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BAG, Ur­teil vom 13.05.2015, 10 AZR 266/14

   
Schlagworte: Betriebliche Übung, Gratifikation, Lohn und Gehalt
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 10 AZR 266/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 13.05.2015
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Dessau-Roßlau, Urteil vom 23.2.2012 - 9 Ca 256/10
Landesarbeitsgericht Sachsen-Anhalt, Urteil vom 15.10.2013 - 6 Sa 134/12
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

10 AZR 266/14
6 Sa 134/12
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Sach­sen-An­halt

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

13. Mai 2015

UR­TEIL

Jatz, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Zehn­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 13. Mai 2015 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Linck, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Rein­fel­der, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Bru­ne so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Gut­hier und Schu­mann für Recht er­kannt:


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1. Auf die Re­vi­si­on des Klägers wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Sach­sen-An­halt vom 15. Ok­to­ber 2013 - 6 Sa 134/12 - auf­ge­ho­ben, so­weit es die Kla­ge in Be­zug auf die jähr­li­che Son­der­zah­lung in Höhe von 12.500,00 Eu­ro ab­ge­wie­sen hat.

2. In­so­weit wird die Sa­che zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung, auch über die Kos­ten der Re­vi­si­on, an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten in der Re­vi­si­on noch über ei­ne Son­der­zah­lung. 

Der Kläger war vom 1. Mai 1992 bis zum 19. No­vem­ber 2010 bei der Be­klag­ten als Bau­lei­ter ge­gen ei­ne mo­nat­li­che Vergütung von zu­letzt 5.300,00 Eu­ro brut­to beschäftigt. Der Ar­beits­ver­trag wur­de nicht schrift­lich nie­der­ge­legt. Der Kläger be­kam jähr­lich zu­sam­men mit der No­vem­ber­vergütung ein Weih­nachts­geld in Höhe ei­nes Mo­nats­ge­halts, das in den Jah­ren 2007 4.800,00 Eu­ro brut­to, 2008 5.200,00 Eu­ro brut­to und 2009 5.300,00 Eu­ro brut­to be­trug. Außer­dem er­hielt der Kläger mit der am 10. Ja­nu­ar des Fol­ge­jah­res aus­ge­zahl­ten Vergütung für De­zem­ber ei­nen in den je­wei­li­gen Ab­rech­nun­gen als „Son­der­zah­lung“ aus­ge­wie­se­nen Be­trag, der sich im Jahr 2007 auf 10.000,00 Eu­ro brut­to und in den Jah­ren 2008 und 2009 auf je­weils 12.500,00 Eu­ro brut­to be­lief.

Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ihm ste­he auch für das Jahr 2010 ei­ne Son­der­zah­lung in Höhe von 12.500,00 Eu­ro brut­to zu. Durch die vor­be­halt­lo­se Leis­tung ei­ner Son­der­zah­lung in drei auf­ein­an­der­fol­gen­den Jah­ren ha­be die Be­klag­te ihm ge­genüber kon­klu­dent ei­ne ent­spre­chen­de Zah­lungs­ver­pflich­tung be­gründet. Die ge­rin­ge­re Höhe der Son­der­zah­lung im Jahr 2007 ste­he dem für das Jahr 2010 gel­tend ge­mach­ten An­spruch eben­so we­nig ent­ge­gen wie die un­terjähri­ge Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses.


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Der Kläger hat be­an­tragt, 

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 12.500,00 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 11. Ja­nu­ar 2011 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt. 

Die Vor­in­stan­zen ha­ben die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der vom Se­nat auf den Streit­ge­gen­stand Son­der­zah­lung be­schränkt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt der Kläger sein Zah­lungs­be­geh­ren wei­ter.


Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Re­vi­si­on des Klägers ist be­gründet. Sie führt zur teil­wei­sen Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Zurück­ver­wei­sung der Sa­che an das Lan­des­ar­beits­ge­richt (§ 563 Abs. 1 ZPO).

I. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat an­ge­nom­men, aus dem Sach­vor­trag des Klägers las­se sich al­len­falls ab­lei­ten, dass er in­fol­ge der mehr­ma­li­gen Gewährung ei­ner Son­der­zah­lung je­weils nach Ab­lauf des Ka­len­der­jah­res kon­klu­dent ei­nen Rechts­an­spruch ge­gen die Be­klag­te auf ei­ne sol­che Leis­tung für den Fall er­wor­ben ha­be, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en am Jah­res­en­de (Stich­tag) noch be­stan­den ha­be. Da der Kläger un­terjährig aus­ge­schie­den sei, schei­de auch ei­ne an­tei­li­ge Son­der­zah­lung für das Jahr 2010 aus.

II. Dem folgt der Se­nat nicht. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob der Se­nat den Erklärungs­wert des vom Kläger vor­ge­tra­ge­nen Ver­hal­tens der Be­klag­ten in vol­lem Um­fang oder - et­wa we­gen des Ein­zel­fall­cha­rak­ters der Zah­lun­gen - nur ein­ge­schränkt dar­auf­hin über­prüfen kann, ob das Lan­des­ar­beits­ge­richt bei sei­ner Aus­le­gung die dafür gel­ten­den ge­setz­li­chen Re­geln (§§ 133, 157 BGB) rich­tig an­ge­wandt, all­ge­mei­ne Denk­ge­set­ze oder Er­fah­rungssätze ver­letzt oder für die Aus­le­gung we­sent­li­che Umstände außer Acht ge­las­sen hat (vgl. BAG 17. April 2013 - 10 AZR 251/12 - Rn. 15). Die Be­ur­tei­lung des Par­tei­vor­trags


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durch das Lan­des­ar­beits­ge­richt hält be­reits ei­ner ein­ge­schränk­ten Über­prüfung nicht stand. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist von un­zu­tref­fen­den recht­li­chen An­nah­men aus­ge­gan­gen und hat nicht al­le für die Aus­le­gung we­sent­li­chen Umstände berück­sich­tigt.

1. Für die recht­li­che Ein­ord­nung des Ver­hal­tens der Be­klag­ten sind nach der Se­nats­recht­spre­chung fol­gen­de Grundsätze maßgeb­lich:

a) Gewährt der Ar­beit­ge­ber zusätz­lich zu dem ver­ein­bar­ten mo­nat­li­chen Ge­halt ei­ne ein­ma­li­ge Son­der­zah­lung, ist zunächst durch Aus­le­gung (§§ 133, 157 BGB) zu er­mit­teln, ob er sich nur zu der kon­kre­ten Leis­tung oder darüber hin­aus auch für die Zu­kunft ver­pflich­tet hat (vgl. BAG 14. Sep­tem­ber 2011 - 10 AZR 526/10 - Rn. 11, BA­GE 139, 156). Ei­ne dau­er­haf­te Ver­pflich­tung kann sich ins­be­son­de­re aus ei­nem Ver­hal­ten mit ei­nem Erklärungs­wert, wie ei­ner be­trieb­li­chen Übung, er­ge­ben. Auch wenn kei­ne be­trieb­li­che Übung be­steht, weil der Ar­beit­ge­ber ei­ne Zah­lung nur an ei­nen Ar­beit­neh­mer vor­ge­nom­men hat und da­mit das kol­lek­ti­ve Ele­ment fehlt, kann für die­sen durch die Leis­tungs­gewährung ein An­spruch ent­stan­den sein. Dies ist der Fall, wenn der Ar­beit­neh­mer aus ei­nem tatsächli­chen Ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers auf ein An­ge­bot schließen konn­te, das er gemäß § 151 BGB durch schlüssi­ges Ver­hal­ten an­ge­nom­men hat (vgl. BAG 14. Sep­tem­ber 2011 - 10 AZR 526/10 - Rn. 12 f. mwN, aaO).

b) Die vom Ar­beit­ge­ber mit ei­ner Son­der­zah­lung ver­folg­ten Zwe­cke sind durch Aus­le­gung der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen zu er­mit­teln.

aa) Der Vergütungs­cha­rak­ter ist ein­deu­tig, wenn die Son­der­zah­lung an das Er­rei­chen quan­ti­ta­ti­ver oder qua­li­ta­ti­ver Zie­le ge­knüpft ist. Macht die Zah­lung ei­nen we­sent­li­chen An­teil der Ge­samt­vergütung des Ar­beit­neh­mers aus, han­delt es sich gleich­falls re­gelmäßig um Ar­beits­ent­gelt, das als Ge­gen­leis­tung zur er­brach­ten Ar­beits­leis­tung ge­schul­det wird (BAG 18. Ja­nu­ar 2012 - 10 AZR 667/10 - Rn. 15, BA­GE 140, 239). Wird die Zah­lung er­bracht, oh­ne dass wei­te­re An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen ver­ein­bart sind, spricht dies eben­falls dafür, dass die Son­der­zah­lung als Ge­gen­leis­tung für die Ar­beits­leis­tung ge­schul­det


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wird (vgl. BAG 3. Sep­tem­ber 2014 - 5 AZR 1020/12 - Rn. 30). Glei­ches gilt, wenn die Höhe der Leis­tung nach der vom Ar­beit­ge­ber ge­trof­fe­nen Zweck­be­stim­mung vom Be­triebs­er­geb­nis abhängt. Auch in die­sem Fall han­delt es sich grundsätz­lich um ei­ne Ge­gen­leis­tung des Ar­beit­ge­bers für er­brach­te Ar­beits­leis­tun­gen des Ar­beit­neh­mers, da die syn­al­lag­ma­ti­sche Ver­knüpfung die­ser Leis­tun­gen nicht durch die Abhängig­keit des ge­zahl­ten Ent­gelts von ei­nem Un­ter­neh­mens­er­geb­nis im maßgeb­li­chen Be­zugs­zeit­raum in Fra­ge ge­stellt wird (vgl. BAG 12. April 2011 - 1 AZR 412/09 - Rn. 25, BA­GE 137, 300; 18. Ja­nu­ar 2012 - 10 AZR 667/10 - Rn. 10, aaO).

bb) Will der Ar­beit­ge­ber an­de­re Zwe­cke als die Vergütung der Ar­beits­leis­tung ver­fol­gen, muss sich dies deut­lich aus der zu­grun­de lie­gen­den Ver­ein­ba­rung er­ge­ben. So können Son­der­zah­lun­gen als Treue­prämie er­wie­se­ne oder als „Hal­te­prämie“ künf­ti­ge Be­triebs­treue ho­no­rie­ren; der Ar­beit­ge­ber kann aber auch den Zweck ver­fol­gen, sich an den zum Weih­nachts­fest ty­pi­scher­wei­se erhöhten Auf­wen­dun­gen sei­ner Ar­beit­neh­mer zu be­tei­li­gen. Ist die Ho­no­rie­rung künf­ti­ger Be­triebs­treue be­zweckt, wird dies re­gelmäßig da­durch si­cher­ge­stellt, dass die Son­der­zu­wen­dung nur bei Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses über ei­nen Stich­tag hin­aus bis zum En­de ei­nes dem Ar­beit­neh­mer noch zu­mut­ba­ren Bin­dungs­zeit­raums ge­zahlt wird oder der Ar­beit­neh­mer die­se zurück­zu­zah­len hat, wenn das Ar­beits­verhält­nis vor Ab­lauf zu­mut­ba­rer Bin­dungs­fris­ten en­det. Ist die Ho­no­rie­rung er­wie­se­ner Be­triebs­treue be­zweckt, wird dies re­gelmäßig da­durch si­cher­ge­stellt, dass die Zah­lung der Son­der­zu­wen­dung vom (un­gekündig­ten) Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses am Aus­zah­lungs­tag abhängig ge­macht wird. Ein wei­te­res Merk­mal der­ar­ti­ger Zah­lun­gen ist, dass sie nicht von ei­ner be­stimm­ten Ar­beits­leis­tung, son­dern re­gelmäßig nur vom Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses abhängen (BAG 18. Ja­nu­ar 2012 - 10 AZR 667/10 - Rn. 13, BA­GE 140, 239).

c) Gewährt der Ar­beit­ge­ber auf ein­sei­tig vor­ge­ge­be­ner ver­trag­li­cher Grund­la­ge ei­ne Son­der­zah­lung, die auch Ge­gen­leis­tung für die vom Ar­beit­neh­mer er­brach­te Ar­beits­leis­tung ist, kann die Son­der­zah­lung nicht vom Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses am 31. De­zem­ber des Jah­res abhängig ge-


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macht wer­den, in dem die Ar­beits­leis­tung er­bracht wur­de. Ei­ne sol­che Klau­sel be­nach­tei­ligt den Ar­beit­neh­mer un­an­ge­mes­sen und ist des­halb nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB un­wirk­sam. Der Wert der Ar­beits­leis­tung für den Ar­beit­ge­ber hängt von ih­rer Qua­lität und vom Ar­beits­er­folg ab, re­gelmäßig je­doch nicht von der rei­nen Ver­weil­dau­er des Ar­beit­neh­mers im Ar­beits­verhält­nis. Die Be­loh­nung zu­neh­men­der Beschäfti­gungs­dau­er als sol­cher steht nicht in ei­nem Verhält­nis zur Qua­lität und zum Er­folg der Ar­beits­leis­tung. Die ein­mal er­brach­te Ar­beits­leis­tung ge­winnt auch re­gelmäßig nicht durch bloßes Ver­har­ren des Ar­beit­neh­mers im Ar­beits­verhält­nis nachträglich an Wert (vgl. BAG 13. No­vem­ber 2013 - 10 AZR 848/12 - Rn. 31, BA­GE 146, 284). Dies gilt gemäß § 310 Abs. 3 Nr. 2 BGB auch bei sog. „Ein­mal-Be­din­gun­gen“, wenn der Ar­beit­neh­mer auf­grund der Vor­for­mu­lie­rung oder ein­sei­ti­gen Vor­ga­be durch den Ar­beit­ge­ber auf de­ren In­halt kei­nen Ein­fluss neh­men konn­te.

2. Nach die­sen Grundsätzen er­weist sich die kla­ge­ab­wei­sen­de Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­richts in Be­zug auf die vom Kläger ver­lang­te Son­der­zah­lung als un­zu­tref­fend. Die ge­bo­te­ne Aus­le­gung des Vor­trags bei­der Par­tei­en er­gibt viel­mehr, dass der Kläger auf­grund ei­ner kon­klu­dent ge­schlos­se­nen ar­beits­ver­trag­li­chen Ab­re­de mit der Be­klag­ten ei­nen An­spruch auf ei­ne an­tei­li­ge Son­der­zah­lung für das Ka­len­der­jahr 2010 ge­gen die Be­klag­te er­wor­ben hat, der mit der De­zem­ber­vergütung fällig ge­wor­den ist und des­sen Höhe die Be­klag­te nach bil­li­gem Er­mes­sen zu be­stim­men hat­te. Der Se­nat kann die­se Aus­le­gung selbst vor­neh­men, da der in­so­weit maßgeb­li­che Sach­ver­halt fest­steht und wei­te­rer Sach­vor­trag nicht zu er­war­ten ist (vgl. BAG 17. Ju­ni 2014 - 3 AZR 412/13 - Rn. 55 mwN).

a) Die An­nah­me des Lan­des­ar­beits­ge­richts, den Zah­lun­gen in den Jah­ren 2007 bis 2009 sei zu ent­neh­men, dass die Be­klag­te al­len­falls ei­nen Rechts­an­spruch auf die Son­der­zah­lung für den Fall des Be­ste­hens ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses am Jah­res­en­de be­gründen woll­te, berück­sich­tigt den Vor­trag der Par­tei­en nicht genügend und verstößt ge­gen Denk­ge­set­ze und Er­fah­rungssätze. Die Be­klag­te hat­te im zwei­ten Rechts­zug be­haup­tet, die Höhe der Zah­lung sei vom Be­triebs­er­geb­nis abhängig ge­we­sen. Wei­te­re An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen hat


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sie nicht näher dar­ge­legt. Nach­dem auch der Kläger vor­ge­tra­gen hat, die Zah­lung sei mit kei­nen wei­te­ren An­for­de­run­gen ver­bun­den wor­den, liegt es fern, al­lein aus der Aus­zah­lung der Son­der­zu­wen­dung mit dem De­zem­ber­ge­halt den Schluss zu zie­hen, wei­te­re An­spruchs­vor­aus­set­zung hierfür sei das Be­ste­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses am Jah­res­en­de ge­we­sen. Dies verstößt ge­gen Denk­ge­set­ze und Er­fah­rungssätze, denn es ist viel na­he lie­gen­der, die­sen Aus­zah­lungs­zeit­punkt als bloßen Fällig­keits­ter­min zu ver­ste­hen, wenn an­sons­ten hier­zu jeg­li­cher Vor­trag fehlt.

b) Für die ge­bo­te­ne Aus­le­gung der Hand­lun­gen der Be­klag­ten ist in tatsäch­li­cher Hin­sicht zu­grun­de zu le­gen, dass der Kläger nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts in den Jah­ren 2007 bis 2009 zusätz­lich zum De­zem­ber­ge­halt ei­nen als „Son­der­zah­lung“ aus­ge­wie­se­nen Be­trag er­hal­ten hat, der sich im Jahr 2007 auf 10.000,00 Eu­ro brut­to und in den Jah­ren 2008 und 2009 gleich­blei­bend auf 12.500,00 Eu­ro brut­to be­lief. Die Stei­ge­rung er­folg­te nicht pro­por­tio­nal zur Ent­wick­lung der Mo­nats­vergütung des Klägers. Aus der Be­zeich­nung der Leis­tung als „Son­der­zah­lung“ in den je­wei­li­gen Ab­rech­nun­gen, ih­rer drei­ma­li­gen vor­be­halt­lo­sen Aus­zah­lung je­weils zum Jah­res­en­de und ih­rer un­ter­schied­li­chen Höhe konn­te der Kläger verständi­ger Wei­se auf ein ver­bind­li­ches An­ge­bot der Be­klag­ten iSv. § 145 BGB des In­halts schließen, in je­dem Ka­len­der­jahr ei­ne Son­der­zah­lung zu leis­ten.

Umstände, die dafür spre­chen, dass die Be­klag­te nur in dem je­wei­li­gen Aus­zah­lungs­jahr ei­ne Son­der­zah­lung leis­ten und kei­ne wei­te­re Bin­dung ein­ge­hen woll­te, sind nicht er­sicht­lich. Ei­nen ent­spre­chen­den Vor­be­halt hat die Be­klag­te auch nicht kon­klu­dent erklärt. Aus der nicht gleichförmi­gen Höhe der Son­der­zah­lung in den Jah­ren 2007 bis 2009 muss­te der Kläger nicht den Schluss zie­hen, die Be­klag­te ha­be sich nicht dem Grun­de nach auf Dau­er bin­den wol­len. Es ist ge­ra­de ty­pisch für ei­ne vom Be­triebs­er­geb­nis abhängi­ge Son­der­zah­lung, dass de­ren Höhe schwan­ken kann (BAG 21. April 2010 - 10 AZR 163/09 - Rn. 17). Dass die Be­klag­te die­ses Verständ­nis teilt, be­legt nicht zu­letzt ihr Vor­trag, es sei jähr­lich neu über die Höhe der Son­der­zah­lung ent­schie­den wor­den. Dem­zu­fol­ge ging auch die Be­klag­te da­von aus, die Son-
 

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der­zah­lung wer­de grundsätz­lich ge­schul­det und le­dig­lich die Fest­set­zung ih­rer Höhe bedürfe ei­ner jähr­lich neu zu tref­fen­den Ent­schei­dung. So­weit der Se­nat - al­ler­dings im Zu­sam­men­hang mit ei­ner be­trieb­li­chen Übung - im Ur­teil vom 28. Fe­bru­ar 1996 (- 10 AZR 516/95 -) ver­tre­ten hat, bei der Leis­tung ei­ner Zu­wen­dung in jähr­lich in­di­vi­du­ell un­ter­schied­li­cher Höhe feh­le es be­reits an ei­ner re­gelmäßigen gleichförmi­gen Wie­der­ho­lung be­stimm­ter Ver­hal­tens­wei­sen und es kom­me dar­in le­dig­lich der Wil­le des Ar­beit­ge­bers zum Aus­druck, in je­dem Jahr neu „nach Gutdünken“ über die Zu­wen­dung zu ent­schei­den, hält er dar­an nicht fest.

c) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on konn­te der Kläger aus dem Ver­hal­ten der Be­klag­ten je­doch nicht den Schluss zie­hen, die Son­der­zah­lung be­tra­ge 12.500,00 Eu­ro brut­to. Da­ge­gen spricht be­reits, dass die Son­der­zah­lung nur in zwei der ins­ge­samt drei auf­ein­an­der­fol­gen­den Jah­ren gleich­blei­bend 12.500,00 Eu­ro brut­to be­tra­gen hat und im Jahr 2009 nicht noch­mals an­ge­stie­gen ist, ob­wohl das Mo­nats­ge­halt des Klägers in je­dem der drei Jah­re erhöht wor­den war. Der Kläger muss­te des­halb das Ver­hal­ten der Be­klag­ten so ver­ste­hen, dass die­se Jahr für Jahr über die Höhe der Son­der­zah­lung neu ent­schei­det.

d) Aus dem Vor­trag des Klägers er­gibt sich, dass er das An­ge­bot der Be­klag­ten auf Leis­tung ei­ner von ihr ein­sei­tig fest­zu­set­zen­den jähr­li­chen Son­der­zah­lung durch Ent­ge­gen­nah­me der drei auf­ein­an­der­fol­gen­den Zah­lun­gen in den Jah­ren 2007, 2008 und 2009 und da­mit durch schlüssi­ges Ver­hal­ten (§ 151 BGB) an­ge­nom­men hat.

e) Der Ein­wand der Be­klag­ten, bei der Son­der­zah­lung ha­be es sich um ei­ne frei­wil­li­ge, je­der­zeit wi­der­ruf­li­che Leis­tung ge­han­delt, steht die­ser recht­li­chen Be­wer­tung nicht ent­ge­gen. Der Be­griff „frei­wil­lig“ bringt re­gelmäßig le­dig­lich zum Aus­druck, dass der Ar­beit­ge­ber nicht be­reits durch Ge­setz, Ta­rif­ver­trag oder Be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Zah­lung ver­pflich­tet ist. Er genügt für sich ge­nom­men nicht, um ei­nen Rechts­an­spruch auf die Leis­tung aus­zu­sch­ließen (BAG 20. Fe­bru­ar 2013 - 10 AZR 177/12 - Rn. 17). Die Be­klag­te kann sich eben­falls nicht mit Er­folg dar­auf be­ru­fen, die Son­der­zah­lung sei je­der­zeit wi­der-


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ruf­lich ge­we­sen. Ab­ge­se­hen da­von, dass sie nicht vor­ge­tra­gen hat, wann und auf wel­che Wei­se sie mit dem Kläger ei­nen wirk­sa­men Wi­der­rufs­vor­be­halt ver­ein­bart ha­be, hat sie nicht dar­ge­legt, dass sie die ver­ein­bar­te Leis­tung für das Jahr 2010 wi­der­ru­fen hat. Das bloße Un­ter­las­sen ei­ner Zah­lung ist für sich be­trach­tet kein Wi­der­ruf. Hin­zu kommt, dass ei­ne Leis­tung nicht - wie von der Be­klag­ten be­haup­tet - zu­gleich frei­wil­lig und wi­der­ruf­lich sein kann (BAG 14. Sep­tem­ber 2011 - 10 AZR 526/10 - Rn. 21 f., BA­GE 139, 156).

3. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zu Un­recht an­ge­nom­men, ei­nem An­spruch des Klägers auf ei­ne Son­der­zah­lung für das Jahr 2010 ste­he ent­ge­gen, dass ein sol­cher An­spruch nach dem Vor­trag des Klägers vom Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses am 31. De­zem­ber des lau­fen­den Jah­res abhängig sei, das Ar­beits­verhält­nis je­doch be­reits am 19. No­vem­ber 2010 ge­en­det ha­be. Da­mit hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt außer Acht ge­las­sen, dass die Be­klag­te die Son­der­zah­lung als zusätz­li­che Vergütung für die vom Kläger im Ka­len­der­jahr ge­leis­te­te Ar­beit er­bracht hat. Dies er­gibt sich so­wohl aus den Dar­le­gun­gen des Klägers als auch der Be­klag­ten.

a) Nach dem Vor­trag des Klägers hat die Be­klag­te die Zah­lung vor­be­halt­los und oh­ne wei­te­re Leis­tungs­zweck­be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men. Nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten war die Höhe der Son­der­zah­lung an das Be­triebs­er­geb­nis ge­kop­pelt. Die syn­al­lag­ma­ti­sche Ver­bin­dung zwi­schen Ar­beits­leis­tung und Son­der­zah­lung wird je­doch durch de­ren An­knüpfung an das Be­triebs­er­geb­nis nicht in Fra­ge ge­stellt.

b) Al­lein dem Um­stand, dass die Son­der­zah­lung je­weils zum En­de des Ka­len­der­jah­res aus­ge­zahlt wur­de, lässt sich nicht ent­neh­men, dass mit ihr aus­sch­ließlich die Be­triebs­treue ho­no­riert wer­den soll­te. Will der Ar­beit­ge­ber an­de­re Zie­le als die Vergütung der Ar­beits­leis­tung ver­fol­gen, muss dies viel­mehr deut­lich aus der zu­grun­de lie­gen­den, ggf. kon­klu­dent ge­trof­fe­nen ar­beits­ver­trag­li­chen Ab­re­de her­vor­ge­hen (BAG 18. Ja­nu­ar 2012 - 10 AZR 667/10 - Rn. 15, BA­GE 140, 239). Hierfür feh­len jeg­li­che An­halts­punk­te. Ge­gen ein sol­ches Verständ­nis spricht im vor­lie­gen­den Fall, dass die Son­der­zah­lung mit rund 15 % ei­nen nicht un­we­sent­li­chen Teil der Ge­samt­vergütung aus­ge­macht hat
 

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und zusätz­lich zu ei­nem Weih­nachts­geld ent­rich­tet wur­de. Da die Son­der­zah­lung so­mit Ge­gen­leis­tung für die im lau­fen­den Jahr er­brach­te Ar­beits­leis­tung des Klägers war, konn­te sie nicht vom Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses am 31. De­zem­ber des Jah­res abhängig ge­macht wer­den.

III. Der Rechts­streit ist nicht ent­schei­dungs­reif. Die vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen rei­chen nicht aus, um ab­sch­ließend über die Höhe der dem Kläger an­tei­lig für den Zeit­raum vom 1. Ja­nu­ar bis zum 19. No­vem­ber 2010 zu­ste­hen­den Son­der­zah­lung be­fin­den zu können.

Die Be­klag­te hat­te nach dem bis­he­ri­gen Pro­zess­ver­lauf kei­nen hin­rei­chen­den An­lass, nähe­re Ein­zel­hei­ten da­zu vor­zu­tra­gen, ob und ggf. wel­che kon­kre­ten Ver­ein­ba­run­gen sie mit dem Kläger über die Be­mes­sung der Son­der­zah­lung ge­trof­fen hat. Sie hat in den Vor­in­stan­zen le­dig­lich pau­schal be­haup­tet, die Zah­lung sei vom Be­triebs­er­geb­nis abhängig ge­we­sen. Was sie hier­un­ter kon­kret ver­steht, hat sie nicht erläutert. Da der Kläger im Rah­men der in­so­weit gel­ten­den ab­ge­stuf­ten Dar­le­gungs- und Be­weis­last be­reits al­le Um-stände zur Be­gründung ei­nes An­spruchs auf die an­tei­li­ge Son­der­zah­lung für das Ka­len­der­jahr 2010 schlüssig dar­ge­legt hat, de­ren Höhe die Be­klag­te nach bil­li­gem Er­mes­sen iSd. § 315 BGB zu be­stim­men hat, wird das Lan­des­ar­beits­ge­richt der Be­klag­ten Ge­le­gen­heit zu ge­ben ha­ben, dar­zu­le­gen, ob und ggf. wel­che kon­kre­ten Kri­te­ri­en sie mit dem Kläger ver­ein­bart hat und in wel­cher (an­tei­li­gen) Höhe sich bei An­wen­dung die­ser Kri­te­ri­en ein An­spruch des Klägers für die Zeit vom 1. Ja­nu­ar bis zum 19. No­vem­ber 2010 er­gibt.

Soll­te die Be­klag­te ei­ne Ver­ein­ba­rung mit dem Kläger über die Be­mes­sung der Höhe der Son­der­zah­lung nicht dar­le­gen können oder in­so­weit be­weisfällig blei­ben, wird das Lan­des­ar­beits­ge­richt der Be­klag­ten Ge­le­gen­heit zu ge­ben ha­ben, ergänzend vor­zu­tra­gen, dass die für das Ka­len­der­jahr 2010 vor­ge­nom­me­ne Leis­tungs­be­stim­mung „auf Null“ bil­li­gem Er­mes­sen ent­sprach (§ 315 Abs. 3 Satz 1 BGB). Die Be­klag­te als die­je­ni­ge, der das Leis­tungs­be­stim­mungs­recht zu­stand, ist dafür dar­le­gungs- und be­weis­pflich­tig (BAG 20. März 2013 - 10 AZR 8/12 - Rn. 33). Ent­spricht die Leis­tungs­be­stim­mung nicht bil­li-


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gem Er­mes­sen, wird sie das Lan­des­ar­beits­ge­richt gemäß § 315 Abs. 3 Satz 2 BGB selbst vor­zu­neh­men ha­ben.


Linck 

W. Rein­fel­der 

Bru­ne

W. Gut­hier 

D. Schu­mann

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