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BAG, Ur­teil vom 06.09.2017, 5 AZR 317/16

   
Schlagworte: Mindestlohn: Leistungszulage, Mindestlohn, Leistungszulage
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 5 AZR 317/16
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 06.09.2017
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Herford, Urteil vom 11.09.2015, 1 Ca 551/15
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 06.09.2017, 5 AZR 317/16
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

5 AZR 317/16
16 Sa 1627/15
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Hamm

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
6. Sep­tem­ber 2017

UR­TEIL

Jatz, Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläge­rin, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Fünf­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 6. Sep­tem­ber 2017 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Koch, die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ar­beits­ge­richt

 

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We­ber und Dr. Volk so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Feld­mei­er und Prof. Dr. Schu­bert für Recht er­kannt:

1. Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm vom 22. April 2016 - 16 Sa 1627/15 - wird zurück­ge­wie­sen.

2. Die Kläge­rin hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Erfüllung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohn­an­spruchs.

Die Kläge­rin ist bei der Be­klag­ten, die elek­tro­ni­sche Bau­grup­pen ent­wi­ckelt und pro­du­ziert, als Mon­ta­ge­hel­fe­rin mit ei­ner re­gelmäßigen Wo­chen­ar­beits­zeit von 35 St­un­den beschäftigt. Die Be­klag­te zahlt der Kläge­rin ei­nen Ge­samt­stun­den­lohn, be­ste­hend aus ei­nem Grund­lohn von 6,22 Eu­ro brut­to/ St­un­de und ei­ner Leis­tungs­zu­la­ge, de­ren Höhe von der An­zahl der pro St­un­de mon­tier­ten Tei­le abhängig ist. Sie hat zu­letzt ma­xi­mal 37 % des Grund­stun­den­lohns be­tra­gen.

Von Ja­nu­ar bis Mai 2015 vergüte­te die Be­klag­te al­le ab­ge­rech­ne­ten St­un­den mit 8,52 Eu­ro brut­to.

Mit der vor­lie­gen­den Kla­ge hat die Kläge­rin, so­weit in die Re­vi­si­ons­in­stanz ge­langt, Ansprüche auf den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn für die Mo­na­te Ja­nu­ar bis Mai 2015 gel­tend ge­macht. Die iHv. 2,30 Eu­ro brut­to je St­un­de ge­zahl­te Leis­tungs­zu­la­ge sei auf den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn nicht an­re­chen­bar. Mit ihr wer­de ei­ne zusätz­li­che Leis­tung ho­no­riert, während der Min­dest­lohn nur ei­ne „Nor­mal­leis­tung“ von 100 % ab­gel­te.

 

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Die Kläge­rin hat - so­weit für die Re­vi­si­on noch von Be­deu­tung - zu­letzt be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin 1.707,15 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in ge­staf­fel­ter Höhe zu zah­len.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts ab­geändert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der Re­vi­si­on be­gehrt die Kläge­rin die Wie­der­her­stel­lung des ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ist un­be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat der Be­ru­fung der Be­klag­ten zu Recht statt­ge­ge­ben und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Kläge­rin hat kei­nen An­spruch nach § 1 Abs. 1 Mi­LoG auf Zah­lung wei­te­rer 2,28 Eu­ro brut­to je St­un­de.

I. Die Kla­ge ist un­be­gründet. Der An­spruch der Kläge­rin auf den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn ist mit Zah­lung des Ge­samt­stun­den­lohns von 8,52 Eu­ro brut­to durch Erfüllung er­lo­schen (§ 362 Abs. 1 BGB).

1. Der Min­dest­lohn­an­spruch aus § 1 Abs. 1 Mi­LoG ist ein ge­setz­li­cher An­spruch, der ei­genständig ne­ben den ar­beits- oder ta­rif­ver­trag­li­chen Ent­gelt­an­spruch tritt. § 3 Mi­LoG führt bei Un­ter­schrei­ten des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns zu ei­nem Dif­fe­renz­an­spruch (BAG 25. Mai 2016 - 5 AZR 135/16 - Rn. 22 mwN, BA­GE 155, 202).

2. Der Ar­beit­ge­ber hat den An­spruch auf den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn 11 erfüllt, wenn die für ei­nen Ka­len­der­mo­nat ge­zahl­te Brut­to­vergütung den Be­trag

 

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er­reicht, der sich aus der Mul­ti­pli­ka­ti­on der An­zahl der in die­sem Mo­nat tatsächlich ge­leis­te­ten Ar­beits­stun­den mit - im Streit­zeit­raum - 8,50 Eu­ro er­gibt (BAG 21. De­zem­ber 2016 - 5 AZR 374/16 - Rn. 17, BA­GE 157, 356). Es gilt ein um­fas­sen­der Ent­gelt­be­griff, so dass al­le im Sy­nal­lag­ma ste­hen­den Geld­leis­tun­gen des Ar­beit­ge­bers ge­eig­net sind, den Min­dest­lohn­an­spruch des Ar­beit­neh­mers zu erfüllen. Von den im ar­beits­ver­trag­li­chen Aus­tausch­verhält­nis er­brach­ten Ent­gelt­zah­lun­gen des Ar­beit­ge­bers fehlt folg­lich nur sol­chen Zah­lun­gen die Erfüllungs­wir­kung, die der Ar­beit­ge­ber oh­ne Rück­sicht auf ei­ne tatsächli­che Ar­beits­leis­tung des Ar­beit­neh­mers er­bringt oder die auf ei­ner be­son­de­ren ge­setz­li­chen Zweck­be­stim­mung be­ru­hen (BAG 25. Mai 2016 - 5 AZR 135/16 - Rn. 32, BA­GE 155, 202).

3. Da­nach kommt auch der von der Be­klag­ten ge­zahl­ten Leis­tungs­zu­la­ge Erfüllungs­wir­kung zu.

a) Das Min­dest­l­ohn­ge­setz macht den An­spruch nicht von den mit der Ar­beits­leis­tung ver­bun­de­nen Er­fol­gen abhängig (BAG 25. Mai 2016 - 5 AZR 135/16 - Rn. 30, BA­GE 155, 202). Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin ge­bie­tet die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Min­dest­l­ohn­ge­set­zes kein an­de­res Verständ­nis. Der Be­griff der „Nor­mal­leis­tung“ hat kei­nen Ein­gang in den Wort­laut des Min­dest­l­ohn­ge­set­zes ge­fun­den (so be­reits BAG 21. De­zem­ber 2016 - 5 AZR 374/16 - Rn. 21, BA­GE 157, 356).

b) Die Leis­tungs­zu­la­ge ist ei­ne im Sy­nal­lag­ma ste­hen­de Geld­leis­tung der Be­klag­ten. Mit ih­rer Zah­lung ho­no­riert die Be­klag­te die Ar­beits­leis­tung der Kläge­rin. Ei­ner be­son­de­ren ge­setz­li­chen Zweck­be­stim­mung un­ter­liegt die Leis­tungs­zu­la­ge nicht.

4. Die Kläge­rin hat nicht vor­ge­bracht, bei Mul­ti­pli­ka­ti­on der in den streit­ge­genständ­li­chen Mo­na­ten je­weils tatsächlich ge­leis­te­ten Ar­beits­stun­den mit 8,50 Eu­ro brut­to (vgl. BAG 25. Mai 2016 - 5 AZR 135/16 - Rn. 26, BA­GE 155, 202) er­ge­be sich ein höhe­rer Be­trag als der von der Be­klag­ten ge­zahl­te.

 

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II. Die Kläge­rin hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen, § 97 Abs. 1 ZPO

Koch
We­ber
Volk
Feld­mei­er
J. Schu­bert

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