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BVerfG, Be­schluss vom 18.11.2003, 1 BvR 302/96

   
Schlagworte: Arbeitgeberzuschuss zum Mutterschaftsgeld
   
Gericht: Bundesverfassungsgericht
Aktenzeichen: 1 BvR 302/96
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 18.11.2003
   
Leitsätze:

1. Die gesetzliche Verpflichtung des Arbeitgebers zur Zahlung eines Zuschusses zum Mutterschaftsgeld ist an der Berufsfreiheit des Art 12 Abs 1 GG zu messen (Abweichung von BVerfGE 37, 121 <131>).

2. Art 6 Abs 4 GG begründet keine verfassungsrechtliche Pflicht des Staates, die Kosten des Mutterschutzes allein zu tragen.

3. Der Gesetzgeber kann im Rahmen seines Gestaltungsermessens entscheiden, wie er dem Gebot des Art 3 Abs 2 GG nachkommt. Legt der Gesetzgeber in Erfüllung seines Schutzauftrags zugunsten der Mutter dem Arbeitgeber Lasten auf, ist durch geeignete Regelungen im Rahmen des Möglichen der Gefahr zu begegnen, dass sich Schutzvorschriften auf Arbeitnehmerinnen faktisch diskriminierend auswirken.

Vorinstanzen: Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 1.11.1995, 5 AZR 273/94
Landesarbeitsgericht München, Urteil vom 16.12.1993, 4 Sa 943/92
Arbeitsgericht München, Urteil vom 22.10.1992, 7 Ca 4112/92
   

BUN­DES­VER­FASSUN­GS­GERICHT

- 1 BvR 302/96 -


IM NA­MEN DES VOL­KES

In dem Ver­fah­ren

über

die Ver­fas­sungs­be­schwer­de

der T... GmbH


- Be­vollmäch­tig­ter: Pro­fes­sor Dr. Wal­ter Leis­ner,
Pi­en­ze­nau­er­s­traße 99, 81925 München -

1. un­mit­tel­bar ge­gen
a) das Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 1. No­vem­ber 1995 - 5 AZR 273/94 -,

b) das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts München vom 16. De­zem­ber 1993 - 4 Sa 943/92 -,

c) das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 22. Ok­to­ber 1992 - 7 Ca 4112/92 -,

2. mit­tel­bar ge­gen § 14 Abs. 1 Satz 1 Mut­ter­schutz­ge­setz (MuSchG) in der Fas­sung des Ge­set­zes zur Ergänzung und Ver­bes­se­rung der Wirk­sam­keit kos­tendämp­fen­der Maßnah­men in der Kran­ken­ver­si­che­rung (Kos­tendämp­fungs-Ergänzungs­ge­setz - KVEG) vom 22. De­zem­ber 1981
(BGBl I S. 1578)

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hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt - Ers­ter Se­nat - un­ter
Mit­wir­kung des Präsi­den­ten Pa­pier,
der Rich­te­rin­nen Ja­e­ger,
Haas,
der Rich­ter Hömig,
St­ei­ner,
der Rich­te­rin Hoh­mann-Denn­hardt
und der Rich­ter Hoff­mann-Riem,
Bry­de
am 18. No­vem­ber 2003 be­schlos­sen:

1. § 14 Ab­satz 1 Satz 1 des Mut­ter­schutz­ge­set­zes in der Fas­sung der Be­kannt­ma­chung vom 18. April 1968 (Bun­des­ge­setz­blatt I Sei­te 315) und in der Fas­sung späte­rer Be­kannt­ma­chun­gen ist nach Maßga­be der Gründe mit Ar­ti­kel 12 Ab­satz 1 des Grund­ge­set­zes nicht ver­ein­bar.

2. Dem Ge­setz­ge­ber wird auf­ge­ge­ben, bis zum 31. De­zem­ber 2005 ei­ne ver­fas­sungsmäßige Re­ge­lung zu tref­fen.

3. Im Übri­gen wird die Ver­fas­sungs­be­schwer­de zurück­ge­wie­sen.

4. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hat der Be­schwer­deführe­rin die not­wen­di­gen Aus­la­gen zu er­stat­ten.

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G r ü n d e :

A.

Die Ver­fas­sungs­be­schwer­de be­trifft die Ver­fas­sungsmäßig­keit des vom Ar­beit­ge­ber zu zah­len­den Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld.

I.

1. Der Mut­ter­schutz nach dem Mut­ter­schutz­ge­setz (MuSchG) soll die im Ar­beits­verhält­nis ste­hen­de Mut­ter und das Kind vor ar­beits­platz­be­ding­ten Ge­fah­ren, Über­for­de­run­gen und Ge­sund­heitsschädi­gun­gen schützen. Frau­en dürfen sechs Wo­chen vor und acht Wo­chen nach der Ent­bin­dung nicht beschäftigt wer­den (§ 3 Abs. 2, § 6 Abs. 1 MuSchG). Sie sol­len aber in die­ser Zeit nicht auf ihr Ar­beits­ein­kom­men ver­zich­ten müssen. Die Kos­ten für den Lohn­er­satz wer­den zwi­schen Ar­beit­ge­bern, ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen und Staat ge­teilt, wo­bei die Ver­tei­lung auf die­se drei Kos­tenträger seit In-Kraft-Tre­ten des Mut­ter­schutz­ge­set­zes mehr­fach verändert wor­den ist.

2. § 12 Abs. 1 MuSchG in der ursprüng­li­chen Fas­sung vom 24. Ja­nu­ar 1952 (BGBl I S. 69) ver­pflich­te­te den Ar­beit­ge­ber, während der Dau­er der Schutz­pflich­ten den nicht pflicht­ver­si­cher­ten Frau­en das re­gelmäßige Ar­beits­ent­gelt wei­ter zu gewähren. Ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Schwan­ge­re er­hiel­ten nach § 13 MuSchG Wo­chen­geld in Höhe des Net­tod­urch­schnitts­ent­gelts der letz­ten 13 Wo­chen vor der Ge­burt von der Kran­ken­kas­se. Die­se Be­las­tung der Ar­beit­ge­ber wi­der­sprach je­doch Art. 4 Nr. 8 des - von der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land al­ler­dings



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nicht ra­ti­fi­zier­ten - Übe­r­ein­kom­mens Nr. 103 be­tref­fend den Mut­ter­schutz der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on (BArbBl 1952, S. 391). Da­nach dürfen die während der Schutz­fris­ten zu er­brin­gen­den fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen nicht in vol­ler Höhe dem ein­zel­nen Ar­beit­ge­ber auf­er­legt wer­den.

We­gen die­ser Be­den­ken sah § 13 MuSchG in der Fas­sung des Ge­set­zes zur Ände­rung des Mut­ter­schutz­ge­set­zes und der Reichs­ver­si­che­rungs­ord­nung vom 24. Au­gust 1965 (BGBl I S. 912) vor, dass so­wohl die pflicht­ver­si­cher­ten als auch die nicht pflicht­ver­si­cher­ten Schwan­ge­ren ein Mut­ter­schafts­geld zu­las­ten des Bun­des er­hiel­ten. Aus haus­halts­recht­li­chen Gründen wur­de das In-Kraft-Tre­ten die­ser Re­ge­lung auf den 1. Ja­nu­ar 1967 ver­scho­ben (Art. 5 Nr. 3 des Haus­halts­si­che­rungs­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 1965, BGBl I S. 2065). Das Mut­ter­schafts­geld be­trug 25 DM je Ka­len­der­tag, al­so et­wa 750 DM mo­nat­lich. Die Leis­tung des Bun­des wur­de auf ei­nen Pau­schal­be­trag von 400 DM je Leis­tungs­fall fest­ge­setzt (§§ 200, 200 d RVO i.d.F. des Fi­nanzände­rungs­ge­set­zes 1967 vom 21. De­zem­ber 1967, BGBl I S. 1259). Die Ar­beit­ge­ber wur­den ver­pflich­tet, den Schwan­ge­ren ei­nen Zu­schuss in Höhe der Dif­fe­renz zwi­schen dem Mut­ter­schafts­geld und dem durch­schnitt­li­chen Ar­beits­ent­gelt zu zah­len (§ 13 a Abs. 1 Satz 1 MuSchG i.d.F. des Fi­nanzände­rungs­ge­set­zes 1967; jetzt § 14 MuSchG i.d.F. der Be­kannt­ma­chung vom 18. April 1968, BGBl I S. 315).

3. Die zur Zeit gel­ten­de Re­ge­lung be­gründet Ent­gel­ter­satz-ansprüche in Höhe des vor Ein­tritt des Mut­ter­schut­zes er­ziel­ten Net­to­ent­gelts. Frau­en er­hal­ten, so­weit sie Mit­glied ei­ner
 


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Kran­ken­kas­se sind, ein Mut­ter­schafts­geld von 25 DM (seit 1. Ja­nu­ar 2002: 13 Eu­ro) pro Ka­len­der­tag von der Kran­ken­kas­se so­wie, wenn sie in ei­nem Ar­beits­verhält­nis ste­hen, ei­nen Zu­schuss in Höhe der Dif­fe­renz zu ih­rem Net­to­ver­dienst vom Ar­beit­ge­ber (al­so im Er­geb­nis ihr vol­les Net­to­ent­gelt). Frau­en, die nicht Mit­glied ei­ner Kran­ken­kas­se sind, er­hal­ten ein Mut­ter­schafts­geld zu­las­ten des Bun­des in Höhe von ins­ge­samt 400 DM (seit 1. Ja­nu­ar 2002: 210 Eu­ro) vom Bun­des­ver­si­che-rungs­amt so­wie den Ar­beit­ge­ber­zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld, wenn sie in ei­nem Ar­beits­verhält­nis ste­hen (§ 200 RVO i.d.F. des Ge­set­zes vom 16. Ju­ni 2002, BGBl I S. 1812; §§ 13, 14 MuSchG i.d.F. der Be­kannt­ma­chung vom 20. Ju­ni 2002, BGBl I S. 2318).

Das Verhält­nis von Ar­beit­ge­ber­zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld hat sich seit 1968 zu­las­ten der Ar­beit­ge­ber ver­schlech­tert, da die Ein­kom­men ge­stie­gen sind, das Mut­ter­schafts­geld in die­sem Zeit­raum aber nicht erhöht wor­den ist. Nach dem So­zi­al­bud­get 2001 (Teil B des So­zi­al­be­richts 2001, BT­Drucks 14/8700, S. 261) wird von fol­gen­den Ar­beit­ge­ber­leis­tun­gen in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hin­sicht­lich des Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld nach § 14 MuSchG aus­ge­gan­gen:

1995 2,75 Mil­li­ar­den DM
1999 2,76 Mil­li­ar­den DM
2000 2,89 Mil­li­ar­den DM
2001 2,89 Mil­li­ar­den DM (geschätzt)
2001 1,48 Mil­li­ar­den Eu­ro (geschätzt)
2005 1,65 Mil­li­ar­den Eu­ro (geschätzt).

4. Zur fi­nan­zi­el­len Ent­las­tung von Ar­beit­ge­bern, die in der Re­gel (aus­sch­ließlich der zu ih­rer Be­rufs­aus­bil­dung Be-


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schäftig­ten) nicht mehr als 20 Ar­beit­neh­mer beschäfti­gen, wur­de in § 10 des Lohn­fort­zah­lungs­ge­set­zes (im Fol­gen­den: LFZG) mit Wir­kung zum 1. Ja­nu­ar 1986 durch Art. 6 des Beschäfti­gungsförde­rungs­ge­set­zes 1985 vom 26. April 1985 (BGBl I S. 710) ein Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren ein­geführt. Da­nach wur­den dem Ar­beit­ge­ber zunächst 80 % des Zu­schus­ses von der Kran­ken­kas­se er­stat­tet. Art. 2 des Ge­set­zes zur Ände­rung des Mut­ter­schutz­rechts vom 20. De­zem­ber 1996 (BGBl I S. 2110) ergänz­te § 10 Abs. 1 LFZG da­hin, dass in­so­weit die Auf­wen­dun­gen nicht nur zu 80 %, son­dern in vol­ler Höhe er­stat­tet wer­den.

In der Be­gründung des Ge­setz­ent­wurfs der Bun­des­re­gie­rung zur Ge­set­zesände­rung 1996 (BT­Drucks 13/2763, S. 12) wur­de dar­auf ab­ge­stellt, dass Klein­be­trie­be, vor al­lem des Hand­werks, mit meh­re­ren jünge­ren Ar­beit­neh­me­rin­nen die Kos­ten­be­las­tung durch den Mut­ter­schutz als nicht mehr hin­nehm­bar und die bis da­hin gel­ten­de Kos­ten­er­stat­tung als un­zuläng­lich be­schrie­ben hätten. In der Be­gründung des Ge­setz­ent­wurfs heißt es wei­ter:

Es zeich­net sich die Ge­fahr von ernst­zu­neh­men­den Beschäfti­gungs­hin­der­nis­sen für Ar­beit­neh­me­rin­nen im gebärfähi­gen Al­ter ab, zu­mal über 90 % der Un­ter­neh­men der frei­en Wirt­schaft in Deutsch­land Klein­be­trie­be sind. Da­mit droht ei­ne er­heb­li­che Be­nach­tei­li­gung von Frau­en in ih­ren be­ruf­li­chen Chan­cen, die mit dem We­sens­ge­halt des Gleich­be­rech­ti­gungs­ge­bo­tes des neu­en Ar­ti­kels 3 Abs. 2 GG und des staat­li­chen Auf­tra­ges zum Schutz der Mut­ter - nach dem Grund­ge­setz und der EG-Mut­ter­schutz-Richt­li­nie 92/85 - nicht ver­ein­bar ist. ... Die Klein­be­trie­be müssen von ih­ren Mut­ter­schutz­kos­ten wei­ter ent­las­tet

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wer­den. Dafür gibt es meh­re­re ver­schie­den­ar­ti­ge Vor­schläge. Durch­setz­bar ist je­doch nur ei­ne Ände­rung des Um­la­ge­ver­fah­rens "U 2" in der Wei­se, daß der Er­stat­tungs­an­spruch in sei­ner Höhe auf­ge­stockt wird...

Bei der Er­rech­nung der Ge­samt­zahl der beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer blei­ben gemäß § 10 Abs. 2 Satz 5 LFZG Ar­beit­neh­mer in ei­nem Ar­beits­verhält­nis, in dem die re­gelmäßige Ar­beits­zeit wöchent­lich zehn St­un­den oder mo­nat­lich 45 St­un­den nicht über­steigt, so­wie Schwer­be­hin­der­te außer An­satz. Ar­beit­neh­mer, die wöchent­lich re­gelmäßig nicht mehr als 20 St­un­den zu leis­ten ha­ben, wer­den gemäß § 10 Abs. 2 Satz 6 LFZG mit 0,5 und die­je­ni­gen, die nicht mehr als 30 St­un­den zu leis­ten ha­ben, mit 0,75 an­ge­setzt. Da­durch sind auch Ar­beit­ge­ber mit deut­lich mehr als 20 Ar­beit­neh­mern, und zwar ge­ra­de sol­che, die vie­le Frau­en in Teil­zeit beschäfti­gen, in das Aus­gleichs-und Um­la­ge­ver­fah­ren ein­be­zo­gen.

Die Mit­tel zur Durchführung des Aus­gleichs der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen wer­den gemäß § 14 Abs. 1 LFZG durch ei­ne Um­la­ge von den am Aus­gleich be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­bern auf­ge­bracht. Die Um­la­ge­beträge be­mes­sen sich da­bei nicht nach der An­zahl der beschäftig­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen, son­dern nach der Ge­samt­zahl der Beschäftig­ten. In das Um­la­ge­ver­fah­ren sind auch sol­che Ar­beit­ge­ber mit ein­be­zo­gen, die kei­ne Frau­en beschäfti­gen (vgl. BS­GE 71, 24).

Durch Sat­zung der Kran­ken­kas­se kann die in § 10 Abs. 1 LFZG ge­nann­te Zahl von 20 Ar­beit­neh­mern bis auf 30 her­auf­ge­setzt wer­den (§ 16 Abs. 2 Nr. 4 LFZG). Von die­ser Möglich­keit

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ha­ben zahl­rei­che Kran­ken­kas­sen Ge­brauch ge­macht.


Gemäß § 19 Abs. 1 Satz 1 LFZG können Ar­beit­ge­ber Ein­rich­tun­gen zum Aus­gleich der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen für Be­trie­be ei­nes Wirt­schafts­zweigs er­rich­ten, an de­nen auch Ar­beit­ge­ber teil­neh­men, die die Vor­aus­set­zun­gen des § 10 Abs. 1 und 2 LFZG nicht erfüllen. Da­mit be­steht auf der Ba­sis frei­wil­li­ger Re­ge­lun­gen der Ar­beit­ge­ber die Möglich­keit, auch für Ar­beit­ge­ber mit mehr als 20 oder 30 Ar­beit­neh­mern ein Aus­gleichs­ver­fah­ren ein­zu­rich­ten. Ei­ne sol­che frei­wil­li­ge Aus­gleichs­kas­se be­steht im Au­gen­op­ti­ker­hand­werk.

5. Die ein­schlägi­gen Vor­schrif­ten in der zur Zeit gel­ten­den Fas­sung ha­ben den fol­gen­den Wort­laut:

§ 13 MuSchG
Mut­ter­schafts­geld

(1) Frau­en, die Mit­glied ei­ner ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­se sind, er­hal­ten für die Zeit der Schutz­fris­ten des § 3 Abs. 2 und des § 6 Abs. 1 so­wie für den Ent­bin­dungs­tag Mut­ter­schafts­geld nach den Vor­schrif­ten der Reichs­ver­si­che­rungs­ord­nung oder des Ge­set­zes über die Kran­ken­ver­si­che­rung der Land­wir­te über das Mut­ter­schafts­geld.

(2) Frau­en, die nicht Mit­glied ei­ner ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­se sind, er­hal­ten, wenn sie bei Be­ginn der Schutz­frist nach § 3 Abs. 2 in ei­nem Ar­beits­verhält­nis ste­hen oder in Heim­ar­beit beschäftigt sind, für die Zeit der Schutz­fris­ten des § 3 Abs. 2 und des § 6 Abs. 1 so­wie für den Ent­bin­dungs­tag Mut­ter­schafts­geld zu Las­ten des Bun­des in ent­spre­chen­der An­wen­dung der Vor­schrif­ten der Reichs­ver­si­che­rungs­ord­nung über das Mut­ter­schafts­geld, höchs­tens je­doch ins­ge­samt 210 Eu-ro. Das Mut­ter­schafts­geld wird die­sen Frau­en auf An­trag vom Bun­des­ver­si­che-rungs­amt ge­zahlt. Die Sätze 1 und 2 gel-
 


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ten für Frau­en ent­spre­chend, de­ren Ar­beits­verhält­nis während ih­rer Schwan­ger­schaft oder der Schutz­frist des § 6 Abs. 1 nach Maßga­be von § 9 Abs. 3 auf­gelöst wor­den ist.

(3) Frau­en, die während der Schutz­fris­ten des § 3 Abs. 2 oder des § 6 Abs. 1 von ei­nem Be­am­ten- in ein Ar­beits­verhält­nis wech­seln, er­hal­ten von die­sem Zeit­punkt an Mut­ter­schafts­geld ent­spre­chend den Absätzen 1 und 2.

§ 14 MuSchG
Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld

(1) Frau­en, die An­spruch auf Mut­ter­schafts­geld nach § 200 Abs. 1, 2 Satz 1 bis 4 und Abs. 3 der Reichs­ver­si­che­rungs­ord­nung, § 29 Abs. 1, 2 und 4 des Ge­set­zes über die Kran­ken­ver­si­che­rung der Land­wir­te oder § 13 Abs. 2, 3 ha­ben, er­hal­ten während ih­res be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses für die Zeit der Schutz­fris­ten des § 3 Abs. 2 und § 6 Abs. 1 so­wie für den Ent­bin­dungs­tag von ih­rem Ar­beit­ge­ber ei­nen Zu­schuss in Höhe des Un­ter-schieds­be­tra­ges zwi­schen 13 Eu­ro und dem um die ge­setz­li­chen Abzüge ver­min­der­ten durch­schnitt­li­chen ka­len­dertägli­chen Ar­beits­ent­gelt. Das durch­schnitt­li­che ka­len­dertägli­che Ar­beits­ent­gelt ist aus den letz­ten drei ab­ge­rech­ne­ten Ka­len­der­mo­na­ten, bei wöchent­li­cher Ab­rech­nung aus den letz­ten 13 ab­ge­rech­ne­ten Wo­chen vor Be­ginn der Schutz­frist nach § 3 Abs. 2 zu be­rech­nen. Nicht nur vorüber­ge­hen­de Erhöhun­gen des Ar­beits­ent­gel­tes, die während der Schutz­fris­ten des § 3 Abs. 2 und § 6 Abs. 1 wirk­sam wer­den, sind ab die­sem Zeit­punkt in die Be­rech­nung ein­zu­be­zie­hen. Ein­ma­lig ge­zahl­tes Ar­beits­ent­gelt (§ 23a des Vier­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch) so­wie Ta­ge, an de­nen in­fol­ge von Kurz­ar­beit, Ar­beits­ausfällen oder un­ver­schul­de­ter Ar­beits­versäum­nis kein oder ein ver­min­der­tes Ar­beits­ent­gelt er­zielt wur­de, blei­ben außer Be­tracht. Zu berück­sich­ti­gen sind dau­er­haf­te Ver­dienstkürzun­gen, die während oder nach Ab­lauf des Be­rech­nungs­zeit­raums ein­tre­ten und nicht auf ei­nem mut­ter­schutz­recht­li­chen Beschäfti­gungs­ver­bot be­ru­hen. Ist da­nach ei­ne Be­rech­nung nicht möglich, so ist das durch­schnitt­li­che ka­len­dertägli­che Ar-
 


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beits­ent­gelt ei­ner gleich­ar­tig Beschäftig­ten zu­grun­de zu le­gen.

(2) Frau­en, de­ren Ar­beits­verhält­nis während ih­rer Schwan­ger­schaft oder während der Schutz­frist des § 6 Abs. 1 nach Maßga­be von § 9 Abs. 3 auf­gelöst wor­den ist, er­hal­ten bis zum En­de die­ser Schutz­frist den Zu­schuss nach Ab­satz 1 zu Las­ten des Bun­des von der für die Zah­lung des Mut­ter­schafts­gel­des zuständi­gen Stel­le.

(3) Ab­satz 2 gilt für den Zu­schuss des Bun­des ent­spre­chend, wenn der Ar­beit­ge­ber we­gen ei­nes In­sol­ven­zer­eig­nis­ses im Sin­ne des § 183 Abs. 1 Satz 1 des Drit­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch sei­nen Zu­schuss nach Ab­satz 1 nicht zah­len kann.

(4) Der Zu­schuss nach den Absätzen 1 bis 3 entfällt für die Zeit, in der Frau­en die El­tern­zeit nach dem Bun­des­er­zie­hungs­geld­ge­setz in An­spruch neh­men oder in An­spruch ge­nom­men hätten, wenn de­ren Ar­beits­verhält­nis nicht während ih­rer Schwan­ger­schaft oder während der Schutz­frist des § 6 Abs. 1 vom Ar­beit­ge­ber zulässig auf­gelöst wor­den wäre. Dies gilt nicht, so­weit sie ei­ne zulässi­ge Teil­zeit­ar­beit leis­ten.

§ 10 LFZG
Er­stat­tungs­an­spruch

(1) Die Orts­kran­ken­kas­sen, die In­nungs­kran­ken­kas­sen, die Bun­des­knapp­schaft und die See-Kran­ken­kas­se er­stat­ten den Ar­beit­ge­bern, die in der Re­gel aus­sch­ließlich der zu ih­rer Be­rufs­aus­bil­dung Beschäftig­ten nicht mehr als zwan­zig Ar­beit­neh­mer beschäfti­gen, acht­zig vom Hun­dert

1. ...,

2. des vom Ar­beit­ge­ber nach § 14 Abs. 1 des Mut­ter­schutz­ge­set­zes ge­zahl­ten Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld,

3. und 4. ...;
 


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in den Fällen der Num­mern 2 und 3 und der Num­mer 4 in Ver­bin­dung mit Num­mer 3 wer­den die Auf­wen­dun­gen der Ar­beit­ge­ber ab­wei­chend vom ers­ten Halb­satz voll er­stat­tet. Am Aus­gleich der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen neh­men auch die Ar­beit­ge­ber teil, die nur Aus­zu­bil­den­de beschäfti­gen.

(2) Die Kran­ken­kas­se hat je­weils zum Be­ginn ei­nes Ka­len­der­jah­res fest­zu­stel­len, wel­che Ar­beit­ge­ber für die Dau­er die­ses Ka­len­der­jah­res an dem Aus­gleich der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen teil­neh­men. Ein Ar­beit­ge­ber beschäftigt in der Re­gel nicht mehr als zwan­zig Ar­beit­neh­mer, wenn er in dem letz­ten Ka­len­der­jahr, das dem­je­ni­gen, für das die Fest­stel­lung nach Satz 1 zu tref­fen ist, vor­auf­ge­gan­gen ist, für ei­nen Zeit­raum von min­des­tens acht Ka­len­der­mo­na­ten nicht mehr als zwan­zig Ar­beit­neh­mer beschäftigt hat. Hat ein Be­trieb nicht während des gan­zen nach Satz 2 maßge­ben­den Ka­len­der­jah­res be­stan­den, so nimmt der Ar­beit­ge­ber am Aus­gleich der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen teil, wenn er während des Zeit­rau­mes des Be­ste­hens des Be­trie­bes in der über­wie­gen­den Zahl der Ka­len­der­mo­na­te nicht mehr als zwan­zig Ar­beit­neh­mer beschäftigt hat. Wird ein Be­trieb im Lau­fe des Ka­len­der­jah­res er­rich­tet, für das die Fest­stel­lung nach Satz 1 ge­trof­fen ist, so nimmt der Ar­beit­ge­ber am Aus­gleich der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen teil, wenn nach der Art des Be­trie­bes an­zu­neh­men ist, daß die Zahl der beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer während der über­wie­gen­den Ka­len­der­mo­na­te die­ses Ka­len­der­jah­res zwan­zig nicht über­schrei­ten wird. Bei der Er­rech­nung der Ge­samt­zahl der beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer blei­ben Ar­beit­neh­mer in ei­nem Ar­beits­verhält­nis, in dem die re­gelmäßige Ar­beits­zeit wöchent­lich zehn St­un­den oder mo­nat­lich fünf­und­vier­zig St­un­den nicht über­steigt, so­wie Schwer­be­hin­der­te im Sin­ne des Neun­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch außer An­satz. Ar­beit­neh­mer, die wöchent­lich re­gelmäßig nicht mehr als zwan­zig St­un­den zu leis­ten ha­ben, wer­den mit 0,5 und die­je­ni­gen, die nicht mehr als dreißig St­un­den zu leis­ten ha­ben, mit 0,75 an­ge­setzt.

(3) bis (5) ...

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§ 14 LFZG
Auf­brin­gung der Mit­tel

(1) Die Mit­tel zur Durchführung des Aus­gleichs der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen wer­den durch ei­ne Um­la­ge von den am Aus­gleich be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­bern auf­ge­bracht.

(2) ...

§ 16 LFZG
Sat­zung

(1) ...

(2) Die Sat­zung kann 1. bis 3. ...,

4. die in § 10 Abs. 1 ge­nann­te Zahl von zwan­zig Ar­beit­neh­mern bis auf dreißig her­auf­set­zen.

(3) ...


(4) In An­ge­le­gen­hei­ten die­ses Ab­schnitts wir­ken in den Or­ga­nen der Selbst­ver­wal­tung nur die Ver­tre­ter der Ar­beit­ge­ber mit.

§ 19 LFZG
Frei­wil­li­ges Aus­gleichs­ver­fah­ren

(1) Für Be­trie­be ei­nes Wirt­schafts­zwei­ges können Ar­beit­ge­ber Ein­rich­tun­gen zum Aus­gleich der Ar­beit­ge­ber­auf­wen­dun­gen er­rich­ten, an de­nen auch Ar­beit­ge­ber teil­neh­men, die die Vor­aus­set­zun­gen des § 10 Abs. 1 und 2 nicht erfüllen. Die Er­rich­tung und die Re­ge­lung des Aus­gleichs­ver­fah­rens bedürfen der Ge­neh­mi­gung des Bun­des­mi­nis­ters für Ge­sund­heit.

(2) und (3) ...

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II.


Die Be­schwer­deführe­rin be­treibt ei­ne Bäcke­rei und Kon­di­to­rei mit meh­re­ren Fi­lia­len. Sie beschäftigt rund 100 Ar­beit­neh­mer, da­von zur Hälf­te Frau­en. Die bei ihr an­ge­stell­te Kläge­rin des Aus­gangs­ver­fah­rens ver­dien­te rund 3.500 DM brut­to mo­nat­lich.

Sie wur­de vom 25. Sep­tem­ber 1991 bis zum 2. Ja­nu­ar 1992 auf­grund der Beschäfti­gungs­ver­bo­te vor und nach der Ent­bin­dung nicht beschäftigt. Die ge­setz­li­che Kran­ken­kas­se zahl­te ihr ins­ge­samt 2.500 DM Mut­ter­schafts­geld. Die Be­schwer­deführe­rin wei­ger­te sich un­ter Be­ru­fung auf die von ihr gel­tend ge­mach­te Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der Re­ge­lung, der Kläge­rin den Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld in rech­ne­risch un­strei­ti­ger Höhe von ins­ge­samt 3.335,72 DM zu zah­len.

Die auf Zah­lung des Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld ge­rich­te­te Kla­ge hat­te in al­len In­stan­zen Er­folg. Die Ge­rich­te hiel­ten die Ver­pflich­tung der Be­schwer­deführe­rin zur Zah­lung des Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld für ver­fas­sungs­gemäß.

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (vgl. BA­GE 81, 222) sah Art. 12 Abs. 1 GG nicht als ver­letzt an. Das Mut­ter­schutz­ge­setz tra­ge da­zu bei, das Ver­fas­sungs­ge­bot des Art. 6 Abs. 4 GG zu ver­wirk­li­chen. Es sei auch zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Zwecks ge­eig­net und er­for­der­lich. Bei der ge­bo­te­nen Ge­samt­abwägung wer­de auch die Gren­ze der Zu­mut­bar­keit noch ge­wahrt. Es sei­en nicht nur die Ge­samt­be­las­tung der Ar­beit­ge­ber durch ih­re Pflich­ten nach dem Mut­ter­schutz­ge­setz, son­dern auch die Auf-



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wen­dun­gen des Bun­des und der Kran­ken­kas­sen für Ehe und Fa­mi­lie ge­stie­gen. Es be­ste­he ei­ne Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung des Ar­beit­ge­bers zum Zweck der Re­ge­lung. Der Ar­beit­ge­ber bedürfe zur Er­rei­chung des Un­ter­neh­mens­zwecks der Mit­wir­kung sei­ner Ar­beit­neh­me­rin­nen, während die­se zur Exis­tenz­si­che­rung ih­re Ar­beits­kraft ein­set­zen müss­ten. Oh­ne Ent­gelt­fort­zah­lung könne die Ge­sund­heit von Mut­ter und Kind gefähr­det sein.

Die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der Zu­schuss­pflicht fol­ge auch nicht dar­aus, dass mitt­le­re und größere Ar­beit­ge­ber nicht in das Um­la­ge­ver­fah­ren nach den §§ 10 ff. LFZG ein­be­zo­gen sei­en. Ein Um­la­ge­ver­fah­ren sei nur sinn­voll, wenn die Ar­beit­ge­ber in un­ter­schied­li­chem Maß in An­spruch ge­nom­men würden. Bei den Leis­tun­gen nach dem Mut­ter­schutz­ge­setz gel­te das aber nur für klei­ne­re Ar­beit­ge­ber. Größeren und mitt­le­ren Ar­beit­ge­bern wie der Be­schwer­deführe­rin brin­ge ein Um­la­ge­ver­fah­ren auf mitt­le­re Sicht kei­ne Vor­tei­le, da sich da­durch an der fi­nan­zi­el­len Ge­samt­be­las­tung des ein­zel­nen Ar­beit­ge­bers nichts ände­re.

Auch Art. 3 Abs. 1 GG sei nicht ver­letzt. In­so­weit ver­weist das Bun­des­ar­beits­ge­richt auf die Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 23. April 1974 (BVerfGE 37, 121). Da­durch, dass sich die Ge­samt­be­las­tung der Ar­beit­ge­ber erhöht ha­be, ha­be sich das Verhält­nis der kon­kur­rie­ren­den Un­ter­neh­men zu­ein­an­der nicht verändert. Die Be­las­tun­gen der Ar­beit­ge­ber durch das Mut­ter­schutz­ge­setz und an­de­re Ar­beit­neh­mer­schutz­ge­set­ze sei­en zwar ge­stie­gen. Es sei auch be­denk­lich, dass sich das Verhält­nis zwi­schen Mut­ter­schafts­geld und Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld im­mer mehr zu­las­ten der Ar­beit-


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ge­ber ver­schie­be. Sch­ließlich sei auch nicht zu über­se­hen, dass sich die Chan­cen jünge­rer Frau­en auf dem Ar­beits­markt in­fol­ge wach­sen­der fi­nan­zi­el­ler Be­las­tung der Ar­beit­ge­ber bei Schwan­ger- und Mut­ter­schaft ten­den­zi­ell ver­schlech­ter­ten. Es sei aber nicht Sa­che des Ge­richts, die ge­setz­li­che Re­ge­lung dar­auf­hin zu über­prüfen, ob sie die zweckmäßigs­te, vernünf­tigs­te oder ge­rech­tes­te Lösung sei. Der Ge­setz­ge­ber ha­be die äußers­ten Gren­zen sei­nes Er­mes­sens nicht über­schrit­ten.


III.

Mit der Ver­fas­sungs­be­schwer­de wen­det sich die Be­schwer­deführe­rin un­mit­tel­bar ge­gen die Ur­tei­le des Ar­beits­ge­richts, des Lan­des­ar­beits­ge­richts und des Bun­des­ar­beits­ge­richts so­wie mit­tel­bar ge­gen § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG.

Durch die Auf­er­le­gung der Pflicht zur Zah­lung des Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld wer­de ih­re Be­rufs­ausübungs­frei­heit un­verhält­nismäßig be­schränkt. Es feh­le an der er­for­der­li­chen Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung zwi­schen Ar­beit­ge­ber und dem Be­lang des Mut­ter­schut­zes, dem Kin­der­se­gen. Al­len­falls aus dem Fürsor­ge­prin­zip des Ar­beits­rechts las­se sich ei­ne Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung ab­lei­ten. Die­se Pflicht könne je­doch nicht zum An­knüpfungs­punkt der So­zi­al­ver­si­che­rungs­be­las­tung der Ar­beit­ge­ber ge­nom­men wer­den. Selbst wenn sie ei­ne So­zi­al­leis­tungs­ver­pflich­tung wie die vor­lie­gen­de le­gi­ti­mie­ren soll­te, sei Zurück­hal­tung an­ge­bracht. Sie wir­ke je­den­falls nur in An­bin­dung an das Ver­trags­verhält­nis. Dar­aus könne kein An­spruch auf ei­ne ver­trags­un­abhängi­ge Glo­bal­si­che­rung des Ar­beit­neh­mers durch den Ar­beit­ge­ber ab­ge­lei­tet wer­den.



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Die von den Ar­beit­ge­bern zu leis­ten­den Zuschüsse zum Mut­ter­schafts­geld sei­en seit 1974 ständig ge­stie­gen. Die Leis­tun­gen des Bun­des für das Er­zie­hungs­geld sei­en nicht in die Abwägung ein­zu­be­zie­hen. Die Verhält­nismäßig­keits­be­trach­tung müsse auf Leis­tun­gen be­schränkt wer­den, die dem Schutz der Mut­ter und der Fürsor­ge für sie dien­ten.

Die von Art. 3 Abs. 1 GG ge­for­der­te Ab­ga­ben­gleich­heit als wich­tigs­te Aus­prägung des Gleich­heits­sat­zes sei ver­letzt, wenn - wie hier - ei­ne Grup­pe von Bürgern zur Fi­nan­zie­rung von Ge­mein­las­ten her­an­ge­zo­gen wer­de, die dem So­zi­al­be­reich zu­zu­ord­nen sei­en. Es sei die durch die Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung Ar­beit­ge­ber-Ar­beit­neh­me­rin ge­zo­ge­ne Gren­ze über­schrit­ten. Das In­ter­es­se an zahl­rei­chem und ge­sun­dem Nach­wuchs sei kein aus­sch­ließli­ches oder weit über­wie­gen­des In­ter­es­se der So­li­dar­ge­mein­schaft der Ver­si­cher­ten oder der Ar­beit­ge­ber. Der Mut­ter­schutz lie­ge viel­mehr im vor­ran­gi­gen In­ter­es­se der Ge­mein­schaft al­ler Bürger, er sei des­halb im We­sent­li­chen aus Steu­er­mit­teln zu fi­nan­zie­ren.

Art. 3 Abs. 1 GG sei auch in­so­fern ver­letzt, als Ar­beit­ge­ber, die nur Frau­en oder vor­wie­gend höher­ver­die­nen­de Frau­en beschäftig­ten, ge­genüber an­de­ren Ar­beit­ge­bern, die über­wie­gend Männer beschäftig­ten, be­nach­tei­ligt würden. Es sei der Be­schwer­deführe­rin, die we­gen des Be­triebs­zwecks mehr Frau­en als an­de­re Ar­beit­ge­ber beschäfti­ge, nicht zu­zu­mu­ten, die­sen Zweck zu ändern, um zu ver­mei­den, dass sie für Frau­en mehr zah­len müsse.



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IV.

Zu der Ver­fas­sungs­be­schwer­de ha­ben sich un­ter an­de­rem die Bun­des­re­gie­rung, die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung, die Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände und der Deut­sche Ge­werk­schafts­bund geäußert.

1. Nach An­sicht der Bun­des­re­gie­rung be­ste­hen bei ei­ner Ge­samt­be­trach­tung der Las­ten kei­ne ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken ge­gen § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG. Sie geht da­bei von fol­gen­dem Leis­tungs­bild aus (An­ga­ben in Mil­li­ar­den DM):

  1991  1993   1995

Bund


a) Mut­ter­schutz­ge­setz 

b) Stif­tung Mut­ter und Kind 


c) Er­zie­hungs­geld 


d) Kin­der­geld Auf­wen­dun­gen Fa­mi­li­en-

las­ten­aus­gleich für die

ers­ten 6 Le­bens­mo­na­te

von Kin­dern  

 

0,198

0,180

5,906

0,465

0,199

0,180

6,823

0,474

0,006

0,200

7,200

1996: 1,100  

Ge­setz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung

Mut­ter­schafts­geld 1,213 1,248 1,205

 

     

Ar­beit­ge­ber


Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld

     


Zu­dem sei zu berück­sich­ti­gen, dass die Ar­beit­ge­ber während der Mut­ter­schutz­fris­ten von der Bei­trags­zah­lung an die Kran­ken­kas­sen frei­ge­stellt sei­en. Sch­ließlich würden Klein­un­ter­neh­men durch das Um­la­ge­ver­fah­ren des § 10 LFZG ent­las­tet. Ei­ne Aus­deh­nung des Um­la­ge­ver­fah­rens auf größere Un­ter­neh­men sei von der Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände mehr­fach aus­drück­lich ab­ge­lehnt wor­den, da dies zu erhöhtem Ver­wal­tungs­auf­wand führe, während die tatsächli­che Ko-
 


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sten­be­las­tung durch den ein­zel­nen Mut­ter­schafts­fall für mit­telständi­sche und größere Un­ter­neh­men re­gelmäßig kein größeres Pro­blem dar­stel­le.

Art. 6 Abs. 4 GG sei nicht ver­letzt, da der größere Teil der für den Mut­ter­schutz zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen nach wie vor vom Bund und von den ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen auf­ge­bracht wer­de. Auch die Leis­tun­gen des Bun­des auf­grund des Bun­des­er­zie­hungs­geld­ge­set­zes sei­en in die Be­trach­tung mit ein­zu­be­zie­hen.

Art. 12 Abs. 1 GG sei eben­falls nicht ver­letzt. § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG ha­be kei­nen un­mit­tel­bar be­rufs­re­geln­den Cha­rak­ter, so dass die Ge­stal­tungs­frei­heit des Ge­setz­ge­bers groß sei. Je­den­falls sei die Re­ge­lung nicht un­verhält­nismäßig. Die Zu­schuss­pflicht sei durch Gründe des All­ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigt, denn Mut­ter und Kind müss­ten be­son­ders während der Schwan­ger­schaft vor Ge­fah­ren geschützt wer­den. Hin­sicht­lich der Zu­mut­bar­keit der Kos­ten­be­las­tung sei ei­ne Ge­samt­be­trach­tung an­zu­stel­len. § 14 Abs. 1 MuSchG über­schrei­te da­her nicht den zu­mut­ba­ren Rah­men. Es be­ste­he auch ei­ne be­son­de­re Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung des Ar­beit­ge­bers zum Zweck der Re­ge­lung, denn die Ge­sund­heit der Ar­beit­neh­me­rin kom­me dem Un­ter­neh­men zu­gu­te.

§ 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG ver­s­toße auch nicht ge­gen Art. 3 Abs. 1 GG. Die Vor­schrift gel­te für al­le Ar­beit­ge­ber. Un­ter­schied­li­che tatsächli­che Aus­wir­kun­gen bei Ar­beit­ge­bern mit vie­len jünge­ren Ar­beit­neh­me­rin­nen hiel­ten sich im Rah­men zulässi­ger Ty­pi­sie­run­gen. Großbe­trie­be sei­en kaum merk­lich be-

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las­tet und Klein­be­trie­be durch das Um­la­ge­ver­fah­ren ent­las­tet.

2. Die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung ist der Auf­fas­sung, § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG ver­s­toße nicht ge­gen das Grund­ge­setz. Der Ab­si­che­rung be­rufstäti­ger Frau­en in der Schwan­ger­schaft und nach der Ge­burt kom­me be­son­de­re Be­deu­tung zu. Die Re­ge­lung sei zu­mut­bar, es han­de­le sich um ein we­sent­li­ches Ele­ment des not­wen­di­gen Mut­ter­schut­zes. Die So­zi­al­pflich­tig­keit der Un­ter­neh­men le­gi­ti­mie­re seit je­her Leis­tun­gen ge­ra­de auch im Be­reich des Ar­beits­schut­zes und der Lohn­fort­zah­lung, oh­ne dass die­se aus­sch­ließlich oder über­wie­gend durch den Ar­beit­ge­ber ver­ur­sacht sein müss­ten. Der An­spruch auf Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld sei Aus­druck der Fürsor­ge­pflicht des Ar­beit­ge­bers. Übermäßigen Be­las­tun­gen von Klein­un­ter­neh­men wer­de durch das Um­la­ge­ver­fah­ren nach den §§ 10 ff. LFZG vor­ge­beugt.

3. Nach An­sicht der Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände ist § 14 Abs. 1 MuSchG ver­fas­sungs­wid­rig. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ha­be in sei­ner Ent­schei­dung aus dem Jah­re 1985 selbst be­tont, dass § 14 Abs. 1 MuSchG Ver­fas­sungs­recht nicht ver­let­ze, so­lan­ge der größte Teil der von der Ge­mein­schaft zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen für den Mut­ter­schutz vom Bund und von den Trägern der ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen auf­ge­bracht wer­de. Nach die­sem Maßstab sei nun­mehr ein Ver­s­toß ge­gen Art. 6 Abs. 4 GG zu be­ja­hen. Die Auf­wen­dun­gen der Ar­beit­ge­ber für Mut­ter­schaftsfälle sei­en in den ver­gan­ge­nen Jah­ren stark an­ge­stie­gen. Während ursprüng­lich die Ar-beit­ge­ber nur aus­nahms­wei­se ei­nen ge­rin­gen Zu­schuss zum Mut-

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ter­schafts­geld ge­leis­tet hätten, be­tra­ge der Zu­schuss heu­te rund 70 %.

Die an­ge­mes­se­ne Ver­sor­gung von Schwan­ge­ren sei ei­ne ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be und da­her aus Steu­er­mit­teln zu fi­nan­zie­ren. Sei dies nicht durch­setz­bar, so sei zu­min­dest die ursprüng­li­che Re­la­ti­on zwi­schen Mut­ter­schafts­geld und Ar¬beit­ge­ber­zu­schuss wie­der­her­zu­stel­len, was durch ei­ne An­he­bung und Dy­na­mi­sie­rung des Mut­ter­schafts­gel­des er­fol­gen könne. Art. 3 Abs. 2 GG ver­lan­ge ei­ne ak­ti­ve Förde­rung der Gleich­be­rech­ti­gung durch den Staat. Dem wi­der­spre­che die erhöhte Be­las­tung der Ar­beit­ge­ber mit Zu­satz­kos­ten bei der Beschäfti­gung von Frau­en. Die stei­gen­de Kos­ten­be­las­tung be­wir­ke, dass Ar­beit­ge­ber bei der Ein­stel­lung jun­ger Frau­en Zurück­hal­tung übten.

4. Der Deut­sche Ge­werk­schafts­bund hält § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG für ver­fas­sungs­gemäß. Die Re­ge­lung stel­le ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung des Art. 6 Abs. 4 GG dar. Ein Ver­s­toß ge­gen Art. 12 Abs. 1 GG lie­ge nicht vor. Die den Ar­beit­ge­bern auf­er­leg­te Pflicht, ei­nen Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld zu zah­len, sei durch Gründe des All­ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigt. Der Schutz­auf­trag des Art. 6 Abs. 4 GG rich­te sich schon sei­nem Wort­laut nach nicht nur an den Staat, son­dern an je­den Ein­zel­nen.

§ 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG sei er­for­der­lich und ge­eig­net, ei­ne ma­te­ri­el­le Ab­si­che­rung der Frau während der Beschäfti­gungs­ver­bo­te zu gewähr­leis­ten. Der Zu­schuss stel­le ei­ne zu­mut­ba­re Be­las­tung dar. Die re­la­ti­ve Höhe des Ar­beit­ge­ber­zu­schus­ses im Verhält­nis zur Pro­duk­ti­vität und zu dem An­teil


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der Lohn­kos­ten am Um­satz ha­be sich seit 1993 ver­rin­gert. Der all­ge­mei­ne Ge­bur­tenrück­gang sei an­hal­tend. Frau­en sei­en stärker als Männer in Teil­zeit oder als ge­ringfügig Beschäftig­te tätig, was die Zu­schuss­pflicht der Ar­beit­ge­ber be­gren­ze. Beschäfti­gung von Frau­en er­fol­ge im­mer noch in nied­ri­ge­ren Ein­kom­mens­grup­pen als bei Männern. Frau­en ver­dien­ten selbst in ver­gleich­ba­ren Po­si­tio­nen wie Männer we­ni­ger. Da­her sei es für Ar­beit­ge­ber güns­ti­ger, mehr Frau­en als Männer zu beschäfti­gen. Zu­dem sei­en Frau­en be­zo­gen auf ei­ne 40jähri­ge Beschäfti­gungs­dau­er für Ar­beit­ge­ber we­gen ins­ge­samt ge­rin­ge­rer krank­heits­be­ding­ter Aus­fall­zei­ten länger verfügbar als Männer. Auch die ab­so­lu­te Be­las­tung der Ar­beit­ge­ber durch den Zu­schuss sei nicht un­zu­mut­bar hoch, son­dern lie­ge im Zehn­tel-Pro­zent-Be­reich der Ge­samt­b­rut­to­lohn­sum­me.

Die Kos­ten für Mut­ter­schaft und Er­zie­hung tra­ge der Staat in weit größerem ma­te­ri­el­len Um­fang als die Ar­beit­ge­ber, denn Er­zie­hungs­geld und an­de­re Leis­tun­gen des Staa­tes, wie das Kin­der­geld, sei­en zu berück­sich­ti­gen. Die Klein­un­ter­neh­men sei­en durch das Um­la­ge­ver­fah­ren ent­las­tet. Ei­ne Aus­deh­nung des Um­la­ge­ver­fah­rens sei von den Ar­beit­ge­ber­verbänden stets ab­ge­lehnt wor­den.

Auch ein Ver­s­toß ge­gen Art. 3 Abs. 1 GG lie­ge nicht vor, da die so­zia­le Schutz­bedürf­tig­keit der Mut­ter im Vor­der­grund ste­he und et­wai­ge Un­gleich­be­hand­lun­gen recht­fer­ti­ge. Eben­so­we­nig sei Art. 3 Abs. 2 GG ver­letzt. § 14 MuSchG re­ge­le den Schutz der Frau­en in ei­nem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis und sei kei­ne Ein­stel­lungs­re­ge­lung. Die Über­le­gung, dass bei

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Frau­en ei­ne Mut­ter­schaft ein­tre­ten könn­te, be­ein­flus­se die Ein­stel­lung und die Per­so­nal­po­li­tik im Hin­blick auf das Ge­schlecht we­gen zu er­war­ten­der Zu­satz­kos­ten nicht ent­schei­dend.

V.

Der Be­schwer­deführe­rin und den Anhörungs­be­rech­tig­ten ist Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wor­den, ergänzend zu der Fra­ge ei­ner mögli­chen Wech­sel­wir­kung zwi­schen der Zu­schuss­pflicht des Ar­beit­ge­bers zum Mut­ter­schafts­geld und der Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en im Ar­beits­le­ben (Art. 3 Abs. 2 GG) so­wie zu ei­nem Fra­gen­ka­ta­log zur Pra­xis des Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­rens Stel­lung zu neh­men.

Stel­lung ge­nom­men ha­ben die Bun­des­re­gie­rung, die Länder Ber­lin, Bran­den­burg, Hes­sen, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Nie­der­sach­sen, Nord­rhein-West­fa­len, Saar­land, Sach­sen-An­halt und Thürin­gen, der Bun­des­ver­band der All­ge­mei­nen Orts­kran­ken­kas­sen, der Bun­des­ver­band der Be­triebs­kran­ken­kas­sen, der Bun­des­ver­band der In­nungs­kran­ken­kas­sen, die Bun­des­knapp­schaft, die See-Kran­ken­kas­se so­wie die Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände, der Deut­sche Ge­werk­schafts­bund und die Be­schwer­deführe­rin.

Zu­sam­men­ge­fasst er­ge­ben sich aus den Stel­lung­nah­men fol­gen­de Er­kennt­nis­se:

1. Nach An­ga­ben der Bun­des­re­gie­rung hat sich das durch­schnitt­li­che ka­len­dertägli­che Net­to­ar­beits­ent­gelt von rund 25 DM im Jahr 1968 auf rund 88,60 DM im Jahr 2000 erhöht.

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Nach Ab­zug der nicht zu berück­sich­ti­gen­den Ein­mal­zah­lun­gen (§ 14 Abs. 1 Satz 4 MuSchG) er­ge­be sich ein "be­rei­nig­ter" durch­schnitt­li­cher tägli­cher Net­to­ver­dienst im Jahr 2000 von rund 81 DM. Der durch­schnitt­li­che tägli­che Ar­beit­ge­ber­zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld in Höhe von 25 DM be­trug dem­nach im Jahr 2000 rund 56 DM.

Das ent­spricht den An­ga­ben der Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände, nach de­nen der Ar­beit­ge­ber­zu­schuss rund 69 % und das Mut­ter­schafts­geld 31 % der Ge­samt­auf­wen­dun­gen für die Ar­beit­neh­me­rin­nen in den Mut­ter­schutz­fris­ten vor und nach der Ent­bin­dung be­tru­gen.

Zur Höhe des ka­len­dertägli­chen Net­to­ent­gelts von Frau­en bis 40 Jah­ren hat ei­ne Um­fra­ge der Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände er­ge­ben, dass die­ses im Jah­re 2001 bei 52,76 Eu­ro ge­le­gen hat. Zie­he man vom ka­len­dertägli­chen Net­to­ent­gelt den auf die Kran­ken­kas­sen ent­fal­len­den An­teil ab, so ver­blei­be ein durch­schnitt­li­cher Zu­schuss­be­trag auf Ar­beit­ge­ber­sei­te in Höhe von 39,76 Eu­ro pro Ka­len­der­tag und Ar­beit­neh­me­rin. Die­ses wie­der­um er­ge­be un­ter Zu­grun­de­le­gung der Mut­ter­schutz­fris­ten von 14 Wo­chen ei­ne durch­schnitt­li­che Ge­samt­be­las­tung für den Ar­beit­ge­ber von 3.896,48 Eu­ro pro Mut­ter­schafts­fall. Die Um­fra­ge hat wei­ter­hin er­ge­ben, dass im Jah­re 2001 nur 3,33 % der be­frag­ten Un­ter­neh­men ei­nen durch­schnitt­li­chen Zu­schuss von un­ter 13 Eu­ro ge­zahlt hätten. 96,67 % al­ler Un­ter­neh­men zahl­ten mehr als 13 Eu­ro. Rund ein Vier­tel der Un­ter­neh­men müss­ten mehr als 39 Eu­ro zah­len. 10 % zahl­ten über 52 Eu­ro.


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2. Das Um­la­ge­ver­fah­ren er­fass­te nach ei­ner vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ju­gend, Fa­mi­lie, Frau­en und Ge­sund­heit in Auf­trag ge­ge­be­nen Stu­die im Jahr 1989 93 % der Be­trie­be in den al­ten Bun­desländern mit rund 35 % al­ler Beschäftig­ten (vgl. Speil/Bald­auf, Mut­ter­schutz und Ar­beits­lohn - Ver­si­che­rungs­recht­li­che Aus­gleichs­ver­fah­ren als Bei­trag zur Kos­ten­ent­las­tung der Be­trie­be und Beschäfti­gungsförde­rung von Frau­en, Schrif­ten­rei­he des Bun­des­mi­nis­ters für Ju­gend, Fa­mi­lie, Frau­en und Ge­sund­heit, Band 261, 1990). Die­se An­ga­ben sind auch heu­te noch im We­sent­li­chen ak­tu­ell, wie sich auch aus den Er-he­bun­gen des In­sti­tuts für Ar­beits­markt- und Be­rufs­for­schung (IAB) zur Ver­tei­lung der Be­trie­be nach Be­triebs­größen­klas­sen er­gibt (vgl. Beschäfti­gungs­ent­wick­lung und -struk­tu­ren in den al­ten und neu­en Bun­desländern - Er­geb­nis­se aus dem IAB-Be­triebs­pa­nel 1996, in: Mit­tei­lun­gen aus der Ar­beits­markt-und Be­rufs­for­schung <Mitt­AB> 1997, S. 47, 51):

So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäftig­te nach Be­triebs­größen­klas­sen
am 30. Ju­ni 1996

 

Be­triebs­größen­klas­sen (Beschäftig­te) --- Beschäftig­ten­zahl in % in 1.000 --- Be­trie­be in % in 1.000

West­deutsch­land


1-19 --- 28,6 8.349,0 --- 86,5 1.413,1
20-199 ---34,2 9.984,3 --- 12,4 202,8
200-499 --- 12,7 3.691,4 --- 0,7 12,1
500-1999 --- 15,2 4.429,0 --- 0,3 5,1
2000 und mehr --- 9,3 2.708,--- 4 0,0 0,6
Ins­ge­samt ---100,0 29.162,1 --- 100,0 1.633,7

Ost­deutsch­land

1-19 --- 29,6 1.776,6 --- 84,6 338,0
20-199 --- 39,7 2.381,2 --- 12,3 49,2
200-499 --- 11,6 694,0 --- 2,7 10,8
500-1999 --- 13,6 814,3 --- 0,2 0,9
2000 und mehr --- 5,5 330,6 --- 0,2 0,7
Ins­ge­samt --- 100,0 5.996,7 --- 100,0 399,6

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Hin­sicht­lich des An­teils von Frau­en und Männern je nach Un­ter­neh­mens­größe lie­gen Da­ten für das Jahr 1998 (vgl. WSI-Frau­en­Da­ten­Re­port, 2000, S. 91 f.) und das Jahr 2000 (vgl. Be­richt der Bun­des­re­gie­rung zur Be­rufs- und Ein­kom­mens­si­tua­ti­on von Frau­en und Männern, BT­Drucks 14/8952, S. 75) vor. Da­nach er­gibt sich für das Jahr 2000 fol­gen­des Bild:

So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäftig­te nach Be­triebs­größen­klas­sen
am 30. Ju­ni 2000

Be­triebs­größen­klas­sen (Beschäftig­te) --- Frau­en in % Ab­so­lut --- Männer in % Ab­so­lut


West­deutsch­land

1-9 --- 22,3 2.201.168 --- 14,3 1.855.583
10-19 --- 9,8 972.601 --- 9,4 1.219.424
20-49 --- 12,7 1.254.277 --- 14,0 1.811.736
50-99 --- 11,1 1.094.375 --- 11,3 1.468.246
100-246 --- 14,2 1.403.309 --- 14,8 1.917.244
250-499 --- 10,2 1.005.250 --- 10,7 1.390.700
500-900 --- 8,0 795.112 --- 8,6 1.117.100
1000 und mehr --- 11,7 1.157.558 --- 16,8 2.183.729
Ins­ge­samt 100,0 9.883.650 --- 100,0 12.963.762


Ost­deutsch­land

1-9 --- 21,9 525.438 --- 18,7 481.912
10-19 --- 9,6 231.166 --- 12,9 332.851
20-49 --- 14,3 343.933 --- 19,3 498.571
50-99 ---11,9 285.761 --- 13,8 356.492
100-246 --- 14,7 353.647 --- 14,9 383.296
250-499 --- 9,6 231.180 --- 8,0 205.932
500-900 --- 7,7 184.405 --- 5,8 150.689
1000 und mehr --- 10,1 242.533 --- 6,6 170.406
Ins­ge­samt --- 100,0 2.398.063 --- 100,0 2.580.149

Nach die­sen Sta­tis­ti­ken wa­ren 1998 in Deutsch­land 15,4 Mio. Frau­en und 20,5 Mio. Männer (2000: 15,9 Mio. Frau­en und 20,7 Mio. Männer) beschäftigt. Im Wes­ten wa­ren pro­zen­tu­al mehr Frau­en als Männer in Klein­be­trie­ben beschäftigt. In ab­so­lu­ten Zah­len hiel­ten sich die Grup­pen mit 4,34 Mio. Frau­en und 4,4 Mio. Männern (1998) in den Klein­be­trie­ben al­ler­dings die Waa­ge. Im Os­ten wa­ren die An­tei­le pro­zen­tu­al et­wa gleich;
 


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die Zahl der in Klein­be­trie­ben beschäftig­ten Männer über­wog mit et­wa 1,8 Mio. je­doch die Zahl der Frau­en mit 0,9 Mio. Nicht vom Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren er­fasst sind da­nach in Deutsch­land un­gefähr 10 Mio. Frau­en und fast 15 Mio. Männer. De­ren Ar­beit­ge­ber wer­den je nach in­di­vi­du­el­lem Frau­en­an­teil und der Häufig­keit von Mut­ter­schaft un­ter­schied­lich durch die ge­setz­li­che Re­ge­lung be­trof­fen. Am Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren be­tei­ligt sind die Ar­beit­ge­ber von un­gefähr 5 Mio. Männern und 5 Mio. Frau­en, al­so von ins­ge­samt 10 Mio. Beschäftig­ten.

3. Nach der Stu­die "Mut­ter­schutz und Ar­beits­lohn" hat­ten 1989 22 % der Orts­kran­ken­kas­sen und 43 % der In­nungs­kran­ken­kas­sen die Um­la­ge für den Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld (so­ge­nann­te U 2 in Ab­gren­zung zur Um­la­ge U 1, die die Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall be­trifft) gemäß § 16 Abs. 2 Nr. 4 LFZG auf Klein­un­ter­neh­men mit bis zu 30 Beschäftig­ten er­wei­tert.

Ak­tu­ell ha­ben die Bun­des­knapp­schaft, die See-Kran­ken­kas­se so­wie die meis­ten All­ge­mei­nen Orts­kran­ken­kas­sen und In­nungs­kran­ken­kas­sen und ein Teil der Be­triebs­kran­ken­kas­sen das Um­la­ge­ver­fah­ren auf Klein­be­trie­be mit bis zu 30 Beschäftig­ten er­wei­tert. Ne­ben ei­ner ob­li­ga­to­ri­schen Aus­wei­tung auf die Be­trie­be mit bis zu 30 Beschäftig­ten gibt es auch die Va­ri­an­te, die­sen Be­trie­ben ein Wahl­recht ein­zuräum­en, ob sie sich am Um­la­ge­ver­fah­ren be­tei­li­gen möch­ten.

4. Die Um­la­ge U 2 ist - im Ge­gen­satz zur Um­la­ge U 1 - recht ge­ring. Der Bei­trags­satz be­wegt sich zwi­schen 0,05 %

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(In­nungs­kran­ken­kas­sen, Bun­des­knapp­schaft: 0,1 %) und ma­xi­mal 0,35 % (bei ein­zel­nen All­ge­mei­nen Orts­kran­ken­kas­sen). Bei den meis­ten Orts­kran­ken­kas­sen und den Be­triebs­kran­ken­kas­sen beträgt der Um­la­ge­satz 0,2 %.

Der Nut­zen ei­ner Aus­wei­tung des Um­la­ge­ver­fah­rens wird skep­tisch ge­se­hen. Stel­lung­nah­men, die ei­ne sol­che Aus­wei­tung aus­drück­lich befürwor­ten, sind nicht ab­ge­ge­ben wor­den. Vor al­lem die Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände spricht sich da­ge­gen aus. Nach ih­ren An­ga­ben lehn­ten na­he­zu al­le Un­ter­neh­men ei­ne Aus­wei­tung ab. Dies deckt sich mit den An­ga­ben und Einschätzun­gen der Kran­ken­kas­sen.

B.

Die Ver­fas­sungs­be­schwer­de ist zulässig. Ins­be­son­de­re war die Be­schwer­deführe­rin nicht ge­hin­dert, das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt er­neut an­zu­ru­fen.

Zwar hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt die Ver­fas­sungsmäßig­keit des Ar­beit­ge­ber­zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld schon zwei­mal bestätigt (BVerfGE 37, 121; 70, 242). Das schließt ei­ne er­neu­te Ver­fas­sungs­be­schwer­de je­doch nicht aus, wenn später rechts­er­heb­li­che Ände­run­gen der Sach- und Rechts­la­ge ein­tre­ten (vgl. BVerfGE 33, 199 <203 f.>). Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat hin­sicht­lich der Ver­fas­sungsmäßig­keit von § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG aus­geführt, dass sol­che veränder­ten Verhält­nis­se vor­lie­gen, wenn die Be­las­tung der Ar­beit­ge­ber mit den Leis­tun­gen des Mut­ter­schut­zes 50 % über­steigt (vgl. BVerfGE 70, 242 <251>). Darüber hin­aus hat sich die Rechts­la-
 


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ge, so­weit sie den Grund­satz der Gleich­be­rech­ti­gung der Ge­schlech­ter be­trifft, durch die Fort­ent­wick­lung des eu­ropäischen Ge­mein­schafts­rechts und des deut­schen Rechts zur Durch­set­zung des Grund­sat­zes der Gleich­be­rech­ti­gung der Ge­schlech­ter, ins­be­son­de­re auch durch die Neu­fas­sung des Art. 3 Abs. 2 GG, geändert. Ver­fas­sungs­recht­lich darf nicht mehr dar­auf ab­ge­stellt wer­den, dass der Ar­beit­ge­ber auf­grund frei­en Ent­schlus­ses und im ei­ge­nen Er­werbs­in­ter­es­se mit Frau­en Ar­beits­verhält­nis­se be­gründe, es ihm al­so frei ste­he, et­wai­ge Mehr­be­las­tun­gen da­durch zu ver­mei­den, dass er die Beschäfti­gung von Frau­en un­terlässt (so noch BVerfGE 37, 121 <130>).


C.

Die Ver­fas­sungs­be­schwer­de ist, so­weit sie sich mit­tel­bar ge­gen § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG rich­tet, be­gründet. Die Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers zur Zah­lung ei­nes Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld ist zwar grundsätz­lich mit der Be­rufs­frei­heit ver­ein­bar. In ih­rer ge­genwärti­gen Aus­ge­stal­tung leis­tet sie je­doch im Wi­der­spruch zu Art. 3 Abs. 2 GG ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en im Ar­beits­le­ben Vor­schub und stellt des­halb kei­ne ver­fas­sungsmäßige Be­schränkung der Be­rufs­frei­heit dar.

1. Die Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers zur Zah­lung ei­nes Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld gemäß § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG berührt die Frei­heit der Be­rufs­ausübung der Be­schwer­deführe­rin nach Art. 12 Abs. 1 GG, weil die­ser zusätz­li­che Kos­ten­las­ten auf­gebürdet wer­den, die aus ih­rer Be­rufstätig­keit, nämlich der Beschäfti­gung der geschütz­ten Ar­beit­neh­me-

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rin­nen, fol­gen (vgl. BVerfGE 81, 156 <188>). Der­ar­ti­ge das Ar­beits­verhält­nis in­halt­lich aus­ge­stal­ten­de Geld­leis­tungs­pflich­ten sind an der Be­rufs­frei­heit zu mes­sen (vgl. BVerfGE 77, 308 <332>; 81, 156 <188>; 85, 226 <233>). Der Nach­weis ei­ner be­son­de­ren be­rufs­re­geln­den Ten­denz ist nicht er­for­der­lich (Ab­wei­chung von BVerfGE 37, 121 <131>).

2. a) Be­schränkun­gen der Be­rufs­ausübung blei­ben im Rah­men des dem Ge­setz­ge­ber durch Art. 12 Abs. 1 Satz 2 GG ein­geräum­ten Re­ge­lungs­spiel­raums, wenn sie durch hin­rei­chen­de Gründe des All­ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigt wer­den können, die gewähl­ten Mit­tel zur Er­rei­chung des ver­folg­ten Zwe­ckes ge­eig­net und er­for­der­lich sind und bei ei­ner Ge­samt­abwägung zwi­schen der Schwe­re des Ein­griffs und dem Ge­wicht der ihn recht­fer­ti­gen­den Gründe die Gren­ze der Zu­mut­bar­keit ge­wahrt wird (vgl. BVerfGE 68, 155 <171>; 71, 183 <196 f.>; 72, 26 <31>; stRspr). Das Grund­ge­setz lässt dem Ge­setz­ge­ber im Zu­sam­men­hang mit Be­rufs­ausübungs­re­ge­lun­gen ein er­heb­li­ches Maß an Frei­heit (grund­le­gend BVerfGE 7, 377 <405 f.>) und räumt ihm bei der Fest­le­gung der zu ver­fol­gen­den be­rufs-, ar­beits- oder so­zi­al­po­li­ti­schen Zie­le ei­nen eben­so wei­ten Ge­stal­tungs­spiel­raum wie bei der Be­stim­mung wirt­schafts­po­li­ti­scher Zie­le ein (vgl. BVerfGE 37, 1 <20>; 39, 210 <225 f.>; 46, 246 <257>; 51, 193 <208>). Sei­ne Ge­stal­tungs­frei­heit ist be­son­ders groß, wenn - wie hier - die an­ge­grif­fe­ne Re­ge­lung kei­nen un­mit­tel­bar be­rufs­re­geln­den Cha­rak­ter hat (vgl. BVerfGE 46, 120 <145>; 77, 308 <332>), son­dern le­dig­lich an be­stimm­te Kon­stel­la­tio­nen im Ar­beits­verhält­nis ei­ne be­rufs­un­spe­zi­fi­sche Kos­ten­last knüpft.


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b) Die Be­ein­träch­ti­gung der Be­rufs­frei­heit des Ar­beit­ge­bers durch die Zu­schuss­pflicht gemäß § 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG ist durch hin­rei­chen­de Gründe des All­ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigt und genügt - vor­be­halt­lich der aus Art. 3 Abs. 2 GG zu zie­hen­den Fol­ge­run­gen (sie­he un­ter 3) - auch den An­for­de­run­gen des Verhält­nismäßig­keits­grund­sat­zes.

aa) Das mit dem ge­setz­li­chen Mut­ter­schutz ver­folg­te Ziel, die im Ar­beits­verhält­nis ste­hen­de Mut­ter und das wer­den­de Kind vor ar­beits­platz­be­ding­ten Ge­fah­ren, Über­for­de­run­gen und Ge­sund­heitsschädi­gun­gen zu schützen, hat ei­nen ho­hen Rang. Der Ge­setz­ge­ber ver­wirk­licht mit ihm auch sei­nen Schutz­auf­trag aus Art. 6 Abs. 4 GG (vgl. BVerfGE 37, 121 <126>; BA­GE 14, 304 <309>).

bb) Die Ver­pflich­tung der Ar­beit­ge­ber, ei­nen Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld zu zah­len, ist zur Er­rei­chung des ge­setz­ge­be­ri­schen Ziels auch ge­eig­net und er­for­der­lich.

Durch die Kom­bi­na­ti­on von Mut­ter­schafts­geld und Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld wird die (wer­den­de) Mut­ter während der ge­ne­rel­len Beschäfti­gungs­ver­bo­te kurz vor und nach der Ent­bin­dung fi­nan­zi­ell so ab­ge­si­chert, dass für sie kein An­reiz be­steht, un­ter In­k­auf­nah­me von ge­sund­heit­li­chen Gefähr­dun­gen zum Zwe­cke der Exis­tenz­si­che­rung zu ar­bei­ten.

Bei Be­ein­träch­ti­gun­gen der Be­rufstätig­keit oh­ne spe­zi­fi­sche be­rufs­re­geln­de Ten­denz durch die Auf­er­le­gung von Kos­ten­las­ten entfällt die Er­for­der­lich­keit nicht schon des­halb, weil ei­ne Fi­nan­zie­rung der Auf­ga­be aus Steu­er­mit­teln für die


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Be­trof­fe­nen ein mil­de­res Mit­tel wäre (vgl. BVerfGE 81, 156 <193 f.>). Mil­de­re Mit­tel sind nicht sol­che, die ei­ne Kos­ten­last le­dig­lich ver­schie­ben (vgl. BVerfGE 103, 172 <183 f.>). Es liegt grundsätz­lich im Er­mes­sen des Ge­setz­ge­bers, die nach sei­ner Über­zeu­gung ge­bo­te­ne und dem Ge­mein­wohl die­nen­de Maßnah­me zu be­stim­men (vgl. BVerfGE 103, 293 <307>). Ob und in wel­chem Um­fang die Kos­ten der er­for­der­li­chen fi­nan­zi­el­len Ab­si­che­rung der Ar­beit­neh­me­rin vom Ar­beit­ge­ber zu tra­gen sind, ist kei­ne Fra­ge der Er­for­der­lich­keit, son­dern der Zu­mut­bar­keit der ge­setz­li­chen Re­ge­lung (vgl. BVerfGE 77, 308 <334>).

cc) Die Re­ge­lung ist für die Be­schwer­deführe­rin grundsätz­lich zu­mut­bar.

(1) Der Ge­setz­ge­ber durf­te da­von aus­ge­hen, dass die den Ar­beit­ge­bern auf­er­leg­te Be­las­tung wirt­schaft­lich für die Un­ter­neh­men trag­bar ist. Aus dem Um­la­ge­ver­fah­ren für Klein­un­ter­neh­men lässt sich er­rech­nen, dass die Auf­wen­dun­gen für den Zu­schuss im Durch­schnitt we­ni­ger als 0,2 % der Lohn­sum­me der Klein­un­ter­neh­men aus­ma­chen. Zwar sind die Ar­beits­ent­gel­te in den letz­ten Jah­ren ge­stie­gen, die Zahl der Schwan­ger­schaf­ten ist je­doch zurück­ge­gan­gen, so dass ein Ar­beit­ge­ber im Durch­schnitt nur mit ei­ner Schwan­ger­schaft je Ar­beit­neh­me­rin be­las­tet ist. Die Be­las­tung wird da­durch ge­mil­dert, dass die Leis­tun­gen auf den Er­halt des Net­to­ein­kom­mens ge­rich­tet und da­mit nied­ri­ger sind als die ver­gleich­ba­re Be­las­tung bei der Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall. Die Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall er­for­dert für ei­nen ein­zi­gen Mo­nat ei­ne hö-

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he­re Sum­me als der Zu­schuss während des drei­mo­na­ti­gen Beschäfti­gungs­ver­bots vor und nach der Ent­bin­dung.

Die Be­las­tung aus dem Mut­ter­schutz trifft al­le Un­ter­neh­men. Bei Klein­un­ter­neh­men er­folgt sie durch Be­tei­li­gung an der Um­la­ge, bei an­de­ren Un­ter­neh­men durch die Pflicht zur Zah­lung des Zu­schus­ses an die Ar­beit­neh­me­rin. Die An­nah­me des Ge­setz­ge­bers, dass die­se fi­nan­zi­el­le Be­las­tung für die Un­ter­neh­men trag­bar sei, ist ver­fas­sungs­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

Dem Ri­si­ko ei­ner un­glei­chen Be­las­tung durch ei­nen ho­hen Frau­en­an­teil an der Be­leg­schaft und das Zu­sam­men­tref­fen meh­re­rer Schwan­ger­schaf­ten ist der Ge­setz­ge­ber da­durch be­geg­net, dass für Klein­un­ter­neh­men, die dies be­son­ders tref­fen würde - und da­mit für über 90 % der Ar­beit­ge­ber - das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren ein­geführt wor­den ist. Bei mitt­le­ren und großen Un­ter­neh­men hat er die Be­las­tung in Re­la­ti­on zur Lohn­sum­me als mi­ni­mal ein­geschätzt.

(2) Die Be­las­tung ist nicht des­halb für die Ar­beit­ge­ber un­zu­mut­bar, weil ih­nen Kos­ten auf­er­legt wer­den, die die Ge­mein­schaft zu tra­gen hätte. Der Mut­ter­schutz ist ei­ne so­zi­al­po­li­ti­sche Auf­ga­be, bei de­ren Um­set­zung der Ge­setz­ge­ber über ei­nen wei­ten Ge­stal­tungs­spiel­raum verfügt.

Aus Art. 6 Abs. 4 GG er­gibt sich nicht, dass die Kos­ten des Mut­ter­schut­zes aus­sch­ließlich vom Staat zu tra­gen sind, viel­mehr wird die "Ge­mein­schaft" in die Pflicht ge­nom­men, zu der auch die Ar­beit­ge­ber gehören (vgl. BVerfGE 37, 121



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<126 f.>). Der Ge­setz­ge­ber kann sich bei sei­ner Auf­ga­be, Mütter und Kin­der zu schützen, auch Drit­ter be­die­nen (vgl. BVerfGE 88, 203 <259 f.>; vgl. auch schon für Fa­mi­li­en­leis­tun­gen BVerfGE 11, 105 <115 f.>). Ei­ne Auf­tei­lung der Kos­ten des Mut­ter­schut­zes zwi­schen Bund, Kran­ken­kas­sen und Ar­beit­ge­ber ist da­her im Hin­blick auf Art. 6 Abs. 4 GG grundsätz­lich nicht zu be­an­stan­den (vgl. BVerfGE 37, 121 <127 f.>).

Art. 6 Abs. 4 GG re­gelt nicht, wer als Kos­tenträger in Be­tracht kommt und in wel­chem Um­fang die ein­zel­nen Kos­tenträger an den Kos­ten des Mut­ter­schut­zes zu be­tei­li­gen sind. Dem­ent­spre­chend hat der Ge­setz­ge­ber in der Ver­gan­gen­heit die Kos­ten­ver­tei­lung un­ter­schied­lich aus­ge­stal­tet. So lag die Kos­ten­tra­gung vor 1956 für ei­nen Teil der Ar­beit­neh­me­rin­nen so­gar im vol­len Um­fang beim Ar­beit­ge­ber; die­se Re­ge­lung wur­de aus völker­recht­li­chen, nicht aus ver­fas­sungs­recht­li­chen Gründen auf­ge­ge­ben. Die Ver­pflich­tung der Ge­mein­schaft, Mütter zu schützen, geht weit über den en­ge­ren Be­reich des ar­beits­recht­li­chen Mut­ter­schut­zes hin­aus. Trotz des pro­zen­tu­al ge­stie­ge­nen An­teils der Ar­beit­ge­ber­leis­tun­gen über­wie­gen bei der ge­bo­te­nen Ge­samt­be­trach­tung die öffent­li­chen Leis­tun­gen für den Schutz von Mut­ter und Kind bei wei­tem die Be­las­tun­gen der Ar­beit­ge­ber. Auf der Sei­te des Staa­tes sind die Ge­samt­leis­tun­gen für Kin­der und Fa­mi­li­en ein­zu­be­zie­hen. Die Schutz­pflicht des Staa­tes nach Art. 6 Abs. 1 GG und sein Schutz­auf­trag nach Art. 6 Abs. 4 GG berühren sich in­so­weit (vgl. BVerfGE 88, 203 <258>).

(3) Die Zu­schuss­pflicht ist auch nicht des­halb un­zu­mut­bar,

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weil es an ei­ner be­son­de­ren Ver­ant­wor­tungs­be­zie­hung des Ar­beit­ge­bers zur Auf­ga­be Mut­ter­schutz fehlt (vgl. BVerfGE 77, 308 <337>; 81, 156 <198>; 85, 226 <236>). Die Mut­ter­schutz­re­ge­lun­gen sind Teil des Ar­beit­neh­mer­schutz­rechts. Es geht um den Schutz von Ar­beit­neh­mern, hier Frau­en, vor be­son­de­ren Ge­sund­heits­ge­fah­ren, die im Zu­sam­men­hang mit dem Ar­beits­verhält­nis ste­hen. Das Ar­beit­neh­mer­schutz­recht ist die "Ur­zel­le des mo­der­nen Ar­beits­rechts" (vgl. Ri­char­di, in: Münche­ner Hand­buch zum Ar­beits­recht, Band 1, 2. Aufl. 2000, § 7 Rn. 21), das von der So­zi­al­pflich­tig­keit der Un­ter­neh­men und ei­ner Fürsor­ge­pflicht des Ar­beit­ge­bers ge­genüber den bei ihm an­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mern aus­geht. Die Mut­ter soll vor und nach der Ge­burt we­gen der da­mit ver­bun­de­nen Ge­sund­heits­ge­fah­ren für sich und das Kind nicht ar­bei­ten müssen. Die Ge­fah­ren, vor de­nen Mut­ter und Kind geschützt wer­den sol­len, re­sul­tie­ren un­mit­tel­bar aus dem Ar­beits­verhält­nis. Ar­beit­neh­mer müssen in der Re­gel zur Exis­tenz­si­che­rung ih­re vol­le Ar­beits­kraft ein­set­zen (vgl. BVerfGE 77, 308 <334 f.>). Der er­for­der­li­che Ge­sund­heits­schutz kann nur wirk­sam wer­den, wenn ein Ent­gel­ter­satz ge­leis­tet wird. Die Kos­ten des Mut­ter­schut­zes wer­den bei der ge­genwärti­gen Re­ge­lung zum Teil dem­je­ni­gen auf­er­legt, der für die ge­setz­lich ver­mu­te­te Gefähr­dung ver­ant­wort­lich und da­mit be­son­ders be­trof­fen ist. Die vom je­wei­li­gen Ar­beit­ge­ber zu tra­gen­den Kos­ten las­sen sich da­her dem ein­zel­nen Ar­beits­verhält­nis zu­ord­nen (vgl. BVerfGE 77, 308 <337>).

3. Die an­ge­grif­fe­ne Re­ge­lung ist je­doch ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­schränkung der Be­rufs­ausübungs­frei­heit, weil sie das im Zu-


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ge sys­te­ma­ti­scher Ver­fas­sungs­in­ter­pre­ta­ti­on zu berück­sich­ti­gen­de Gleich­be­rech­ti­gungs­ge­bot aus Art. 3 Abs. 2 GG ver­letzt.

a) Art. 3 Abs. 2 GG stellt ein Gleich­be­rech­ti­gungs­ge­bot auf und er­streckt die­ses auch auf die ge­sell­schaft­li­che Wirk­lich­keit (vgl. BVerfGE 85, 191 <207>; 92, 91 <109>). Das ist durch die Anfügung von Satz 2 in Art. 3 Abs. 2 GG aus­drück­lich klar­ge­stellt wor­den (vgl. BVerfGE 92, 91 <109>). Es geht um die Durch­set­zung der Gleich­be­rech­ti­gung der Ge­schlech­ter für die Zu­kunft. Art. 3 Abs. 2 GG zielt auf die An­glei­chung der Le­bens­verhält­nis­se (vgl. BVerfGE 85, 191 <207>; 89, 276 <285>). Frau­en müssen die glei­chen Er­werbs­chan­cen ha­ben wie Männer (vgl. BVerfGE 85, 191 <207>).

Das ent­spricht auch den eu­ro­pa­recht­li­chen und in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Bun­des­re­pu­blik. So­wohl das eu­ropäische Gleich­stel­lungs­recht (Richt­li­nie 76/207/EWG vom 9. Fe­bru­ar 1976 zur Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung von Männern und Frau­en hin­sicht­lich des Zu­gangs zur Beschäfti­gung, zur Be­rufs­bil­dung und zum be­ruf­li­chen Auf­stieg so­wie in Be­zug auf die Ar­beits­be­din­gun­gen, AB­lEG Nr. L 39 S. 40) wie die völker­recht­li­chen In­stru­men­te zum Ab­bau der Dis­kri­mi­nie­rung der Frau (vgl. Art. 11 des UN-Übe­r­ein­kom­mens vom 18. De­zem­ber 1979 zur Be­sei­ti­gung je­der Form von Dis­kri­mi­nie­rung der Frau, BGBl 1985 II S. 648; vgl. auch das ILO-Übe­r­ein­kom­men Nr. 111 vom 25. Ju­ni 1958, BGBl 1961 II S. 98) for­dern die Be­sei­ti­gung auch mit­tel­ba­rer und fak­ti­scher Dis­kri­mi­nie­run­gen.
 


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b) Die Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers zur Zah­lung ei­nes Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld wi­der­spricht in ih­rer ge­genwärti­gen Aus­ge­stal­tung dem Schutz­auf­trag aus Art. 3 Abs. 2 GG; das ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ne Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren stellt we­gen sei­ner Be­gren­zung auf Klein­un­ter­neh­men kei­nen hin­rei­chen­den Aus­gleich dar.

aa) Bei der Fra­ge, wie der Ge­setz­ge­ber dem Ge­bot des Art. 3 Abs. 2 GG nach­kommt, steht ihm ein Ge­stal­tungs­spiel­raum zu (vgl. zum Ge­stal­tungs­spiel­raum bei Schutz­pflich­ten all­ge­mein BVerfGE 88, 203 <254>). Die Art und Wei­se, wie der Staat sei­ne Ver­pflich­tung erfüllt, die tatsächli­che Durch­set­zung der Gleich­be­rech­ti­gung von Frau­en und Männern zu fördern und auf die Be­sei­ti­gung be­ste­hen­der Nach­tei­le hin­zu­wir­ken, ob­lie­gen sei­ner Aus­ge­stal­tungs­be­fug­nis. Er muss je­doch fak­ti­sche Dis­kri­mi­nie­run­gen, die sich als Fol­ge sei­ner Re­ge­lun­gen er­ge­ben, so weit wie möglich ver­mei­den.

bb) Bei der Erfüllung des Schutz­auf­tra­ges aus Art. 6 Abs. 4 GG, der dem Ge­setz­ge­ber auf­er­legt, den Schutz der Mut­ter si­cher­zu­stel­len, hat der Ge­setz­ge­ber auch mögli­che fak­ti­sche Dis­kri­mi­nie­run­gen zu berück­sich­ti­gen, die von Schutz­ge­set­zen zu­guns­ten von Frau­en aus­ge­hen können (vgl. BVerfGE 85, 191 <209>). Der Ge­setz­ge­ber ist ge­hal­ten, der Ge­fahr, dass sich die von ihm er­las­se­nen Schutz­vor­schrif­ten in der Wirk­lich­keit des Ar­beits­le­bens dis­kri­mi­nie­rend aus­wir­ken können, zu be­geg­nen und sie so weit wie möglich durch ge­eig­ne­te Re­ge­lungs­me­cha­nis­men aus­zu­glei­chen.
 


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cc) Die­ser Ver­pflich­tung ist der Ge­setz­ge­ber zum ei­nen durch Vor­schrif­ten nach­ge­kom­men, die die Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en bei der Ein­stel­lung ver­bie­ten (vgl. § 611 a Abs. 1 Satz 1 BGB; da­zu BVerfGE 89, 276 <286 ff.>).

Sol­che Ver­bo­te sind grundsätz­lich ge­eig­net, mögli­chen fak­ti­schen Dis­kri­mi­nie­rungs­wir­kun­gen von Schutz­vor­schrif­ten ent­ge­gen­zu­wir­ken. Für den Mut­ter­schutz sind sie schon des­halb be­son­ders wich­tig, weil selbst ein an­de­res Kon­zept der Kos­ten­tra­gung die aus dem er­for­der­li­chen Schutz von Mut­ter und Kind fol­gen­de un­ver­meid­li­che Be­las­tung des Ar­beit­ge­bers nicht be­sei­ti­gen würde. Der Ar­beit­ge­ber ist ne­ben der Kos­ten­be­las­tung ins­be­son­de­re durch die Frei­stel­lung der Ar­beit­neh­me­rin be­trof­fen. Hin­zu tritt die durch an­de­re ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen ein­tre­ten­de Un­ge­wiss­heit darüber, in wel­chem Um­fang die Frau von Frei­stel­lungsmöglich­kei­ten nach Ab­lauf der Schutz­fris­ten Ge­brauch ma­chen wird; dies ver­hin­dert Pla­nungs­si­cher­heit über die Mut­ter­schutz­fris­ten hin­aus.

dd) Hin­sicht­lich der fi­nan­zi­el­len Be­las­tung hat der Ge­setz­ge­ber zum an­de­ren der Möglich­keit ei­ner fak­ti­schen Be­ein­träch­ti­gung der Ein­stel­lungs­chan­cen von Frau­en im "gebärfähi­gen Al­ter" vor al­lem da­durch ent­ge­gen­tre­ten wol­len, dass er kom­pen­sa­to­risch das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren für Klein­un­ter­neh­men ge­schaf­fen hat, das die Kos­ten­last nicht mehr an die Beschäfti­gung von Frau­en bin­det.

(1) Der Ge­setz­ge­ber hat zu­tref­fend er­kannt, dass mit ei­ner stei­gen­den Zah­lungs­ver­pflich­tung zusätz­li­che Beschäfti­gungs­hemm­nis­se für Frau­en ent­ste­hen können (vgl. BT­Drucks 10/2102,


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S. 36 f.; BT­Drucks 13/2763, S. 12). Auch das Ver­bot der in­di­vi­du­el­len Be­las­tung des Ar­beit­ge­bers mit den Kos­ten der bei ihm beschäftig­ten Frau­en in Art. 6 Nr. 8 des - von der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land nicht ra­ti­fi­zier­ten - ILO-Übe­r­ein­kom­mens Nr. 183 über die Neu­fas­sung des Übe­r­ein­kom­mens über den Mut­ter­schutz vom 15. Ju­ni 2000, durch das das ILO-Übe­r­ein­kom­men Nr. 103 über den Mut­ter­schutz neu ge­fasst wor­den ist, be­ruht auf der Über­zeu­gung der Ver­trags­par­tei­en, dass ei­ne sol­che Kos­ten­tra­gungs­pflicht ein Ein­stel­lungs­hin­der­nis sein kann.

Wie hoch die Wahr­schein­lich­keit ist, dass Frau­en al­lein we­gen der Be­las­tung der Ar­beit­ge­ber mit der Pflicht zur Zah­lung ei­nes Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld nicht ein­ge­stellt wer­den, lässt sich nicht si­cher fest­stel­len. Die Be­las­tung ist aber ver­fas­sungs­recht­lich er­heb­lich, da sie je­den­falls im Zu­sam­men­wir­ken mit den an­de­ren Be­las­tun­gen des Ar­beit­ge­bers, die mit Schwan­ger­schaft von Ar­beit­neh­me­rin­nen ver­bun­den sein können, ei­nen Be­nach­tei­li­gungs­ef­fekt aus­zulösen ver­mag.

Ei­ne ne­ga­ti­ve Steue­rungs­wir­kung der Be­las­tung mit den Kos­ten des Mut­ter­schut­zes ist um­so mehr zu befürch­ten, als sich die­se Kos­ten ständig erhöht ha­ben. Ursprüng­lich war der Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld die Aus­nah­me. Bei sei­ner ge­setz­li­chen Fest­le­gung 1965 konn­te er in der Re­gel nicht an­fal­len, weil das Durch­schnitts­ent­gelt al­ler Ver­si­cher­ten 25 DM täglich nicht über­stieg (1965 be­trug das durch­schnitt­li­che Brut­to­jah­res­ent­gelt al­ler Ver­si­cher­ten 9.229 DM - An­la­ge 1 zum SGB VI). Bis zum Jahr 2001 hat sich das Durch­schnitts­jah­res-

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ent­gelt al­ler Ver­si­cher­ten ver­sechs­facht und ist auf 55.216 DM ge­stie­gen (vgl. So­zi­al­ver­si­che­rungs-Re­chen­größen­ver­ord­nung 2003 vom 17. De­zem­ber 2002, BGBl I S. 4561). Da das Mut­ter­schafts­geld in der Höhe un­verändert bei­be­hal­ten wor­den ist, hat sich nach den An­ga­ben der Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände die durch­schnitt­li­che Ar­beit­ge­ber­be­las­tung auf 39,76 Eu­ro täglich (ka­len­dertägli­ches Net­to­ent­gelt in Höhe von 52,76 Eu­ro abzüglich 13 Eu­ro Mut­ter­schafts­geld) erhöht. Der Ar­beit­ge­ber leis­tet da­mit kei­nen "Zu­schuss" mehr, son­dern den we­sent­li­chen Bei­trag zur Ent­gelt­fort­zah­lung während der Schutz­fris­ten, der durch das Mut­ter­schafts­geld nur ge­mil­dert wird.

Um da­durch dro­hen­de Beschäfti­gungs­hin­der­nis­se für Frau­en im "gebärfähi­gen Al­ter" ab­zu­bau­en, hat der Ge­setz­ge­ber das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren nach den §§ 10 ff. LFZG ein­geführt und aus­ge­baut (vgl. BT­Drucks 10/2102, S. 36 f.; BT­Drucks 13/2763, S. 12). We­der die Ent­gelthöhe der beschäftig­ten Frau­en noch der An­teil der beschäftig­ten Frau­en an der Ge­samt­be­leg­schaft spie­len in­fol­ge des­sen für die fi­nan­zi­el­le Be­las­tung von Klein­un­ter­neh­men ei­ne Rol­le. Al­le am Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­ber wer­den hin­sicht­lich der Fi­nan­zie­rung der im Ein­zel­fall er­for­der­li­chen Ent­gelt­fort­zah­lung in Ge­stalt des so ge­nann­ten Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld gleich be­han­delt. Sie können durch ihr Ein­stel­lungs­ver­hal­ten ih­re ei­ge­ne Be­las­tung nicht be­ein­flus­sen. Der Zu­schuss zum Mut­ter­schafts­geld kann da­her die Ar­beits­markt­chan­cen von Frau­en nicht schmälern.


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Das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren ist mit­hin ein ge­eig­ne­tes Mit­tel, um un­glei­che Be­las­tun­gen von Un­ter­neh­men mit un­ter­schied­lich ho­hem Frau­en­an­teil zu ver­mei­den und da­mit der mit­tel­ba­ren Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en auf dem Ar­beits­markt ent­ge­gen­zu­wir­ken. So­weit der An­wen­dungs­be­reich des Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­rens reicht, sind die An­for­de­run­gen von Art. 3 Abs. 2 GG erfüllt.

(2) Das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren ist je­doch auf Klein­un­ter­neh­men be­schränkt. § 10 LFZG schreibt es nur für Ar­beit­ge­ber mit nicht mehr als 20 Ar­beit­neh­mern vor. Auch wenn die Zahl der am Um­la­ge­ver­fah­ren be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­ber durch die Nicht­an­rech­nung oder durch die Tei­l­an­rech­nung von Aus­zu­bil­den­den, Teil­zeit­ar­beits­kräften und Schwer­be­hin­der­ten aus­ge­wei­tet ist und vie­le Kran­ken­kas­sen durch Sat­zungs­recht Un­ter­neh­men mit bis zu 30 Ar­beit­neh­mern nach § 16 LFZG ein­be­zo­gen ha­ben, ver­bleibt ein er­heb­li­cher Teil der Un­ter­neh­men außer­halb des Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­rens.

Das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren er­fasst zwar un­gefähr 90 % der Un­ter­neh­men, in de­nen je­doch nur et­wa ein Drit­tel der Ar­beit­neh­me­rin­nen und ein Vier­tel der Ar­beit­neh­mer beschäftigt sind. Wie die ein­ge­hol­ten Auskünf­te und die er­reich­ba­ren Sta­tis­ti­ken er­ge­ben, beschäfti­gen die Klein­un­ter­neh­men ins­ge­samt et­wa gleich vie­le Männer und Frau­en, wenn­gleich der An­teil in ein­zel­nen Bran­chen und Un­ter­neh­men vom Durch­schnitt ab­wei­chen kann. In mitt­le­ren und großen Un­ter­neh­men über­steigt aber die An­zahl der beschäftig­ten Männer (et­wa 15 Mio.) die­je­ni­ge der Frau­en (et­wa 10 Mio.) um 50 %.


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Schon hier­durch ist die Streu­ung brei­ter und Durch­schnitts­zah­len sind da­her we­ni­ger aus­sa­ge­kräftig.

(3) Der Ge­setz­ge­ber hat von der Ein­be­zie­hung größerer Un­ter­neh­men in das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren ab­ge­se­hen, weil hier­durch ein unnöti­ger Ver­wal­tungs­auf­wand entstünde; bei ih­nen gli­chen sich im Übri­gen lang­fris­tig die Höhe der Mut­ter­schafts­leis­tung und die Um­la­ge aus. Die­se Erwägun­gen recht­fer­ti­gen es nicht, das Ri­si­ko ei­ner fak­ti­schen Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en in Kauf zu neh­men.

Auch in mitt­le­ren und großen Un­ter­neh­men be­steht nach wie vor ei­ne ge­schlechts­spe­zi­fi­sche Tei­lung des Ar­beits­mark­tes (vgl. Be­richt der Bun­des­re­gie­rung zur Be­rufs- und Ein­kom­mens­si­tua­ti­on von Frau­en und Männern, BT­Drucks 14/8952, S. 59 ff., 183 ff.) mit der Fol­ge er­heb­li­cher Un­ter­schie­de hin­sicht­lich des An­teils der Frau­en an den Beschäftig­ten. Bei mitt­le­ren und großen Un­ter­neh­men ist da­her eben­so wie bei Klein­un­ter­neh­men ei­ne Durch­schnitts­be­trach­tung nicht an­ge­zeigt. Das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren hat ge­ra­de den Zweck, die un­ter­schied­li­che Ver­tei­lung der Ri­si­ken aus­zu­glei­chen und da­mit Beschäfti­gungs­hemm­nis­se ab­zu­bau­en. Mit Prak­ti­ka­bi­litätserwägun­gen lässt sich da­her der Ver­zicht auf die Ein­be­zie­hung der mitt­le­ren und großen Un­ter­neh­men in das Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren nicht recht­fer­ti­gen. Ein ein­heit­li­ches Um­la­ge­sys­tem, das nicht mehr nach Un­ter­neh­mens­größen un­ter­schie­de, wäre so­gar leich­ter zu hand­ha­ben, weil die Kran­ken­kas­sen auf die zum Teil schwie­ri­gen Fest­stel­lun­gen zur An­zahl der Beschäftig­ten ver­zich­ten könn­ten.

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Im Übri­gen würde ein die mitt­le­ren und großen Un­ter­neh­men um­fas­sen­des Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren auch die Bei­trags­ba­sis ver­brei­tern und da­mit Un­ter­neh­men mit ho­hem Frau­en­an­teil ent­las­ten. Bis­her wer­den durch die Be­schränkung des Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­rens auf Klein­un­ter­neh­men nur et­wa ein Vier­tel der männ­li­chen Ar­beit­neh­mer und auch nur et­wa ein Vier­tel der auf Männer ent­fal­len­den Lohn­kos­ten er­fasst, wo­bei die Um­la­ge in den be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men glei­cher­maßen auf Männer- und Frau­enlöhne er­ho­ben wird. Würden durch ei­ne Aus­wei­tung des Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­rens auch die an­de­ren Un­ter­neh­men, die den über­wie­gen­den Teil der Ar­beit­neh­mer beschäfti­gen, in das Um­la­ge­ver­fah­ren ein­be­zo­gen, wären im Verhält­nis zu den denk­ba­ren Ri­si­kofällen in­ner­halb der Grup­pe von wei­te­ren et­wa 10 Mio. Frau­en auch die Ein­kom­men von wei­te­ren 15 Mio. männ­li­chen Ar­beit­neh­mern fak­tisch "um­la­ge­be­las­tet".

(4) Zur Recht­fer­ti­gung der bis­he­ri­gen Re­ge­lung kann nicht auf die Par­al­le­le zu dem - eben­falls auf Klein­un­ter­neh­men be­schränk­ten - Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­ren für die Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall ver­wie­sen wer­den. Die­ses Ver­fah­ren ist ge­ra­de nicht ein­geführt wor­den, um im Hin­blick auf be­ruf­li­che Chan­cen ei­ner er­heb­li­chen Be­nach­tei­li­gung von Frau­en oder von an­de­ren Per­so­nen­grup­pen ent­ge­gen­zu­wir­ken. Es dient al­lein da­zu, die fi­nan­zi­el­le Be­las­tung des in­di­vi­du­ell be­trof­fe­nen Ar­beit­ge­bers aus­zu­glei­chen, der ne­ben dem zeit­wei­li­gen Aus­fall der Ar­beits­kraft auch noch die Ent­gelt­fort­zah­lung leis­ten muss und da­her häufig ge­hin­dert sein wird, ei­ne Er­satz­kraft ein­zu­stel­len. Sol­che Schwie­rig­kei­ten neh­men



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mit ho­her Beschäftig­ten­zahl und wach­sen­der Lohn­sum­me in den Un­ter­neh­men ab.


Im All­ge­mei­nen sind die krank­heits­be­ding­ten Kos­ten der Ent­gelt­fort­zah­lung auch nicht an be­stimm­ten Merk­ma­len der Ar­beit­neh­mer fest­zu­ma­chen. Die Ent­gelt­fort­zah­lung be­ein­flusst da­her das Ein­stel­lungs- und Beschäfti­gungs­ver­hal­ten der Ar­beit­ge­ber durch­weg nicht, je­den­falls nicht ge­schlechts­spe­zi­fisch. So­weit Ar­beit­ge­ber - wie bei­spiels­wei­se bei ei­ner Beschäfti­gung von Be­hin­der­ten - gehäuft mit Krank­heits­ausfällen rech­nen und des­halb bei Ein­stel­lung oder Wei­ter­beschäfti­gung Zurück­hal­tung üben, ver­sucht der Ge­setz­ge­ber, dem durch Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­te und Kündi­gungs­schutz­re­ge­lun­gen ge­gen­zu­steu­ern (vgl. Art. 3 Abs. 3 Satz 2 GG). Auf ei­ne sol­che Steue­rungs­wir­kung kommt es vor­lie­gend an. Je ge­wich­ti­ger ge­setz­lich auf­er­leg­te Lohn­zu­satz­kos­ten sind und je deut­li­cher sie be­stimm­ten in Art. 3 Abs. 2 und 3 GG auf­geführ­ten Grup­pen von Ar­beit­neh­mern zu­ge­ord­net wer­den können, um­so mehr ist der Ge­setz­ge­ber ge­hal­ten, durch das von ihm gewähl­te Mo­dell der Las­ten­ver­tei­lung dem aus der Ver­fas­sung fol­gen­den Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot Nach­druck zu ver­lei­hen.

D.

§ 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG ist da­nach in der Fas­sung der Be­kannt­ma­chung vom 18. April 1968 (BGBl I S. 315) wie in der Fas­sung späte­rer Be­kannt­ma­chun­gen un­ver­ein­bar mit Art. 12 Abs. 1 GG. Dies führt je­doch nicht gemäß § 95 Abs. 3 Satz 1 BVerfGG zur Nich­tig­keit der Re­ge­lung.

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Hat der Ge­setz­ge­ber meh­re­re Möglich­kei­ten, den Ver­s­toß zu be­sei­ti­gen, trägt das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt dem in der Wei­se Rech­nung, dass es die ver­fas­sungs­wid­ri­ge Norm nur für un­ver­ein­bar mit dem Grund­ge­setz erklärt (vgl. BVerfGE 104, 74 <91>). Ge­sichts­punk­te, die im vor­lie­gen­den Fall ei­ne an­de­re Ent­schei­dung ge­bie­ten könn­ten, sind nicht er­kenn­bar.

Mit dem Um­la­ge­ver­fah­ren steht zwar ein ein­fa­ches Sys­tem zur Verfügung, das es er­laubt, die un­glei­che Be­las­tung ein­zel­ner Ar­beit­ge­ber durch die mo­netäre Be­tei­li­gung an den Kos­ten des Mut­ter­schut­zes auf­zu­fan­gen. Der Ge­setz­ge­ber ist aber von Ver­fas­sungs we­gen nicht auf ei­ne Aus­wei­tung des Aus­gleichs- und Um­la­ge­ver­fah­rens fest­ge­legt. Es bleibt ihm viel­mehr über­las­sen, wie er die ge­gen Art. 3 Abs. 2 GG ver­s­toßen­de Dis­kri­mi­nie­rungs­wir­kung der gel­ten­den Re­ge­lung der Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers zur Zah­lung ei­nes Zu­schus­ses zum Mut­ter­schafts­geld be­sei­tigt.

Der Ge­setz­ge­ber hat bis zum 31. De­zem­ber 2005 ei­ne ver­fas­sungs­kon­for­me Re­ge­lung zu tref­fen. Bis zu ei­ner Neu­re­ge­lung bleibt es beim bis­he­ri­gen Recht.

Der Um­stand, dass die Re­ge­lung trotz der Un­ver­ein­bar­keit wei­ter an­zu­wen­den ist, hat zu­gleich zur Fol­ge, dass Ent­schei­dun­gen, die - wie die an­ge­grif­fe­nen Ur­tei­le - in der zurück­lie­gen­den Zeit auf die­se Re­ge­lung gestützt wor­den sind, ver­fas­sungs­recht­lich nicht be­an­stan­det wer­den können (vgl. BVerfGE 103, 1 <20>). Die Ver­fas­sungs­be­schwer­de ist des­halb, so­weit sie sich ge­gen die an­ge­grif­fe­nen Ur­tei­le rich­tet, zurück­zu­wei­sen.


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E.

Da die Ver­fas­sungs­be­schwer­de im Hin­blick auf die den an­ge­grif­fe­nen Ur­tei­len zu­grun­de lie­gen­de ge­setz­li­che Re­ge­lung er­folg­reich ist, er­scheint es an­ge­mes­sen, der Be­schwer­deführe­rin die not­wen­di­gen Aus­la­gen in vol­ler Höhe zu er­stat­ten (§ 34 a Abs. 2 und 3 BVerfGG).

Die Ent­schei­dung ist zu C 3 mit 5 : 3 Stim­men, im Übri­gen ein­stim­mig er­gan­gen.

Pa­pier 

Ja­e­ger 

Haas

Hömig 

St­ei­ner 

Hoh­mann-Denn­hardt

Hoff­mann-Riem 

Bry­de

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