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ARBEITSRECHT AKTUELL // 12/027

Teil­zeit­an­trag kann kor­ri­giert wer­den

Stellt der Ar­beit­neh­mer ei­nen un­zu­läs­si­gen be­fris­te­ten Teil­zeit­an­trag um auf ei­nen recht­lich kor­rek­ten un­be­fris­te­ten, ist die Sperr­frist des § 8 Abs.6 Tz­B­fG un­an­wend­bar: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 24.10.2011, 7 Sa 399/11
Wanduhr

18.01.2012. Wer un­ter Be­ru­fung auf § 8 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) von sei­nem Ar­beit­ge­ber ei­ne Ver­rin­ge­rung sei­ner Ar­beits­zeit ver­langt, muss ei­ne Rei­he von For­ma­li­tä­ten be­ach­ten.

Da­zu ge­hört zu­nächst, dass man mehr als sechs Mo­na­te in ei­nem Be­trieb ar­bei­ten muss, in dem 16 Ar­beit­neh­mer (oder mehr) be­schäf­tigt sind, denn sonst be­steht kein An­spruch auf Ar­beits­zeit­ver­kür­zung. Au­ßer­dem muss man sei­nen Teil­zeit­an­trag spä­tes­tens drei Mo­na­te vor dem ge­wünsch­ten Be­ginn der Ar­beits­zei­ver­rin­ge­rung beim Ar­beit­ge­ber ein­rei­chen. Da­bei soll­te man be­ach­ten, dass es kein Recht auf ei­ne nur vor­über­ge­hen­de Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung gibt: Wer sich ein­mal für Teil­zeit ent­schei­det, ver­rin­gert sei­ne Ar­beits­zeit da­mit dau­er­haft (falls der Ar­beit­ge­ber zu­stimmt).

Um dem Ar­beit­ge­ber stän­di­ge Dis­kus­sio­nen über Teil­zeit­wün­sche zu er­spa­ren, sieht § 8 Abs.6 Tz­B­fG ei­ne Sperr­frist von zwei Jah­ren vor: Hat der Ar­beit­ge­ber ein­mal ei­ner Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rungzu­ge­stimmt oder sie be­rech­tig­ter­wei­se ab­ge­lehnt, kann der Ar­beit­neh­mer ei­ne er­neu­te Ver­rin­ge­rung der Ar­beits­zeit frü­hes­tens nach Ab­lauf von zwei Jah­ren ver­lan­gen.

Aber greift die­se zwei­jäh­ri­ge Sperr­frist auch ein, wenn der Ar­beit­ge­ber ei­nen Teil­zeit­an­trag nur aus for­mal­ju­ris­ti­schen Grün­den ab­ge­lehnt hat, d.h. oh­ne mit dem Ar­beit­neh­mer über ent­ge­gen­ste­hen­de be­trieb­li­che Grün­de dis­ku­tiert zu ha­ben? Dann wür­de sich der Ar­beit­neh­mer durch ei­nen un­ge­schick­ten, rein for­mal nicht kor­rek­ten Teil­zeit­an­trag sei­nen ge­setz­li­chen An­spruch auf Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung für zwei Jah­re zer­schie­ßen.

Das ist aber nicht der Sinn der Sperr­frist des § 8 Abs.6 Tz­B­fG, wie ei­ne ak­tu­el­le Ent­schei­dung des Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts (LAG) zeigt (Ur­teil vom 24.10.2011, 7 Sa 399/11).

Im Streit­fall hat­te ein Ar­beit­neh­mer, der un­ter § 8 Tz­B­fG fiel, die Ver­rin­ge­rung sei­ner Ar­beits­zeit von 38 auf 35 St­un­den be­an­tragt, und zwar „ab dem 22.10.2010 für zu­nächst 2 Jah­re“. Der Ar­beit­ge­ber lehn­te ab und es kam zum Pro­zess über den Teil­zeit­an­trag. Das Ar­beits­ge­richt Of­fen­bach wies zu Be­ginn des Ver­fah­rens, näm­lich im Gü­te­ter­min, dar­auf hin, dass die Be­fris­tung des Teil­zeit­an­trags da­zu führt, dass es gar kei­nen ord­nungs­ge­mä­ßen An­trag gibt. Dar­auf­hin be­an­trag­te der Ar­beit­neh­mer „vor­sorg­lich noch­mals“ die Ver­rin­ge­rung sei­ner wö­chent­lich zu leis­ten­den Ar­beits­zeit, al­ler­dings nun­mehr auf Dau­er.

Der Ar­beit­ge­ber be­rief sich dar­auf, dass er den ur­sprüng­li­chen An­trag zu­recht ab­ge­lehnt hat­te, da er ja we­gen der Be­fris­tung auf zwei Jah­re for­mal­ju­ris­tisch un­rich­tig war. Al­so mein­te er, dass ihm auch die Sperr­frist des § 8 Abs.6 Tz­B­fG zu­gu­te kom­men müss­te. Das aber sa­hen so­wohl das Ar­beits­ge­richt Of­fen­bach (Ur­teil vom 01.02.2011, 6 Ca 320/10) als auch das Hes­si­sche LAG an­ders (Ur­teil vom 24.10.2011, 7 Sa 399/11).

Denn der Sinn der Sperr­frist be­steht dar­in, dem Ar­beit­ge­ber an­dau­ern­de Dis­kus­sio­nen über die Sach­fra­ge zu er­spa­ren, ob Teil­zeit­an­trä­ge mit be­trieb­li­chen Ab­läu­fen ver­ein­bart wer­den kön­nen oder nicht. Macht der Ar­beit­neh­mer da­ge­gen ei­nen rein for­mal­ju­ris­ti­schen Feh­ler bei der An­trag­stel­lung, den er spä­ter auch noch kor­ri­giert, muss der Ar­beit­ge­ber bis da­hin gar nicht in­halt­lich zu dem An­tra­ge Stel­lung neh­men. Folg­lich kann sich auch nicht auf die Sperr­frist des § 8 Abs.6 Tz­B­fG be­ru­fen. Der Leit­satz der LAG-Ent­schei­dung lau­tet:

"Stellt ein Ar­beit­neh­mer, nach­dem er vom Ar­beits­ge­richt im Rah­men der Gü­te­ver­hand­lung über ein Teil­zeit­be­geh­ren i. S. d. § 8 Tz­B­fG dar­auf hin­ge­wie­sen wur­de, dass sein be­fris­te­ter Wunsch un­zu­läs­sig sein dürf­te, ei­nen neu­en un­be­fris­te­ten An­trag, so steht die­sem die Aus­schluss­frist des § 8 Abs.6 Tz­B­fG nicht ent­ge­gen."

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 15. Dezember 2017

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