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ARBEITSRECHT AKTUELL // 15/363

Ge­set­zes­än­de­run­gen zum Ja­nu­ar 2016

Ge­set­ze zur Ar­beits­markt- und So­zi­al­po­li­tik - was än­dert sich im neu­en Jahr?
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22.12.2015. Im fol­gen­den fin­den Sie ei­nen kur­zen Über­blick über die we­sent­li­chen Ge­set­zes­än­de­run­gen zur Ar­beits­markt- und So­zi­al­po­li­tik, die zum 01.01.2016 in Kraft tre­ten.

Wie in je­dem Jahr wer­den auch zu Be­ginn des Jah­res 2016 die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­zen in der Ren­ten­ver­si­che­rung und Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung nach oben an­ge­passt. An­ge­ho­ben wer­den auch die Pflicht­ver­si­che­rungs­gren­zen und Bei­trags­be­mes­sungs­gren­zen in der Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung.

Zu­dem er­hö­hen sich die Re­gel­be­darfs­sät­ze bei der Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de ("Hartz IV").

Ei­ne wei­te­re Neue­rung be­trifft das Kurz­ar­bei­ter­geld. Die bis­her ge­setz­lich ge­re­gel­te Höchst­be­zugs­dau­er von sechs Mo­na­ten wird zum 01.01.2016 auf zwölf Mo­na­te ver­län­gert.

Um jun­ge Flücht­lin­ge schnel­ler in den Ar­beits­markt zu in­te­grie­ren, be­kom­men Ge­dul­de­te und In­ha­ber be­stimm­ter hu­ma­ni­tä­rer Auf­ent­halts­ti­tel ab Ja­nu­ar 2016 schnel­le­ren Zu­gang zum BAföG und an­de­ren Un­ter­stüt­zungs­leis­tun­gen.

Auf das In­kraft­tre­ten des be­reits Mit­te No­vem­ber vor­ge­stell­ten Ge­setz­ent­wurfs zur Re­form der Leih­ar­beit wer­den wir noch ei­ni­ge Zeit war­ten müs­sen. Die Bun­des­ar­beits­mi­nis­te­rin An­drea Nah­les ar­bei­tet zur Zeit an Nach­bes­se­run­gen der Ge­set­zes­no­vel­le. 

Bei­trags­be­mes­sungs­gren­zen in der Ren­ten­ver­si­che­rung und Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung

Auch zum Ja­nu­ar 2016 wer­den die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der Ren­ten­ver­si­che­rung und in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung wie­der nach oben an­ge­passt.

Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze heißt: Wer mehr ver­dient, muss zwar im­mer noch Beiträge zur ge­setz­li­chen Ren­ten- und Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung zah­len, doch sind Ge­halts­be­stand­tei­le, die die Grenz­wer­te über­stei­gen, in der Ren­ten- und Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung bei­trags­frei. Be­zo­gen auf die­se Ge­halts­be­stand­tei­le wer­den kei­ne Beiträge ab­geführt.

In der all­ge­mei­nen Ren­ten­ver­si­che­rung (West) steigt die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze zum Jah­res­wech­sel von der­zeit 6.050,00 EUR auf 6.200,00 EUR pro Mo­nat an. In den neu­en Bun­desländern steigt die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze zum Jah­res­wech­sel von der­zeit 5.200,00 EUR auf 5.400,00 EUR pro Mo­nat. Dem­ent­spre­chend erhöhen sich die Jah­res­wer­te von der­zeit 72.600 EUR (West) auf 74.400,00 EUR (West) bzw. von bis­her 62.400,00 EUR (Ost) auf 64.800,00 EUR (Ost).

Die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ist iden­tisch mit der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der all­ge­mei­nen ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung (§ 341 Abs.4 Drit­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch - SGB III). Die o.g. Ein­kom­mens­gren­zen gel­ten da­her auch für die Bei­trags­pflicht zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung.

Ver­si­che­rungs­pflicht­gren­zen und Bei­trags­be­mes­sungs­gren­zen in der Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung

Die Ver­si­che­rungs­pflicht­gren­ze in der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) gilt ­ein­heit­lich für das ge­sam­te Bun­des­ge­biet, d.h. hier gibt es kei­ne ver­schie­de­nen Wer­te für West- und Ost­deutsch­land. Die­se Gren­ze erhöht sich zum 01.01.2016 von bis­her 54.900,00 EUR auf 56.250,00 EUR. Auf den Mo­nat ge­rech­net liegt die Gren­ze da­mit nicht mehr bei 4.575,00 EUR (2015), son­dern bei 4.687,50 EUR.

Ar­beit­neh­mer, die im Jahr mehr als 56.250,00 EUR bzw. im Mo­nat mehr als 4.687,50 EUR ver­die­nen, können selbst ent­schei­den, ob sie bei ei­ner der ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen blei­ben möch­ten oder sich lie­ber bei ei­ner pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung ver­si­chern.  

Auch in der GKV gilt ei­ne Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze, die un­ter­halb der Ver­si­che­rungs­pflicht­gren­ze liegt. Die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der GKV steigt zum neu­en Jahr 2016 von bis­her 49.500,00 EUR pro Jahr auf 50.850,00 EUR jähr­lich bzw. von bis­her 4.125,00 EUR mo­nat­lich auf 4.237,50 EUR pro Mo­nat.

Wer die Ver­si­che­rungs­pflicht­gren­ze in der GKV von 56.250,00 EUR nicht über­schrei­tet und da­her ver­si­che­rungs­pflich­tig in der GKV ist, un­ter­liegt auf­grund der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze nur mit dem Ein­kom­mens­teil von 50.850,00 EUR der Bei­trags­pflicht zur GKV. Die darüber lie­gen­den Ge­halts­be­stand­tei­le sind bei­trags­frei in der GKV.

Die Ver­si­che­rungs­pflicht­gren­ze und die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der GKV gel­ten auch für die Pfle­ge­ver­si­che­rung.

Kurz­ar­bei­ter­geld nun auch per Ge­setz bis zu zwölf Mo­na­te

Die bis­her in § 104 Abs.1 SGB III ge­re­gel­te Höchst­be­zugs­dau­er von Kurz­ar­bei­ter­geld von sechs Mo­na­ten wird zum 01.01.2016 of­fi­zi­ell auf zwölf Mo­na­te verlängert.

Da­mit wird die bis­he­ri­ge jah­re­lan­ge Pra­xis, die Be­zugs­dau­er im­mer wie­der nur "vorläufig" und per Rechts­ver­ord­nung ab­wei­chend von § 104 Abs.1 SGB III zu "verlängern", be­en­det und der Zwölf­mo­nats­zeit­raum in Ge­set­zes­form ge­gos­sen. Da­mit sol­len Ar­beit­ge­ber und die Bun­des­agen­tur für Ar­beit ein Stück mehr Pla­nungs­si­cher­heit er­hal­ten.

Hartz IV

Ab 01.01.2016 stei­gen die Un­terstützungs­leis­tun­gen in der Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de ("Hartz IV") nach dem Zwei­ten So­zi­al­ge­setz­buch (SGB II). Der Re­gel­satz für Al­lein­ste­hen­de steigt von der­zeit mo­nat­lich 399 EUR auf 404 Eu­ro (Re­gel­be­darfs­stu­fe 1). Bei Paa­ren, die in ei­nem ge­mein­sa­men Haus­halt le­ben, beträgt der Grund­be­trag an­statt der bis­he­ri­gen 360 EUR ab Ja­nu­ar 2016 je­weils 364 Eu­ro (Re­gel­be­darfs­stu­fe 2).

Er­wach­se­ne Leis­tungs­be­rech­tig­te, die kei­nen ei­ge­nen und kei­nen ge­mein­sa­men Haus­halt mit ei­nem Part­ner führen, be­kom­men bis­her 320 EUR mo­nat­lich und ab Ja­nu­ar 324 EUR (Re­gel­be­darfs­stu­fe 3).

Sch­ließlich gibt es für Ju­gend­li­che von 14 bis un­ter 18 Jah­re mo­nat­lich 306 EUR (bis­her: 302 EUR - Re­gel­be­darfs­stu­fe 4), für Kin­der von sechs bis 13 Jah­ren mo­nat­lich 270 EUR (bis­her: 267 EUR - Re­gel­be­darfs­stu­fe 5) und für Kin­der bis fünf Jah­ren mo­nat­lich 237 EUR (bis­her: 234 EUR - Re­gel­be­darfs­stu­fe 6).

BAföG für Flücht­lin­ge nach 15 Mo­na­ten

Jun­ge ge­dul­de­te Flücht­lin­ge und In­ha­ber be­stimm­ter hu­ma­nitärer Auf­ent­halts­ti­tel be­kom­men ab Ja­nu­ar 2016 schnel­le­ren Zu­gang zum BAföG und an­de­ren Un­terstützungs­leis­tun­gen. Sie können künf­tig be­reits nach ei­nem 15-mo­na­ti­gen Auf­ent­halt in Deutsch­land Un­terstützung bei ei­ner dua­len Be­rufs­aus­bil­dung mit BAföG, Be­rufs­aus­bil­dungs­bei­hil­fe und As­sis­tier­ter Aus­bil­dung be­an­tra­gen.

An­ders als nach bis­he­ri­ger Rechts­la­ge müssen sie künf­tig nicht mehr ei­ne Vier­jah­res­frist ab­war­ten, ehe sie ei­nen An­spruch auf die je­wei­li­ge Un­terstützung gel­tend ma­chen können. 

Ursprüng­lich war die Re­du­zie­rung der Vier­jah­res-Frist im Zu­ge der BAföG-Re­form zum 01.08.2016 ge­plant, sie wird nun auf den 01.01.2016 vor­ge­zo­gen.

Ge­setz­ent­wurf zur Zeit­ar­beit

Ar­beits­mi­nis­te­rin Nah­les bes­sert den Re­fe­ren­ten­ent­wurf des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ar­beit und So­zia­les (BMAS) zur Ände­rung des Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­set­zes und an­de­rer Ge­set­ze, vom 16.11.2015 zur Zeit nach. Auslöser wa­ren die deut­li­che Kri­tik­punk­te, die be­zeich­nen­der Wei­se so­wohl von Sei­ten der Ge­werk­schaf­ten als auch der Ar­beit­ge­ber­verbände vor­ge­bracht wur­den (wir be­rich­te­ten: Ar­beits­recht ak­tu­ell: 15/330 Ge­setz­ent­wurf zur Zeit­ar­beit). Bis der nach­ge­bes­ser­te Ge­setz­ent­wurf das Bun­des­ka­bi­nett pas­siert und vor al­lem dann das Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren durch­lau­fen hat, dürf­te so­mit noch ei­ni­ge Zeit ver­ge­hen.

Der ers­te Re­fe­ren­ten­ent­wurf des BMAS ent­hält ei­ne ge­setz­li­che Höchst­über­las­sungs­dau­er von 18 Mo­na­ten. Au­ßer­dem sol­len Leih­ar­beit­neh­mer nach neun, spä­tes­tens nach zwölf Mo­na­ten auch dann das­sel­be Ent­gelt be­kom­men wie Stamm­ar­beit­neh­mer ("Equal Pay"), wenn sie von der Zeit­ar­beits­fir­ma nach Leih­ar­beits­ta­ri­fen be­zahlt wer­den.

Letzte Überarbeitung: 13. November 2020

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