HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

BAG, Ur­teil vom 19.03.2009, 8 AZR 689/06

   
Schlagworte: Betriebsübergang
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 8 AZR 689/06
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 19.03.2009
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Hessisches LAG, Urteil vom 20.06.2007, 2 Sa 629/06
   

Bun­des­ar­beits­ge­richt

BAG, Ur­teil vom 19. 3. 2009 – 8 AZR 689/07

Auf die Re­vi­si­on der Kläge­rin wird das Ur­teil des Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts vom 20. Ju­ni 2007 – 2 Sa 629/06 – auf­ge­ho­ben.

Die Sa­che wird zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung – auch über die Kos­ten der Re­vi­si­on – an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob über den 1. Ju­li 2005 hin­aus zwi­schen ih­nen ein Ar­beits­verhält­nis be­steht oder ob das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin kraft Ge­set­zes mit Wir­kung zum 1. Ju­li 2005 auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" über­ge­gan­gen ist, die mit Wir­kung zum 2. Ja­nu­ar 2006 auf­grund Form­wech­sels in die Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg GmbH um­ge­wan­delt wur­de.

Die Kläge­rin stand seit dem 11. Sep­tem­ber 1972 in ei­nem Ar­beits­verhält­nis zu dem be­klag­ten Land und war zu­letzt als An­ge­stell­te im La­bordienst am In­sti­tut für Mi­kro­bio­lo­gie am Kli­ni­kum der Jus­tus-Lie­big-Uni­ver­sität in Gießen beschäftigt. Zu ih­rem Auf­ga­ben­ge­biet gehörte das Führen der Stamm­samm­lung, die Rei­ni­gung von Lys­te­ri­o­ly­sin am ÄKTA-HPLC high per­for­mance li­quid chro­ma­to­gra­phy, Plas­mi­di­so­lie­run­gen und die Her­stel­lung elek­tro­kom­pe­ten­ter Zel­len. Al­le drei bis vier Wo­chen war die Kläge­rin für ei­nen Tag im Spätdienst von 16: 00 bis 18: 00 Uhr so­wie drei- bis vier­mal im Jahr zum Wo­chen­end­dienst im dia­gnos­ti­schen La­bor des In­sti­tuts ein­ge­teilt, wel­ches Auf­ga­ben der Kran­ken­ver­sor­gung wahr­nimmt.

Mit Wir­kung zum 1. Ja­nu­ar 2001 wa­ren gemäß § 1 des Ge­set­zes für die hes­si­schen Uni­ver­sitätskli­ni­ken vom 26. Ju­ni 2000 (Uni­KlinG) das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen, das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Mar­burg und das Kli­ni­kum der Jo­hann Wolf­gang Goe­the-Uni­ver­sität in Frank­furt am Main als rechtsfähi­ge An­stal­ten des öffent­li­chen Rechts er­rich­tet wor­den. § 4 Abs. 1 Uni­KlinG (in der bis zum 31. De­zem­ber 2005 gel­ten­den Fas­sung) be­stimm­te, dass für Ver­bind­lich­kei­ten ei­nes Uni­ver­sitätskli­ni­kums ne­ben die­sem auch das Land un­be­schränkt haf­tet, wenn und so­weit die Be­frie­di­gung aus dem Vermögen des Uni­ver­sitätskli­ni­kums nicht er­langt wer­den konn­te (Gewährträger­schaft). Die­se Be­stim­mung gilt für ein Uni­ver­sitätskli­ni­kum in pri­va­ter Rechts­form seit dem 1. Ja­nu­ar 2006 nicht mehr. Nach § 22 Abs. 1 Uni­KlinG (in der bis 8. Ok­to­ber 2007 gülti­gen Fas­sung) ver­blie­ben die Beschäftig­ten, so­weit ihr Beschäfti­gungs­verhält­nis – wie bei der Kläge­rin – vor dem 1. Ja­nu­ar 2001 be­gründet wor­den war, im Dienst des be­klag­ten Lan­des und die Beschäftig­ten gal­ten als zur Uni­ver­sität ver­setzt. Das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal so­wie die aus­sch­ließlich für For­schung und Leh­re täti­gen Mit­ar­bei­ter blie­ben Beschäftig­te der Uni­ver­sität selbst (§ 22 Abs. 3 Uni­KlinG). In § 22 Abs. 7 Uni­KlinG (in der bis 8. Ok­to­ber 2007 gel­ten­den Fas­sung) war die Möglich­keit vor­ge­se­hen, die bei den Uni­ver­sitätskli­ni­ken beschäftig­ten Lan­des­be­diens­te­ten in den Dienst des Uni­ver­sitätskli­ni­kums über­zu­lei­ten. § 22 Abs. 7 Satz 2 und 3 Uni­KlinG (in der bis 8. Ok­to­ber 2007 gülti­gen Fas­sung) sah ein Wi­der­spruchs­recht der Beschäftig­ten ge­gen ih­re Über­lei­tung vor.

Der Wis­sen­schafts­rat pro­gnos­ti­zier­te in sei­nen Emp­feh­lun­gen zu for­schungs- und lehrförder­li­chen Struk­tu­ren in der Uni­ver­sitäts­me­di­zin vom 30. Ja­nu­ar 2004 für die Ein­nah­men der Uni­ver­sitätskli­ni­ken im sta­ti­onären Be­reich Um­satzrückgänge von min­des­tens 15 %. Das Kran­ken­ver­sor­gungs­bud­get des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen wies seit 2001 deut­li­che Er­geb­nis­ver­schlech­te­run­gen aus, zu­letzt für das Jahr 2004 ei­nen Bi­lanz­ver­lust von 9, 8 Mil­lio­nen Eu­ro. Das be­klag­te Land hat­te auf­grund der Gewährträger­schaft gemäß § 4 Uni­KlinG für die­se Fehl­beträge ein­zu­ste­hen. Hätte das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen man­gels Li­qui­dität sei­ne Zah­lungsfähig­keit ver­lo­ren, hätte das be­klag­te Land kurz­fris­tig er­heb­li­che Fi­nanz­mit­tel zu­schießen müssen. Auf­grund feh­len­der frei­er Haus­halts­mit­tel hätten in ei­nem sol­chen Fall an­de­re öffent­li­che Auf­ga­ben nicht erfüllt wer­den können. Be­rech­nun­gen des Kli­ni­kums­vor­stan­des im Rah­men ei­nes Ent­wick­lungs­kon­zep­tes Uni­ver­sitätskli­ni­ken Mit­tel­hes­sen vom 3. Fe­bru­ar 2004 ließen nach Einschätzun­gen des ärzt­li­chen und des kaufmänni­schen Di­rek­tors ge­genüber dem Jahr 2005 bis zum Jahr 2007 un­ter Ein­be­zie­hung von Preis- und Ge­halts­stei­ge­run­gen ei­ne Mehr­be­las­tung von 25 % er­war­ten. Wei­ter­hin wur­de für das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen aus der Per­spek­ti­ve des Jah­res 2004 ein In­ves­ti­ti­ons­be­darf in Höhe von et­wa 200 Mil­lio­nen Eu­ro geschätzt, um so­wohl bau­lich als auch kli­nisch den ak­tu­ell ge­bo­te­nen Stand zu er­rei­chen. Be­reits im Jahr 2004 konn­ten auf­grund feh­len­der In­stand­hal­tung nicht mehr al­le Auf­la­gen von Behörden im Be­reich Brand­schutz und Hy­gie­ne erfüllt wer­den, Ope­ra­ti­onssäle muss­ten we­gen bau­lich be­ding­ter hy­gie­ni­scher Mängel ge­schlos­sen wer­den. Zum da­ma­li­gen Zeit­punkt wur­de der Aus- und Neu­bau von Hoch­schu­len ein­sch­ließlich der Hoch­schul­klin­ken von Bund und Ländern als Ge­mein­schafts­auf­ga­be nach Maßga­be des Ge­set­zes über die Ge­mein­schafts­auf­ga­ben Aus­bau und Neu­bau von Hoch­schu­len (Hoch­schul­bauförde­rungs­ge­setz-HB­FG) durch­geführt. Un­ter zeit­li­chen Ge­sichts­punk­ten konn­te nach An­mel­dung ei­nes Vor­ha­bens frühes­tens nach zwei Jah­ren mit ei­ner Mit­tel­zu­wei­sung ge­rech­net wer­den, wo­bei der Lan­des­an­teil zur Fi­nan­zie­rung gemäß § 12 Abs. 1 HB­FG bei 50 % lag. Das Vo­lu­men der bau­li­chen Neu­struk­tu­rie­rung mach­te es er­for­der­lich, im Fall der Rea­li­sie­rung der Maßnah­men durch die öffent­li­che Hand je­den­falls die Pla­nung eu­ro­pa­weit aus­zu­schrei­ben und die Rea­li­sie­rung der Bau­pla­nun­gen setz­te ei­ne ent­spre­chen­de Mit­tel­zu­wei­sung im Rah­men des Haus­halts­plans vor­aus.

Am 14. De­zem­ber 2004 gab der Mi­nis­ter­präsi­dent des Lan­des Hes­sen ei­ne Re­gie­rungs­erklärung zur Zu­kunfts­si­che­rung der Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg ab. Im Mai 2005 in­se­rier­te das be­klag­te Land in der "Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung" die Auf­for­de­rung zur Ab­ga­be ei­ner In­ter­es­sen­be­kun­dung im Rah­men der Pri­va­ti­sie­rung der Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg. Durch die Fu­sio­nie­rung und Pri­va­ti­sie­rung bei­der Kli­ni­ken soll­te de­ren wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on nach­hal­tig ver­bes­sert wer­den. Bei Pri­va­ti­sie­rung al­lein des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen befürch­te­te das be­klag­te Land ei­nen Ver­drängungs­wett­be­werb zwi­schen den nur 30 km von­ein­an­der ent­fern­ten Kli­ni­ken.

Der Hes­si­sche Land­tag be­schloss am 16. Ju­ni 2005 das Ge­setz über die Er­rich­tung des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen und Mar­burg (UKG). Die­ses trat am 1. Ju­li 2005 in Kraft und mit Ab­lauf des 31. De­zem­ber 2006 außer Kraft (§ 6 Abs. 2 UKG).

Die­ses Ge­setz lau­tet aus­zugs­wei­se:

"§ 1. Er­rich­tung des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen und Mar­burg

(1) Das Kli­ni­kum der Jus­tus-Lie­big-Uni­ver­sität mit Sitz in Gießen (Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen) und das Kli­ni­kum der Phil­ipps-Uni­ver­sität mit Sitz in Mar­burg (Uni­ver­sitätskli­ni­kum Mar­burg) wer­den zu­sam­men­ge­legt und als ei­ne rechtsfähi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts mit Stand­or­ten und Sitz in Gießen und Mar­burg er­rich­tet.

(2) Die An­stalt führt den Na­men 'Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg'. Sie führt ein ei­ge­nes Sie­gel und gibt sich ei­ne Sat­zung.

(3) Rech­te, Pflich­ten und Zuständig­kei­ten der Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg ge­hen im We­ge der Ge­samt­rechts­nach­fol­ge auf das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg über. Das je­wei­li­ge Be­triebs­vermögen wird in­so­weit mit den Buch­wer­ten der von ei­nem Ab­schluss­prüfer mit ei­nem Bestäti­gungs­ver­merk ver­se­he­nen Schluss­bi­lan­zen zum 31. De­zem­ber 2004 des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen und des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Mar­burg bi­lan­zi­ell mit Wir­kung ab dem 1. Ja­nu­ar 2005/31. De­zem­ber 2004 über­nom­men. …

§ 3. Beschäftig­te

(1) Die bis­her in der Kran­ken­ver­sor­gung und Ver­wal­tung der Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg täti­gen nicht wis­sen­schaft­li­chen Beschäftig­ten im Ar­beits- oder Aus­zu­bil­den­den­verhält­nis zum Land Hes­sen wer­den mit In-Kraft-Tre­ten die­ses Ge­set­zes von der Jus­tus-Lie­big-Uni­ver­sität Gießen und der Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg zum Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg ver­setzt und in den An­stalts­dienst über­ge­lei­tet. Die Beschäftig­ten im An­stalts­dienst der Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg wer­den mit In-Kraft-Tre­ten die­ses Ge­set­zes Beschäftig­te des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen und Mar­burg. Das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg tritt in die Rech­te und Pflich­ten der Ar­beits- und Aus­bil­dungs­verhält­nis­se der in Satz 1 und 2 ge­nann­ten Ar­beit­neh­mer ein. So­weit bis­her nicht wis­sen­schaft­li­che Beschäftig­te im Be­am­ten­verhält­nis den Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg zur Dienst­leis­tung zu­ge­wie­sen sind, wer­den sie mit In-Kraft-Tre­ten die­ses Ge­set­zes dem Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg zur Dienst­leis­tung zu­ge­wie­sen.

(2) Für das wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal gilt § 22 Abs. 3 des Ge­set­zes für die hes­si­schen Uni­ver­sitätskli­ni­ken vom 26. Ju­ni 2000 (GVBl. I S. 344), geändert durch Ge­setz vom 31. Ok­to­ber 2001 (GVBl. I S. 434), mit der Maßga­be, dass die Dienst­leis­tun­gen beim Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg zu er­brin­gen sind. …

§ 5. Form­wech­sel

Die Lan­des­re­gie­rung ist ermäch­tigt, durch Rechts­ver­ord­nung die nach Maßga­be die­ses Ge­set­zes er­rich­te­te An­stalt des öffent­li­chen Rechts mit dem Na­men 'Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg' nach ih­rer rechts­wirk­sa­men Er­rich­tung nach Maßga­be der §§ 301 bis 304 des Um­wand­lungs­ge­set­zes vom 28. Ok­to­ber 1994 (BGBl. I S. 3210, 1995 I S. 428), zu­letzt geändert durch Ge­setz vom 12. Ju­ni 2003 (BGBl. I S. 838, 842), in der je­weils gel­ten­den Fas­sung, durch Form­wech­sel in ei­ne Ka­pi­tal­ge­sell­schaft in der Rechts­form ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung, ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft oder ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft auf Ak­ti­en, de­ren persönlich haf­ten­de Ge­sell­schaf­te­rin ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung ist, um­zu­wan­deln. Der ers­te Teil des fünf­ten Bu­ches des Um­wand­lungs­ge­set­zes fin­det auf die­sen Form­wech­sel kei­ne An­wen­dung. Die nach Satz 1 zu er­las­sen­de Rechts­ver­ord­nung re­gelt die nähe­re Aus­ge­stal­tung des Form­wech­sels im Hin­blick auf die Fir­ma, das Stamm- bzw. Grund­ka­pi­tal so­wie den Ge­sell­schafts­ver­trag bzw. die Sat­zung der Ka­pi­tal­ge­sell­schaft."

Der Präsi­dent der Jus­tus-Lie­big-Uni­ver­sität Gießen teil­te der Kläge­rin mit Schrei­ben vom 14. Ju­ni 2005 die Rück­nah­me ih­rer Dienst­ver­pflich­tung ge­genüber dem Uni­ver­sitätskli­ni­kum mit. Mit Schrei­ben vom 12. Ju­li 2005 wur­de die Kläge­rin über den In­halt des UKG in Be­zug auf die Ar­beits­verhält­nis­se der Beschäftig­ten in­for­miert. Die Kläge­rin ver­lang­te am 27. Ju­li 2005 schrift­lich den Ver­bleib ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses beim be­klag­ten Land. Un­ter dem 2. Au­gust 2005 teil­te das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg der Kläge­rin mit, dass ihr Ar­beits­verhält­nis auf das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg über­ge­lei­tet wor­den sei und mit die­sem fort­be­ste­he, weil die Kläge­rin nicht­wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin sei.

Mit Schriftsätzen von 12. Au­gust 2005 er­ho­ben 138 Beschäftig­te der Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen bzw. Mar­burg Ver­fas­sungs­be­schwer­de und be­an­trag­ten den Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen An­ord­nung, durch die das UKG einst­wei­len außer Kraft ge­setzt wer­den soll­te. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt wies durch Be­schluss vom 27. De­zem­ber 2005 – 1 BvR 1725/05 – die Ver­fas­sungs­be­schwer­de und den An­trag auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen An­ord­nung zurück.

Die Hes­si­sche Lan­des­re­gie­rung er­ließ am 1. De­zem­ber 2005 auf­grund des § 5 UKG die Ver­ord­nung zur Um­wand­lung des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen und Mar­burg in ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung (UK-Um­wVO). § 1 UK-Um­wVO be­stimmt, dass die nach § 1 des UKG er­rich­te­te An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" in ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung form­wech­selnd um­ge­wan­delt wird und der Form­wech­sel mit der Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter wirk­sam wird. Gemäß § 1 Abs. 3 Nr. 1 UK-Um­wVO führt die Ge­sell­schaft die Fir­ma "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg GmbH" (im Fol­gen­den: U-G-M GmbH) und gemäß § 1 Abs. 3 Nr. 2 und 3 UK-Um­wVO beträgt das Stamm­ka­pi­tal der Ge­sell­schaft 500.000,00 Eu­ro, wel­ches das be­klag­te Land als al­lei­ni­ger Ge­sell­schaf­ter und Gründer der Ge­sell­schaft über­nimmt. § 2 Abs. 1 UK-Um­wVO legt fest, dass die Rech­te und Pflich­ten der Beschäftig­ten der An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" aus den be­ste­hen­den An­stel­lungs-, Ar­beits- und Aus­bil­dungs­verträgen durch den Form­wech­sel un­berührt blei­ben und ein Be­triebsüber­gang im Sin­ne von § 613a Abs. 1 BGB nicht statt­fin­det. Der Form­wech­sel von der An­stalt des öffent­li­chen Rechts in ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung wur­de am 2. Ja­nu­ar 2006 in das Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen.

In dem Ge­sell­schafts­ver­trag der U-G-M GmbH vom 13. De­zem­ber 2005 be­hielt sich das be­klag­te Land ver­schie­de­ne Zu­stim­mungs- und In­for­ma­ti­ons­rech­te vor. Nach § 13 Abs. 1 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges können meh­re­re Re­ge­lun­gen des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges nur mit Ein­wil­li­gung des be­klag­ten Lan­des geändert oder ergänzt wer­den, ua. die Rechts­form und die Fir­ma (§ 1 Abs. 1 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges), der Sitz (§ 1 Abs. 2 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges), der Ge­gen­stand, Zweck und Auf­ga­be des Un­ter­neh­mens (§ 2 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges), das Stamm­ka­pi­tal (§ 3 Abs. 1 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges), Verfügun­gen über Geschäfts­an­tei­le und Teil­geschäfts­an­tei­le (§ 4 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges), Rech­te des Lan­des Hes­sen (§ 13 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges) und Ein­zie­hung von Geschäfts­an­tei­len (§ 14 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges). In § 14 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges ist ge­re­gelt, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen das be­klag­te Land Ge­sell­schafts­an­tei­le an der Ge­sell­schaft ein­zie­hen kann. § 14 lau­tet aus­zugs­wei­se:

"§ 14. Ein­zie­hung von Geschäfts­an­tei­len

(1) Die Ein­zie­hung von Geschäfts­an­tei­len ist zulässig.

(2) Die Ein­zie­hung der Geschäfts­an­tei­le an der Ge­sell­schaft, die nicht un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar vom Land Hes­sen ge­hal­ten wer­den, ist oh­ne Zu­stim­mung des be­trof­fe­nen Ge­sell­schaf­ters auf­grund ei­nes Be­schlus­ses der Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung, bei dem al­lein das Land Hes­sen stimm­be­rech­tigt ist, zulässig, wenn

1. über das Vermögen ei­nes Ge­sell­schaf­ters, sei­nes un­mit­tel­ba­ren oder mit­tel­ba­ren Mehr­heits­ge­sell­schaf­ters oder der Ge­sell­schaft ein In­sol­venz­ver­fah­ren eröff­net und nicht in­ner­halb von zwei Mo­na­ten, spätes­tens aber bis zur Ver­wer­tung des Geschäfts­an­teils, ein­ge­stellt wird,

2. die Eröff­nung ei­nes In­sol­venz­ver­fah­rens über das Vermögen ei­nes Ge­sell­schaf­ters, sei­nes un­mit­tel­ba­ren oder mit­tel­ba­ren Mehr­heits­ge­sell­schaf­ters oder der Ge­sell­schaft man­gels Mas­se ab­ge­lehnt wird,

3. ein An­trag auf Eröff­nung ei­nes In­sol­venz­ver­fah­rens über das Vermögen ei­nes Ge­sell­schaf­ters durch die­sen Ge­sell­schaf­ter, sei­nes un­mit­tel­ba­ren oder mit­tel­ba­ren Mehr­heits­ge­sell­schaf­ters durch die­sen Ge­sell­schaf­ter oder der Ge­sell­schaft durch die Ge­sell­schaft ge­stellt wur­de,

4. ein Ge­sell­schaf­ter oder des­sen un­mit­tel­ba­rer oder mit­tel­ba­rer Mehr­heits­ge­sell­schaf­ter oder die Ge­sell­schaft über­schul­det oder zah­lungs­unfähig im Sin­ne der In­sol­venz­ord­nung sind und sämt­li­che In­sol­venz­gründe bis zur Be­schluss­fas­sung über die Ein­zie­hung nicht be­sei­tigt sind,

5. ein Geschäfts­an­teil oder Teil­geschäfts­an­teil ei­nes Ge­sell­schaf­ters an der Ge­sell­schaft gepfändet oder auf sons­ti­ge Wei­se in die­sen voll­streckt wird und die Pfändung oder sons­ti­ge Voll­stre­ckungs­maßnah­me nicht in­ner­halb von zwei Mo­na­ten, spätes­tens aber bis zur Ver­wer­tung des Geschäfts­an­teils oder Teil­geschäfts­an­teils auf­ge­ho­ben wird oder nicht in­ner­halb von zwei Mo­na­ten an­de­re Maßnah­men er­grif­fen wer­den, die ei­ne Ver­wer­tung des Geschäfts­an­teils oder Teil­geschäfts­an­teils ab­wen­den,

6. we­sent­li­che Be­stand­tei­le des Vermögens der Ge­sell­schaft gepfändet oder auf sons­ti­ge Wei­se in die­se voll­streckt wird und die Pfändung oder sons­ti­ge Voll­stre­ckungs­maßnah­me nicht in­ner­halb von zwei Mo­na­ten, spätes­tens aber bis zur Ver­wer­tung der Vermögens­ge­genstände auf­ge­ho­ben wird oder nicht in­ner­halb von zwei Mo­na­ten an­de­re Maßnah­men er­grif­fen wer­den, die ei­ne Ver­wer­tung der Vermögens­ge­genstände ab­wen­den."

Mit dem Ge­setz zur Ände­rung des Ge­set­zes für die hes­si­schen Uni­ver­sitätskli­ni­ken und an­de­rer Vor­schrif­ten vom 15. De­zem­ber 2005 (GVBl. I S. 843) wur­de mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2006 § 25a in das Uni­KlinG ein­gefügt. Die­ser trifft Re­ge­lun­gen für ein Uni­ver­sitätskli­ni­kum in pri­va­ter Rechts­form. Da­nach muss ein in pri­va­ter Rechts­form be­trie­be­nes Uni­ver­sitätskli­ni­kum mit den wahr­zu­neh­men­den Auf­ga­ben be­lie­hen wer­den und un­ter­steht in­so­weit der Rechts­auf­sicht des Mi­nis­te­ri­ums für Wis­sen­schaft und Kunst. Die Vor­schrif­ten des Uni­KlinG gel­ten nach sei­nem § 25a nur ein­ge­schränkt für ein in pri­va­ter Rechts­form be­trie­be­nes Uni­ver­sitätskli­ni­kum, ua. gilt nicht die in § 4 Uni­KlinG ge­re­gel­te Gewährträger­schaft.

Das be­klag­te Land erklärte in ei­ner schrift­li­chen Erklärung vom 22. De­zem­ber 2005 ge­genüber der Ver­sor­gungs­an­stalt des Bun­des und der Länder (VBL), es wer­de im Fall der Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens über das Vermögen der Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg GmbH und der Nicht­be­sei­ti­gung von Gründen, die zur Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens führ­ten, von sei­nem Recht zur Ein­zie­hung der Geschäfts­an­tei­le Ge­brauch ma­chen. Un­ter dem 26./31. Ja­nu­ar 2006 schlos­sen die U-G-M GmbH und die VBL ei­ne Be­tei­li­gungs­ver­ein­ba­rung.

Mit Wir­kung zum 1. Fe­bru­ar 2006 ver­kauf­te das be­klag­te Land 95 % der Geschäfts­an­tei­le der U-G-M GmbH an die Rhön-Kli­ni­kum AG. Die Rhön-Kli­ni­kum AG ver­pflich­te­te sich, bis zum 31. De­zem­ber 2010 an den Stand­or­ten Mar­burg und Gießen zu­sam­men 367 Mil­lio­nen Eu­ro zu in­ves­tie­ren; be­triebs­be­ding­te Kündi­gun­gen sind bis zum 31. De­zem­ber 2010 an bei­den Stand­or­ten aus­ge­schlos­sen. Das be­klag­te Land ver­pflich­te­te sich, 100 Mil­lio­nen Eu­ro, in ei­ne Stif­tung ein­zu­brin­gen, die die Hoch­schul­me­di­zin der Uni­ver­sitäten Gießen und Mar­burg un­terstützt.

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, sie gehöre zwar nicht zum wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal iSd. § 7 Abs. 3 Nr. 1 und 3 Hes­si­sches Hoch­schul­ge­setz (HHG) in der Fas­sung vom 3. No­vem­ber 1998 (§ 8 Abs. 3 Nr. 1 und 3 HHG in der Fas­sung vom 5. No­vem­ber 2007). Sie sei aber den­noch dem wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal zu­zu­ord­nen, weil sie aus­sch­ließlich für For­schung und Leh­re zuständig sei. Sie übe kei­ne über­wie­gen­de oder aus­sch­ließli­che Tätig­keit im kli­ni­schen Be­reich aus. Außer­dem trägt die Kläge­rin vor, 12 nicht­wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter aus dem Be­reich der Mi­kro­bio­lo­gie, wel­che als An­ge­stell­te im La­bordienst und me­di­zi­nisch-tech­ni­sche An­ge­stell­te mit ihr ver­gleich­bar sei­en, sei­en beim be­klag­ten Land ver­blie­ben. In­so­weit be­ruft sich die Kläge­rin auf den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz.

Die Kläge­rin hat zu­letzt be­an­tragt, fest­zu­stel­len, dass zwi­schen den Par­tei­en über den 1. Ju­li 2005 hin­aus ein Ar­beits­verhält­nis be­steht.

Das be­klag­te Land hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt.

Es ist der An­sicht, der ge­setz­lich an­ge­ord­ne­te Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses von ihm auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts ver­s­toße nicht ge­gen über­ge­ord­ne­tes Recht. Ein Wi­der­spruchs­recht ha­be der Kläge­rin nicht zu­ge­stan­den. Auch sei die Tätig­keit der Kläge­rin kei­ne wis­sen­schaft­li­che, weil je­ne über­wie­gend dem kli­ni­schen Be­reich zu­zu­ord­nen sei.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung der Kläge­rin hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ge­wie­sen und die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen. Mit die­ser ver­folgt die Kläge­rin ihr Kla­ge­be­geh­ren wei­ter.

Ent­schei­dungs­gründe:

Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ist be­gründet. Zunächst hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­tref­fend an­ge­nom­men, ge­gen die an sich zulässi­ge Über­lei­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses der Kläge­rin vom be­klag­ten Land auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" ge­be es kein Wi­der­spruchs­recht für die Kläge­rin. Die An­sicht des Lan­des­ar­beits­ge­richts, die Kläge­rin könne ih­ren gel­tend ge­mach­ten An­spruch nicht auf den Ge­sichts­punkt der Gleich­be­hand­lung stützen, weil sie ei­nen sol­chen nur in Form ei­nes Wie­der­ein­stel­lungs­an­spru­ches gel­tend hätte ma­chen können, hält ei­ner re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prüfung al­ler­dings nicht stand.

A. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat sei­ne kla­ge­ab­wei­sen­de Ent­schei­dung im We­sent­li­chen wie folgt be­gründet. Das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin un­ter­fal­le § 3 Abs. 1 Satz 1 UKG. Sie sei als nicht wis­sen­schaft­li­che An­ge­stell­te im Be­reich des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen tätig.

Hin­sicht­lich der Ein­ord­nung der Mit­ar­bei­ter in das wis­sen­schaft­li­che und nicht wis­sen­schaft­li­che Per­so­nal der Uni­ver­sitätskli­ni­ken ver­wei­se § 3 Abs. 2 UKG auf § 22 Abs. 3 Uni­KlinG. Nach die­ser Vor­schrift gehörten zum wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal die gemäß § 7 Abs. 3 Nr. 1 und 3 HHG in der Fas­sung vom 3. No­vem­ber 1998 (= § 8 Abs. 3 Nr. 1 und 3 HHG in der Fas­sung vom 31. Ju­li 2000) Beschäftig­ten so­wie die aus­sch­ließlich für For­schung und Leh­re täti­gen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter. Un­ter Be­ach­tung von § 8 Abs. 3 Nr. 3 HHG nF gehörten ua. zum wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal die wis­sen­schaft­li­chen As­sis­ten­tin­nen und As­sis­ten­ten so­wie die wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter und die wis­sen­schaft­li­chen Hilfs­kräfte mit Hoch­schul­ab­schluss.

Nach ih­rem ei­ge­nen Vor­brin­gen zähle die Kläge­rin nicht zu dem im HHG de­fi­nier­ten Kreis der wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter. Sie könne sich al­len­falls der Grup­pe der Mit­ar­bei­te­rin­nen aus den Be­rei­chen Ver­wal­tung und Tech­nik ein­sch­ließlich der An­gehöri­gen der nichtärzt­li­chen Fach­be­ru­fe des Ge­sund­heits­we­sens (ad­mi­nis­tra­tiv-tech­ni­sche Mit­glie­der iSv. § 8 Abs. 3 Nr. 4 HHG nF) zu­gehörend an­se­hen. Hier­auf kom­me es vor­lie­gend je­doch nicht an, denn § 3 UKG ver­wei­se in sei­nem Ab­satz 2 auf § 22 Abs. 3 Uni­KlinG, der sei­ner­seits aus­sch­ließlich auf § 7 Abs. 3 Nr. 1 und 3 HHG idF vom 3. No­vem­ber 1998 (= § 8 HHG nF) ver­wei­se.

Die Kläge­rin gehöre auch nicht zum sons­ti­gen Kreis der wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter iSv. § 22 Abs. 3 Uni­KlinG, die aus­sch­ließlich für For­schung und Leh­re ar­bei­ten.

Un­strei­tig wer­de die Kläge­rin nicht aus­sch­ließlich in For­schung und Leh­re tätig. Sie übe – wenn auch nur mit ei­nem ge­rin­gen zeit­li­chen An­teil – Ar­bei­ten aus, die der Kran­ken­ver­sor­gung zu­zu­rech­nen sei­en, in­dem sie Spät- und Wo­chen­end­diens­te im dia­gnos­ti­schen La­bor ver­rich­te. Die­se Ar­bei­ten sei­en Be­stand­teil ih­rer im Rah­men des Ar­beits­verhält­nis­ses als An­ge­stell­te im La­bordienst zu ver­rich­ten­den Auf­ga­ben. Die For­mu­lie­rung in § 22 Abs. 3 Uni­KlinG ver­bie­te ei­ne Aus­le­gung iSd. Be­trach­tung der Kläge­rin, die auf ih­re re­gelmäßige Haupttätig­keit im In­sti­tut für Mi­kro­bio­lo­gie ab­stel­le. Die Ver­wen­dung des Be­griffs "aus­sch­ließlich" sei ein­deu­tig und ei­ner Aus­le­gung nicht zugäng­lich. An­ders als bei ei­ner über­wie­gen­den oder we­sent­li­chen Beschäfti­gung mit be­stimm­ten Auf­ga­ben könne ei­ne aus­sch­ließli­che nicht an­ge­nom­men wer­den, wenn mit ei­nem noch so klei­nen Zeit­an­teil auch an­der­wei­ti­ge, ver­trag­lich ge­schul­de­te Tätig­kei­ten ver­rich­tet würden.

Ein von der Kläge­rin mögli­cher­wei­se mit Schrei­ben vom 27. Ju­li 2005 erklärter Wi­der­spruch ent­fal­te kei­ne Rechts­fol­gen. Da­her kom­me es nicht dar­auf an, ob die­ses Schrei­ben den An­for­de­run­gen an ei­nen Wi­der­spruch genüge. Ein Wi­der­spruchs­recht se­he das UKG nicht vor. Auf­grund der Aus­ge­stal­tung des UKG ver­bie­te sich auch ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung des § 613a Abs. 6 BGB. Der hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber ha­be be­wusst von der Möglich­keit der Einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts ab­ge­se­hen. Es ge­be kein Bun­des­recht, das die ge­setz­li­che Über­lei­tung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses durch den Lan­des­ge­setz­ge­ber ver­bie­te. Ein Ver­s­toß ge­gen § 613a Abs. 6 BGB lie­ge nicht vor, da vom sach­li­chen An­wen­dungs­be­reich des § 613a BGB sol­che Be­triebsübergänge aus­ge­nom­men sei­en, die im We­ge der Ge­samt­rechts­nach­fol­ge kraft Ge­set­zes voll­zo­gen würden, was hier auf­grund der Be­stim­mung in § 1 Abs. 3 UKG der Fall sei. Ein Ver­fas­sungs­ver­s­toß lie­ge nicht in der ge­setz­li­chen Über­lei­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses oh­ne Einräum­ung des Wi­der­spruchs­rechts. Dem Hes­si­schen Land­tag ha­be gemäß Art. 70 Abs. 1 GG die Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz zu­ge­stan­den. Art. 1 Abs. 1 GG sei nicht ver­letzt. Den Ar­beit­neh­mern ste­he an­er­kann­ter­maßen ein außer­or­dent­li­ches Kündi­gungs­recht zu, so dass sie nicht ge­gen ih­ren Wil­len ge­zwun­gen sei­en, bei ei­nem an­de­ren Ar­beit­ge­ber zu ar­bei­ten. Art. 12 Abs. 1 GG sei eben­falls nicht ver­letzt. Zwar lie­ge in der durch das UKG an­ge­ord­ne­ten Über­lei­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts ein Ein­griff in das Grund­recht der Kläge­rin auf freie Wahl des Ar­beits­plat­zes. Die ge­setz­li­che Re­ge­lung stel­le aber le­dig­lich ei­ne Be­rufs­ausübungs­re­ge­lung dar. Die Rech­te, die sich das be­klag­te Land ge­genüber der Rhön-Kli­ni­kum AG im Rah­men der ge­sell­schafts­recht­li­chen Aus­ge­stal­tung vor­be­hal­ten ha­be und die Ver­pflich­tun­gen – ins­be­son­de­re im Be­reich der Ein­zie­hung gemäß § 14 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges der U-G-M GmbH – be­wirk­ten ei­ne Ab­si­che­rung der kläge­ri­schen Ar­beit­neh­mer­rech­te im Fall der In­sol­venz der U-G-M GmbH, die die recht­li­chen und tatsächli­chen Aus­wir­kun­gen des UKG auf die Rechts­stel­lung der Kläge­rin auf den bloßen Wech­sel des Ar­beit­ge­bers un­ter Fortführung des Ar­beits­verhält­nis­ses im Übri­gen be­schränken würden. Die Über­lei­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses oh­ne Einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts sei durch vernünf­ti­ge Gründe des Ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigt. Die von dem be­klag­ten Land gewähl­te Vor­ge­hens­wei­se, die bei­den Kli­nik­be­trie­be zunächst in die An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" ein­zu­brin­gen und so­dann in ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung durch Form­wech­sel um­zu­ge­stal­ten, de­ren we­sent­li­che Geschäfts­an­tei­le an ei­nen pri­va­ten Er­wer­ber hätten veräußert wer­den sol­len mit der Ver­pflich­tung, in ei­nem fest­ge­leg­ten Zeit­rah­men von rund 5 Jah­ren In­ves­ti­tio­nen im Vo­lu­men von 270 Mil­lio­nen Eu­ro an den Kli­nik­stand­or­ten Gießen und Mar­burg durch­zuführen, sei ge­eig­net, die Fortführung bei­der Kli­ni­ken im bis­he­ri­gen Um­fang zu si­chern. Die Auf­recht­er­hal­tung des Be­triebs bei­der Uni­ver­sitätskli­ni­ken sei so­wohl im Hin­blick auf die Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung als auch auf die re­gio­na­le und über­re­gio­na­le Be­deu­tung der Uni­ver­sitätsstädte Gießen und Mar­burg im öffent­li­chen In­ter­es­se, denn sie ermögli­che ei­ne orts­na­he me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung auf höchs­tem Ni­veau so­wie For­schung und Leh­re in bei­den Fa­kultäten. Die Fortführung bei­der Kli­ni­ken in neu­er Rechts­form ha­be al­ler­dings nur un­ter Auf­recht­er­hal­tung des Kli­nik­be­triebs gewähr­leis­tet wer­den können, was wie­der­um die Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se des in der Kran­ken­ver­sor­gung und Ver­wal­tung der Kli­ni­ken täti­gen Per­so­nals be­dingt ha­be. In­so­weit sei auch die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung der wis­sen­schaft­lich zu den nicht wis­sen­schaft­lich täti­gen Beschäftig­ten ge­recht­fer­tigt. Oh­ne ge­setz­li­che Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se der in den Be­rei­chen Kran­ken­ver­sor­gung und Ver­wal­tung ein­ge­setz­ten Beschäftig­ten hätte die Ge­fahr be­stan­den, wie die Viel­zahl der "Wi­dersprüche" der Ar­beit­neh­mer und das Vor­ge­hen ge­gen das UKG ge­zeigt ha­be, dass das für den Be­trieb ei­nes Kran­ken­hau­ses not­wen­di­ge Per­so­nal nicht mehr zur Verfügung ge­stan­den hätte. Das be­klag­te Land könne nicht auf den Ab­schluss von Per­so­nal­ge­stel­lungs­verträgen ver­wie­sen wer­den. Per­so­nal­ge­stel­lungs­verträge stell­ten ei­nen Sys­tem­wech­sel dar. Durch die Über­lei­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts sei die Kläge­rin wei­ter­hin Ar­beit­neh­me­rin des öffent­li­chen Diens­tes ge­blie­ben. Mit dem Form­wech­sel sei aus Sicht der Kläge­rin zwar das Ar­beits­verhält­nis aus dem öffent­li­chen Dienst her­aus­gelöst wor­den, al­ler­dings un­ter Ein­be­zie­hung ei­nes um­fang­rei­chen Si­che­rungs­kon­zep­tes. Die Kläge­rin ha­be da­mit ei­nen ver­gleich­bar sol­ven­ten Schuld­ner. Im Übri­gen hätten sich sei­ne Ar­beits­be­din­gun­gen nicht ver­schlech­tert. Ein Ver­s­toß ge­gen Art. 3 Abs. 1 GG sei eben­falls nicht ge­ge­ben. Die Be­triebsüber­g­angs­richt­li­nie 2001/23/EG sei un­an­wend­bar, da der Be­triebsüber­gang nicht auf ver­trag­li­cher Grund­la­ge er­folgt sei und ein eu­ropäisches Grund­recht auf Wi­der­spruch ge­gen den Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht be­ste­he.

Die Kläge­rin könne ih­ren An­spruch auf Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses zum Land Hes­sen auch nicht auf den Ge­sichts­punkt der Gleich­be­hand­lung stützen. Es könne da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die von ihr be­nann­ten Beschäftig­ten, de­ren Ar­beits­verhält­nis­se bei dem be­klag­ten Land ver­blie­ben sei­en, ei­ne ver­gleich­ba­re Tätig­keit wie die Kläge­rin ver­rich­te­ten oder ob es sich bei die­sen Per­so­nen um wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter iSv. § 3 Abs. 2 UKG iVm. § 22 Abs. 3 Uni­KlinG han­de­le. Auf­grund der zwin­gend und nicht dis­po­nier­ba­ren Re­ge­lung der ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten Über­lei­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses der Kläge­rin als nicht wis­sen­schaft­li­cher An­ge­stell­ten hätte ein sol­cher An­spruch nur in Form ei­nes Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruchs gel­tend ge­macht wer­den können, der vor­lie­gend nicht gel­tend ge­macht wor­den sei.

B. Dem folgt der Se­nat nur in­so­weit nicht, als das Lan­des­ar­beits­ge­richt meint, die Kläge­rin könne ih­ren An­spruch auf Fort­be­stand ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses nicht auf den Ge­sichts­punkt der Gleich­be­hand­lung stützen. Das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin wur­de dann kraft Ge­set­zes auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" über­ge­lei­tet, wenn das be­klag­te Land nicht ge­gen den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ver­s­toßen hat. Ein Wi­der­spruchs­recht ge­gen die Über­lei­tung stand der Kläge­rin nicht zu.

I. Grundsätz­lich er­fasst die Über­lei­tungs­vor­schrift des § 3 Abs. 1 UKG auch das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin.

1. Zu­tref­fend ist das Lan­des­ar­beits­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass die Kläge­rin nicht dem § 22 Abs. 3 Uni­KlinG un­terfällt, da sie we­der zum wis­sen­schaft­li­chen Per­so­nal nach § 8 Abs. 3 Nr. 1 und 3 HHG nF zählt (§ 22 Abs. 3 Satz 1 1. Al­tern. Uni­KlinG) noch aus­sch­ließlich für For­schung und Leh­re tätig ge­we­sen ist (§ 22 Abs. 3 Satz 1 2. Al­tern. Uni­KlinG). Die An­nah­me des Lan­des­ar­beits­ge­richts, die Kläge­rin sei des­halb nicht "aus­sch­ließlich" für For­schung und Leh­re tätig ge­we­sen, weil sie – wenn auch nur in ei­nem ge­rin­gen zeit­li­chen Um­fang – auch Tätig­kei­ten aus­geübt ha­be, die der Kran­ken­ver­sor­gung zu­zu­rech­nen sei­en (sc. Spät- und Wo­chen­end­diens­te im Dia­gnos­ti­schen La­bor), ist re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

2. Als nicht wis­sen­schaft­li­che Beschäftig­te in der Uni­ver­sitätskli­nik Gießen fällt die Kläge­rin so­mit un­ter das UKG (§ 3 Abs. 1 Satz 1 UKG) und wur­de da­her mit In­kraft­tre­ten des Ge­set­zes Beschäftig­te der neu­en An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg". Die­se trat in die Rech­te und Pflich­ten der Ar­beits- und Aus­bil­dungs­verhält­nis­se ein (§ 3 Abs. 1 Satz 3 UKG). Auf­grund die­ses ge­setz­lich aus­ge­stal­te­ten Über­gangs des Ar­beits­verhält­nis­ses wur­den die Ar­beit­neh­mer mit In­kraft­tre­ten des UKG am 1. Ju­li 2005 Beschäftig­te des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen und Mar­burg. Ein Recht der Ar­beit­neh­mer, die­ser Über­lei­tung ih­rer Ar­beits­verhält­nis­se zu wi­der­spre­chen, er­gibt sich we­der aus dem UKG selbst noch aus an­de­ren ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen.

3. Das UKG erwähnt ein Wi­der­spruchs­recht der Ar­beit­neh­mer nicht. Nach sei­nem Wort­laut wird es aus­drück­lich we­der ein­geräumt noch aus­ge­schlos­sen. Die Aus­le­gung des Ge­set­zes er­gibt je­doch, dass ein Wi­der­spruchs­recht für die vom Über­gang be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer nicht vor­ge­se­hen war.

a) Die For­mu­lie­rung in § 3 Abs. 1 Satz 3 UKG, die An­stalt des öffent­li­chen Rechts tre­te in die Rech­te und Pflich­ten der Ar­beits­verhält­nis­se ein, ent­spricht im We­sent­li­chen § 613a Abs. 1 Satz 1 2. Halbs. BGB. Ei­ne dem § 613a Abs. 6 BGB ent­spre­chen­de For­mu­lie­rung hat da­ge­gen der Lan­des­ge­setz­ge­ber nicht auf­ge­nom­men, ob­wohl es nach der Ge­set­zes­sys­te­ma­tik der po­si­ti­ven Re­ge­lung ei­nes Ge­stal­tungs­rechts be­durft hätte. Wenn ein (Lan­des-) Ge­setz­ge­ber bei sei­nen Re­ge­lun­gen nur auf Teil­be­rei­che ei­ner an­de­ren Norm zurück­greift, an­de­re Re­ge­lun­gen die­ser Norm aber nicht ver­wen­det, ist da­von aus­zu­ge­hen, dass dies be­wusst er­folg­te (vgl. BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 16, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48).

b) Die­ses sys­te­ma­ti­sche Ar­gu­ment wird gestützt durch die Vor­ge­schich­te des UKG. Be­reits noch fünf Jah­re zu­vor hat­te der hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber in § 22 Abs. 7 Uni­KlinG ei­ne – da­mals fa­kul­ta­ti­ve – Über­nah­me der Lan­des­be­diens­te­ten in den Dienst der drei Uni­ver­sitätskli­ni­ken, al­le­samt An­stal­ten des öffent­li­chen Rechts, un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen vor­ge­se­hen. Aus § 22 Abs. 7 Satz 2 und Satz 3 Uni­KlinG er­gibt sich, dass für die­sen Fall den Beschäftig­ten ein Wi­der­spruchs­recht ge­gen die Über­lei­tung ih­rer Ar­beits­verhält­nis­se zu­ste­hen soll­te. Wenn der­sel­be Lan­des­ge­setz­ge­ber bei der glei­chen Re­ge­lungs­ma­te­rie, der Über­lei­tung von Beschäfti­gungs­verhält­nis­sen aus dem Lan­des­dienst auf An­stal­ten des öffent­li­chen Rechts – Uni­ver­sitätskli­ni­ken – den Über­gang ein­mal mit Wi­der­spruchs­recht aus­stat­tet, das an­de­re Mal nicht, muss an­ge­nom­men wer­den, dass er im letz­te­ren Fall ein Wi­der­spruchs­recht be­wusst nicht einräum­en woll­te.

c) Dafür spre­chen wei­ter Sinn und Zweck des UKG. Nach § 1 Abs. 1 und Abs. 3 UKG und § 3 Abs. 1 UKG ist es Ge­set­zes­ziel, die bei­den Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg als Gan­zes und im un­veränder­ten Be­stand so­wohl hin­sicht­lich der per­so­nel­len als auch der sons­ti­gen Aus­stat­tung auf die neu er­rich­te­te An­stalt des öffent­li­chen Rechts zu über­tra­gen. Dem stünde ein Wi­der­spruchs­recht der Ar­beit­neh­mer ge­gen die Über­lei­tung ih­rer Ar­beits­verhält­nis­se ent­ge­gen.

4. Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung des § 613a Abs. 6 BGB schei­det aus.

a) Die ent­spre­chen­de An­wen­dung ei­ner Ge­set­zes­norm kommt re­gelmäßig nur in Be­tracht, wenn die ge­setz­li­che Re­ge­lung plan­wid­rig lücken­haft er­scheint und zur Ausfüllung der Lücke die Über­tra­gung der Rechts­fol­ge ei­nes ge­setz­li­chen Tat­be­stands auf ei­nen ver­gleich­ba­ren, aber im Ge­setz nicht ge­re­gel­ten Tat­be­stand er­for­der­lich ist. Da­bei muss ei­ne dem Plan des Ge­setz­ge­bers wi­der­spre­chen­de Lücke be­ste­hen oder sich je­den­falls später durch ei­ne Verände­rung der Le­bens­verhält­nis­se er­ge­ben ha­ben. Der dem Ge­setz zu­grun­de lie­gen­de Re­ge­lungs­plan ist aus ihm selbst im We­ge der his­to­ri­schen und te­leo­lo­gi­schen Aus­le­gung zu schließen und es ist zu fra­gen, ob das Ge­setz, ge­mes­sen an sei­ner ei­ge­nen Re­ge­lungs­ab­sicht, un­vollständig ist (BAG 13. Fe­bru­ar 2003 – 8 AZR 654/01 – mwN, BA­GE 104, 358 = AP BGB § 611 Or­gan­ver­tre­ter Nr. 24 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 2; 13. Mai 2004 – 8 AZR 92/03 – zu II 2 b bb der Gründe, ZTR 2004, 633).

b) Dar­an fehlt es vor­lie­gend. Wie dar­ge­legt hat der Lan­des­ge­setz­ge­ber den vom Über­gang ih­rer Ar­beits­verhält­nis­se auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mern be­wusst kein Wi­der­spruchs­recht ein­geräumt. Über die­se ge­setz­ge­be­ri­sche Ent­schei­dung kann sich die Recht­spre­chung nicht im We­ge der Ge­set­zes- oder Rechts­ana­lo­gie hin­weg­set­zen. Auf die Streit­fra­ge, in­wie­weit ein­zel­ne Be­stim­mun­gen des § 613a BGB auf ei­nen durch öffent­lich-recht­li­che Nor­men, ins­be­son­de­re Ge­set­ze, ge­re­gel­ten Be­triebsüber­gang ent­spre­chend an­ge­wandt wer­den können, kommt es vor­lie­gend nicht an (vgl. BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 17, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48).

II. Das UKG verstößt nicht ge­gen ein­fa­ches Bun­des­recht (Art. 31 GG). Ein­fa­ches Bun­des­recht, wel­ches die Über­lei­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen durch ei­nen Lan­des­ge­setz­ge­ber ver­bie­tet oder wel­ches in ei­nem sol­chen Fall die Einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts ge­bie­tet, exis­tiert nicht.

1. Die Nicht­einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts verstößt nicht ge­gen § 613a Abs. 6 BGB. Dies gilt schon des­halb, weil die in § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB ent­hal­te­nen tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen nicht ge­ge­ben sind. Da­nach ge­hen Ar­beits­verhält­nis­se über, wenn der Be­trieb "durch Rechts­geschäft" über­geht. Vom sach­li­chen An­wen­dungs­be­reich des § 613a BGB sind Be­triebsübergänge aus­ge­nom­men, die im We­ge der Ge­samt­rechts­nach­fol­ge kraft Ge­set­zes voll­zo­gen wer­den (BAG 13. No­vem­ber 2002 – 4 AZR 73/01 – zu I 1 b der Gründe mwN, BA­GE 103, 353 = AP AVR Ca­ri­tas­ver­band § 1 Nr. 2 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 4). Auch vor der Ko­di­fi­zie­rung des Wi­der­spruchs­rechts in § 613a Abs. 6 BGB wur­de durch die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts den Ar­beit­neh­mern nur ein Wi­der­spruchs­recht ein­geräumt, wenn die Vor­aus­set­zun­gen des § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB vor­la­gen (BAG 8. Mai 2001 – 9 AZR 95/00 – zu I 1 b cc der Gründe, BA­GE 97, 361 = AP BGB § 613a Nr. 219 = EzA BGB § 613a Nr. 198; 2. Ok­to­ber 1974 – 5 AZR 504/73 – BA­GE 26, 301).

Die bis­lang selbständi­gen An­stal­ten des öffent­li­chen Rechts Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Uni­ver­sitätskli­ni­kum Mar­burg sind auf die neue An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" we­der durch Ver­trag noch über­haupt rechts­geschäft­lich ver­an­lasst über­tra­gen wor­den. Der Über­tra­gung lag kei­ner­lei Rechts­geschäft zu­grun­de, ein­zi­ger Über­tra­gungs­akt ist die ge­setz­li­che Be­stim­mung des § 1 Abs. 3 Satz 1 UKG, nach der Rech­te, Pflich­ten und Zuständig­kei­ten der Uni­ver­sitätskli­ni­ken im We­ge der Ge­samt­rechts­nach­fol­ge auf die neue, nach § 1 Abs. 1 UKG er­rich­te­te An­stalt des öffent­li­chen Rechts über­ge­hen. Der Über­gang der Ar­beits­verhält­nis­se be­ruh­te nicht auf ei­ner Ab­spra­che, son­dern auf der ge­setz­li­chen Be­stim­mung des § 3 Abs. 1 Satz 3 UKG. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat fest­ge­stellt, dass an­der­wei­ti­ge rechts­geschäft­li­che Über­tra­gungs­ak­te nicht zu er­ken­nen sind.

2. Das UKG be­zweckt, ins­be­son­de­re durch sei­ne §§ 3 und 5, auch nicht in un­zulässi­ger Wei­se die Um­ge­hung von § 613a Abs. 6 BGB. § 613a Abs. 6 BGB enthält kei­nen über den An­wen­dungs­be­reich die­ser Norm hin­aus­wei­sen­den all­ge­mei­nen Rechts­satz, eben­so we­nig, wie § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB aus­drückt, die Über­tra­gung ei­nes Be­trie­bes oder der von dem Be­trieb wahr­ge­nom­me­nen Funk­tio­nen dürfe nur im We­ge des rechts­geschäft­li­chen Be­triebsüber­gangs vor­ge­nom­men wer­den (BAG 27. Sep­tem­ber 2007 – 8 AZR 941/06 – Rn. 41, AP BGB § 613a Nr. 332 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 86). Rich­tig ist, dass der Bun­des­ge­setz­ge­ber im Fal­le des rechts­geschäft­li­chen Be­triebsüber­gangs mit dem Wi­der­spruchs­recht Ar­beit­neh­mer­grund­rech­te schützen woll­te. An die­sem ver­fas­sungs­recht­li­chen Maßstab müssen sich auch Ge­set­ze mes­sen las­sen, die wie das UKG die Über­lei­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen auf ei­nen an­de­ren Ar­beit­ge­ber vor­se­hen, je­doch ein Wi­der­spruchs­recht nicht einräum­en. Nichts an­de­res er­gibt sich aus Art. 70 GG, der die Kom­pe­tenz­ver­tei­lung zur Ge­setz­ge­bung zwi­schen Bund und Ländern re­gelt und aus dem eu­ropäischen Ge­mein­schafts­recht, das ei­ne Wi­der­spruchsmöglich­keit zwar zulässt, aber nicht vor­schreibt.

3. Das UKG verstößt auch nicht ge­gen das Um­wand­lungs­ge­setz als ein­fa­ches Bun­des­recht, ins­be­son­de­re nicht ge­gen § 168 Um­wG.

a) Durch § 1 Abs. 1 UKG wur­den die bis­her selbständi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts (vgl. § 1 Abs. 1 Uni­KlinG) Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und die wei­te­re selbständi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts Uni­ver­sitätskli­ni­kum Mar­burg zu­sam­men­ge­legt und als ei­ne rechtsfähi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts mit Stand­or­ten und Sitz in Gießen und Mar­burg er­rich­tet. Da­mit ist § 168 Um­wG schon vom Wort­laut her nicht ein­schlägig. We­der das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen noch das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Mar­burg wa­ren "von ei­ner Ge­bietskörper­schaft … be­trie­be­ne Un­ter­neh­men", die in den Be­reich der Pri­vat­wirt­schaft aus­ge­glie­dert wer­den soll­ten. Viel­mehr wur­den durch das UKG zwei bis­her selbständi­ge, rechtsfähi­ge An­stal­ten des öffent­li­chen Rechts zu ei­ner zu­sam­men­ge­legt. Die­sen Fall re­gelt § 168 Um­wG nicht.

b) Die in § 168 Um­wG be­han­del­te Aus­glie­de­rung aus dem Vermögen von Ge­bietskörper­schaf­ten ist nach der Sys­te­ma­tik des Um­wG ein Un­ter­fall der Spal­tung als Form der Um­wand­lung (9. Ab­schn. des Drit­ten Bu­ches des Um­wG). Zwar gilt nach § 324 Um­wG bei Um­wand­lun­gen in Form der Spal­tung § 613a Abs. 1, 4 bis 6 BGB. Un­zu­tref­fend ist je­doch die An­nah­me, "nur" nach § 168 Um­wG könn­ten nach Bun­des­recht Ar­beits­verhält­nis­se aus dem Be­reich des öffent­li­chen Diens­tes in den Be­reich der Pri­vat­wirt­schaft überführt wer­den. Selbst wenn man da­von aus­geht, dass mit dem UKG nur der ers­te Rechts­akt ei­nes mehr­fach ge­staf­felt durch­geführ­ten Pri­va­ti­sie­rungs­vor­ha­bens des Lan­des ge­setzt wur­de, können sich die Ar­beit­neh­mer nicht auf § 168 Um­wG und da­her auch nicht auf § 324 Um­wG in Ver­bin­dung mit § 613a Abs. 6 BGB be­ru­fen. Denn schon das Um­wand­lungs­ge­setz selbst sieht für Körper­schaf­ten und An­stal­ten des öffent­li­chen Rechts die Möglich­keit des Form­wech­sels vor (6. Ab­schn. des Fünf­ten Bu­ches des Um­wG, vgl. §§ 301 ff. Um­wG). Für sol­che Form­wech­sel gilt § 324 Um­wG be­reits sei­nem Wort­laut nach nicht. Dies ist sys­te­ma­tisch rich­tig, da bei der Um­wand­lung durch Form­wech­sel kein neu­er Ar­beit­ge­ber in das Ar­beits­verhält­nis ein­tritt, nur der bis­he­ri­ge Ar­beit­ge­ber "das Kleid wech­selt" (Kall­mey­er/Wil­lem­sen Um­wG 3. Aufl. § 324 Rn. 3).

c) Als Bun­des­recht will das Um­wand­lungs­ge­setz nicht al­le Fälle der Um­wand­lung re­geln. Es ord­net die zi­vil­recht­li­chen In­stru­men­te der Um­wand­lung und be­stimmt die um­wand­lungsfähi­gen Recht­sträger, äußert sich aber zu Um­struk­tu­rie­run­gen im Be­reich des öffent­li­chen Rechts grundsätz­lich nicht (vgl. BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 23, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48 mit Ver­weis auf BAG 8. Mai 2001 – 9 AZR 95/00 – zu I 1 b bb der Gründe, BA­GE 97, 361 = AP BGB § 613a Nr. 219 = EzA BGB § 613a Nr. 198). Die öffent­lich-recht­li­che Zulässig­keit von Aus­glie­de­run­gen ist nicht im Um­wG ge­re­gelt, son­dern rich­tet sich nach dem maßgeb­li­chen Bun­des- oder Lan­des­ge­setz, was in § 168 Um­wG da­durch klar­ge­stellt wird, dass ei­ner Aus­glie­de­rung das für den Zu­sam­men­schluss "maßge­ben­de Bun­des- oder Lan­des­recht … nicht ent­ge­gen­ste­hen" dürfe (vgl. H. Schmidt in Lut­ter Um­wG 3. Aufl. Vor § 168 Rn. 3f., § 168 Rn. 17). Im Ge­gen­satz zu den §§ 57, 58 Um­wG 1969 ist es nach gel­ten­dem Recht nicht mehr er­for­der­lich, dass ei­ne Um­wand­lung durch Bun­des- oder Lan­des­recht "vor­ge­se­hen ist" oder "zu­ge­las­sen wird".

4. Ei­nem ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten Über­gang der Ar­beits­verhält­nis­se nach § 3 Abs. 1 UKG ste­hen we­der die Vor­schrif­ten des § 415 Abs. 1 Satz 1 BGB noch § 613 Satz 2 BGB ent­ge­gen. Die auch hier­auf gestütz­te Be­gründung des Wi­der­spruchs­rechts im Rah­men des § 613a BGB vor des­sen po­si­ti­ver Re­ge­lung lässt sich auf die öffent­lich-recht­li­che Re­ge­lung in § 3 UKG nicht über­tra­gen (BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 22 mwN, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48).

III. We­der die Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se an sich noch die Nicht­gewährung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts ver­s­toßen ge­gen Ver­fas­sungs­recht.

1. Das UKG ist for­mell wirk­sam, da der hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber ge­setz­ge­bungs­be­fugt war. Die Länder ha­ben das Recht zur Ge­setz­ge­bung, so­weit nicht dem Bund Ge­setz­ge­bungs­be­fug­nis­se ver­lie­hen sind (Art. 70 Abs. 1 GG). Nach Art. 75 Abs. 1 Nr. 1 GG in der bis zum 1. Sep­tem­ber 2006 gel­ten­den Fas­sung hat­te zwar der Bund das Recht, Rah­men­vor­schrif­ten für die Ge­setz­ge­bung der Länder über die Rechts­verhält­nis­se der im öffent­li­chen Dienst der Länder ste­hen­den Beschäftig­ten zu er­las­sen. Außer­dem steht dem Bund nach Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG die kon­kur­rie­ren­de Ge­setz­ge­bung im Ar­beits­recht zu. Für die ge­setz­li­che Über­lei­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen auf ei­ne An­stalt des öffent­li­chen Diens­tes oder in den Be­reich der Pri­vat­wirt­schaft hat der Bund von die­sen Kom­pe­ten­zen je­doch kei­nen Ge­brauch ge­macht. Durch § 613a BGB hat er nur rechts­geschäft­li­che Be­triebsübergänge ge­re­gelt (vgl. auch BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 27 mwN, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48).

2. Das Grund­recht der Be­rufs­frei­heit der Kläge­rin (Art. 12 Abs. 1 GG) ist nicht ver­letzt.

a) Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts ga­ran­tiert Art. 12 Abs. 1 Satz 1 GG nicht nur die freie Wahl des Be­rufs, son­dern auch die freie Wahl des Ar­beits­plat­zes, al­so die Ent­schei­dung, an wel­cher Stel­le dem gewähl­ten Be­ruf nach­ge­gan­gen wer­den soll. Zur Ent­schei­dung für ei­ne kon­kre­te Betäti­gungsmöglich­keit oder ein be­stimm­tes Ar­beits­verhält­nis gehört na­ment­lich bei abhängig Beschäftig­ten auch die Wahl des Ver­trags­part­ners samt den da­zu not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen, ins­be­son­de­re dem Zu­gang zum Ar­beits­markt. Eben­so wie die freie Be­rufs­wahl auch die Fort­set­zung und Be­en­di­gung ei­nes Be­rufs um­fasst, gehört zur frei­en Ar­beits­platz­wahl ne­ben der Ent­schei­dung für ei­ne kon­kre­te Beschäfti­gung auch der Wil­le des Ein­zel­nen, die­se bei­zu­be­hal­ten oder auf­zu­ge­ben. Staat­li­che Maßnah­men, die den Ein­zel­nen am Er­werb ei­nes zur Verfügung ste­hen­den Ar­beits­plat­zes hin­dern, ihn zur An­nah­me ei­nes be­stimm­ten Ar­beits­plat­zes zwin­gen oder die Auf­ga­be ei­nes Ar­beits­plat­zes ver­lan­gen, stel­len ei­nen Ein­griff in das Grund­recht auf freie Wahl des Ar­beits­plat­zes dar. Re­ge­lun­gen zum Über­gang ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf ei­nen an­de­ren Ar­beit­ge­ber be­tref­fen da­her den Schutz­be­reich der durch Art. 12 Abs. 1 GG geschütz­ten Ar­beits­platz­frei­heit (BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 30, 31 mwN, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48).

Der durch § 613a BGB ge­re­gel­te rechts­geschäft­li­che Be­triebsüber­gang und, in des­sen Fol­ge, der Über­gang der Ar­beits­verhält­nis­se ge­schieht un­abhängig von dem Wil­len der Ar­beit­neh­mer. Auch oh­ne aus­drück­li­che Re­ge­lung hat die Recht­spre­chung § 613a BGB bis zum 31. März 2002 da­hin aus­ge­legt, dass die Ar­beit­neh­mer das Recht ha­ben, dem Über­gang ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses bei Be­triebsüber­gang auf den Er­wer­ber zu wi­der­spre­chen (BAG 30. Ok­to­ber 2003 – 8 AZR 491/02 – mwN, BA­GE 108, 199 = AP BGB § 613a Nr. 262 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 16). Da­durch wur­de auch das in Art. 12 Abs. 1 GG gewähr­leis­te­te Recht auf freie Wahl des Ar­beits­plat­zes da­vor geschützt, ei­nen an­de­ren als den gewähl­ten Ar­beit­ge­ber auf­ge­zwun­gen zu be­kom­men (BAG 30. Sep­tem­ber 2004 – 8 AZR 462/03 – zu II 1 b aa der Gründe mwN, BA­GE 112, 124 = AP BGB § 613a Nr. 275 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 28). Auch zur Be­gründung des Ge­set­zes vom 23. März 2002 (BGBl. I S. 1163), das mit der Einfügung von § 613a Abs. 6 BGB das Wi­der­spruchs­recht ko­di­fi­zier­te, wur­de an­geführt, das Wi­der­spruchs­recht er­ge­be sich vor al­lem dar­aus, dass es mit der Würde des Men­schen, dem Recht auf freie Ent­fal­tung der Persönlich­keit und dem Recht auf freie Ar­beits­platz­wahl un­ver­ein­bar wäre, wenn ein Ar­beit­neh­mer ver­pflich­tet würde, für ei­nen Ar­beit­ge­ber zu ar­bei­ten, den er nicht frei gewählt ha­be (BT-Drucks. 14/7760 S. 20).

b) Da­nach stellt so­wohl die durch § 3 Abs. 1 UKG ge­setz­lich an­ge­ord­ne­te Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se der bis­her beim be­klag­ten Land beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer auf die neu er­rich­te­te rechtsfähi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" als auch die feh­len­de ge­setz­li­che Einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts ei­nen Ein­griff in das Grund­recht der Ar­beit­neh­mer auf freie Wahl des Ar­beits­plat­zes dar. Die zwin­gend aus­ge­stal­te­te ge­setz­li­che Re­ge­lung lässt zwar die Rech­te und Pflich­ten der Ar­beits­verhält­nis­se an­sons­ten be­ste­hen, wech­selt aber das be­klag­te Land als Ar­beit­ge­ber ge­gen die neu er­rich­te­te An­stalt des öffent­li­chen Rechts aus. Da­mit wird in die Be­rufs­ausübungs­frei­heit, nicht in die Frei­heit der Be­rufs­wahl ein­ge­grif­fen (BVerfG 11. Ju­ni 1958 – 1 BvR 596/56 – BVerfGE 7, 377, 405 ff.). Ziel und In­halt des UKG ist es, die Ar­beits­verhält­nis­se der in Gießen und Mar­burg nicht wis­sen­schaft­lich Beschäftig­ten in je­dem Fall und un­verändert, wenn auch mit ei­nem an­de­ren Ar­beit­ge­ber, auf­recht­zu­er­hal­ten und zu si­chern. Das UKG wirkt da­her nicht wie ei­ne ob­jek­ti­ve Zu­las­sungs­schran­ke, son­dern stellt ei­ne Be­rufs­ausübungs­re­ge­lung dar. Die Kläge­rin ar­bei­tet auch nach dem 1. Ju­li 2005 un­verändert an sei­nem Ar­beits­platz mit den glei­chen Ar­beits­be­din­gun­gen, nur nicht mehr mit dem be­klag­ten Land als Ar­beit­ge­ber. Auch der be­reits durch § 5 UKG ermöglich­te, ge­plan­te und später durch­geführ­te Form­wech­sel nach §§ 301 ff. Um­wG so­wie die be­ab­sich­tig­te und später eben­falls durch­geführ­te Veräußerung von Ge­sell­schafts­an­tei­len führen zu kei­ner in­halt­li­chen Ände­rung des Ar­beits­plat­zes der Kläge­rin. We­der Form­wech­sel noch Ge­sell­schaf­ter­wech­sel ha­ben auf den In­halt des Ar­beits­ver­trags Aus­wir­kun­gen.

c) So­wohl die Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se als auch die Nicht­einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts sind aber durch vernünf­ti­ge Gründe des Ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigt.

aa) Ein­grif­fe, die ei­ner Re­ge­lung der Be­rufs­ausübungs­frei­heit un­ter Auf­recht­er­hal­tung der Ar­beits­verhält­nis­se gleich­kom­men, sind dann ver­fas­sungs­gemäß, wenn sie durch vernünf­ti­ge Gründe des Ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigt und verhält­nismäßig sind. Die Ein­grif­fe dürfen da­bei nicht wei­ter­ge­hen, als es die sie recht­fer­ti­gen­den Ge­mein­wohl­be­lan­ge er­for­dern (BVerfG 9. Ju­ni 2004 – 1 BvR 636/02 – zu B I 1 b der Gründe mwN, BVerfGE 111, 10). Es gilt der Grund­satz, je stärker der Ein­griff in die durch Art. 12 Abs. 1 GG geschütz­ten Rech­te ist, des­to ge­wich­ti­ger müssen die Gründe des Ge­mein­wohls sein, die die­sen Ein­griff recht­fer­ti­gen, wo­bei der Ein­griff ge­eig­net, er­for­der­lich und verhält­nismäßig im en­ge­ren Sin­ne sein muss (BVerfG 14. De­zem­ber 1965 – 1 BvL 14/60 – BVerfGE 19, 330, 336 f.; 18. Ju­ni 1980 – 1 BvR 697/77 – BVerfGE 54, 301, 313; 16. Ja­nu­ar 2002 – 1 BvR 1236/99 – BVerfGE 104, 357, 364) 'Die Ein­griffs­mit­tel dürfen zu­dem nicht übermäßig be­las­tend sein, so dass bei ei­ner Ge­samt­abwägung zwi­schen der Schwe­re des Ein­griffs und dem Ge­wicht der recht­fer­ti­gen­den Gründe die Gren­ze der Zu­mut­bar­keit noch ge­wahrt ist (vgl. BVerfG 14. De­zem­ber 1965 – 1 BvL 14/60 – BVerfGE 19, 330, 337; 13. De­zem­ber 2000 – 1 BvR 335/97 – BVerfGE 103, 1, 10; 29. Ok­to­ber 2002 – 1 BvR 525/99 – BVerfGE 106, 181, 192). Nach die­sem Prüfungs­maßstab ist die ge­setz­li­che Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se von dem be­klag­ten Land auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" auch oh­ne Gewährung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts rechts­verhält­nismäßig. Dies gilt auch un­ter Berück­sich­ti­gung des Um­stan­des, dass der Hes­si­sche Ge­setz­ge­ber in § 5 UKG die Hes­si­sche Lan­des­re­gie­rung ermäch­tigt hat, durch Rechts­ver­ord­nung die An­stalt des öffent­li­chen Rechts durch Form­wech­sel in ei­ne GmbH um­zu­wan­deln und un­ter Berück­sich­ti­gung des wei­te­ren Um­stan­des, dass die­ser Form­wech­sel nach dem Wil­len des Hes­si­schen Ge­setz­ge­bers (Hes­si­scher Land­tag Drucks. 16/3758) da­zu die­nen soll­te, die Ge­sell­schafts­an­tei­le oder de­ren über­wie­gen­den Teil in der Fol­ge­zeit an ei­nen pri­vat or­ga­ni­sier­ten Kran­ken­haus­be­trei­ber zu veräußern.

bb) Die Pri­va­ti­sie­rungs­ent­schei­dung der Hes­si­schen Lan­des­re­gie­rung wie das ihr die­nen­de, vom Lan­des­ge­setz­ge­ber ver­ab­schie­de­te UKG hat­ten das Ziel, wich­ti­ge Ge­mein­schaftsgüter zu schützen.

Grundsätz­lich hat der Ge­setz­ge­ber auf dem Ge­biet der Ar­beits­markt-, So­zi­al- und Wirt­schafts­ord­nung wei­te Ge­stal­tungs­frei­heit. Es ist vor­nehm­lich sei­ne Sa­che, auf der Grund­la­ge sei­ner wirt­schafts-, ar­beits­markt- und so­zi­al­po­li­ti­schen Vor­stel­lun­gen und Zie­le so­wie un­ter Be­ach­tung der Sach­ge­setz­lich­kei­ten des be­tref­fen­den Ge­biets zu ent­schei­den, wel­che Maßnah­men er im In­ter­es­se des Ge­mein­wohls er­grei­fen will. Bei der Pro­gno­se und Einschätzung dro­hen­der Ge­fah­ren, zu de­ren Verhütung er tätig wird, ist ihm ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu­zu­bil­li­gen. Die­sen über­schrei­tet der Ge­setz­ge­ber nur dann, wenn sei­ne Erwägun­gen so of­fen­sicht­lich feh­ler­haft sind, dass sie vernünf­ti­ger­wei­se kei­ne Grund­la­ge für ge­setz­ge­be­ri­sche Maßnah­men ab­ge­ben können (BVerfG 6. Ok­to­ber 1987 – 1 BvR 1086/82 – zu C III 2 der Gründe mwN, BVerfGE 77, 84).

Die Fu­si­on der bei­den Uni­ver­sitätskli­ni­ken auf ei­ne An­stalt des öffent­li­chen Rechts und die be­ab­sich­tig­te späte­re Überführung der Träger­schaft auf ei­nen pri­va­ten Kran­ken­haus­be­trei­ber dien­te dem Er­halt bei­der Kli­ni­ken, um so ei­ne orts­na­he me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Bevölke­rung und zu­gleich For­schung und Leh­re im Be­reich der Hoch­schul­me­di­zin bei­der Uni­ver­sitäten zu si­chern. Da­bei han­delt es sich um wich­ti­ge Ge­mein­schaftsgüter.

Nach den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts be­stand ins­be­son­de­re an dem Kli­nik­stand­ort Gießen ein ho­her In­ves­ti­ti­ons­be­darf, der auf­grund der Haus­halts­si­tua­ti­on des be­klag­ten Lan­des und un­ter Berück­sich­ti­gung der not­wen­di­gen Ver­fah­rens­abläufe nicht, je­den­falls nicht recht­zei­tig hätte rea­li­siert wer­den können. Der Wis­sen­schafts­rat hat­te für die Uni­ver­sitätskli­ni­ken ei­nen Um­satzrück­gang im sta­ti­onären Be­reich in Höhe von min­des­tens 15 % pro­gnos­ti­ziert. Hin­zu kam ein In­ves­ti­ti­ons­stau beim Kli­ni­kum Gießen, der schon in der Ver­gan­gen­heit da­zu geführt hat­te, dass nicht mehr al­le Auf­la­gen von Behörden erfüllt wer­den konn­ten und Tei­le des Kli­ni­kums still­ge­legt wer­den muss­ten. Für die Auflösung des In­ves­ti­ti­ons­staus durch öffent­li­che In­ves­ti­tio­nen hätten ge­setz­li­che Vor­ga­ben, ua. nach dem Kran­ken­haus­fi­nan­zie­rungs­ge­setz, be­ach­tet wer­den müssen. An­ge­sichts die­ser Si­tua­ti­on ist die Einschätzung des Hes­si­schen Ge­setz­ge­bers na­he­lie­gend, dass die Auf­recht­er­hal­tung des Kli­nik­be­triebs Gießen in der bis­he­ri­gen Form nicht mehr ge­si­chert sei. Ei­ne Sch­ließung oder wei­te­re Ein­schränkung des Be­triebs hätte so­wohl ei­ne Ver­schlech­te­rung der Kran­ken­ver­sor­gung im Gießener Raum be­deu­tet als auch ei­ne Ein­schränkung der Hoch­schul­me­di­zin mit ih­ren nach­tei­li­gen Aus­wir­kun­gen auf For­schung und Leh­re. Zu­dem hätte ei­ne Sch­ließung des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Gießen nicht nur die dor­ti­gen Ar­beitsplätze, son­dern die Ar­beits­verhält­nis­se der Beschäftig­ten über­haupt gefähr­det, da ein an­der­wei­ti­ger Be­darf beim be­klag­ten Land nicht er­kenn­bar war. Nach den Er­kennt­nis­sen des Wis­sen­schafts­rats durf­te der Hes­si­sche Ge­setz­ge­ber im Rah­men sei­ner Einschätzungs­präro­ga­ti­ve auch von ei­ner gefähr­de­ten wirt­schaft­li­chen Si­tua­ti­on des Uni­ver­sitätskli­ni­kums Mar­burg aus­ge­hen und da­von, dass durch ei­ne Fu­si­on der räum­lich nah bei­ein­an­der lie­gen­den Uni­ver­sitätskli­ni­ken die wis­sen­schaft­li­che Ex­zel­lenz in der kli­ni­schen Me­di­zin und die Leis­tungsfähig­keit in der Kran­ken­ver­sor­gung gestärkt würden. Im Rah­men sei­nes Be­ur­tei­lungs­spiel­raums konn­te der Hes­si­sche Land­tag wei­ter an­neh­men, in­fol­ge feh­len­der und in ab­seh­ba­rer Zeit auch nicht be­schaff­ba­rer Lan­des- oder Bun­des­mit­tel könn­ten die er­for­der­li­chen In­ves­ti­tio­nen nur rea­li­siert wer­den, wenn die fu­sio­nier­ten Kli­ni­ken auf ei­nen pri­va­ten Kran­ken­haus­träger überführt wer­den, der sich im Ge­gen­zug ver­pflich­tet, die er­for­der­li­chen In­ves­ti­tio­nen durch­zuführen.

cc) Durch § 3 Abs. 1 und Abs. 2 UKG und das feh­len­de Wi­der­spruchs­recht für das nicht wis­sen­schaft­li­che, auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts über­ge­lei­te­te Per­so­nal wur­de er­reicht, dass die per­so­nel­le Aus­stat­tung der Kli­ni­ken sich nicht veränder­te. Da­her war die Re­ge­lung ge­eig­net, die per­so­nel­len Vor­aus­set­zun­gen für den Be­stand und die Funk­ti­onsfähig­keit der bei­den auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts überführ­ten Uni­ver­sitätskli­ni­ken zu er­hal­ten.

dd) Dies war auch er­for­der­lich. Für die Funk­ti­onsfähig­keit bei­der Kli­ni­ken muss­te das vor­han­de­ne Per­so­nal dort wei­ter tätig blei­ben. Die­ses Ziel hätte nicht durch an­de­re Mit­tel er­reicht wer­den können, die die nicht wis­sen­schaft­lich täti­gen Mit­ar­bei­ter we­ni­ger be­las­tet hätten.

Bei Einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts wäre da­mit zu rech­nen ge­we­sen, dass die­ses im Hin­blick auf das of­fen­ge­leg­te Pri­va­ti­sie­rungs­ziel in großem Um­fang von den be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mern aus­geübt wor­den wäre. Oh­ne ein­ge­ar­bei­te­tes Per­so­nal wäre aber so­wohl die kon­ti­nu­ier­li­che Kran­ken­ver­sor­gung gefähr­det als auch ei­ne Be­ein­träch­ti­gung von For­schung und Leh­re an den Uni­ver­sitätskli­ni­ken zu befürch­ten ge­we­sen. Zu­dem hätten beim be­klag­ten Land für wi­der­spre­chen­de Ar­beit­neh­mer kei­ne oder, im Hin­blick auf das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Frank­furt, nur we­ni­ge ent­spre­chen­de Ar­beitsplätze zur Verfügung ge­stan­den, was not­wen­dig zu ei­ner Be­stands­gefähr­dung die­ser Ar­beitsplätze geführt hätte.

Das be­klag­te Land war, auch nicht im Hin­blick auf die frühe­re Re­ge­lung des § 22 Abs. 7 Uni­KlinG, nicht ge­hal­ten, als "mil­de­res Mit­tel" die Ar­beit­neh­mer im We­ge der Per­so­nal­ge­stel­lung in den Uni­ver­sitätskli­ni­ken ar­bei­ten zu las­sen. Das Ge­bot der Er­for­der­lich­keit ver­langt nur, in­ner­halb des­sel­ben Sys­tems ein mil­de­res Mit­tel zu wählen (vgl. BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 37, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48). Vor dem Hin­ter­grund der be­ab­sich­tig­ten Pri­va­ti­sie­rung hätte die Per­so­nal­ge­stel­lung an ei­ne GmbH je­doch ei­nen Sys­tem­wech­sel be­deu­tet. Das Mo­dell ei­ner Per­so­nal­ge­stel­lung hätte wei­ter das Ri­si­ko be­inhal­tet, meh­re­re hun­dert Beschäfti­gungs­verhält­nis­se bei­zu­be­hal­ten, oh­ne dass un­mit­tel­ba­rer Ein­fluss dar­auf be­stan­den hätte, wie der künf­ti­ge pri­va­te Kli­nik­be­trei­ber die ent­spre­chen­den Ar­beits­leis­tun­gen ab­ruft. Zu­dem wäre die Per­so­nal­ge­stel­lung an ei­nen pri­va­ten Kli­nik­be­trei­ber um­satz­steu­er­pflich­tig ge­we­sen, dies hätte die Per­so­nal­kos­ten für das nicht vor­steu­er­ab­zugs­be­rech­tig­te be­klag­te Land er­heb­lich erhöht. Die Al­ter­na­ti­ven im Rah­men ei­ner Er­for­der­lich­keitsprüfung dürfen aber nicht mit merk­lich höhe­ren Auf­wen­dun­gen der öffent­li­chen Hand ver­bun­den sein (BVerfG 6. Ok­to­ber 1987 – 1 BvR 1086/82 ua. – BVerfGE 77, 84, 110). Die im Rah­men der Ge­stal­tungs­frei­heit des Lan­des­ge­setz­ge­bers lie­gen­de Ent­schei­dung für die Pri­va­ti­sie­rung be­inhal­te­te zu­dem die Vor­stel­lung, dass künf­tig der pri­va­te In­ves­tor das ope­ra­ti­ve Geschäft selbst vor­nimmt. Dafür brauch­te er "Per­so­nal­ho­heit", so­weit es nicht den wis­sen­schaft­li­chen Be­reich an­be­lang­te.

ee) Die zwin­gend an­ge­ord­ne­te Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se ist auch verhält­nismäßig im en­ge­ren Sinn. Die Abwägung des ge­setz­ge­be­ri­schen Ziels, Ge­mein­schaftsgüter ab­zu­si­chern ge­gen die Schwe­re des Ein­griffs in die Be­rufs­ausübungs­frei­heit der Ar­beit­neh­mer lässt die Re­ge­lung als an­ge­mes­sen er­schei­nen. Sie be­las­tet die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer un­ter Berück­sich­ti­gung der da­mit ver­bun­de­nen Aus­wir­kun­gen nicht übermäßig und ist ih­nen zu­mut­bar.

Bei der geschütz­ten Frei­heit der Wahl des Ar­beits­plat­zes kann es dem Ar­beit­neh­mer um die ein­mal ge­trof­fe­ne Wahl des kon­kre­ten Ver­trags­part­ners als Ar­beit­ge­ber ge­hen. Die Be­deu­tung der Per­son des Ver­trags­part­ners und die persönli­che Ver­bin­dung in ei­nem Ar­beits­verhält­nis prägt auch die – nicht zwin­gen­de – Aus­le­gungs­re­gel des § 613 Satz 2 BGB, wo­nach der An­spruch auf Leis­tung der Diens­te im Zwei­fel nicht über­trag­bar ist. Die­ses Ele­ment ist je­doch im öffent­li­chen Dienst nur von zweit­ran­gi­ger Be­deu­tung. Zum ei­nen blie­ben die Ar­beit­neh­mer auch nach der Über­lei­tung ih­rer Ar­beits­verhält­nis­se durch das UKG im öffent­li­chen Dienst, in dem zahl­rei­che Ar­beit­neh­mer in hier­ar­chi­schen Struk­tu­ren ar­bei­ten. Mit dem be­klag­ten Land war der frühe­re Ar­beit­ge­ber ei­ne Ge­bietskörper­schaft des öffent­li­chen Rechts, mit dem "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" wur­de er ei­ne rechtsfähi­ge An­stalt des öffent­li­chen Rechts. Die persönli­che Ver­bin­dung im Rah­men der Ar­beits­verhält­nis­se wur­de da­durch nicht berührt und durch den späte­ren Form­wech­sel und noch späte­ren Ver­kauf von Ge­sell­schafts­an­tei­len nur mar­gi­nal be­trof­fen, wo­bei letz­te­re Schrit­te ei­nen Ar­beit­ge­ber­wech­sel nicht be­inhal­ten und auch im rechts­geschäft­li­chen Be­reich we­der ei­nen Be­triebsüber­gang dar­stel­len noch Wi­der­spruchs­rech­te auslösen.

Zwar muss der Ar­beit­neh­mer in ei­nem zum sel­ben Ar­beit­ge­ber fort­be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis un­ter Umständen we­ni­ger mit ei­ner Verände­rung oder Ver­schlech­te­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen rech­nen. Wei­ter be­steht die Möglich­keit, dass der neue Ar­beit­ge­ber als Schuld­ner we­ni­ger sol­vent als der frühe­re Ar­beit­ge­ber ist. Vor­lie­gend wur­den in­des durch das UKG außer dem Wech­sel des Ver­trags­part­ners kei­ne wei­te­ren ar­beits­ver­trag­li­chen Verände­run­gen ge­setz­lich an­ge­ord­net. Durch § 3 Abs. 1 Satz 3 UKG ist si­cher­ge­stellt, dass sämt­li­che Rech­te und Pflich­ten aus dem Ar­beits­verhält­nis be­ste­hen blei­ben. Der neue Ar­beit­ge­ber ist dem­nach auch ver­pflich­tet, kraft Nach­wir­kung gel­ten­de Ta­rif­verträge wei­ter auf das Ar­beits­verhält­nis an­zu­wen­den. Die nach Art. 9 Abs. 3 GG ge­ge­be­ne Möglich­keit ei­ner in­halt­li­chen Verände­rung der Ta­rif­be­stim­mun­gen oder ei­nes Neu­ab­schlus­ses von Ta­rif­verträgen be­stand so­wohl im Rah­men des mit dem be­klag­ten Land be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses als auch im Rah­men ei­nes mit ei­nem an­de­ren Ar­beit­ge­ber be­ste­hen­den Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses. Zu­dem ist das be­klag­te Land be­reits zum 31. März 2004 aus der TdL aus­ge­tre­ten, sei­ne Beschäftig­ten konn­ten al­so schon vor dem UKG nicht mehr dar­auf ver­trau­en, Ar­beits­vergütun­gen und -be­din­gun­gen auf dem in der übri­gen Bun­des­re­pu­blik gülti­gen Ni­veau zu er­hal­ten. Auch an der per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­chen Si­tua­ti­on der Ar­beit­neh­mer änder­te sich nichts, da nach § 4 UKG die Uni­ver­sitätskli­ni­ken Gießen und Mar­burg selbständi­ge Dienst­stel­len im per­so­nal­ver­tre­tungs­recht­li­chen Sinn blie­ben. Durch das UKG selbst wur­de schließlich zunächst die ge­setz­li­che Gewährträger­schaft des be­klag­ten Lan­des nach § 4 Abs. 1 Uni­KlinG nicht berührt.

Re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den ist die Fest­stel­lung des Lan­des­ar­beits­ge­richts, es lägen kei­ne greif­ba­ren An­halts­punk­te dafür vor, dass sich durch die ge­plan­te und schließlich durch­geführ­te Pri­va­ti­sie­rung die mit­tel­ba­ren Ar­beits­be­din­gun­gen nach­tei­lig ändern. Bei dem Ver­kauf der Ge­sell­schafts­an­tei­le durch das be­klag­te Land an die Rhön-Kli­ni­kum AG am 1. Fe­bru­ar 2006 ver­pflich­te­te sich die­se, kei­ne be­triebs­be­ding­ten Kündi­gun­gen an bei­den Stand­or­ten bis zum 31. De­zem­ber 2010 aus­zu­spre­chen. Für das Uni­ver­sitätskli­ni­kum Mar­burg war dies schon zu­vor in der Dienst­ver­ein­ba­rung vom 30. Ju­ni 2005 fest­ge­legt wor­den. Zu Recht stellt in­so­weit das Lan­des­ar­beits­ge­richt ei­ne im Zu­ge der Pri­va­ti­sie­rung zu­stan­de ge­kom­me­ne Ver­bes­se­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen in Form ei­ner zeit­lich be­fris­te­ten Ar­beits­platz­si­che­rung fest. Die­se für al­le nicht wis­sen­schaft­li­chen Beschäftig­ten gel­ten­de Re­ge­lung gleicht den mögli­chen Weg­fall der im öffent­li­chen Dienst übli­chen Kündi­gungs­ein­schränkun­gen für langjährig Beschäftig­te aus. Die Möglich­keit be­triebs­be­ding­ter Kündi­gun­gen nach 2010 stellt kei­ne Ver­schlech­te­rung der Ar­beit­neh­mer­po­si­ti­on dar. Mit die­ser Möglich­keit hätten die Ar­beit­neh­mer auch rech­nen müssen, wenn das be­klag­te Land wei­ter Ar­beit­ge­ber ge­blie­ben wäre; bei Sch­ließung ei­nes Kli­nik­stand­orts auch schon vor 2010. Art. 12 Abs. 1 GG gewährt in­so­weit kein Recht auf den dau­er­haf­ten Be­stand des ein­mal gewähl­ten Ar­beits­plat­zes. Hin­sicht­lich der So­zi­al­aus­wahl ist nicht er­kenn­bar, dass sich durch die Pri­va­ti­sie­rung die Rechts­stel­lung der Ar­beit­neh­mer ver­schlech­tert hätte. Die­se er­streckt sich grundsätz­lich im öffent­li­chen Dienst auf die Dienst­stel­le, in der Pri­vat­wirt­schaft auf den Be­trieb (vgl. KR/Grie­be­ling 8. Aufl. § 1 KSchG Rn. 609). Die je­wei­li­gen Uni­ver­sitätskli­ni­ken blie­ben nach der Fu­si­on durch das UKG wie vor­her selbständi­ge Dienst­stel­len, nach der Pri­va­ti­sie­rung han­del­te es sich um selbständi­ge Be­trie­be. Der von ei­ner even­tu­el­len So­zi­al­aus­wahl um­fass­te Be­reich veränder­te sich da­her nicht. Dass sich die Ar­beit­neh­mer ge­ge­be­nen­falls nicht mehr auf in­ter­ne Stel­len­aus­schrei­bun­gen beim be­klag­ten Land be­wer­ben können, stellt kei­ne er­heb­li­che Ände­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen dar. Wie sich aus den §§ 301 ff. Um­wG er­gibt, hält der Bun­des­ge­setz­ge­ber Pri­va­ti­sie­run­gen nicht grundsätz­lich für un­zu­mut­bar. Dies ist ver­fas­sungs­recht­lich un­be­denk­lich. Art. 12 GG be­inhal­tet schon des­we­gen kei­nen grundsätz­li­chen Schutz vor Pri­va­ti­sie­run­gen, weil es kei­nen all­ge­mei­nen Er­fah­rungs­satz gibt, dass die Ar­beits­be­din­gun­gen im öffent­li­chen Dienst in ih­rer Sum­me bes­ser sind – sie sind an­ders.

Auch un­ter Ein­be­zie­hung des ge­sam­ten Pri­va­ti­sie­rungs­kon­zepts er­ge­ben sich vor­lie­gend kei­ne Be­den­ken, dass den Ar­beit­neh­mern mit der Rhön-Kli­ni­kum AG kein dem be­klag­ten Land ver­gleich­ba­rer sol­ven­ter Schuld­ner mehr ge­genüber­ste­he. Zu Recht hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt in die­sem Zu­sam­men­hang auf das um­fang­rei­che Si­che­rungs­kon­zept hin­ge­wie­sen, ins­be­son­de­re auf das in § 14 des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges ge­re­gel­te Ein­zie­hungs­recht des be­klag­ten Lan­des im Fall der In­sol­venz der U-G-M GmbH. Unschädlich ist es, dass im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des UKG der Ge­sell­schafts­ver­trag noch nicht ab­ge­schlos­sen war und die Be­tei­li­gungs­ver­ein­ba­rung mit der VBL noch nicht exis­tier­te. Die­se nach­fol­gen­den Re­ge­lun­gen muss­ten nicht in das UKG selbst auf­ge­nom­men wer­den. Be­reits in dem In­ter­es­sen­be­kun­dungs­ver­fah­ren hat­te die Lan­des­re­gie­rung dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Rah­men­be­din­gung für die Pri­va­ti­sie­rung die wirt­schaft­li­che Ab­si­che­rung der Uni­ver­sitätskli­ni­ka an bei­den Stand­or­ten durch aus­rei­chen­de Ka­pi­tal­aus­stat­tung und die so­li­de und zügi­ge Um­set­zung der not­wen­di­gen In­ves­ti­tio­nen sei. Da­mit war der Pri­va­ti­sie­rungs­sinn für je­den In­ves­tor klar­ge­stellt und es war zu er­war­ten, dass die Veräußerung der Ge­sell­schafts­an­tei­le an ein fi­nanz­kräfti­ges Un­ter­neh­men er­fol­gen wer­de. Eben­so konn­te an­ge­nom­men wer­den, dass das be­klag­te Land die später ge­re­gel­ten Maßnah­men tref­fen wer­de, um bei ei­ner dro­hen­den In­sol­venz der GmbH oder ei­nes ih­rer Ge­sell­schaf­ter die Kli­nik­fortführung zu si­chern. Al­lein in dem Um­stand der In­sol­venzfähig­keit des neu­en, letzt­end­lich pri­va­ten Ar­beit­ge­bers liegt kei­ne un­zu­mut­ba­re Be­las­tung für die Ar­beit­neh­mer.

Ins­ge­samt er­weist sich der Ein­griff in die Rechts­po­si­ti­on der Ar­beit­neh­mer aus Art. 12 GG als zu­mut­bar im Verhält­nis zu dem In­ter­es­se des be­klag­ten Lan­des an der Er­hal­tung bei­der Uni­ver­sitätskli­ni­ka, zur Si­che­rung der me­di­zi­ni­schen Ver­sor­gung der Bevölke­rung wie zum Er­halt von For­schung und Leh­re an bei­den Stand­or­ten.

3. Ein Ver­s­toß ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz nach Art. 3 Abs. 1 GG liegt nicht vor.

a) Es verstößt nicht ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz (Art. 3 Abs. 1 GG), dass bei rechts­geschäft­li­chen Be­triebsübergängen die Ar­beit­neh­mer dem Über­gang ih­rer Ar­beits­verhält­nis­se wi­der­spre­chen können, die­ses Recht aber den Ar­beit­neh­mern, de­ren Ar­beits­verhält­nis­se gemäß § 3 Abs. 1 UKG auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts über­ge­lei­tet wur­den, nicht zu­steht. Al­lein aus der Un­gleich­be­hand­lung ver­gleich­ba­rer Fall­grup­pen folgt noch kei­ne Ver­let­zung des all­ge­mei­nen Gleich­heits­sat­zes des Art. 3 Abs. 1 GG. Ein Ver­s­toß ist erst dann fest­zu­stel­len, wenn die Un­gleich­be­hand­lung nicht in aus­rei­chen­dem Maß sach­lich ge­recht­fer­tigt wer­den kann. Die An­for­de­run­gen dafür be­stim­men sich nach dem je­wei­li­gen Re­ge­lungs­ge­gen­stand und den je­wei­li­gen Dif­fe­ren­zie­rungs­merk­ma­len und rei­chen vom bloßen Willkürver­bot bis zu ei­ner stren­gen Bin­dung an Verhält­nismäßig­keits­er­for­der­nis­se (BAG 27. Mai 2004 – 6 AZR 129/03 – zu B II 3 c cc der Gründe, BA­GE 111, 8 = AP TVG § 1 Gleich­be­hand­lung Nr. 5 = EzA GG Art. 3 Nr. 101). Vor­lie­gend hat der Lan­des­ge­setz­ge­ber ei­nen zwin­gen­den Über­gang der Ar­beits­verhält­nis­se ge­re­gelt, oh­ne den Ar­beit­neh­mern ein Wi­der­spruchs­recht zu­zu­bil­li­gen. Er knüpft da­mit nicht an per­so­nen­be­zo­ge­ne Un­ter­schie­de, son­dern an un­ter­schied­li­che Sach­ver­hal­te an. Die sach­lich recht­fer­ti­gen­den Gründe für den zwin­gen­den Über­gang der Ar­beits­verhält­nis­se sind be­reits im Zu­sam­men­hang mit Art. 12 Abs. 1 GG erörtert wor­den. Ei­nen wei­ter­ge­hen­den Schutz gewährt der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz des Art. 3 Abs. 1 GG nicht (BVerfG 9. Ju­ni 2004 – 1 BvR 636/02 – zu B I 2 a aa der Gründe mwN, BVerfGE 111, 10).

b) An­ders als die nicht­wis­sen­schaft­lich täti­gen Ar­beit­neh­mer sind die wis­sen­schaft­lich Beschäftig­ten nicht von der Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts er­fasst. Auch dies verstößt nicht ge­gen den Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG. Die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ist sach­lich da­durch ge­recht­fer­tigt, dass die wis­sen­schaft­li­chen Mit­ar­bei­ter Mit­glie­der der Hoch­schu­le gemäß § 8 Hes­si­sches Hoch­schul­ge­setz sind und sich in­so­weit auch auf Art. 5 Abs. 3 GG als in­di­vi­du­el­les Grund­recht be­ru­fen können (vgl. BVerfG 26. Ok­to­ber 2004 – 1 BvR 911/00 ua. – BVerfGE 111, 333). Be­reits im Uni­KlinG wur­de die­sem Um­stand in den §§ 5 Abs. 1 und 22 Abs. 3 Rech­nung ge­tra­gen. Bei ei­ner Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se der wis­sen­schaft­lich täti­gen Beschäftig­ten letzt­end­lich auf ei­ne GmbH wäre de­ren Mit­glied­schaft in der Hoch­schu­le be­en­det und ih­nen da­mit auch die Möglich­keit ge­nom­men, an der Selbst­ver­wal­tung nach § 9 Abs. 2 Hes­si­sches Hoch­schul­ge­setz teil­zu­neh­men. Dies be­deu­te­te ei­ne Ein­schränkung in der Wahr­neh­mung der wis­sen­schaft­li­chen Auf­ga­ben und stellt ei­nen sach­lich aus­rei­chen­den Dif­fe­ren­zie­rungs­grund für die Un­gleich­be­hand­lung dar.

c) Sch­ließlich verstößt es nicht ge­gen den Gleich­heits­satz, dass pri­va­te Ar­beit­ge­ber oder Kom­mu­nen nicht die Möglich­keit ha­ben, kraft Ge­set­zes ei­nen Ar­beit­ge­ber­wech­sel im We­ge ei­ner ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten Ge­samt­rechts­nach­fol­ge zu be­wir­ken. Dies fin­det sei­ne sach­li­che Recht­fer­ti­gung nicht nur for­mal in der Zu­wei­sung von Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­ten­zen nach den Art. 28 und Art. 70 ff. GG. Zum ei­nen wird die Ar­beit­ge­ber­funk­ti­on des be­klag­ten Lan­des, letzt­end­lich durch­geführt und ver­ant­wor­tet von der Lan­des­re­gie­rung, in der Sa­che un­zulässig in eins ge­setzt mit der Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz des Hes­si­schen Land­tags, al­so dem frei gewähl­ten Sou­verän. Zum an­de­ren fin­det ein Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren, auch das zum UKG, nach ei­nem ge­nau fest­ge­leg­ten Gang im Par­la­ment statt, al­so in der Öffent­lich­keit und wird von vielfälti­ger Erörte­rung und Ein­fluss­nah­me be­glei­tet. Das Er­geb­nis hat das Par­la­ment vor dem Wahl­volk zu ver­tre­ten und bei der nächs­ten Wahl auch zu ver­ant­wor­ten. Dies ver­bie­tet Par­al­le­len zu der Hand­lungs­frei­heit ei­nes pri­va­ten Ar­beit­ge­bers als Ei­gentümer ei­nes Be­trie­bes.

4. Sch­ließlich verstößt das UKG nicht ge­gen Art. 1 Abs. 1 GG. Durch ei­nen zwin­gend an­ge­ord­ne­ten Über­gang des an­sons­ten un­verändert be­ste­hen blei­ben­den Ar­beits­verhält­nis­ses auf ei­nen an­de­ren Ar­beit­ge­ber wird der Ar­beit­neh­mer we­der zum bloßen Ob­jekt staat­li­chen Han­delns noch wird da­mit ei­ner Sa­che Vor­rang vor der Persönlich­keit des Ein­zel­nen ein­geräumt. Im Fal­le ei­ner Ver­pflich­tung des Ar­beit­neh­mers, bei ei­nem nicht selbst gewähl­ten Ar­beit­ge­ber zu ar­bei­ten, wäre das an­ders. Ei­ne sol­che Ver­pflich­tung sieht das UKG nicht vor. Sie be­steht auch außer­halb des UKG nicht, denn dem Ar­beit­neh­mer steht in sol­chem Zu­sam­men­hang ein (außer) or­dent­li­ches Kündi­gungs­recht zu (BAG 2. März 2006 – 8 AZR 124/05 – Rn. 28 mwN, BA­GE 117, 184 = AP BGB § 419 Funk­ti­ons­nach­fol­ge Nr. 25 = EzA BGB 2002 § 613a Nr. 48). Auch ein Ver­s­toß ge­gen Art. 2 Abs. 1 GG ist nicht ge­ge­ben. Im Zu­sam­men­hang mit dem Recht auf freie Wahl des Ar­beit­ge­bers ge­hen die durch Art. 2 Abs. 1 GG gewähr­ten Rech­te nicht wei­ter als die durch Art. 12 Abs. 1 GG gewähr­ten.

IV. Auch eu­ropäischem Recht wi­der­spricht die zwin­gend an­ge­ord­ne­te Über­lei­tung der Ar­beits­verhält­nis­se nicht.

1. Art. 1 Abs. 1 Buchst. a der Richt­li­nie 2001/23/EG be­stimmt, dass die Richt­li­nie auf den Über­gang von Un­ter­neh­men, Be­trie­ben oder Un­ter­neh­mens- bzw. Be­triebs­tei­len auf ei­nen an­de­ren In­ha­ber durch ver­trag­li­che Über­tra­gung oder durch Ver­schmel­zung an­wend­bar ist. We­der durch Ver­trag noch durch Ver­schmel­zung, auch nicht durch sons­ti­ges Rechts­geschäft oder ei­ne ho­heit­li­che Ver­wal­tungs­ent­schei­dung, sind die Uni­ver­sitätskli­ni­ken Mar­burg und Gießen auf die An­stalt des öffent­li­chen Rechts über­tra­gen wor­den. Schon von ih­rem Gel­tungs­be­reich her ist die Be­triebsüber­g­angs­richt­li­nie 2001/23/EG nicht an­wend­bar.

2. Es kann da­hin­ste­hen, ob über ih­ren Wort­laut hin­aus die Be­triebsüber­g­angs­richt­li­nie auch auf Sach­ver­hal­te an­zu­wen­den ist, bei de­nen der Be­triebs- bzw. Un­ter­neh­mensüber­gang durch ei­nen Rechts­satz (Ge­setz, Ver­ord­nung, Sat­zung) be­wirkt wird (von Ro­et­te­ken NZA 2001, 414, 420 [zu RL 77/187/EWG nF]; LAG Nie­der­sach­sen 31. Au­gust 2001 – 10 Sa 2899/98 – NZA-RR 2002, 630; vgl. EuGH 14. Sep­tem­ber 2000 – C-343/98 – [Col­li­no/Chiap­pe­ro] Slg. 2000, I-6659). Denn die Richt­li­nie 2001/23/EG ver­langt nicht die Einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts iSd. § 613a Abs. 6 BGB. Der deut­sche Ge­setz­ge­ber war und ist nach dem Ge­mein­schafts­recht nicht ver­pflich­tet, dem Ar­beit­neh­mer ein Wi­der­spruchs­recht ein­zuräum­en, wel­ches dem Ar­beit­neh­mer die Ent­schei­dungsmöglich­keit eröff­net, ob sein Ar­beits­verhält­nis auf den Be­triebs­er­wer­ber über­ge­hen oder ob es beim bis­he­ri­gen In­ha­ber ver­blei­ben soll. Die eu­ropäischen Be­triebsüber­g­angs­richt­li­ni­en ermögli­chen es ei­nem Ar­beit­neh­mer zwar, ver­pflich­ten ihn aber nicht, sein Ar­beits­verhält­nis bei dem Er­wer­ber fort­zu­set­zen (EuGH 16. De­zem­ber 1992 – C-132/91 – ver­bun­den mit Rechts­sa­che – C-138/91 und C-139/91 – Slg. 1992, I-6577). Nach eu­ropäischem Recht muss der Ar­beit­neh­mer bei der Wahl sei­nes Ar­beit­ge­bers frei sein und darf nicht ver­pflich­tet wer­den, für ei­nen Ar­beit­ge­ber zu ar­bei­ten, den er nicht frei gewählt hat. Dies be­deu­tet aber nicht, dass die Mit­glied­staa­ten ver­pflich­tet wären, in die­sem Fal­le durch die Einräum­ung ei­nes Wi­der­spruchs­rechts für die Auf­recht­er­hal­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem Veräußerer zu sor­gen. Es ist viel­mehr Sa­che der Mit­glied­staa­ten zu be­stim­men, was in ei­nem sol­chen Fall mit dem Ar­beits­verhält­nis ge­schieht. Auf das nach § 626 Abs. 1 BGB be­ste­hen­de Recht zur außer­or­dent­li­chen Kündi­gung oh­ne Ein­hal­tung ei­ner Kündi­gungs­frist bei Vor­lie­gen ei­nes wich­ti­gen Grun­des können sich deut­sche Ar­beit­neh­mer im Fal­le ei­nes Ar­beit­ge­ber­wech­sels, dem sie nicht wi­der­spre­chen können, be­ru­fen. Da­mit wer­den die eu­ropäischen Rechts­an­for­de­run­gen erfüllt. Das UKG berührt die Kündi­gungsmöglich­keit nach § 626 BGB nicht, im Rah­men der kon­kur­rie­ren­den Ge­setz­ge­bung hätte der Hes­si­sche Lan­des­ge­setz­ge­ber dafür auch kei­ne Kom­pe­tenz ge­habt.

V. Nicht ge­folgt wer­den kann je­doch der An­sicht des Lan­des­ar­beits­ge­richts, die Kläge­rin könne ih­ren An­spruch auf Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses zum be­klag­ten Land nicht auf den Ge­sichts­punkt der Gleich­be­hand­lung stützen, weil sie dafür ei­nen Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruch ge­gen das be­kla­ge Land hätte gel­tend ma­chen müssen.

1. Die Kläge­rin hat be­haup­tet, 12 Mit­ar­bei­ter aus dem Be­reich der Mi­kro­bio­lo­gie, die An­ge­stell­te im La­bordienst ge­we­sen sei­en und als me­di­zi­nisch-tech­ni­sche An­ge­stell­te mit ihr ver­gleich­bar ge­we­sen sei­en, sei­en beim be­klag­ten Land ver­blie­ben. Sie hat die­se im Schrift­satz vom 10. Mai 2006 auch na­ment­lich be­nannt. Bei die­sen Mit­ar­bei­tern sei die Ar­beit im La­bordienst un­berück­sich­tigt ge­blie­ben, so dass die­se so be­han­delt wor­den sei­en, als hätten sie aus­sch­ließlich Tätig­kei­ten für den Be­reich For­schung und Leh­re aus­geübt.

Soll­te die­ser Sach­vor­trag der Kläge­rin zu­tref­fen, dass das be­klag­te Land bei den an­de­ren Mit­ar­bei­tern, wel­che ver­gleich­ba­re Tätig­kei­ten wie die Kläge­rin aus­geübt ha­ben, de­ren Tätig­keit im kli­ni­schen La­bor nicht als Tätig­kei­ten der Kran­ken­ver­sor­gung be­wer­tet hat, so dass die­se im Er­geb­nis als Per­so­nal, das aus­sch­ließlich für For­schung und Leh­re tätig war (§ 22 Abs. 3 Satz 1 2. Al­tern. Uni­KlinG), be­trach­tet wur­den, so hätte das be­klag­te Land ge­gen den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ver­s­toßen, wenn es bei der Kläge­rin de­ren ge­ringfügi­ge La­bortätig­keit als Tätig­keit der Kran­ken­ver­sor­gung be­wer­tet hätte, oh­ne dass für ei­ne sol­che un­ter­schied­li­che Be­hand­lung ein sach­li­cher Grund vor­ge­le­gen hätte.

Durch ei­ne sol­che oh­ne Sach­grund er­folg­te un­ter­schied­li­che Be­wer­tung der Tätig­kei­ten der Ver­gleichs­per­so­nen und der­je­ni­gen der Kläge­rin wäre letz­te­re un­zulässig be­nach­tei­ligt wor­den. Die Kläge­rin hätte des­halb ei­nen An­spruch, dass das be­klag­te Land ih­re zeit­lich ge­ringfügi­gen Tätig­kei­ten im dia­gnos­ti­schen La­bor, wel­che der Kran­ken­ver­sor­gung die­nen, bei der Be­ur­tei­lung, ob sie aus­sch­ließlich für For­schung und Leh­re tätig war (§ 22 Abs. 3 Satz 1 2. Al­tern. Uni­KlinG), nicht berück­sich­tigt. Das be­klag­te Land dürf­te sich dann nicht dar­auf be­ru­fen, die Kläge­rin zähle nicht zu den Mit­ar­bei­tern iSd. § 22 Abs. 3 Satz 1 2. Al­tern. Uni­KlinG. Dies hätte zur Fol­ge, dass das be­klag­te Land nicht gel­tend ma­chen dürf­te, das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin sei ab 1. Ju­li 2005 nach § 3 Abs. 1 UKG auf die An­stalt des Öffent­li­chen Rechts "Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg" über­ge­gan­gen, weil die Kläge­rin zu den nicht wis­sen­schaft­li­chen Beschäftig­ten der Uni­kli­nik gehört ha­be.

2. Ob die von der Kläge­rin gel­tend ge­mach­te sach­wid­ri­ge Un­gleich­be­hand­lung durch das be­klag­te Land tatsächlich vor­ge­le­gen hat, wird das Lan­des­ar­beits­ge­richt auf­zuklären ha­ben.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht 8 AZR 689/06