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BAG, Ur­teil vom 16.04.2013, 9 AZR 731/11

   
Schlagworte: Betriebsübergang, Ausschlussfrist
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 AZR 731/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 16.04.2013
   
Leitsätze: Widerspricht der Arbeitnehmer bei einem Betriebsübergang dem Übergang seines Arbeitsverhältnisses, so läuft eine tarifliche Ausschlussfrist zur gerichtlichen Geltendmachung von Ansprüchen gegenüber dem bisherigen Arbeitgeber, die von dem Widerspruch abhängen, grundsätzlich erst ab dem Zugang des Widerspruchs.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln, Urteil vom 27.10.2010 - 2 Ca 1492/10
Landesarbeitsgericht Köln, Urteil vom 7.6.2011 - 12 Sa 1530/10
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


9 AZR 731/11
12 Sa 1530/10
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Köln

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

16. April 2013

UR­TEIL

Brüne, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 16. April 2013 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Brühler, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Krasshöfer und Klo­se so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Schmid und Meh­nert für Recht er­kannt:
 


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1. Auf die Re­vi­si­on des Klägers wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln vom 7. Ju­ni 2011 - 12 Sa 1530/10 - teil­wei­se auf­ge­ho­ben.

2. Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln vom 27. Ok­to­ber 2010 - 2 Ca 1492/10 - teil­wei­se ab­geändert.

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger 2.807,60 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 6. Ja­nu­ar 2010 zu zah­len.

3. Die Kos­ten des Rechts­streits hat der Kläger zu 47 % zu tra­gen, die Be­klag­te zu 53 %.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Ab­gel­tung des ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laubs.

Die Be­klag­te stell­te den Kläger zum 1. April 2005 als Rei­ni­gungs­kraft ein und beschäftig­te ihn im Kran­ken­haus H. Im Ar­beits­ver­trag der Par­tei­en vom 18. April 2005 heißt es ua.:


„§ 7 Ur­laub/Ne­bentätig­keit


Der Ar­beit­neh­mer erhält 28 Ar­beits­ta­ge Ur­laub gemäß des Ta­rif­ver­tra­ges für [das] Gebäuderei­ni­ger­hand­werk in dem Bun­des­land, in dem er tätig ist. Ur­laubs­jahr ist das Ka­len­der­jahr. Der Zeit­punkt des je­wei­li­gen Ur­laubs­an­tritts ist mit den be­trieb­li­chen Not­wen­dig­kei­ten ab­zu­stim­men.
...“


Der all­ge­mein­ver­bind­li­che Rah­men­ta­rif­ver­trag für die ge­werb­li­chen Beschäftig­ten in der Gebäuderei­ni­gung vom 4. Ok­to­ber 2003 (RTV) lau­tet aus-zugs­wei­se:
 


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„§ 22
Aus­schluss­fris­ten


Al­le bei­der­sei­ti­gen Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis und sol­che, die mit dem Ar­beits­verhält­nis in Ver­bin­dung ste­hen, ver­fal­len, wenn sie nicht in­ner­halb von 2 Mo­na­ten nach der Fällig­keit schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den.


Lehnt die Ge­gen­par­tei den An­spruch ab oder erklärt sie sich nicht in­ner­halb von 2 Wo­chen nach der Gel­tend­ma­chung des An­spruchs, so verfällt die­ser, wenn er nicht in­ner­halb von 2 Mo­na­ten nach der Ab­leh­nung oder dem Frist­ab­lauf ge­richt­lich gel­tend ge­macht wird.“


Zum 1. Ok­to­ber 2009 ver­lor die Be­klag­te den Rei­ni­gungs­auf­trag für das Kran­ken­haus H an ei­nen Wett­be­wer­ber. Nach Zu­stim­mung des In­te­gra­ti­ons­amts kündig­te sie am 6. Ok­to­ber 2009 das Ar­beits­verhält­nis mit dem seit dem Jahr 2006 durch­ge­hend ar­beits­unfähi­gen Kläger. Das Ar­beits­verhält­nis en­de­te mit Ab­lauf des 23. Ok­to­ber 2009.


In ei­nem der Be­klag­ten am 2. De­zem­ber 2009 zu­ge­gan­ge­nen Schrei­ben der Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten des Klägers vom 30. No­vem­ber 2009 heißt es ua.:


„Sie ha­ben das Ar­beits­verhält­nis mit un­se­rem Man­dan­ten frist­ge­recht gekündigt. Nach der Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs steht un­se­rem Man­dan­ten der ge­sam­te Ur­laub aus den Vor­jah­ren seit Be­ginn sei­ner Er­kran­kung zu. Wir dürfen Sie bit­ten, dies­bezüglich ei­ne Ab­rech­nung zu er­tei­len und die Aus­zah­lung des Net­to­be­tra­ges vor­zu­neh­men.


Wir ha­ben mit glei­cher Post un­se­ren Man­dan­ten ge­be­ten, Ih­nen sei­ne Lohn­steu­er­kar­te un­verzüglich zu­zu­sen­den.“

Die Be­klag­te ant­wor­te­te mit ei­nem dem Kläger am 23. De­zem­ber 2009 zu­ge­gan­ge­nen Schrei­ben vom 15. De­zem­ber 2009. Die­ses lau­tet aus­zugs­wei­se:


„...
nach Über­prüfung der Sach­la­ge möch­ten wir Ih­nen mit­tei­len, dass da­von aus­zu­ge­hen ist, dass ein Be­triebsüber­gang nach § 613a BGB vor­liegt, so­dass das Ar­beits­verhält­nis Ih­res Man­dan­ten au­to­ma­tisch auf die Fir­ma K ...
 


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über­ge­gan­gen ist.


Bit­te set­zen Sie sich bzgl. der Ur­laubs­ab­gel­tung Ih­res Man­dan­ten mit der Fir­ma K in Ver­bin­dung.“

Im Ant­wort­schrei­ben der Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten des Klägers vom 23. De­zem­ber 2009 heißt es ua.: „...

wir neh­men Be­zug auf Ihr Schrei­ben vom 15.12.2009, mit dem Sie die For­de­rung un­se­res Man­dan­ten zurück­wei­sen und an die Fir­ma K ver­wei­sen.
Die­ser Hin­weis ist recht­lich nicht halt­bar. Wir wei­sen auf § 613a Abs. 2 BGB [hin].

Darüber hin­aus wi­der­spre­chen wir hier­mit un­ter Hin­weis auf die bei­gefügte Voll­macht dem Be­triebsüber­gang. Da zu kei­nem Zeit­punkt ei­ne Be­leh­rung statt­ge­fun­den hat, ist der Wi­der­spruch recht­zei­tig.

Na­mens und im Auf­trag un­se­res Man­dan­ten for­dern wir Sie da­her auf, an un­se­ren Man­dan­ten für die Jah­re 2006 bis 2009 Ur­laubs­ab­gel­tung für 24 Werk­ta­ge pro Jahr, ins­ge­samt al­so 96 Ur­laubs­ta­ge in Höhe von werktäglich 58,46 €, ins­ge­samt al­so

5.612,16 €

ab­zu­rech­nen und den Net­to­be­trag an un­se­ren Man­dan­ten aus­zu­zah­len.


Wir ha­ben uns zur Er­le­di­gung ei­ne Frist bis zum 05.01.2010 ge­setzt. Nach Ab­lauf die­ser Frist wer­den wir den Be­trag beim Ar­beits­ge­richt ein­kla­gen.“

Mit sei­ner am 22. Fe­bru­ar 2010 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat der Kläger zu­letzt noch die Ab­gel­tung von 73 Ur­laubs­ta­gen (13 Ta­ge für das Jahr 2006 und je­weils 20 Ta­ge für die Jah­re 2007 bis 2009) ver­langt und die Auf­fas­sung ver­tre­ten, er ha­be die ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten ge­wahrt. Bei sei­ner Bit­te um Ab­rech­nung und Aus­zah­lung im Schrei­ben vom 30. No­vem­ber 2009 ha­be es sich noch nicht um die Gel­tend­ma­chung ei­nes An­spruchs im Ta­rif­sin­ne ge­han­delt, so­dass die zwei­te Stu­fe der Aus­schluss­frist da­durch nicht aus­gelöst wor­den sei. Im Übri­gen ha­be die Be­klag­te im Ant­wort­schrei­ben vom 15. De­zem­ber 2009 sei­nen An­spruch nicht aus­drück­lich ab­ge-
 


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lehnt. Sch­ließlich hätten die ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten erst mit der Fällig­keit sei­nes Ab­gel­tungs­an­spruchs zu lau­fen be­gon­nen. Die­se sei erst mit sei­nem Wi­der­spruch ge­gen den Be­triebsüber­gang vom 23. De­zem­ber 2009 ein­ge­tre­ten.


Der Kläger hat be­an­tragt, 


die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 5.318,05 Eu­ro nebst Zin­sen iHv. fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 6. Ja­nu­ar 2010 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat zu ih­rem Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag die Auf­fas­sung ver­tre­ten, et­wai­ge Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche des Klägers sei­en nach § 22 RTV ver­fal­len, weil er die Frist zur ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung nicht ge­wahrt ha­be.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klägers zurück­ge­wie­sen. Mit sei­ner Re­vi­si­on hat der Kläger zu­letzt sein Kla­ge­ziel nur noch bezüglich der Ab­gel­tung des Ur­laubs aus den Jah­ren 2008 und 2009 iHv. 2.807,60 Eu­ro wei­ter­ver­folgt, wo­bei er sich hin­sicht­lich der Höhe der Ur­laubs­ab­gel­tung die Be­rech­nung der Be­klag­ten zu ei­gen ge­macht und pro Ur­laubs­tag 70,19 Eu­ro brut­to zu­grun­de ge­legt hat. Die Be­klag­te bit­tet um die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on.

Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Re­vi­si­on des Klägers ist be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts zu Un­recht zurück­ge­wie­sen, so­weit der Kläger die Ab­gel­tung sei­ner Ur­laubs­ansprüche aus den Jah­ren 2008 und 2009 ver­langt hat.


I. Die Be­klag­te hat gemäß § 7 Abs. 4 BUrlG je­weils 20 Ur­laubs­ta­ge aus den Jah­ren 2008 und 2009 mit 70,19 Eu­ro brut­to pro Ur­laubs­tag ab­zu­gel­ten und da­mit Ur­laubs­ab­gel­tung in Höhe von ins­ge­samt 2.807,60 Eu­ro brut­to an den Kläger zu zah­len.



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1. Der An­spruch des Klägers auf be­zahl­ten Er­ho­lungs­ur­laub gemäß § 1 BUrlG aus dem Jahr 2008 ist trotz sei­ner Ar­beits­unfähig­keit ent­stan­den (vgl. BAG 7. Au­gust 2012 - 9 AZR 353/10 - Rn. 8 mwN) und war zum Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses am 23. Ok­to­ber 2009 nicht ver­fal­len. Der Kläger war auf­grund sei­ner Ar­beits­unfähig­keit nicht in der La­ge, den Ur­laub in An­spruch zu neh­men. Der Ur­laubs­an­spruch ging da­her nach uni­ons­rechts­kon­for­mer Aus­le­gung des § 7 Abs. 3 BUrlG nicht am 31. März 2009 un­ter (vgl. BAG 7. Au­gust 2012 - 9 AZR 353/10 - Rn. 32). Für den Ab­gel­tungs­an­spruch des Klägers ist es un­er­heb­lich, ob die­ser über den 23. Ok­to­ber 2009 hin­aus wei­ter­hin ar­beits­unfähig krank war (vgl. BAG 4. Mai 2010 - 9 AZR 183/09 - Rn. 21, BA­GE 134, 196; 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 59 mwN, BA­GE 130, 119).


2. Der Ur­laub aus dem Jahr 2009 war ent­ge­gen der Rechts­an­sicht der Be­klag­ten nicht auf­grund der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses am 23. Ok­to­ber 2009 an­tei­lig zu kürzen. § 14 Ziff. 1.5 RTV re­gelt zwar, dass bei ei­ner Be­en­di­gung des Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses im Lau­fe des Ur­laubs­jah­res der Ur­laubs­an­spruch 1/12 für je­den vol­len Ka­len­der­mo­nat beträgt, in dem das Beschäfti­gungs­verhält­nis während des be­tref­fen­den Ur­laubs­jah­res be­stan­den hat. Je­doch ist fer­ner aus­drück­lich ta­rif­lich an­ge­ord­net, dass der ge­setz­li­che Min­des­t­ur­laub nicht un­ter­schrit­ten wer­den darf. Da das Ar­beits­verhält­nis des Klägers länger als sechs Mo­na­te be­stan­den hat­te und in der zwei­ten Jah­reshälf­te en­de­te, stand dem in ei­ner Fünf­ta­ge­wo­che beschäftig­ten Kläger der vol­le Jah­res­ur­laub von 20 Ar­beits­ta­gen zu (arg. e con­tra­rio § 5 Abs. 1 Buchst. c BUrlG).

II. Der Ab­gel­tungs­an­spruch des Klägers ist nicht gemäß § 22 RTV ver­fal­len. Der Kläger wahr­te mit sei­nem Schrei­ben vom 30. No­vem­ber 2009 und mit sei­ner am 22. Fe­bru­ar 2010 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge vom 17. Fe­bru­ar 2010 bei­de Stu­fen der Aus­schluss­frist des § 22 RTV.

1. Nach § 22 Abs. 1 RTV müssen al­le bei­der­sei­ti­gen Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis und sol­che, die mit dem Ar­beits­verhält­nis in Ver­bin­dung ste­hen, in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach der Fällig­keit schrift­lich gel­tend
 


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ge­macht wer­den. Die­se Frist hielt der Kläger mit sei­nem der Be­klag­ten am 2. De­zem­ber 2009 zu­ge­gan­ge­nen Schrei­ben vom 30. No­vem­ber 2009 ein, in dem er die Be­klag­te auf den ihm zu­ste­hen­den Ur­laub hin­wies und um Ab­rech­nung und Zah­lung bat. Bei die­ser Ab­rech­nungs- und Zah­lungs­bit­te han­del­te es sich um ei­ne so­ge­nann­te nicht­ty­pi­sche Erklärung.


a) Die Aus­le­gung nicht­ty­pi­scher Erklärun­gen ist re­gelmäßig den Tat­sa­chen­ge­rich­ten vor­be­hal­ten. Re­vi­si­ons­recht­lich nach­prüfbar ist le­dig­lich, ob ge­setz­li­che Aus­le­gungs­re­geln iSd. §§ 133, 157 BGB, Denk­ge­set­ze oder all­ge­mei­ne Er­fah­rungssätze ver­letzt sind oder we­sent­li­cher Tat­sa­chen­stoff, der für die Aus­le­gung von Be­deu­tung sein kann, außer Be­tracht ge­las­sen wor­den ist. Bei der Gel­tend­ma­chung ei­ner For­de­rung han­delt es sich zwar um kei­ne Wil­lens­erklärung, son­dern um ei­ne ein­sei­ti­ge rechts­geschäftsähn­li­che Hand­lung. Auf sol­che Hand­lun­gen sind aber die Vor­schrif­ten über die Aus­le­gung von Wil­lens­erklärun­gen ent­spre­chend an­zu­wen­den. Das gilt auch für den re­vi­si­ons­recht­li­chen Prüfmaßstab (BAG 20. Fe­bru­ar 2001 - 9 AZR 46/00 - zu II 2 a der Gründe mwN).


b) Da­nach ist die Aus­le­gung des Lan­des­ar­beits­ge­richts re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den, der Kläger ha­be mit dem Schrei­ben vom 30. No­vem­ber 2009 die in­halt­li­chen An­for­de­run­gen der ers­ten Stu­fe der Aus­schluss­frist des § 22 RTV erfüllt.


aa) Un­er­heb­lich ist, dass der Kläger nicht aus­drück­lich die Ab­gel­tung sei­ner Ur­laubs­ansprüche ver­lang­te. Auf die Wort­wahl kommt es nicht an. Für die Gel­tend­ma­chung ei­nes An­spruchs genügt die Erklärung ei­ner Par­tei, mit der klar­ge­stellt wird, sie stel­le an die Ge­gen­sei­te ei­nen näher be­stimm­ten An­spruch (BAG 20. Fe­bru­ar 2001 - 9 AZR 46/00 - zu II 3 a der Gründe; Stef­fan in Hens­s­ler/Moll/Be­p­ler Der Ta­rif­ver­trag Teil 5 (22) Rn. 9). Für die Be­klag­te war oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar, dass der Kläger Ur­laubs­ab­gel­tung iSd. § 7 Abs. 4 BUrlG ver­lang­te. Nach der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses kam ei­ne be­zahl­te Frei­stel­lung des Klägers von der Ver­pflich­tung zur Ar­beits­leis­tung nicht mehr in Be­tracht. Der Kläger ver­langt auch nicht nur Ab­rech­nung (vgl. da­zu BAG 20. Fe­bru­ar 2001 - 9 AZR 46/00 - zu II 3 b der Gründe; en­ger Löwisch/

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Rieb­le TVG 3. Aufl. § 1 Rn. 1776), son­dern for­der­te die Be­klag­te aus­drück­lich auch zur Aus­zah­lung des Net­to­be­trags auf. Das Ant­wort­schrei­ben der Be­klag­ten vom 15. De­zem­ber 2009, in dem die Be­klag­te den Kläger auf­for­der­te, sich bezüglich der Ur­laubs­ab­gel­tung „mit der Fir­ma K in Ver­bin­dung zu set­zen“, zeigt, dass die Be­klag­te das Schrei­ben des Klägers vom 30. No­vem­ber 2009 auch als Auf­for­de­rung zur Ab­rech­nung und Zah­lung der Ur­laubs­ab­gel­tung ver­stan­den hat­te.


bb) Rechts­feh­ler­frei ist auch die An­nah­me des Lan­des­ar­beits­ge­richts, der Kläger ha­be sei­nen An­spruch hin­rei­chend kon­kre­ti­siert. Zur Wah­rung ta­rif­li­cher Aus­schluss­fris­ten muss grundsätz­lich je­de For­de­rung nach Grund und Höhe an­ge­mel­det wer­den. Da­bei meint die An­mel­dung dem Grun­de nach den tatsächli­chen Le­bens­sach­ver­halt, auf den sich der An­spruch stützt, nicht die recht­li­che Be­gründung. Wird ei­ne schrift­li­che Gel­tend­ma­chung ge­for­dert, ist in dem Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben ei­ne Be­zif­fe­rung der For­de­rung nicht er­for­der­lich, wenn dem Schuld­ner die Höhe be­kannt oder die­se oh­ne Wei­te­res er­re­chen­bar ist und die schrift­li­che Gel­tend­ma­chung er­kenn­bar da­von aus­geht (vgl. zur Lohn- und Lohn­fort­zah­lung: BAG 26. Fe­bru­ar 2003 - 5 AZR 223/02 - zu II 3 a der Gründe, BA­GE 105, 181; 5. De­zem­ber 2001 - 10 AZR 197/01 - zu II 3 b bb der Gründe mwN). Hat ein Ar­beit­ge­ber nach lan­ger krank­heits­be­ding­ter Ar­beits­unfähig­keit ei­nes Ar­beit­neh­mers Ur­laub ab­zu­gel­ten, ist er in al­ler Re­gel eher in der La­ge als der Ar­beit­neh­mer, die zu­tref­fen­de Höhe der Ur­laubs­ab­gel­tung zu er­mit­teln. Die Bit­te des Klägers um Ab­rech­nung zeigt, dass die­ser da­von aus­ging, die Be­klag­te könne die Höhe sei­nes An­spruchs un­schwer be­rech­nen und sei da­zu auch ver­pflich­tet.


Al­ler­dings gab der Kläger nicht aus­drück­lich an, dass er den Ur­laub aus den Jah­ren 2006 bis 2009 ab­ge­gol­ten ha­ben woll­te. Dies hin­dert je­doch nicht die An­nah­me, dass er im Schrei­ben vom 30. No­vem­ber 2009 den Le­bens­sach­ver­halt, auf den er sei­nen An­spruch stützt, hin­rei­chend kon­kret dar­ge­tan hat. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die For­mu­lie­rung „steht un­se­rem Man­dan­ten der ge­sam­te Ur­laub aus den Vor­jah­ren seit Be­ginn sei­ner Er­kran­kung“ in re­vi­si­ons-



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recht­lich nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se so aus­ge­legt, dass der Kläger die Ab­gel­tung des Ur­laubs aus den Jah­ren 2006 bis 2009 be­an­spruch­te.

2. Die Frist zur ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung des An­spruchs nach § 22 Abs. 2 RTV be­gann ent­ge­gen der Rechts­an­sicht des Lan­des­ar­beits­ge­richts und der Auf­fas­sung der Be­klag­ten erst mit dem Zu­gang des Wi­der­spruchs nach § 613a Abs. 6 BGB bei der Be­klag­ten zu lau­fen und da­mit nicht vor dem 23. De­zem­ber 2009. Zur Wah­rung der Frist genügte der recht­zei­ti­ge Ein­gang der Kla­ge­schrift bei Ge­richt (§ 46 Abs. 2 ArbGG iVm. § 167 ZPO; vgl. Stef­fan in Hens­s­ler/Moll/Be­p­ler Teil 5 (22) Rn. 7). Da die Kla­ge am 22. Fe­bru­ar 2010 beim Ar­beits­ge­richt ein­ging, wur­de die Frist von zwei Mo­na­ten zur Wah­rung der zwei­ten Stu­fe der ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist ein­ge­hal­ten.

3. Da­hin­ge­stellt blei­ben kann, ob im Rah­men der Neu­ver­ga­be des Rei­ni­gungs­auf­trags für das Kran­ken­haus H tatsächlich ein Be­triebsüber­gang iSd. § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB statt­fand, wo­von die Be­klag­te in ih­rem an den Kläger ge­rich­te­ten Schrei­ben vom 15. De­zem­ber 2009 „nach Über­prüfung der Sach­la­ge“ aus­ging.


a) Trat die „Fir­ma K“ als neue Auf­trag­neh­me­rin zum 1. Ok­to­ber 2009 gemäß § 613a Abs. 1 BGB tatsächlich in die Rech­te und Pflich­ten aus dem Ar­beits­verhält­nis ein, hin­der­te dies ge­genüber der Be­klag­ten den Be­ginn des Laufs der Frist zur ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung nach § 22 Abs. 2 RTV.


aa) Wird das Wi­der­spruchs­recht nach dem Be­triebsüber­gang vom Ar­beit­neh­mer aus­geübt, wirkt es auf den Zeit­punkt des Be­triebsüber­gangs zurück (sog. ex-tunc-Wir­kung; st. Rspr., vgl. nur BAG 13. Ju­li 2006 - 8 AZR 305/05 - Rn. 41 mwN, BA­GE 119, 91; vgl. auch MüKoBGB/Müller-Glöge 6. Aufl. § 613a Rn. 122; KR/Tre­ber 10. Aufl. § 613a BGB Rn. 116; ErfK/Preis 13. Aufl. § 613a BGB Rn. 105). Der Wi­der­spruch führt da­zu, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en un­un­ter­bro­chen fort­be­stand (BAG 13. Ju­li 2006 - 8 AZR 305/05 - Rn. 39, aaO). Dar­aus wird teil­wei­se die Schluss­fol­ge­rung ge­zo­gen, auch Aus­schluss­fris­ten fänden bei ei­nem später erklärten Wi­der­spruch so An­wen­dung, als ha­be das Ar­beits­verhält­nis un­un­ter­bro­chen fort­be­stan­den (LAG



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München 19. Au­gust 2010 - 4 Sa 311/10 - zu II 1 c aa (2) der Gründe, LA­GE BGB 2002 § 613a Nr. 31; zu­stim­mend Däubler/Zwan­zi­ger TVG 3. Aufl. § 4 Rn. 1148; Gro­bys/Pan­zer/Schönhöft SWK ArbR 2012 Aus­schluss­fris­ten Rn. 23). Dies soll da­zu führen können, dass Ansprüche im Zeit­punkt der Ausübung des Wi­der­spruchs­rechts be­reits ver­fal­len sei­en.


bb) Ein sol­ches Verständ­nis wi­der­spricht je­doch dem Zweck ta­rif­li­cher Aus­schluss­fris­ten. Ta­rif­ver­trags­par­tei­en wol­len durch die Nor­mie­rung der Ver­pflich­tung zur ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung als­bal­di­ge Klar­heit über das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen ei­nes An­spruchs schaf­fen. Ein Zwang zur An­ru­fung des Ar­beits­ge­richts ist al­ler­dings nur sinn­voll, wenn der mit der Kla­ge gel­tend ge­mach­te An­spruch auch durch­setz­bar ist (vgl. BAG 27. März 1996 - 10 AZR 668/95 - zu II 3 a der Gründe). So läuft die Frist für die ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung grundsätz­lich nicht vor der Fällig­keit des An­spruchs (BAG 18. No­vem­ber 2004 - 6 AZR 651/03 - zu 2 a dd der Gründe, BA­GE 112, 351; 13. Fe­bru­ar 2003 - 8 AZR 236/02 - zu II 2 a der Gründe mwN; 27. März 1996 - 10 AZR 668/95 - aaO; Weyand Aus­schluss­fris­ten im Ta­rif­recht Kap. 5 Rn. 66 und Kap. 7 Rn. 17).


cc) Bei ei­nem Be­triebsüber­gang gemäß § 613a BGB zum 1. Ok­to­ber 2009 hätte die von der Be­klag­ten am 6. Ok­to­ber 2009 erklärte Kündi­gung das Ar­beits­verhält­nis nicht be­en­det, weil die Be­klag­te zum Kündi­gungs­zeit­punkt nicht mehr Ar­beit­ge­be­rin des Klägers, son­dern Drit­te ge­we­sen wäre (vgl. BAG 27. Ok­to­ber 2005 - 8 AZR 568/04 - Rn. 26; MüKoBGB/Müller-Glöge § 613a Rn. 209). Man­gels Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses wäre ein An­spruch des Klägers auf Ur­laubs­ab­gel­tung nicht ent­stan­den, ge­schwei­ge denn fällig ge­we­sen (vgl. BAG 7. Au­gust 2012 - 9 AZR 353/10 - Rn. 45 mwN), so­dass die ta­rif­li­che Aus­schluss­frist nicht zu lau­fen be­gon­nen hätte.


dd) Ob­schon ein vom Ar­beit­neh­mer nach ei­nem Be­triebsüber­gang aus­geübtes Wi­der­spruchs­recht auf den Zeit­punkt des Be­triebsüber­gangs zurück­wirkt, darf die­ses eben­so wie an­de­re Ge­stal­tungs­rech­te nicht me­cha­nisch ge­hand­habt wer­den, wenn sich Ein­schränkun­gen der Rück­wir­kung aus dem Ge­set­zes­zweck er­ge­ben (vgl. Stau­din­ger/Gurs­ky (2009) § 184 Rn. 38; Pa­landt/

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El­len­ber­ger BGB 72. Aufl. § 184 Rn. 2). So ord­net das Ge­setz in § 184 BGB an, dass die nachträgli­che Zu­stim­mung (Ge­neh­mi­gung) auf den Zeit­punkt der Vor­nah­me des Rechts­geschäfts zurück­wirkt. Den­noch ent­spricht es all­ge­mei­ner Auf­fas­sung, dass die Verjährung durch die Ge­neh­mi­gung nicht rück­wir­kend, son­dern ex nunc in Gang ge­setzt wird (vgl. Stau­din­ger/Gurs­ky aaO; Pa­landt/ El­len­ber­ger aaO, jew. mwN; Traut­wein in ju­risPK-BGB 5. Aufl. § 184 Rn. 26; Be­ckOK BGB/Bub Stand 1. Fe­bru­ar 2013 § 184 Rn. 9; vgl. auch zum Be­ginn der Kla­ge­frist nach §§ 4, 7 KSchG bei rück­wir­ken­der Ge­neh­mi­gung der Kündi­gung: BAG 6. Sep­tem­ber 2012 - 2 AZR 858/11 - Rn. 14). Be­reits das Reichs­ge­richt hat in die­sem Zu­sam­men­hang zu­tref­fend dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ei­ne recht­li­che Fik­ti­on nicht die Kraft ha­be, tatsächli­che Unmöglich­kei­ten zu über­win­den und die Zeit­rech­nung um­zu­stoßen (RG 28. Fe­bru­ar 1907 - V 282/06 - RGZ 65, 245). Die Verjährung ei­nes An­spruchs er­for­de­re, dass der An­spruch ent­stan­den sei, al­so gel­tend ge­macht wer­den konn­te, und nur während der be­stimm­ten Frist nicht gel­tend ge­macht wor­den sei.

ee) Nach ih­rem Sinn und Zweck ist ei­ne ein­schränken­de Aus­le­gung ta­rif­li­cher Aus­schluss­fris­ten ge­bo­ten, wenn der Wi­der­spruch vom Ar­beit­neh­mer nach dem Be­triebsüber­gang wirk­sam erklärt wird. Dafür, dass Ta­rif­ver­trags­par­tei­en mit der Nor­mie­rung von Aus­schluss­fris­ten Ansprüche auch dann un­ter­ge­hen las­sen woll­ten, wenn der An­spruchs­be­rech­tig­te vor Ab­lauf der Aus­schluss­fris­ten nicht in der La­ge war, sei­nen An­spruch mit Aus­sicht auf Er­folg ge­richt­lich gel­tend zu ma­chen, fehlt je­der An­halts­punkt. Ta­rif­li­che Aus­schluss­fris­ten be­zwe­cken nur, über das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen von Ansprüchen aus dem Ar­beits­verhält­nis als­bald Klar­heit zu schaf­fen.


ff) Der Ein­wand, der Kläger ha­be es da­mit in der Hand ge­habt, durch die Ausübung sei­nes Wi­der­spruchs­rechts die zwei­te Stu­fe der Ver­fall­frist in Gang zu set­zen, über­zeugt nicht. Ein Ar­beit­neh­mer kann den Wi­der­spruch nur in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­gang der Un­ter­rich­tung nach § 613a Abs. 5 BGB wirk­sam erklären. Der bis­he­ri­ge Ar­beit­ge­ber hat es mit­hin selbst in der Hand, den Ar­beit­neh­mer durch ei­ne ord­nungs­gemäße Un­ter­rich­tung zu ei­ner zeit­na­hen Erklärung zu ver­an­las­sen (zu den Fol­gen ei­ner feh­ler­haf­ten Un­ter­rich­tung: vgl. BAG 10. No­vem­ber 2011 - 8 AZR 430/10 - Rn. 23 mwN).
 


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b) Auch wenn zum 1. Ok­to­ber 2009 kein Be­triebsüber­gang gemäß § 613a BGB statt­ge­fun­den ha­ben soll­te, könn­te die Be­klag­te sich auf die­sen Um­stand nicht be­ru­fen, so­dass auch in die­sem Fall die Frist zur ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs nach § 22 Abs. 2 RTV frühes­tens mit dem Zu­gang des Wi­der­spruchs des Klägers bei der Be­klag­ten zu lau­fen be­gann. Die Be­klag­te war auf­grund ih­rer Ausführun­gen im Schrei­ben vom 15. De­zem­ber 2009 ge­hin­dert, sich auf die Versäum­ung der Frist zur ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung der Ur­laubs­ab­gel­tung zu be­ru­fen. Es be­darf da­her kei­ner wei­te­ren Prüfung, ob sich die Be­klag­te in den Tat­sa­chen­in­stan­zen aus­rei­chend gemäß § 138 Abs. 2 ZPO zu der Be­haup­tung des Klägers, es ha­be ein Be­triebsüber­gang vor­ge­le­gen (zum Be­triebsüber­gang als Tat­sa­chen ein­klei­den­den Rechts­be­griff: vgl. BAG 14. No­vem­ber 2007 - 4 AZR 861/06 - Rn. 28 f. mwN), erklärt hat, oder ob der Um­stand als zu­ge­stan­den zu gel­ten hat (§ 138 Abs. 3 ZPO). Mit dem erst­mals in der Re­vi­si­ons­ver­hand­lung er­ho­be­nen Ein­wand, ob­jek­tiv ha­be kein Be­triebsüber­gang vor­ge­le­gen, setzt sich die Be­klag­te in Wi­der­spruch zu ih­rer ei­ge­nen Erklärung vom 15. De­zem­ber 2009. Die­ses Ver­hal­ten verstößt ge­gen die Grundsätze von Treu und Glau­ben. Ei­ne ge­gen Treu und Glau­ben ver­s­toßen­de und da­mit gemäß §§ 242, 134 BGB un­zulässi­ge Rechts­ausübung stellt die Be­ru­fung auf ei­ne Aus­schluss­frist dann dar, wenn die zum Ver­fall des An­spruchs führen­de Untätig­keit des Gläubi­gers hin­sicht­lich der er­for­der­li­chen Gel­tend­ma­chung des An­spruchs durch ein Ver­hal­ten des Schuld­ners ver­an­lasst wor­den ist (BAG 13. De­zem­ber 2007 - 6 AZR 222/07 - Rn. 32 mwN, BA­GE 125, 216; 10. Ok­to­ber 2002 - 8 AZR 8/02 - zu II 2 e aa der Gründe, BA­GE 103, 71; Thüsing/Braun/Men­gel/Burg Ta­rif­recht Kap. 5 Aus­schluss­klau­seln Rn. 16). Das Ver­bot wi­dersprüchli­chen Ver­hal­tens als Aus­prägung der Grundsätze von Treu und Glau­ben bil­det ei­ne al­len Rech­ten, Rechts­la­gen und Rechts­nor­men im­ma­nen­te In­halts­be­gren­zung. Das Ver­trau­en des an­de­ren am Rechts­verhält­nis be­tei­lig­ten Teils, dass ei­ne be­stimm­te Rechts­la­ge ge­ge­ben sei, ist vor al­lem dann schutzwürdig, wenn er von dem an­de­ren Teil in die­sem Glau­ben bestärkt wor­den ist und im Hin­blick dar­auf Dis­po­si­tio­nen ge­trof­fen hat (BAG 22. Au­gust 2012 - 5 AZR 526/11 - Rn. 19 mwN).


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Der Kläger hat­te be­reits im Rah­men des Ver­fah­rens vor dem In­te­gra­ti­ons­amt gel­tend ge­macht, dass von ei­nem Be­triebsüber­gang aus­zu­ge­hen sei. Die­ser Auf­fas­sung hat sich die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 15. De­zem­ber 2009 „nach Über­prüfung der Sach­la­ge“ an­ge­schlos­sen. Et­wai­ge noch be­ste­hen­de Zwei­fel am Vor­lie­gen ei­nes Be­triebsüber­gangs hat die Be­klag­te dem Kläger ge­genüber nicht geäußert, son­dern den Kläger auf­ge­for­dert, sich bezüglich der Ur­laubs­ab­gel­tung mit dem Be­triebs­er­wer­ber in Ver­bin­dung zu set­zen. Der Kläger durf­te sein Ver­hal­ten fort­an dar­auf ein­stel­len, dass sein Ar­beits­verhält­nis (zunächst) auf den Be­triebs­er­wer­ber über­ge­gan­gen war. Dies hat der Kläger aus­weis­lich sei­nes Schrei­bens vom 23. De­zem­ber 2009, in dem er dem Über­gang wi­der­sprach, auch ge­tan.


III. Der Aus­spruch über die Zin­sen folgt aus § 286 Abs. 1 Satz 1 iVm. § 288 Abs. 1 BGB.


IV. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 92 Abs. 1 Satz 1, § 269 Abs. 3 Satz 2 ZPO.


Brühler 

Krasshöfer 

Klo­se

W. Schmid 

Meh­nert

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