HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Hamm, Ur­teil vom 23.08.2007, 11 Sa 348/07

   
Schlagworte: Befristung: Haushaltsmittel, Befristung des Arbeitsvertrags, Zeitvertrag
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 11 Sa 348/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 23.08.2007
   
Leitsätze:

1. Die Befristung eines Arbeitsvertrages durch das Land NW ist nach §§ 14 Abs.1 S.2 Nr. 7 TzBfG i.V.m. § 7 Abs.3 Haushaltsgesetz NW 2004/2005 zulässig, wenn die befristete Beschäftigung als Aushilfskraft erfolgt und aus Haushaltsmitteln finanziert wird, die vorübergehend frei sind, weil Stelleninhaberinnen oder Stelleninhabern vorübergehend keine oder keine vollen Dienstbezüge zu gewähren sind (BAG 14.02.2007 - 7 AZR 193/06 -; BAG 18.04.2007 - 7 AZR 316/06 -).

2. Erstreckt sich die Befristung in das nachfolgende Haushaltsjahr 2006, so kann sich eine Zulässigkeit der Befristung nach der Übergangsregelung des § 16 Haushaltsgesetz NW 2004/2005 ergeben, wonach die Vorschriften und Ermächtigungen der §§ 1- 15 Haushaltsgesetz NW 2004/2005 bis zur Verkündung des Haushaltsgesetzes 2006 weiter gelten. Gerechtfertigt sind damit Befristungen, die bis längstens zum Termin der Verkündung des Haushaltsgesetzes 2006 zeit- oder zweckbefristet sind.

3. Die zu überprüfende Befristungsvereinbarung vom 07.12.2005 mit ihrer Laufzeit vom 01.01.2006 bis zum 30.09.2006 erstreckt sich über diese zeitliche Grenze hinaus und ist damit unzulässig.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Hagen, 23.01.2007, 1 Ca 1744/06
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, 22.04.2009, 7 AZR 743/07
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, 11 Sa 348/07


Te­nor:

Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richt Ha­gen vom 23.01.2007 - 1 Ca 1744/06 - ab­geändert.

Es wird fest­ge­stellt, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis nicht auf Grund der im Ar­beits­ver­trag vom 07.12.2005 i. d. F. des Ar­beits­ver­tra­ges vom 24.01.2006 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung zum 30.09.2006 be­en­det wor­den ist.

Das be­klag­te Land trägt die Kos­ten des Rechts­streits.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 


Tat­be­stand

1
Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit der am 07.12.2005 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung des Ar­beits­ver­tra­ges der Kläge­rin auf den 30.09.2006. 2

Die am 02.02.1984 ge­bo­re­ne Kläge­rin ab­sol­vier­te ab dem 01.08.2000 die Aus­bil­dung für den Be­ruf als Jus­tiz­fach­an­ge­stell­te beim Amts­ge­richt A3 und be­stand am 16.01.2003 die Ab­schluss­prüfung. In der Fol­ge­zeit war und ist sie auf der Grund­la­ge zahl­rei­cher be­fris­te­ter Ar­beits­verträge bei der Staats­an­walt­schaft H1 tätig. We­gen der Ein­zel­hei­ten die­ser Verträge vom 05.06.2003, vom 03.12.2003, vom 03.02.2004, vom 23.11.2004, vom 30.08.2005, vom 07.12.2005 und zu­letzt vom 18.09.2006 wird auf die Ko­pi­en Blatt 15 bis 28 GA.

3

Vor Ab­lauf der be­fris­te­ten Ver­ein­ba­rung mit der Lauf­zeit bis zum 31.12.2005 wur­de der Per­so­nal­rat der Staats­an­walt­schaft H1 mit Schrei­ben der Lei­ten­den Ober­staats­anwältin vom 30. No­vem­ber 2005 um Zu­stim­mung zu ei­nem wei­te­ren be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag un­ter an­de­rem mit der Kläge­rin ge­be­ten. Die­sem Schrei­ben war un­ter an­de­rem ein Ent­wurf des be­ab­sich­tig­ten Ar­beits­ver­tra­ges zwi­schen der Kläge­rin und dem Land Nord­rhein-West­fa­len bei­gefügt. Die­ser stimmt mit dem an­sch­ließend un­ter­zeich­ne­ten und hier streit­ge­genständ­li­chen be­fris­te­ten Ver­trag vom 07.12.2005 übe­rein. Mit Schrei­ben vom 01. De­zem­ber 2005 er­teil­te der Per­so­nal­rat der Staats­an­walt­schaft H1 durch sei­nen Vor­sit­zen­den die Zu­stim­mung zu der be­ab­sich­tig­ten be­fris­te­ten Ver­trags­verlänge­rung. We­gen der Ein­zel­hei­ten der schrift­li­chen Un­ter­la­gen zur Per­so­nal­rats­anhörung wird auf die Ko­pi­en Blatt 49, 50, 57 GA ver­wie­sen. Am 07.12.2005 un­ter­zeich­ne­ten die Par­tei­en den wei­te­ren be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag. Dort heißt es aus­zugs­wei­se:

4

"§ 1

5

Frau K1 J1 wird ab dem 01.01.2006 bis zum 30.09.2006 als voll­beschäftig­te An­ge­stell­te auf 6 be­stimm­te Zeit nach SR 2 y BAT bei der Staats­an­walt­schaft H1 in der der­zei­ti­gen Beschäfti­gung als Jus­tiz­fach­an­ge­stell­te be­fris­tet wei­ter­beschäftigt, und zwar we­gen Vor­lie­gen des fol­gen­den sach­li­chen Grun­des:

6

Vorrüber­ge­hend freie Haus­halts­mit­tel (§ 7 Abs. 3 HG)

7

der in­fol­ge Son­der­ur­laubs oh­ne Bezüge bis zum 31.12.2006 zu 1/1 be­fris­tet nutz­ba­ren Stel­le der

8

Jus­tiz­an­ge­stell­ten B6 (§ 50 Abs. 1 BAT).

9

Der Ar­beit­ge­ber ist be­fugt, die An­ge­stell­te ab­zu­ord­nen, zu ver­set­zen oder ihr an­de­re Auf­ga­ben zu­zu­wei­sen (§ 12 BAT).

10

[...]."

11

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Ver­ein­ba­rung vom 07.12.2005 wird auf die Ko­pi­en Blatt 27, 28 GA ver­wie­sen. Mit Ver­ein­ba­rung vom 24.01.2006 wur­de die Ein­grup­pie­rung der Kläge­rin in die Vergütungs­grup­pe VI b BAT mit Wir­kung ab dem 01.01.2006 ver­ein­bart (Ko­pie BI. 29 GA).

12

Die im Ver­trags­text vom 07.12.2005 ge­nann­te Jus­tiz­an­ge­stell­te M2 B6 ist In­ha­be­rin der Stel­le Nr. 33 der An­ge­stell­ten­lis­te der Staats­an­walt­schaft H1. Die Jus­tiz­an­ge­stell­te M2 B6, ge­bo­re­ne M3, war nach Dar­stel­lung des be­klag­ten Lan­des seit dem 01.10.1993 bei der Staats­an­walt­schaft H1 tätig, und zwar seit dem 01.12.1993 auf un­be­stimm­te Zeit. Auf ih­ren An­trag vom 07.07.2005 wur­de ihr am 14.07.2005 Son­der­ur­laub oh­ne Bezüge für die Zeit vom 01.01.2006 bis 31.12.2006 be­wil­ligt. Aus­weis­lich der An­ge­stell­ten­lis­te der Staats­an­walt­schaft (BI. 115 GA) be­trug die Wer­tig­keit der von Frau B6 in­ne­ge­hab­ten Stel­le zunächst "VII / VIII BAT Kanz­lei­dienst". Wei­ter heißt es dort: "m. W. vom 01.01.2000 um­ge­wan­delt in ei­ne baw-Stel­le VI b BAT (IT-Dienst) (Vfg. Vom 24.02.2000 - 5122 GS­tA 1.2269 Sdh. -)". Die Kläge­rin be­strei­tet in der Be­ru­fungs­in­stanz, dass Frau B6 ei­ne Stel­le der Wer­tig­keit VI b BAT in­ne­hat und dass sie vor ih­rer Be­ur­lau­bung tatsächlich bei der Staats­an­walt­schaft H1 ge­ar­bei­tet ha­be.

13

Die Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge ge­gen die Be­fris­tung auf den 30.09.2006 ist am 11.09.2006 bei dem Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen und dem be­klag­ten Land am 21.09.2006 zu­ge­stellt wor­den.

14

Am 18.09.2006 un­ter­zeich­ne­ten die Par­tei­en ei­ne Ver­ein­ba­rung über ei­ne be­fris­te­te Pro­zess­beschäfti­gung der Kläge­rin. Dort heißt es aus­zugs­wei­se:

15

"§ 1

16

Frau K1 J1 wird ab dem 01.10.2006 als voll­beschäftig­te An­ge­stell­te auf be­stimm­te Zeit nach SR 2 y BAT be­fris­tet wei­ter­beschäftigt, und zwar we­gen Vor­lie­gen des fol­gen­den sach­li­chen Grun­des:

17

Zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en ist ein Rechts­streit vor dem Ar­beits­ge­richt Ha­gen (1 Ca 1744/06) über die Wirk­sam­keit der Be­fris­tung des Ar­beits­ver­tra­ges vom 07.12.2005 in der Fas­sung des Ver­tra­ges vom 24.01.2006, Blatt 75/76 und 85 der Pro­zess­ak­ten) anhängig. Zur Ver­mei­dung des An­nah­me­ver­zu­ges wird die an­ge­bo­te­ne Ar­beits­leis­tung zu den in dem strei­tig( Ar­beits­ver­trag ver­ein­bar­ten Be­din­gun­gen während des schwe­ben­den Pro­zes­ses an­ge­nom­men

18

Mit Ein­tritt der Rechts­kraft der ge­richt­li­chen Ent­schei­dung oder der sons­ti­gen Be­en­di­gung des Ver­fah­rens en­det die­ses Ar­beits­verhält­nis.

19

[…]."

20

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten die­ser Ver­ein­ba­rung vom 18.09.2006 wird auf die Ko­pie Blatt 42 GA ver­wie­sen.

21

Die Kläge­rin ver­sah und ver­sieht in ei­ner Ser­vice­ein­heit der Staats­an­walt­schaft H1 ih­ren Dienst ge­gen ein Ent­gelt von ca. 1800,00 € brut­to mo­nat­lich (VI b BAT), seit dem 01.01.2006 ist sie in der Son­der­geschäfts­stel­le 200 (Betäubungs­mit­tel) tätig.

22

§ 7 Abs. 3 des Ge­set­zes über die Fest­stel­lung der Haus­haltspläne des Lan­des Nord­rhein- West­fa­len für die Haus­halts­jah­re 2004/2005 (HG NW 2004/2005 vom 03.02.2004 — verkündet im GV NW vom 06.02.2004) lau­tet:

23

"(3) Plan­stel­len und Stel­len können für Zeiträume, in de­nen Stel­len­in­ha­be­rin­nen und Stel­len­in­ha­bern vorüber­ge­hend kei­ne oder kei­ne vol­len Dienst­bezüge zu gewähren sind, im Um­fang der nicht in An­spruch ge­nom­me­nen Plan­stel­len- oder Stel­len­an­tei­le für die Beschäfti­gun£ von be­am­te­ten Hilfs­kräften und Aus­hilfs­kräften in An­spruch ge­nom­men wer­den.

24

[…]."

25
In § 16 HG NW 2004/2005 ist be­stimmt: 26

"Die Vor­schrif­ten und Ermäch­ti­gun­gen die­ses Ar­ti­kels gel­ten bis zur Verkündung des Haus­halts­ge­set­zes 2006 wei­ter."

 

27

§ 6 Abs. 8 des Ge­set­zes über die Fest­stel­lung des Haus­halts­plans des Lan­des Nord­rhein- West­fa­len für das Haus­halts­jahr 2006 und Ge­setz zur Ände­rung haus­halts­wirk­sa­mer Lan­des­ge­set­ze (HG NW 2006 vom 23.05.2006 — verkündet im GV NW vom 29.05.2006) lau­tet:

28

"(8) Stel­lenführung

29

Plan­stel­len und Stel­len können für Zeiträume, in de­nen Stel­len­in­ha­be­rin­nen und Stel­len­in­ha­bern vorüber­ge­hend kei­ne oder kei­ne vol­len Dienst­bezüge zu gewähren sind, im Um­fang der nicht in An­spruch ge­nom­me­nen Plan­stel­len- oder Stel­len­an­tei­le für die Beschäfti­gun€ von be­am­te­ten Hilfs­kräften und Aus­hilfs­kräften in An­spruch ge­nom­men wer­den. [...]."

30

Der Haus­halts­plan 2006 des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len be­schreibt in dem Teil­be­reich "Haus­halts­plan für den Geschäfts­be­reich des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums für das Haus­halts­jahr 2006" un­ter dem Ti­tel 429 je­ne Mit­tel, die un­ter an­de­rem für die Vergütung und Ent­loh­nung der An­ge­stell­ten der or­dent­li­chen Ge­rich­te und Staats­an­walt­schaf­ten vor­ge­se­hen sind. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten wird auf die Ko­pi­en Blatt 44 bis 48 GA ver­wie­sen. Fer­ner wird Be­zug ge­nom­men auf die von dem be­klag­ten Land vor­ge­leg­ten:

31 

- "All­ge­mei­ne Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten zur vorläufi­gen Hau­halts- und Wirt­schaftsführung im Haus­halts­jahr 2006", BI. 157 — 162 GA;

32

- Schrei­ben Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um vom 09.11.2005 u.a. an die Ge­ne­ral­staats­anwälte in Düssel­dorf, Hamm und Köln "Ausführung der Per­so­nal­haus­hal­te 2005 und 2006; Verlänge­rung von be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen über den 31.12.2005 hin­aus", BI. 163, 164 GA.

33

Die Kläge­rin hat die Be­fris­tung vom 07.12.2005 für un­wirk­sam er­ach­tet. Es ge­be für die Be­fris­tung kei­nen sach­lich recht­fer­ti­gen­den Grund. Sie ste­he nicht in ei­nem di­rek­ten Zu­sam­men­hang mit der El­tern­zeit der Jus­tiz­an­ge­stell­ten B6. Es sei nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass bei ei­ner Rück­kehr der be­ur­laub­ten Jus­tiz­an­ge­stell­ten B6 der Be­darf an der Beschäfti­gung der Kläge­rin ent­fal­len wer­de. Sie wer­de auch nicht ent­spre­chend § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG be­fris­tet beschäftigt. Die für die Beschäfti­gung der Kläge­rin ge­nutz­ten Haus­halts­mit­tel stünden viel­mehr of­fen­sicht­lich des­halb zur Verfügung, weil in der Ver­gan­gen­heit ver­schie­de­ne Mit­ar­bei­ter re­gelmäßig, et­wa durch Be­ur­lau­bun­gen oder Er­zie­hungs­zei­ten aus­ge­fal­len sei­en. Es bestünde kein Be­zug die­ser Mit­tel zu der kon­kre­ten Ar­beits­stel­le der Kläge­rin. Das be­klag­te Land ver­wen­de of­fen­sicht­lich Mit­tel, die re­gelmäßig durch Ur­laub, Krank­heit oder El­tern­zei­ten von un­be­fris­tet beschäftig­ten Mit­ar­bei­tern frei würden, um seit länge­rem be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis­se mit an­de­ren Mit­ar­bei­tern wei­ter­hin zu fi­nan­zie­ren, oh­ne dass al­ler­dings ein kon­kre­ter Be­zug zwi­schen die­sen Mit­ar­bei­tern und der ein­zel­nen Stel­le der be­fris­te­ten Mit­ar­bei­ter bestünde. Vor­aus­set­zung für den Be­fris­tungs­grund gemäß § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 TZ­B­FG sei nicht nur, dass der be­fris­tet ein­ge­stell­te Ar­beit­neh­mer aus Mit­teln vergütet wer­de, die der Haus­halts­ge­setz­ge­ber für die be­fris­te­te Beschäfti­gung von Aus­hilfs­an­ge­stell­ten be­reit­ge­stellt ha­be. Viel­mehr müsse der Ar­beit­neh­mer auch "ent­spre­chend beschäftigt" wer­den. Zur Dar­stel­lung haus­halts­recht­li­cher Abhängig­keit müsse si­cher­ge­stellt sein, dass die Vergütung der An­ge­stell­ten aus den Mit­teln ei­ner kon­kre­ten, nur vorüber­ge­hend frei­en Plan­stel­le er­fol­ge. Die haus­halts­recht­li­che Ent­schei­dung tra­ge ge­ra­de und nur dann die Be­fris­tung, wenn nach vernünf­ti­ger Pro­gno­se die Stel­le der Er­satz­kraft, die aus den vorüber­ge­hend frei­wer­den­den Mit­teln be­zahlt wer­de, mit dem En­de der Be­ur­lau­bung des­je­ni­gen Beschäftig­ten, aus des­sen Plan­stel­le die Er­satz­kraft vergütet wer­de, fort­fal­len wer­de. Blei­be die Be­fris­tungs­dau­er hin­ter den aus der Stel­le verfügba­ren Mit­teln si­gni­fi­kant zurück, spre­che ei­ne un­wi­der­leg­ba­re Ver­mu­tung dafür, dass nicht al­lein haus­halts­recht­li­che Zwänge, son­dern an­de­re Gründe, ins­be­son­de­re sol­che ver­wal­tungs­in­ter­ner Zweckmäßig­keit, in die Be­fris­tung ein­ge­flos­sen sei­en. Da­mit ver­lie­re die Be­fris­tung die ge­ra­de und nur aus dem Haus­halts­zwang her­zu­lei­ten­de Le­gi­ti­ma­ti­on. Aus dem Ar­beits­ver­trag vom 07.12.2005 er­ge­be sich, dass die Mit­tel aus der be­fris­tet nutz­ba­ren Stel­le der Jus­tiz­an­ge­stell­ten B6 bis zum 31.12.2006 vor­han­den sein würden. Auf­grund die­ser Erwägung könne die Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses zwi­schen den Par­tei­en nicht auf den Sach­grund vorüber­ge­hend frei­er Haus­halts­mit­tel gestützt wer­den.

34
Die Kläge­rin hat be­an­tragt, 35

1.

fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis nicht auf­grund der Be­fris­tung in dem Ar­beits­ver­trag vom 07.12.2005 in der Fas­sung des Ar­beits­ver­tra­ges vom 24.01.2006 zum 30.09.2006 be­en­det wor­den ist;

 
36

2. 

für den Fall des Ob­sie­gens mit dem An­trag zu 1. das be­klag­te Land zu ver­ur­tei­len, sie über den 30.09.2006 hin­aus für die Dau­er des Rechts­streits als voll­beschäftig­te Jus­tiz­fach­an­ge­stell­te zu un­veränder­ten Be­din­gun­gen wei­ter­zu­beschäfti­gen.

 
 
37
Das be­klag­te Land hat be­an­tragt, 38

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

39

Das be­klag­te Land hat die Be­fris­tung vom 07.12.2005 für wirk­sam er­ach­tet. Die Be­fris­tung vom 07.12.2005 sei gemäß § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt. Durch den Son­der­ur­laub der Jus­tiz­an­ge­stell­ten B6 oh­ne Bezüge gemäß § 50 Abs. 1 BAT für die Zeit vom 01.01.2006 bis 31.12.2006 sei­en un­ter an­de­rem für den Zeit­raum 01.01.2006 bis 30.09.2006 die für die Vergütung die­ser Jus­tiz­an­ge­stell­ten der Staats­an­walt­schaft H1 be­stimm­ten Haus­halts­mit­tel in Höhe der Frei­stel­lung, al­so in vol­ler Höhe, vorüber­ge­hend frei­ge­wor­den. Da die Jus­tiz­an­ge­stell­te B6 eben­so wie die Kläge­rin in der Vergütungs­grup­pe VI b BAT ein­grup­piert sei, kor­re­spon­dier­ten die frei­ge­wor­de­nen Haus­halts­mit­tel auch in der Höhe mit den für die be­fris­te­te Beschäfti­gung der Kläge­rin auf­ge­wand­ten Bezügen. Im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses sei auch die Pro­gno­se be­gründet ge­we­sen, dass die durch die Be­ur­lau­bung frei ge­wor­de­nen Haus­halts­mit­tel nicht dau­er­haft, son­dern nur vorüber­ge­hend zur Verfügung ste­hen würden. Dass das En­de der Be­fris­tung des vor­lie­gen­den Ar­beits­ver­tra­ges dem Zeit­punkt des En­des des Son­der­ur­lau­bes der An­ge­stell­ten B6 nicht ent­spre­che, ste­he de­ren Wirk­sam­keit nicht ent­ge­gen. Die Dau­er der Be­fris­tung müsse nicht dem Zeit­raum ent­spre­chen, son­dern könne auch kürzer, je­doch nicht länger sein.

40

Die Kläge­rin sei auch ent­spre­chend der haus­halts­recht­li­chen Be­stim­mun­gen beschäftigt wor­den. Nach § 6 Abs. 8 HG NW 2006 könn­ten die­se Mit­tel - und zwar so­wohl Mit­tel für Plan­stel­len von Be­am­ten als auch Mit­tel für Stel­len von An­ge­stell­ten - im Um­fang der nicht in An­spruch ge­nom­me­nen Stel­len für die Beschäfti­gung von Aus­hilfs­kräften in An­spruch ge­nom­men wer­den. Die Kläge­rin sei in die­sem Sin­ne als Aus­hilfs­kraft beschäftigt wor­den. Sie ha­be während der Lauf­dau­er ih­res be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges ei­nen zusätz­lich nicht durch vor­han­de­ne Ar­beits­kräfte ab­zu­de­cken­den Ar­beits­be­darf er­le­digt, der nach Vor­ga­be des Haus­halts­ge­setz­ge­bers nur be­frie­digt ha­be wer­den sol­len, wenn und so­weit hierfür durch Son­der­ur­laub bzw. Teil­zeit­beschäfti­gung frei ge­wor­de­ne Mit­tel zur Verfügung stünden, die aber bei Erschöpfung auch die­ser Mit­tel un­ge­deckt blei­ben soll­ten. Auch der Per­so­nal­rat sei ord­nungs­gemäß be­tei­ligt wor­den.

41

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 23.01.2007 ab­ge­wie­sen. Die Be­fris­tung auf den 30.09.2006 sei aus haus­halts­recht­li­chen Gründen zulässig gemäß §§ 14 Abs.1 S.2 Nr. 7 Tz­B­fG i. V. m. § 7 Abs. 3 HG NW 2004/2005, § 6 Abs.8 HG NW 2006. Es sei unschädlich, dass die Be­fris­tungs­dau­er zeit­lich hin­ter dem Son­der­ur­laub der be­ur­laub­ten An­ge­stell­ten B6 zurück­blei­be. Den An­for­de­run­gen der SR 2 y BAT sei genügt. Der Per­so­nal­rat sei ord­nungs­gemäß be­tei­ligt wor­den.

42

Das Ur­teil ist der Kläge­rin 16.02.2007 zu­ge­stellt wor­den. Die Kläge­rin hat am 22.02.2007 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se am 11.04.2007 be­gründet.

43

Die Kläge­rin wen­det ein, die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts sei feh­ler­haft, die Be­fris­tung sei sach­lich nicht ge­recht­fer­tigt. Ei­ne Recht­fer­ti­gung der Be­fris­tung nach § 14 Abs. 1 Nr. 7 Tz­B­fG kom­me nicht in Be­tracht, weil der Hau­halts­plan kei­ne Fest­le­gun­gen ent­hal­te, dass die kon­kre­te von der Kläge­rin wahr­ge­nom­me­ne Stel­le nach dem Ab­lauf des Be­fris­tungs­zeit­rau­mes weg­fal­len wer­de. Ein kon­kre­ter Be­zug zwi­schen den von dem be­klag­ten Land zur Stel­lenführung ein­ge­setz­ten Mit­teln und der Stel­le der be­fris­tet beschäftig­ten Kläge­rin feh­le. Die Un­ge­wiss­heit, ob ein zukünf­ti­ger Haus­halts­plan Mit­tel für ei­ne Beschäfti­gung be­reit­stel­len wer­de, recht­fer­ti­ge ei­ne Be­fris­tung nicht. Es könne nicht sein, dass aus den ein­ge­spar­ten Mit­teln vergütungs­frei frei­ge­stell­ter Mit­ar­bei­ter ein fi­nan­zi­el­ler Pool ge­bil­det wer­de, der im Rah­men sei­ner Fi­nanz­kraft be­lie­big und unüber­prüfbar die Be­gründung be­fris­te­ter Ar­beits­verträge zu­las­se. Der Wirk­sam­keit der Be­fris­tung ste­he ent­ge­gen, dass der Be­fris­tungs­ter­min 30.09.2006 drei Mo­na­te vor dem End­ter­min des Son­der­ur­laubs der An­ge­stell­ten B6 lie­ge. Die Be­fris­tung sei un­wirk­sam, weil Frau B6 nach der nied­ri­ge­ren Vergütungs­grup­pe VII BAT vergütet wer­de, so dass aus den frei­ge­wor­de­nen Haus­halts­mit­teln die Vergütung der höher ein­grup­pier­ten Kläge­rin nicht be­strit­ten wer­den könn­ten. Bei Ver­trags­schluss am 07.12.2005 ha­be noch § 7 Abs. 3 HG NW 2004/2005 ge­gol­ten. Die Gel­tung sei bis zum En­de des Haus­halts­jah­res 2005 be­grenzt, Aus­nah­men sei­en nur in be­son­de­ren Fällen zulässig. Ein Aus­nah­me­fall sei hier nicht ge­ge­ben. Das be­klag­te Land ha­be sich mit dem Ver­trags­schluss vom 07.12.2005 über die Vor­ga­ben des § 7 Abs. 3 HG NW 2004/2005 hin­weg­ge­setzt. Ein Mehr­be­darf bei der Staats­an­walt­schaft H1 für die be­fris­te­te Beschäfti­gung der Kläge­rin wer­de mit Nicht­wis­sen be­strit­ten. Be­strit­ten wer­de auch, dass Frau B6 vor ih­rer Be­ur­lau­bung bei der Staats­an­walt­schaft in H1 tätig ge­we­sen sei.

44

Nach­dem die Par­tei­en den zunächst auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren als un­ei­gent­li­chen Hilfs­an­trag wei­ter ver­folg­ten Wei­ter­beschäfti­gungs­an­trag in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor der Be­ru­fungs­kam­mer im Hin­blick auf die prak­ti­zier­te Pro­zess­beschäfti­gung übe­rein­stim­mend für er­le­digt erklärt ha­ben, be­an­tragt die Kläge­rin,

45

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Ha­gen vom 23.01.2007, Az.: 1 Ca 1744/06, zu­ge­stellt am 16.02.2007, fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis auf­grund der im Ar­beits­ver­trag vom 07.12.2005 in der Fas­sung des Ar­beits­ver­tra­ges vom 24.01.2006 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung nicht zum 30.09.2006 be­en­det wur­de.

46
Das be­klag­te Land be­an­tragt, 47
die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen. 48

Die be­klag­te Land ver­tei­digt das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts. Nach der Rspr. des BAG sei die Be­fris­tung nach §§ 14 Abs. 1 S.2 Nr. 7 Tz­B­fG, 7 Abs. 3, 16 HG NW 2004/2005 ge­recht­fer­tigt. Die Kläge­rin sei aus den vorüber­ge­hend frei­en Haus­halts­mit­teln der Stel­le der bis zum 31.12.2006 oh­ne Bezüge be­ur­laub­ten An­ge­stell­ten B6 be­zahlt wor­den. Die Jus­tiz­an­ge­stell­te B6 sei bei der Staats­an­walt­schaft H1 beschäftigt wor­den und sei in die Vergütungs­grup­pe VI b BAT ein­grup­piert (Be­weis: Zeug­nis Geschäfts­lei­ter Jus­tiz­ober­amts­rat K4). Da die Dau­er der Be­fris­tung kei­ner ei­genständi­gen Recht­fer­ti­gung bedürfe, sei es oh­ne Be­lang, dass der Son­der­ur­laub B6 länger währe als die mit der Kläge­rin ver­ein­bar­te Be­fris­tung. Die Kläge­rin sei auch zweck­ent­spre­chend im Sin­ne von § 14 Abs.1 S.2 Nr. 7 Tz­B­fG beschäftigt wor­den. Die von der Kläge­rin aus­geführ­ten Ar­bei­ten hätten von den vor­han­de­nen Ar­beits­kräften nicht ab­ge­deckt wer­den können. Die Kläge­rin sei als Aus­hilfs­kraft ein­ge­setzt wor­den. Sie ha­be ei­nen zusätz­li­chen an­sons­ten nicht ab­zu­de­cken­den Ar­beits­be­darf er­le­digt, der nach der Vor­ga­be des Haus­halts­ge­setz­ge­bers nur be­frie­digt wer­den sol­le, wenn freie Mit­tel zur Verfügung stünden (Be­weis: wie vor). Der Per­so­nal­rat sei ord­nungs­gemäß be­tei­ligt wor­den. Die be­fris­te­te Beschäfti­gung der Kläge­rin bis zum 30.09.2006 ste­he im Ein­klang mit §§ 7 Abs.3, 16 HG NW 2004/2005 und den da­zu er­gan­ge­nen Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten zur vorläufi­gen Hau­halts- und Wirt­schaftsführung im Haus­halts­jahr 2006 —dort Ziff. 6 - (BI. 157 ff GA , s.o.), die Vor­ga­ben sei­en ent­spre­chend dem Schrei­ben des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums vom 09.11.2005 (BI. 163, 164 GA, s.o.) be­ach­tet.

49

Ent­schei­dungs­gründe

50

Die Be­ru­fung ist nach § 8 Abs.2, 64 Abs. 1, Abs. 2 c) statt­haft und zulässig. Die Be­ru­fung ist form- und frist­ge­recht ent­spre­chend den An­for­de­run­gen der §§ 66 Abs. 1 ArbGG, 519, 520 ZPO ein­ge­legt und be­gründet wor­den. Die Be­ru­fung ist auch be­gründet. Die zur Über­prüfung ste­hen­de Be­fris­tung auf den 30.09.2006 er­weist sich ent­ge­gen der Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­rich­tes als un­be­gründet. Es fehlt an ei­nem tragfähi­gen Be­fris­tungs­grund i. S. d. § 14 Abs. 1 S. 2 Tz­B­fG. Die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des von dem be­klag­ten Lan­des al­lein gel­tend ge­mach­ten Be­fris­tungs­grun­des der für be­fris­te­te Beschäfti­gung be­stimm­ten Haus­halts­mit­tel nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG sind nicht erfüllt. Die bei Ab­schluss des Ar­beits­ver­tra­ges am 07.12.2005 be­ste­hen­de haus­halts­recht­li­che Ge­set­zes­la­ge recht­fer­tigt die Ver­ein­ba­rung ei­ner Be­fris­tung vom 01.01.2006 bis zum 30.09.2006 nicht. Die zulässig und frist­ge­recht gemäß § 17 Tz­B­fG er­ho­be­nen Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge war des­halb in Abände­rung der ar­beits­ge­richt­li­chen Ent­schei­dung statt­zu­ge­ben.

51

1. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt aus­geführt, dass der ge­richt­li­chen Über­prüfung der streit­ge­genständ­li­chen Be­fris­tungs­ver­ein­ba­rung vom 07.12.2005 nicht ent­ge­gen­steht, dass die Par­tei­en am 18.09.2006 ei­nen wei­te­ren be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­sen ha­ben. Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag vom 18.09.2006 ist aus­weis­lich sei­nes Tex­tes ge­ra­de in An­be­tracht der hier vor­lie­gen­den Kla­ge ab­ge­schlos­sen wor­den. Da­mit ist der Kläge­rin die ge­richt­li­che Über­prüfung der hier streit­ge­genständ­li­chen Be­fris­tung ein­ver­nehm­lich vor­be­hal­ten. Nach § 69 Abs. 2 ArbGG nimmt die Be­ru­fungs­kam­mer auf die zu­tref­fen­den Ausführun­gen des Ar­beit­ge­rich­tes im 2. Ab­satz zu 1. der Ent­schei­dungs­gründe Be­zug (S. 9 des Ur­teils).

52

2. Die am 07.12.2005 ver­ein­bar­te Be­fris­tung ist nach § 14 Abs.1 Tz­B­fG un­zulässig. Da Fälle ei­ner sach­grund­los zulässi­gen Be­fris­tung nach § 14 Abs. 2, Abs.2 a, Abs.3 Tz­B­fG streit­los nicht in Be­tracht ste­hen, hängt die Zulässig­keit der Be­fris­tung vom Vor­lie­gen ei­nes Sach­grun­des nach § 14 Abs.1 S.2 Tz­B­fG ab. Das für den Be­fris­tungs­grund dar­le­gungs­pflich­ti­ge Land be­ruft sich al­lein auf den Be­fris­tungs­grund des § 14 Abs.1 S.2 Nr. 7 Tz­B­fG. Die Vor­aus­set­zun­gen die­ser Norm sind je­doch ent­ge­gen der Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des für die ver­ein­bar­te Ver­trags­lauf­zeit vom 01.01.2006 bis zum 30.09.2006 nicht erfüllt.

53

a) Nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG ist die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges zulässig, wenn der Ar­beit­neh­mer aus Haus­halts­mit­teln vergütet wird, die haus­halts­recht­lich für ei­ne be­fris­te­te Beschäfti­gung be­stimmt sind, und der Ar­beit­neh­mer zu Las­ten die­ser Mit­tel ein­ge­stellt und ent­spre­chend beschäftigt wird. Für den Sach­grund in § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG ist es er­for­der­lich, dass die für ei­ne be­fris­te­te Beschäfti­gung be­stimm­ten Haus­halts­mit­tel mit ei­ner Zweck­set­zung für die Er­le­di­gung nur vorüber­ge­hend an­fal­len­der Auf­ga­ben aus­ge­bracht sind. Wenn Hau­halts­mit­tel nur all­ge­mein für die Beschäfti­gung von Ar­beit­neh­mern im Rah­men von be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen vor­ge­se­hen sind, oh­ne dass zu­gleich ei­ne zu­gehöri­ge be­fris­te­te Ar­beits­auf­ga­be be­zeich­net wird, reicht dies für die Be­ja­hung des Be­fris­tungs­grun­des des § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG nicht aus. Ein an­de­res Norm­verständ­nis würde dem sich aus Art. 12 Abs. 1 GG er­ge­ben­den Un­ter­maßver­bot nicht genügen. Dem Ar­beit­neh­mer würde durch ei­ne haus­halts­recht­li­che An­ord­nung oh­ne ei­ne be­son­de­re Zweck­be­stim­mung für nur vorüber­ge­hend zu er­le­di­gen­de Auf­ga­ben jeg­li­cher Be­stands­schutz ent­zo­gen. Ein so weit­ge­hend ver­stan­de­ner Be­fris­tungs­grund des § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG würde im Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes zu ei­ner Ero­si­on des un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses als der vom Ge­setz­ge­ber so­zi­al­po­li­tisch erwünsch­ten Beschäfti­gungs­form führen (BAG 18.10.2006 - 7 AZR 419/05 - un­ter Hin­weis auf BT-Drucks. 14/4374 S. 12 zu II).

54

Dem Ge­bot ei­ner zu­rei­chen­den Zweck­set­zung genügt die Be­stim­mung in § 7 Abs. 3 des Ge­set­zes über die Fest­stel­lung der Haus­haltspläne des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len für die Hau­halts­jah­re 2004/2005 (fort­an HG NW 2004/2005), wo­nach Plan­stel­len und Stel­len für Zeiträume, in de­nen Stel­len­in­ha­be­rin­nen und Stel­len­in­ha­bern kei­ne oder kei­ne vol­len Dienst­bezüge zu gewähren sind, im Um­fang der nicht in An­spruch ge­nom­me­nen Plan­stel­len- oder Stel­len­an­tei­le für die Beschäfti­gung von Aus­hilfs­kräften in An­spruch ge­nom­men wer­den können (BAG 14.02.2007 - 7 AZR 193/06 -; BAG 18.04.2007 - 7 AZR 316/06 -; un­ter Be­zug­nah­me auf BAG-Ur­tei­le vom 07.07.1999 und 24.10.2001 AP BGB § 620 Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag Nr. 215, 229 aus der Zeit vor In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG).

55

b) Im zu ent­schei­den­den Fall ist die am 07.12.2005 un­ter­zeich­ne­te Be­fris­tung auf den 30.09.2006 nicht nach die­sen Grundsätzen ge­recht­fer­tigt.

56

aa) § 7 Abs. 3 HG NW 2004/2005 recht­fer­tigt die Be­fris­tung auf den 30.09.2006 nicht, weil die ver­ein­bar­te Lauf­zeit vom 01.01.2006 bis zum 30.09.2006 außer­halb der mit dem HG NW 2004/2005 ge­re­gel­ten Haus­halts­jah­re 2004 und 2005 liegt.

57

bb) § 6 Abs. 8 "Stel­lenführung" HG NW 2006, der ei­ne dem § 7 Abs.3 HG NW 2004/2005 in­halt­lich ent­spre­chen­de Re­ge­lung für das Haus­halts­jahr 2006 trifft, schei­det als Be­fris­tungs­grund aus, weil die­se Be­stim­mung bei Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges am 07.12.2005 (noch) nicht gel­ten­des Haus­halts­recht war. Das HG NW 2006 vom 23.05.2006 ist erst im Ge­setz- und Ver­ord­nungs­blatt NW Nr. 12 vom 29.05.2006 verkündet wor­den. Maßgeb­lich für die Zulässig­keit der Be­fris­tung sind die Umstände bei Ver­trags­ab­schluss (Dörner, Der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag, 2004, Rz. 171, 172 m. w. N.). Am 07.12.2005 war § 6 Abs.8 HG NW 2006 nicht in Kraft ge­setzt. Als dem Ver­trags­ab­schluss nach­fol­gen­de hau­halts­recht­li­che Re­ge­lung kann § 6 Abs. 8 HG NW ei­ne bei der Ge­set­zes­verkündung be­reits ver­bind­lich ver­ein­bar­te Be­fris­tung nicht nachträglich recht­fer­ti­gen. Al­lein der Um­stand, dass ei­ne dem § 6 Abs. 8 HG NW in­halt­lich ent­spre­chen­de Re­ge­lung seit Jah­ren oder Jahr­zehn­ten re­gelmäßig In­halt der je­wei­li­gen Haus­halts­ge­set­ze des Lan­des NW war, reicht für den Be­fris­tungs­grund des § 14 Abs.1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG nicht aus. Das Ge­setz for­dert ei­ne bei Ver­trags­ab­schluss gel­ten­de haus­halts­recht­li­che Be­stim­mung für ei­ne be­fris­te­te Beschäfti­gung, ei­ne mögli­cher­wei­se zu er­war­ten­de ge­setz­li­che Be­stim­mung genügt den An­for­de­run­gen nicht.

58

cc) Auch aus der von dem be­klag­ten Land an­geführ­ten Über­g­angs­be­stim­mung in § 16 HG NW 2004/2005 er­gibt sich die Zulässig­keit der ver­ein­bar­ten Be­fris­tung vom 01.01.2006 bis zum 30.09.2006 nicht.

59

(1) Nach § 16 HG NW 2004/2005 gel­ten die Vor­schrif­ten und Ermäch­ti­gun­gen der §§ 1 - 15 HG NW 2004/2005 bis zur Verkündung des Haus­halts­ge­set­zes 2006 wei­ter. Da­mit hat der Haus­halts­ge­setz­ge­ber ei­ne haus­halts­recht­li­che Be­stim­mung über den Ein­satz der i. S. d. § 7 Abs. 3 HG NW 2004/2005 vorüber­ge­hend frei­en Haus­halts­mit­tel für den Ab­schluss be­fris­te­ter Ar­beits­verhält­nis­se gemäß § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG nur für den Zeit­raum bis zur Verkündung des Haus­halts­ge­set­zes 2006 ge­trof­fen. Der Mit­tel­ein­satz für be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se für Zei­ten nach der Verkündung des Haus­halts­ge­set­zes 2006 ist durch die­se Über­g­angs­re­ge­lung nicht ge­deckt. Ab In­kraft­set­zung des HG NW 2006 sol­len nach dem Re­ge­lungs­ge­halt des § 16 HG NW 2004/2005 (al­lein) die haus­halts­recht­li­chen Be­stim­mung durch das HG NW 2006 maßgeb­lich sein. Das HG NW 2006 löst mit sei­ner Verkündung die kraft Über­g­angs­re­ge­lung zunächst wei­ter gel­ten­den haus­halts­recht­li­chen Re­ge­lun­gen der Jah­re 2004/2005 ab.

60

An­ge­sichts des Wort­lau­tes der Über­g­angs­re­ge­lung mit der Be­schränkung "bis zur Verkündung des Haus­halts­ge­set­zes 2006" ver­moch­te die Kam­mer der Ar­gu­men­ta­ti­on der Be­klag­ten­ver­tre­te­rin in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor der Be­ru­fungs­kam­mer nicht zu fol­gen, durch die Über­g­angs­re­ge­lung sei zwar kei­ne Be­fris­tung für die ge­sam­te Dau­er des vorüber­ge­hen­den Frei­seins von Haus­halts­mit­teln bis et­wa in Ein­z­elfällen in das Jahr 2007 oder das Jahr 2008 möglich ge­we­sen wohl aber sei - un­abhängig vom Ter­min der Verkündung des HG NW 2006 ­ei­ne Be­fris­tungs­ver­ein­ba­rung bis zum En­de des Haus­halts­jah­res 2006 zulässig ge­we­sen.

61

Ent­spre­chend den vor­ste­hen­den Ausführun­gen sind durch § 16 i. V. m. § 7 Abs.3 HG NW 2004/2005 nur Be­fris­tun­gen des Ar­beits­verhält­nis­ses zu­ge­las­sen ge­we­sen, die sich durch Zeit­oder Zweck­be­fris­tung auf ei­nen Zeit­punkt bis längs­tens zur Verkündung des HG NW 2006 be­schränk­ten.

62

(2) Das be­ach­tet die zu über­prüfen­de Be­fris­tung auf den 30.09.2006 nicht. Der Ver­trag vom 07.12.2005 weist ei­ne Lauf­zeit bis zum 30.09.2006 auf. Das den § 16 HG NW 2004/2005 ablösen­de HG NW 2006 vom 23.05.2006 ist be­reits am 29.05.2006 im Ge­setz- und Ver­ord­nungs­blatt NW verkündet wor­den. Dass am 07.12.2005 mit ei­ner Verkündung des HG NW 2006 nicht vor dem 30.09.2006 zu rech­nen ge­we­sen wäre, be­haup­tet auch das für den Be­fris­tungs­grund dar­le­gungs­pflich­ti­ge Land nicht. Die Be­fris­tung auf den 30.09.2006 ist da­mit durch § 16 HG NW 2004/2005 nicht ge­recht­fer­tigt. Bei Ab­schluss des auf den 30.09.2006 be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges am 07.12.2005 gab es kei­ne recht­li­che Fest­le­gung des Haus­halts­ge­setz­ge­bers, dass die aus der Be­ur­lau­bung der An­ge­stell­ten B6 bis zum 31.12.2006 frei­en Haus­halts­mit­tel für ei­ne be­fris­te­te Beschäfti­gung bis zum 30.09.2006 ver­wen­det wer­den durf­ten. Die von dem be­klag­ten Land vor­ge­leg­ten Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten und Ver­wal­tungs­wei­sun­gen vermögen kei­ne über den haus­halts­recht­li­chen Ge­set­zes­wort­laut des § 16 HG NW 2004/2005 hin­aus­ge­hen­de Be­fris­tung zu recht­fer­ti­gen. Die Exe­ku­ti­ve kann kei­ne über die Fest­le­gun­gen des Ge­setz­ge­bers hin­aus­ge­hen­den Zulässig­keits­gründe für die Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen schaf­fen.

63
3. Die nicht nach § 14 Abs.1 S. 2 Nr. 7 Tz­B­fG ge­recht­fer­tig­te Be­fris­tung auf den 30.09.2006 ist nicht aus an­de­ren Gründen zulässig. Ei­ne Recht­fer­ti­gung der Be­fris­tung aus ei­nem an­de­ren Sach­grund des § 14 Abs. 1 S. 2 Tz­B­fG kommt an­ge­sichts des Wort­lau­tes des Ar­beits­ver­tra­ges we­gen der vor­ga­ben der An­la­ge SR 2 y BAT und auch an­ge­sichts des In­hal­tes der Per­so­nal­rats­be­tei­li­gung nach §§ 66 Abs. 1, 72 Abs. 1 Nr. 1 LPVG NW be­reits aus Rechts­gründen nicht in Be­tracht. Da­von ab­ge­se­hen wird ein sons­ti­ger Be­fris­tungs­grund vom dar­le­gungs­pflich­ti­gen Land auch nicht auf­ge­zeigt. Die aus § 14 Abs. 1 Tz­B­fG fol­gen­de Un­zulässig­keit der Be­fris­tung führt gemäß § 16 Tz­B­fG zu der Rechts­fol­ge ei­nes auf un­be­stimm­te Zeit be­ste­hen­den un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges. 64
4. Der erst­in­stanz­lich als un­ei­gent­li­cher Hilfs­an­trag ver­folg­te Wei­ter­beschäfti­gungs­an­trag steht im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht zur Ent­schei­dung, nach­dem die Par­tei­en die­sen An­trag im Hin­blick auf die ver­ein­bar­te und prak­ti­zier­te be­fris­te­te Pro­zess­beschäfti­gung übe­rein­stim­mend für er­le­digt erklärt ha­ben. 65
5. Das we­gen Un­wirk­sam­keit der ver­ein­bar­ten Be­fris­tung un­ter­le­ge­ne be­klag­te Land hat nach § 91 ZPO die Kos­ten des Rechts­strei­tes zu tra­gen. An der um­fas­sen­den Kos­ten­pflicht des be­klag­ten Lan­des ändert auch der Um­stand nichts, dass der bei Kla­ge­er­he­bung zulässi­ge und be­gründe­te un­ei­gent­li­che Hilfs­an­trag auf Wei­ter­beschäfti­gung we­gen der wei­te­ren tatsächli­chen Ent­wick­lung vor der Be­ru­fungs­kam­mer für er­le­digt erklärt wor­den ist. 66
6. Nach § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG war die Re­vi­si­on zu­zu­las­sen. Der ent­schie­de­nen Rechts­fra­ge kommt grundsätz­li­che Be­deu­tung zu. Das be­klag­te Land hat im Be­reich sei­ner Jus­tiz­an­ge­stell­ten ge­richts­be­kannt zahl­rei­che ver­gleich­ba­re haus­halts­recht­lich be­gründe­te Be­fris­tun­gen ver­ein­bart. Das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ermöglicht ei­ne höchst­rich­ter­li­che Ent­schei­dung zu der für die Pra­xis be­deut­sa­men Fra­ge der be­fris­tungs­recht­li­chen Reich­wei­te der Über­g­angs­re­ge­lung in § 16 HG NW 2004/2005, die zu­dem in § 30 HG NW 2006 ei­ne in­halt­lich ent­spre­chen­de Nach­fol­ge­re­ge­lung ge­fun­den hat. 67
Lim­berg

Schrei­ber 

Thiele­mann

68
/L/je 69

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