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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/145

Ge­werk­schaft: Kein An­spruch auf Aus­gleich für ta­rif­wid­ri­ge Be­triebs­ver­ein­ba­rung

Ge­werk­schaf­ten kön­nen nicht für Ar­beit­neh­mer kei­nen Aus­gleich für ta­rif­wid­ri­ge Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen ver­lan­gen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 17.05.2011, 1 AZR 473/09
Sitzung des Betriebsrats, Betriebsratsversammlung Ih­re An­sprü­che kön­nen Ar­beit­neh­mer nur sel­ber gel­tend ma­chen
28.07.2011. In Ta­rif­ver­trä­gen ver­ein­bar­te Ar­beits­be­din­gun­gen gel­ten zwi­schen Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber zwin­gend, wenn der Ar­beit­neh­mer Ge­werk­schafts­mit­glied ist und wenn der Ar­beit­ge­ber ent­we­der Mit­glied des Ar­beit­ge­ber­ver­ban­des oder den Ta­rif­ver­trag selbst ver­ein­bart hat. Von sol­chen Re­ge­lun­gen kön­nen Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen nur dann zu­las­ten von Ar­beit­neh­mern ab­wei­chen, wenn das im Ta­rif­ver­trag zu­ge­las­sen ist (§ 77 Abs.3 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz - Be­trVG).

Ge­werk­schaf­ten kön­nen von ta­rif­brü­chi­gen Ar­beit­ge­bern ver­lan­gen, dass sie ta­rif­wid­ri­ge Ver­ein­ba­run­gen künf­tig nicht mehr an­wen­den, denn sonst wird ih­re grund­ge­setz­lich ge­schütz­te Ko­ali­ti­ons­frei­heit be­ein­träch­tigt. Aber kön­nen sie auch zu­guns­ten ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer für die Ver­gan­gen­heit die Be­sei­ti­gung der Fol­gen ei­ner ta­rif­wid­ri­gen Bei­triebs­ver­ein­ba­rung ver­lan­gen - und da­mit letzt­lich Ta­rifer­fül­lung? Die­se Fra­ge hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) vor kur­zem ge­klärt (Ur­teil vom 17.05.2011, 1 AZR 473/09).

Ei­ne Ge­werk­schaft hat­te von dem Mit­glied ei­nes Ar­beit­ge­ber­ver­ban­des ver­langt, Ar­beit­neh­mern Mehr­ar­beit ab­zu­gel­ten, die als Fol­ge ei­ner zeit­wei­se be­ste­hen­den ta­rif­wid­ri­gen Be­triebs­ver­ein­ba­rung ge­leis­tet wor­den war. Ih­re Kla­ge blieb vor dem Ar­beits­ge­richt, dem Lan­des­ar­beits­ge­richt Ham­burg (Ur­teil vom 18.06.2009, 2 Sa 176/08) und vor dem BAG er­folg­los. Ent­schei­dend war, dass der Un­ter­las­sungs­an­spruch nur für die Zu­kunft gilt und Ar­beit­neh­mer ih­re Rech­te selbst durch­set­zen müs­sen.

Fa­zit: Ge­werk­schaf­ten ha­ben kei­nen ei­ge­nen An­spruch dar­auf, dass ein ta­rif­brü­chi­ger Ar­beit­ge­ber Ar­beit­neh­mern die Nach­tei­le aus­gleicht, die durch ei­ne ta­rif­wid­ri­ge Be­triebs­ver­ein­ba­rung ent­stan­den sind. Sie kön­nen nur ver­lan­gen, dass sol­che Ver­ein­ba­run­gen künf­tig nicht mehr an­ge­wandt wer­den. Ha­ben Ar­beit­neh­mer in der Ver­gan­gen­heit durch ei­ne ta­rif­wid­ri­ge Be­triebs­ver­ein­ba­rung fi­nan­zi­el­le Nach­tei­le er­lit­ten, müs­sen sie de­ren Aus­gleich selbst ein­for­dern und not­falls vor Ge­richt zie­hen.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de schrift­lich ab­ge­fasst und ver­öf­fent­licht. Die Ent­schei­dungs­grün­de im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 20. Juli 2016

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