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BAG, Ur­teil vom 17.01.2006, 9 AZR 41/05

   
Schlagworte: Tarifvertrag: Bezugnahme, Bezugnahmeklausel, Urlaubsgeld, AGB, Allgemeine Geschäftsbedingungen
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 AZR 41/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 17.01.2006
   
Leitsätze:

Verweist ein Arbeitsvertrag für den Urlaub auf die Geltung tariflicher Regelungen, ist das regelmäßig als Bezugnahme auf den gesamten tariflichen Regelungskomplex "Urlaub" zu verstehen. Dazu gehört auch ein zusätzliches tarifliches Urlaubsgeld.

Auf eine solche Bezugnahmeklausel ist die Unklarheitenregel nach § 305c Abs. 2 BGB nicht anzuwenden. Die Regelung ist hinreichend klar. Auf die Unklarheitenregel darf nur zurückgegriffen werden, wenn trotz Ausschöpfung der anerkannten Auslegungsmethoden nicht behebbare Zweifel verbleiben.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Karlsruhe, Urteil vom 9.03.2004, 2 Ca 74/04
Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg, Urteil vom 7.01.2005, 14 Sa 81/04
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

9 AZR 41/05
14 Sa 81/04
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ba­den-Würt­tem­berg

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

17. Ja­nu­ar 2006

UR­TEIL

Brüne, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der Be­ra­tung vom 17. Ja­nu­ar 2006 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Düwell, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Rei­ne­cke, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Krasshöfer so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ben­rath und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Neu­mann für Recht er­kannt:
 


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Die Re­vi­si­on des Klägers ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg - Kam­mern Mann­heim - vom 7. Ja­nu­ar 2005 - 14 Sa 81/04 - wird zurück­ge­wie­sen.


Der Kläger hat die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über ei­nen An­spruch des Klägers auf höhe­res Ur­laubs­geld für die Jah­re 2001, 2002 und 2003 in Höhe von un­strei­tig 278,97 Eu­ro.

Die Be­klag­te ist ein Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men der Möbel­bran­che. Der Kläger ist bei ihr seit dem 15. April 1992 beschäftigt. In dem hier maßgeb­li­chen Zeit­raum war die Be­klag­te nicht Mit­glied des Ein­zel­han­dels­ver­ban­des.


Die Par­tei­en schlos­sen zu­letzt am 18. März 1997 ei­nen von der Be­klag­ten vor­for­mu­lier­ten und be­triebs­ein­heit­lich ver­wen­de­ten schrift­li­chen Ar­beits­ver­trag. Dort heißt es in § 4:

„Der Ur­laub rich­tet sich nach den ein­schlägi­gen ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen.”


Der Man­tel­ta­rif­ver­trag für die An­ge­stell­ten und ge­werb­li­chen Ar­beit­neh­mer/-in­nen des Ein­zel­han­dels in Ba­den-Würt­tem­berg vom 13. Ja­nu­ar 1994 (MTV 1994) in der Fas­sung des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges vom 11. Ok­to­ber 1996 enthält in § 15 „All­ge­mei­ne Ur­laubs­re­ge­lun­gen”, re­gelt in § 16 die „Ur­laubs­dau­er“, in § 17 das „Ur­laubs­ent­gelt” und in § 18 den „El­tern­ur­laub”.


§ 19 lau­tet:

Ta­rif­li­che Son­der­zah­lun­gen

Ar­beit­neh­mer/-in­nen, ein­sch­ließlich Aus­zu­bil­den­de ha­ben An­spruch auf ei­ne ta­rif­li­che Son­der­zah­lung, die sich aus zwei Teil­beträgen (Ur­laubs­geld und Son­der­zu­wen­dung) zu­sam­men­setzt.


A. Zusätz­li­ches Ur­laubs­geld

1. Das Ur­laubs­geld beträgt:


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a) für Er­wach­se­ne 50 %, ab 1.1.1996 55 % des je­wei­li­gen ta­rif­li­chen Ent­gelt­an­spru­ches für das letz­te ta­rif­lich ver­ein­bar­te Be­rufs­jahr ei­nes Verkäufers/ei­ner Verkäufe­r­in mit ab­ge­schlos­se­ner Be­rufs­aus­bil­dung, be­zo­gen auf das der­zei­ti­ge Ta­rif­sche­ma,

b) für Ju­gend­li­che im Sin­ne des Ju­gend­ar­beits­schutz­ge­set­zes je­weils die Hälf­te des Ur­laubs­gel­des für Er­wach­se­ne,

c) für Aus­zu­bil­den­de und die­sen Gleich­zu­stel­len­de über 18 Jah­re je­weils 2/3 des Ur­laubs­gel­des für Er­wach­se­ne.
...

B. Ta­rif­li­che Son­der­zu­wen­dung”

Seit dem 1. Ja­nu­ar 1996 er­hiel­ten die Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten ein zusätz­li­ches Ur­laubs­geld in Höhe von 55 % des je­wei­li­gen ta­rif­li­chen Ent­gelt­an­spruchs für das letz­te ta­rif­lich ver­ein­bar­te Be­rufs­jahr ei­nes Verkäufers/ei­ner Verkäufe­r­in mit ab­ge­schlos­se­ner Be­rufs­aus­bil­dung.

Mit Wir­kung vom 1. No­vem­ber 1996 wur­de der Ände­rungs­ta­rif­ver­trag vom 11. Ok­to­ber 1996 zum MTV 1994 für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärt.


Am 26. No­vem­ber 1997 wur­de zwi­schen den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ein wei­te­rer Ta­rif­ver­trag zur Ände­rung des MTV 1994 (ÄndTV 1997) ab­ge­schlos­sen. Die­ser enthält ua. fol­gen­de Re­ge­lun­gen:


„§ 1

Der Man­tel­ta­rif­ver­trag für die An­ge­stell­ten und ge­werb­li­chen Ar­beit­neh­mer/-in­nen des Ein­zel­han­dels in Ba­den-Würt­tem­berg vom 13. Ja­nu­ar 1994 in der Fas­sung vom 11. Ok­to­ber 1996 (Man­tel­ta­rif­ver­trag) kann un­ter Ein­hal­tung ei­ner Kündi­gungs­frist von drei Mo­na­ten zum Mo­nats­en­de, erst­mals zum 31. Ja­nu­ar 2000, gekündigt wer­den.

Da­mit ist § 28 Zif­fer 2 Man­tel­ta­rif­ver­trag auf­ge­ho­ben.

§ 2

Das Ur­laubs­geld für Er­wach­se­ne (§ 19 A, Zif­fer 1 a) Man­tel­ta­rif­ver­trag) beträgt ab 1. Ja­nu­ar 2000 50 % des je­wei­li­gen ta­rif­li­chen Ent­gelt­an­spru­ches für das letz­te ta­rif­lich ver­ein­bar­te Be­rufs­jahr ei­nes Verkäufers/ei­ner Verkäufe­r­in mit ab­ge­schlos­se­ner Be­rufs­aus­bil­dung, be­zo­gen auf das der­zei­ti­ge Ta­rif­sche­ma.”
 


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Der ÄndTV 1997 wur­de nicht für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärt. 


Der Man­tel­ta­rif­ver­trag wur­de zum 31. Ja­nu­ar 2000 gekündigt. Durch Ta­rif­ver­ein­ba­rung vom 4. April/6. Ju­ni 2000 wur­de der Man­tel­ta­rif­ver­trag in der Fas­sung des ÄndTV 1997 wie­der in Kraft ge­setzt. Ab dem Jahr 2001 zahl­te die Be­klag­te nur noch Ur­laubs­geld in Höhe von 50 % des maßgeb­li­chen ta­rif­li­chen Mo­nats­ent­gelts. Der Kläger mach­te die Dif­fe­renz­beträge in Höhe von je­weils 5 % für die Jah­re 2001 bis 2003 in Höhe von ins­ge­samt 278,97 Eu­ro mit Schrei­ben vom 16. Ju­li 2001, mit un­da­tier­tem Schrei­ben im Jahr 2002 und mit Schrei­ben vom 9. Ju­li 2003 gel­tend.


Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, sein An­spruch auf ein Ur­laubs­geld in Höhe von 55 % er­ge­be sich aus dem nach­wir­ken­den MTV 1994 idF des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges vom 11. Ok­to­ber 1996 (im Fol­gen­den: MTV 1996).

Er hat be­an­tragt, 


die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an ihn 278,97 Eu­ro zu zah­len zzgl. 5 % über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz ab Rechtshängig­keit der Kla­ge.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie ist der Auf­fas­sung, für den streit­ge­genständ­li­chen Zeit­raum sei der MTV 1994 in der Fas­sung des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges 1997 an­zu­wen­den. Des­halb ha­be der Kläger nur An­spruch auf ein Ur­laubs­geld in Höhe von 50 % der Be­zugs­größe.


Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der von dem Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on be­gehrt der Kläger Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils.

Ent­schei­dungs­gründe

A. Die zulässi­ge Re­vi­si­on des Klägers ist nicht be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Für die Jah­re 2001, 2002 und 2003 hat­te der Kläger nur Ansprüche auf Zah­lung des zusätz­li­chen Ur­laubs­gel­des in Höhe von 50 % des maßgeb­li­chen Mo­nats­ent­gelts. Die­se Ansprüche sind durch Erfüllung er­lo­schen (§ 362 BGB).
 


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Als An­spruchs­grund­la­ge für das ver­lang­te höhe­re zusätz­li­che Ur­laubs­geld kommt al­lein § 19 Ab­schnitt A Ziff. 1 Buchst. a MTV 1996 in Be­tracht. Da­nach war das zusätz­li­che Ur­laubs­geld mit 55 % der maßgeb­li­chen Be­zugs­größe zu be­mes­sen. Die­se mit Wir­kung vom 1. No­vem­ber 1996 für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärte ta­rif­li­che Re­ge­lung war ent­ge­gen der Re­vi­si­on in den Jah­ren 2001, 2002 und 2003 nicht mehr an­wend­bar. Nach der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung vom 18. März 1997 war für die Zeit nach Be­en­di­gung der All­ge­mein­ver­bind­lich­keit des Ta­rif­ver­tra­ges ei­ne Nach­wir­kung aus­ge­schlos­sen.

I. Ein An­spruch auf Grund der älte­ren ta­rif­li­chen 55 %-Re­ge­lung war nicht schon des­halb aus­zu­sch­ließen, weil § 2 des Man­tel­ta­rif­ver­tra­ges in der Fas­sung des ÄndTV 1997 das zusätz­li­che Ur­laubs­geld ab dem 1. Ja­nu­ar 2000 von 55 % auf 50 % her­ab­ge­setzt hat und die­se Re­ge­lung nach § 5 Abs. 4 TVG auf das Ar­beits­verhält­nis der nicht bei­der­seits ta­rif­ge­bun­de­nen Par­tei­en an­zu­wen­den war. Die­ser von der Be­klag­ten vor­ge­brach­te Ein­wand greift nicht durch, weil der ÄndTV 1997 nicht für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärt wor­den ist und die All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung des MTV 1996 sich nicht auf den ÄndTV 1997 er­streckt.


Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en können zwar die Ta­rif­ver­trags­nor­men in sach­li­cher Hin­sicht je­der­zeit ändern, da sie die Re­ge­lungs­be­fug­nis be­hal­ten (Wank in Wie­de­mann Ta­rif­ver­trags­ge­setz 6. Aufl. § 5 Rn. 117; Däubler/Lak­ies TVG § 5 Rn. 195; Däubler Ta­rif­ver­trags­recht 3. Aufl. Rn. 1278). Die ab­geänder­ten Be­stim­mun­gen neh­men aber nicht an der All­ge­mein­ver­bind­lich­keit teil. Das er­gibt sich dar­aus, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en selbst nicht die All­ge­mein­ver­bind­lich­keit ih­rer Rechts­nor­men ver­ein­ba­ren können, son­dern dafür die Recht­set­zung durch das zuständi­ge Mi­nis­te­ri­um un­ent­behr­lich ist (Wank in Wie­de­mann § 5 Rn. 118; Däubler/Lak­ies aaO; Kem­pen/Za­chert/Kem­pen Ta­rif­ver­trags­ge­setz 4. Aufl. § 5 Rn. 44). Das Mi­nis­te­ri­um erklärt nach § 5 TVG nur ei­nen be­stimm­ten Ta­rif­ver­trag in be­stimm­ter Fas­sung für all­ge­mein­ver­bind­lich. Die Erklärung be­zieht sich nicht auf künf­ti­ge, noch gar nicht be­kann­te Ände­run­gen des Ta­rif­ver­tra­ges.


II. Die All­ge­mein­ver­bind­lich­keit des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges vom 11. Ok­to­ber 1996 zum MTV 1994 en­de­te mit Ab­lauf des Ja­nu­ars 2000.

Die Rechts­nor­men ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges gel­ten für die Nicht­ta­rif­ge­bun­de­nen nicht mehr auf Grund der All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung, so­bald sie ta­rif­lich nicht mehr in Kraft sind. Die ta­rif­li­che Gel­tung ist not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung für die All­ge­mein­ver-
 


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bind­lich­keit (vgl. Wank in Wie­de­mann § 5 Rn. 119; Däubler/Lak­ies § 5 Rn. 196; Kem-pen/Za­chert/Kem­pen aaO). Die All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung ver­liert mit Ab­lauf des Ta­rif­ver­tra­ges oder der Ablösung durch ei­nen Nach­fol­ge­ta­rif­ver­trag oder mit sei­ner Ände­rung ih­re Wirk­sam­keit (ErfK/Schaub/Fran­zen 6. Aufl. § 5 TVG Rn. 12). So war es hier. Der MTV in der Fas­sung des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges vom 11. Ok­to­ber 1996 war mit Wir­kung zum 31. Ja­nu­ar 2000 gekündigt wor­den. Sei­ne All­ge­mein­ver­bind­lich­keit en­de­te so­mit mit Ab­lauf des Ja­nu­ars 2000.


III. Die Ur­laubs­geld­re­ge­lung nach § 19 Ab­schnitt A Ziff. 1 Buchst. a MTV 1994 in der Fas­sung des Ände­rungs­ta­rif­ver­tra­ges vom 11. Ok­to­ber 1996 (MTV 1996) wirkt auch nicht nach. Die in § 4 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. März 1997 ent­hal­te­ne Be­zug­nah­me­klau­sel ist ei­ne an­de­re Ab­ma­chung iSd. § 4 Abs. 5 TVG. Die­se an­de­re Ab­ma­chung hat die Ur­laubs­geld­re­ge­lung des MTV 1996 ab­gelöst. Das schließt ei­ne Nach­wir­kung des MTV 1996 aus.


1. Die Rechts­nor­men ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges wir­ken nach § 4 Abs. 5 TVG so­lan­ge nach, bis sie durch ei­ne an­de­re Ab­ma­chung er­setzt wer­den. Da­bei be­steht kein Un­ter­schied, ob der Ta­rif­ver­trag zu­vor auf Grund bei­der­sei­ti­ger Or­ga­ni­sa­ti­ons­zu­gehörig­keit gem. § 3 Abs. 1, § 4 Abs. 1 Satz 1 TVG oder wie hier auf Grund ei­ner All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung nach § 5 Abs. 4 TVG ge­gol­ten hat (vgl. BAG 18. Ju­ni 1980 - 4 AZR 463/78 - AP TVG § 4 Aus­schluss­fris­ten Nr. 68). Die ge­setz­lich an­ge­ord­ne­te Nach­wir­kung gemäß § 4 Abs. 5 TVG knüpft al­lein an den Ab­lauf des Ta­rif­ver­tra­ges an und enthält kei­ne Ein­schränkung auf Ar­beits­verhält­nis­se kraft bei­der­sei­ti­ger Or­ga­ni­sa­ti­ons­zu­gehörig­keit ta­rif­ge­bun­de­ner Par­tei­en (vgl. BAG 27. No­vem­ber 1991 - 4 AZR 211/91 - BA­GE 69, 119).


2. Die Par­tei­en ha­ben al­ler­dings ei­ne die Nach­wir­kung aus­sch­ließen­de an­de­re Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen. Sie ha­ben in § 4 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. März 1997 ei­ne kon­sti­tu­ti­ve zeit­dy­na­mi­sche Be­zug­nah­me­klau­sel ver­ein­bart, die auch die Ur­laubs­geld­re­ge­lung des ÄndTV 1997 um­fasst. Das hat zur Ablösung der Re­ge­lun­gen des zusätz­li­chen Ur­laubs­gel­des nach dem MTV 1996 geführt.

a) Ei­ne an­de­re Ab­ma­chung iSv. § 4 Abs. 5 TVG kann durch Ta­rif­ver­trag, Be­triebs­ver­ein­ba­rung oder ein­zel­ver­trag­li­che Ab­re­de ge­trof­fen wer­den (BAG 28. Mai 1997 - 4 AZR 546/95 - BA­GE 86, 43). Die Nach­wir­kung wird al­ler­dings nur durch ei­ne Ab­ma­chung, die auf das Ar­beits­verhält­nis An­wen­dung fin­det, be­en­det. Das folgt aus der Über­brückungs­funk­ti­on der Nach­wir­kung. Dem­gemäß wird die Nach­wir­kung der


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Ta­rif­nor­men für Außen­sei­ter nicht be­reits durch das In-Kraft-Tre­ten ei­nes nicht oder noch nicht für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärten neu­en Ta­rif­ver­tra­ges be­en­det (vgl. BAG 27. No­vem­ber 1991 - 4 AZR 211/91 - BA­GE 69, 119; 25. Ok­to­ber 2000 - 4 AZR 212/00 - AP TVG § 4 Nach­wir­kung Nr. 38 = EzA TVG § 4 Nach­wir­kung Nr. 32). Das Güns­tig­keits­prin­zip fin­det im Nach­wir­kungs­zeit­raum kei­ne An­wen­dung (vgl. BAG 23. Fe­bru­ar 2005 - 4 AZR 186/04 - AP TVG § 4 Nach­wir­kung Nr. 42 = EzA TVG § 3 Ver­bands­aus­tritt Nr. 2).

b) Die Be­zug­nah­me­klau­sel in § 4 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. März 1997 iVm. § 2 des ÄndTV 1997 wirkt für das Ur­laubs­geld als an­de­re Ab­ma­chung iSv. § 4 Abs. 5 TVG.


aa) Dem steht nicht ent­ge­gen, dass die Be­zug­nah­me­klau­sel be­reits vor Ab­lauf des Ta­rif­ver­tra­ges ver­ein­bart wur­de. Ei­ne an­de­re Ab­ma­chung kann wirk­sam schon vor dem Be­ginn der Nach­wir­kung ge­schlos­sen wer­den. § 4 Abs. 5 TVG schließt die Möglich­keit ei­ner die Nach­wir­kung ablösen­den auf den Ablösungs­zeit­raum ge­rich­te­ten Ab­ma­chung vor Ab­lauf des Ta­rif­ver­tra­ges nicht aus. Nach dem Wort­laut des § 4 Abs. 5 TVG gel­ten nach Ab­lauf des Ta­rif­ver­tra­ges sei­ne Rechts­nor­men wei­ter „bis” sie durch ei­ne an­de­re Ab­ma­chung er­setzt wer­den. Dar­aus könn­te man schließen, dass die Nach­wir­kung zeit­lich vor der an­de­ren Ab­ma­chung ein­ge­tre­ten sein muss. Es ist al­ler­dings kein recht­lich tragfähi­ger Grund dafür er­kenn­bar, dass ei­ne die Nach­wir­kung be­en­den­de ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung erst nach Ein­tritt der Nach­wir­kung ge­trof­fen wer­den kann. Von der Pri­vat­au­to­no­mie um­fasst sind grundsätz­lich auch Verträge, die erst in der Zu­kunft Wir­kung ent­fal­ten sol­len. Das muss auch für ei­ne Ver­ein­ba­rung gel­ten, die auf die Ablösung ei­ner Nach­wir­kung des Ta­rif­ver­tra­ges ge­rich­tet ist. Maßgeb­lich ist in­so­weit, dass die Ver­ein­ba­rung nach dem Wil­len der Ar­beits­ver­trags­par­tei­en - zu­min­dest: auch - die Nach­wir­kung des be­en­de­ten Ta­rif­ver­tra­ges be­sei­ti­gen soll. Ist dies der Fall, wirkt sie als „an­de­re Ab­ma­chung”, so­bald die zwin­gen­de Wir­kung des Ta­rif­ver­tra­ges en­det (vgl. BAG 23. Fe­bru­ar 2005 - 4 AZR 186/04 - AP TVG § 4 Nach­wir­kung Nr. 42 = EzA TVG § 3 Ver­bands­aus­tritt Nr. 2).

bb) Die Par­tei­en ha­ben ar­beits­ver­trag­lich ei­ne sol­che, die Nach­wir­kung be­en­den­de an­de­re Ver­ein­ba­rung ge­schlos­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt ist zu­tref­fend zu der Aus­le­gung ge­langt, § 4 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. März 1997 sei ei­ne kon­sti­tu­ti­ve, zeit­dy­na­mi­sche Be­zug­nah­me­klau­sel auf al­le im Be­reich des Ein­zel­han­dels in Ba­den-Würt­tem­berg gel­ten­den ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen über Ur­laub und Ur­laubs­geld.


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(1) Die­se Aus­le­gung des Lan­des­ar­beits­ge­richts ist vom Se­nat un­ein­ge­schränkt über­prüfbar. Es han­delt sich bei dem Ar­beits­ver­trag vom 18. März 1997 um ei­nen be­triebs­ein­heit­lich ver­wen­de­ten For­mu­lar­ver­trag und da­mit um All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen (vgl. BAG 20. Ju­ni 1985 - 2 AZR 427/84 - AP Be­trVG 1972 § 112 Nr. 33 = EzA KSchG § 4 Aus­gleichs­quit­tung Nr. 1; 3. Mai 1979 - 2 AZR 679/77 - BA­GE 32, 6; Se­nat 10. Mai 2005 - 9 AZR 294/04 - AP TVG § 1 Al­ters­teil­zeit Nr. 210 = EzA TVG § 4 Al­ters­teil­zeit Nr.15). Die Re­vi­si­on hat die Aus­le­gung All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen selbständig nach den Grundsätzen der Aus­le­gung von Nor­men vor­zu­neh­men. All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen sind nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von verständi­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Abwägung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wer­den, wo­bei die Verständ­nismöglich­kei­ten des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders zu­grun­de zu le­gen sind (BAG 9. No­vem­ber 2005 - 5 AZR 128/05 - AP BGB § 305c Nr. 4 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 3, auch zur Veröffent­li­chung in der Amt­li­chen Samm­lung vor­ge­se­hen; BGH 21. Sep­tem­ber 2005 - VIII ZR 284/04 - DB 2005, 2575).


(2) Nach § 4 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. März 1997 rich­tet sich der Ur­laub „nach den ein­schlägi­gen ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen”. Dies sind zunächst in sach­li­cher Hin­sicht die Re­ge­lun­gen, die bei kon­gru­en­ter Ta­rif­ge­bun­den­heit nach § 4 Abs. 1 Satz 1 TVG zwin­gend und un­mit­tel­bar gel­ten würden, weil die Par­tei­en von dem Gel­tungs­be­reich des Ta­rif­ver­tra­ges in räum­li­cher, fach­li­cher und persönli­cher Hin­sicht er­fasst wer­den (vgl. da­zu BAG 13. No­vem­ber 2002 - 4 AZR 393/01 - BA­GE 103, 364). Das sind hier die im Be­reich des Ein­zel­han­dels Ba­den-Würt­tem­berg gel­ten­den ta­rif­li­chen Ur­laubs­re­geln. Ge­gen die Be­zug­nah­me nur auf ei­nen Teil ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges be­ste­hen kei­ne Be­den­ken. Die Par­tei­en ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges können sich nach dem Grund­satz der Ver­trags­frei­heit (§§ 241, 305 BGB aF, jetzt: § 241 Abs. 1, § 311 Abs. 1 BGB) auf die Über­nah­me ein­zel­ner Ta­rif­vor­schrif­ten oder auch ein­zel­ner Re­ge­lungs­be­rei­che be­schränken (Se­nat 17. No­vem­ber 1998 - 9 AZR 584/97 - AP TVG § 1 Be­zug­nah­me auf Ta­rif­ver­trag Nr. 10 = EzA TVG § 3 Be­zug­nah­me auf Ta­rif­ver­trag Nr. 11).

(3) Ent­ge­gen der Re­vi­si­on han­delt es sich nicht um ei­ne sta­ti­sche Ver­wei­sungs­klau­sel. Die Vor­schrift enthält zwar kei­ne aus­drück­li­che sog. Je­wei­lig­keits­klau­sel. Sie nimmt aber auch nicht nur auf ei­ne be­stimm­te Fas­sung des Ta­rif­ver­tra­ges Be­zug. Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ist bei feh­len­der An­ga­be ei­ner kon­kret nach Da­tum fest­ge­leg­ten Fas­sung des in Be­zug ge­nom­me­nen Ta-
 


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rif­ver­tra­ges je­doch re­gelmäßig an­zu­neh­men, der Ta­rif­ver­trag sol­le in der je­wei­li­gen Fas­sung gel­ten (vgl. BAG 20. März 1991 - 4 AZR 455/90 - BA­GE 67, 330; Se­nat 27. Fe­bru­ar 2002 - 9 AZR 562/00 - BA­GE 100, 339; vgl. auch BAG 9. No­vem­ber 2005 - 5 AZR 128/05 - AP BGB § 305c Nr. 4 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 3, auch zur Veröffent­li­chung in der Amt­li­chen Samm­lung vor­ge­se­hen). Die Ver­wei­sung im Ar­beits­ver­trag ver­schafft des­halb ei­ner dem für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärten Ta­rif­ver­trag zeit­lich nach­fol­gen­den Re­ge­lung Gel­tung. In die­sem Fall kann auch nicht da­von ge­spro­chen wer­den, dass ei­ne dem all­ge­mein­ver­bind­li­chen Ta­rif­ver­trag ent­ge­gen­ste­hen­de in­di­vi­du­al­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung wie­der auf­lebt und da­durch die Rück­kehr auf ein frühe­res Ni­veau be­wirkt würde (vgl. da­zu BAG 28. Mai 1997 - 4 AZR 546/95 - BA­GE 86, 43).

(4) Die­ser Aus­le­gung steht auch nicht ent­ge­gen, dass zum Zeit­punkt der Ver­ein­ba­rung des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. März 1997 der MTV 1996 be­reits kraft All­ge­mein­ver­bind­lich­keit gemäß § 5 Abs. 4 TVG auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en An­wen­dung fand. Enthält ein Ar­beits­ver­trag ei­ne Ver­wei­sung auf die für das Ar­beits­verhält­nis ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge und sind bei­de Ar­beits­ver­trags­par­tei­en zu­gleich un­mit­tel­bar ta­rif­un­ter­wor­fen, so gel­ten die ta­rif­li­chen Be­din­gun­gen im Ar­beits­verhält­nis im Um­fang der In­be­zug­nah­me auf dop­pel­ter Grund­la­ge (vgl. BAG 15. März 1991 - 2 AZR 582/90 - AP KSchG 1969 § 2 Nr. 28 = EzA KSchG § 2 Nr. 16; 23. März 2005 - 4 AZR 203/04 - AP TVG § 4 Ta­rif­kon­kur­renz Nr. 29 = EzA TVG § 4 Ta­rif­kon­kur­renz Nr. 18, auch zur Veröffent­li­chung in der Amt­li­chen Samm­lung vor­ge­se­hen; An­nuß ZfA 2005, 405, 430, 445; Löwisch/Rieb­le Ta­rif­ver­trags­ge­setz 2. Aufl. § 3 Rn. 280). Was von bei­den Ver­trags­tei­len zum Ge­gen­stand ih­rer kor­re­spon­die­ren­den un­be­ding­ten rechts-geschäft­li­chen Erklärun­gen ge­macht wor­den ist, kann nicht des­halb un­wirk­sam wer­den, weil die glei­che Rechts­fol­ge (zufällig) auch durch ei­ne un­mit­tel­bar zu be­ach­ten­de Nor­me­n­ord­nung sta­tu­iert wird (An­nuß aaO).

cc) Die Be­zug­nah­me auf die ta­rif­li­chen Ur­laubs­re­ge­lun­gen in § 4 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 18. März 1997 um­fasst auch das zusätz­li­che Ur­laubs­geld nach § 19 MTV 1996.


(1) Der Ar­beit­neh­mer muss das An­ge­bot des Ar­beit­ge­bers auf Ab­schluss ei­nes For­mu­lar­ar­beits­ver­tra­ges mit ei­ner Klau­sel, bei der sich der Ur­laub nach den Be­stim­mun­gen ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges rich­tet, re­gelmäßig als Ver­wei­sung auf den ge­sam­ten ta­rif­li­chen Re­ge­lungs­kom­plex „Ur­laub“ ver­ste­hen. Zu die­sem Kom­plex gehört auch ein

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zusätz­li­ches ta­rif­li­ches Ur­laubs­geld (Se­nat 17. No­vem­ber 1998 - 9 AZR 584/97 - AP TVG § 1 Be­zug­nah­me auf Ta­rif­ver­trag Nr. 10 = EzA TVG § 3 Be­zug­nah­me auf Ta­rif-ver­trag Nr. 11).


(2) Die­ser Aus­le­gung steht nicht ent­ge­gen, dass die den Ur­laub be­tref­fen­den Re­ge­lun­gen im MTV 1994 und sei­ner ÄndTV nicht in ei­ner Vor­schrift ge­re­gelt sind. „All-ge­mei­ne Ur­laubs­re­ge­lun­gen” sind in § 15 auf­geführt, die „Ur­laubs­dau­er” in § 16, das „Ur­laubs­ent­gelt“ in § 17, „El­tern­ur­laub” in § 18 und „Ta­rif­li­che Son­der­zah­lun­gen” ein-schließlich des „zusätz­li­chen Ur­laubs­gel­des” in § 19. Ent­ge­gen der Re­vi­si­on lässt sich hier­aus nicht ent­neh­men, der ar­beits­ver­trag­li­che Be­griff „der Ur­laub” mei­ne le­dig­lich die Frei­stel­lung von der Ar­beit und be­zie­he sich nur auf die Ur­laubs­dau­er gemäß § 16 MTV. Be­reits nach dem Wort­laut der Be­zug­nah­me­klau­sel soll sich nicht nur „die Dau­er des Ur­laubs”, son­dern „der Ur­laub” nach den ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen rich­ten. Da­mit ist der ge­sam­te Ur­laubs­kom­plex in Be­zug ge­nom­men. An­knüpfungs­punkt der Zah­lung des zusätz­li­chen Ur­laubs­gel­des ist die Gewährung von Ur­laub. Trotz der for­ma­len ta­rif­ver­trag­li­chen Zu­ord­nung der Leis­tung zu den Son­der­zah­lun­gen han­delt es sich des-halb ma­te­ri­ell um ei­ne Ur­laubs­re­ge­lung.


dd) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on steht die­ser Aus­le­gung der Be­zug­nah­me­klau­sel nicht die Un­klar­hei­ten­re­gel nach § 305c Abs. 2 BGB ent­ge­gen. Denn die ar­beits­ver­trag­li­che Be­zug­nah­me­re­ge­lung ist klar.


(1) Für die An­wen­dung der Un­klar­hei­ten­re­ge­lung muss nicht zwi­schen den Ansprüchen aus den Jah­ren 2001, 2002 und dem Jahr 2003 un­ter­schie­den wer­den. Bei Zwei­feln über den In­halt von All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen war be­reits vor dem 1. Ja­nu­ar 2003 die für den Ar­beit­neh­mer güns­tigs­te Lösung zu wählen. Zwar sind die §§ 305 ff. BGB idF des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts vom 26. No­vem­ber 2001 auf Dau­er­schuld­verhält­nis­se aus Alt­verträgen erst mit Wir­kung ab dem 1. Ja­nu­ar 2003 an­wend­bar, Art. 229 § 5 Satz 2 EGBGB. Die Vor­schrift des § 305c BGB iVm. § 310 Abs. 4 BGB greift da­her nicht hin­sicht­lich der für die Jah­re 2001 und 2002 gel­tend ge­mach­ten Dif­fe­renz­beträge ein. Schon vor der Auf­he­bung der Be­reichs­aus­nah­me des AGBG für das Ar­beits­recht nach § 23 Abs. 1 AGBG, ist je­doch der Grund­ge­dan­ke der Un­klar­hei­ten­re­gel des § 5 AGBG von der ar­beits­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung im Rah­men der Kon­trol­le for­mu­larmäßiger Ar­beits­ver­trags­be­din­gun­gen an­er­kannt ge­we­sen (Stof­fels NJW-Schrif­ten Bd. 11 Rn. 369; ErfK/Preis §§ 305¬310 BGB Rn. 34; vgl. BAG 18. Au­gust 1998 - 1 AZR 589/97 - NZA 1999, 659). Sie gilt
 


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ge­ra­de auch für den Fall, dass die Trag­wei­te ei­ner Ver­wei­sung auf Ta­rif­nor­men zwei­fel­haft ist (BAG 9. No­vem­ber 2005 - 5 AZR 128/05 - AP BGB § 305c Nr. 4 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 3, auch zur Veröffent­li­chung in der Amt­li­chen Samm­lung vor­ge­se­hen).

(2) Auf die Un­klar­hei­ten­re­gel kann je­doch nur zurück­ge­grif­fen wer­den, wenn nach Ausschöpfung der an­er­kann­ten Aus­le­gungs­me­tho­den nicht be­heb­ba­re Zwei­fel ver­blei­ben (BAG 9. No­vem­ber 2005 - 5 AZR 128/05 - AP BGB § 305c Nr. 4 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 3, auch zur Veröffent­li­chung in der Amt­li­chen Samm­lung vor­ge­se­hen; Däubler/Dorn­dorf AGB-Kon­trol­le im Ar­beits­recht § 305c Rn. 28; zur Un­klar­hei­ten­re­ge­lung des § 5 AGBG: Ul­mer in Ul­mer/Brand­ner/Hen­sen AGB-Ge­setz 9. Aufl. § 5 Rn. 25). Das ist hier nicht der Fall. Denn nach ständi­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ist re­gelmäßig ei­ne zeit­dy­na­mi­sche Be­zug­nah­me auf den Ta­rif­ver­trag an­zu­neh­men, wenn die An­ga­be ei­ner kon­kret nach Da­tum fest­ge­leg­ten Fas­sung des in Be­zug ge­nom­me­nen Ta­rif­ver­tra­ges fehlt (vgl. A III 2 b bb (3) der Ent­schei­dungs­gründe). Die Be­zug­nah­me auf die ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen zum Kom­plex Ur­laub um­fasst re­gelmäßig auch das zusätz­li­che ta­rif­li­che Ur­laubs­geld (Se­nat 17. No­vem­ber 1998 - 9 AZR 584/97 - AP TVG § 1 Be­zug­nah­me auf Ta­rif­ver­trag Nr. 10 = EzA TVG § 3 Be­zug­nah­me auf Ta­rif­ver­trag Nr. 11).

B. Der Kläger hat die Kos­ten des er­folg­lo­sen Re­vi­si­ons­ver­fah­rens gem. § 97 Abs. 1 ZPO zu tra­gen.

 

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