HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/098

Sach­grund­lo­se Be­fris­tung trotz Ver­ein­ba­rung ei­nes Sach­grun­des mög­lich

Die An­ga­be ei­nes sach­li­chen Be­fris­tungs­grun­des im Ar­beits­ver­trag schließt ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung nicht aus.: Thü­rin­ger Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 12.10.2010, 7 Sa 425/09
Sanduhr mit rotem Sand Zank­ap­fel Be­fris­tung
20.05.2011. Ei­ne Ar­beits­ver­trags­be­fris­tung ist im­mer er­neut mög­lich, wenn es da­für ei­nen sach­li­chen Grund wie z.B die Ver­tre­tung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers gibt (§ 14 Abs. 1 Satz 2 Nr.3 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz - Tz­B­fG). Oh­ne Sach­grund ist ei­ne Be­fris­tung nur für höchs­tens zwei Jah­re mög­lich (§ 14 Abs. 2 Tz­B­fG). Soll ein Ar­beit­neh­mer nur zwei Jah­re be­fris­tet be­schäf­tigt wer­den, braucht der Ar­beit­ge­ber al­so kei­nen Sach­grund.

Ob­wohl an sich nicht nö­tig, kann der Ar­beit­ge­ber auch für die ers­ten zwei Jah­re ei­nen Be­fris­tungs­sach­grund im Ar­beits­ver­trag er­wäh­nen. Das si­chert die Be­fris­tung aber nicht bes­ser ab, denn die An­ga­be ei­nes Sach­grun­des kann ein In­diz da­für sein, dass die Par­tei­en die - an sich nach dem Ge­setz ge­ge­be­ne - Mög­lich­keit ei­ner sach­grund­lo­sen Be­fris­tung ha­ben aus­schlie­ßen wol­len. Ob die Nen­nung ei­nes Sach­grun­des im Ar­beits­ver­trag da­für schon aus­reicht, hat­te kürz­lich das Thü­rin­ger Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) zu ent­schei­den (Ur­teil vom 12.10.2010, 7 Sa 425/09).

In ei­nem auf zwei Jah­re be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag war als Be­fris­tungs­grund „Ver­tre­tung“ an­ge­kreuzt und das Feld zur sach­grund­lo­sen Be­fris­tung of­fen ge­las­sen wor­den. Die Ar­beit­neh­me­rin hielt ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung da­her für ver­trag­lich aus­ge­schlos­sen und klag­te. Vor dem Ar­beits­ge­richt Nord­hau­sen (Ur­teil vom 08.09.2009, 1 Ca 455/09) und dem LAG hat­te sie kei­nen Er­folg. Ein bei der sach­grund­lo­sen Be­fris­tung "feh­lends Kreuz­chen“ schließt die­se Be­fris­tungs­mög­lich­keit nicht aus, so das LAG.

Fa­zit: Das LAG folgt hier dem Bun­des­ar­beits­ge­richt. Da­nach kann die An­ga­be ei­nes be­stimm­ten Sach­grun­des ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung aus­schlie­ßen - aber nur dann, wenn die Par­tei­en woll­ten, dass die Be­fris­tung mit die­sem Sach­grund "ste­hen und fal­len" soll. Das ist sel­ten. Ar­beit­ge­bern ist trotz­dem zu ra­ten, in den ers­ten zwei Jah­ren nur sach­grund­los zu be­fris­ten. Und Ar­beit­neh­mer kön­nen aus der An­ga­be ei­nes Sach­grun­des meist kei­ne Ein­wän­de ge­gen ei­ne sach­grund­lo­se Be­fris­tung her­lei­ten.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 29. August 2019

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Bewertung:

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de