im Ein­zel­fall da­zu führen, dass ei­ne Re­ge­lung ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung für ei­ne Leis­tung oder Vergüns­ti­gung kei­ne in­di­vi­du­el­le Ein­zel­fall­prüfung vor­se­hen muss, son­dern ge­ne­ra­li­sie­rend an ein be­stimm­tes Le­bens­al­ter an­knüpfen darf, je­den­falls um in tech­ni­scher und wirt­schaft­li­cher Hin­sicht hand­hab­bar zu blei­ben (dies an­er­ken­nend: EuGH 19. Ju­ni 2014 - C¬501/12 ua. - [Specht ua.] Rn. 78; 26. Sep­tem­ber 2013 - C-546/11 - [Dansk Ju­rist] Rn. 70; vgl. auch BAG 21. Ok­to­ber 2014 - 9 AZR 956/12 - Rn. 38, BA­GE 149, 315).

(2) Die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne Staf­fe­lung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nach dem Le­bens­al­ter be­nach­tei­ligt die jünge­ren Beschäftig­ten ge­genüber den älte­ren Beschäftig­ten ent­ge­gen §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG un­mit­tel­bar we­gen des Al­ters.

(a) Nach § 7 Abs. 1 AGG dürfen Beschäftig­te nicht we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des, ua. we­gen des Al­ters, be­nach­tei­ligt wer­den. Un­zulässig sind un­mit­tel­ba­re und mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gun­gen. Ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung ist nach § 3 Abs. 1 Satz 1 AGG ge­ge­ben, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt als ei­ne an­de­re Per­son in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on erfährt, er­fah­ren hat oder er­fah­ren würde. Nach § 3 Abs. 2 AGG liegt ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung vor, wenn dem An­schein nach neu­tra­le Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren Per­so­nen we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des ge­genüber an­de­ren Per­so­nen in be­son­de­rer Wei­se be­nach­tei­li­gen können, es sei

 

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denn, die be­tref­fen­den Vor­schrif­ten, Kri­te­ri­en oder Ver­fah­ren sind durch ein rechtmäßiges Ziel sach­lich ge­recht­fer­tigt und die Mit­tel sind zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich. Be­stim­mun­gen in Ver­ein­ba­run­gen, die ge­gen das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des § 7 Abs. 1 AGG ver­s­toßen, sind nach § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam.

(b) Da­nach be­nach­tei­ligt die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne Staf­fe­lung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nach dem Le­bens­al­ter die jünge­ren Voll­zeit­beschäftig­ten ge­genüber den älte­ren Voll­zeit­beschäftig­ten ent­ge­gen §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG un­mit­tel­bar we­gen des Al­ters.

(aa) Al­le Voll­zeit­beschäftig­ten der Be­klag­ten, auf die die AAB An­wen­dung fin­den und de­ren „re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit“ sich des­halb nach § 9 Abs. 1 AAB be­stimmt, be­fin­den sich in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on. Durch § 9 Abs. 1 AAB wird ih­re re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit ein­heit­lich und oh­ne Rück­sicht auf be­ste­hen­de Un­ter­schie­de zwi­schen ih­nen (zB Tätig­keit, Be­rufs­grup­pe etc.) fest­ge­legt.

(bb) In die­ser Si­tua­ti­on un­ter­schei­det § 9 Abs. 1 AAB aus­sch­ließlich nach dem Le­bens­al­ter, wo­bei die Be­stim­mung un­mit­tel­bar an das Le­bens­al­ter an-knüpft. Da­mit wer­den Beschäftig­te, die be­reits das 40. Le­bens­jahr, je­doch noch nicht das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben, ent­ge­gen § 3 Abs. 1 Satz 1, § 7 Abs. 1 AGG ungüns­ti­ger be­han­delt als Beschäftig­te, die be­reits das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben. Letz­te­re ha­ben al­lein we­gen ih­res Al­ters, al­so we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des, nicht nur ei­ne kürze­re wöchent­li­che Ar­beits­zeit. Da die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne Her­ab­set­zung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit un­ter Zah­lung des Ent­gelts er­folgt, das bei ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den ge­schul­det ist, geht mit der Her­ab­set­zung der Ar­beits­zeit zu­gleich ei­ne Verände­rung im Verhält­nis von Ar­beits­leis­tung und Ent­gelt zu­guns­ten der älte­ren Beschäftig­ten ein­her, de­ren Ar­beits­ent­gelt pro Ar­beits­stun­de im Er­geb­nis steigt. Auch die­se Wir­kung be­ruht aus­sch­ließlich auf dem Le­bens­al­ter der Be­trof­fe­nen.

 

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(3) Die un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters, die die jünge­ren Voll­zeit­beschäftig­ten ge­genüber den älte­ren Voll­zeit­beschäftig­ten nach § 9 Abs. 1 AAB er­fah­ren, ist nicht nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt.

(a) Nach § 10 Satz 1 AGG ist ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen des Al­ters zulässig, wenn sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen und durch ein le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt ist. Nach § 10 Satz 2 AGG müssen die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sein. § 10 AGG dient der Um­set­zung von Art. 6 der Richt­li­nie 2000/78/EG in das na­tio­na­le Recht (da­zu auch BAG 18. März 2014 - 3 AZR 69/12 - Rn. 21, BA­GE 147, 279), wo­bei die Richt­li­nie ih­rer­seits das primärrecht­li­che Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters als all­ge­mei­ner Grund­satz des Uni­ons­rechts (EuGH 22. No­vem­ber 2005 - C-144/04 - [Man­gold] Rn. 75, Slg. 2005, I-9981; BVerfG 21. April 2015 - 2 BvR 1322/12, 2 BvR 1989/12 - Rn. 63) so­wie das in Art. 21 der Char­ta der Grund­rech­te der Eu­ropäischen Uni­on ver­an­ker­te Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters kon­kre­ti­siert (EuGH 13. Sep­tem­ber 2011 - C-447/09 - [Prig­ge ua.] Rn. 38, Slg. 2011, I-8003; BVerfG 21. April 2015 - 2 BvR 1322/12, 2 BvR 1989/12 - aaO). § 10 AGG ist uni­ons­rechts­kon­form in Übe­rein­stim­mung mit der Richt­li­nie un­ter Berück­sich­ti­gung der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs der Eu­ropäischen Uni­on aus­zu­le­gen (da­zu auch BAG 21. Ok­to­ber 2014 - 9 AZR 956/12 - Rn. 17, BA­GE 149, 315; 12. Ju­ni 2013 - 7 AZR 917/11 - Rn. 32; 5. März 2013 - 1 AZR 417/12 - Rn. 40).

(aa) § 10 Satz 1 AGG de­fi­niert nicht, was un­ter ei­nem le­gi­ti­men Ziel zu ver­ste­hen ist. Für die Kon­kre­ti­sie­rung des Be­griffs des le­gi­ti­men Ziels ist des­halb auf Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG zurück­zu­grei­fen. Le­gi­ti­me Zie­le iSv. Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG, dh. Zie­le, die als ge­eig­net an­ge­se­hen wer­den können, ei­ne Aus­nah­me vom Grund­satz des Ver­bots von Dis­kri­mi­nie­run­gen aus Gründen des Al­ters zu recht­fer­ti­gen, sind - ob­gleich die in Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG ent­hal­te­ne Aufzählung nicht erschöpfend ist (EuGH 13. Sep­tem­ber 2011 - C-447/09 - [Prig­ge ua.] Rn. 80, Slg. 2011, I-8003) - we­gen der als Bei­spie­le ge­nann­ten Be­rei­che Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung nur sol­che,

 

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die mit der Beschäfti­gungs­po­li­tik, dem Ar­beits­markt und der be­ruf­li­chen Bil­dung im Zu­sam­men­hang ste­hen, und da­mit nur rechtmäßige Zie­le aus dem Be­reich „So­zi­al­po­li­tik“ (vgl. EuGH 13. Sep­tem­ber 2011 - C-447/09 - [Prig­ge ua.] Rn. 81, aaO; da­zu auch BAG 23. Ju­li 2015 - 6 AZR 457/14 - Rn. 36; 19. De­zem­ber 2013 - 6 AZR 790/12 - Rn. 26 mwN, BA­GE 147, 89). Zie­le, die als le­gi­tim iSd. Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG an­ge­se­hen wer­den können, ste­hen als „so­zi­al­po­li­ti­sche Zie­le“ im All­ge­mein­in­ter­es­se. Da­durch un­ter­schei­den sie sich von Zie­len, die im Ei­gen­in­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers lie­gen, wie Kos­ten­re­du­zie­rung und Ver­bes­se­rung der Wett­be­werbsfähig­keit. Da­bei ist es zwar nicht aus­ge­schlos­sen, dass ei­ne na­tio­na­le Vor­schrift den Ar­beit­ge­bern bei der Ver­fol­gung der so­zi­al­po­li­ti­schen Zie­le ei­nen ge­wis­sen Grad an Fle­xi­bi­lität einräumt (EuGH 21. Ju­li 2011 - C-159/10, C-160/10 - [Fuchs und Köhler] Rn. 52, Slg. 2011, I-6919; 5. März 2009 - C-388/07 - [Age Con­cern Eng­land] Rn. 46, Slg. 2009, I-1569). Ein un­abhängig von All­ge­mein­in­ter­es­sen ver­folg­tes Ziel ei­nes Ar­beit­ge­bers kann ei­ne Un­gleich­be­hand­lung je­doch nicht recht­fer­ti­gen (vgl. BAG 23. Ju­li 2015 - 6 AZR 457/14 - aaO).

(bb) § 10 Satz 3 AGG enthält ei­ne nicht ab­sch­ließen­de Aufzählung von Tat­beständen, wo­nach un­ter­schied­li­che Be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters iSv. § 10 Satz 1 und Satz 2 AGG ins­be­son­de­re ge­recht­fer­tigt sein können (vgl. et­wa BAG 24. Ja­nu­ar 2013 - 8 AZR 429/11 - Rn. 45; 25. Fe­bru­ar 2010 - 6 AZR 911/08 - Rn. 35, BA­GE 133, 265; 22. Ja­nu­ar 2009 - 8 AZR 906/07 - Rn. 40, BA­GE 129, 181). Nach § 10 Satz 3 Nr. 1 AGG ist dies der Fall bei der Fest­le­gung be­son­de­rer Beschäfti­gungs- und Ar­beits­be­din­gun­gen, ein­sch­ließlich der Be­din­gun­gen für Ent­loh­nung und Be­en­di­gung des Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses, um die be­ruf­li­che Ein­glie­de­rung von Ju­gend­li­chen, älte­ren Beschäftig­ten und Per­so­nen mit Fürsor­ge­pflich­ten zu fördern oder ih­ren Schutz si­cher­zu­stel­len. Und nach § 10 Satz 3 Nr. 2 AGG kann die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen des Al­ters iSv. § 10 Satz 1 und Satz 2 AGG ins­be­son­de­re die Fest­le­gung von Min­dest­an­for­de­run­gen an das Al­ter, die Be­rufs­er­fah­rung oder das Dienst­al­ter für den Zu­gang zur Beschäfti­gung oder für be­stimm­te mit der Beschäfti­gung ver­bun­de­ne Vor­tei­le ein­sch­ließen. So­wohl § 10 Satz 3 Nr. 1 AGG als auch § 10 Satz 3 Nr. 2 AGG stim­men wört­lich mit Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 2 Buchst. a und

 

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b der Richt­li­nie 2000/78/EG übe­rein, wes­halb sie mit den Er­for­der­nis­sen des Uni­ons­rechts ver­ein­bar sind (vgl. et­wa EuGH 16. Ok­to­ber 2007 - C-411/05 - [Pa­la­ci­os de la Vil­la] Rn. 52, Slg. 2007, I-8531; vgl. auch BAG 18. März 2014 - 3 AZR 69/12 - Rn. 21, BA­GE 147, 279; 25. Fe­bru­ar 2010 - 6 AZR 911/08 - Rn. 35, aaO; 22. Ja­nu­ar 2009 - 8 AZR 906/07 - aaO).

(cc) Nach § 10 AGG reicht es - eben­so wie nach Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG - für die Recht­fer­ti­gung ei­ner un­mit­tel­ba­ren Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters nicht aus, dass der Ar­beit­ge­ber mit der un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung ein le­gi­ti­mes Ziel iSv. § 10 Satz 1 AGG ver­folgt; hin­zu­kom­men muss nach § 10 Satz 2 AGG, dass die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind. Bei­des ist im Hin­blick auf das kon­kret an­ge­streb­te Ziel zu be­ur­tei­len (vgl. et­wa EuGH 9. Sep­tem­ber 2015 - C-20/13 - [Un­land] Rn. 43; 26. Sep­tem­ber 2013 - C-546/11 - [Dansk Ju­rist] Rn. 55 f.). Da­bei sind in uni­ons­rechts­kon­for­mer Aus­le­gung von § 10 Satz 2 AGG die Mit­tel nur dann an­ge­mes­sen und er­for­der­lich, wenn sie es er­lau­ben, das mit der un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung ver­folg­te Ziel zu er­rei­chen, oh­ne zu ei­ner übermäßigen Be­ein­träch­ti­gung der le­gi­ti­men In­ter­es­sen der­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer zu führen, die we­gen ih­res Al­ters be­nach­tei­ligt wer­den (vgl. et­wa EuGH 9. Sep­tem­ber 2015 - C-20/13 - [Un­land] aaO; 26. Fe­bru­ar 2015 - C-515/13 - [In­ge­niørfo­re­nin­gen i Dan­mark] Rn. 25; 26. Sep­tem­ber 2013 - C-546/11 - [Dansk Ju­rist] Rn. 56) und die Maßnah­me nicht über das hin­aus­geht, was zur Er­rei­chung des an­ge­streb­ten Ziels not­wen­dig ist (vgl. EuGH 9. Sep­tem­ber 2015 - C-20/13 - [Un­land] aaO; 26. Sep­tem­ber 2013 - C-546/11 - [Dansk Ju­rist] Rn. 59; 22. No­vem­ber 2005 - C-144/04 - [Man­gold] Rn. 65 mwN, Slg. 2005, I-9981).

(b) Der­je­ni­ge, der sich auf die Zulässig­keit ei­ner un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung we­gen des Al­ters nach § 10 AGG be­ruft, trägt die Dar­le­gungs- und Be­weis­last dafür, dass mit der Un­gleich­be­hand­lung ein le­gi­ti­mes Ziel iSv. § 10 Satz 1 AGG an­ge­strebt wird (vgl. BAG 23. Ju­li 2015 - 6 AZR 457/14 - Rn. 37 mwN; 24. Ja­nu­ar 2013 - 8 AZR 429/11 - Rn. 50; 20. März 2012 - 9 AZR 529/10 - Rn. 19, BA­GE 141, 73) und dass die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels

 

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an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind (vgl. EuGH 21. Ju­li 2011 - C-159/10, C-160/10 - [Fuchs und Köhler] Rn. 83, Slg. 2011, I-6919).

(aa) Fehlt es an ei­ner ge­nau­en An­ga­be des an­ge­streb­ten Ziels in der je­wei­li­gen Re­ge­lung, können ggf. an­de­re - aus dem all­ge­mei­nen Kon­text der be­tref­fen­den Re­ge­lung oder Maßnah­me ab­ge­lei­te­te - An­halts­punk­te die Fest­stel­lung des an­ge­streb­ten Ziels ermögli­chen, da­mit des­sen Rechtmäßig­keit so­wie die An­ge­mes­sen­heit und Er­for­der­lich­keit der zu sei­ner Er­rei­chung ein­ge­setz­ten Mit­tel ge­richt­lich über­prüft wer­den können (ua. EuGH 5. Ju­li 2012 - C-141/11 - [Hörn­feldt] Rn. 24 mwN; 5. März 2009 - C-388/07 - [Age Con­cern Eng­land] Rn. 45, Slg. 2009, I-1569).

(bb) Um dar­zu­tun, dass ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen des Al­ters nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt ist, reicht es nicht aus, wenn der Ar­beit­ge­ber all-ge­mein be­haup­tet, dass die die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung be­wir­ken­de Maßnah­me oder Re­ge­lung ge­eig­net sei, der Beschäfti­gungs­po­li­tik, dem Ar­beits­markt und der be­ruf­li­chen Bil­dung zu die­nen. Der­ar­ti­ge all­ge­mei­ne Be­haup­tun­gen las­sen nämlich nicht den Schluss zu, dass die gewähl­ten Mit­tel zur Ver­wirk­li­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind (vgl. EuGH 21. Ju­li 2011 - C-159/10, C-160/10 - [Fuchs und Köhler] Rn. 77, Slg. 2011, I-6919; 5. März 2009 - C-388/07 - [Age Con­cern Eng­land] Rn. 51, Slg. 2009, I-1569; 22. No­vem­ber 2005 - C-144/04 - [Man­gold] Rn. 65, Slg. 2005, I-9981; vgl. auch BAG 26. Mai 2009 - 1 AZR 198/08 - Rn. 35, BA­GE 131, 61). Der Ar­beit­ge­ber hat hier­zu viel­mehr sub­stan­ti­ier­ten Sach­vor­trag zu leis­ten. Da­bei kann er sich ins­be­son­de­re auch auf sta­tis­ti­sche Da­ten be­ru­fen (vgl. EuGH 21. Ju­li 2011 - C-159/10, C-160/10 - [Fuchs und Köhler] Rn. 82, aaO).

(c) Da­nach hat die Be­klag­te nicht dar­ge­tan, dass die un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters, die die jünge­ren Voll­zeit­beschäftig­ten ge­genüber den älte­ren Voll­zeit­beschäftig­ten nach § 9 Abs. 1 AAB er­fah­ren, - auch un­ter Berück­sich­ti­gung ei­nes den Be­triebs­par­tei­en zu­ste­hen­den Be­ur­tei­lungs- und Ge­stal­tungs­spiel­raums so­wie ih­rer Be­fug­nis zur Ge­ne­ra­li­sie­rung, Ty­pi­sie­rung und Pau­scha­lie­rung - nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt ist.

 

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(aa) Die Be­klag­te hat zur Recht­fer­ti­gung der al­ters­be­zo­ge­nen Un­gleich­be­hand­lung vor­ge­bracht, die in § 9 Abs. 1 AAB be­stimm­te Her­ab­set­zung der Ar­beits­zeit die­ne - wie auch die in der Pro­to­koll­no­tiz zu Ab­satz 1 nie­der­ge­leg­te Re­ge­lung zei­ge - dem Schutz „älter wer­den­der“ bzw. älte­rer Ar­beit­neh­mer durch suk­zes­si­ve Berück­sich­ti­gung ih­res erhöhten Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis­ses. Es sei an­er­kannt, dass älte­re Beschäftig­te ein höhe­res Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis hätten; dies wer­de auch durch Stu­di­en und Vor­ga­ben, ua. der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on be­legt.

(bb) Es kann vor­lie­gend da­hin­ste­hen, ob die Re­ge­lung in § 9 Abs. 1 AAB ei­ne be­son­de­re Beschäfti­gungs- oder Ar­beits­be­din­gung zum Schut­ze „älte­rer“ Beschäftig­ter iSv. § 10 Satz 3 Nr. 1 AGG enthält. Dies könn­te zwei­fel­haft sein, da nach § 9 Abs. 1 AAB be­reits Beschäftig­te, die das 40. bzw. das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben, in den Ge­nuss ei­ner her­ab­ge­setz­ten wöchent­li­chen Ar­beits­zeit kom­men, während bei­spiels­wei­se § 1 Abs. 3 Al­ters­teil­zeitG für die Al­ters­teil­zeit „älte­rer“ Ar­beit­neh­mer an die Voll­endung des 55. Le­bens­jah­res an-knüpft und auch der Rat der Eu­ropäischen Uni­on in sei­nen beschäfti­gungs­po­li­ti­schen Leit­li­ni­en ei­nen Ar­beit­neh­mer erst ab der Voll­endung des 55. Le­bens­jah­res als „älte­ren“ Ar­beit­neh­mer ein­ge­stuft hat (s. die Ent­schei­dung des Ra­tes vom 12. Ju­li 2005 über Leit­li­ni­en für beschäfti­gungs­po­li­ti­sche Maßnah­men der Mit­glied­staa­ten, 2005/600/EG Anh. Leit­li­nie 17, ABl. EU L 205 vom 6. Au­gust 2005 S. 21; we­gen ent­spre­chen­der Be­den­ken vgl. auch Ka­man­ab­rou NZA-Beil. 3/2006, 138, 144). Eben­so kann un­ent­schie­den blei­ben, ob mit der in § 9 Abs. 1 AAB ge­trof­fe­nen Re­ge­lung Min­dest­an­for­de­run­gen an das Al­ter für be­stimm­te mit der Beschäfti­gung ver­bun­de­ne Vor­tei­le iSv. § 10 Satz 3 Nr. 2 AGG fest­ge­legt wer­den. Auch kann zu­guns­ten der Be­klag­ten da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass mit der in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­nen Her­ab­set­zung der Ar­beits­zeit ein le­gi­ti­mes Ziel iSv. § 10 Satz 1 AGG ver­folgt wird. Es spricht ei­ni­ges dafür, dass die Re­ge­lung mit der Al­ters­staf­fe­lung dar­an an­knüpft, dass mit fort­schrei­ten­dem Al­ter der Beschäftig­ten de­ren Bedürf­nis nach Ru­he und Er­ho­lung zu­nimmt und dass sie die Beschäftig­ten da­mit vor ei­ner Über­for­de­rung schützen soll. Da­mit würde ein so­zi­al­po­li­ti­sches Ziel iSv. § 10 Satz 1 AGG und Art. 6 Abs. 1 Un­ter-abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG ver­folgt. Die Be­stim­mung würde da­zu die­nen,

 

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durch ein Mehr an Frei­zeit Über­for­de­run­gen vor­zu­beu­gen. Je­den­falls hat die Be­klag­te nicht aus­rei­chend vor­ge­tra­gen, dass die in § 9 Abs. 1 AAB an das Al­ter an­knüpfen­de Her­ab­set­zung der Ar­beits­zeit zur Er­rei­chung des mit der Be­stim­mung an­ge­streb­ten Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich ist.

(cc) Nach § 9 Abs. 1 AAB ha­ben al­le Beschäftig­ten der Be­klag­ten, die das 40. Le­bens­jahr und im Wei­te­ren das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben, ei­ne her-ab­ge­setz­te wöchent­li­che Ar­beits­zeit von 36,5 bzw. 35 St­un­den. Auch wenn an­zu­er­ken­nen ist, dass körper­li­che Fähig­kei­ten auch al­ters­abhängig sind und mit zu­neh­men­dem Al­ter ab­neh­men (vgl. auch EuGH 13. Sep­tem­ber 2011 - C-447/09 - [Prig­ge ua.] Rn. 67 mwN, Slg. 2011, I-8003), ist vor­lie­gend je­doch zusätz­lich zu berück­sich­ti­gen, dass die Her­ab­set­zung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nach § 9 Abs. 1 AAB un­ter (Fort)Zah­lung der bei ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den ge­schul­de­ten Vergütung er­folgt und dass sich dies un­mit­tel­bar auf das Verhält­nis von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung aus­wirkt. Die Re­ge­lung in § 9 Abs. 1 AAB be­wirkt ei­ne Erhöhung des Ar­beits­ent­gelts pro Ar­beits­stun­de für die Beschäftig­ten, die das 40. bzw. das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben. Mit § 9 Abs. 1 AAB wird dem­nach ei­ner sehr großen, aus­sch­ließlich nach dem Le­bens­al­ter de­fi­nier­ten Grup­pe von Beschäftig­ten der Be­klag­ten während ei­nes er­heb­li­chen Teils ih­res Be­rufs­le­bens ei­ne er­heb­li­che Vergüns­ti­gung gewährt. Die­se Vergüns­ti­gung be­darf ei­ner be­son­de­ren, so­wohl auf das Al­ter „40“ als auch auf das Al­ter „50“ be­zo­ge­nen Recht­fer­ti­gung.

(dd) Die Be­klag­te hat in­des schon kei­nen kon­kre­ten Vor­trag ge­leis­tet, der ih­re An­nah­me stützen könn­te, dass ab ei­nem be­stimm­ten Le­bens­al­ter - hier ab der Voll­endung des 40. bzw. des 50. Le­bens­jah­res - all­ge­mein von ei­nem er-höhten Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis der Beschäftig­ten aus­zu­ge­hen ist. Auch da­zu, dass sich das Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis suk­zes­si­ve - kon­kret ab der Voll­endung des 40. und des 50. Le­bens­jah­res - erhöht, fehlt es an sub­stan­ti­ier­tem Vor­brin­gen und ent­spre­chen­den Nach­wei­sen. Die Be­klag­te hat im We­sent­li­chen nur be­haup­tet, ein erhöhtes Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis älte­rer Beschäftig­ter sei an­er­kannt. So­weit sie auf Stu­di­en Be­zug ge­nom­men hat, be­tref­fen die­se nicht die Fra­ge nach ei­nem Ru­he- und Er­ho­lungs­bedürf­nis, son­dern

 

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all­ge­mei­ne Fra­gen der Dis­kri­mi­nie­rungs­wahr­schein­lich­keit und des Dis­kri­mi­nie­rungs­schut­zes.

So­weit sich die Be­klag­te auf die Vor­ga­ben der Emp­feh­lung 162 der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on (Emp­feh­lung be­tref­fend älte­re Ar­beit­neh­mer) be­ru­fen hat, be­zieht sich der von ihr in­halt­lich an­ge­spro­che­ne Abs. 14 Buchst. b der Emp­feh­lung 162 auf ei­ne „Förde­rung ei­ner schritt­wei­sen Verkürzung der Ar­beits­zeit für al­le älte­ren Ar­beit­neh­mer, die dies wünschen, während ei­ner vor­ge­schrie­be­nen Zeit­span­ne vor Er­rei­chen des Al­ters, das nor­ma­ler­wei­se den An­spruch auf ei­ne Leis­tung bei Al­ter be­gründet“. Die­se Emp­feh­lung be­trifft zum ei­nen nicht al­le Ar­beit­neh­mer ab ei­nem be­stimm­ten Al­ter, son­dern le­dig­lich die­je­ni­gen, „die dies“, mit­hin ei­ne Ar­beits­zeit­re­du­zie­rung vor Er­rei­chen des Ru­he­stands­al­ters wünschen. Zu­dem ist in die­ser Emp­feh­lung ein all­ge­mei­ner Ent­gelt­aus­gleich nicht erwähnt. Ei­ne all­ge­mei­ne Verkürzung der tägli­chen oder wöchent­li­chen Nor­mal­ar­beits­zeit älte­rer Ar­beit­neh­mer - al­ler­dings oh­ne Al­ters­an­ga­be - ist in der Emp­feh­lung 162 der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on hin¬ge­gen le­dig­lich „bei an­stren­gen­den, gefähr­li­chen oder ge­sund­heitsschädi­gen­den Ar­bei­ten“ auf­geführt, Abs. 14 Buchst. a der Emp­feh­lung 162. Die Re­ge­lung des § 9 Abs. 1 AAB ist dem­ge­genüber nicht auf Beschäftig­te der Be­klag­ten mit ei­ner be­stimm­ten, womöglich an­stren­gen­den, gefähr­li­chen oder ge­sund­heitsschädi­gen­den Ar­beit be­schränkt.

So­weit die Be­klag­te mit ei­nem Hin­weis auf Bild­schirm­ar­beit, sit­zen­de Tätig­keit und Stress­be­las­tung ih­rer Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ten of­fen­bar gel­tend ma­chen will, dass be­son­de­re Ar­beits­an­for­de­run­gen die streit­ge­genständ­li­che Dif­fe­ren­zie­rung recht­fer­ti­gen, über­sieht sie, dass § 9 Abs. 1 AAB aus­weis­lich sei­nes Wort­lauts kei­ne Re­ge­lung ist, die le­dig­lich ih­re Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ten be­trifft. Viel­mehr gilt die Re­ge­lung in § 9 Abs. 1 AAB für sämt­li­che bei der Be­klag­ten Beschäftig­ten. Die in § 9 Abs. 1 AAB ge­trof­fe­ne Dif­fe­ren­zie­rung nach dem Al­ter be­darf des­halb ei­ner auf den ge­sam­ten von der Be­stim­mung er­fass­ten Per­so­nen­kreis zu­ge­schnit­te­nen Recht­fer­ti­gung. Hier­zu hat die Be­klag­te kei­nen ent­spre­chen­den Vor­trag er­bracht.

 

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Die Be­klag­te hat letzt­lich auch kei­nen Vor­trag ge­leis­tet, der das Ge­richt in die La­ge ver­set­zen würde, die in § 9 Abs. 1 AAB be­stimm­te Her­ab­set­zung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit um je­weils 1,5 St­un­den dar­auf­hin zu über­prüfen, ob sie zur Ziel­er­rei­chung ge­eig­net und er­for­der­lich ist. Auch un­ter Berück­sich­ti­gung ei­nes den Be­triebs­par­tei­en zu­ste­hen­den Be­ur­tei­lungs- und Ge­stal­tungs­spiel­raums und ih­rer Be­fug­nis zur Ge­ne­ra­li­sie­rung, Ty­pi­sie­rung und Pau­scha­lie­rung hätte die Be­klag­te zu­min­dest vor­tra­gen und be­le­gen müssen, dass die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne Ar­beits­zeit­re­du­zie­rung ih­rem „We­sen nach“ (vgl. EuGH 26. Sep­tem­ber 2013 - C-476/11 - [HK Dan­mark] Rn. 66) tatsächlich ge­eig­net ist, den von ihr an­ge­nom­me­nen Man­gel der Beschäftig­ten an Er­ho­lung und Ru­he aus­zu­glei­chen oder die­sem De­fi­zit zu­min­dest sub­stan­ti­ell zu be­geg­nen. Auch hier­an fehlt es.

(4) Da die in § 9 Abs. 1 AAB vor­ge­se­he­ne Staf­fe­lung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nach dem Le­bens­al­ter ge­gen §§ 1, 3 Abs. 1, § 7 Abs. 1 AGG verstößt und nicht nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt ist, ist sie in die­sem Um­fang gemäß § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam (da­zu ua. BAG 25. März 2015 - 5 AZR 460/13 - Rn. 32). Dies führt da­zu, dass die voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer/in­nen der Be­klag­ten, die das 40., aber noch nicht das 50. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben, die­sel­ben Vor­tei­le be­an­spru­chen können, wie die Voll­zeit­beschäftig­ten, die das 50. Le­bens­jahr be­reits voll­endet ha­ben und de­ren re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit nach § 9 Abs. 1 AAB 35 St­un­den beträgt.

Der Grund­satz der Gleich­be­hand­lung kann bei Be­ste­hen ei­ner dis­kri­mi­nie­ren­den Re­ge­lung, so­lan­ge kei­ne Re­ge­lun­gen zur Wie­der­her­stel­lung der Gleich­be­hand­lung er­fol­gen, nur da­durch gewähr­leis­tet wer­den, dass den An­gehöri­gen der be­nach­tei­lig­ten Grup­pe die­sel­ben Vor­tei­le gewährt wer­den wie den An­gehöri­gen der pri­vi­le­gier­ten Grup­pe. Die be­ste­hen­de Re­ge­lung bleibt für die nicht be­nach­tei­lig­ten Ar­beit­neh­mer so­lan­ge das ein­zig gülti­ge Be­zugs­sys­tem (vgl. EuGH 22. Ju­ni 2011 - C-399/09 - [Land­tová] Rn. 51, Slg. 2011, I-5573; BAG 25. März 2015 - 5 AZR 460/13 - Rn. 33; 10. No­vem­ber 2011 - 6 AZR 148/09 - Rn. 31, BA­GE 140, 1). Vor­lie­gend ist gülti­ges Be­zugs­sys­tem die in § 9

 

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Abs. 1 AAB ge­re­gel­te Stu­fe „ab dem voll­ende­ten 50. Le­bens­al­ter“. Die re­gel-mäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit der von die­ser Re­ge­lung er­fass­ten voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer/in­nen der Be­klag­ten beträgt dem­nach be­reits ab der Voll­endung des 40. Le­bens­jah­res 35 St­un­den, und dies un­ter (Fort)Zah­lung des bei ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den ge­schul­de­ten Mo­nats­ent­gelts.

dd) Die ei­nem ver­gleich­ba­ren voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten, der - wie die Kläge­rin - be­reits das 40. Le­bens­jahr, je­doch noch nicht das 50. Le­bens­jahr voll­endet hat, zu­ste­hen­de An­pas­sung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit „nach un­ten“ auf 35 St­un­den un­ter (Fort)Zah­lung der bei ei­ner re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den ge­schul­de­ten Vergütung ist für die Kläge­rin nach dem pro-ratatem­po­ris-Grund­satz des § 4 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG um­zu­set­zen. Da die Par­tei­en ei­ne fes­te wöchent­li­che Ar­beits­zeit ver­ein­bart ha­ben und die Kläge­rin sich für die Zeit ab der Voll­endung ih­res 40. Le­bens­jah­res für ei­ne ent­spre­chen­de Erhöhung ih­rer Vergütung un­ter Bei­be­hal­tung der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit ent­schie­den hat, hat sie An­spruch auf ei­ne (re­la­ti­ve) Gleich­be­hand­lung beim Ar­beits­ent­gelt. Dem­zu­fol­ge schul­det die Be­klag­te der Kläge­rin nach § 4 Abs. 1 Tz­B­fG ei­ne pro­zen­tu­al ent­spre­chen­de Erhöhung ih­res mo­nat­li­chen Ar­beits­ent­gelts. Für die­se Ver­pflich­tung kommt es nicht dar­auf an, ob ver­gleich­ba­re Voll­zeit­beschäftig­te von der Be­klag­ten be­reits auf dis­kri­mi­nie­rungs­frei­er Grund­la­ge nach § 9 Abs. 1 AAB be­han­delt wer­den bzw. wor­den sind oder ob ei­ne dis­kri­mi­nie­rungs­freie Be­hand­lung über­haupt ge­for­dert wur­de. Viel­mehr reicht es für den auf § 4 Abs. 1 Tz­B­fG gestütz­ten An­spruch aus, dass ver­gleich­ba­re Voll­zeit­beschäftig­te An­spruch auf ei­ne dis­kri­mi­nie­rungs­freie Be­hand­lung ha­ben, selbst wenn die­ser An­spruch noch nicht gel­tend ge­macht wur­de.

3. Die Kläge­rin muss­te ih­ren An­spruch auf ei­ne höhe­re Vergütung nicht im Rah­men der Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG gel­tend ma­chen. Die­se Be­stim­mung fin­det be­reits nach ih­rem Wort­laut nur auf Ansprüche nach § 15 Abs. 1 und Abs. 2 AGG, dh. nur auf Scha­dens­er­satz- und Entschädi­gungs­an-

 

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sprüche und da­mit nicht auf die auf § 4 Abs. 1 Tz­B­fG gestütz­ten Ansprüche auf „An­pas­sung nach oben“ An­wen­dung.

Die Kläge­rin wird hier­durch auch nicht bes­ser ge­stellt als ein ver­gleich­ba­rer voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer. Auch ein ver­gleich­ba­rer voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten muss sei­nen An­spruch auf dis­kri­mi­nie­rungs­freie Be­hand­lung nach der letz­ten Stu­fe der Re­ge­lung in § 9 Abs. 1 AAB nicht im Rah­men der Aus­schluss­frist des § 15 Abs. 4 AGG gel­tend ma­chen. Auch bei dem An­spruch auf dis­kri­mi­nie­rungs­freie Be­hand­lung auf der Grund­la­ge von § 9 Abs. 1 AAB han­delt es sich nicht um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch, wes­halb § 15 Abs. 1 und Abs. 4 AGG auch in­so­weit kei­ne An­wen­dung fin­den.

4. Die Kläge­rin hat ih­re Ansprüche mit Schrei­ben vom 2. April 2012 im Rah­men der Aus­schluss­frist des § 26 AAB gel­tend ge­macht.

5. Das von der Be­klag­ten der Kläge­rin für die Zeit von Ok­to­ber 2011 bis Mai 2013 ge­schul­de­te rückständi­ge Ar­beits­ent­gelt beläuft sich nach den von der Re­vi­si­on der Be­klag­ten nicht an­ge­grif­fe­nen tatsächli­chen Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts auf mo­nat­lich 104,00 Eu­ro brut­to, mit­hin ins­ge­samt auf 2.080,00 Eu­ro brut­to.

6. Der Zins­an­spruch folgt aus § 286 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1, § 288 Abs. 1 BGB iVm. § 11 AAB. Nach § 11 AAB hat das Mo­nats­ent­gelt spätes­tens zum letz­ten Ar­beits­tag wert­ge­stellt zu sein. Des­halb ste­hen der Kläge­rin die be­an­trag­ten Zin­sen nicht be­reits ab dem je­wei­li­gen Letz­ten ei­nes je­den Mo­nats, son­dern erst ab dem je­wei­li­gen Ers­ten des je­wei­li­gen Fol­ge­mo­nats zu.

C. Da die Kläge­rin be­reits ab der Voll­endung ih­res 40. Le­bens­jah­res von der Be­klag­ten die Zah­lung ei­ner mo­nat­li­chen Ar­beits­vergütung iHv. 28,5/35 der ihr bei ei­ner Voll­zeit­beschäfti­gung zu­ste­hen­den Vergütung ver­lan­gen kann, ist die Kla­ge mit dem auf Fest­stel­lung ge­rich­te­ten Haupt­an­trag zu 2. in vol­lem Um­fang be­gründet.

 

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D. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 92 Abs. 2 ZPO. 

 

Schlewing 

Win­ter 

Rinck

N. Rei­ners 

Soost

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