HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 03.05.2012, C-337/10 - Nei­del

   
Schlagworte: Urlaubsabgeltung, Krankheit: Urlaub, Urlaub: Krankheit, Beamter
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-337/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 03.05.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Verwaltungsgericht Frankfurt am Main, Beschluss vom 25.06.2012, 9 K 836/10.F
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Fünf­te Kam­mer)

3. Mai 2012(*)

„So­zi­al­po­li­tik – Richt­li­nie 2003/88/EG – Ar­beits­be­din­gun­gen – Ar­beits­zeit­ge­stal­tung – An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub – Fi­nan­zi­el­le Vergütung im Krank­heits­fall – Be­am­te (Feu­er­wehr­leu­te)“

In der Rechts­sa­che C‑337/10

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 267 AEUV, ein­ge­reicht vom Ver­wal­tungs­ge­richt Frank­furt am Main (Deutsch­land) mit Ent­schei­dung vom 25. Ju­ni 2010, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 7. Ju­li 2010, in dem Rechts­streit

Ge­org Nei­del

ge­gen

Stadt Frank­furt am Main

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Fünf­te Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung des Kam­mer­präsi­den­ten M. Saf­jan so­wie der Rich­ter A. Borg Bart­het und E. Le­vits (Be­richt­er­stat­ter),

Ge­ne­ral­anwältin: V. Trs­ten­jak,

Kanz­ler: A. Im­pel­liz­ze­ri, Ver­wal­tungsrätin,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens und auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 8. März 2012,

un­ter Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen

– von Ge­org Nei­del, ver­tre­ten durch Rechts­an­walt K. Schmidt-Strunk,

– der deut­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch J. Möller als Be­vollmäch­tig­ten,

– der däni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch C. Vang als Be­vollmäch­tig­ten,

– der ita­lie­ni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch G. Pal­mie­ri als Be­vollmäch­tig­te im Bei­stand von M. Rus­so, av­vo­ca­to del­lo Sta­to,

– der öster­rei­chi­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch C. Pe­sen­dor­fer als Be­vollmäch­tig­te,

– der Re­gie­rung des Ver­ei­nig­ten König­reichs, ver­tre­ten durch S. Os­s­ow­ski als Be­vollmäch­tig­ten,

– der Eu­ropäischen Kom­mis­si­on, ver­tre­ten durch V. Kreu­schitz und M. van Beek als Be­vollmäch­tig­te,

auf­grund des nach Anhörung der Ge­ne­ral­anwältin er­gan­ge­nen Be­schlus­ses, oh­ne Schluss­anträge über die Rechts­sa­che zu ent­schei­den,

fol­gen­des

Ur­teil

1 Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung von Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 4. No­vem­ber 2003 über be­stimm­te As­pek­te der Ar­beits­zeit­ge­stal­tung (ABl. L 299, S. 9).
2

Die­ses Er­su­chen er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen Herrn Nei­del und sei­ner frühe­ren Ar­beit­ge­be­rin, der Stadt Frank­furt am Main, über sei­nen An­spruch auf ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung für bei Ein­tritt in den Ru­he­stand nicht ge­nom­me­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub.

Recht­li­cher Rah­men

Uni­ons­recht

3

In Art. 1 („Ge­gen­stand und An­wen­dungs­be­reich“) der Richt­li­nie 2003/88 heißt es:

„(1) Die­se Richt­li­nie enthält Min­dest­vor­schrif­ten für Si­cher­heit und Ge­sund­heits­schutz bei der Ar­beits­zeit­ge­stal­tung.

(2) Ge­gen­stand die­ser Richt­li­nie sind

a) … der Min­dest­jah­res­ur­laub …

(3) Die­se Richt­li­nie gilt un­be­scha­det ih­rer Ar­ti­kel 14, 17, 18 und 19 für al­le pri­va­ten oder öffent­li­chen Tätig­keits­be­rei­che im Sin­ne des Ar­ti­kels 2 der Richt­li­nie 89/391/EWG [des Ra­tes vom 12. Ju­ni 1989 über die Durchführung von Maßnah­men zur Ver­bes­se­rung der Si­cher­heit und des Ge­sund­heits­schut­zes der Ar­beit­neh­mer bei der Ar­beit (ABl. L 183, S. 1)].

…“

4

Art. 7 („Jah­res­ur­laub“) der Richt­li­nie 2003/88 lau­tet:

„(1) Die Mit­glied­staa­ten tref­fen die er­for­der­li­chen Maßnah­men, da­mit je­der Ar­beit­neh­mer ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen nach Maßga­be der Be­din­gun­gen für die In­an­spruch­nah­me und die Gewährung erhält, die in den ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten und/oder nach den ein­zel­staat­li­chen Ge­pflo­gen­hei­ten vor­ge­se­hen sind.

(2) Der be­zahl­te Min­dest­jah­res­ur­laub darf außer bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht durch ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung er­setzt wer­den.“

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Art. 15 („Güns­ti­ge­re Vor­schrif­ten“) der Richt­li­nie 2003/88 sieht vor:

„Das Recht der Mit­glied­staa­ten, für die Si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz der Ar­beit­neh­mer güns­ti­ge­re Rechts- und Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten an­zu­wen­den oder zu er­las­sen oder die An­wen­dung von für die Si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz der Ar­beit­neh­mer güns­ti­ge­ren Ta­rif­verträgen oder Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen den So­zi­al­part­nern zu fördern oder zu ge­stat­ten, bleibt un­berührt.“

6

Nach Art. 17 der Richt­li­nie 2003/88 können die Mit­glied­staa­ten von be­stimm­ten Vor­schrif­ten die­ser Richt­li­nie ab­wei­chen. Ei­ne Ab­wei­chung von Art. 7 der Richt­li­nie wird je­doch nicht zu­ge­las­sen.

Na­tio­na­les Recht

7 Nach § 106 des Hes­si­schen Be­am­ten­ge­set­zes (HBG) steht Be­am­ten alljähr­lich ein Er­ho­lungs­ur­laub un­ter Fort­gewährung der Be­sol­dung zu.
8

§ 50 Abs. 1 HBG be­stimmt:

„Die Be­am­ten auf Le­bens­zeit tre­ten mit dem En­de des Mo­nats, in dem sie das fünf­und­sech­zigs­te Le­bens­jahr voll­endet ha­ben (Al­ters­gren­ze), in den Ru­he­stand.“ Für Be­am­tin­nen und Be­am­te der Be­rufs­feu­er­weh­ren beträgt die Al­ters­gren­ze 60 Jah­re an­statt 65 Jah­re.

9 Nach § 21 Nr. 4 des Ge­set­zes zur Re­ge­lung des Sta­tus­rechts der Be­am­tin­nen und Be­am­ten in den Ländern (Be­am­ten­sta­tus­ge­setz) en­det das Be­am­ten­verhält­nis durch Ein­tritt in den Ru­he­stand.
10 Die Hes­si­sche Ur­laubs­ver­ord­nung (HUrl­VO) legt An­fang und En­de des Be­zugs­jahrs so­wie die Ent­ste­hung und das Erlöschen des An­spruchs auf Jah­res­ur­laub fest.
11

§ 8 Abs. 1 HUrl­VO be­stimmt:

„… En­det das Be­am­ten­verhält­nis we­gen Er­rei­chens der ge­setz­li­chen Al­ters­gren­ze, so beträgt der Ur­laubs­an­spruch sechs Zwölf­tel, wenn das Be­am­ten­verhält­nis in der ers­ten Hälf­te des Ur­laubs­jah­res en­det, und zwölf Zwölf­tel, wenn das Be­am­ten­verhält­nis in der zwei­ten Hälf­te en­det.“

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§ 9 Abs. 2 („Tei­lung und Über­tra­gung“) HUrl­VO sieht vor:

„Der Ur­laub soll grundsätz­lich im Ur­laubs­jahr ge­nom­men wer­den. Ur­laub, der nicht in­ner­halb von neun Mo­na­ten nach dem En­de des Ur­laubs­jah­res an­ge­tre­ten wor­den ist, verfällt.“

Aus­gangs­ver­fah­ren und Vor­la­ge­fra­gen

13 Herr Nei­del, ge­bo­ren am 2. Au­gust 1949, trat 1970 in den Dienst der Stadt Frank­furt am Main. Er war dort im Be­am­ten­verhält­nis zunächst als Feu­er­wehr­mann, dann als Haupt­brand­meis­ter tätig.
14 Ab dem 12. Ju­ni 2007 war Herr Nei­del we­gen Krank­heit dienst­unfähig. Nach Voll­endung des 60. Le­bens­jahrs trat er mit Ab­lauf des Mo­nats Au­gust 2009 in den Ru­he­stand und be­zieht seit­dem Ver­sor­gungs­bezüge in Höhe von mo­nat­lich 2 463,24 Eu­ro.
15 Auf­grund der von der Fünf­ta­ge­wo­che ab­wei­chend fest­ge­setz­ten re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit für Feu­er­wehr­be­am­te bei der Stadt Frank­furt am Main be­trug der An­spruch von Herrn Nei­del auf Jah­res­ur­laub in den Jah­ren 2007 bis 2009 je­weils 26 Ta­ge. Zusätz­lich wur­de ihm ein Wo­chen­fei­er­tags­aus­gleich in St­un­den gewährt für je­ne Fei­er­ta­ge, die im je­wei­li­gen Ka­len­der­jahr auf ei­nen Wo­chen­tag fie­len.
16 Die Be­tei­lig­ten des Aus­gangs­ver­fah­rens ge­hen im Hin­blick auf die­se Re­ge­lun­gen da­von aus, dass Herrn Nei­del ein Ge­samt­ur­laubs­an­spruch von 31 Ta­gen für das Jahr 2007, 35 Ta­gen für das Jahr 2008 und 34 Ta­gen für das Jahr 2009 zu­stand. Da­von nahm Herr Nei­del nur 14 Ta­ge während des Jah­res 2007 in An­spruch. In der Sum­me ver­blieb ihm al­so ein un­erfüll­ter Ur­laubs­an­spruch von 86 Ta­gen, was ei­nen Be­trag von 16 821,60 Eu­ro brut­to er­gibt.
17 Der An­trag von Herrn Nei­del auf Zah­lung ei­ner fi­nan­zi­el­len Vergütung in die­ser Höhe für den nicht ge­nom­me­nen Ur­laub wur­de durch Ent­schei­dung der Stadt Frank­furt am Main mit der Be­gründung ab­ge­lehnt, dass ei­ne Geld­ab­fin­dung für nicht ge­nom­me­nen Ur­laub im deut­schen Be­am­ten­recht nicht vor­ge­se­hen sei. Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 könne auf Be­am­te nicht an­ge­wandt wer­den. Auch stel­le ei­ne Ru­he­stands­ver­set­zung kei­ne „Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses“ im Sin­ne von Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 dar. 
18

Für das Ver­wal­tungs­ge­richt Frank­furt am Main, bei dem Herr Nei­del hier­ge­gen Kla­ge er­hob, be­ste­hen Zwei­fel an der Rich­tig­keit der von der Stadt Frank­furt am Main vor­ge­nom­me­nen Aus­le­gung des Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88; es hat da­her be­schlos­sen, das Ver­fah­ren aus­zu­set­zen und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­gen zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen:

1. Gilt Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 auch für Be­am­ten­verhält­nis­se?

2. Er­fasst Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88 auch Ansprüche auf Jah­res- bzw. Er­ho­lungs­ur­laub, so­weit das na­tio­na­le Recht ei­nen der­ar­ti­gen An­spruch für mehr als vier Wo­chen be­gründet?

3. Un­ter­fal­len Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88 auch sol­che Frei­stel­lungs­ansprüche, die nach na­tio­na­lem Recht auf­grund un­re­gelmäßiger Ar­beits­zeit­ver­tei­lung zum Aus­gleich für Fei­er­ta­ge zusätz­lich zum Jah­res- bzw. Er­ho­lungs­ur­laub gewährt wer­den?

4. Kann ein in den Ru­he­stand ge­tre­te­ner Be­am­ter ei­nen An­spruch auf Ab­gel­tung von Er­ho­lungs- bzw. Jah­res­ur­laub un­mit­tel­bar auf Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 stützen, wenn er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst ge­leis­tet hat und des­halb nicht in der La­ge war, sei­nen Ur­laub in der Form der Frei­stel­lung vom Dienst in An­spruch zu neh­men?

5. Kann ei­nem sol­chen Ab­gel­tungs­an­spruch der im na­tio­na­len Recht an­ge­ord­ne­te vor­zei­ti­ge Ver­fall des Ur­laubs­an­spruchs zu­min­dest teil­wei­se ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den?

6. Er­streckt sich der Um­fang des durch Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 be­gründe­ten Ab­gel­tungs­an­spruchs nur auf den durch Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88 gewähr­leis­te­ten Min­des­t­ur­laub von vier Wo­chen, oder er­streckt sich der Ab­gel­tungs­an­spruch darüber hin­aus auch auf die im na­tio­na­len Recht zusätz­lich vor­ge­se­he­nen Ur­laubs­ansprüche? Gehören zu die­sen er­wei­ter­ten Ur­laubs­ansprüchen auch sol­che, bei de­nen sich der An­spruch auf Frei­stel­lung nur aus ei­ner be­son­de­ren Ar­beits­zeit­ver­tei­lung er­gibt?

Zu den Vor­la­ge­fra­gen

Zur ers­ten Fra­ge

19 Mit sei­ner ers­ten Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 für ei­nen Be­am­ten gilt, der un­ter gewöhn­li­chen Umständen als Feu­er­wehr­mann tätig ist. 
20 Hier­zu ist zunächst dar­auf hin­zu­wei­sen, dass nach Art. 1 Abs. 3 der Richt­li­nie 2003/88 in Ver­bin­dung mit Art. 2 der Richt­li­nie 89/391, auf den die­ser Art. 1 Abs. 3 ver­weist, bei­de Richt­li­ni­en für al­le pri­va­ten oder öffent­li­chen Tätig­keits­be­rei­che gel­ten, um die Si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz der Ar­beit­neh­mer bei der Ar­beit zu ver­bes­sern und be­stimm­te As­pek­te der Ge­stal­tung ih­rer Ar­beits­zeit zu re­geln. 
21

Da­her hat der Ge­richts­hof ent­schie­den, dass der An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie 89/391 weit zu ver­ste­hen ist, so dass die in Art. 2 Abs. 2 Un­terabs. 1 die­ser Richt­li­nie vor­ge­se­he­nen Aus­nah­men eng aus­zu­le­gen sind (vgl. in die­sem Sin­ne u. a. Ur­tei­le vom 3. Ok­to­ber 2000, Si­map, C‑303/98, Slg. 2000, I‑7963, Rand­nrn. 34 und 35, so­wie vom 12. Ja­nu­ar 2006, Kom­mis­si­on/Spa­ni­en, C‑132/04, Rand­nr. 22). Die­se Aus­nah­men sind nämlich al­lein zu dem Zweck er­las­sen wor­den, das ord­nungs­gemäße Funk­tio­nie­ren der Diens­te zu gewähr­leis­ten, die in Si­tua­tio­nen von be­son­de­rer Schwe­re und be­son­de­rem Aus­maß für den Schutz der öffent­li­chen Si­cher­heit, Ge­sund­heit und Ord­nung un­erläss­lich sind (Ur­teil vom 5. Ok­to­ber 2004, Pfeif­fer u. a., C‑397/01 bis C‑403/01, Slg. 2004, I‑8835, Rand­nr. 55, und Be­schluss vom 7. April 2011, May, C‑519/09, noch nicht in der amt­li­chen Samm­lung veröffent­licht, Rand­nr. 19). 

22

Da im Fall ei­nes Be­am­ten wie des Klägers des Aus­gangs­ver­fah­rens kei­ne die­ser Si­tua­tio­nen vor­liegt, fällt des­sen Tätig­keit in den An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie 2003/88 (vgl. in die­sem Sin­ne Be­schluss vom 14. Ju­li 2005, Per­so­nal­rat der Feu­er­wehr Ham­burg, C‑52/04, Slg. 2005, I‑7111, Rand­nrn. 57 bis 59).

23 So­dann ist zu berück­sich­ti­gen, dass der Be­griff „Ar­beit­neh­mer“ im Sin­ne von Art. 45 AEUV nach ständi­ger Recht­spre­chung ein au­to­no­mer Be­griff ist, der nicht eng aus­zu­le­gen ist. Als „Ar­beit­neh­mer“ ist je­der an­zu­se­hen, der ei­ne tatsächli­che und ech­te Tätig­keit ausübt, wo­bei Tätig­kei­ten außer Be­tracht blei­ben, die ei­nen so ge­rin­gen Um­fang ha­ben, dass sie sich als völlig un­ter­ge­ord­net und un­we­sent­lich dar­stel­len. Das we­sent­li­che Merk­mal des Ar­beits­verhält­nis­ses be­steht nach die­ser Recht­spre­chung dar­in, dass je­mand während ei­ner be­stimm­ten Zeit für ei­nen an­de­ren nach des­sen Wei­sung Leis­tun­gen er­bringt, für die er als Ge­gen­leis­tung ei­ne Vergütung erhält (vgl. u. a. Ur­tei­le vom 3. Ju­li 1986, La­wrie-Blum, 66/85, Slg. 1986, 2121, Rand­nrn. 16 und 17, vom 23. März 2004, Col­lins, C‑138/02, Slg. 2004, I‑2703, Rand­nr. 26, und vom 7. Sep­tem­ber 2004, Tro­ja­ni, C‑456/02, Slg. 2004, I‑7573, Rand­nr. 15).
24 Der Vor­la­ge­ent­schei­dung ist kein An­halts­punkt zu ent­neh­men, der Zwei­fel dar­an auf­kom­men ließe, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen Herrn Nei­del und sei­ner Ar­beit­ge­be­rin, der Stadt Frank­furt am Main, die in Rand­nr. 23 des vor­lie­gen­den Ur­teils ge­nann­ten Merk­ma­le ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf­weist.
25 Sch­ließlich ist fest­zu­stel­len, dass der Ge­richts­hof ent­schie­den hat, dass es man­gels jeg­li­cher Un­ter­schei­dung in der sich auf die Beschäfti­gung in der öffent­li­chen Ver­wal­tung be­zie­hen­den Aus­nah­me­klau­sel des Art. 45 Abs. 4 AEUV oh­ne Be­deu­tung ist, ob ein Ar­beit­neh­mer als Ar­bei­ter, An­ge­stell­ter oder Be­am­ter beschäftigt wird oder ob sein Beschäfti­gungs­verhält­nis öffent­li­chem oder pri­va­tem Recht un­ter­liegt. Die­se recht­li­chen Qua­li­fi­zie­run­gen können je nach den ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten ver­schie­de­nen In­halt ha­ben und sind des­we­gen für die Bedürf­nis­se des Uni­ons­rechts als Aus­le­gungs­merk­mal un­ge­eig­net (vgl. Ur­teil vom 12. Fe­bru­ar 1974, Sot­giu, 152/73, Slg. 1974, 153, Rand­nr. 5).
26 Nach al­le­dem ist auf die ers­te Fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er für ei­nen Be­am­ten gilt, der un­ter gewöhn­li­chen Umständen als Feu­er­wehr­mann tätig ist.

Zur vier­ten Fra­ge

27 Mit sei­ner vier­ten Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass ein Be­am­ter bei Ein­tritt in den Ru­he­stand An­spruch auf ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung für be­zahl­ten Jah­res­ur­laub hat, den er nicht ge­nom­men hat, weil er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst ge­leis­tet hat.
28 In­so­weit ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass, wie sich be­reits aus dem Wort­laut von Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88 – von dem die­se Richt­li­nie kei­ne Ab­wei­chung zulässt – er­gibt, je­der Ar­beit­neh­mer An­spruch auf ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen hat. Die­ser An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub, der nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs als ein be­son­ders be­deut­sa­mer Grund­satz des So­zi­al­rechts der Uni­on an­zu­se­hen ist, wird so­mit je­dem Ar­beit­neh­mer gewährt (vgl. Ur­teil vom 20. Ja­nu­ar 2009, Schultz-Hoff u. a., C‑350/06 und C‑520/06, Slg. 2009, I‑179, Rand­nr. 54). Un­ter die­sen Be­griff „Ar­beit­neh­mer“ fällt, wie in der Ant­wort auf die ers­te Fra­ge fest­ge­stellt, ein Be­am­ter wie der Kläger des Aus­gangs­ver­fah­rens.
29 Wenn das Ar­beits­verhält­nis en­det, ist es nicht mehr möglich, tatsächlich be­zahl­ten Jah­res­ur­laub zu neh­men. Um zu ver­hin­dern, dass dem Ar­beit­neh­mer we­gen die­ser Unmöglich­keit je­der Ge­nuss die­ses An­spruchs, selbst in fi­nan­zi­el­ler Form, ver­wehrt wird, sieht Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 vor, dass der Ar­beit­neh­mer An­spruch auf ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung hat (Ur­teil Schultz-Hoff u. a., Rand­nr. 56).
30 In­fol­ge­des­sen hat der Ge­richts­hof ent­schie­den, dass Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten oder Ge­pflo­gen­hei­ten ent­ge­gen­steht, nach de­nen für nicht ge­nom­me­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub am En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses kei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung ge­zahlt wird, wenn der Ar­beit­neh­mer während des ge­sam­ten Be­zugs­zeit­raums und/oder Über­tra­gungs­zeit­raums oder ei­nes Teils da­von krank­ge­schrie­ben bzw. im Krank­heits­ur­laub war und des­halb sei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub nicht ausüben konn­te (Ur­teil Schultz-Hoff u. a., Rand­nr. 62).
31 Im vor­lie­gen­den Fall be­en­det der Ein­tritt ei­nes Be­am­ten in den Ru­he­stand sein Ar­beits­verhält­nis, wo­bei das na­tio­na­le Recht außer­dem vor­sieht, dass er, wie in Rand­nr. 9 des vor­lie­gen­den Ur­teils aus­geführt, sei­nen Be­am­ten­sta­tus ver­liert.
32 Da­her ist auf die vier­te Fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass ein Be­am­ter bei Ein­tritt in den Ru­he­stand An­spruch auf ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung für be­zahl­ten Jah­res­ur­laub hat, den er nicht ge­nom­men hat, weil er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst ge­leis­tet hat.

Zu den Fra­gen 2, 3 und 6

33 Mit die­sen Fra­gen, die zu­sam­men zu prüfen sind, möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er Be­stim­mun­gen des na­tio­na­len Rechts ent­ge­gen­steht, die dem Be­am­ten zusätz­lich zum An­spruch auf ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen wei­te­re Ansprüche auf be­zahl­ten Ur­laub gewähren, oh­ne dass die Zah­lung ei­ner fi­nan­zi­el­len Vergütung für den Fall vor­ge­se­hen wäre, dass dem in den Ru­he­stand tre­ten­den Be­am­ten die­se zusätz­li­chen Ansprüche nicht ha­ben zu­gu­te­kom­men können, weil er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst ge­leis­tet hat.
34 In­so­weit ist zu be­ach­ten, dass der Ge­richts­hof ent­schie­den hat, dass die Richt­li­nie 2003/88 Be­stim­mun­gen des na­tio­na­len Rechts nicht ent­ge­gen­steht, die ei­nen An­spruch auf ei­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub von mehr als vier Wo­chen vor­se­hen, der un­ter den in die­sen na­tio­na­len Be­stim­mun­gen nie­der­ge­leg­ten Be­din­gun­gen für die In­an­spruch­nah­me und Gewährung ein­geräumt wird (Ur­teil vom 24. Ja­nu­ar 2012, Do­m­in­guez, C‑282/10, noch nicht in der amt­li­chen Samm­lung veröffent­licht, Rand­nr. 47).
35 Aus dem Wort­laut von Art. 1 Abs. 1 und 2 Buchst. a, Art. 7 Abs. 1 und Art. 15 der Richt­li­nie 2003/88 geht nämlich aus­drück­lich her­vor, dass die Richt­li­nie sich auf die Auf­stel­lung von Min­dest­vor­schrif­ten für Si­cher­heit und Ge­sund­heits­schutz bei der Ar­beits­zeit­ge­stal­tung be­schränkt und die Be­fug­nis der Mit­glied­staa­ten un­berührt lässt, für den Schutz der Ar­beit­neh­mer güns­ti­ge­re na­tio­na­le Vor­schrif­ten an­zu­wen­den (Ur­teil Do­m­in­guez, Rand­nr. 48).
36 Da es so­mit den Mit­glied­staa­ten frei­steht, je nach der Ur­sa­che für die Fehl­zei­ten des krank­ge­schrie­be­nen Ar­beit­neh­mers ei­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub vor­zu­se­hen, der länger als die durch die Richt­li­nie 2003/88 gewähr­leis­te­te Min­dest­dau­er von vier Wo­chen oder ge­nau­so lang wie die­se ist (Ur­teil Do­m­in­guez, Rand­nr. 50), ist es zum ei­nen ih­re Sa­che, zu ent­schei­den, ob sie den Be­am­ten zusätz­lich zum An­spruch auf ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen wei­te­re Ansprüche auf be­zahl­ten Ur­laub gewähren und ob sie da­bei ei­nen An­spruch des in den Ru­he­stand tre­ten­den Be­am­ten auf ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung für den Fall vor­se­hen, dass ihm die­se zusätz­li­chen Ansprüche nicht ha­ben zu­gu­te­kom­men können, weil er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst ge­leis­tet hat, und zum an­de­ren, die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne sol­che Gewährung fest­zu­le­gen.
37 Da­her ist auf die Fra­gen 2, 3 und 6 zu ant­wor­ten, dass Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er Be­stim­mun­gen des na­tio­na­len Rechts nicht ent­ge­gen­steht, die dem Be­am­ten zusätz­lich zu dem An­spruch auf ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen wei­te­re Ansprüche auf be­zahl­ten Ur­laub gewähren, oh­ne dass die Zah­lung ei­ner fi­nan­zi­el­len Vergütung für den Fall vor­ge­se­hen wäre, dass dem in den Ru­he­stand tre­ten­den Be­am­ten die­se zusätz­li­chen Ansprüche nicht ha­ben zu­gu­te­kom­men können, weil er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst leis­ten konn­te.

Zur fünf­ten Fra­ge

38 Mit sei­ner fünf­ten Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 ei­ner Be­stim­mung des na­tio­na­len Rechts ent­ge­gen­steht, die durch ei­nen Über­tra­gungs­zeit­raum von neun Mo­na­ten, nach des­sen Ab­lauf der An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub er­lischt, den An­spruch ei­nes in den Ru­he­stand tre­ten­den Be­am­ten auf An­samm­lung der fi­nan­zi­el­len Vergütun­gen für we­gen Dienst­unfähig­keit nicht ge­nom­me­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub be­schränkt.
39 Hier­zu ist zunächst fest­zu­stel­len, dass der Ge­richts­hof im Ur­teil vom 22. No­vem­ber 2011, KHS (C‑214/10, noch nicht in der amt­li­chen Samm­lung veröffent­licht, Rand­nr. 35), ent­schie­den hat, dass in Be­zug auf den Über­tra­gungs­zeit­raum, nach des­sen En­de der An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub erlöschen kann, wenn Ansprüche auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub an­ge­sam­melt wer­den, in An­be­tracht von Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 zu be­ur­tei­len ist, ob die­ser Zeit­raum vernünf­ti­ger­wei­se als Zeit­raum ein­ge­stuft wer­den kann, bei des­sen Über­schrei­tung der be­zahl­te Jah­res­ur­laub für den Ar­beit­neh­mer kei­ne po­si­ti­ve Wir­kung als Er­ho­lungs­zeit mehr hat.
40 In die­sem Zu­sam­men­hang hat der Ge­richts­hof dar­auf hin­ge­wie­sen, dass dem An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub als Grund­satz des So­zi­al­rechts der Uni­on nicht nur be­son­de­re Be­deu­tung zu­kommt, son­dern dass er auch in Art. 31 Abs. 2 der Char­ta der Grund­rech­te der Eu­ropäischen Uni­on aus­drück­lich ver­an­kert ist, der von Art. 6 Abs. 1 EUV der glei­che recht­li­che Rang wie den Verträgen zu­er­kannt wird (Ur­teil KHS, Rand­nr. 37).
41 Um die­sem An­spruch, mit dem der Schutz des Ar­beit­neh­mers be­zweckt wird, ge­recht zu wer­den, muss da­her je­der Über­tra­gungs­zeit­raum den spe­zi­fi­schen Umständen Rech­nung tra­gen, in de­nen sich ein Ar­beit­neh­mer be­fin­det, der während meh­re­rer Be­zugs­zeiträume in Fol­ge ar­beits­unfähig ist. Die­ser Zeit­raum muss da­her für den Ar­beit­neh­mer ins­be­son­de­re die Möglich­keit gewähr­leis­ten, bei Be­darf über Er­ho­lungs­zeiträume zu verfügen, die länger­fris­tig ge­staf­felt und ge­plant wer­den so­wie verfügbar sein können, und er muss die Dau­er des Be­zugs­zeit­raums, für den er gewährt wird, deut­lich über­schrei­ten (Ur­teil KHS, Rand­nr. 38).
42 Im Aus­gangs­ver­fah­ren je­doch beträgt der Über­tra­gungs­zeit­raum nach § 9 Abs. 2 HUrl­VO neun Mo­na­te, ist al­so kürzer als der be­tref­fen­de Be­zugs­zeit­raum.
43 Nach al­le­dem ist auf die fünf­te Fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ei­ner Be­stim­mung des na­tio­na­len Rechts ent­ge­gen­steht, die durch ei­nen Über­tra­gungs­zeit­raum von neun Mo­na­ten, nach des­sen Ab­lauf der An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub er­lischt, den An­spruch ei­nes in den Ru­he­stand tre­ten­den Be­am­ten auf An­samm­lung der fi­nan­zi­el­len Vergütun­gen für we­gen Dienst­unfähig­keit nicht ge­nom­me­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub be­schränkt.

Kos­ten

44 Für die Par­tei­en des Aus­gangs­ver­fah­rens ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in dem bei dem vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ses Ge­richts. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Fünf­te Kam­mer) für Recht er­kannt:

  1. Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 4. No­vem­ber 2003 über be­stimm­te As­pek­te der Ar­beits­zeit­ge­stal­tung ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er für ei­nen Be­am­ten gilt, der un­ter gewöhn­li­chen Umständen als Feu­er­wehr­mann tätig ist.
  2. Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass ein Be­am­ter bei Ein­tritt in den Ru­he­stand An­spruch auf ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung für be­zahl­ten Jah­res­ur­laub hat, den er nicht ge­nom­men hat, weil er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst ge­leis­tet hat.
  3. Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er Be­stim­mun­gen des na­tio­na­len Rechts nicht ent­ge­gen­steht, die dem Be­am­ten zusätz­lich zu dem An­spruch auf ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen wei­te­re Ansprüche auf be­zahl­ten Ur­laub gewähren, oh­ne dass die Zah­lung ei­ner fi­nan­zi­el­len Vergütung für den Fall vor­ge­se­hen wäre, dass dem in den Ru­he­stand tre­ten­den Be­am­ten die­se zusätz­li­chen Ansprüche nicht ha­ben zu­gu­te­kom­men können, weil er aus Krank­heits­gründen kei­nen Dienst leis­ten konn­te.
  4. Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er ei­ner Be­stim­mung des na­tio­na­len Rechts ent­ge­gen­steht, die durch ei­nen Über­tra­gungs­zeit­raum von neun Mo­na­ten, nach des­sen Ab­lauf der An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub er­lischt, den An­spruch ei­nes in den Ru­he­stand tre­ten­den Be­am­ten auf An­samm­lung der fi­nan­zi­el­len Vergütun­gen für we­gen Dienst­unfähig­keit nicht ge­nom­me­nen be­zahl­ten Jah­res­ur­laub be­schränkt.

Un­ter­schrif­ten


* Ver­fah­rens­spra­che: Deutsch.

Quel­le: Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (EuGH), http://cu­ria.eu­ro­pa.eu

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