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BAG, Ur­teil vom 04.08.2011, 6 AZR 436/10

   
Schlagworte: Formulararbeitsvertrag
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 6 AZR 436/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 04.08.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Halle, Urteil vom 4.08.2009, 4 Ca 493/09
Landesarbeitsgericht Sachsen-Anhalt, Urteil vom 1.06.2010, 6 Sa 391/09
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

6 AZR 436/10

6 Sa 391/09

Lan­des­ar­beits­ge­richt Sach­sen-An­halt

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am 4. Au­gust 2011

UR­TEIL

Gaßmann, Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläge­rin, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Sechs­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der Be­ra­tung vom 4. Au­gust 2011 durch den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Brühler als Vor­sit­zen­den, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Spel­ge und den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Spin­ner so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Dr. Au­gat und Koch für Recht er­kannt:


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1. Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Sach­sen-An­halt vom 1. Ju­ni 2010 - 6 Sa 391/09 - wird zurück­ge­wie­sen.

2. Die Kläge­rin hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen. Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob ihr be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis der or-

dent­li­chen Kündi­gung un­ter­lag und durch ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten be­en­det wor­den ist.

Die Kläge­rin war seit dem 20. Ok­to­ber 2008 bei der Be­klag­ten bei ei­ner

wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 30 St­un­den und ge­gen ei­nen Mo­nats­lohn von 1.104,00 Eu­ro brut­to als Au­gen­op­ti­ker­ge­sel­lin beschäftigt. Dem Ar­beits­verhält­nis lag ein For­mu­lar­ar­beits­ver­trag für ge­werb­li­che Ar­beit­neh­mer vom sel­ben Tag zu­grun­de. Das Ver­trags­mus­ter sah vor, dass zu­tref­fen­de Re­ge­lun­gen an­ge­kreuzt und nicht­zu­tref­fen­de Re­ge­lun­gen ge­stri­chen wer­den. In lee­re Fel­der der Ver­trags­ur­kun­de konn­ten schrift­li­che Einfügun­gen er­fol­gen. In § 2 des Ar­beits­ver­trags ver­ein­bar­ten die Par­tei­en un­ter der vom Schrift­bild her her­vor­ge­ho­be­nen Über­schrift „Tätig­keit, Lohn, Pro­be­zeit, Kündi­gung, Ar­beits­zeit“, durch An­kreu­zen der ent­spre­chen­den Re­ge­lun­gen so­wie durch hand­schrift­li­ches Einfügen des Da­tums „31.10.2009“ und der Zahl „3“ zur Be­fris­tung und Kündi­gung in ei­nem ers­ten Rah­men Fol­gen­des:

„Die­ser Ar­beits­ver­trag ist be­fris­tet bis zum 31.10.2009. Während die­ser Zeit können bei­de Ver­trags­part­ner mit

ei­ner Frist von ........................................ kündi­gen. Die ers­ten
3 Wo­chen/Mo­na­te des Ar­beits­verhält­nis­ses gel­ten als Pro­be­zeit. Während der Pro­be­zeit kann das Ar­beits­verhält­nis bei­der­seits gekündigt wer­den mit ei­ner Frist von zwei Wo­chen.“


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In ei­nem zwei­ten Rah­men heißt es:

„Für die Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses - nach Ab­lauf

der Pro­be­zeit - gilt die ge­setz­li­che Kündi­gungs­frist.“

Im An­schluss dar­an ist ge­re­gelt, dass die frist­gemäße Kündi­gung des

Ar­beits­verhält­nis­ses vor dem ver­ein­bar­ten Dienst­an­tritt nicht zulässig ist.

Die Be­klag­te, die re­gelmäßig vier Ar­beit­neh­mer beschäftigt, kündig­te

das Ar­beits­verhält­nis mit ei­nem der Kläge­rin am sel­ben Tag aus­gehändig­ten Schrei­ben vom 27. Ja­nu­ar 2009 or­dent­lich zum 28. Fe­bru­ar 2009.

Die Kläge­rin hat ge­meint, sie ha­be mit der Be­klag­ten nicht gemäß § 15

Abs. 3 Tz­B­fG ver­ein­bart, dass das be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis nach Ab­lauf der Pro­be­zeit or­dent­lich gekündigt wer­den könne. Die im Ar­beits­ver­trag zur or­dent­li­chen Kündi­gung nach Ab­lauf der Pro­be­zeit ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen sei­en nicht klar und verständ­lich und da­mit gemäß § 307 Abs. 1 Satz 2 iVm. Satz 1 BGB un­wirk­sam. Die Lücke im Satz „Während die­ser Zeit können bei­de Ver-

trags­part­ner mit ei­ner Frist von .............................................. kündi­gen“ ste­he der An-
nah­me ent­ge­gen, dass für die Zeit nach Ab­lauf der Pro­be­zeit die Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses ver­ein­bart wor­den sei. Der Satz­teil „mit ei­ner Frist von“ sei nicht ge­stri­chen wor­den. Für das Verständ­nis, dass das be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis nach Ab­lauf der Pro­be­zeit nicht der or­dent­li­chen Kündi­gung un­ter­le­gen sei, spre­che darüber hin­aus die äußere Ge­stal­tung des For­mu­lars. Die im ers­ten Rah­men ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen sei­en für be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se ge­dacht, die Ver­ein­ba­run­gen im zwei­ten Rah­men für un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se. Die Pas­sa­gen zur Künd­bar­keit nach Ab­lauf der Pro­be­zeit ver­stießen je­den­falls ge­gen das Ver­bot wi­der­strei­ten­der Re­ge­lun­gen. Während der Ver­trags­text im ers­ten Rah­men den Ein­druck er­we­cke, es ge­be kei­ne Kündi­gungsmöglich­keit, wer­de in der über­ra­schen­den Klau­sel in der zwei­ten Pas­sa­ge im Wi­der­spruch da­zu die ge­setz­li­che Kündi­gungs­frist ein­geführt.

Die Kläge­rin rügt, das Lan­des­ar­beits­ge­richt ha­be zum In­halt der Ge-

spräche der Par­tei­en vor dem Ab­schluss und beim Ab­schluss des Ar­beits­ver­trags nichts er­mit­telt und ha­be bei der Aus­le­gung des For­mu­lar­ar­beits­ver­trags ih­ren von der Be­klag­ten nicht be­strit­te­nen Vor­trag über­g­an­gen,


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wo­nach beim Ab­schluss des Ar­beits­ver­trags nur über die Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses während der Pro­be­zeit ge­spro­chen wor­den sei.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt

fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis nicht durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 27. Ja­nu­ar 2009 zum 28. Fe­bru­ar 2009 be­en­det wur­de.

Die Be­klag­te hat zu ih­rem Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag die Auf­fas­sung ver-

tre­ten, im Ar­beits­ver­trag sei die Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses auch für die Zeit nach Ab­lauf der Pro­be­zeit gemäß § 15 Abs. 3 Tz­B­fG wirk­sam ver­ein­bart wor­den. Es tref­fe nicht zu, dass die Ver­ein­ba­run­gen zur Kündi­gung im ers­ten Rah­men aus­sch­ließlich für be­fris­te­te und die im zwei­ten Rah­men da­zu ge­trof­fe­nen Ab­re­den aus­sch­ließlich für un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se gölten. Ein sol­ches Verständ­nis würde zu dem Er­geb­nis führen, dass nach dem Ver­trags­mus­ter Pro­be­zeit­ver­ein­ba­run­gen nur bei be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen möglich wären. Wenn vor der Un­ter­zeich­nung des Ar­beits­ver­trags nicht über die Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses nach Ab­lauf der Pro­be­zeit ge­spro­chen wor­den sei, könne dar­aus nicht ab­ge­lei­tet wer­den, dass die Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses nach Ab­lauf der Pro­be­zeit nicht wirk­sam ver­ein­bart wor­den sei.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Lan­des­ar­beits-

ge­richt hat auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts ab­geändert und hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Kläge­rin die Wie­der­her­stel­lung der erst-in­stanz­li­chen Ent­schei­dung. Die Be­klag­te be­an­tragt, die Re­vi­si­on der Kläge­rin zurück­zu­wei­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on der Kläge­rin hat kei­nen Er­folg. Die Kla­ge ist un­be­gründet.

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat sie des­halb mit Recht ab­ge­wie­sen.


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I. Das bis zum 31. Ok­to­ber 2009 be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis ist durch die

or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 27. Ja­nu­ar 2009 vor­zei­tig zum 28. Fe­bru­ar 2009 be­en­det wor­den. Die Be­klag­te hat ihr Kündi­gungs­schrei­ben vom 27. Ja­nu­ar 2009 der Kläge­rin am sel­ben Tag über­ge­ben und da­mit die ge­setz­li­che Kündi­gungs­frist von vier Wo­chen zum En­de ei­nes Ka­len­der­mo­nats (§ 622 Abs. 1 BGB) ge­wahrt. Ge­gen die An­nah­me des Lan­des­ar­beits­ge­richts, Gründe, die die or­dent­li­che Kündi­gung der Be­klag­ten vom 27. Ja­nu­ar 2009 als sit­ten- oder treu­wid­rig er­schei­nen las­sen könn­ten, lägen nicht vor, rich­tet sich kein An­griff der Re­vi­si­on.

1. Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin war die or­dent­li­che Künd­bar­keit des

be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses nach Ab­lauf der Pro­be­zeit nicht aus­ge­schlos­sen. Ein be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis un­ter­liegt zwar gemäß § 15 Abs. 3 Tz­B­fG nur dann der or­dent­li­chen Kündi­gung, wenn dies ein­zel­ver­trag­lich oder im an­wend­ba­ren Ta­rif­ver­trag ver­ein­bart ist. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat je­doch zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass der Ar­beits­ver­trag vom 20. Ok­to­ber 2008 bei­de Par­tei­en be­rech­tigt hat, das Ar­beits­verhält­nis auch nach Ab­lauf der Pro­be­zeit mit der ge­setz­li­chen Kündi­gungs­frist zu kündi­gen.

a) In § 2 des For­mu­lar­ar­beits­ver­trags ist die Re­ge­lung an­ge­kreuzt: „Für
die Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses - nach Ab­lauf der Pro­be­zeit - gilt die ge­setz­li­che Kündi­gungs­frist.“ Da­mit ha­ben die Par­tei­en aus­drück­lich die or­dent­li­che Künd­bar­keit des be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses ein­zel­ver­trag­lich im Sin­ne von § 15 Abs. 3 Tz­B­fG ver­ein­bart.

b) Oh­ne Be­deu­tung ist, dass die Ver­ein­ba­rung über die bei­der­sei­ti­ge
Kündi­gungsmöglich­keit im zwei­ten Rah­men des § 2 des Ar­beits­ver­trags ge­trof­fen wur­de. Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin sind die im ers­ten Rah­men ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen nicht nur für be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se ge­dacht und die im zwei­ten Rah­men vor­ge­se­he­nen Ver­ein­ba­run­gen nicht aus­sch­ließlich für un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se. Für ei­ne sol­che Dif­fe­ren­zie­rungs­ab­sicht des Her­aus­ge­bers des Ver­trags­for­mu­lars oder der Par­tei­en fehlt je­der An­halts­punkt im Wort­laut der vor­for­mu­lier­ten Re­ge­lun­gen. Ge­gen das Verständ­nis der Kläge­rin spricht, dass der ers­te Rah­men des § 2 des Ar­beits­ver­trags außer den


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vor­ge­se­he­nen Re­ge­lun­gen zur Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses auch lee­re Fel­der zum Einfügen der vom Ar­beit­neh­mer aus­zuüben­den Tätig­keit und des Zeit­punkts des Dienst­an­tritts enthält. An­ga­ben zur Tätig­keit des Ar­beit­neh­mers und zum Be­ginn des Ar­beits­verhält­nis­ses sind so­wohl bei be­fris­te­ten als auch bei un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen glei­cher­maßen üblich. Dem Verständ­nis, dass die Re­ge­lun­gen im ers­ten Rah­men nur für be­fris­te­te und die im zwei­ten Rah­men aus­sch­ließlich für un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se gel­ten, steht darüber hin­aus ent­ge­gen, dass dann nach dem Ver­trags­mus­ter Pro­be­zeit­ab­re­den nur bei be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen möglich wären. Ein sol­ches Aus­le­gungs­er­geb­nis über­zeugt schon des­halb nicht, weil Pro­be­zeit­ver­ein­ba­run­gen auch und ge­ra­de bei un­be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­sen üblich sind.

c) Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin wird die Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en

über die or­dent­li­che Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses auch nach Ab­lauf der Pro­be­zeit nicht durch die Lücke im Satz „Während die­ser Zeit können bei­de

Ver­trags­part­ner mit ei­ner Frist von ............................................ kündi­gen“ un­klar oder
un­verständ­lich im Sin­ne von § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB. Die­se Re­ge­lung be­gründet auch kei­ne Zwei­fel bei der Aus­le­gung der ver­trag­li­chen Kündi­gungs­re­ge­lung, die nach § 305c Abs. 2 BGB zu Las­ten der Be­klag­ten als Ver-wen­de­rin des Ver­trags­mus­ters gin­gen. Die Wor­te „Während die­ser Zeit“ be­zie­hen sich ein­deu­tig auf die im vor­ste­hen­den Satz ge­nann­te Zeit bis zum 31. Ok­to­ber 2009 und er­fas­sen so­mit die ge­sam­te Dau­er des be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses. Da­mit stimmt die Re­ge­lung mit der nach­fol­gen­den Ver­ein­ba­rung übe­rein, dass das Ar­beits­verhält­nis auch nach Ab­lauf der Pro­be­zeit gekündigt wer­den kann. Wenn die Par­tei­en da­von ab­ge­se­hen ha­ben, das lee­re Feld aus­zufüllen und in die­ses kei­ne Frist für die Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ein­ge­tra­gen ha­ben, kann dar­aus nicht ab­ge­lei­tet wer­den, dass sie da­mit die or­dent­li­che Künd­bar­keit des be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses für die Zeit nach Ab­lauf der Pro­be­zeit nicht ver­ein­ba­ren woll­ten. Nach ih­rem Wil­len soll­te die Kündi­gungs­frist während der Pro­be­zeit zwei Wo­chen be­tra­gen und nach der Pro­be­zeit die ge­setz­li­che Kündi­gungs­frist gel­ten. Da die Wor­te „Während die­ser Zeit“ die ge­sam­te Dau­er des be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses er­fas­sen, hätten die Par­tei­en beim Ausfüllen des lee­ren Fel­des im Satz „Während die­ser Zeit


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können bei­de Ver­trags­part­ner mit ei­ner Frist von ....................................... kündi­gen“

zwi­schen ei­ner Kündi­gung während der Pro­be­zeit und ei­ner Kündi­gung nach Ab­lauf der Pro­be­zeit dif­fe­ren­zie­ren und die un­ter­schied­li­chen Kündi­gungs­fris­ten in das lee­re Feld ein­tra­gen müssen. Wenn sie dar­auf ver­zich­tet und statt­des­sen aus­drück­lich ge­re­gelt ha­ben, dass die Kündi­gungs­frist während der Pro­be­zeit zwei Wo­chen beträgt und nach Ab­lauf der Pro­be­zeit die ge­setz­li­che Kündi­gungs­frist gilt, macht dies die Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en über die or­dent­li­che Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht un­klar oder un­verständ­lich. Maßge­bend ist, dass die Par­tei­en die Re­ge­lun­gen über die or­dent­li­che Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses während der Pro­be­zeit und nach Ab­lauf der Pro­be­zeit im Ver­trags­mus­ter nicht als nicht­zu­tref­fend ge­stri­chen, son­dern je­weils an­ge­kreuzt ha­ben.

d) So­weit die Kläge­rin ein­wen­det, es lie­ge ei­ne über­ra­schen­de Klau­sel

vor, die gemäß § 305c Abs. 1 BGB nicht Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­den sei, über­sieht sie, dass die Ab­re­de der or­dent­li­chen Künd­bar­keit mit dem äußeren Zu­schnitt und der druck­tech­ni­schen Ge­stal­tung des Ver­trags übe­rein­stimmt. Die Ver­ein­ba­rung wur­de nicht un­ter ei­ner un­rich­ti­gen oder miss­verständ­li­chen, son­dern un­ter der vom Schrift­bild her her­vor­ge­ho­be­nen Über­schrift „Tätig­keit, Lohn, Pro­be­zeit, Kündi­gung, Ar­beits­zeit“ ge­trof­fen. Ver­trag­li­che Ab­re­den über die Künd­bar­keit ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses sind in § 15 Abs. 3 Tz­B­fG aus­drück­lich vor­ge­se­hen und schon des­halb nicht un­gewöhn­lich im Sin­ne von § 305c Abs. 1 BGB. Auch an­ge­sichts der Häufig­keit da­hin ge­hen­der Ab­re­den liegt kei­ne über­ra­schen­de Klau­sel im Sin­ne die­ser Vor­schrift vor (Laux/Schlach­ter Tz­B­fG 2. Aufl. § 15 Rn. 18).

2. Oh­ne Er­folg rügt die Kläge­rin, das Lan­des­ar­beits­ge­richt ha­be rechts-

feh­ler­haft den In­halt der Gespräche der Par­tei­en vor dem Ab­schluss und beim Ab­schluss des Ar­beits­ver­trags nicht er­mit­telt und ha­be bei der Aus­le­gung des For­mu­lar­ar­beits­ver­trags ih­ren von der Be­klag­ten nicht be­strit­te­nen Vor­trag über­g­an­gen, wo­nach beim Ab­schluss des Ar­beits­ver­trags aus­sch­ließlich über die Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses während der Pro­be­zeit ge­spro­chen wor­den sei.


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a) Im ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils­ver­fah­ren gel­ten wie im Zi­vil­pro­zess die
Dis­po­si­ti­ons­ma­xi­me und der Ver­hand­lungs- und Bei­brin­gungs­grund­satz. Dies be­wirkt, dass das Lan­des­ar­beits­ge­richt grundsätz­lich nur die von den Par­tei­en vor­ge­brach­ten Tat­sa­chen ver­wer­ten durf­te (BAG 13. De­zem­ber 2007 - 2 AZR 537/06 - Rn. 24, AP BGB § 626 Nr. 210 = EzA BGB 2002 § 626 Nr. 20). Im Übri­gen hat die Kläge­rin nicht dar­ge­tan, wel­chen Gesprächs­in­halt das Lan­des­ar­beits­ge­richt hätte er­mit­teln müssen und in­wie­fern es die­sen bei der Aus­le­gung der Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en zur or­dent­li­chen Künd­bar­keit des be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses hätte berück­sich­ti­gen dürfen.

b) All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen sind nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt
und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von verständi­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Abwägung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wer­den, wo­bei nicht die Verständ­nismöglich­kei­ten des kon­kre­ten, son­dern die des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders zu­grun­de zu le­gen sind. Der tra­gen­de Grund für ei­ne Aus­le­gung nach ei­nem ob­jek­tiv-ge­ne­ra­li­sie­ren­den Maßstab liegt dar­in, dass der Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders auf den In­halt der All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen, die für ei­ne Viel­zahl von Fall­ge­stal­tun­gen vor­for­mu­liert wor­den sind und ge­ra­de un­abhängig von den Be­son­der­hei­ten des Ein­zel­falls zur An­wen­dung kom­men sol­len, kei­nen Ein­fluss neh­men kann (BAG 19. März 2009 - 6 AZR 557/07 - Rn. 21 mwN, AP BGB § 611 Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 17). Für das Aus­le­gungs­er­geb­nis von Be­deu­tung ist auch der von den Ver­trags­par­tei­en ver­folg­te ty­pi­sche und von red­li­chen Geschäfts­part­nern ver­folg­te Re­ge­lungs­zweck (st. Rspr., vgl. BAG 15. Fe­bru­ar 2011 - 3 AZR 35/09 - Rn. 35; 19. Mai 2010 - 5 AZR 253/09 - Rn. 30 mwN, AP BGB § 310 Nr. 13 = EzA BGB 2002 § 310 Nr. 10; 31. Au­gust 2005 - 5 AZR 545/04 - Rn. 39, BA­GE 115, 372). Ei­ne Fol­ge der ob­jek­ti­ven, ty­pi­sier­ten Aus­le­gung ist es, dass Umstände, die al­lein den kon­kre­ten Ver­trags­part­nern be­kannt wa­ren oder die den be­son­de­ren Ein­zel­fall kenn­zeich­nen, bei der Aus­le­gung All­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen grundsätz­lich nicht her­an­ge­zo­gen wer­den dürfen. Dies er­gibt sich auch aus § 310 Abs. 3 Nr. 3 BGB, wo­nach die den Ver­trags­schluss be­glei­ten­den Umstände nur bei der Prüfung der un­an-


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ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung nach § 307 Abs. 1 und Abs. 2 BGB zu berück­sich­ti­gen sind (vgl. BAG 15. Fe­bru­ar 2011 - 3 AZR 35/09 - Rn. 39; 15. Ju­ni 2010 - 3 AZR 334/06 - Rn. 26, AP Be­trAVG § 1 Le­bens­ver­si­che­rung Nr. 31 = EzA Be­trAVG § 1 Le­bens­ver­si­che­rung Nr. 9; 18. Mai 2010 - 3 AZR 373/08 - Rn. 37, AP ArbGG 1979 § 66 Nr. 37 = EzA BGB 2002 § 310 Nr. 9; 7. De­zem­ber 2005 - 5 AZR 535/04 - Rn. 41, BA­GE 116, 267).

c) Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat des­halb bei der Aus­le­gung des auf ei­nem

Ver­trags­mus­ter für ge­werb­li­che Ar­beit­neh­mer ge­schlos­se­nen For­mu­lar­ar­beits­ver­trags mit Recht nicht auf kon­kret-in­di­vi­du­el­le Umstände ab­ge­stellt, die aus­sch­ließlich die kon­kre­te Ver­trags­ab­schluss­si­tua­ti­on der Par­tei­en be­tra­fen. Wenn die Be­klag­te und die Kläge­rin vor der Un­ter­zeich­nung des Ar­beits­ver­trags am 20. Ok­to­ber 2008 nur über die or­dent­li­che Künd­bar­keit des Ar­beits­verhält­nis­ses während der Pro­be­zeit ge­spro­chen ha­ben und nach dem Vor­brin­gen der Kläge­rin nicht auch über das bei­der­sei­ti­ge Recht zur or­dent­li­chen Kündi­gung nach Ab­lauf der Pro­be­zeit, ist dies kein Um­stand, der den Ab­schluss ei­ner je­den ver­gleich­ba­ren ver­trag­li­chen Ab­re­de be­glei­tet und da­mit bei der Aus­le­gung ei­nes For­mu­lar­ar­beits­ver­trags berück­sich­tigt wer­den könn­te. Es han­delt sich viel­mehr um ei­nen kon­kret-in­di­vi­du­el­len Be­gleit­um­stand.

II. Die Kläge­rin hat gemäß § 97 Abs. 1 ZPO die Kos­ten ih­rer er­folg­lo­sen

Re­vi­si­on zu tra­gen.

Brühler Spel­ge Spin­ner

Rei­ner Koch Au­gat

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Nina Wesemann
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