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ArbG Köln, Ur­teil vom 06.03.2008, 19 Ca 7222/07

   
Schlagworte: Diskriminierung: Religion
   
Gericht: Arbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 19 Ca 7222/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 06.03.2008
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Ar­beits­ge­richt Köln, 19 Ca 7222/07

 

Te­nor:

1. Es wird fest­ge­stellt, dass das Ar­beits­verhält­nis durch die Kündi­gung vom 28.08.2007 nicht auf­gelöst wor­den ist.

2. Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, das der Kläge­rin zu­ste­hen­de Ge­halt auch während der Frei­stel­lung in der Zeit der Kündi­gungs­frist zu zah­len.

3. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, die Kläge­rin zu den bis­he­ri­gen Be­din­gun­gen wei­ter zu beschäfti­gen.

4. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, der Kläge­rin ein Zwi­schen­zeug­nis zu er­tei­len, das sich auf Führung und Leis­tung er­streckt.

5. Die Kos­ten des Rechts­streits trägt die Be­klag­te.

6. Streit­wert: 29.250 €.

 

T a t b e s t a n d:

Die Par­tei­en strei­ten um die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses und um Vergütung

Die 1969 ge­bo­re­ne, ver­hei­ra­te­te Kläge­rin, Mut­ter von 4 Kin­dern war zunächst als Aus­zu­bil­den­de ab 1988 und dann seit dem 01.10.1991 als Kran­ken­schwes­ter bei der Be­klag­ten, bei der re­gelmäßig mehr als 5 Ar­beit­neh­mer tätig sind, ge­gen ei­ne Brut­to­mo­nats­vergütung von zu­letzt ca. 3.000,00 Eu­ro beschäftigt. Die Be­klag­te steht in Träger­schaft der Cel­litin­nen zur Hei­li­gen Ma­ria und ist dem Deut­schen Ca­ri­tas­ver­band an­ge­schlos­sen. Zwi­schen den Par­tei­en be­steht ein

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Dienst­ver­trag vom 18.03.1991, An­la­ge B 3, Bl. 30 bis 31 d. A.. Vom 30.07.2004 bis zum 29.07.2007 war die Kläge­rin in El­tern­zeit. En­de Mai 2007 mel­de­te sich die Kläge­rin im Hin­blick auf ih­re Rück­kehr aus der El­tern­zeit bei der Pfle­ge­di­rek­ti­on der Be­klag­ten und erklärte, nach Rück­kehr aus ih­rer El­tern­zeit, ein Kopf­tuch tra­gen zu wol­len, da sie mitt­ler­wei­le ei­ne strenggläubi­ge Mus­li­min ge­wor­den sei. Mit Schrei­ben vom 05.06.2007, An­la­ge B 1, Bl. 25 d.A. wur­de der Kläge­rin mit­ge­teilt, dass das Tra­gen ei­nes is­la­mi­schen Kopf­tu­ches während des Diens­tes auf den Pfle­ge­sta­tio­nen un­ter­sagt sei. Nach Be­en­di­gung der El­tern­zeit und ei­nes wei­te­ren un­be­zahl­ten Ur­laubs er­schien die Kläge­rin am 08.08.2007 mit Kopf­tuch zum Dienst und wei­ger­te sich das Kopf­tuch ab­zu­le­gen. Sie erklärte auch künf­tig nicht auf das Tra­gen des Kopf­tuchs ver­zich­ten zu wol­len. Die Be­klag­te lehn­te es ab, die Kläge­rin zu beschäfti­gen. Mit Schrei­ben vom 28.08.2007, Bl. 6 d.A., kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en mit Wir­kung zum 31.03.2008 und stell­te die Kläge­rin un­ter Weg­fall der Bezüge und un­ter An­rech­nung auf den be­ste­hen­den Ur­laubs­an­spruch so­wie un­ter An­rech­nung evtl. Über­stun­den­aus­gleichs­ansprüche bis auf Wei­te­res von der Er­brin­gung der Ar­beits­leis­tung frei.

Mit ih­rer am 30.08.2007 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge wehrt sich die Kläge­rin ge­gen die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung.

Sie trägt vor, die Be­klag­te ha­be bei Ein­stel­lung ge­wusst, dass die Kläge­rin mus­le­mi­schen Glau­bens sei. Al­lein durch ih­re äußere Er­schei­nung sei dies der Kläge­rin an­zu­se­hen. Sie sei kei­ne strenggläubi­ge Mus­le­min, sie ha­be sich auf­grund ver­schie­de­ner Er­eig­nis­se da­zu ent­schie­den le­dig­lich ihr Haar zu ver­de­cken. Sie le­ge kei­nen Wert dar­auf nach is­la­mi­scher Art und Wei­se das Kopf­tuch zu tra­gen. Sie sei be­reit während der Dienst­zei­ten pas­send zu ih­rem Dienst­kit­tel ein Kopf­tuch in glei­cher Far­be und glei­chem Stoff hin­ten zu­sam­men­ge­bun­den zu tra­gen. Bei dem Tref­fen am 08.08.2007 ha­be sich die Kläge­rin bemüht ei­ne gütli­che Ei­ni­gung zu er­zie­len, sie ha­be of­fe­riert, künf­tig ei­ne mo­der­ne Kopf­be­de­ckung zu tra­gen, die der tra­di­tio­nel­len Tra­gens­wei­se ent­ge­gen­ste­he. Der Kläge­rin sein kom­pro­miss­los ent­ge­gen ge­hal­ten wor­den, dass je­de Form des Kopf­tuch­t­ra­gens un­ter­sagt sei. Die­se Auf­fas­sung sei am ers­ten Ar­beits­tag der Kläge­rin deut­lich ge­wor­den, an dem ihr das Ar­bei­ten un­ter­sagt wor­den sei, ob­wohl sich die Kläge­rin bei der Art und Wei­se des Tra­gens nach der heu­ti­gen Mo­de ge­rich­tet ha­be und das Kopf­tuch, ein weißes Kopf­tuch, eben­falls nach hin­ten ge­bun­den ha­be, wo­durch dies auch als ein­fa­che Kopf­be­de­ckung zu ver­ste­hen sei. Nach die­sem Vor­fall sei der Kläge­rin mit­ge­teilt wor­den, dass sie ab­ge­mahnt wer­den würde. Die­se Ab­mah­nung ha­be nicht statt­ge­fun­den und sei auch nach wie­der­hol­tem Nach­fra­gen der Kläge­rin nicht schrift­lich aus­ge­spro­chen wor­den.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis durch die Kündi­gung vom 28.08.2007 nicht auf­gelöst wor­den ist, son­dern fort­be­steht;

2. fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, dass der Kläge­rin zu­ste­hen­de Ge­halt auch während der Frei­stel­lung in der Zeit der Kündi­gungs­frist zu zah­len;

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Kläge­rin zu den bis­he­ri­gen Be­din­gun­gen wei­ter zu beschäfti­gen;

4. der Kläge­rin ein Zwi­schen­zeug­nis zu er­tei­len, das sich auf Führung und Leis­tung er­streckt.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

Die Be­klag­te trägt vor, die Kläge­rin ha­be im Gespräch En­de Mai 2007 ein­deu­tig zum Aus­druck ge­bracht, dass sie aus re­li­giösen Mo­ti­ven auf das Tra­gen ei­nes klas­si­schen is­la­mi­schen Kopf­tuchs be­ste­he. Auch im Gespräch am 08.08.2007 ha­be die Kläge­rin die­se Ein­stel­lung bestätigt und sich nach­hal­tig und ein­deu­tig ge­wei­gert, während der Ar­beit auf das Tra­gen ei­nes is­la­mi­schen Kopf­tu­ches zu ver­zich­ten. Zum Zeit­punkt der Erklärung der Kündi­gung sei nicht die Re­de da­von ge­we­sen, dass die Kläge­rin kei­nen Wert dar­auf le­gen würde, nach is­la­mi­scher Art

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und Wei­se das Kopf­tuch zu tra­gen. Dies wer­de be­strit­ten. Das Tra­gen ei­nes is­la­mi­schen Kopf­tu­ches in ei­ner christ­li­chen Ein­rich­tung, in wel­cher Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten christ­li­chen Glau­bens be­han­delt würden, gefähr­de­ten die Glaubwürdig­keit der Kir­che und ih­rer Ein­rich­tung. Der Vor­trag der Kläge­rin sei wi­dersprüchlich. Die Be­klag­te ver­lan­ge nicht von der Kläge­rin wie ei­ne Chris­tin aus­zu­se­hen, al­lein durch den Ver­zicht auf das Tra­gen ei­nes is­la­mi­schen Kopf­tu­ches wer­de das äußere Er­schei­nungs­bild der Kläge­rin nicht christ­lich.

We­gen der Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die vor­be­rei­ten­den Schriftsätze der Par­tei­en nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:

Die Kla­ge ist be­gründet. 

Das Ar­beits­verhält­nis ist nicht wirk­sam durch die aus­ge­spro­che­ne or­dent­li­che Kündi­gung auf­gelöst wor­den.

Die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung ist un­wirk­sam, denn sie ist so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt im Sin­ne von § 1 KSchG, sie ist nicht ver­hal­tens­be­dingt im Sin­ne von § 1 Abs. 2 KSchG.

Es fehlt an ei­ner er­for­der­li­chen vor­he­ri­gen Ab­mah­nung der Kläge­rin. Auch wenn zu Guns­ten der Be­klag­ten un­ter­stellt wird, dass das vor­ge­tra­ge­ne Ver­hal­ten der Kläge­rin im Zu­sam­men­hang mit dem Tra­gen ei­nes Kopf­tu­ches ei­nen ge­wich­ti­gen Ver­s­toß ge­gen tra­gen­de Glau­bens­grundsätze
der Ka­tho­li­schen Kir­che dar­stellt, ist aber nach den all­ge­mei­nen Grundsätzen des Kündi­gungs­schutz­rechts bei ei­nem pflicht­wid­ri­gen Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers, das sich als Störung im Leis­tungs­be­reich aus­wirkt, in der Re­gel vor Aus­spruch ei­ner Kündi­gung ei­ne ver­geb­li­che Ab­mah­nung er­for­der­lich, es sei denn, dass im Ein­zel­fal­le be­son­de­re Umstände vor­ge­le­gen ha­ben, auf­grund de­rer ei­ne Ab­mah­nung als ent­behr­lich an­ge­se­hen wer­den durf­te. Die­se all­ge­mei­nen Grundsätze des Kündi­gungs­schutz­rechts gel­ten für die Ar­beits­verhält­nis­se kirch­li­cher Ar­beit­neh­mer eben­so wie der Grund­satz der In­ter­es­sen­abwägung, der es ver­bie­tet, oh­ne Rück­sicht auf die Umstände des Ein­zel­fal­les in je­dem Loya­litäts­ver­s­toß von ei­ni­gem
Ge­wicht be­reits ei­nen Grund zur Tren­nung vom Ar­beit­neh­mer zu se­hen (vgl. BAG 07.10.1993, NZA 1994, 443-448). Die Kläge­rin hat sich mit dem Tra­gen des Kopf­tu­ches nicht be­wusst über kirch­li­che Grundsätze hin­weg­ge­setzt. Im Ar­beits­ver­trag wa­ren Grundsätze in Be­zug auf die ver­trags­ge­rech­te Klei­dung nicht do­ku­men­tiert. Aus­drück­li­che Re­ge­lun­gen be­stan­den bei der Be­klag­ten eben­falls nicht. Erst durch den Hin­weis der Be­klag­ten im Schrei­ben vom 05.06.2007 wur­de ein aus­drück­li­ches Ver­bot auf­ge­stellt. Vor­lie­gend be­durf­te es ei­ner Ab­mah­nung der Kläge­rin. Oh­ne ei­ne vor­an­ge­gan­ge­ne Ab­mah­nung konn­te die Kläge­rin nicht da­von aus­ge­hen, dass das Tra­gen ei­nes Kopf­tu­ches den Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses gefähr­de­te. Ge­ra­de auch das wei­te­re Ver­hal­ten der Kläge­rin, in dem sie auch während des Rechts­streits ver­such­te, ei­ne Lösung der strei­ti­gen Fra­ge um das Tra­gen ei­nes Kopf­tu­ches her­bei­zuführen, in­dem sie dar­auf hin­weist, dass es ihr nur dar­um gin­ge, den Kopf zu be­de­cken und sie die Be­de­ckung der Klei­dung ei­ner Kran­ken­schwes­ter an­zu­pas­sen be­reit sei, zeigt, dass die Kläge­rin durch­aus be­reit und in der La­ge war und ist, ihr Ver­hal­ten zu über­den­ken und den Ge­ge­ben­hei­ten an­zu­pas­sen. Die Be­klag­te durf­te nicht so­fort oh­ne Ab­mah­nung zum äußers­ten Mit­tel ei­ner frist­ge­rech­ten Kündi­gung grei­fen.

Der An­trag zu Zif­fer 2 ist zulässig und be­gründet. Es be­steht ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se gemäß § 256 ZPO, zu­mal da­von aus­zu­ge­hen ist, dass sich die Be­klag­te ei­nem Fest­stel­lungs­ur­teil beu­gen wird.

Die Be­klag­te ist ver­pflich­tet, an die Kläge­rin für die Zeit der er­folg­ten Frei­stel­lung die ihr zu­ste­hen­de Vergütung zu zah­len. Die Be­klag­te war nicht be­rech­tigt die Kläge­rin, wie in dem Schrei­ben vom 28.08.2007 ge­sche­hen, un­ter Weg­fall der Bezüge frei­zu­stel­len. Das be­an­stan­de­te Tra­gen ei­nes Kopf­tuchs hat die Erfüllung der Ar­beits­pflicht durch die Kläge­rin nicht be­ein­träch­tigt. Die Kläge­rin war nicht im Sinn von § 297 BGB dau­ernd außer­stan­de, ih­re Leis­tungs­pflicht als Kran­ken­schwes­ter zu er­brin­gen, weil sie ih­re Tätig­keit nur noch mit Kopf­tuch er­brin­gen woll­te. Die Be­klag­te durf­te die Ar­beits­leis­tung nicht we­gen des Kopf­tu­ches ab­leh­nen. Es liegt ein ver­trags­gemäßes Ar­beits­an­ge­bot durch die Kläge­rin vor. Die Be­klag­te be­fand sich

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durch die Wei­ge­rung der Beschäfti­gung der Kläge­rin in An­nah­me­ver­zug, § 615 BGB.

Die Be­klag­te be­treibt kirch­lich ge­tra­ge­ne Kran­ken­pfle­ge. Das für die Kir­chen an­er­kann­te Recht, ih­re An­ge­le­gen­hei­ten selbst zu ord­nen, zu ver­wal­ten, steht der Kir­che gemäß Ar­ti­kel 140 GG i.V.m. Ar­ti­kel 137 Abs. 3 WRV nur "in­ner­halb der Schran­ken des für al­le gel­ten­den Ge­set­zes" zu.

Für die Fra­ge des ord­nungs­gemäßen Ar­beits­kraft­an­ge­bo­tes kommt es nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich dar­auf an, ob die Kläge­rin nur ein tra­di­tio­nell is­la­misch ge­bun­de­nes Kopf­tuch tra­gen will oder, wie sie im vor­lie­gen­den Rechts­streit be­gründet, be­reit ist, nur den Kopf zu be­de­cken und die Far­be des Kopf­tu­ches der übri­gen Klei­dung an­zu­pas­sen. Vor­lie­gend um­fasst das Di­rek­ti­ons­recht der Be­klag­ten nicht das Recht, durch ein­sei­ti­ge Wei­sung der Kläge­rin auf­zu­ge­ben, während der Ar­beit das Kopf­tuch ab­zu­le­gen. Zwar ist es dem Ar­beit­ge­ber mit Hil­fe des Di­rek­ti­ons­rechts möglich, die Ar­beits­pflicht näher fest­zu­le­gen. Dies be­zieht sich so­wohl auf die ein­zel­nen Tätig­kei­ten und ih­re Rei­hen­fol­ge als auch auf die Be­gleit­umstände, un­ter de­nen die Ar­beit zu ver­rich­ten ist. Das Tra­gen ei­nes Kopf­tuchs kann nicht oh­ne wei­te­res kraft Wei­sungs­recht un­ter­sagt wer­den (BAG 10.10.02, 2 AZR 472/01, NZA 03, 483; BVerfG 30.7.03, 1 BvR 792/03, NZA 03, 959). Mit dem Tra­gen ei­nes is­la­mi­schen Kopf­tuchs nimmt die Ar­beit­neh­me­rin Grund­rech­te in An­spruch. Das Kopf­tuch stellt ein Sym­bol für ei­ne be­stimm­te re­li­giöse Über­zeu­gung dar. Mit dem Tra­gen die­ses Kopf­tuchs macht die Kläge­rin von ih­rem Grund­recht Ge­brauch (BVerfG, 16.5.95, 1BvR 1087/91 – BVerfG 93,1, 15). We­gen der Be­deu­tung, die Mus­li­me dem Kopf­tuch bei­le­gen, gilt es als Sinn­bild ei­ner be­stimm­ten Glau­bensüber­zeu­gung, als Aus­druck des Be­kennt­nis­ses der Träge­rin zum is­la­mi­schen Glau­ben und da­mit als sicht­ba­res Zei­chen für die Ausübung ih­rer Re­li­gi­on (BVerwG, 4.7.2002, NJW 2002,3344). Es kommt des­halb nicht dar­auf an, ob das Kopf­tuch­t­ra­gen ein zwin­gen­des re­li­giöses Ge­bot des Ko­rans ist. Sein Tra­gen aus re­li­giöser Über­zeu­gung fällt in den Schutz­be­reich der Glau­bens- und Be­kennt­nis­frei­heit (Art. 4 I GG), die durch die Gewähr­leis­tung der un­gestörten Re­li­gi­ons­ausübung (Art. 4 II GG) noch verstärkt wird. Auch nach Art. 9 der Eu­ropäischen Men­schen­recht­kon­ven­ti­on ( EGMR vom 15.2.01 – 42393/98 – NJW 2001, 2871) wird die Glau­bens- und Re­li­gi­ons­frei­heit gewähr­leis­tet. Das Grund­recht um­fasst die Frei­heit, nach ei­ge­ner Glau­bensüber­zeu­gung zu le­ben und zu han­deln. Ei­ne Ar­beit­neh­me­rin, die ih­re Tätig­keit zukünf­tig nur mit ei­nem is­la­mi­schen Kopf­tuch ausüben will, ist wei­ter­hin in der La­ge, ih­re ver­trag­lich ge­schul­de­te Ar­beits­leis­tung als Kran­ken­schwes­ter zu er­brin­gen. Hier­durch wird nicht die Ver­sor­gung der Pa­ti­en­ten be­hin­dert oder er­schwert. Das Tra­gen ei­nes Kopf­tu­ches durch ei­ne mus­li­mi­sche Pfle­ge­kraft gefähr­det nicht den Ten­denz­be­reich ei­nes kirch­li­chen Trägers. Ein kirch­li­cher Ar­beit­ge­ber kann al­len­falls von den Ar­beit­neh­mern, die Ten­denzträger sind, die Ein­hal­tung der we­sent­li­chen kirch­li­chen Grundsätze ver­lan­gen (BAG NZA 2005, 1263). Die Kläge­rin ist als Kran­ken­schwes­ter nicht Ten­denzträge­rin. Ten­denzträger sind viel­mehr Funk­ti­ons­in­ha­ber, die in ver­ant­wort­li­cher Stel­lung ei­nen maßgeb­li­chen Ein­fluss auf die Ten­denz­ver­wirk­li­chung und sei­ne Re­präsen­tanz ha­ben. Hier­zu gehören nicht Mit­ar­bei­ter, wel­che kei­ne spe­zi­fi­sche Ten­denz­ver­wirk­li­chung bei der Tätig­keit ausüben (Schaub/ Linck Ar­beits­rechts­hand­buch § 131 Rn 51). Im Ge­gen­satz zu den Rei­ni­gungs­kräften steht ei­ne mus­li­mi­sche Kran­ken­schwes­ter zwar mehr in Kon­takt mit den Pa­ti­en­ten und fällt in der be­trieb­li­chen Öffent­lich­keit auf. Tan­gie­ren­de Aus­wir­kun­gen auf Pa­ti­en­ten, oder gar nach­hal­ti­ge Störun­gen sind nicht er­kenn­bar, zu­mal die Pa­ti­en­ten auch ei­nes kirch­li­chen Kran­ken­hau­ses nicht nur ei­ner be­stimm­ten Kon­fes­si­on an­gehören. Der Be­klag­ten ist auch ent­ge­gen zu hal­ten, dass sie in Kennt­nis ih­rer Ab­stam­mung und wahr­schein­li­chen Kon­fes­si­on die Kläge­rin ein­ge­stellt hat, oh­ne zum Aus­druck zu brin­gen oder da­nach zu fra­gen, wel­cher Kon­fes­si­on die Kläge­rin tatsächlich an­gehört, um aus­zu­sch­ließen, dass ei­ne Kran­ken­schwes­ter mus­li­mi­scher Her­kunft tätig wird. Die Kläge­rin hat hier­zu so­gar vor­ge­tra­gen, der Be­klag­ten sei be­kannt ge­we­sen, dass die Kläge­rin mus­li­mi­schen Glau­bens sei. Die Kläge­rin ist er­kenn­bar türki­scher Ab­stam­mung. Es liegt na­he, dass sie mus­li­mi­schen Glau­bens ist. Bei Ein­stel­lung leg­te die Be­klag­te er­kenn­bar kei­nen Wert dar­auf, Ar­beit­neh­mer mus­li­mi­schen Glau­bens nicht zu beschäfti­gen. Sie hat sich mit ih­rer Ein­stel­lungs­ent­schei­dung viel­mehr für ei­ne Form re­li­giösen Plu­ra­lis­mus ent­schie­den (vgl. Sträßner pp., Kopf­tuch und Kran­ken­haus/Pfle­ge­ein­rich­tung, PKR 2001, 73 – 77). Die Be­klag­te hat da­mit nicht ei­ne be­stimm­te Re­li­gi­on zur Vor­aus­set­zung der Ein­stel­lung ge­macht und muss sich des­halb auch in ih­rem wei­te­ren Ver­hal­ten an der Ein­stel­lungs­ent­schei­dung mes­sen las­sen. Die Be­klag­te kann sich in­so­weit auch nicht auf die Aus­nah­me­be­stim­mun­gen von §§ 8, 9 AGG be­ru­fen. In­so­weit stellt das von der Be­klag­ten aus­ge­spro­che­ne Kopf­tuch­ver­bot

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auch ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung iSv § 3 II AGG we­gen der Re­li­gi­on dar.

Die Be­klag­te ist ver­pflich­tet, die Kläge­rin wei­ter zu beschäfti­gen, denn das Ar­beits­verhält­nis ist durch die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung nicht wirk­sam be­en­det wor­den.

Die Be­klag­te ist eben­falls ver­pflich­tet, der Kläge­rin ein qua­li­fi­zier­tes Zwi­schen­zeug­nis über Führung und Leis­tung zu er­tei­len.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 91 Abs. 1 S. 1 ZPO i.V.m. mit § 46 Abs. 2 ArbGG.

Die Streit­wert­fest­set­zung er­gibt sich aus § 61 Abs. 1 ArbGG, § 42 GKG, § 3, 5 ZPO i.V.m. § 46 Abs. 2 ArbGG.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Par­tei

Be­ru­fung

ein­ge­legt wer­den.

Für die Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Be­ru­fung muss

in­ner­halb ei­ner N o t f r i s t* von ei­nem Mo­nat

beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Blu­ment­hals­traße 33, 50670 Köln ein­ge­gan­gen sein.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach des­sen Verkündung.

Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Rechts­an­walt ein­ge­reicht wer­den; an sei­ne Stel­le können Ver­tre­ter ei­ner Ge­werk­schaft oder ei­ner Ver­ei­ni­gung von Ar­beit­ge­bern oder von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände tre­ten, wenn sie kraft Sat­zung oder Voll­macht zur Ver­tre­tung be­fugt sind und der Zu­sam­men­schluss, der Ver­band oder de­ren Mit­glie­der Par­tei sind.

Die glei­che Be­fug­nis ha­ben An­ge­stell­te ju­ris­ti­scher Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der zu­vor ge­nann­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, so­lan­ge die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der der Or­ga­ni­sa­ti­on ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt.

* Ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

gez. Zi­li­us
 

 

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