HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

HANDBUCH ARBEITSRECHT

Ar­beits­ver­trag und all­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB) - Man­ko­ab­re­de

In­for­ma­tio­nen zum The­ma Ar­beits­ver­trag und all­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB) und Man­ko­ab­re­de: Hen­sche Rechts­an­wäl­te, Kanz­lei für Ar­beits­recht
Münzen, Münzhaufen

Auf die­ser Sei­te fin­den Sie In­for­ma­tio­nen dar­über, was un­ter ei­ner Man­ko­ab­re­de zu ver­ste­hen ist, wo­zu die­se die­nen und ob es sich da­bei um All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB) des Ar­beit­ge­bers han­delt.

Au­ßer­dem er­fah­ren Sie hier, wel­che Vor­aus­set­zun­gen zur Wirk­sam­keit ei­ner Man­ko­ab­re­de ge­ge­ben sein müs­sen und wann die­se ei­ner In­halts­kon­trol­le nicht stand­hält und da­mit un­wirk­sam ist.

von Rechts­an­walt Dr. Mar­tin Hen­sche, Fach­an­walt für Ar­beits­recht, Ber­lin

Was ver­steht man un­ter ei­ner Man­ko­ab­re­de?

Ei­ne Man­ko­ab­re­de ist ei­ne Ver­ein­ba­rung zwi­schen Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer, die die­sem ei­ne verschärf­te recht­li­che Ver­ant­wor­tung für ei­nen Kas­sen­be­stand auf­er­legt. Auf­grund ei­ner sol­chen Ver­ein­ba­rung über­nimmt der Ar­beit­neh­mer die Haf­tung für ei­nen Kas­sen­be­stand und muss da­her für ei­nen Kas­sen­fehl­be­stand bzw. ein Man­ko auf­kom­men, oh­ne dass der Ar­beit­ge­ber ihm dafür ein Ver­schul­den nach­wei­sen müss­te.

Wo­zu die­nen ar­beits­ver­trag­li­che Man­ko­ab­re­den?

Man­ko­ab­re­den sind nur sinn­voll, wenn ein Ar­beit­neh­mer die al­lei­ni­ge Ver­ant­wor­tung für ei­ne be­stimm­te, von ihm zu be­treu­en­de Kas­se hat, und wenn der Ar­beit­ge­ber nicht da­zu in der La­ge ist und/oder nicht be­ab­sich­tigt, den Ar­beit­neh­mer beim Um­gang mit der Kas­se „auf Schritt und Tritt“ zu über­wa­chen.

Dann ist es aus Sicht des Ar­beit­ge­bers nach­voll­zieh­bar, die Kas­sen­ver­ant­wor­tung des Ar­beit­neh­mers auch recht­lich fest­zu­schrei­ben: Denn wenn kei­ne an­de­re Per­son Zu­gang zu der Kas­se hat und wenn sich ein Fehl­be­stand er­gibt, dann ist es auf den ers­ten Blick nicht un­an­ge­mes­sen, den „kas­sen­ver­ant­wort­li­chen“ Ar­beit­neh­mer für den Fehl­be­stand haft­bar zu ma­chen.

Sind Man­ko­ab­re­den all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) des Ar­beit­ge­bers?

All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) sind gemäß § 305 Abs.1 Bürger­li­ches Ge­setz­buch (BGB):

  • vor­for­mu­lier­te Ver­trags­be­din­gun­gen,
  • die für ei­ne Viel­zahl von Verträgen aus­ge­ar­bei­tet wur­den, und
  • die ei­ne Ver­trags­par­tei, der AGB-Ver­wen­der, der an­de­ren Ver­trags­par­tei bei Ab­schluss ei­nes Ver­trags stellt.

Die­se De­fi­ni­ti­on macht deut­lich, dass AGB das „Klein­ge­druck­te“ ei­nes Ver­trags sind. Auch in Ar­beits­verträgen kom­men AGB oft vor, wo­bei der Ar­beit­ge­ber der­je­ni­ge ist, der die AGB in sei­nem In­ter­es­se ent­wirft und dem Ar­beit­neh­mer zur An­nah­me stellt. Ver­trags­be­stim­mun­gen sind kei­ne AGB, wenn sie in­di­vi­du­ell aus­ge­han­delt sind, was bei Ar­beits­verträgen meist nur bei Haupt­leis­tungs­pflich­ten wie z.B. dem Ar­beits­lohn oder der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit der Fall ist - wenn über­haupt, da in vie­len Fällen auch Ar­beits­zei­ten und Be­zah­lung ein­sei­tig und per For­mu­lar­ver­trag vom Ar­beit­ge­ber vor­ge­ge­ben wer­den. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie un­ter Hand­buch Ar­beits­recht: Ar­beits­ver­trag und all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB).

Man­ko­ab­re­den sind ty­pi­sche AGB. Sie be­tref­fen kei­ne aus Ar­beit­neh­mer­sicht wirk­lich wich­ti­ge Fra­gen, son­dern „nur“ die Ne­ben­pflicht zum Scha­dens­er­satz im Fal­le ei­nes Kas­sen­fehl­be­stan­des. Da­her sind Man­ko­ab­re­den für Ar­beit­neh­mer nicht so wich­tig, dass sie über ih­re Ein­zel­hei­ten mit dem Ar­beit­ge­ber kon­kre­te Ver­hand­lun­gen führen würden. Man­ko­ab­re­den wer­den da­her prak­tisch im­mer ein­sei­tig vom Ar­beit­ge­ber für vie­le Verträge vor­for­mu­liert und dann vom Ar­beit­neh­mer „ab­ge­nickt“.

Als AGB müssen Man­ko­ab­re­den ins­be­son­de­re fol­gen­de An­for­de­run­gen erfüllen:

  • Sie dürfen nicht an ver­steck­ter Stel­le in den Ver­trag hin­ein­ge­mo­gelt wer­den (sonst sind sie als „über­ra­schen­de Klau­seln“ zu be­wer­ten und wer­den nicht Ver­trags­be­stand­teil, § 305c Abs.1 BGB). Am bes­ten wer­den Man­ko­ab­re­den un­ter ei­ner Über­schrift wie z.B. „Man­ko­ab­re­de“ oder „Ver­ein­ba­rung zu Kas­sen­fehl­beständen“ in den Ver­trag auf­ge­nom­men.
  • Man­ko­ab­re­den müssen für ei­nen „durch­schnitt­li­chen“ Ar­beit­neh­mer klar und verständ­lich sein (sonst sind sie nicht „trans­pa­rent“ und ha­ben aus die­sem Grund kei­ne Gel­tung, § 307 Abs.1 Satz 2 BGB).
  • Man­ko­ab­re­den dürfen kei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Ar­beit­neh­mers ent­hal­ten (sonst ha­ben sie aus die­sem Grund kei­ne Gel­tung, § 307 Abs.1 Satz 1, Abs.2 BGB).

Wann ist ei­ne ar­beits­ver­trag­li­che Man­ko­ab­re­de wirk­sam?

Vom Ar­beit­ge­ber vor­for­mu­lier­te Man­ko­ab­re­den, d.h. AGB- Man­ko­ab­re­den, stel­len ei­ne „un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung“ des Ar­beit­neh­mers dar und sind da­her gemäß § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB un­wirk­sam, wenn nicht die fol­gen­den, von der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) ver­lang­ten Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind:

  • Der Ar­beit­neh­mer muss den al­lei­ni­gen Zu­gang zur Kas­se ha­ben. Wenn an­de­re Per­so­nen eben­falls Zu­gang zur Kas­se ha­ben, ist ei­ne Man­ko­ab­re­de un­wirk­sam.
  • Der Ar­beit­ge­ber muss dem Ar­beit­neh­mer ei­ne an­ge­mes­sen ho­he zusätz­li­che Vergütung für die Über­nah­me des Man­ko­ri­si­kos zah­len, d.h. ein an­ge­mes­se­nes Man­ko­geld.
  • Die Haf­tung des Ar­beit­neh­mers für Kas­sen­fehl­bestände aus der Man­ko­ab­re­de darf nicht höher sein als die Sum­me der er­hal­te­nen Man­ko­gel­der, d.h. die Sum­me der er­hal­te­nen Man­ko­gel­der be­grenzt die Haf­tung (BAG, Ur­teil vom 17.09.1998, 8 AZR 175/97, Rn.67).

Im Er­geb­nis ist ei­ne Man­ko­ab­re­de da­mit ei­ne Prämie, die der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer zur Ver­mei­dung von Kas­sen­fehl­beständen zahlt. Auf­grund der Man­ko­ab­re­de hat der Ar­beit­neh­mer die Möglich­keit, durch die er­folg­rei­che Ver­wal­tung des ihm an­ver­trau­ten Kas­sen­be­stan­des ein zusätz­li­ches Ein­kom­men zu er­zie­len.

Erfüllt ei­ne Man­ko­ab­re­de nicht die o.g. Vor­aus­set­zun­gen, ist ei­ne Haf­tung des Ar­beit­neh­mers für Kas­sen­fehl­bestände nicht aus­ge­schlos­sen. Sie er­gibt sich dann aber nicht aus der Man­ko­ab­re­de als der recht­li­chen An­spruchs­grund­la­ge, son­dern aus den all­ge­mei­nen recht­li­chen Re­ge­lun­gen zur Ar­beit­neh­mer­haf­tung. In­fol­ge­des­sen muss der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer ein Ver­schul­den für die Ent­ste­hung des Fehl­be­stan­des nach­wei­sen, und die Haf­tung des Ar­beit­neh­mers ist auch dann, wenn dem Ar­beit­ge­ber die­ser Ver­schul­dens­nach­weis ge­lingt, zu­guns­ten des Ar­beit­neh­mers er­heb­lich ein­ge­schränkt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den Sie un­ter Hand­buch Ar­beits­recht: Haf­tung des Ar­beit­neh­mers und un­ter Hand­buch Ar­beits­recht: All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) - Haf­tungs­be­schränkung und Haf­tungs­verschärfung.

Wo fin­den Sie mehr zum The­ma Ar­beits­ver­trag und all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) - Man­ko­ab­re­de?

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen, die Sie im Zu­sam­men­hang mit dem The­ma Ar­beits­ver­trag und all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB) - Man­ko­ab­re­de in­ter­es­sie­ren könn­ten, fin­den Sie hier:

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Letzte Überarbeitung: 3. September 2021

Was können wir für Sie tun?

Wenn Sie als Ar­beit­ge­ber ar­beits­ver­trag­li­che Klau­seln ver­wen­den oder zu­nächst nur prü­fen las­sen wol­len, oder wenn man Ih­nen als Ar­beit­neh­mer oder als Ge­schäfts­füh­rer ar­beits- bzw. dienst­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen vor­schlägt, be­ra­ten wir Sie je­der­zeit ger­ne.

Wir er­stel­len und über­ar­bei­ten auch Ar­beits­ver­trä­ge von A bis Z so­wie er­gän­zen­de Ver­ein­ba­run­gen wie z.B. Ar­beit­neh­mer­dar­le­hens­ver­trä­ge, Dienst­wa­gen­re­ge­lun­gen, Pro­vi­si­ons­re­ge­lun­gen, Rück­zah­lungs­ver­ein­ba­run­gen oder Ziel­ver­ein­ba­run­gen. Mit un­se­rem ar­beits­ver­trag­li­chen Up­date-Ser­vice kön­nen Sie si­cher sein, dass Ih­re Ar­beits­ver­trä­ge im­mer auf dem neu­es­ten ju­ris­ti­schen Stand sind.

Je nach La­ge des Fal­les und ent­spre­chend Ih­ren Vor­ga­ben be­ra­ten wir Sie nur in­tern oder ver­han­deln in Ih­rem Na­men mit der Ge­gen­sei­te.

Für ei­ne mög­lichst ra­sche und ef­fek­ti­ve Be­ra­tung be­nö­ti­gen wir fol­gen­de Un­ter­la­gen:

  • Ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen (falls be­reits vor­han­den)
  • Er­gän­zen­de Re­ge­lun­gen wie z.B. Dienst­wa­gen­ver­ein­ba­run­gen oder Pro­vi­si­ons­ab­re­den (falls be­reits vor­han­den)
  • Ta­rif­ver­trä­ge und Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen (falls sol­che Re­ge­lun­gen in Ih­rem Un­ter­neh­men zu be­ach­ten sind)

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