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LAG Köln, Ur­teil vom 18.12.2009, 11 Sa 1092/08

   
Schlagworte: Zeugnis: Geheimcode
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 11 Sa 1092/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.12.2009
   
Leitsätze:

1. Einzelfall zur Darlegungslast bei Überstundenvergütung (time sheets). (Rn.33)

2. Die Formulierung im Arbeitszeugnis "kennen gelernt" lässt jedenfalls dann keinen Rückschluss auf das Nichtvorhandensein der bescheinigten Eigenschaft zu, wenn die Formulierung in ein durchweg gutes Zeugnis eingebettet ist. (Rn.41)

3. Eine Betriebsänderung kann vorliegen, wenn sich die Änderung der Betriebsorganisation in der Gesamtschau grundlegend in erheblicher Weise auf den Betriebsablauf, die Arbeitsweise oder die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer auswirkt. (Rn.36)

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln, Urteil vom 17.06.2008, 14 Ca 7148/07
   

11 Sa 1092/08

14 Ca 7148/07

Ar­beits­ge­richt Köln

Verkündet am 18. De­zem­ber 2009

C,

Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT KÖLN

 

IM NA­MEN DES VOL­KES

 

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

 

- Kläger und Be­ru­fungskläger -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

g e g e n

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

hat die 11. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 31.07.2009 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt W als Vor­sit­zen­den so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter R und B

für R e c h t er­kannt:

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln vom 17.06.2008 – 14 Ca 7148/07 – wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.


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T a t b e s t a n d :

Die Par­tei­en strei­ten zu­letzt noch um die Vergütung von Mehr­ar­beit, die Zah­lung ei­nes Nach­teils­aus­gleichs so­wie die Be­rich­ti­gung ei­nes Ar­beits­zeug­nis­ses.

Der Kläger war seit dem 01.04.2004 als Mit­ar­bei­ter im SAP Com­pe­tence Cen­ter der Be­klag­ten zu ei­nem mo­nat­li­chen Brut­to­ent­gelt von 6.050,00 € bei ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38 St­un­den beschäftigt. Das Ar­beits­verhält­nis en­de­te durch or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten zum 28.02.2007.

Die Be­klag­te ist ei­ne Toch­ter­ge­sell­schaft der O AG mit Sitz in der S. Sie pro­du­ziert und ver­treibt Füll­stof­fe und Pig­men­te für in­dus­tri­el­le An­wen­dungs­be­rei­che. Sie beschäftig­te im Zeit­punkt des Aus­spruchs der Kündi­gung in ih­rem K Be­trieb 185 Ar­beit­neh­mer. Das SAP Com­pe­tence Cen­ter be­stand aus sechs Teams, in de­nen ins­ge­samt 14 Mit­ar­bei­ter tätig wa­ren. Im Be­trieb der Be­klag­ten ist ein Be­triebs­rat ge­bil­det.

Am 19.09.2006 be­schloss die Mut­ter­ge­sell­schaft der Be­klag­ten die Auflösung von vier Teams des SAP Com­pe­tence Cen­ters, was den Weg­fall von sie­ben Ar­beitsplätzen, ein­sch­ließlich des Ar­beits­plat­zes des Klägers, zur Fol­ge hat­te. Die Be­klag­te kündig­te die Ar­beits­verhält­nis­se der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer, so auch das des Klägers durch Schrei­ben vom 17.11.2006. Die Auf­ga­ben der auf­gelösten Teams wer­den nun­mehr un­mit­tel­bar von der Mut­ter­ge­sell­schaft er­le­digt.

Die Be­klag­te zahl­te an den Kläger ei­ne Ab­fin­dung nach § 1 a KSchG von 9.831,00 € brut­to. Fer­ner vergüte­te sie mit der Ab­rech­nung März 2007 Mehr­ar­beit in Höhe von 367,80 €.

Mit Schrei­ben vom 17.11.2006 stell­te die Be­klag­te den Kläger un­ter An­rech­nung auf Rest­ur­laubs- und sons­ti­ge Frei­stel­lungs­ansprüche von der


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Ar­beits­leis­tung un­ter Fort­zah­lung der Vergütung für ins­ge­samt 69 Ar­beits­ta­ge frei.

Un­ter dem Da­tum 28.02.2007 er­teil­te die Be­klag­te dem Kläger ein Ar­beits­zeug­nis. We­gen des­sen In­halt wird auf Bl. 16 f. d. A. ver­wie­sen.

Das Ar­beits­ge­richt Köln hat mit Ur­teil vom 17.06.2008 die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es im We­sent­li­chen aus­geführt, der Kläger ha­be nicht hin­rei­chend dar­ge­tan, wel­che St­un­den aus sei­ner Auf­lis­tung als Über­stun­den gel­tend ge­macht würden und wel­che Tätig­kei­ten er auf An­ord­nung oder mit Bil­li­gung der Be­klag­ten ver­rich­tet ha­be. Ei­nen Nach­teils­aus­gleich könne der Kläger man­gels hin­rei­chen­der Dar­le­gung ei­ner Be­triebsände­rung nicht be­an­spru­chen. Ei­ne Zeug­nisände­rung könne der Kläger nicht ver­lan­gen, dass Zeug­nis sei klar und vollständig for­mu­liert, wei­se ei­ne gu­te Be­ur­tei­lung aus und die For­mu­lie­rung „ken­nen ge­lernt“ ver­mit­te­le un­ter Berück­sich­ti­gung des Kon­tex­tes nicht den Ein­druck des Nicht­vor­han­den­seins der an­ge­spro­che­nen Ei­gen­schaf­ten. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Tat­be­stan­des so­wie der Ent­schei­dungs­gründe wird auf Bl. 348 ff. d. A. Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen das ihm am 18.08.2008 zu­ge­stell­te Ur­teil hat der Kläger am 12.09.2008 Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se in­ner­halb der verlänger­ten Be­ru­fungs­be­gründungs­frist am 20.11.2008 be­gründet.
Der Kläger rügt, dass die Tätig­keit des „Cust­o­mi­zing“ le­dig­lich im Rah­men der „An­pas­sung be­triebs­wirt­schaft­li­cher Pro­zes­se bei Struk­turände­run­gen“ auf­geführt sei, nicht hin­ge­gen in Be­zug auf die Tätig­keit „Op­ti­mie­rung und Be­treu­ung des Ma­te­ri­al Led­gers“, wo­durch der Ein­druck ent­ste­he, der Kläger sei im Be­reich Ma­te­ri­al Led­gers nur in der An­wen­dung tätig ge­we­sen. Da die Be­klag­te sei­ne Ge­samt­leis­tung mit „stets zur vol­len Zu­frie­den­heit“ be­wer­tet ha­be, müsse sie ihm auch ei­ne „stets“ gu­te Auf­ga­benlösung bestäti­gen. Das Feh­len des Wor­tes „stets“ deu­te dar­auf hin, dass er sei­ne Fähig­kei­ten nicht ha­be um­set­zen können. Die Ver­wen­dung des Pas­sus „ken­nen ge­lernt“ wer­de in der Be­rufs­welt über­wie­gend ne­ga­tiv


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ver­stan­den und müsse da­her ent­fernt wer­den. Die Schluss­for­mel müsse zur Ver­mei­dung ei­ner Ent­wer­tung der Zeug­nis­be­ur­tei­lung da­durch ergänzt wer­den, dass die Be­klag­te ihm „wei­ter­hin“ al­les Gu­te und viel Er­folg wünsche.

Der Kläger meint, die Be­klag­te sei zum Aus­gleich des sich aus den ti­me sheets er­ge­ben­den St­un­den­sal­dos ver­pflich­tet. Er sei sei­ner Sub­stan­ti­ie­rungs­last durch die Vor­la­ge der ti­me sheets hin­rei­chend nach­ge­kom­men. Die Be­klag­te ver­hal­te sich wi­dersprüchlich, wenn sie ei­ne man­geln­de Dar­le­gung rüge, selbst aber Über­stun­den nach ei­ge­nem Vor­trag in dem Par­al­lel­ver­fah­ren LAG Köln - 11 Sa 455/09 - nach den nie­mals be­an­stan­de­ten ti­me sheets ab­rech­ne. Die ti­me sheets sei­en nach Vor­ga­be der Be­klag­ten wöchent­lich aus­gefüllt und vom Vor­ge­setz­ten kon­trol­liert wor­den. Da das Ar­beits­pen­sum al­len­falls durch ei­ne 50-St­un­den­wo­che ha­be bewältigt wer­den könne, ha­be der Vor­ge­setz­te erklärt, dass er ei­ne tägli­che Ar­beits­leis­tung von 10 St­un­den er­war­te.

Die Auflösung der Teams sei Be­stand­teil ei­ner Maßnah­me, die dar­in be­stan­den ha­be, die ge­sam­te SAP In­fra­struk­tur und die da­mit ver­bun­de­nen Dienst­leis­tun­gen aus­zu­glie­dern. Die­ses Out­sour­cing stel­le ei­ne Be­triebsände­rung we­gen grund­le­gen­der Ände­rung der Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on dar, da ei­ne in­di­vi­du­el­le Be­treu­ung spe­zi­el­ler Be­lan­ge der Beschäftig­ten des K Be­triebs er­schwert wer­de.

Der Kläger be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Köln vom 17.06.2008 – 14 Ca 7148/07 – wird ab­geändert und die Be­klag­te ver­ur­teilt,

1. dem Kläger un­ter dem Aus­stel­lungs­da­tum 28.02.22007 ein kor­ri­gier­tes Zeug­nis nach fol­gen­der Maßga­be zu er­tei­len:


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1.1. A u f B l a t t 1 w i r d d e r 3. P u n k t i n d e r Auf­ga­ben­be­schrei­bung durch das Wort „Cust­o­mi­zing“ ergänzt und wie folgt ge­fasst:

Op­ti­mie­rung und Be­treu­ung des Ma­te­ri­al Led­gers (Ana­ly­se, Pro­zess­mo­del­lie­rung, Kon­zep­ti­on,
Cust­o­mi­zing, Spe­zi­al­re­porting)

1.2. Auf Blatt 1 letz­ter Ab­satz ist der 1. Satz wie folgt zu ändern: „Herr K war dank sei­ner gu­ten Fach­kennt­nis­se stets in der La­ge, die ihm über­tra­ge­nen Auf­ga­ben gut zu lösen.“

1.3. Im 1. Ab­satz auf der zwei­ten Sei­te wird der Satz: „Wir ha­ben Herrn K als sehr in­ter­es­sier­ten und hoch­mo­ti­vier­ten Mit­ar­bei­ter ken­nen ge­lernt, der stets ei­ne sehr ho­he Ein­satz­be­reit­schaft zeig­te.“
durch den Satz
„Herr K war ein sehr in­ter­es­sier­ter und hoch­mo­ti­vier­ter Mit­ar­bei­ter, der stets ei­ne sehr ho­he Ein­satz­be­reit­schaft zeig­te.“
er­setzt.

1.4. Der letz­te Satz auf Blatt 2 des Zeug­nis­ses ist wie folgt ab­zuändern: „Für sei­ne persönli­che und be­ruf­li­che Zu­kunft wünschen wird Herrn K wei­ter­hin al­les Gu­te und viel Er­folg.“

2. an den Kläger 21.617,57 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Rechtshängig­keit zu zah­len.

3. an den Kläger ei­ne Ab­fin­dung für den Ver­lust des Ar­beits­plat­zes in Höhe von min­des­tens 8.319,00 €


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brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 01.03.2007 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung kos­ten­pflich­tig ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te ver­tei­digt die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts. Sie ha­be die Schwer­punk­te der Tätig­keit im Zeug­nis rich­tig be­schrie­ben. Das gu­te Zeug­nis sei ins­ge­samt po­si­tiv for­mu­liert, ein­sch­ließlich der Ab­schluss­for­mel. Bei den ti­me sheets han­de­le es sich um ei­nen vom Kläger selbst geführ­ten elek­tro­ni­schen Ka­len­der. Die­se Auf­stel­lun­gen sei­en le­dig­lich zur kon­zern­in­ter­nen Wei­ter­ver­rech­nung der Ar­beits­leis­tun­gen des Klägers her­an­ge­zo­gen wor­den, der wie die übri­gen Mit­ar­bei­ter des SAP Com­pe­tence Cen­ters für ver­schie­de­ne kon­zern­an­gehöri­ge Ge­sell­schaf­ten tätig ge­we­sen sei. Die Auf­ga­ben­ver­la­ge­rung an die Mut­ter­ge­sell­schaft in der S stel­le so­wohl in quan­ti­ta­ti­ver als auch in qua­li­ta­ti­ver Hin­sicht kei­ne Be­triebsände­rung dar. Auf ei­nen Nach­teils­aus­gleich sei je­den­falls die ge­zahl­te Ab­fin­dung an­zu­rech­nen.

We­gen wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird ergänzend auf den In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze der Par­tei­en nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :

I. Die Be­ru­fung des Klägers ist zulässig, denn sie ist gemäß § 64 Abs. 2 b) ArbGG statt­haft und wur­de in­ner­halb der Fris­ten des § 66 Abs. 1 ArbGG ein­ge­legt und be­gründet.

II. Die Be­ru­fung ist un­be­gründet, denn das Ar­beits­ge­richt hat mit zu­tref­fen­den Gründen die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­gründung der Be­ru­fung recht­fer­tigt kei­ne Abände­rung der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung.


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1. Der Kläger hat ei­nen An­spruch auf Ab­gel­tung von Mehr­ar­beits­stun­den nicht schlüssig dar­ge­tan.

a) Der Ar­beit­neh­mer, der die Vergütung von Über­stun­den for­dert, muss im Ein­zel­nen dar­le­gen, an wel­chen Ta­gen und zu wel­chen Ta­ges­zei­ten er über die übli­che Ar­beits­zeit hin­aus ge­ar­bei­tet hat. Der An­spruch auf Über­stun­den­vergütung setzt fer­ner vor­aus, dass die Über­stun­den vom Ar­beit­ge­ber an­ge­ord­net, ge­bil­ligt oder ge­dul­det wur­den oder je­den­falls zur Er­le­di­gung der ge­schul­de­ten Ar­beit not­wen­dig wa­ren. Der Ar­beit­neh­mer muss dar­le­gen, von wel­cher Nor­mal­ar­beits­zeit er aus­geht und dass er tatsächlich ge­ar­bei­tet hat. Ist strei­tig, ob in ei­nem Zeit­raum Ar­beits­leis­tun­gen er­bracht wur­den, trifft den Ar­beit­neh­mer nach all­ge­mei­nen Grundsätzen die Dar­le­gungs-und Be­weis­last. Der Ar­beit­neh­mer muss dar­le­gen, wel­che (ge­schul­de­te) Tätig­keit er aus­geführt hat. Dem Ar­beit­ge­ber ob­liegt, dem Vor­trag sub­stan­ti­iert ent­ge­gen­zu­tre­ten (BAG, Urt. v. 29.05.2002 – 5 AZR 370/01 –; ErfK-Preis, 10. Auf­la­ge, § 611 BGB Rdn. 492; HWK-Thüsing, 3. Auf­la­ge, § 611 BGB Rdn. 138 jew. m. w. N.).

b) Selbst wenn man die Be­zug­nah­me auf die ein­ge­reich­ten Ab­lich­tun­gen der ti­me sheets für zulässig er­ach­tet, genügt der Kläger nicht sei­ner Dar­le­gungs­last. Die­sen Auf­zeich­nun­gen ist be­reits nicht zu ent­neh­men, von wann bis wann sei­ne Nor­mal­ar­beits­zeit lag, so dass of­fen bleibt, wel­che kon­kre­ten St­un­den Ge­gen­stand der Kla­ge auf Ab­gel­tung von Mehr­ar­beit sind. Zu­dem sind die ein­zel­nen Tätig­kei­ten in­halt­lich nur in all­ge­mei­ner Form mit gro­ben Zeit­ein­hei­ten auf St­un­den­ba­sis be­schrie­ben, ih­re kon­kre­te zeit­li­che La­ge bleibt of­fen. Ei­ne kon­kre­te An­ord­nung, Bil­li­gung oder Dul­dung der Be­klag­ten auf Ab­leis­tung von Mehr­ar­beit hat der Kläger nicht dar­ge­tan, son­dern le­dig­lich oh­ne nähe­re zeit­li­che Präzi­sie­rung be­haup­tet, der Vor­ge­setz­te ha­be erklärt, er er­war­te ei­ne tägli­che Ar­beits­leis­tung von 10 St­un­den. In die­ser in all­ge­mei­ner Form ge­hal­te­nen Äußerung ist le­dig­lich die Er­war­tung der Be­reit­schaft zur Mehr­ar­beit zu er­ken­nen. War­um das Ar­beits­pen­sum al­len­falls durch ei­ne 50-St­un­den­wo­che ha­be bewältigt wer­den können, ist man­gels kon­kre­ter An­ga­ben zum In­halt der je­weils ge­leis­te­ten Tätig­keit nicht


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nach­voll­zieh­bar. Die Be­klag­te verhält sich auch nicht wi­dersprüchlich (§ 242 BGB), wenn sie den ti­me sheets die An­er­ken­nung als Ar­beits­zeit­nach­weis ver­wei­gert. Zwar hat die Be­klag­te die im Par­al­lel­ver­fah­ren LAG Köln - 11 Sa 455/09 - an­er­kann­ten 133 Über­stun­den auf der Grund­la­ge der ti­me sheets er­mit­telt. Je­doch hat sie dort im Ein­zel­nen un­wi­der­spro­chen dar­ge­tan, dass der An­er­ken­nung die­ser Über­stun­den ei­ne spe­zi­el­le Fall­ge­stal­tung zu­grun­de lag. Es han­del­te sich um kon­kret an­ge­ord­ne­te, pro­jekt­be­zo­ge­ne Auf­trags­ar­beit für das Wo­chen­en­de, wo­bei die Mehr­ar­beit am 13.01.2006 in di­rek­tem Zu­sam­men­hang mit der Wo­chen­end­ar­beit am 14.01./15.01.2006 stand. Im Übri­gen durf­te der Kläger auch nicht dar­auf ver­trau­en, dass die ti­me sheets als Ar­beits­zeit­nach­weis für ge­leis­te­te Mehr­ar­beit an­er­kannt wer­den. Die ti­me sheets sind von ih­rem Auf­bau und In­halt als kon­kre­ter Über­stun­den­nach­weis nicht ge­eig­net, sie dien­ten er­kenn­bar an­de­ren Zwe­cken, hier der kon­zern­in­ter­nen Ver­rech­nung von St­un­den­an­tei­len, für die ei­ne all­ge­mei­ne An­ga­be des In­halts der Tätig­keit und gro­be zeit­li­che Zu­ord­nun­gen aus­rei­chend wa­ren.

2. Der Kläger hat auch kei­nen Nach­teils­aus­gleichs­an­spruch ge­gen die Be­klag­te aus den §§ 113 Abs. 3, Abs. 1, 111 Be­trVG schlüssig dar­ge­legt.

Sei­nem Vor­brin­gen lässt sich be­reits kei­ne Be­triebsände­rung nach § 111 Be­trVG ent­neh­men. So­weit er vorträgt, die un­strei­ti­ge Auflösung von vier Teams und die Ver­la­ge­rung der Tätig­kei­ten in die S sei Be­stand­teil ei­nes um­fas­sen­den Out­sour­cings der SAP In­fra­struk­tur und der da­mit ver­bun­de­nen Dienst­leis­tun­gen, fehlt be­reits kon­kre­ter Tat­sa­chen­vor­trag nebst Be­weis­an­ge­bot für Tat­sa­chen, die die­sen Schluss recht­fer­ti­gen könn­ten. Be­reits das Ar­beits­ge­richt hat dar­auf hin­ge­wie­sen, dass von dem Per­so­nal­ab­bau, oh­ne dass dies von der Be­ru­fung an­ge­grif­fen wor­den ist, quan­ti­ta­tiv kein we­sent­li­cher Teil der Be­leg­schaft be­trof­fen wor­den ist. So­weit sich der Kläger in der Be­ru­fungs­in­stanz er­neut auf ei­ne Be­triebsände­rung im Sin­ne des § 111 Satz 3 Nr. 4 Be­trVG be­ruft, ist zu be­mer­ken, dass of­fen bleibt, war­um es sich vor­lie­gend um ei­ne grund­le­gen­de Ände­rung der Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on han­deln soll. Ei­ne Ände­rung der Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on liegt vor, wenn der Be­triebs­auf­bau, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich Zuständig­kei­ten und


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Ver­ant­wor­tung, um­ge­wan­delt wird. Grund­le­gend ist die Ände­rung, wenn sie sich auf den Be­triebs­ab­lauf in er­heb­li­cher Wei­se aus­wirkt. Maßgeb­lich ist der Grad der Verände­rung. Es kommt ent­schei­dend dar­auf an, ob die Ände­rung ein­schnei­den­de Aus­wir­kun­gen auf den Be­triebs­ab­lauf, die Ar­beits­wei­se oder die Ar­beits­be­din­gun­gen der Ar­beit­neh­mer hat. Die Ände­rung muss in ih­rer Ge­samt­schau von er­heb­li­cher Be­deu­tung für den ge­sam­ten Be­triebs­ab­lauf sein (BAG, Urt. v. 26.03.2009 – 2 AZR 879/07 – m. w. N.). Ob der Weg­fall ört­lich-in­di­vi­du­el­ler Be­treu­ung die Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on im K Be­trieb grund­le­gend ändert, lässt sich nach dem Vor­trag des Klägers nicht fest­stel­len. Es feh­len ins­be­son­de­re Ausführun­gen des Klägers zum In­halt und Um­fang der Be­treu­ung der K Be­leg­schaft, zu­mal der Kläger nicht nur für den K Be­trieb Ar­beits­leis­tun­gen er­bracht hat, son­dern auch für an­de­re kon­zern­an­gehöri­ge Ge­sell­schaf­ten.

3. Auch die Zeug­nis­be­rich­ti­gungs­kla­ge des Klägers er­weist sich in vol­lem Um­fang als un­be­gründet. Die Be­klag­te hat den An­spruch auf ein qua­li­fi­zier­tes Ar­beits­zeug­nis nach § 109 Ge­wO erfüllt, § 362 Abs. 1 BGB.

a) In­halt­lich muss ein Zeug­nis den Ge­bo­ten der Zeug­nis­wahr­heit und Zeug­nis­klar­heit ent­spre­chen. In die­sem Rah­men ist der Ar­beit­ge­ber in der Wahl sei­ner For­mu­lie­run­gen frei (BAG, Urt. v. 16.10.2007 – 9 AZR 248/07 m. w. N.). We­der Wort­wahl noch Aus­las­sun­gen dürfen da­zu führen, dass bei Drit­ten, den Le­sern des Zeug­nis­ses, der Wahr­heit nicht ent­spre­chen­de Vor­stel­lun­gen ent­ste­hen können. Es kommt nicht dar­auf an, wel­che Vor­stel­lun­gen der Zeug­nis­ver­fas­ser mit ei­ner Wort­wahl ver­bin­det, son­dern auf die Sicht des Zeug­nis­le­sers (BAG, Urt. v. 21.06.2005 – 9 AZR 352/04 – m. w. N.).

b) Der Kläger hat hier­nach kei­nen An­spruch auf Ergänzung des Un­ter­punkts „Op­ti­mie­rung und Be­treu­ung des Ma­te­ri­al Led­gers“ durch den As­pekt Cust­o­mi­zing. Das Cust­o­mi­zing be­trifft die Ein­stel­lung ei­nes oder meh­re­rer SAP-Sys­te­me auf den je­wei­li­gen Kun­den. SAP-An­wen­dun­gen wer­den an un­ter­neh­mens­spe­zi­fi­sche An­for­de­run­gen an­ge­passt, oh­ne dass in die be­ste­hen­de Pro­gram­mie­rung ein­ge­grif­fen wer­den muss. Die Be­klag­te hat un­wi­der­spro­chen vor­ge­tra­gen, dass zum Mo­dul CO auch das Ma­te­ri­al Led­gers


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gehört. Hin­sicht­lich des Mo­duls CO hat die Be­klag­te dem Kläger be­schei­nigt, dass er für die eu­ro­pa­wei­te Be­treu­ung und Einführungs­un­terstützung ver­ant­wort­lich ge­we­sen sei. Mit­hin ist auch das Cust­o­mi­zing im Be­reich Ma­te­ri­al Led­gers im Ar­beits­zeug­nis er­hal­ten, oh­ne das es ei­ner er­neu­ten Erwähnung im Un­ter­punkt „Op­ti­mie­rung und Be­treu­ung des Ma­te­ri­al Led­gers“ be­durf­te. Auf­grund die­ses Zu­sam­men­hangs lässt sich für den Zeug­nis­le­ser auch nicht aus ei­nem Ver­gleich des Un­ter­punkts „An­pas­sung be­triebs­wirt­schaft­li­cher Pro­zes­se bei Struk­turände­run­gen“, in dem das Cust­o­mi­zing aus­drück­lich erwähnt ist, und dem Un­ter­punkt „Op­ti­mie­rung und Be­treu­ung des Ma­te­ri­al Led­gers“ schließen, dass die Ar­beit des Klägers sich im Be­reich des Ma­te­ri­al Led­gers auf die rei­ne An­wen­dung be­schränkt ha­be.

c) So­weit der Kläger meint, das Feh­len des Wor­tes „stets“ in der Be­schrei­bung sei­ner Fähig­keit zur Auf­ga­benlösung deu­te dar­auf hin, dass er zwar fähig ge­we­sen sei, die­se Fähig­keit ha­be je­doch nicht um­set­zen können, kann dem nicht ge­folgt wer­den. Die be­an­stan­de­te Ein­zel­be­ur­tei­lung fügt sich naht­los in die gu­te Ge­samt­be­ur­tei­lung „stets zur vol­len Zu­frie­den­heit“ (hier­zu vgl.: BAG, Urt. v. 14.10.2003 – 9 AZR 12/03 – m. w. N.) ein. Die Be­klag­te hat dem Kläger nicht nur be­schei­nigt, dass er in der La­ge war, Auf­ga­ben gut zu lösen. Viel­mehr hat sie im Fol­ge­satz aus­drück­lich bestätigt, dass er prak­ti­ka­ble Lösun­gen ge­fun­den hat, die er kon­se­quent und er­folg­reich in sei­nem Ar­beits­be­reich um­ge­setzt hat.

d) Wenn der Kläger meint, die For­mu­lie­rung „ken­nen ge­lernt“ deu­te auf das
Nicht­vor­han­den­sein der be­schei­nig­ten Ei­gen­schaft hin, sie sei zu­min­dest zwei­deu­tig, kann dem be­zo­gen auf den Streit­fall eben­falls nicht ge­folgt wer­den. Zwar wird ver­ein­zelt ver­tre­ten, dass der Ge­brauch des Wor­tes „ken­nen­ge­lernt“ das Nicht­vor­han­den­sein der im Kon­text auf­geführ­ten Fähig­keit oder Ei­gen­schaft aus­drückt (vgl.: LAG Hamm, Urt. v. 28.03.2000 – 4 Sa 648/99 -; LAG Hamm Urt. v. 27.04.2000 – 4 Sa 1018/99 -; zur Kri­tik vgl.: Weus­ter BB 2001, 629 f.). Die er­ken­nen­de Kam­mer hat be­reits er­heb­li­che Be­den­ken, ob die­se Einschätzung rich­tig ist. Je­den­falls im Streit­fall ist dies un­zu­tref­fend, denn die strei­ti­ge For­mu­lie­rung ist in ein durch­weg gu­tes Zeug­nis ein­ge­bet­tet. Dass die Be­klag­te den Kläger tatsächlich als sehr in­ter­es­sier­ten und hoch­mo­ti­vier­ten


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Mit­ar­bei­ter be­trach­tet hat, wird für den Le­ser auch da­durch deut­lich, dass im fol­gen­den Ne­ben­satz be­tont wird, das er stets ei­ne sehr ho­he Ein­satz­be­reit­schaft ge­zeigt hat und zu­dem im Fol­ge­satz aus­geführt wird, dass der Kläger je­der­zeit be­reit war, sich über die nor­ma­le Ar­beits­zeit hin­aus für die Be­lan­ge des Un­ter­neh­mens ein­zu­set­zen.

e) Hin­sicht­lich der Ab­schluss­for­mel er­weist sich die Be­rich­ti­gungs­kla­ge be­reits des­halb als un­be­gründet, weil aus dem Feh­len des Wor­tes „wei­ter­hin“ nicht ge­fol­gert wer­den kann, der Kläger sei bis­lang er­folg­los ge­we­sen. An­ge­sichts des in je­der Hin­sicht gu­ten Ge­samt­kon­tex­tes kann beim Zeug­nis­le­ser nicht ernst­haft ein ent­spre­chend ne­ga­ti­ver Ein­druck ent­ste­hen. Ei­ne Re­la­ti­vie­rung mit den ob­jek­ti­ven Zeug­nis­aus­sa­gen zu Führung und Leis­tung ist da­mit nicht ver­bun­den.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.

IV. Die Re­vi­si­on war nicht zu­zu­las­sen, denn die Ent­schei­dung be­ruht auf den be­son­de­ren Umständen des Ein­zel­falls und wirft kei­ne Rechts­fra­gen auf, die noch nicht höchst­rich­ter­lich geklärt sind.

 

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