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Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 04.07.2012, 6 Sa 83/12

   
Schlagworte: Betriebsübergang, Betriebsübergang: Widerspruch
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 6 Sa 83/12
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 04.07.2012
   
Leitsätze:

Die Ausübung des Widerspruchsrechtes nach § 613a Abs. 6 S. 1 BGB nach Ablauf der Monatsfrist wegen fehlerhafter Unterrichtung ( § 613a Abs. 5 BGB ) ist verwirkt, wenn der Arbeitnehmer im Kündigungsschutzprozess gegen den Betriebserwerber sich dahingehend vergleicht, dass kein Betriebsübergang und demzufolge kein Arbeitsverhältnis besteht.

Der Vorbehalt gleichwohl das Widerspruchsrecht gegenüber dem Betriebsveräußerer ausüben zu wollen, ist als Verstoß gegen das Verbot widersprüchlichen Verhaltens unbeachtlich.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 20.12.2011, 4 Ca 3613/11
Nachgehend Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 17.10.2013, 8 AZR 974/12
   

Te­nor:

Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes Frank­furt am Main vom 20. De­zem­ber 2011 – 4 Ca 3613/11 – teil­wei­se ab­geändert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Die Be­ru­fung des Klägers wird zurück­ge­wie­sen.

Von den Kos­ten des Recht­streits ers­ter In­stanz hat die Be­klag­te 1/3 und der Kläger 2/3 zu tra­gen. Die Kos­ten der Be­ru­fung hat der Kläger zu tra­gen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:

Der Kläger war seit 15. No­vem­ber 1985 als Be­triebs­lei­ter, zu­letzt auf der Grund­la­ge des schrift­li­chen An­stel­lungs­ver­tra­ges vom 27. April 1992, bei der Be­klag­ten bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin beschäftigt. Der Kläger war zu­letzt ein­ge­setzt in der Kan­ti­ne des Kun­den A (A) am Stand­ort B. Dort wa­ren ne­ben dem Kläger sie­ben wei­te­re Ar­beit­neh­mer ein­ge­setzt. Der Kläger war Be­triebs­ob­mann. Sein Brut­to­mo­nats­ge­halt be­trug zu­letzt € 3.438,40.

Mit Schrei­ben vom 12. No­vem­ber 2010 (Bl. 18-20 d.A.) in­for­mier­te die Be­klag­te den Kläger über ei­nen Be­triebsüber­gang auf die C Ca­te­ring B.V. & Co. KG zum 31. De­zem­ber 2010. Der Be­triebsüber­gang ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig. Mit Wir­kung ab 1. Ja­nu­ar 2011 über­nahm C die Be­wirt­schaf­tung der Kan­ti­ne am Stand­ort des Kun­den A in B. Zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass C die Kan­ti­ne un­verändert in den glei­chen Räum­en un­ter Nut­zung der bis­he­ri­gen Be­triebs­mit­tel fortführ­te. Auch er­folg­te kei­ne Ände­rung des Be­trei­ber­kon­zepts. C be­treibt wei­ter­hin, wie schon die Be­klag­te, ei­ne Frischküche und be­rei­tet Spei­sen un­ter un­veränder­ter Nut­zung der Küche zu. Die­se wer­den un­verändert im möblier­ten Spei­se­saal ein­ge­nom­men.

Am 3. Ja­nu­ar 2011 bot der Kläger der C sei­ne Ar­beits­leis­tung in dem Be­trieb in B an. Nach­dem C die Wei­ter­beschäfti­gung ver­wei­ger­te, er­hob der Kläger am 26. Ja­nu­ar 2011 Kla­ge ge­gen C und be­an­trag­te, fest­zu­stel­len, dass zwi­schen den Par­tei­en ein Ar­beits­verhält­nis be­ste­he. Gleich­zei­tig verkünde­te er der Be­klag­ten den Streit. Nach ei­ner Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch C mit Schrei­ben vom 15. Fe­bru­ar 2011 stell­te der Kläger kla­ge­er­wei­ternd ei­nen Kündi­gungs­schutz­an­trag. Am 26. April 2011 wur­de die­ser Rechts­streit durch ge­richt­li­chen Ver­gleich gem. § 278 Abs. 6 ZPO be­en­det. Die Par­tei­en stimm­ten aus­weis­lich des Be­schlus­ses vom 26. April 2011 (Bl. 93 d.A.) ei­nem schrift­li­chen Ver­gleichs­vor­schlag des Ge­rich­tes vom 15. April 2011 zu. Der ge­richt­li­che Ver­gleich lau­tet:

1. Zwi­schen den Par­tei­en be­steht Ei­nig­keit, dass kein Be­triebsüber­gang gemäß § 613a BGB vor­liegt, dass das Ar­beits­verhält­nis dem­zu­fol­ge nicht auf die Be­klag­te über­ge­gan­gen ist und auch sonst kein Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en be­gründet wur­de und so­mit nicht be­steht.

2. Die Be­klag­te zahlt an den Kläger ei­nen Be­trag in Höhe von € 45.000,00. Et­wai­ge hier­auf ent­fal­len­de Steu­ern und So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge sind vom Kläger zu tra­gen.

3. Mit Erfüllung die­ser Ver­ein­ba­rung sind al­le et­wai­gen wech­sel­sei­ti­gen fi­nan­zi­el­len Ansprüche zwi­schen den Par­tei­en, gleich wel­cher Art und gleich, ob bei Ab­schluss die­ses Ver­gleich be­kannt oder un­be­kannt, er­le­digt und aus­ge­gli­chen. Dem Kläger bleibt die Gel­tend­ma­chung des Wi­der­spruchs­rechts gem. § 613a Abs. 5 und 6 BGB ge­genüber der Fir­ma Eu­rest Deutsch­land GmbH vor­be­hal­ten.

4. Da­mit ist der vor­lie­gen­de Rechts­streit er­le­digt.

5. Die Kos­ten des Rechts­streits wer­den ge­gen­ein­an­der auf­ge­ho­ben.

Mit An­walts­schrei­ben vom 5. Mai 2011 (Bl. 31, 32 d.A.) wi­der­sprach der Kläger dann dem Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf C und be­gehr­te die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses von der Be­klag­ten.

Zu­vor hat­te der Kläger am 4. Ja­nu­ar 2011 der Be­klag­ten in der Nie­der­las­sung in E sei­ne Ar­beits­leis­tung an­ge­bo­ten. Mit Schrei­ben vom 4. Ja­nu­ar 2011 (Bl. 21 d.A.) be­gehr­te der Kläger die schrift­li­che Bestäti­gung sei­tens der Be­klag­ten, dass das Ar­beits­verhält­nis fort­be­steht und er wei­ter­beschäftigt wer­de. Gleich­zei­tig be­hielt er sich et­wai­ge Rech­te bezüglich des Wi­der­spruchs ge­gen den Be­triebsüber­gang vor. Dies wie­der­hol­te der Kläger mit Schrei­ben vom 15. März 2011 (Bl. 26-28 d.A.).

Der Kläger er­hob am 30. Mai 2011 Kla­ge ge­gen die Be­klag­te auf Fest­stel­lung des Fort­be­stan­des des Ar­beits­verhält­nis­ses, auf Wei­ter­beschäfti­gung und auf Zah­lung von An­nah­me­ver­zugs­lohn. Der Kläger be­gehr­te da­bei zu­letzt An­nah­me­ver­zugs­lohn für Ja­nu­ar bis Ok­to­ber 2011 (= 10 Mo­na­te à € 3.438,40) abzüglich seit 25. Ja­nu­ar 2011 ge­zahl­ten Ar­beits­lo­sen­gel­des von täglich € 52,92 (vgl. Be­scheid der Bun­des­agen­tur für Ar­beit vom 4. Fe­bru­ar 2011 Bl. 22-25 d.A.) und ein im Mai 2011 fälli­ges ver­trag­li­ches Ur­laubs­geld von € 1.719,20 brut­to (= 50% des Mo­nats­ver­diens­tes). Mit Kla­ge­er­wei­te­rung vom 8. Ju­ni 2011 griff der Kläger ei­ne zwi­schen­zeit­lich erklärte Kündi­gung der Be­klag­ten vom 31. Mai 2011 (Bl. 47 d.A.) an und be­gehr­te die Er­tei­lung ei­nes qua­li­fi­zier­ten Zwi­schen­zeug­nis­ses. Die Be­klag­te kündig­te das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en vor­sorg­lich mit Schrei­ben vom 31. Mai 2011 zum 31. De­zem­ber 2011 we­gen Be­triebs­still­le­gung. Die Be­triebs­rats­anhörung er­folg­te mit Schrei­ben vom 23. Mai 2011 (Bl. 96-98 d.A.) ge­genüber dem Be­triebs­rat des Be­trie­bes A, aus­gehändigt an den Kläger und das Er­satz­mit­glied D D.

Der Kläger hat ge­meint, dass sein Ar­beits­verhält­nis durch den Pro­zess­ver­gleich vom 26. April 2011 nicht be­en­det wor­den sei. Ge­gen ei­nen Be­en­di­gungs­wil­len spre­che, dass die Par­tei­en ge­ra­de kei­ne Ab­fin­dung ver­ein­bart hätten, son­dern ei­ne Zah­lung. Der Kläger hat wei­ter ge­meint, das Wi­der­spruchs­recht sei ord­nungs­gemäß aus­geübt wor­den. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Ver­wir­kung lägen nicht vor. Es feh­le je­den­falls am er­for­der­li­chen Um­stands­mo­ment. Die Be­klag­te sei vor­ge­warnt ge­we­sen und ha­be zu kei­nem Zeit­punkt auf die Nicht­ausübung ver­trau­en dürfen. Der Kläger hat wei­ter ge­meint, die Kündi­gung vom 31. Mai 2011 sei be­reits we­gen feh­ler­haf­ter Be­triebs­rats­anhörung un­wirk­sam. Der Be­triebs­rat sei nicht über den In­halt des Ar­beits­ver­tra­ges in­for­miert wor­den und die sich hier­aus er­ge­ben­de Kündi­gungs­frist. Auch sei der be­ab­sich­tig­te Kündi­gungs­zeit­punkt nicht mit­ge­teilt wor­den. Die Kündi­gung sei auch vor Ab­lauf der einwöchi­gen Anhörungs­frist erklärt wor­den. Der Anhörungs­bo­gen sei D D am 27. Mai 2011 per Bo­ten zu­ge­gan­gen. Der Kläger hat wei­ter ge­meint, die Kündi­gung hätte der Zu­stim­mung des Be­triebs­ra­tes nach § 103 Abs. 1 Be­trVG be­durft. Ei­ne Be­triebs­sch­ließung würde auf­grund des Be­triebsüber­gangs nicht vor­lie­gen. Der Kläger hat wei­ter ge­meint, die Kündi­gung sei auch so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt. Zum Zeit­punkt der Kündi­gung sei­en Be­triebs­lei­ter­stel­len kon­zern­in­tern aus­ge­schrie­ben wor­den. Das Kündi­gungs­schutz­ge­setz ver­wei­se bezüglich Wei­ter­beschäfti­gungsmöglich­kei­ten auf das Un­ter­neh­men.

Der Kläger hat be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass zwi­schen den Par­tei­en ein Ar­beits­verhält­nis be­steht.

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihn auf Grund­la­ge des Ar­beits­ver­tra­ges vom 27. April 1992 als Be­triebs­lei­ter zu beschäfti­gen.

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn € 1.719,20 brut­to zuzüglich Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 1. Ju­ni 2011 zu zah­len.

4. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn € 24.068,80 brut­to abzüglich ge­zahl­ten Ar­beits­lo­sen­gel­des in Höhe von € 9.843,12 net­to, zuzüglich fünf Pro­zent Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz seit 1. Au­gust 2011 zu zah­len.

5. fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 31. Mai 2011 nicht be­en­det wird.

6. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihm ein qua­li­fi­zier­tes Zwi­schen­zeug­nis zu er­tei­len, das sich auf Führung und Leis­tung er­streckt, hilfs­wei­se für den Fall des Un­ter­lie­gens mit dem An­trag zu 5. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger ein qua­li­fi­zier­tes Zeug­nis zu er­tei­len, das sich auf Führung und Leis­tung er­streckt.

7. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn € 10.315,20 brut­to abzüglich er­hal­te­nen Ar­beits­lo­sen­gel­des in Höhe von € 4.762,80 net­to zuzüglich fünf Pro­zent Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz seit 1. No­vem­ber 2011 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat Wi­der­kla­ge und Dritt­wi­der­kla­ge ge­gen C Ca­te­ring B.V. & Co. KG und be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen der Be­klag­ten und dem Kläger bis zum 31. De­zem­ber 2010 be­stan­den ha­ben­de Ar­beits­verhält­nis mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2010 auf die Dritt­wi­der­be­klag­te über­ge­gan­gen sei;

2. fest­zu­stel­len, dass der Kläger und die Dritt­wi­der­be­klag­te das über­ge­gan­ge­ne Ar­beits­verhält­nis vor dem Ar­beits­ge­richt Of­fen­bach durch Ab­schluss ei­nes Ver­glei­ches im Ver­fah­ren 3 Ca 22/11 be­en­det ha­ben.

Das Ar­beits­ge­richt hat den Dritt­wi­der­kla­ge­an­trag ab­ge­trennt.

Der Kläger hat be­an­tragt,

die Wi­der­kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat ge­meint, aus der Ge­samt­schau des zwi­schen dem Kläger und C vor dem Ar­beits­ge­richt am 26. April 2011 ge­schlos­se­nen Ver­glei­ches sei der Wil­le der Par­tei­en er­kenn­bar, das im Streit ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung in Höhe von € 45.000,00 zu be­en­den. Die Be­klag­te hat wei­ter ge­meint, ein Ar­beits­verhält­nis zwi­schen dem Kläger und der Be­klag­ten be­ste­he nach dem Ver­gleichs­ab­schluss vom 26. April 2011 nicht mehr, je­den­falls ha­be der Kläger sein Wi­der­spruchs­recht ver­wirkt. Der Kläger ha­be sich im­mer wie­der die Ausübung des Wi­der­spruchs­rech­tes vor­be­hal­ten, oh­ne es aus­zuüben. Dies sei viel­mehr erst mit Rechts­kraft des Ver­glei­ches vom 26. April 2011 ge­sche­hen, er­kenn­bar in der Ab­sicht, zur „Zweit­ver­wer­tung“ des ver­meint­lich noch be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses zu schrei­ten. Die Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts sei des­halb auch rechts­miss­bräuch­lich und we­gen Ver­s­toß ge­gen Treu und Glau­ben un­wirk­sam.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 20. De­zem­ber 2011 fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 31. Mai 2011 nicht be­en­det wor­den ist und die Be­klag­te zur Wei­ter­beschäfti­gung des Klägers und zur Er­tei­lung ei­nes qua­li­fi­zier­ten Zwi­schen­zeug­nis­ses ver­ur­teilt. Den Zah­lungs­kla­gen hat das Ar­beits­ge­richt nur teil­wei­se statt­ge­ge­ben für Ansprüche (An­nah­me­ver­zug und Ur­laubs­geld) im Zeit­raum vom 6. Mai bis 31. Ok­to­ber 2011. Die Wi­der­kla­ge hat das Ar­beits­ge­richt we­gen feh­len­den Rechts­schutz­bedürf­nis­ses ab­ge­wie­sen. Das Ar­beits­ge­richt hat an­ge­nom­men, dass auf­grund evi­dent feh­ler­haf­ten Un­ter­rich­tungs­schrei­bens der Wi­der­spruch des Klägers ge­gen den Be­triebsüber­gang nicht ver­fris­tet sei. Es hat an­ge­nom­men, dass der Kläger sein Wi­der­spruchs­recht nicht ver­wirkt ha­be. Es feh­le an Ver­hal­tens­wei­sen des Klägers, die das Ver­trau­en der Be­klag­ten be­gründen konn­ten, der Kläger wer­de kei­nen Wi­der­spruch mehr ausüben. Im Ge­gen­teil, der Kläger ha­be sich aus­drück­lich wie­der­holt vor­be­hal­ten, sein Wi­der­spruchs­recht aus­zuüben. Das Ar­beits­ge­richt hat wei­ter an­ge­nom­men, der Kläger ha­be auch nicht über sein Ar­beits­verhält­nis dis­po­niert. Er ha­be kei­ner Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses zu­ge­stimmt. Das Ar­beits­ge­richt hat wei­ter an­ge­nom­men, dass die Kündi­gung vom 31. Mai 2011 we­gen Ver­s­toßes ge­gen § 102 Abs. 2 Be­trVG un­wirk­sam sei, weil die Be­klag­te die Wo­chen­frist vor Aus­spruch der Kündi­gung nicht ab­ge­war­tet ha­be.

Ge­gen die­ses Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en in­ner­halb der zu Pro­to­koll der Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt vom 4. Ju­li 2012 fest­ge­stell­ten und dort er­sicht­li­chen Fris­ten Be­ru­fung ein­ge­legt.

Der Kläger wen­det sich ge­gen die Kla­ge­ab­wei­sung sei­nes An­nah­me­ver­zugs­lohn­an­spruchs für die Zeit zwi­schen Be­triebsüber­gang und Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts. Er meint aus der "ex-tunc-Wir­kung“ des Wi­der­spruchs müsse fol­gen, dass An­nah­me­ver­zugs­lohn­ansprüche ge­gen den al­ten Ar­beit­ge­ber möglich sei­en. Der Kläger wen­det ge­gen die Rechtmäßig­keit der Kündi­gung vom 31. Mai 2011 ein, dass der Be­triebs­rat der zuständi­gen Re­gio­nal­nie­der­las­sung Rhein-Main in E zu be­tei­li­gen ge­we­sen wäre, weil er nach Ausübung des Wi­der­spruchs kei­nem Be­trieb zu­ge­ord­net wur­de. Auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt ge­he in sei­ner Ent­schei­dung vom 22. Mai 2000 – 8 AZR 416/99 – nach Wi­der­spruch von der Zuständig­keit des Be­triebs­ra­tes am Stamm­be­trieb aus. Der Kläger meint wei­ter, er sei zwar als Fol­ge des Wi­der­spruchs aus dem Be­triebs­rat aus­ge­schie­den, der nach­wir­ken­de Kündi­gungs­schutz gemäß § 15 Abs. 2 KSchG ent­fal­le je­doch des­halb nicht, weil es Wei­ter­beschäfti­gungsmöglich­kei­ten gäbe, was erst­in­stanz­lich nie be­strit­ten wor­den sei. Der Kläger meint auch, sei­ne Zu­ord­nung zur Nie­der­las­sung E ma­che ei­ne So­zi­al­aus­wahl er­for­der­lich.

Der Kläger be­an­tragt,

un­ter teil­wei­ser Auf­he­bung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils des Ar­beits­ge­rich­tes Frank­furt am Main vom 20. De­zem­ber 2011 – 4 Ca 3613/11 – die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn € 14.326,67 brut­to abzüglich er­hal­te­nen Ar­beits­lo­sen­gel­des in Höhe von € 6.231,60 net­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit 1. Ju­ni 2011 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

das am 20. De­zem­ber 2011 verkünde­te Ur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes Frank­furt am Main – 4 Ca 13/11 – teil­wei­se auf­zu­he­ben und die Kla­ge ins­ge­samt ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te wen­det sich ge­gen die An­nah­me, der Kläger ha­be dem Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses wirk­sam wi­der­spro­chen und die Fest­stel­lung der Un­wirk­sam­keit der vor­sorg­li­chen Kündi­gung vom 31. Mai 2011 nebst der dar­an an­knüpfen­den Ent­schei­dun­gen. Die Be­klag­te meint, das Wi­der­spruchs­recht des Klägers sei ver­wirkt. Das Um­stands­mo­ment sei erfüllt. Der Kläger ha­be im Sin­ne der ein­schlägi­gen Recht­spre­chung über den Be­stand sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses dis­po­niert. Bei dem Ver­gleich des Klägers mit C han­de­le es sich um ei­nen schlich­ten Ab­fin­dungs­ver­gleich, mit dem der Kläger über die Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses dis­po­niert ha­be. Auch ha­be der Kläger sei­nen Kündi­gungs­schutz­an­trag ge­genüber C im Er­geb­nis nicht wei­ter ver­folgt. Die Be­klag­te meint wei­ter, die Ausübung des Wi­der­spruchs­rech­tes sei auch rechts­miss­bräuch­lich. Dem Kläger sei es nicht dar­um ge­gan­gen, sei­ne in­di­vi­du­el­le Ar­beit­ge­ber-Wahl­frei­heit aus­zuüben, son­dern von dem Be­triebs­veräußerer und dem Be­triebs­er­wer­ber Zah­lun­gen zu er­hal­ten. Die­ses „Ma­xi­mie­rungs­be­stre­ben“ sei mit dem Ge­set­zes­zweck des § 613a BGB nicht in Ein­klang zu brin­gen. Die Be­klag­te meint wei­ter, zu­min­dest sei das Ar­beits­verhält­nis durch die vor­sorg­li­che Kündi­gung vom 31. Mai 2011 be­en­det wor­den. Die bis­he­ri­ge Beschäfti­gungsmöglich­keit sei auf­grund Be­triebsüber­gangs ent­fal­len. Auch an­de­re Wei­ter­beschäfti­gungsmöglich­kei­ten an an­de­ren Stand­or­ten bestünden nicht. Die Be­triebs­rats­anhörung sei am 23. Mai 2011 um 15:35 Uhr an den Kläger und um 16:00 Uhr an D D über­ge­ben wor­den. Der Be­triebs­rat ha­be in­ner­halb der Wo­chen­frist, das heißt bis zum 30. Mai 2011, kei­ne Stel­lung­nah­me ab­ge­ge­ben. Im Übri­gen ha­be es im Zeit­punkt der Kündi­gung kei­nen für den Kläger zuständi­gen Be­triebs­rat ge­ge­ben, so dass ein Ver­s­toß ge­gen § 102 Abs. 1 Be­trVG ent­fal­le. Im Übri­gen ver­tei­digt die Be­klag­te das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil. Sie meint, der Kläger müsse sich nach § 615 S. 2 BGB das an­rech­nen las­sen, was er von C er­hal­ten ha­be, nämlich € 45.000,00 brut­to = 13 Mo­nats­gehälter. Über die Er­tei­lung ei­nes qua­li­fi­zier­ten Zeug­nis­ses ha­ben sich die Par­tei­en im Ter­min vor dem Be­ru­fungs­ge­richt ver­gli­chen.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Be­ru­fungs­vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen und den übri­gen Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fun­gen der Par­tei­en sind statt­haft ( §§ 8 Abs. 2 , 64 Abs. 1 , Abs. 2 lit. b) und lit. c) ArbGG ), sie sind auch form- und frist­ge­recht ein­ge­legt so­wie recht­zei­tig und ord­nungs­gemäß be­gründet wor­den ( §§ 66 Abs. 1 , 64 Abs. 6 ArbGG iVm 517 , 519 , 520 ZPO ) und da­mit ins­ge­samt zulässig.

In der Sa­che ist die Be­ru­fung des Klägers un­be­gründet und die Be­ru­fung der Be­klag­ten be­gründet. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en hat mit dem 31. De­zem­ber 2010 auf­grund Be­triebsüber­gangs ge­en­det. Dem Kläger ste­hen da­her we­der ein Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruch, noch Ansprüche auf An­nahm­ver­zugs­lohn für Zei­ten nach dem 31. De­zem­ber 2010 zu. Die ge­gen die vor­sorg­lich aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung der Be­klag­ten vom 31. Mai 2011 ge­rich­te­te Kündi­gungs­schutz­kla­ge ist eben­falls un­be­gründet. We­der im Zeit­punkt des Zu­gangs die­ser Kündi­gung, noch im Zeit­punkt des in der Kündi­gung ge­nann­ten Be­en­di­gungs­zeit­punk­tes liegt ein Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en vor.

Die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 31. De­zem­ber 2010 folgt dar­aus, dass – wie zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig – das Ar­beits­verhält­nis des Klägers zum 1. Ja­nu­ar 2011 auf die C Ca­te­ring B.V. & Co. KG gem. § 613a Abs. 1 BGB über­ge­gan­gen ist und der Kläger dem Be­triebsüber­gang erst mit Schrei­ben vom 5. Mai 2011 nach Ab­lauf der Mo­nats­frist des § 613a Abs. 6 S. 1 BGB wi­der­spro­chen hat – wie zwi­schen den Par­tei­en eben­falls un­strei­tig ist.

Ein Be­triebsüber­gang liegt vor, wenn ein Be­trieb oder Be­triebs­teil durch Rechts­geschäft auf ei­nen an­de­ren In­ha­ber über­geht. Er­for­der­lich ist die Wah­rung der Iden­tität der be­tref­fen­den wirt­schaft­li­chen Ein­heit. Der Be­griff wirt­schaft­li­che Ein­heit be­zieht sich auf ei­ne or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ge­samt­heit von Per­so­nen und/oder Sa­chen zur auf Dau­er an­ge­leg­ten Ausübung ei­ner wirt­schaft­li­chen Tätig­keit mit ei­ge­ner Ziel­set­zung. Bei der Prüfung, ob ei­ne sol­che Ein­heit über­ge­gan­gen ist, müssen sämt­li­che, den be­tref­fen­den Vor­gang kenn­zeich­nen­den Tat­sa­chen berück­sich­tigt wer­den. Da­zu gehören als Teil­as­pek­te der Ge­samtwürdi­gung na­ment­lich die Art des be­tref­fen­den Un­ter­neh­mens oder Be­triebs, der et­wai­ge Über­gang der ma­te­ri­el­len Be­triebs­mit­tel wie Gebäude oder be­weg­li­che Güter, der Wert der im­ma­te­ri­el­len Ak­ti­va im Zeit­punkt des Über­gangs, die et­wai­ge Über­nah­me der Haupt­be­leg­schaft, der et­wai­ge Über­gang der Kund­schaft so­wie der Grad der Ähn­lich­keit zwi­schen den vor und nach dem Über­gang ver­rich­te­ten Tätig­kei­ten und die Dau­er ei­ner even­tu­el­len Un­ter­bre­chung die­ser Tätig­kei­ten. Die Iden­tität der Ein­heit kann sich auch aus an­de­ren Merk­ma­len wie ih­rem Per­so­nal, ih­ren Führungs­kräften, ih­rer Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on, ih­ren Be­triebs­me­tho­den und ge­ge­be­nen­falls den ihr zur Verfügung ste­hen­den Be­triebs­mit­teln er­ge­ben. Den für das Vor­lie­gen ei­nes Über­gangs maßgeb­li­chen Kri­te­ri­en kommt je nach der aus­geübten Tätig­keit und je nach den Pro­duk­ti­ons- und Be­triebs­me­tho­den un­ter­schied­li­ches Ge­wicht zu (vgl. BAG Ur­teil vom 15.02.2007 – 8 AZR 431/06 -, AP Nr. 320 zu § 613a BGB im An­schluss an EuGH Ur­teil vom 11.03.1997 - C-13/95 [Ay­se Süzen J EuGH I 1997, 1259 = AP Nr. 14 zu EWG-Richt­li­nie Nr. 77/187). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind im Streit­fall erfüllt. Nach Vor­trag des Klägers im Kündi­gungs­schutz­pro­zess ge­gen C Ca­te­ring B.V. & Co. KG und nach nicht be­strit­te­nem Vor­trag der Be­klag­ten im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren über­nahm mit Wir­kung zum 1. Ja­nu­ar 2011 C die Be­wirt­schaf­tung der Be­triebs­kan­ti­ne des ehe­ma­li­gen Kun­den A in B der Be­klag­ten. Da­bei führ­te C das Be­triebs­re­stau­rant bei dem Kun­den A e.G. un­verändert in den glei­chen Räum­en un­ter Nut­zung der bis­he­ri­gen Be­triebs­mit­tel fort. C änder­te das Be­triebs­kon­zept nicht. C nutz­te wei­ter­hin ei­ne Fri­scheküche und be­rei­te­te Spei­sen un­ter un­veränder­ter Nut­zung der Küche zu. Die Verkösti­gung er­folg­te un­verändert im möblier­ten Spei­se­saal. C hat sämt­li­ches Küche­ne­quip­ment wie Ge­schirr, The­ken, Küchen­geräte und Kas­sen­sys­tem über­nom­men und ab dem 1. Fe­bru­ar 2011 iden­tisch wei­ter­ge­nutzt. Die Or­ga­ni­sa­ti­on des Be­triebs­re­stau­rants wur­de un­verändert fort­geführt, wo­bei auch die Mit­ar­bei­ter­struk­tur im Hin­blick auf den Grad der Beschäfti­gung von Voll- und Teil­zeit­mit­ar­bei­tern er­hal­ten blieb. Spei­se­an­ge­bo­te, Dienst­pläne und Öff­nungs­zei­ten sind eben­falls na­he­zu un­verändert ge­blie­ben. Da­mit sind die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Be­triebsüber­gangs ge­ge­ben. Darüber hin­aus ist der Be­triebsüber­gang zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig. Be­reits dies reicht aus. Die Par­tei­en können be­stimm­te Tat­sa­chen durch all­ge­mein geläufi­ge, ein­fa­che recht­li­che Aus­drücke in den Rechts­streit einführen, wenn die­se den Teil­neh­mern des Rechts­ver­kehrs geläufig sind und mit ih­nen das Vor­lie­gen ent­spre­chen­der tatsäch­li­cher Umstände ver­bun­den wird. Die Par­tei­en lösen auch auf die­se Wei­se ei­ne Erklärungs­pflicht der Ge­gen­sei­te gem. § 138 Abs. 2 ZPO aus. Der Aus­druck „Be­triebsüber­gang“ ist ein in die­sem Sin­ne ein­fa­cher und geläufi­ger recht­li­cher Be­griff. Mit ihm ver­bin­den die Par­tei­en ei­nes Rechts­streits, zu­mal wenn sie, wie hier, an­walt­lich ver­tre­ten sind, re­gelmäßig hin­rei­chend kon­kre­te tatsächli­che Vorgänge, auf de­nen der Wech­sel der In­ha­ber­schaft be­ruht. Der Vor­trag der Par­tei­en, es ha­be ein Be­triebsüber­gang auf die C Ca­te­ring B.V. & Co. KG durch Über­nah­me der Be­wirt­schaf­tung der Be­triebs­kan­ti­ne des Kun­den A statt­ge­fun­den, ist als recht­li­che Ein­klei­dung ent­spre­chen­der tatsäch­li­cher Umstände der bin­den­den Fest­stel­lung durch das Ge­richt zugäng­lich (vgl. BAG Ur­teil vom 06.11.2007 – 1 AZR 862/06 – NZA 2008, 542).

Dem Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses des Klägers auf die C Ca­te­ring B.V. & Co. KG steht der mit Schrei­ben vom 5. Mai 2011 erklärte Wi­der­spruch des Klägers nicht ent­ge­gen. Das Wi­der­spruchs­recht des Klägers ist ver­wirkt. Aus­ge­hend da­von, dass die Un­ter­rich­tung der Be­klag­ten über den be­vor­ste­hen­den Be­triebsüber­gang mit Schrei­ben vom 12. No­vem­ber 2010 nicht den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen des § 613a Abs. 5 BGB ent­sprach, wie es das Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men hat und wie es auch von der Be­klag­ten zu kei­nem Zeit­punkt in Zwei­fel ge­zo­gen wur­de, gilt, dass der Kläger den Be­triebsüber­gang auch nach Ab­lauf der Mo­nats­frist des § 613a Abs. 6 S. 1 BGB wi­der­spre­chen kann mit der Fol­ge, dass sein Ar­beits­verhält­nis nicht über­geht. Al­ler­dings kann nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts das Wi­der­spruch­recht des Ar­beit­neh­mers ver­wir­ken ( BAG Ur­teil vom 24.02.2011 – 8 AZR 469/09 – NZA 2011, 17). Die Ver­wir­kung ist ein Son­der­fall der un­zulässi­gen Rechts­ausübung ( § 242 BGB ). Mit der Ver­wir­kung wird die il­loy­al ver­späte­te Gel­tend­ma­chung von Rech­ten aus­ge­schlos­sen. Sie dient dem Ver­trau­ens­schutz und ver­folgt nicht den Zweck, den Schuld­ner stets dann von sei­ner Ver­pflich­tung zu be­frei­en, wenn des­sen Gläubi­ger länge­re Zeit sei­ne Rech­te nicht gel­tend ge­macht hat (Zeit­mo­ment). Der Be­rech­tig­te muss viel­mehr un­ter Umständen untätig ge­blie­ben sein, die den Ein­druck er­weckt ha­ben, dass er sein Recht nicht mehr gel­tend ma­chen wol­le, so dass der Ver­pflich­te­te sich dar­auf ein­stel­len durf­te, nicht mehr in An­spruch ge­nom­men zu wer­den (Um­stands­mo­ment). Hier­bei muss das Er­for­der­nis des Ver­trau­ens­schut­zes auf Sei­ten des Ver­pflich­te­ten das In­ter­es­se des Be­rech­tig­ten der­art über­wie­gen, dass ihm die Erfüllung des An­spru­ches nicht mehr zu­zu­mu­ten ist. Die Tat­sa­che, dass der Ge­setz­ge­ber ei­ne Wi­der­spruchs­frist ein­geführt hat, schließt ei­ne An­wen­dung der all­ge­mei­nen Grundsätze nicht aus, weil je­des Recht nur un­ter Berück­sich­ti­gung der Grundsätze von Treu und Glau­ben aus­geübt wer­den kann. An­ge­sichts der ge­setz­li­chen Re­ge­lung kann hin­sicht­lich des Zeit­mo­ments nicht auf ei­ne fest­ste­hen­de Mo­nats­frist, bei­spiels­wei­se von sechs Mo­na­ten, ab­ge­stellt wer­den. Im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren sind nämlich Vor­schläge auf Auf­nah­me ei­ner ge­ne­rel­len Höchst­frist von drei bzw. sechs Mo­na­ten nicht auf­ge­grif­fen wor­den. Ab­zu­stel­len ist viel­mehr auf die kon­kre­ten Umstände des Ein­zel­falls. Da­bei kann die Länge des Zeit­ab­laufs in Wech­sel­wir­kung zu dem eben­falls er­for­der­li­chen Um­stands­mo­ment ste­hen. Je stärker das ge­setz­te Ver­trau­en oder die Umstände, die ei­ne Gel­tend­ma­chung für den An­spruchs­geg­ner un­zu­mut­bar ma­chen, sind, des­to schnel­ler kann ein An­spruch ver­wir­ken. Es müssen be­son­de­re Ver­hal­tens­wei­sen so­wohl des Be­rech­tig­ten, als auch des Ver­pflich­te­ten vor­lie­gen, die es recht­fer­ti­gen, die späte Gel­tend­ma­chung des Rechts als mit Treu und Glau­ben ver­ein­bar und für den Ver­pflich­te­ten als un­zu­mut­bar an­zu­se­hen (vgl. BAG Ur­teil vom 24.02.2011 – 8 AZR 469/09 – a.a.O.). Im Streit­fall kann in der er­for­der­li­chen Ge­samt­schau das so­ge­nann­te Zeit­mo­ment als erfüllt an­ge­se­hen wer­den. Der Kläger hat­te je­den­falls am 26. Ja­nu­ar 2011 bei Kla­ge­er­he­bung ge­gen C Ca­te­ring B.V. & Co. KG auf Fest­stel­lung, dass zwi­schen ihm und C ein Ar­beits­verhält­nis be­ste­he, Kennt­nis von al­len Tat­sa­chen ei­nes Be­triebsüber­gangs auf C, wie sie auch Ge­gen­stand die­ses Rechts­strei­tes sind. Der Kläger hat sich auch von An­fang an, al­so be­reits mit Schrei­ben vom 4. Ja­nu­ar 2011 und er­neut mit Schrei­ben vom 15. März 2011 und vom 11. April 2011 die Ausübung sei­nes Wi­der­spruchs­rech­tes stets vor­be­hal­ten. Zu­letzt be­hielt sich der Kläger das Wi­der­spruchs­recht noch im Ver­gleich vom 26. April 2011 in dem mit C geführ­ten Kündi­gungs­schutz­rechts­streit vor. Nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­rich­tes ist gleich­wohl auch das Um­stands­mo­ment erfüllt. Ei­ne Ver­wir­kung des Wi­der­spruchs­rechts ist nämlich re­gelmäßig dann an­zu­neh­men, wenn der Ar­beit­neh­mer über den Be­stand sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses da­durch dis­po­niert hat, dass er ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag mit dem Be­triebs­er­wer­ber ge­schlos­sen oder ei­ne von die­sem nach dem Be­triebsüber­gang erklärte Kündi­gung hin­ge­nom­men hat (vgl. BAG Ur­teil vom 24.07.2008 – 8 AZR 175/07 – AP Nr. 347 zu § 613a BGB). Nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­rich­tes hat der Kläger mit dem Ver­gleich vom 26. April 2011 über sein Ar­beits­verhält­nis dis­po­niert. In dem Rechts­streit zwi­schen dem Kläger und C, der mit die­sem ge­richt­li­chen Ver­gleich be­en­det wur­de, hat­te der Kläger zunächst ei­ne all­ge­mei­ne Fest­stel­lungs­kla­ge auf Fest­stel­lung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses zu C er­ho­ben und so­dann ei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge ge­gen die von C mit Schrei­ben vom 15. Fe­bru­ar 2011 erklärte Kündi­gung er­ho­ben. Der Kläger hat C als Be­triebs­er­wer­ber in An­spruch ge­nom­men. Es lag auch un­strei­tig ein Be­triebsüber­gang auf C vor – wie be­reits aus­geführt. Auch wenn man da­von aus­geht, dass der Ver­gleich vom 26. April 2011 nicht als ein Ver­gleich auf Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung aus­ge­legt wer­den kann, so hat der Kläger gleich­wohl über sein Ar­beits­verhält­nis dis­po­niert, in­dem er sich da­hin­ge­hend ver­gli­chen hat, dass kein Ar­beits­verhält­nis mit C zu­stan­de ge­kom­men sei. Wei­ter hat der Kläger in­so­fern mit die­sem Ver­gleich über sein Ar­beits­verhält­nis dis­po­niert, als er durch den Ver­gleich eben­falls die Kündi­gungs­schutz­kla­ge be­en­det hat. Der Ver­wirk­li­chung des Um­stands­mo­men­tes steht es auch nicht ent­ge­gen, dass der Kläger noch im Ver­gleich, d.h. in dem Zeit­punkt, in­dem er über sein Ar­beits­verhält­nis dis­po­niert hat, erklärt hat, dass er sich ei­nen Wi­der­spruch ge­gen ei­nen Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf den Be­triebs­er­wer­ber vor­be­hal­te. Die­se Erklärung ist nach Treu und Glau­ben un­ter dem Ge­sichts­punkt des wi­dersprüchli­chen Ver­hal­tens ( § 242 BGB ) un­be­acht­lich. Der Kläger kann nicht ei­ner­seits mit dem Be­triebs­er­wer­ber ei­nen Ver­gleich schließen, dass kein Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en be­steht, das heißt, dass kein Be­triebsüber­gang er­folgt ist und sich an­de­rer­seits ein Wi­der­spruchs­recht vor­be­hal­ten, wel­ches ge­ra­de ei­nen Be­triebsüber­gang vor­aus­setzt. In­so­weit be­steht ein unlösba­rer Selbst­wi­der­spruch. Der Wi­der­spruch des Klägers ist da­her auch über den Tat­be­stand der Ver­wir­kung hin­aus als wi­dersprüchli­ches Ver­hal­ten, eben­falls aus dem Ge­sichts­punkt von Treu und Glau­ben ( § 242 BGB ) un­be­acht­lich.

Der Kläger hat die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens zu tra­gen, da er mit Aus­nah­me des im Teil-Ver­gleich er­le­dig­ten Zeug­nis­ses in der Be­ru­fungs­in­stanz in Gänze un­ter­le­gen ist ( § 91 ZPO ). Die Kos­ten ers­ter In­stanz wa­ren im Verhält­nis des je­wei­li­gen Ob­sie­gens und Un­ter­lie­gens zu tei­len ( § 92 ZPO ); in der ers­ten In­stanz ist die Be­klag­te mit der Wi­der­kla­ge un­ter­le­gen.

Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on er­folgt we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung ( § 72 Abs. 2 Ziff. 2 ArbGG ).

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