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Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt: Wi­der­spruchs­recht auch bei Pri­va­ti­sie­rung auf­grund Ge­set­zes

Karls­ru­he bremst Über­lei­tung von Ar­beits­ver­hält­nis­sen auf pri­va­ten Kli­nik­be­trei­ber in Hes­sen: Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt, Be­schluss vom 25.01.2011, 1 BvR 1741/09
Zwei Firmenschilder, eines durchgestrichen "Be­triebs­über­gang" vom öf­fent­li­chen auf ei­nen pri­va­ten Ar­beit­ge­ber

06.06.2011. Wird ein Be­trieb durch Ver­trag auf ei­nen neu­en In­ha­ber über­tra­gen, tritt die­ser an die Stel­le des al­ten Ar­beit­ge­bers, § 613a Abs. 1 Satz 1 Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch (BGB).

Da die Be­rufs­frei­heit (Art. 12 Abs.1 Grund­ge­setz - GG) die freie Wahl des Ar­beit­ge­bers schützt, ha­ben die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer je­doch ein Wi­der­spruchs­recht (§ 613a Abs. 6 BGB). Wi­der­spre­chen sie, blei­ben sie beim al­ten Ar­beit­ge­ber (kön­nen dann aber oft ge­kün­digt wer­den).

Ist der Staat der Ar­beit­ge­ber, kann er Ar­beits­ver­hält­nis­se statt durch Ver­trag auch per Ge­setz auf ei­nen neu­en Ar­beit­ge­ber über­lei­ten, wie dies oft bei der Pri­va­ti­sie­rung öf­fent­li­cher Ein­rich­tun­gen ge­schieht. Ein Wi­der­spruchs­recht ist dann meist nicht vor­ge­se­hen, so z.B. bei der Pri­va­ti­sie­rung der Uni­ver­si­täts­kli­ni­ken Gie­ßen und Mar­burg, und § 613a Abs. 6 BGB gilt nur für ver­trag­li­che Be­triebs­über­gän­ge. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) klär­te nun, ob das mit der Be­rufs­frei­heit ver­ein­bar ist (Be­schluss vom 25.01.2011, 1 BvR 1741/09).

Ei­ne Kran­ken­schwes­ter hat­te sich vor den Ar­beits­ge­rich­ten in al­len In­stan­zen ver­geb­lich ge­gen den Über­gang ih­res Ar­beits­ver­hält­nis­ses ge­wehrt und zu­letzt Ver­fas­sungs­be­schwer­de er­ho­ben, mit Er­folg. Das BVerfG ent­schied, dass das Land Hes­sen das In­ter­es­se der Ar­beit­neh­mer am Er­halt des frei ge­wähl­ten Ar­beit­ge­bers bei der Pri­va­ti­sie­rung stär­ker be­ach­ten und die Über­lei­tung da­her bis En­de 2011 neu re­geln muss. Für die Ar­beit­neh­mer muss die Mög­lich­keit be­ste­hen, das Land als Ar­beit­ge­ber zu be­hal­ten.

Fa­zit: Der Ge­setz­ge­ber darf pri­va­ti­sie­ren, al­so z.B. ein bis­her zum Staat ge­hö­ren­des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum in ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung (GmbH) um­wan­deln. Da hier aber nicht nur der öf­fent­li­che Dienst­herr wech­selt, son­dern am En­de des We­ges ein pri­va­ter Ar­beit­ge­ber steht, müs­sen Pri­va­ti­sie­rungs­ge­set­ze das Ar­beit­neh­mer­inter­es­se an der Wahl des Ar­beit­ge­bers be­rück­sich­ti­gen. Künf­tig kann es da­her kei­ne ge­setz­li­che Pri­va­ti­sie­rung mehr oh­ne Rück­kehr- oder Wi­der­spruchs­recht ge­ben.

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Letzte Überarbeitung: 18. Januar 2015

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