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LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 22.01.2010, 10 TaBV 2829/09

   
Schlagworte: Einigungsstelle: Vorsitzender
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 10 TaBV 2829/09
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 22.01.2010
   
Leitsätze: Hinsichtlich der Person des Einigungsstellenvorsitzenden ist das Gericht an die vorgeschlagene bzw. beantragte Person gebunden, solange es keine durch tatsachenbegründeten Bedenken gegen die Unparteilichkeit oder Ungeeignetheit gibt. Der Maßstab der Offensichtlichkeit gilt im Verfahren nach § 98 ArbGG auch für alle Vorfragen, auch hinsichtlich der etwaigen Zuständigkeit des Gesamtbetriebsrats.
Vorinstanzen: Arbeitsgerichts Berlin 19 BV 20301/09 vom 30. November 2009
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin-Bran­den­burg

 

Verkündet

am 22. Ja­nu­ar 2010

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)

10 TaBV 2829/09

19 BV 20301/09
Ar­beits­ge­richt Ber­lin

H., VA
als Ur­kunds­be­am­ter/in
der Geschäfts­stel­le

 

Be­schluss

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 10. Kam­mer,
auf die Anhörung vom 22. Ja­nu­ar 2010
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt W.-M.

be­schlos­sen:

Die Be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 30. No­vem­ber 2009 - 19 BV 20301/09 - wird zurück­ge­wie­sen.

 

- 3 - 

G r ü n d e

I.

Die Be­tei­lig­ten strei­ten um die Ein­set­zung ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le in der Fi­lia­le 720 zum Re­ge­lungs­ge­gen­stand „Aus­ge­stal­tung der Zah­lungs­mo­da­litäten bei der Um­set­zung des Ta­rif­ver­tra­ges zur be­fris­te­ten Vor­sor­ge­leis­tung“.

Die Ar­beit­ge­be­rin ist ein bun­des­weit täti­ges Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men mit Haupt­sitz in Ham­burg, wel­ches im we­sent­li­chen Be­klei­dungs­ar­ti­kel und Ac­ces­soires ver­kauft. Sie be­treibt in Deutsch­land mehr als 300 Ver­kaufs­fi­lia­len, die je­weils als ei­genständi­ge Be­trie­be im Sin­ne des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes geführt wer­den. Ins­ge­samt beschäftigt sie zir­ka 15 000 Ar­beit­neh­mer. Der Be­triebs­rat ist der am Stand­ort Ber­lin, Ge­sund­brun­nen­cen­ter, gewähl­te Be­triebs­rat der Fi­lia­le 720, in der re­gelmäßig ca. 50-60 Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer beschäftigt sind.

Im Zu­ge der Ta­rif­ei­ni­gung im Ber­li­ner Ein­zel­han­del schlos­sen die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ei­nen Ta­rif­ver­trag „Be­fris­te­te Vor­sor­ge­leis­tung“ un­ter dem 4. Sep­tem­ber 2008. Die­ser sieht in Zif­fer 1 vor, dass grundsätz­lich al­le Ar­beit­neh­mer in Ver­kaufs­stel­len im Jah­re 2009 und im Jah­re 2010 je­weils 131,25 EUR er­hal­ten. Die­ser An­spruch soll in ge­wis­ser Wei­se den Weg­fall der Spätzu­schläge am Sams­tag ab 14:30 Uhr kom­pen­sie­ren.

Nach Zif­fer 2 die­ses Ta­rif­ver­tra­ges kann der Ar­beit­ge­ber wählen, ob er den Ar­beit­ge­ber­an­teil zur ta­rif­li­chen Al­ters­ver­sor­gung erhöhen oder den Be­trag dem Wert­gut­ha­ben ei­nes Lang­zeit­kon­tos zuführen will.

Die hie­si­ge Ar­beit­ge­be­rin hat sich für ei­ne Auf­sto­ckung des Ar­beit­ge­ber­an­teils zur ta­rif­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ent­schie­den, da nach ih­rer An­sicht be­trieb­li­che Re­ge­lun­gen zu ei­nem Lang­zeit­kon­to nicht be­ste­hen.

 

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In Zif­fer 3 des Ta­rif­ver­tra­ges ist so­dann ge­re­gelt: „Auf Wunsch des Ar­beit­neh­mers ist die Leis­tung in Form von Wa­ren­gut­schei­nen zu er­brin­gen.“ Die An­zahl der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, die sich für ei­nen sol­chen Wa­ren­gut­schein ent­schie­den ha­ben, ist nicht ge­nau be­kannt, soll aber je­den­falls ca. die Hälf­te al­ler Beschäftig­ten der Fi­lia­le 720 um­fas­sen.

Die Ar­beit­ge­be­rin hat ein Rund­schrei­ben her­aus­ge­ge­ben (Bl. 104 d.A.), in wel­chem Ein­schränkun­gen der Nutz­bar­keit des Ein­kaufs­gut­scheins ent­hal­ten sind. Es ist aus­geführt, dass

• ei­ne Kom­bi­na­ti­on mit dem 25%igen Per­so­nal­ra­batt, an­de­ren Cou­pons oder Wa­ren­gut­schei­nen nicht zulässig sei
• ei­ne Über­trag­bar­keit auf an­de­re Per­so­nen aus­ge­schlos­sen sei
• der Ein­kauf nur mit Per­so­nal­aus­weis oder Per­so­nal­ein­kaufs­kar­te ge­stat­tet sei
• die Kauf­sum­me zu 100% in das Ein­kaufs­li­mit für Per­so­nal­ra­batt fließe.

Der Be­triebs­rat meint, dass die Ar­beit­ge­be­rin schon nicht al­lein über die Art der Aus­zah­lung nach Zif­fer 2 des Ta­rif­ver­tra­ges ent­schei­den könne, zu­mal es auch Re­ge­lun­gen zu ei­nem Lang­zeit­kon­to im Be­trieb ge­be. Je­den­falls aber sei­en die Be­din­gun­gen zur Nut­zung des Ein­kaufs­gut­scheins mit­be­stim­mungs­pflich­tig. Es würden Sach­ver­hal­te der Mit­be­stim­mungs­rech­te nach § 87 Abs. 1 Nr. 10 und der Nr. 4 Be­trVG er­fasst.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Be­schluss vom 30. No­vem­ber 2009 ent­schie­den:

„Es wird ei­ne Ei­ni­gungs­stel­le ein­ge­setzt zum The­ma: ‚Aus­ge­stal­tung der Zah­lungs­mo­da­litäten bei der Um­set­zung des Ta­rif­ver­tra­ges zur be­fris­te­ten Vor­sor­ge­leis­tung zwi­schen dem Han­dels­ver­band Ber­lin-Bran­den­burg e.V. und der Ge­werk­schaft ver.di vom 04.09.2008’ un­ter dem Vor­sitz des Rich­ters am Ar­beits­ge­richt a.D. V. R. und zwei Bei­sit­zern pro Sei­te.“

 

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Zur Be­gründung hat das Ar­beits­ge­richt aus­geführt, dass zwar § 87 Abs. 1 Nr. 10 Be­trVG hier nicht ein­schlägig sei, aber die Vor­schrift des § 87 Abs. 1 Nr. 4 Be­trVG recht­fer­ti­ge die Ein­set­zung der Ei­ni­gungs­stel­le, da es um die Art der Aus­zah­lung der Ar­beits­ent­gel­te ge­he. Denn der Gut­schein sei Ar­beits­ent­gelt. We­gen der wei­te­ren Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung wird auf die dor­ti­gen Gründe zu II. (Bl. 42-43 d.A.) Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­sen den Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ten der Ar­beit­ge­be­rin am 11. De­zem­ber 2009 zu­ge­stell­ten Be­schluss leg­te die Ar­beit­ge­be­rin am 28. De­zem­ber 2009, dem Mon­tag nach Weih­nach­ten, mit Schrift­satz vom glei­chen Ta­ge per Te­le­fax Be­schwer­de ein und be­gründe­te die­se so­gleich.

Zur Be­gründung wur­de dar­auf ver­wie­sen, dass der Ta­rif­ver­trag den Sach­ver­halt ab­sch­ließend re­ge­le. Die Ent­schei­dung über Durchführungs­we­ge bei der Gewährung von Ta­rif­leis­tun­gen tref­fe nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts der Ar­beit­ge­ber al­lein (BAG, Be­schluss vom 29. Ju­li 2003 - 3 ABR 34/02). So­weit der Sach­ver­halt nicht ab­sch­ließend ge­re­gelt sei, könne das Er­geb­nis ei­ner Ta­rif­sch­lich­tung aus Ba­den-Würt­tem­berg für ei­nen in­halts­glei­chen Ta­rif­ver­trag her­an­ge­zo­gen wer­den. Der Aus­zah­lungs­zeit­punkt er­ge­be sich aus dem Al­ters­vor­sor­ge­ta­rif­ver­trag. An­sons­ten sei im Zwei­fel der Ge­samt­be­triebs­rat zuständig. Und der vom Ar­beits­ge­richt ein­ge­setz­te Vor­sit­zen­de wer­de eben­falls ab­ge­lehnt, ob­wohl man bis­lang noch mit ihm ein­ver­stan­den ge­we­sen sei. Er ha­be aber in ei­ner an­de­ren Ei­ni­gungs­stel­le ei­ne aus Sicht der Ar­beit­ge­be­rin fal­sche Rechts­an­sicht geäußert.

Sch­ließlich sei die Ei­ni­gungs­stel­le nicht ein­zu­set­zen, weil der An­trag und der dem zu­grun­de lie­gen­de Be­triebs­rats­be­schluss nicht übe­rein­stim­men würden. Während der Be­triebs­rats­be­schluss vom 28. Ok­to­ber 2009 nur all­ge­mein auf „Ein­set­zung Ei­ni­gungs­stel­le Wa­ren­cou­pon“ lau­te, ge­he es bei der An­trag­stel­lung um das The­ma „Aus­ge­stal­tung der Zah­lungs­mo­da­litäten bei der Um­set­zung des Ta­rif­ver­tra­ges zur be­fris­te­ten Vor­sor­ge­leis­tung.“

 

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Die Ar­beit­ge­be­rin be­an­tragt,

den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 30. No­vem­ber 2009 Az.: 19 BV 20301/09 auf­zu­he­ben und den An­trag auf Ein­set­zung ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le ab­zu­wei­sen.

Der Be­triebs­rat be­an­tragt,

die Be­schwer­de zurück­zu­wei­sen.

Der Be­triebs­rat ver­tei­digt die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung, wie­der­holt und ver­tieft sei­ne erst­in­stanz­li­chen Ausführun­gen. Er führt ergänzend aus, dass das vor­ge­zo­ge­ne Vor­la­ge­ver­lan­gen ei­ner Ar­beits­unfähig­keits­be­schei­ni­gung ent­spre­chend § 5 Abs. 1 Satz 3 EFZG nach der ge­setz­li­chen Re­ge­lung eben­falls dem Ar­beit­ge­ber al­lein vor­be­hal­ten sei und das Bun­des­ar­beits­ge­richt den­noch ei­ne Mit­be­stim­mungs­pflich­tig­keit nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG an­neh­me (BAG, Be­schluss vom 25. Ja­nu­ar 2000 - 1 ABR 3/99). In­so­fern ste­he nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts fest, dass auch bei ei­nem ver­meint­li­chen Al­lein­be­stim­mungs­recht des Ar­beit­ge­bers das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes nicht aus­ge­schlos­sen sei, so­fern nur der Re­ge­lungs­be­reich noch ver­schie­de­ne Ent­schei­dun­gen zu­las­se.

Ei­ne Zuständig­keit des Ge­samt­be­triebs­ra­tes könne nicht an­ge­nom­men wer­den, da in­so­weit al­len­falls Zweckmäßig­keits­ge­sichts­punk­te für ei­ne Zuständig­keit des Ge­samt­be­triebs­ra­tes spre­chen könn­ten. Die­se sei­en je­doch eben­so wie Kos­ten- und Ko­or­di­nie­rungs­in­ter­es­sen nicht ge­eig­net, die Zuständig­keit des Ge­samt­be­triebs­ra­tes zu be­gründen. So­wohl die Ent­schei­dung für die Art der ta­rif­li­chen Vor­sor­ge­leis­tung wie auch die Ein­zel­hei­ten des Wa­ren­gut­scheins könn­ten in­ner­halb der Fi­lia­le 720 ge­re­gelt wer­den.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Be­tei­lig­ten in der Be­schwer­de­instanz wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der Be­schwer­de­be­gründung der Ar­beit­ge­be­rin vom 28. De­zem­ber 2009 so­wie ih­re Schriftsätze vom 15. Ja­nu­ar und 21. Ja­nu­ar 2010 und auf die Be­schwer­de­be­ant­wor­tung des

 

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Be­triebs­ra­tes vom 11. Ja­nu­ar 2010 und des­sen Schrift­satz vom 18. Ja­nu­ar 2010 Be­zug ge­nom­men.

II.

Die gemäß §§ 8 Abs. 4 und 87 Abs. 1 ArbGG statt­haf­te Be­schwer­de ist zulässig. Sie ist form- und frist­ge­recht im Sin­ne von §§ 98 Abs. 2, 87 Abs. 2, 89 Abs. 1 und 2 ArbGG ein­ge­legt und be­gründet wor­den.

1.
Der erst­in­stanz­li­che An­trag des Be­triebs­rats ist zulässig. Ins­be­son­de­re fehlt es nicht an ei­ner ord­nungs­gemäßen Be­schluss­fas­sung zur Durchführung die­ses Ver­fah­rens.

Ein sol­cher Be­schluss ist al­ler­dings so­wohl zur Ver­fah­rens­ein­lei­tung als auch zur wirk­sa­men Be­auf­tra­gung ei­nes Rechts­an­walts er­for­der­lich. Fehlt es dar­an, ist der Be­triebs­rat ge­richt­lich nicht wirk­sam ver­tre­ten und kommt ein Pro­zess­rechts­verhält­nis nicht zu­stan­de; für den Be­triebs­rat ge­stell­te Anträge sind be­reits als un­zulässig ab­zu­wei­sen.

Hier hat der Be­triebs­rat am 28. Ok­to­ber 2009 be­schlos­sen, ei­ne Ei­ni­gungs­stel­le zum Re­ge­lungs­ge­gen­stand „Wa­ren­cou­pon (MTV Vor­sor­ge­leis­tung)“ ein­zu­set­zen (Bl. 25 d.A.). Zwar ist der Ar­beit­ge­be­rin zu­zu­stim­men, dass die­ser Wort­laut nicht ge­nau mit dem im Ver­fah­ren gel­tend ge­mach­ten Re­ge­lungs­ge­gen­stand „Aus­ge­stal­tung der Zah­lungs­mo­da­litäten bei der Um­set­zung des Ta­rif­ver­tra­ges zur be­fris­te­ten Vor­sor­ge­leis­tung zwi­schen dem Han­dels­ver­band Ber­lin-Bran­den­burg e.V. und der Ge­werk­schaft ver.di vom 04.09.2008“ übe­rein stimmt, doch war auch bei der im Be­triebs­rats­be­schluss gewähl­ten Be­zeich­nung of­fen­sicht­lich, dass es dem Be­triebs­rat um die Aus­ge­stal­tung der ta­rif­li­chen Re­ge­lung „Be­fris­te­te Vor­sor­ge­leis­tung“ ging. Ein an­de­res Verständ­nis kann dem Be­triebs­rats­be­schluss nicht ent­nom­men wer­den. In­so­fern ist die An­trag­stel­lung in die­sem Ver­fah­ren von dem Be­triebs­rats­be­schluss um­fasst.

 

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2.
Die Be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin ist zwar zulässig, aber un­be­gründet. Denn die vom Be­triebs­rat be­gehr­te Ei­ni­gungs­stel­le ist nicht of­fen­sicht­lich un­zuständig im Sin­ne des § 98 Abs. 1 Satz 1 ArbGG.

2.1
Nach § 98 Abs. 1 Satz 1 ArbGG ist ein An­trag auf Er­rich­tung ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le we­gen feh­len­der Zuständig­keit dann zurück­zu­wei­sen, wenn die Ei­ni­gungs­stel­le of­fen­sicht­lich un­zuständig ist.

Dies erklärt sich aus den Be­son­der­hei­ten des Be­stel­lungs­ver­fah­rens, das dar­auf ge­rich­tet ist, den Be­triebs­par­tei­en, die kei­ne ständi­ge Ei­ni­gungs­stel­le ein­ge­rich­tet ha­ben, im Be­darfs­fal­le beim Auf­tre­ten von Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten möglichst rasch ei­ne for­mal funk­ti­onsfähi­ge Ei­ni­gungs­stel­le zur Verfügung zu stel­len. Die­se Ziel­set­zung er­for­dert ein un­kom­pli­zier­tes Be­stel­lungs­ver­fah­ren oh­ne zeit­rau­ben­de Prüfung schwie­ri­ger Rechts­fra­gen (BAG, Be­schluss vom 24. No­vem­ber 1981 - 1 ABR 42/79). Dem ent­spricht das ver­ein­fach­te ge­richt­li­che Ver­fah­ren oh­ne Hin­zu­zie­hung der eh­ren­amt­li­chen Rich­ter un­ter Aus­schluss der Rechts­be­schwer­de. Der ein­ge­schränk­te Prüfungs­maßstab kor­re­spon­diert da­mit, dass die Ei­ni­gungs­stel­le die Vor­fra­ge ih­rer Zuständig­keit selbst prüft und sich, wenn sie die­se nicht für ge­ge­ben hält, für un­zuständig erklären kann (BAG, Be­schluss vom 30. Ja­nu­ar 1990 - 1 ABR 2/89). Die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts bin­det die Ei­ni­gungs­stel­le in­so­weit nicht. Sie kann un­ge­ach­tet ih­rer Er­rich­tung im Be­stel­lungs­ver­fah­ren ih­re Zuständig­keit ver­nei­nen und da­mit ei­ne Re­ge­lung ab­leh­nen.

Der Be­griff der of­fen­sicht­li­chen Un­zuständig­keit ist im Ge­setz nicht näher de­fi­niert. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob ei­ne of­fen­sicht­li­che Un­zuständig­keit im Sin­ne des § 98 Abs. 1 Satz 1 ArbGG nur dann an­zu­neh­men ist, wenn sich dies be­reits aus dem ei­ge­nen Tat­sa­chen­vor­brin­gen des An­trag­stel­lers auf der Grund­la­ge ei­ner ge­fes­tig­ten Rechts­mei­nung er­gibt, zu der ei­ne Ge­gen­mei­nung nicht exis­tiert oder nicht ernst­haft ver­tret­bar er­scheint (LAG Köln, Be­schluss vom 5. De­zem­ber 2001 – 7 TaBV 71/01).

Es kann auch da­hin­ste­hen, ob die Ei­ni­gungs­stel­le nicht schon of­fen­sicht­lich un­zuständig ist, wenn im kon­kre­ten Fall ein Mit­be­stim­mungs­recht des

 

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Be­triebs­rats nach Auf­fas­sung des Ge­richts nicht be­steht, son­dern nur dann, wenn es nicht be­ste­hen kann (so GK-ArbGG/Dörner § 98 Rn. 24).oder ob sie je­den­falls ge­ge­ben ist, wenn die zuständig­keits­be­gründen­de Tat­sa­chen­grund­la­ge zwar strei­tig ist, die Rich­tig­keit der für die Un­zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le spre­chen­den Tat­sa­chen dem Ge­richt im Sin­ne von § 291 ZPO je­doch of­fen­kun­dig ist oder ge­macht wird (LAG Köln, Be­schluss vom 5. De­zem­ber 2001 – 7 TaBV 71/01; ähn­lich auch LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Be­schluss vom 4. De­zem­ber 2003 - 10 TaBV 2/03 und LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 14. Au­gust 2008 – 26 TaBV 1264/08). Zwar ist es über­trie­ben, ei­ne of­fen­sicht­li­che Un­zuständig­keit be­reits dann ab­zu­leh­nen, wenn der Rich­ter, der die Ei­ni­gungs­stel­le be­stel­len soll, länger als fünf Mi­nu­ten über die Un­zuständig­keit nach­den­ken muss (Pünnel/Wen­ning-Mor­gen­tha­ler, Die Ei­ni­gungs­stel­le, Rd-Nr. 68), im Zwei­fels­fall ist aber die Ei­ni­gungs­stel­le je­den­falls ein­zu­set­zen.

Ei­ne of­fen­sicht­li­che Un­zuständig­keit mit der Fol­ge der Ab­leh­nung der Ein­set­zung der Ei­ni­gungs­stel­le ist nur an­zu­neh­men, wenn sich die bei­zu­le­gen­de Mei­nungs­ver­schie­den­heit zwi­schen Ar­beit­ge­ber und Be­triebs­rat bei fach­kun­di­ger Be­ur­tei­lung so­fort und er­kenn­bar kei­nem mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Tat­be­stand zu­ord­nen lässt (vgl. LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Be­schluss vom 13. März 2006 - 13 TaBV 15/05). Ent­schei­dend ist die fach­kun­di­ge Be­ur­tei­lung durch das er­ken­nen­de Ge­richt. Maßstab ist da­bei das Ge­setz, die Recht­spre­chung und ge­ge­be­nen­falls der Stand der (Rechts-)Wis­sen­schaft.

2.2
Es kann da­hin­ste­hen, ob die Be­gründung des Ar­beits­ge­richts, dass der Ar­beit­ge­ber al­lein - oh­ne Mit­be­stim­mung des Be­triebs­ra­tes - zu ent­schei­den ha­be, wel­che der in Zif­fer 2 des Ta­rif­ver­tra­ges „Be­fris­te­te Vor­sor­ge­leis­tung“ mögli­che Va­ri­an­te gewählt wird, zu­tref­fend ist. Denn auch in­so­weit bin­det der Be­schluss im Be­stel­lungs­ver­fah­ren die Ei­ni­gungs­stel­le bei ih­rer Zuständig­keitsprüfung nicht. Die Ei­ni­gungs­stel­le hat selbst zu prüfen, ob ein Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Nr. 10 Be­trVG, § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG oder nach an­de­ren Vor­schrif­ten hier in Be­tracht kommt.

 

- 10 -

Zwar ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en im Zu­sam­men­hang mit ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen den­sel­ben Spiel­raum wie die Be­triebs­par­tei­en selbst. Et­was an­de­res wäre mit dem Zweck des § 87 Abs. 1 Ein­lei­tungs­satz Be­trVG nicht zu ver­ein­ba­ren und wi­derspräche über­dies der Wer­tung des Art. 9 Abs. 3 GG, wo­nach die Ta­rif­au­to­no­mie, nicht aber die Be­triebs­au­to­no­mie Grund­rechts­schutz ge­nießt (BAG, Be­schluss vom 17. No­vem­ber 1998 - 1 ABR 12/98). Die Be­triebs­par­tei­en wie­der­um dürfen für be­stimm­te Fälle ein Al­lei­n­ent­schei­dungs­recht des Ar­beit­ge­bers vor­se­hen (vgl. BAG, Ur­teil vom 3.6.2003 - 1 AZR 349/02), so dass ei­ne ent­spre­chen­de Fest­le­gung auch bei den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en nicht zu be­an­stan­den sein dürf­te. Dass aber die For­mu­lie­rung im Ta­rif­ver­trag die Mit­be­stim­mung aus­sch­ließen soll, ist nicht of­fen­sicht­lich. In­so­weit hat zwar die Ar­beit­ge­be­rin auf die Ent­schei­dung des 3. Se­na­tes des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG, Be­schluss vom 29. Ju­li 2003 - 3 ABR 34/02) hin­ge­wie­sen, mit ent­spre­chend ver­tret­ba­ren Ar­gu­men­ten hat aber der Be­triebs­rat auf die Ent­schei­dung des 1. Se­na­tes des Bun­des­ar­beits­ge­richts ver­wie­sen (BAG, Be­schluss vom 25. Ja­nu­ar 2000 - 1 ABR 3/99). Dem­gemäß ist aus­ge­schlos­sen, dass der Sach­ver­halt bei fach­kun­di­ger Be­ur­tei­lung so­fort und er­kenn­bar kei­nem mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Tat­be­stand zu­ge­ord­net wer­den kann.

2.3
Glei­ches gilt auch für die vom Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­me­ne mögli­che Mit­be­stim­mung des Be­triebs­ra­tes über die Mo­da­litäten des Er­halts und der Einlösung der Wa­ren­gut­schei­ne durch den Mit­ar­bei­ter nach § 87 Abs. 1 Nr. 4 Be­trVG. Zwar be­zieht sich die­se Mit­be­stim­mungs­vor­schrift auf Zeit, Ort und Art der Aus­zah­lung der Ar­beits­ent­gel­te. Und Ar­beits­ent­gelt im Sin­ne die­ser Vor­schrift ist im wei­tes­ten Sin­ne zu ver­ste­hen (vgl. ErfK-Ka­nia Be­trVG § 87 RN 39) so dass hier­un­ter je­de Ge­gen­leis­tung des Ar­beit­ge­bers für die Ar­beits­leis­tung des Ar­beit­neh­mers un­abhängig von ih­rer Be­zeich­nung fal­len dürf­te, so­mit auch ein Sach­be­zug bzw. ein (ta­rif­li­cher) Wa­ren­gut­schein als Aus­gleich für weg­fal­len­de Spätzu­schläge. Ob aber die Art die­ser Aus­zah­lung (Wa­ren­gut­schein) durch die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en - bei Ausübung des ent­spre­chen­den Wahl­rechts durch den Ar­beit­neh­mer - eben­so wie der Zeit­punkt der Aus­zah­lung ab­sch­ließend durch § 2 Nr. 9 des Ta­rif­ver­tra­ges über ta­rif­li­che Al­ters­vor­sor­ge im Ber­li­ner Ein­zel­han­del mit dem 30. No­vem­ber 2009 bzw. 30. No­vem­ber 2010 fest­ge­legt ist, ist nicht ein­deu­tig und des­halb bei

 

- 11 -

fach­kun­di­ger Be­ur­tei­lung eben­falls nicht so­fort und er­kenn­bar kei­nem mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Tat­be­stand zu­zu­ord­nen.

2.4
Die Ausführun­gen des Be­triebs­ra­tes, dass die Aus­ga­be der Wa­ren­gut­schei­ne mit den Re­geln über den Per­so­nal­kauf ko­or­di­niert wer­den müss­ten, lie­gen an­ge­sichts des mit der Be­schwer­de­er­wi­de­rung vor­ge­leg­ten Schrei­bens der Ar­beit­ge­be­rin (An­la­ge 7) auf der Hand. Denn die dort vor­ge­nom­me­ne Aus­le­gung durch die Ar­beit­ge­be­rin schmälert min­des­tens mit­tel­bar die Vergüns­ti­gun­gen im Rah­men des Per­so­nal­kaufs, sei es durch die Ver­rech­nung des dafür dem Mit­ar­bei­ter ein­geräum­ten Bud­gets, oder durch die per­so­nel­len Ein­schränkun­gen der Ver­wen­dung. Die An­wen­dungs­vor­schrif­ten der Ar­beit­ge­be­rin schmälern aber auch den Wert des Wa­ren­gut­scheins zu­min­dest mit­tel­bar, je­den­falls für die Mit­ar­bei­ter, die den höchstmögli­chen Per­so­nal­kauf im Jahr in An­spruch neh­men.

Die­se Fra­gen sind der be­trieb­li­chen Lohn­ge­stal­tung zu­zu­ord­nen (DKK-Kle­be Be­trVG § 87 RN 265), weil auch Per­so­nal­ra­bat­te ei­ne Form des Ar­bei­tent­gelts sind (vgl. ErfK-Preis BGB § 611 RN 519). Der Ber­li­ner Ta­rif­ver­trag vom 4. Sep­tem­ber 2008 re­gelt die­sen Sach­ver­halt auch si­cher­lich nicht ab­sch­ließend. Das Aus­le­gungs­er­geb­nis zum ent­spre­chen­den Ba­den-Würt­tem­ber­ger Ta­rif­ver­trag ist in­so­weit in Ber­lin un­maßgeb­lich, je­den­falls nicht recht­lich bin­dend.

Zwar könn­te es sich in­so­weit um ei­ne Rechts­fra­ge han­deln. Denn die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben dem Ar­beit­neh­mer die Möglich­keit des Er­halts ei­nes Wa­ren­gut­scheins in Höhe von zwei­mal 131,25 EUR ein­geräumt. Ein­schränkun­gen auf die Ver­wend­bar­keit (z.B. durch ei­ne nur höchst­persönli­che Einlösung) be­inhal­tet der Ta­rif­ver­trag nicht, so dass die­se auch eher nicht durch die Be­triebs­par­tei­en (oder gar den Ar­beit­ge­ber al­lein) be­stimmt wer­den können. Denn an­ders als et­wa der vom Ar­beit­ge­ber als geld­wer­ter Vor­teil - frei­wil­lig - ein­geräum­te Per­so­nal­ra­batt han­delt es sich hier um ei­nen ta­rif­li­chen Vergütungs­an­spruch. Auch die an­de­ren in der An­la­ge 7 ent­hal­te­nen Be­schränkun­gen fin­den kei­ne Grund­la­ge in der ta­rif­li­chen Re­ge­lung. Zwar mag es sein, dass ei­ne Kom­bi­na­ti­on des Wa­ren­gut­scheins mit dem Per­so­nal­ra­batt nicht ge­stat­tet

 

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und ei­ne Hin­zu­rech­nung zum Ein­kaufs­li­mit des Per­so­nal­kauf­kon­tos des Mit­ar­bei­ters ge­bo­ten ist, aber dann dürf­te nicht der Ta­rif­ver­trag die Rechts­grund­la­ge sein, son­dern ge­ge­be­nen­falls die Be­triebs­ver­ein­ba­rung zum Per­so­nal­kauf.

Aber auch die­se Fra­gen sind selbst bei fach­kun­di­ger Be­ur­tei­lung durch das Ge­richt nicht so­fort und er­kenn­bar da­hin ent­scheid­bar, dass sie kei­nem mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Tat­be­stand zu­zu­ord­nen wären.

3.
Auch ei­ne Zuständig­keit des Ge­samt­be­triebs­ra­tes kann im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren nicht ab­sch­ließend fest­ge­stellt wer­den. Aus der Aus­ge­stal­tung des Ver­fah­rens nach § 98 ArbGG als ei­nem be­son­de­ren Eil­ver­fah­ren folgt, dass al­le Fra­gen, auch Vor­fra­gen, le­dig­lich ei­ner 0ffensichtlichkeitsüber­prüfung zu un­ter­zie­hen sind. Die Klärung strei­ti­ger Rechts­fra­gen ist nicht Auf­ga­be des Kam­mer­vor­sit­zen­den im Be­stel­lungs­ver­fah­ren. Der Of­fen­sicht­lich­keits­maßstab des § 98 Abs. 1 Satz 2 ArbGG ist da­her für al­le in den Be­stel­lungs­ver­fah­ren zu ent­schei­den­den Fra­gen an­zu­wen­den (LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Be­schluss vom 4. De­zem­ber 2003 - 10 TaBV 2/03). Auch die Sach­ver­halts­aufklärung ist auf Tat­sa­chen zur „of­fen­sicht­li­chen Un­zuständig­keit“ der Ei­ni­gungs­stel­le be­schränkt, da die endgülti­ge Klärung der Zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le ei­nem ge­son­der­ten Be­schluss­ver­fah­ren vor der voll­be­setz­ten Kam­mer vor­be­hal­ten ist (BVerfG, Be­schluss vom 24. Sep­tem­ber 1986 – 1 BvR 1481/83, nicht veröffent­licht).

Zwar können die Be­triebs­par­tei­en eher nur Re­ge­lun­gen für ih­ren Be­trieb tref­fen, nicht aber für et­wai­ge Einkäufe in an­de­ren Fi­lia­len. Und ei­ne Be­schränkung des Gut­schein­ein­sat­zes auf die „ei­ge­ne“ Fi­lia­le be­inhal­tet der Ta­rif­ver­trag wohl nicht. Viel­mehr ist es wohl ein Gut­schein des Ar­beit­ge­bers ins­ge­samt. Selbst wenn man da­von aus­ge­hen soll­te, dass es im Ber­li­ner Ta­rif­ver­trag ei­ne Be­schränkung auf die Ber­li­ner Fi­lia­len ge­ben soll­te, ist das auch ein Be­reich, der dem Ge­samt­be­triebs­rat un­ter­fal­len dürf­te, weil es meh­re­re Fi­lia­len mit Be­triebsräten in Ber­lin gibt. Aber letzt­lich hängt es von dem ta­rif­lich zulässi­gen Um­fang der Aus­ge­stal­tung der Nut­zungs­be­din­gun­gen für den Wa­ren­gut­schein ab, ob der Ge­samt­be­triebs­rat oder der ört­li­che Be­triebs­rat zuständig ist. Auch die­se

 

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Fra­ge ist bei fach­kun­di­ger Be­ur­tei­lung eben­falls nicht so­fort und er­kenn­bar ein­deu­tig da­hin zu ent­schei­den, dass es al­lein be­triebsüberg­rei­fen­de Re­ge­lun­gen ge­ben kann.

4.
Auch hin­sicht­lich der Per­son des Ei­ni­gungs­stel­len­vor­sit­zen­den war die Be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin zurück­zu­wei­sen.

4.1
Um­strit­ten ist, ob das Ar­beits­ge­richt im Be­stel­lungs­ver­fah­ren hin­sicht­lich der Per­son für den Vor­sitz der Ei­ni­gungs­stel­le an die Anträge bzw. Vor­schläge des An­trag­stel­lers oder im Fal­le von des­sen Ab­leh­nung an die des An­trags­geg­ners ge­bun­den ist. Während – so­weit veröffent­licht – die Lan­des­ar­beits­ge­rich­te in Bre­men und Ham­burg bis­her mei­nen, dass es kon­kre­ter Hin­wei­se bedürfe, wes­halb der vor­ge­schla­ge­ne Vor­sit­zen­de nicht in Be­tracht kom­me (LAG Bre­men, Be­schluss vom 1. Ju­li 1988 – 4 TaBV 15/88; LAG Ham­burg, Be­schluss vom 8. Mai 1995 – 7 TaBV 2/95; LAG Ham­burg, Be­schluss vom 27. Ok­to­ber 1997 – 4 TaBV 6/97), ge­hen die Lan­des­ar­beits­ge­rich­te in Ba­den-Würt­tem­berg, Ber­lin und Schles­wig-Hol­stein bis­her da­von aus, dass kei­ne Bin­dung an die Anträge be­ste­he (LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Be­schluss vom 26.6.2002 – 9 TaBV 3/02; LAG Ber­lin, Be­schluss vom 12.9.2001 – 4 TaBV 1436/01; LAG Schles­wig-Hol­stein, Be­schluss vom 4. 9.2002 – 4 TaBV 8/02).

Zunächst ist klar, dass das Ge­richt ei­nen von bei­den Sei­ten vor­ge­schla­ge­nen oder ak­zep­tier­ten Vor­sit­zen­den zu be­stel­len hat. Denn die Auf­ga­be des Ge­richts im Ver­fah­ren nach § 98 ArbGG ist es nur, die feh­len­de Ei­ni­gung der Be­triebs­par­tei­en zu er­set­zen (LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Be­schluss vom 16.10.1991 – 12 TaBV 10/91). Ha­ben sich die Be­triebs­par­tei­en aber - wie hier - nicht auf ei­nen Vor­sit­zen­den verständigt, ist da­von aus­zu­ge­hen, dass bei ei­ner strei­ti­gen Ent­schei­dung der im An­trag auf Ein­set­zung der Ei­ni­gungs­stel­le ge­nann­te Vor­sit­zen­de be­stellt wird, so­fern nicht durch Tat­sa­chen be­gründe­te Be­den­ken oder „ve­ri­fi­zier­ba­re Be­den­ken“ (so Fran­zen, NZA 2008, 750; Tschöpe, NZA 2004, 945, 947) ge­gen des­sen Ge­eig­net­heit für den Vor­sitz die­ser spe­zi­el­len Ei­ni­gungs­stel­le vor­ge­tra­gen sind. Das gilt auch im

 

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Be­schwer­de­ver­fah­ren vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt hin­sicht­lich des erst­in­stanz­lich ein­ge­setz­ten Vor­sit­zen­den.

Zwar be­inhal­tet die­se Ver­fah­rens­wei­se die Ge­fahr, dass vor­ei­lig von ei­ner Sei­te die Ein­set­zung ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le durch das Ar­beits­ge­richt be­an­tragt wird, um nach dem Müller­prin­zip „Wer zu­erst kommt, mahlt zu­erst“ „sei­nen“ Ei­ni­gungs­stel­len­vor­sit­zen­den durch­zu­set­zen (teil­wei­se wird dies Prin­zip auch „Wind­hund­prin­zip“ ge­nannt – so HK-ArbR/Hens­sen § 98 ArbGG Rn. 12), aber die­ser Nach­teil ist im Hin­blick auf die Be­re­chen­bar­keit des Ver­fah­rens nach § 98 ArbGG hin­zu­neh­men. Wenn es nämlich kei­ne Be­den­ken gibt, gibt es auch kei­nen Grund, den vor­ge­schla­ge­nen Vor­sit­zen­den nicht zu be­stel­len (so auch GK-ArbGG/Dörner § 98 Rn. 29). Die not­wen­di­ge Ver­trau­ens­ba­sis zur un­par­tei­ischen Durchführung des Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­rens schafft das Ar­beits­ge­richt da­durch, dass es den Be­triebs­par­tei­en den Vor­sit­zen­den für die Ei­ni­gungs­stel­le be­stellt, der nach An­sicht des Ge­richts mit hin­rei­chen­der Sach­kun­de aus­ge­stat­tet die Gewähr dafür bie­tet, ei­ne Ei­ni­gung zwi­schen den Be­triebs­par­tei­en her­bei­zuführen. Un­sach­li­che Be­den­ken sind da­mit aus dem Weg geräumt. Auch dem la­ten­ten Vor­wurf der Pfründen­wirt­schaft in­ner­halb der Rich­ter­schaft nach dem Mot­to: „Ich ge­be Dir ei­ne Ei­ni­gungs­stel­le, da­mit Du mir auch ei­ne gibst“ (in die­sem Sin­ne Bau­er, NZA 1992, 433, 434) wäre da­mit aus­rei­chend be­geg­net (so auch Pünnel/Wen­ning-Mor­gen­tha­ler, Die Ei­ni­gungs­stel­le Rd.Nr. 101).

4.2
So­weit ge­gen die Be­stel­lung von Herrn R. als Ei­ni­gungs­stel­len­vor­sit­zen­dem die Äußerung von Rechts­an­sich­ten in ei­ner an­de­ren Ei­ni­gungs­stel­le bei der Ar­beit­ge­be­rin vor­ge­bracht wor­den ist, war die­ser Vor­trag für ei­ne Nicht­berück­sich­ti­gung von Herrn R. als Vor­sit­zen­der der Ei­ni­gungs­stel­le zu all­ge­mein ge­hal­ten. Denn die Äußerung ei­ner Rechts­auf­fas­sung, die nach An­sicht der Ar­beit­ge­be­rin der ge­genwärti­gen Recht­spre­chung wi­der­spricht, ist für ei­ne Ab­leh­nung als Ei­ni­gungs­stel­len­vor­sit­zen­der nicht aus­rei­chend.

Für ei­ne sol­che Ab­leh­nung ist es er­for­der­lich, dass ein Grund vor­liegt, der ge­eig­net ist, Miss­trau­en ge­gen die Un­par­tei­lich­keit des vor­ge­schla­ge­nen Vor­sit­zen­den zu recht­fer­ti­gen. Nicht er­for­der­lich ist es da­ge­gen, dass der

 

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po­ten­ti­el­le Vor­sit­zen­de tatsächlich be­fan­gen, vor­ein­ge­nom­men oder par­tei­isch ist.

Die Mit­tei­lung von Rechts­auf­fas­sun­gen und Er­folgs­aus­sich­ten er­gibt sich für das ge­richt­li­che Ver­fah­ren be­reits aus den pro­zes­sua­len Hin­weis­pflich­ten des Ge­richts nach § 139 ZPO. Da sol­che Hin­wei­se bei Rechts­fra­gen wie der Zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le auch von ei­nem Ei­ni­gungs­stel­len­vor­sit­zen­den zu er­war­ten sind, sind Ei­ni­gungs­stel­len­vor­sit­zen­de von Amts we­gen ge­zwun­gen, sich zu Rechts­fra­gen lau­fend ei­ne Mei­nung zu bil­den, da­bei aber stets für neue und ge­ge­be­nen­falls bes­se­re Ar­gu­men­te of­fen zu blei­ben (Düwell/Lip­ke/Klop­pen­burg/Zie­mann, ArbGG, § 49, Rd.-Nr. 29). Ein Rechts­dis­kurs kann aber nur dann statt­fin­den, wenn der Vor­sit­zen­de sei­ne Rechts­auf­fas­sung auch be­kannt gibt. Die Par­tei, in de­ren Pro­zess ei­ne be­stimm­te Rechts­fra­ge zu ent­schei­den ist, muss sich eben­so wie die Be­triebs­par­tei in der Ei­ni­gungs­stel­le da­mit ab­fin­den, dass zu die­ser Fra­ge ge­ra­de der hier täti­ge Vor­sit­zen­de be­reits ei­ne be­stimm­te Rechts­auf­fas­sung geäußert hat, die un­ter An­wen­dung auf den zur Ent­schei­dung ste­hen­den Ein­zel­fall für die ei­ne Par­tei güns­tig, für die an­de­re ungüns­tig ist. Denn von je­dem Ei­ni­gungs­stel­len­vor­sit­zen­den wird wie von ei­nem Rich­ter er­war­tet, dass er sich in je­der neu an ihn her­an­ge­tra­ge­nen Sa­che für neue Ar­gu­men­te und Erwägun­gen of­fen hält, auch wenn er sich in ver­gleich­ba­ren Ver­fah­ren be­reits „fest­ge­legt“ hat­te (MüKo-ZPO/Fei­ber § 42 Rd.-Nr. 21).

Die Ar­beit­ge­be­rin hat trotz ent­spre­chen­der Be­auf­la­gung kei­ne Tat­sa­chen dafür vor­ge­tra­gen, dass Herr R. zu der bis­her nicht näher dar­ge­leg­ten Rechts­auf­fas­sung zur Zuständig­keit in ei­ner an­de­ren Ei­ni­gungs­stel­le durch ei­ne un­sach­li­che Ein­stel­lung ihr ge­genüber oder zur kon­kre­ten Fall­fra­ge oder durch rei­ne Willkür ge­langt wäre. Die Ar­beit­ge­be­rin hat auch kei­ner­lei Tat­sa­chen vor­ge­tra­gen, dass Herr R. die an­de­re Ei­ni­gungs­stel­le oder die hier zur Ent­schei­dung ste­hen­de nicht nach Ge­setz und Recht auf­grund der kon­kre­ten Fall­ge­stal­tung, son­dern oh­ne Würdi­gung der kon­kre­ten Umstände so­zu­sa­gen un­ter sche­ma­ti­scher An­wen­dung der be­haup­te­ten Rechts­auf­fas­sung ent­schei­den wird. Auf aus­drück­li­che Nach­fra­ge in der Be­schwer­de­ver­hand­lung hat die Ar­beit­ge­be­rin erklärt, da­zu kei­ne wei­te­ren Ausführun­gen ma­chen zu wol­len. An­der­wei­ti­ge An­halts­punk­te für ei­ne

 

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et­wai­ge Par­tei­lich­keit von Herrn R. sind in die­sem Ver­fah­ren nicht vor­ge­tra­gen und auch sonst nicht er­sicht­lich.

5.
Da die vom Ar­beits­ge­richt mit zwei je Sei­te be­stimm­te An­zahl der Bei­sit­zer für die Ei­ni­gungs­stel­le zwi­schen den Be­triebs­par­tei­en nicht (mehr) strei­tig war, war darüber auch nicht mehr ge­son­dert zu ent­schei­den.

III.

Die Ent­schei­dung er­geht nach § 2 Abs. 2 GKG in Ver­bin­dung mit § 2a Abs. 1 Nr. 1 ArbGG ge­richts­kos­ten­frei.

IV.

Ge­gen die­se Ent­schei­dung ist ein Rechts­mit­tel nicht vor­ge­se­hen, § 98 Abs. 2 Satz 4 ArbGG.


Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

Ge­gen die­se Ent­schei­dung gibt es kein Rechts­mit­tel.


W.-M.

 

 

 

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