HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 06.12.2007, C-300/06 - Voß

   
Schlagworte: Mehrarbeitsvergütung, Beamter, Beamter: Teilzeit, Diskriminierung: Geschlecht
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-300/06
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 06.12.2007
   
Leitsätze:

Sozialpolitik – Männliche und weibliche Arbeitnehmer – Gleiches Entgelt

(Art. 141 EG)

Art. 141 EG ist dahin auszulegen, dass er einer nationalen Regelung der Beamtenbesoldung entgegensteht, nach der zum einen sowohl die von vollzeitbeschäftigten Beamten geleistete Mehrarbeit als auch die von teilzeitbeschäftigten Beamten geleistete Mehrarbeit als Arbeit definiert wird, die von den Beamten über ihre individuelle Arbeitszeit hinaus geleistet wird, und zum anderen diese Mehrarbeit zu einem geringeren Satz vergütet wird als dem Stundensatz, der auf die innerhalb der individuellen Arbeitszeit geleistete Arbeit entfällt, so dass teilzeitbeschäftigte Beamte für die Arbeit, die sie über ihre individuelle Arbeitszeit hinaus bis zu der Stundenzahl leisten, die ein vollzeitbeschäftigter Beamter im Rahmen seiner Arbeitszeit erbringen muss, schlechter vergütet werden als vollzeitbeschäftigte Beamte, sofern

– von allen Beschäftigten, für die diese Regelung gilt, ein erheblich höherer Prozentsatz weiblicher als männlicher Beschäftigter betroffen ist

und

– die Ungleichbehandlung nicht durch Faktoren sachlich gerechtfertigt ist, die nichts mit einer Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu tun haben.

(vgl. Randnr. 44 und Tenor)

Vorinstanzen: Bundesverwaltungsgericht, Vorlagebeschluss vom 11.O5.2006, 2 C 8.05
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Ers­te Kam­mer)

6. De­zem­ber 2007(*)

„Art. 141 EG – Grund­satz des glei­chen Ent­gelts für Männer und Frau­en – Be­am­te – Mehr­ar­beitMit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung teil­zeit­beschäftig­ter Frau­en“

In der Rechts­sa­che C‑300/06

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 234 EG, ein­ge­reicht vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt (Deutsch­land) mit Ent­schei­dung vom 11. Mai 2006, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 6. Ju­li 2006, in dem Ver­fah­ren

Ur­su­la Voß

ge­gen

Land Ber­lin,

Be­tei­lig­te:

Ver­tre­te­rin des Bun­des­in­ter­es­ses beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt,

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Ers­te Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung des Kam­mer­präsi­den­ten P. Jann so­wie der Rich­ter A. Tiz­za­no, A. Borg Bart­het (Be­richt­er­stat­ter), M. Ilešiè und E. Le­vits,

Ge­ne­ral­an­walt: D. Ruiz-Ja­rabo Co­lo­mer,

Kanz­ler: R. Grass,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens,

un­ter Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen

– von Frau Voß, ver­tre­ten durch Rechts­an­walt E. Ri­bet Bu­se,

– der deut­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch M. Lum­ma und C. Blasch­ke als Be­vollmäch­tig­te,

– der Kom­mis­si­on der Eu­ropäischen Ge­mein­schaf­ten, ver­tre­ten durch V. Kreu­schitz und M. van Beek als Be­vollmäch­tig­te,

nach Anhörung der Schluss­anträge des Ge­ne­ral­an­walts in der Sit­zung vom 10. Ju­li 2007

fol­gen­des

Ur­teil

1

Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung von Art. 141 EG. 

2

Die­ses Er­su­chen er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen Frau Voß und dem Land Ber­lin über die Vergütung der Mehr­ar­beit, die Frau Voß als Teil­zeit­beschäftig­te ge­leis­tet hat.

Recht­li­cher Rah­men

Ge­mein­schafts­recht

3

Art. 141 Abs. 1 und 2 EG be­stimmt:

„(1) Je­der Mit­glied­staat stellt die An­wen­dung des Grund­sat­zes des glei­chen Ent­gelts für Männer und Frau­en bei glei­cher oder gleich­wer­ti­ger Ar­beit si­cher.

(2) Un­ter ‚Ent­gelt‘ im Sin­ne die­ses Ar­ti­kels sind die übli­chen Grund- oder Min­destlöhne und -gehälter so­wie al­le sons­ti­gen Vergütun­gen zu ver­ste­hen, die der Ar­beit­ge­ber auf­grund des Dienst­verhält­nis­ses dem Ar­beit­neh­mer un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar in bar oder in Sach­leis­tun­gen zahlt.

Gleich­heit des Ar­beits­ent­gelts oh­ne Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts be­deu­tet,

a) dass das Ent­gelt für ei­ne glei­che nach Ak­kord be­zahl­te Ar­beit auf­grund der glei­chen Maßein­heit fest­ge­setzt wird,

b) dass für ei­ne nach Zeit be­zahl­te Ar­beit das Ent­gelt bei glei­chem Ar­beits­platz gleich ist.“

Na­tio­na­les Recht

4

§ 35 Abs. 2 des Ber­li­ner Lan­des­be­am­ten­ge­set­zes in der Fas­sung vom 20. Fe­bru­ar 1979 (GVBl. BE, S. 368) lau­tet:

„Der Be­am­te ist ver­pflich­tet, oh­ne Vergütung über die re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit hin­aus Dienst zu tun, wenn zwin­gen­de dienst­li­che Verhält­nis­se dies er­for­dern und sich die Mehr­ar­beit auf Aus­nah­mefälle be­schränkt. Wird er durch ei­ne dienst­lich an­ge­ord­ne­te oder ge­neh­mig­te Mehr­ar­beit mehr als fünf St­un­den im Mo­nat über die re­gelmäßige Ar­beits­zeit hin­aus be­an­sprucht, so ist ihm in­ner­halb von drei Mo­na­ten für die über die re­gelmäßige Ar­beits­zeit hin­aus ge­leis­te­te Mehr­ar­beit ent­spre­chen­de Dienst­be­frei­ung zu gewähren. Ist die Dienst­be­frei­ung aus zwin­gen­den dienst­li­chen Gründen nicht möglich, so können an ih­rer Stel­le Be­am­te in Be­sol­dungs­grup­pen mit auf­stei­gen­den Gehältern für ei­nen Zeit­raum bis zu 480 St­un­den im Jahr ei­ne Vergütung (§ 48 des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes) er­hal­ten.“

5 Das Bun­des­be­sol­dungs­ge­setz (im Fol­gen­den : BBesG), das nach sei­nem § 1 Abs. 1 Nr. 1 auch die Be­sol­dung der Be­am­ten der Länder re­gelt, be­stimmt in § 6 Abs. 1:

„Bei Teil­zeit­beschäfti­gung wer­den die Dienst­bezüge im glei­chen Verhält­nis wie die Ar­beits­zeit gekürzt.“

6

§ 48 BBesG ermäch­tigt die Bun­des­re­gie­rung, durch Rechts­ver­ord­nung die Gewährung ei­ner Mehr­ar­beits­vergütung zu re­geln, so­weit die Mehr­ar­beit nicht durch Dienst­be­frei­ung aus­ge­gli­chen wird.

7

In § 2 Abs. 1 der Ver­ord­nung vom 13. März 1992 über die Gewährung von Mehr­ar­beits­vergütung für Be­am­te (BGBl. I S. 528) in der Neu­fas­sung vom 3. De­zem­ber 1998 (BGBl. I S. 3494, im Fol­gen­den: MVergV), die auf der Grund­la­ge von § 48 Abs. 1 BBesG er­gan­gen ist, heißt es:

„Be­am­ten mit Dienst­bezügen in Be­sol­dungs­grup­pen mit auf­stei­gen­den Gehältern kann in fol­gen­den Be­rei­chen für Mehr­ar­beit ei­ne Vergütung gewährt wer­den

6. im Schul­dienst als Leh­rer.“

8 § 3 Abs. 1 MVergV be­stimmt:

„Die Vergütung wird nur gewährt, wenn die Mehr­ar­beit von ei­nem Be­am­ten ge­leis­tet wur­de, der der Ar­beits­zeit­re­ge­lung für Be­am­te un­ter­liegt, und sie

1. schrift­lich an­ge­ord­net oder ge­neh­migt wur­de,

2. die sich aus der re­gelmäßigen Ar­beits­zeit er­ge­ben­de je­wei­li­ge mo­nat­li­che Ar­beits­zeit oder, so­weit der Be­am­te nur während ei­nes Teils ei­nes Ka­len­der­mo­nats Dienst leis­tet, die an­tei­li­ge mo­nat­li­che Ar­beits­zeit um mehr als fünf St­un­den im Ka­len­der­mo­nat über­steigt und

3. aus zwin­gen­den dienst­li­chen Gründen nicht durch Dienst­be­frei­ung in­ner­halb von drei Mo­na­ten aus­ge­gli­chen wer­den kann.“

9

Nach § 4 MVergV gel­ten für die Vergütung je St­un­de Mehr­ar­beit un­ter­schied­li­che Beträge in Abhängig­keit von der Be­sol­dungs­grup­pe des Be­am­ten.

10 § 5 Abs. 2 MVergV be­stimmt:

„Bei Mehr­ar­beit im Schul­dienst gel­ten bei An­wen­dung

1. des § 3 Abs. 1 Nr. 2 drei Un­ter­richts­stun­den als fünf St­un­den,

…“

11 Aus dem Vor­la­ge­be­schluss er­gibt sich, dass die Vergütung für Mehr­ar­beits­stun­den nach der MVergV nied­ri­ger ist als die Vergütung für Ar­beits­stun­den, die im Rah­men der in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit ge­leis­tet wer­den.

Aus­gangs­ver­fah­ren und Vor­la­ge­fra­gen

12

Frau Voß steht als Leh­re­rin im Be­am­ten­verhält­nis zum Land Ber­lin. Vom 15. Ju­li 1999 bis 29. Mai 2000 übte sie ih­re Be­rufstätig­keit in Teil­zeit­beschäfti­gung im Um­fang von 23 Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che aus. Das Un­ter­richts­de­pu­tat ei­nes voll­zeit­beschäftig­ten Leh­rers be­trug da­mals 26,5 Un­ter­richts­stun­den.

13

Zwi­schen dem 11. Ja­nu­ar und dem 23. Mai 2000 leis­te­te Frau Voß in je­dem Mo­nat über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus zwi­schen 4 und 6 Un­ter­richts­stun­den Mehr­ar­beit.

14

Die Vergütung, die sie hierfür er­hielt, be­trug 1 075,14 DM. Dem vor­le­gen­den Ge­richt zu­fol­ge be­lief sich die Vergütung, die bei ei­nem voll­zeit­beschäftig­ten Leh­rer auf die glei­che Zahl von Ar­beits­stun­den ent­fiel, zu die­ser Zeit auf 1 616,15 DM. 

15

Das vor­le­gen­de Ge­richt erklärt die­ses Er­geb­nis da­mit, dass die von der Kläge­rin des Aus­gangs­ver­fah­rens über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus bis zur Re­gel­ar­beits­zeit bei Voll­zeit­beschäfti­gung ge­leis­te­ten Ar­beits­stun­den, bei de­nen es sich um Mehr­ar­beit han­de­le, mit ei­nem ge­rin­ge­ren St­un­den­satz vergütet wor­den sei­en als die ent­spre­chen­den Ar­beits­stun­den ei­nes voll­zeit­beschäftig­ten Leh­rers, die in des­sen in­di­vi­du­el­ler Ar­beits­zeit ent­hal­ten sei­en.

16

Das vor­le­gen­de Ge­richt stellt in­fol­ge­des­sen fest, dass die Kläge­rin des Aus­gangs­ver­fah­rens in den Mo­na­ten Ja­nu­ar bis Mai 2000 bei glei­chem Ar­beits­pen­sum schlech­ter vergütet wor­den sei als ein voll­zeit­beschäftig­ter Leh­rer.

17

Frau Voß hat­te be­an­tragt, bei der Be­rech­nung der Vergütung für die Mehr­ar­beit, die sie bis zur Gren­ze von 26,5 Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che ge­leis­tet hat­te, an­stel­le des nach der MVergV für Mehr­ar­beit vor­ge­se­he­nen St­un­den­sat­zes den­sel­ben St­un­den­satz zu­grun­de zu le­gen, mit dem die Ar­beits­stun­den vergütet wer­den, die voll­zeit­beschäftig­te Leh­rer im Rah­men ih­rer Re­gel­ar­beits­zeit er­brin­gen.

18

Nach­dem ihr An­trag vom Land Ber­lin ab­ge­lehnt wor­den war, er­hob Frau Voß ge­gen die Ab­leh­nungs­ent­schei­dung Kla­ge beim Ver­wal­tungs­ge­richt. Ge­gen des­sen Ur­teil, das der Kla­ge statt­gab, leg­te das Land Ber­lin Sprung­re­vi­si­on zum Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ein.

19

Für das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt stellt sich in dem bei ihm anhängi­gen Rechts­streit die Fra­ge, ob die nied­ri­ge­re Vergütung der Dienst­stun­den, die teil­zeit­beschäftig­te Leh­rer als Mehr­ar­beits­stun­den leis­te­ten, im Ver­gleich zu der an­tei­li­gen Be­sol­dung, die voll­zeit­beschäftig­te Leh­rer für die glei­che Zahl von Dienst­stun­den in­ner­halb ih­rer re­gulären Ar­beits­zeit er­hiel­ten, ei­ne nach Ge­mein­schafts­recht un­zulässi­ge Dis­kri­mi­nie­rung der weib­li­chen Leh­rer sei. Die Ant­wort auf die­se Fra­ge hänge da­von ab, ob Art. 141 Abs. 2 Satz 2 EG ge­bie­te, dass die Mehr­ar­beits­stun­de, die ein Teil­zeit­beschäftig­ter bis zu der von voll­zeit­beschäftig­ten Leh­rern zu er­brin­gen­den St­un­den­zahl leis­te, nicht schlech­ter vergütet wer­den dürfe als der gleich lan­ge Dienst, den ein Voll­zeit­beschäftig­ter im Rah­men sei­ner re­gulären Ar­beits­zeit leis­te.

20

Un­ter die­sen Umständen hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt be­schlos­sen, das Ver­fah­ren aus­zu­set­zen und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­ge zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen:

Steht Art. 141 EG ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung ent­ge­gen, nach der die Vergütung für ei­ne über die re­guläre Ar­beits­zeit hin­aus­ge­hen­de Mehr­ar­beit so­wohl bei voll­zeit­beschäftig­ten als auch bei teil­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten in der­sel­ben Höhe ge­zahlt wird, die nied­ri­ger ist als die an­tei­li­ge Be­sol­dung, die bei voll­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten auf ei­nen gleich lan­gen Teil ih­rer re­gulären Ar­beits­zeit entfällt, wenn über­wie­gend Frau­en teil­zeit­beschäftigt sind?

Zur Vor­la­ge­fra­ge

21

Mit sei­ner Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 141 EG da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung der Be­am­ten­be­sol­dung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­den, nach der zum ei­nen so­wohl die von voll­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten ge­leis­te­te Mehr­ar­beit als auch die von teil­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten ge­leis­te­te Mehr­ar­beit als Ar­beit de­fi­niert wird, die von den Be­am­ten über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus ge­leis­tet wird, und zum an­de­ren die­se Mehr­ar­beit zu ei­nem nied­ri­ge­ren Satz vergütet wird als dem St­un­den­satz, der auf die in­ner­halb der in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit ge­leis­te­te Ar­beit entfällt, so dass teil­zeit­beschäftig­te Be­am­te für die Ar­beit, die sie über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus bis zu der St­un­den­zahl leis­ten, die ein voll­zeit­beschäftig­ter Be­am­ter im Rah­men sei­ner Ar­beits­zeit er­brin­gen muss, schlech­ter vergütet wer­den als voll­zeit­beschäftig­te Be­am­te, dann ent­ge­gen­steht, wenn es sich bei den in Teil­zeit­beschäfti­gung täti­gen Be­am­ten über­wie­gend um Frau­en han­delt. 

22

Die Kläge­rin des Aus­gangs­ver­fah­rens und die Kom­mis­si­on der Eu­ropäischen Ge­mein­schaf­ten ma­chen gel­tend, dass die Vergütung die­ser Mehr­ar­beit, so­fern sie nied­ri­ger sei als die Vergütung der im Rah­men der in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit ge­leis­te­ten Ar­beit, zu ei­ner mit­tel­ba­ren Dis­kri­mi­nie­rung führe, da sie zur Fol­ge ha­be, dass die teil­zeit­beschäftig­ten Leh­rer, bei de­nen es sich über­wie­gend um Frau­en han­de­le, wenn sie über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus bis zu der bei Voll­zeit­beschäfti­gung ge­schul­de­ten St­un­den­zahl ar­bei­te­ten, für die glei­che Zahl von Ar­beits­stun­den ei­ne nied­ri­ge­re Vergütung er­hiel­ten als in Voll­zeit­beschäfti­gung täti­ge Leh­rer. 

23

Nach Auf­fas­sung der deut­schen Re­gie­rung er­gibt sich im Aus­gangs­ver­fah­ren kei­ne Un­gleich­be­hand­lung hin­sicht­lich der Mehr­ar­beit, da für voll­zeit­beschäftig­te und teil­zeit­beschäftig­te Leh­rer der­sel­be in § 4 Abs. 3 MVergV ge­re­gel­te St­un­den­satz für die von ih­nen ge­leis­te­te Mehr­ar­beit gel­te.

24

In­so­weit ist dar­an zu er­in­nern, dass Ar­ti­kel 141 EG den Grund­satz des glei­chen Ent­gelts für Männer und Frau­en bei glei­cher Ar­beit auf­stellt. Die­ser Grund­satz gehört zu den Grund­la­gen der Eu­ropäischen Ge­mein­schaft (vgl. Ur­teil vom 8. April 1976, De­fren­ne, 43/75, Slg. 1976, 455, Rand­nr. 12).

25

Der Grund­satz des glei­chen Ent­gelts steht nicht nur der An­wen­dung von Vor­schrif­ten ent­ge­gen, die un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­run­gen auf­grund des Ge­schlechts ent­hal­ten, son­dern auch der An­wen­dung von Vor­schrif­ten, die Un­gleich­be­hand­lun­gen von männ­li­chen und weib­li­chen Ar­beit­neh­mern auf­grund von Kri­te­ri­en auf­recht­er­hal­ten, die nicht auf dem Ge­schlecht be­ru­hen, so­fern sich die­se Un­gleich­be­hand­lun­gen nicht mit ob­jek­tiv ge­recht­fer­tig­ten Fak­to­ren erklären las­sen, die nichts mit ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts zu tun ha­ben (Ur­tei­le vom 13. Mai 1986, Bil­ka-Kauf­haus, 170/84, Slg. 1986, 1607, Rand­nrn. 29 und 30, vom 15. De­zem­ber 1994, Hel­mig u. a., C‑399/92, C‑409/92, C‑425/92, C‑34/93, C‑50/93 und C‑78/93, Slg. 1994, I‑5727, Rand­nr. 20, so­wie vom 27. Mai 2004, Els­ner-La­ke­berg, C‑285/02, Slg. 2004, I‑5861, Rand­nr. 12).

26 In Be­zug auf die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de Re­ge­lung steht fest, dass sie kei­ne un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts enthält. Da­her ist zu prüfen, ob ei­ne sol­che Re­ge­lung mögli­cher­wei­se ei­ne mit Art. 141 EG un­ver­ein­ba­re mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung zur Fol­ge hat.
27

Zu die­sem Zweck ist in ei­nem ers­ten Schritt fest­zu­stel­len, ob die be­tref­fen­de Re­ge­lung ei­ne Un­gleich­be­hand­lung von Voll­zeit­beschäftig­ten und Teil­zeit­beschäftig­ten enthält und ob die­se Un­gleich­be­hand­lung er­heb­lich mehr Frau­en als Männer be­trifft.

28

Wer­den die­se bei­den Fra­gen be­jaht, stellt sich in ei­nem zwei­ten Schritt die Fra­ge, ob es Fak­to­ren, die nichts mit ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts zu tun ha­ben, gibt, die die fest­ge­stell­te Un­gleich­be­hand­lung sach­lich recht­fer­ti­gen könn­ten.

29

In die­sem Zu­sam­men­hang liegt ei­ne Un­gleich­be­hand­lung im­mer dann vor, wenn bei glei­cher Ar­beit und glei­cher An­zahl St­un­den, die auf­grund ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses ge­leis­tet wer­den, die Voll­zeit­beschäftig­ten ge­zahl­te Vergütung höher ist als die Teil­zeit­beschäftig­ten ge­zahl­te (Ur­teil Hel­mig u. a., Rand­nr. 26).

30

Der Ge­richts­hof hat sich be­reits zwei­mal zu der Fra­ge geäußert, ob bei der Vergütung von Mehr­ar­beit ei­ne Un­gleich­be­hand­lung von Teil­zeit- und Voll­zeit­beschäftig­ten vor­liegt.

31

In den Rand­nrn. 26 bis 30 des Ur­teils Hel­mig u. a. hat der Ge­richts­hof ent­schie­den, dass kei­ne Un­gleich­be­hand­lung von Teil­zeit- und Voll­zeit­beschäftig­ten vor­lie­ge, wenn die an­wend­ba­ren na­tio­na­len Vor­schrif­ten die Zah­lung von Ge­halts­zu­schlägen für Über­stun­den nur bei Über­schrei­ten der ta­rif­ver­trag­lich fest­ge­leg­ten Re­gel­ar­beits­zeit vorsähen, nicht aber bei Über­schrei­ten der in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit. Der Ge­richts­hof hat fest­ge­stellt, dass un­ter die­sen Umständen die Teil­zeit­beschäftig­ten für die glei­che An­zahl ge­leis­te­ter Ar­beits­stun­den die glei­che Vergütung er­hiel­ten wie die Voll­zeit­beschäftig­ten und zwar so­wohl dann, wenn die ta­rif­ver­trag­lich fest­ge­setz­te Re­gel­ar­beits­zeit nicht über­schrit­ten wer­de, als auch dann, wenn über die­se Re­gel­ar­beits­zeit hin­aus St­un­den ge­leis­tet würden, da die Über­stun­den­zu­schläge im letzt­ge­nann­ten Fall bei­den Ar­beit­neh­mer­grup­pen zu­gu­te kämen.

32

In Rand­nr. 17 des Ur­teils Els­ner-La­ke­berg hin­ge­gen ist der Ge­richts­hof da­von aus­ge­gan­gen, dass ei­ne Un­gleich­be­hand­lung von Teil­zeit- und Voll­zeit­beschäftig­ten vor­liegt, wenn nach den an­wend­ba­ren na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten al­le Ar­beit­neh­mer für ei­nen An­spruch auf Mehr­ar­beits­vergütung über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus min­des­tens drei Un­ter­richts­stun­den pro Mo­nat leis­ten müssen. 

33

In die­ser Rechts­sa­che hat­te Frau Els­ner-La­ke­berg, ei­ne Leh­re­rin, 15 Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che ge­leis­tet, während voll­zeit­beschäftig­te Leh­rer 24,5 St­un­den wöchent­lich un­ter­rich­te­ten. Frau Els­ner-La­ke­berg hat­te in ei­nem Mo­nat 2,5 Un­ter­richts­stun­den Mehr­ar­beit ge­leis­tet. Für die­se Mehr­ar­beit konn­te sie kei­ne Vergütung be­an­spru­chen. Sie wur­de da­her nur für 15 Un­ter­richts­stun­den vergütet, ob­wohl sie 17,5 St­un­den ge­leis­tet hat­te. Ein voll­zeit­beschäftig­ter Leh­rer hin­ge­gen, der 17,5 Un­ter­richts­stun­den ge­leis­tet hätte, wäre für 17,5 Un­ter­richts­stun­den vergütet wor­den, da er sei­ne in­di­vi­du­el­le Wo­chen­ar­beits­zeit nicht über­schrit­ten hätte. Der Ge­richts­hof hat ent­schie­den, dass sich dar­aus ei­ne Un­gleich­be­hand­lung hin­sicht­lich der Vergütung er­ge­be, da Teil­zeit­beschäftig­te für die glei­che Zahl ge­leis­te­ter Un­ter­richts­stun­den schlech­ter vergütet würden als Voll­zeit­beschäftig­te.

34

Im Aus­gangs­ver­fah­ren geht aus dem Vor­la­ge­be­schluss her­vor, dass Frau Voß, die in Teil­zeit­beschäfti­gung tätig ist, für die St­un­den, die sie über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus bis zur Re­gel­ar­beits­zeit bei Voll­zeit­beschäfti­gung er­bracht hat, ei­ne Vergütung erhält, die bei glei­cher An­zahl ge­leis­te­ter St­un­den nied­ri­ger ist als die ei­nes voll­zeit­beschäftig­ten Leh­rers.

35

Ein teil­zeit­beschäftig­ter Leh­rer, des­sen in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit 23 Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che beträgt, erhält, wenn er 3,5 Un­ter­richts­stun­den über sei­ne in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus leis­tet, ei­ne ge­rin­ge­re Vergütung als ein voll­zeit­beschäftig­ter Leh­rer für 26,5 er­teil­te Un­ter­richts­stun­den.

36

Ei­ne Un­ter­su­chung der Vergütungs­be­stand­tei­le zeigt, dass sich die­se Si­tua­ti­on dar­aus er­gibt, dass die Mehr­ar­beits­stun­den, die schlech­ter vergütet wer­den als die so­ge­nann­ten „re­gulären“ Ar­beits­stun­den, als die St­un­den de­fi­niert sind, die über die Re­gel­ar­beits­zeit, wie sie durch die in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit des Leh­rers fest­ge­legt ist, hin­aus ge­leis­tet wer­den; die­se in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit ist natürlich je nach­dem, ob der Ar­beit­neh­mer in Teil­zeit- oder Voll­zeit­beschäfti­gung ar­bei­tet, un­ter­schied­lich. Dem­zu­fol­ge fin­det der nied­ri­ge­re Vergütungs­satz für Mehr­ar­beit bei voll­zeit­beschäftig­ten Leh­rern erst bei mehr als 26,5 Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che An­wen­dung, während er bei Teil­zeit­beschäftig­ten An­wen­dung fin­det, so­bald die­se ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit, die de­fi­ni­ti­ons­gemäß we­ni­ger als 26,5 St­un­den beträgt, über­schrei­ten. Im Fall von Frau Voß fin­det der nied­ri­ge­re Vergütungs­satz für die St­un­den An­wen­dung, die über 23 Un­ter­richts­stun­den pro Wo­che hin­aus ge­leis­tet wer­den.

37

Es er­gibt sich so­mit, dass die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de na­tio­na­le Re­ge­lung, wo­nach die Mehr­ar­beit, die teil­zeit­beschäftig­te Be­am­te über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus bis zu der für Voll­zeit­beschäfti­gung gel­ten­den Re­gel­ar­beits­zeit leis­ten, nied­ri­ger vergütet wird als die Ar­beit von voll­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten, ei­ne Un­gleich­be­hand­lung die­ser bei­den Be­am­ten­grup­pen zum Nach­teil der­je­ni­gen Be­am­ten zur Fol­ge hat, die in Teil­zeit­beschäfti­gung tätig sind.

38

Falls die­se Un­gleich­be­hand­lung er­heb­lich mehr Frau­en als Männer be­tref­fen und es kei­ne Fak­to­ren ge­ben soll­te, die nichts mit ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts zu tun ha­ben und ei­ne sol­che Un­gleich­be­hand­lung sach­lich recht­fer­ti­gen können, stünde Art. 141 EG der be­tref­fen­den na­tio­na­len Re­ge­lung ent­ge­gen.

39

Nach An­ga­ben des vor­le­gen­den Ge­richts wa­ren im Frühjahr 2000 et­wa 88 % der teil­zeit­beschäftig­ten Leh­rer im Dienst des Lan­des Ber­lin Frau­en.

40

Bei der Prüfung, ob die fest­ge­stell­te Un­gleich­be­hand­lung von Voll­zeit­beschäftig­ten und Teil­zeit­beschäftig­ten er­heb­lich mehr Frau­en als Männer be­trifft, hat das vor­le­gen­de Ge­richt je­doch die Ge­samt­heit der Beschäftig­ten zu berück­sich­ti­gen, für die die na­tio­na­le Re­ge­lung gilt, auf der die in Rand­nr. 37 des vor­lie­gen­den Ur­teils fest­ge­stell­te Un­gleich­be­hand­lung be­ruht. Zu die­sem Zweck hat das Ge­richt fest­zu­stel­len, ob die Un­gleich­be­hand­lung auf das BBesG und/oder auf die MVergV zurück­geht, da der Kreis der Per­so­nen, die in den Ver­gleich ein­be­zo­gen wer­den können, durch den An­wen­dungs­be­reich der be­tref­fen­den Re­ge­lung be­stimmt wird (Ur­teil vom 13. Ja­nu­ar 2004, Al­lon­by, C‑256/01, Slg. 2004, I‑873, Rand­nr. 73).

41

Wie der Ge­richts­hof in Rand­nr. 59 des Ur­teils vom 9. Fe­bru­ar 1999, Sey­mour-Smith und Pe­rez (C‑167/97, Slg. 1999, I‑623), ent­schie­den hat, be­steht die bes­te Me­tho­de zum Ver­gleich der Sta­tis­ti­ken dar­in, die Grup­pe der männ­li­chen mit der der weib­li­chen Ar­beits­kräfte dar­auf­hin zu ver­glei­chen, wie hoch in je­der Grup­pe der An­teil der von der Un­gleich­be­hand­lung Be­trof­fe­nen ist.

42

Er­gibt sich aus den verfügba­ren sta­tis­ti­schen Da­ten, dass der Pro­zent­satz der Teil­zeit­beschäftig­ten in der Grup­pe der weib­li­chen Beschäftig­ten er­heb­lich höher ist als in der Grup­pe der männ­li­chen Beschäftig­ten, ist da­von aus­zu­ge­hen, dass dem ers­ten An­schein nach ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts vor­liegt, es sei denn, die im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de Re­ge­lung ist durch Fak­to­ren sach­lich ge­recht­fer­tigt, die nichts mit ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts zu tun ha­ben (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil Sey­mour-Smith und Pe­rez, Rand­nrn. 60 bis 63).

43

Im Aus­gangs­ver­fah­ren ist dem Vor­la­ge­be­schluss nicht zu ent­neh­men, dass die nied­ri­ge­re Vergütung für von Teil­zeit­beschäftig­ten ge­leis­te­te Mehr­ar­beit auf Fak­to­ren be­ruh­te, die durch Gründe, die nichts mit ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts zu tun ha­ben, sach­lich ge­recht­fer­tigt wäre. Es ist je­doch Sa­che des vor­le­gen­den Ge­richts, die­sen Punkt zu prüfen.

44

Auf die Vor­la­ge­fra­ge ist da­her zu ant­wor­ten, dass Art. 141 EG da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung der Be­am­ten­be­sol­dung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­den, nach der zum ei­nen so­wohl die von voll­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten ge­leis­te­te Mehr­ar­beit als auch die von teil­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten ge­leis­te­te Mehr­ar­beit als Ar­beit de­fi­niert wird, die von den Be­am­ten über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus ge­leis­tet wird, und zum an­de­ren die­se Mehr­ar­beit zu ei­nem ge­rin­ge­ren Satz vergütet wird als dem St­un­den­satz, der auf die in­ner­halb der in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit ge­leis­te­te Ar­beit entfällt, so dass teil­zeit­beschäftig­te Be­am­te für die Ar­beit, die sie über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus bis zu der St­un­den­zahl leis­ten, die ein voll­zeit­beschäftig­ter Be­am­ter im Rah­men sei­ner Ar­beits­zeit er­brin­gen muss, schlech­ter vergütet wer­den als voll­zeit­beschäftig­te Be­am­te, dann ent­ge­gen­steht, wenn

– von al­len Beschäftig­ten, für die die­se Re­ge­lung gilt, ein er­heb­lich höhe­rer Pro­zent­satz weib­li­cher als männ­li­cher Beschäftig­ter be­trof­fen ist

und

– die Un­gleich­be­hand­lung nicht durch Fak­to­ren sach­lich ge­recht­fer­tigt ist, die nichts mit ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts zu tun ha­ben.

Kos­ten

45

Für die Be­tei­lig­ten des Aus­gangs­ver­fah­rens ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in dem bei dem vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ses Ge­richts. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Ers­te Kam­mer) für Recht er­kannt:

Art. 141 EG ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er ei­ner na­tio­na­len Re­ge­lung der Be­am­ten­be­sol­dung wie der im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­den, nach der zum ei­nen so­wohl die von voll­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten ge­leis­te­te Mehr­ar­beit als auch die von teil­zeit­beschäftig­ten Be­am­ten ge­leis­te­te Mehr­ar­beit als Ar­beit de­fi­niert wird, die von den Be­am­ten über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus ge­leis­tet wird, und zum an­de­ren die­se Mehr­ar­beit zu ei­nem ge­rin­ge­ren Satz vergütet wird als dem St­un­den­satz, der auf die in­ner­halb der in­di­vi­du­el­len Ar­beits­zeit ge­leis­te­te Ar­beit entfällt, so dass teil­zeit­beschäftig­te Be­am­te für die Ar­beit, die sie über ih­re in­di­vi­du­el­le Ar­beits­zeit hin­aus bis zu der St­un­den­zahl leis­ten, die ein voll­zeit­beschäftig­ter Be­am­ter im Rah­men sei­ner Ar­beits­zeit er­brin­gen muss, schlech­ter vergütet wer­den als voll­zeit­beschäftig­te Be­am­te, dann ent­ge­gen­steht, wenn

– von al­len Beschäftig­ten, für die die­se Re­ge­lung gilt, ein er­heb­lich höhe­rer Pro­zent­satz weib­li­cher als männ­li­cher Beschäftig­ter be­trof­fen ist

und

– die Un­gleich­be­hand­lung nicht durch Fak­to­ren sach­lich ge­recht­fer­tigt ist, die nichts mit ei­ner Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlechts zu tun ha­ben.

Un­ter­schrif­ten


* Ver­fah­rens­spra­che: Deutsch.

Quel­le: Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (EuGH), http://cu­ria.eu­ro­pa.eu

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