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LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 14.03.2012, 15 Sa­Ga 2286/11

   
Schlagworte: Arbeitszeitverringerung, Teilzeitanspruch
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 15 SaGa 2286/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 14.03.2012
   
Leitsätze: Ein Teilzeitanspruch nach § 8 TzBfG kann auch im Rahmen einstweiligen Rechtschutzes vorläufig durchgesetzt werden.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Berlin, Urteil vom 19.10.2011, 39 Ga 15208/11
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin-Bran­den­burg

 

Verkündet

am 14. März 2012

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)

15 Sa­Ga 2286/11

39 Ga 15208/11
Ar­beits­ge­richt Ber­lin

K., JHS als Ur­kunds­be­am­ter/in
der Geschäfts­stel­le


Im Na­men des Vol­kes

 

Ur­teil

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 15. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 14. März 2012
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt K. als Vor­sit­zen­der
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn B. und Frau A.

für Recht er­kannt:

I. Die Be­ru­fung des Verfügungs­be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 19.10.2011 - 39 Ga 15208/11 - wird mit der Maßga­be zurück­ge­wie­sen, dass der Te­nor wie folgt lau­tet:

Die Verfügungs­be­klag­te wird ver­ur­teilt, mit Wir­kung ab 22. Ok­to­ber 2011 der Ver­rin­ge­rung der ver­trag­li­chen Ar­beits­zeit der Verfügungskläge­rin von bis­lang 40 Wo­chen­stun­den auf 32 Wo­chen­stun­den zu­zu­stim­men für ei­nen Zeit­raum längs­tens bis zur rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung im Haupt­sa­che­ver­fah­ren.

II. Die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens hat die Verfügungs­be­klag­te zu tra­gen.

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren darüber, ob die Verfügungs­be­klag­te (künf­tig: die Be­klag­te) mit Wir­kung ab 22. Ok­to­ber 2011 der Ver­rin­ge­rung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit der Verfügungskläge­rin (künf­tig: die Kläge­rin) auf 32 Wo­chen­stun­den zu­zu­stim­men hat.

Die Kläge­rin ist seit dem 1. Ju­li 2006 bei der Be­klag­ten beschäftigt. Seit dem 1. De­zem­ber 2008 ist sie als As­sis­tent Sto­re Ma­na­ge­rin (ASM) tätig. Mit An­trag vom 10. Mai 2011 hat sie die Re­du­zie­rung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 40 auf 32 St­un­den be­an­tragt, da sie ab Ok­to­ber des glei­chen Jah­res ein Fern­stu­di­um auf­neh­men woll­te. Die Be­klag­te hat dies mit Schrei­ben vom 22. Au­gust 2011 ab­ge­lehnt. Seit dem 5. Ok­to­ber 2011 hat die Kläge­rin die ver­bind­li­che Zu­las­sung zum Stu­di­um er­hal­ten.

Bei der Be­klag­ten in der Re­gi­on Ber­lin sind zwei Sto­re Ma­na­ger (SM) zwar voll­zei­tig tätig, we­gen ih­rer Be­triebs­rats­ar­beit je­doch ei­nen Tag pro Wo­che von der Ar­beit frei­ge­stellt. In der Fi­lia­le am P. Platz ist Frau N. während der El­tern­zeit nur noch mit 30 Wo­chen­stun­den als SM tätig. Frau B. ar­bei­tet dort als wei­te­re SM in Voll­zeit. Mit­te No­vem­ber 2011 er­folg­te für die­ses Geschäft ei­ne Stel­len­aus­schrei­bung, wo­nach die Stel­le als ASM mit 32/40 St­un­den zu be­set­zen sei (Ko­pie Bl. 187 d. A.). Die Kläge­rin hat sich hier­auf be­wor­ben. Der für ih­re Fi­lia­le zuständi­ge Di­strikt­lei­ter hat­te hier­von Kennt­nis. Die Kläge­rin wur­de auch in die Ur­laubs­pla­nung für das Jahr 2012 bei der Fi­lia­le P. Platz berück­sich­tigt.

Hin­sicht­lich des Vor­brin­gens der Par­tei­en in der I. In­stanz wird auf den Tat­be­stand des an­ge­foch­te­nen Ur­teils ver­wie­sen. Un­ter dem 19. Ok­to­ber 2011 hat das Ar­beits­ge­richt Ber­lin ent­schie­den, dass die Verfügungs­be­klag­te mit Wir­kung ab 22. Ok­to­ber 2011 der Ver­rin­ge­rung der ver­trag­li­chen Ar­beits­zeit der Verfügungskläge­rin von bis­lang 40 Wo­chen­stun­den auf 32 Wo­chen­stun­den mit ei­ner fle­xi­blen Ver­tei­lung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit in­ner­halb der Geschäfts­zei­ten zu­zu­stim­men hat. Hier­ge­gen rich­tet sich die form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­te und be­gründe­te Be­ru­fung der Be­klag­ten. Die­se ist der An­sicht, dass dem Teil­zeit­ver­lan­gen der Kläge­rin er­heb­li­che be­trieb­li­che Gründe ent­ge­genstünden. Sie ver­tre­te den grundsätz­li­chen An­satz, im Ma­nage­ment­be­reich nur Voll­zeit­kräfte zu beschäfti­gen. Es sei ei­ne größtmögli­che Präsenz im je­wei­li­gen Sto­re er­for­der­lich. Die ASM hätten in ers­ter Li­nie Lei­tungs- und Führungs­auf­ga­ben wahr­zu­neh­men. Als Lea­der, Coach und Un­ter­neh­mer sei­en sie zu 80 % ih­rer Zeit ak­tiv mit ih­ren Part­nern im Cof­fee Hou­se tätig.

 

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Der von ih­nen in­ne ge­hab­te Ar­beits­platz sei nicht teil­bar. Auf­grund des ho­hen Teil­zeit­an­teils und der Fluk­tua­ti­on in der Ebe­ne dar­un­ter sei durch die SM und ASM ei­ne Kon­stan­ze zu schaf­fen. Die­ses Kon­zept wer­de in sämt­li­chen Sto­res in Ber­lin um­ge­setzt. Es müsse auch gewähr­leis­tet sein, dass Wei­sun­gen aus Es­sen oh­ne Verzöge­rung um­ge­setzt würden. Wäre die Kläge­rin je­doch an ei­nem Tag pro Wo­che nicht vor Ort, käme es zu er­heb­li­chen Verzöge­run­gen. Bei ei­ner Re­du­zie­rung von fünf auf vier Ar­beits­ta­ge blie­be der SM an ei­nem kom­plet­ten Wo­chen­tag oh­ne Ver­tre­ter. An je­dem Tag müsse je­doch min­des­tens ei­ne Schicht durch den SM oder ASM ab­ge­deckt wer­den. Von den Mit­glie­dern des Ma­nage­ments wer­de ein 100prozentiger Ein­satz er­war­tet. Dies schließe die Ab­leis­tung ge­le­gent­li­cher Über­stun­den ein. Auf den Stel­len der ASM müsse es die Möglich­keit zur Beförde­rung ge­ben. Da auch die Ebe­ne der SM nicht mit Teil­zeit­kräften aus­gefüllt wer­de, blo­ckie­re die Kläge­rin über Jah­re ei­nen Aus­bil­dungs­platz. Für die re­du­zier­ten acht St­un­den sei ei­ne Teil­zeit­kraft nicht zu fin­den. Ein Verfügungs­grund sei eben­falls nicht ge­ge­ben. Zu Un­recht ha­be das Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men, ein Fern­stu­di­um könne nicht ne­ben ei­ner Voll­zeittätig­keit möglich sein. Dies ge­he je­den­falls bis zur Haut­sa­che­ent­schei­dung. Im Übri­gen hätte die Kläge­rin schnel­ler ei­ne einst­wei­li­ge Verfügung ein­rei­chen müssen. Von der Stel­len­aus­schrei­bung für den P. Platz ha­be der für die­se Fi­lia­le zuständi­ge Di­strikt­slei­ter nichts ge­wusst.

Nach­dem die Kläge­rin zu­letzt erklärt hat, dass der erst­in­stanz­li­che An­trag mit der Maßga­be auf­recht er­hal­ten wird, dass längs­tens bis zu ei­ner rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che die Re­ge­lung zu gel­ten ha­be, be­an­tragt die Be­klag­te,

das am 19.10.2011 verkünde­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin - 39 Ga 15208/11 - auf­zu­he­ben und den An­trag der Verfügungskläge­rin auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung zurück­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin be­haup­tet, sie sei ad­mi­nis­tra­tiv ca. vier bis fünf St­un­den pro Wo­che tätig. Im Übri­gen ver­weist sie dar­auf, dass sie über­wie­gend Kaf­fee ver­kau­fe und die Deutsch­land­spit­ze der Be­klag­ten in fünf Jah­ren schon vier Mal ge­wech­selt ha­be. Die Po­si­ti­on des SM in der F.straße ha­be eben­falls in fünf Jah­ren fünf Mal ge­wech­selt. Zwei in Voll­zeit täti­ge Führungs­per­so­nen könn­ten in ih­rer Fi­lia­le max. 58,36 % der Schicht­zei­ten

 

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ab­de­cken. Bei Um­set­zung der be­gehr­ten Teil­zeittätig­keit re­du­zie­re sich die­ser An­teil auf 52,5 %. Seit dem 1. De­zem­ber 2011 er­fol­ge die Führung der Fi­lia­le in der F.straße oh­ne Pro­ble­me trotz ih­rer re­du­zier­ten Ar­beits­zeit. Sie ge­he da­von aus, dass auch Herr Sch. von der Aus­schrei­bung der Stel­le ei­ner ASM für die Fi­lia­le P. Platz ge­wusst ha­be.

Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Be­ru­fung der Be­klag­ten hat kei­nen Er­folg. Zu Recht hat das Ar­beits­ge­richt Ber­lin die Be­klag­te ver­ur­teilt, der Ver­rin­ge­rung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit der Kläge­rin ab dem 22. Ok­to­ber 2011 zu­zu­stim­men. Der im Be­ru­fungs­ver­fah­ren erst­mals er­folg­te um­fang­rei­che Vor­trag der Be­klag­ten ändert hier­an nichts.

Die Kläge­rin kann sich mit Er­folg auf das Vor­lie­gen ei­nes Verfügungs­an­spruchs be­ru­fen. Die­ser er­gibt sich aus § 8 Tz­B­fG. Dem­ge­genüber ist nicht zu er­ken­nen, dass be­trieb­li­che Gründe die­sem Be­geh­ren ent­ge­gen­ste­hen.

Zu Recht hat das Ar­beits­ge­richt Ber­lin dar­auf ver­wie­sen, dass den Ar­beit­ge­ber nach all­ge­mei­nen Grundsätzen die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die ent­ge­gen­ste­hen­den be­trieb­li­chen Gründe trifft. Die ent­spre­chen­de Prüfung sei in drei Stu­fen vor­zu­neh­men (vgl. BAG, 30.09.2003 - 9 AZR 665/02 - NZA 2004, 382, 383 f.).

Vor­lie­gend be­ste­hen schon Be­den­ken, ob bei der Be­klag­ten über­haupt ein be­trieb­li­ches Or­ga­ni­sa­ti­ons­kon­zept da­hin­ge­hend vor­liegt, dass die Po­si­tio­nen SM und ASM nur in Voll­zeit zu er­le­di­gen sind. Hier­ge­gen spricht die Aus­schrei­bung für das Geschäft Pa. Platz (Ko­pie Bl. 187 d. A.), die als Möglich­keit zu­min­dest ei­ne Teil­zeit­ar­beit im Um­fang von 32 Wo­chen­stun­den vor­sieht. Es kann of­fen blei­ben, ob der für die­se Fi­lia­le zuständi­ge District Ma­na­ger Herr Sch. trotz sei­nes un­ten auf­geführ­ten Na­mens von die­ser Aus­schrei­bung nichts wuss­te. Die Sto­re Ma­na­ge­rin Frau B. muss je­den­falls von die­ser Aus­schrei­bung ge­wusst ha­ben, denn die Kläge­rin war mit ih­rer re­du­zier­ten Ar­beits­zeit auch in die Ur­laubs­pla­nung für das Jahr 2012 auf­ge­nom­men wor­den. Da­mit zeigt sich je­den­falls, dass das von der Be­klag­ten be­haup­te­te Kon­zept je­den­falls auf die­ser Ma­nage­ment­ebe­ne nicht an­ge­kom­men ist.

Doch selbst wenn man da­von aus­geht, dass das Kon­zept der Be­klag­ten auf den Po­si­tio­nen SM und ASM ei­ne Voll­zeittätig­keit vor­sieht, dann stünde das Ar­beits­zeit­ver­lan­gen der

 

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Kläge­rin dem zwar ent­ge­gen (zwei­te Stu­fe der Prüfung), doch sind die von der Be­klag­ten für ihr Kon­zept vor­ge­tra­ge­nen Gründe nicht hin­rei­chend ge­wich­tig (drit­te Prüfungs­stu­fe), so dass sie auch dem Wunsch der Kläge­rin nach Ver­rin­ge­rung ih­rer durch­schnitt­li­chen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nicht ent­ge­gen­ste­hen.

Die Be­klag­te trägt in­so­fern zum Teil vor, dass bei der Um­set­zung der Ar­beits­zeit­re­ge­lung der Kläge­rin die­se an ei­nem Tag pro Wo­che feh­le. Die­se An­nah­me trifft je­doch nicht zu. Die Kläge­rin hat nicht ver­langt, dass sie künf­tig nur noch an vier Ar­beits­ta­gen pro Wo­che ein­ge­setzt wer­den dürfe. Der wei­te­re Ein­wand der Be­klag­ten, dass an je­dem Tag min­des­tens ei­ne Schicht ein SM/ASM an­we­send sein müsse, ist auch bei ei­ner re­du­zier­ten Ar­beits­zeit der Kläge­rin möglich. Al­len­falls wäre die Kläge­rin nicht die vol­le Schicht an­we­send, was an­ge­sichts der lan­gen Öff­nungs­zei­ten je­doch auch jetzt schon teil­wei­se zu­trifft. Eben­falls ins Lee­re geht der Ein­wand der Be­klag­ten, dass ge­le­gent­lich Über­stun­den zu leis­ten sei­en. Die­se im Ar­beits­ver­trag fest­ge­leg­te Pflicht wird durch die Re­du­zie­rung der re­gelmäßigen wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nicht ver­rin­gert. Auch im Ter­min vom 14. März 2012 hat die Kläge­rin dar­ge­legt, dass sie wei­ter­hin be­reit sei, ge­le­gent­lich Über­stun­den zu leis­ten. So­weit die Be­klag­te meint, die Kläge­rin blo­ckie­re ei­nen Aus­bil­dungs­platz, da die Po­si­ti­on der ASM in der Re­gel für ei­ne zweijähri­ge Aus­bil­dung vor­ge­se­hen sei, kann dies eben­falls nicht nach­voll­zo­gen wer­den. Ei­ne der­ar­ti­ge Blo­ckie­rung er­folgt un­abhängig da­von, ob die Kläge­rin auf Ba­sis ei­ner Voll­zeit­stel­le oder ei­ner Teil­zeit­beschäfti­gung tätig ist. Im Übri­gen hat die Kläge­rin sich an kei­ner Stel­le recht­lich da­zu ver­pflich­tet, die in­ne ge­hab­te Stel­le nach Ab­lauf von zwei Jah­ren möglichst schnell wie­der frei­zu­ma­chen. Der Hin­weis der Be­klag­ten, dass Wei­sun­gen z. B. aus Es­sen möglichst oh­ne Verzöge­rung um­zu­set­zen sei­en, führt eben­falls zu kei­ner an­de­ren Be­ur­tei­lung. Auch nach Dar­stel­lung der Be­klag­ten wird 80 % der Tätig­keit als ASM ak­tiv im Cof­fee Hou­se ver­bracht. Bei ei­ner Voll­zeittätig­keit wären so­mit ca. acht St­un­den für ad­mi­nis­tra­ti­ve Tätig­kei­ten re­ser­viert. Bei ei­ner Re­du­zie­rung der Ar­beits­zeit auf 32 St­un­den ver­blie­be hier­mit je­doch wei­ter­hin genügend Zeit.

In­so­fern re­du­ziert sich das Vor­brin­gen der Be­klag­ten dar­auf, dass durch die ver­lang­te Voll­zeittätig­keit ei­ne größtmögli­che Präsenz in der Fi­lia­le er­reicht wer­den soll, da­mit die Funk­tio­nen als Lea­der/Coach möglichst um­fang­reich wahr­ge­nom­men wer­den. Nur so könne ei­ne nach­hal­ti­ge Führung si­cher­ge­stellt und die Team­bil­dung in der Fi­lia­le vor­an­ge­trie­ben wer­den.

 

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Als Kon­zept ist dies eben­falls so nicht nach­voll­zieh­bar. Es gibt in Ber­lin Fi­lia­len mit nur ei­ner Führungs­po­si­ti­on, über­wie­gend mit zwei, am P. Platz je­doch mit drei Führungs­po­si­tio­nen. In der Fi­lia­le, in der die Kläge­rin tätig ist (F.straße) sind aus­weis­lich der von der Be­klag­ten ein­ge­reich­ten Dienst­pläne für Au­gust 2011 Beschäftig­te im Um­fang von ins­ge­samt 590 St­un­den pro Wo­che tätig. Für die Fi­lia­le P. Platz er­gibt sich aus der Ur­laubs­pla­nung für das Jahr 2012 ein Beschäfti­gungs­um­fang von ins­ge­samt 623,5 St­un­den pro Wo­che, wenn man das im Ja­nu­ar 2012 aus­lau­fen­de be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis nicht und die wei­te­re ge­such­te Führungs­kraft mit 40 Ar­beits­stun­den berück­sich­tigt. Un­ter­halb der Ebe­ne ASM sind in der F.straße 18 und am P. Platz 16 Per­so­nen beschäftigt. Der Auf­wand für ei­ne nach­hal­ti­ge Team­bil­dung wird je­doch vor al­lem durch die An­zahl der Ar­beit­neh­mer und de­ren St­un­den­zah­len be­ein­flusst. Hält man das pro­por­tio­na­le Verhält­nis zwi­schen Führungs­per­so­nal und übri­gen Beschäftig­ten in der F.straße für maßge­bend, dann hätte für die Fi­lia­le P. Platz al­len­falls ein Bedürf­nis für die Ein­stel­lung ei­ner wei­te­ren Führungs­kraft auf Teil­zeit­ba­sis be­stan­den. Das glei­che gilt auch um­ge­kehrt. Wenn sich je­doch kein Zu­sam­men­hang zwi­schen dem Um­fang der Führungs­auf­ga­ben ei­ner­seits und dem Bedürf­nis nach Coa­ching und Lea­ding Auf­ga­ben an­de­rer­seits fest­stel­len lässt, ist auch nicht nach­voll­zieh­bar, war­um die­se Auf­ga­ben nicht in Teil­zeit wahr­ge­nom­men wer­den könn­ten. Je­den­falls sind die Gründe der Be­klag­ten für ei­ne Voll­zeittätig­keit nicht so ge­wich­tig, dass das Teil­zeit­ver­lan­gen der Kläge­rin zurück­zu­ste­hen hat.

Der Kläge­rin steht auch ein Verfügungs­grund zur Sei­te.

Die­ser entfällt nicht schon des­we­gen, weil die Kläge­rin nach Er­halt des ab­leh­nen­den Schrei­bens vom 22. Au­gust 2011 das einst­wei­li­ge Verfügungs­ver­fah­ren erst am 7. Ok­to­ber 2011 beim Ar­beits­ge­richt anhängig ge­macht hat. Un­strei­tig hat­te sie die ver­bind­li­che Zu­las­sung zum Stu­di­um erst am 5. Ok­to­ber 2011 be­kom­men. Je­den­falls dies recht­fer­tigt das ent­spre­chen­de Ab­war­ten. Im Übri­gen han­del­te auch die Be­klag­te nicht be­son­ders eil­bedürf­tig. Nach­dem das Ar­beits­ge­richt in­ner­halb von 14 Ta­gen der Be­klag­ten ei­ne erst­in­stanz­li­che Ent­schei­dung zu­stell­te, hat die­se un­ter Ausschöpfung al­ler Fris­ten drei Mo­na­te für die Be­ru­fungs­be­gründung ge­braucht.

Die hie­si­ge Kam­mer geht je­den­falls da­von aus, dass der Teil­zeit­an­spruch auch im Rah­men des einst­wei­li­gen Recht­schut­zes mit Er­folg gel­tend ge­macht wer­den kann (vgl. Gott­hardt NZA 2001, 1183). Hier­bei ist auch zu be­ach­ten, dass we­gen § 894 ZPO die Fik­ti­on der Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­erklärung im Haupt­sa­che­ver­fah­ren erst mit des­sen Rechts­kraft ein­tritt.

 

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Je­den­falls ist ei­ne einst­wei­li­ge Verfügung dann aus­nahms­wei­se zu­zu­las­sen, wenn der Ar­beit­neh­mer sei­ner­seits drin­gen­de Gründe für die Re­du­zie­rung der Ar­beits­zeit anführen kann (Gott­hardt, a. a. O., 1186).

Vor­lie­gend kann die Kläge­rin sich auf drin­gen­de Gründe be­ru­fen. Sie hat sich ne­ben ih­rer Tätig­keit bei der Be­klag­ten ab Ok­to­ber 2011 im Rah­men ei­nes Fern­stu­di­um­gangs für ei­nen Ba­che­l­or­ab­schluss ein­ge­schrie­ben. Hierfür ist aus­weis­lich der Im­ma­tri­ku­la­ti­ons­be­schei­ni­gung ei­ne Re­gel­stu­di­en­zeit von sie­ben Se­mes­tern vor­ge­se­hen. Die Kam­mer geht da­von aus, dass der­ar­ti­ge Stu­di­engänge nicht ein­fach im An­schluss an ein voll­zei­ti­ges Ar­beits­verhält­nis oder aus­sch­ließlich am Wo­chen­en­de ab­sol­viert wer­den können. Geht man da­von aus, dass je­den­falls ein Wo­chen­end­tag zur Er­ho­lung ver­blei­ben soll, dann ste­hen der Kläge­rin für das Stu­di­um wöchent­lich um­ge­rech­net ge­ra­de mal zwei Ar­beits­ta­ge zur Verfügung. Dies ist schon mehr als knapp be­mes­sen. In An­be­tracht der Tat­sa­che, dass Haupt­sa­che­ver­fah­ren beim hie­si­gen Ge­richt re­gelmäßig durch zwei In­stan­zen nach ca. ei­nem Jahr erst ab­ge­schlos­sen sind, hätte die Ver­wei­ge­rung ei­ner zu­stim­men­den Ent­schei­dung im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren zur Fol­ge, dass fast ein Drit­tel des Stu­di­ums un­ter un­zu­mut­ba­ren Ar­beits­be­din­gun­gen ab­zu­leis­ten wären.

Der Te­nor der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung war teil­wei­se ab­zuändern. Aus­weis­lich des Sit­zungs­pro­to­kolls vom 19. Ok­to­ber 2011 hat­te die Kläge­rin den An­trag erst­in­stanz­lich mit der Maßga­be ge­stellt, dass die For­mu­lie­rung „mit ei­ner fle­xi­blen Ver­tei­lung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit in­ner­halb der Geschäfts­zei­ten“ ge­stri­chen wird. Da die­se For­mu­lie­rung trotz­dem in den Te­nor auf­ge­nom­men wor­den war, hat nun­mehr ei­ne ent­spre­chen­de Kor­rek­tur zu er­fol­gen.

Auch wenn ei­ne rück­wir­ken­de Zu­stim­mung zu ei­ner Ver­tragsände­rung gem. § 311 a Abs. 1 BGB in­zwi­schen möglich ist, ist in zeit­li­cher Hin­sicht der zu­zu­spre­chen­de An­trag längs­tens bis zu ei­ner rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung im Haupt­sa­che­ver­fah­ren zu be­gren­zen.

Die Kos­ten des er­folg­lo­sen Rechts­mit­tels hat die Be­klag­te zu tra­gen.

Ge­gen die­se Ent­schei­dung ist ein Rechts­mit­tel nicht ge­ge­ben. Die Re­vi­si­on ist nicht zulässig (§ 72 Abs. 4 ArbGG).

 

K.

B.

A.

 

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