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LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 04.02.2015, 15 Sa 1947/14

   
Schlagworte: Befristung, Befristung: Kettenbefristung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 15 Sa 1947/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 04.02.2015
   
Leitsätze: Die Beschäftigung auf Basis von 10 befristeten Verträgen im Zeitraum von 6 Jahren und 8 Monaten rechtfertigt unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls die Annahme, dass der letzte Vertrag in rechtsmissbräuchlicher Weise befristet wurde.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt/Oder, Urteil vom 04.09.2014, 6 Ca 629/14
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt
Ber­lin-Bran­den­burg

Verkündet

am 4. Fe­bru­ar 2015 

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)
15 Sa 1947/14
6 Ca 629/14
Ar­beits­ge­richt Frank­furt (Oder)  

K., JHS

als Ur­kunds­be­am­ter/in
der Geschäfts­stel­le

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 15. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 4. Fe­bru­ar 2015
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt K. als Vor­sit­zen­der
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn S. und Herrn K.
für Recht er­kannt:

I. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt (Oder) vom 4. Sep­tem­ber 2014 - 6 Ca 629/14 - wird auf sei­ne Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

II. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

K.  

S.  

K.

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten im We­sent­li­chen darüber, ob ihr Ar­beits­verhält­nis auf­grund wirk­sa­mer Be­fris­tung mit dem 14. April 2013 sein En­de ge­fun­den hat­te.

Der Kläger war in der Zeit vom 1. Au­gust 2004 bis zum 14. Au­gust 2007 im Rah­men ei­ner Aus­bil­dung zum Straßenwärter tätig. In den nach­fol­gen­den 6 Jah­ren und 8 Mo­na­ten war er auf Ba­sis von 10 be­fris­te­ten Verträgen als Straßenwärter mit ei­nem durch­schnitt­li­chen Brut­to­mo­nats­ent­gelt von 2.740,49 € beschäftigt. Dem la­gen fol­gen­de Verträge zu­grun­de:

Nr.  Zeit­raum Straßen­meis­te­rei 
1. 15.08.2007 – 14.02.2008  T.
2. 14.08.2008  T.
3. 30.06.2009  T.
4. 01.07.2009 – 31.08.2009  P., Ne­ben­sitz E.
5. 01.09.2009 – 31.08.2011  N., Ne­ben­sitz E.
6. 01.09.2011 – 31.03.2012   
7. 01.04.2012 – 31.03.2013  A.
8. 01.01.2013 – 31.03.2013  A.
9. 01.04.2013 – 30.09.2013  N.
10. 01.10.2013 – 14.04.2013  N.

Bei dem be­klag­ten Bun­des­land be­steht ei­ne Per­so­nal­be­darfs­pla­nung, die für den Lan­des­be­trieb Straßen­we­sen für den Zeit­raum 2012 bis 2013 ei­ne Re­du­zie­rung von 2198 auf 1742 Stel­len vor­sieht. Im letz­ten Ar­beits­ver­trag war als Tätig­keits­be­schrei­bung „zur Un­terstützung bei der Durchführung des Win­ter­diens­tes“ an­ge­ge­ben wor­den. Im Be­reich der Straßen­meis­te­rei N., bei der der Kläger zu­letzt ein­ge­setzt war, wa­ren zum 1. Ju­li 2013 oh­ne den Kläger 12 Straßenwärter dau­er­haft tätig. 2 hier­von konn­ten nicht für den Win­ter­dienst ein­ge­setzt wer­den. Zur Ab­de­ckung ei­nes Drei-Schicht-Be­trie­bes wer­den für den Win­ter­dienst in der Straßen­meis­te­rei N. ins­ge­samt 16 Ar­beit­neh­mer benötigt. Für die Win­ter­sai­son wur­den ne­ben dem Kläger fünf Ar­beit­neh­mer be­fris­tet ein­ge­stellt. Un­ter dem 26. Fe­bru­ar 2014 hat das be­klag­te Land im Be­reich des Lan­des­be­trie­bes Straßen­we­sen 9 Stel­len und un­ter dem 18. März 2014 2 wei­te­re Stel­len be­fris­tet aus­ge­schrie­ben (Bl. 74 f. d. A.).

Mit der am 23. April 2014 beim Ar­beits­ge­richt Frank­furt (Oder) ein­ge­gan­ge­nen und dem be­klag­ten Land am 6. Mai 2014 zu­ge­stell­ten Kla­ge wen­det der Kläger sich ge­gen die Be­fris­tung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses. Der Kläger hat be­haup­tet, bei dem be­klag­ten Land

 

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bestünde durchgängig im gan­zen Jahr ein Beschäfti­gungs­be­darf. Hierfür spre­chen auch die Stel­len­aus­schrei­bun­gen ab April 2014.

Der Kläger hat be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht auf­grund der zu­letzt im zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen, un­da­tier­ten Ar­beits­ver­trag ver­ein­bar­ten Be­fris­tung zum 14.04.2014 ge­en­det hat und

2. das be­klag­te Land für den Fall des Ob­sie­gens mit dem Fest­stel­lungs­an­trag zu Zif­fer 1. zu ver­ur­tei­len, ihn bis zur rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung zu den bis­he­ri­gen Ar­beits­be­din­gun­gen als Straßenwärter/Voll­beschäftig­ten im Straßen­un­ter­hal­tungs­dienst wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Das be­klag­te Land hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Das be­klag­te Land hat sich dar­auf be­ru­fen, dass als Sach­grund für die letz­te Be­fris­tung ein sai­so­na­ler Mehr­be­darf in der Straßen­meis­te­rei N. von 6 Per­so­nen er­ge­ben ha­be. Die Per­so­nal­be­darfs­pla­nung sei wie ei­ne un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung zu wer­ten. Hin­sicht­lich der im Fe­bru­ar und März 2014 aus­ge­schrie­be­nen Stel­len sei ei­ne Be­fris­tung auf­grund ei­nes Ver­tre­tungs­be­darfs eben­falls ge­recht­fer­tigt ge­we­sen.

Das Ar­beits­ge­richt Frank­furt (Oder) hat mit Ur­teil vom 4. Sep­tem­ber 2014 der Kla­ge in vol­lem Um­fang statt­ge­ge­ben. Es hat dies zum ei­nen da­mit be­gründet, dass ein sach­li­cher Grund für die letz­te Be­fris­tung nicht vor­ge­le­gen ha­be. Ein nur vorüber­ge­hen­der Beschäfti­gungs­be­darf bis zum En­de des Win­ter­diens­tes ha­be das be­klag­te Land nicht genügend dar­ge­legt. Ein re­du­zier­ter Be­darf außer­halb der Win­ter­pe­ri­ode er­schei­ne nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen. Der Vor­trag des be­klag­ten Lan­des rei­che hierfür aber nicht aus. Die letz­te Be­fris­tungs­ab­re­de sei auch rechts­miss­bräuch­lich. Un­er­heb­lich sei, dass der Kläger in ver­schie­de­nen Straßen­meis­te­rei­en ein­ge­setzt wor­den sei. Maßgeb­lich al­lein sei der be­trieb­li­che Beschäfti­gungs­be­darf der Dienst­stel­le ins­ge­samt. Die zu­letzt be­fris­tet aus­ge­schrie­be­nen 11 Stel­len würden die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass im Zuständig­keits­be­reich des Lan­des­be­trie­bes Straßen­we­sen ein er­heb­li­cher Ver­tre­tungs­be­darf be­ste­he. Auf Grund­la­ge ei­ner un­un­ter­bro­che­nen Beschäfti­gung von über 6 Jah­ren und 8 Mo­na­ten und 10 ver­schie­de­nen Be­fris­tungs­ab­re­den er­schei­ne der letz­te Ver­trags­ab­schluss

 

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rechts­miss­bräuch­lich. Der vorläufi­ge Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruch sei auf Ba­sis der Statt­ga­be zum Haupt­an­trag eben­falls be­gründet.

Hier­ge­gen wen­det sich die Be­ru­fung des be­klag­ten Lan­des. Das be­klag­te Land be­haup­tet wei­ter­hin, dass im Win­ter ein erhöhter Be­darf an Ar­beits­kräften be­ste­he. Es sei sei­ne ur­ei­ge­ne Ent­schei­dung, mit wie vie­len Ar­beit­neh­mern sie in der Som­mer­zeit ih­re Auf­ga­ben erfülle. Ggf. könn­ten Auf­ga­ben durch Drit­te er­le­digt wer­den. Die Be­fris­tung sei auch nicht rechts­miss­bräuch­lich. Die Aus­bil­dung selbst zähle nicht mit. Zu be­ach­ten sei, dass der Kläger bei un­ter­schied­li­chen Meis­te­rei­en ein­ge­setzt ge­we­sen sei. Der Win­ter­dienst müsse als Sai­son­auf­ga­be ver­stan­den wer­den.

Das be­klag­te Land be­an­tragt sinn­gemäß,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt (Oder) vom 04.09.2014 – 6 Ca 629/14 – ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Kläger be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Nach An­sicht des Klägers sei nicht nach­voll­zieh­bar, in­wie­fern in den Win­ter­mo­na­ten ein Mehr­be­darf be­ste­he. Die Tat­sa­che, dass auch die für die Win­ter­mo­na­te be­fris­tet ein­ge­stell­ten Straßenwärter auch bei ex­trem mil­der Wit­te­rung mit in den Som­mer­mo­na­ten nicht bewältig­ter Tätig­keit beschäftigt wer­den können, zei­ge im Übri­gen deut­lich, dass ein durch­ge­hen­der Beschäfti­gungs­be­darf zur Si­cher­stel­lung der ge­for­der­ten Ver­kehrs­si­cher­heit er­for­der­lich sei. Das Ar­beits­ge­richt ha­be auch zu­tref­fend an­ge­nom­men, dass die streit­ge­genständ­li­che Be­fris­tung we­gen Rechts­miss­brauchs un­wirk­sam sei. Die Aus­bil­dungs­zeit hätte hier­bei mit­berück­sich­tigt wer­den können.

Ent­schei­dungs­gründe

I.

Die form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­te und be­gründe­te Be­ru­fung ist zulässig.

II.

 

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Die Be­ru­fung des be­klag­ten Lan­des hat je­doch kei­nen Er­folg. In­so­fern war sie zurück­zu­wei­sen. Es kann of­fen blei­ben, ob für die letz­te Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses bis zum 14. April 2013 ein sach­li­cher Grund ge­ge­ben war. Je­den­falls ist die­se Be­fris­tung rechts­miss­bräuch­lich. Die Beschäfti­gung auf Ba­sis von 10 be­fris­te­ten Verträgen im Zeit­raum von 6 Jah­ren und 8 Mo­na­ten recht­fer­tigt un­ter Berück­sich­ti­gung der Umstände des Ein­zel­falls die An­nah­me, dass der letz­te Ver­trag in rechts­miss­bräuch­li­cher Wei­se be­fris­tet wur­de.

1. So­wohl auf Ba­sis des Eu­ropäischen Rechts (EuGH 26.01.2012 – C-586/10 Kücük – NZA 2012, 135) als auch auf Ba­sis des Na­tio­na­len Rechts ist ei­ne Rechts­miss­brauchs­kon­trol­le vor­zu­neh­men. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (18.07.2012 – 7 AZR 443/99 – NZA 2012, 1351; 18.07.2012 – 7 AZR 783/10 – NZA 2012, 1359; 10.07.2013 – 7 AZR 761/11 – NZA 2014, 26) prüft die­ses Kri­te­ri­um am Maßstab des in­sti­tu­tio­nel­len Rechts­miss­brauchs. Da­nach muss die Schwel­le zur miss­bräuch­li­chen Fort­set­zung an­ein­an­der­ge­reih­ter Verträge deut­lich über der­je­ni­gen lie­gen, die für die Be­fris­tungs­kon­trol­le nach § 14 I Tz­B­fG, § 21 I BEEG maßgeb­lich ist. Auch bei ständi­gem Ver­tre­tungs­be­darf muss der Ar­beit­ge­ber nicht ei­ne Per­so­nal­re­ser­ve dau­er­haft vor­hal­ten. Die be­fris­te­te Beschäfti­gung darf aber nicht zur dau­er­haf­ten Um­ge­hung des durch das Teil­zeit­be­fris­tungs­ge­setzt (Tz­B­fG) gewähr­leis­te­ten Be­stands­schut­zes ein­zel­ne Ar­beit­neh­mer zweck­ent­frem­det wer­den. Von be­son­de­rer Be­deu­tung für die Be­ur­tei­lung ei­nes mögli­chen Rechts­miss­brauchs sind die Ge­samt­dau­er der be­fris­te­ten Verträge so­wie die An­zahl der Ver­trags­verlänge­run­gen. Länge­re zeit­li­che Un­ter­bre­chun­gen können ge­gen die An­nah­me von „auf­ein­an­der­fol­gen­den Ar­beits­verhält­nis­sen“ oder „Be­fris­tungs­ket­ten“ spre­chen. Von Be­deu­tung ist fer­ner, ob der Ar­beit­neh­mer stets auf dem­sel­ben Ar­beits­platz mit den­sel­ben Auf­ga­ben beschäftigt wird oder ob es sich um wech­seln­de, ganz un­ter­schied­li­che Auf­ga­ben han­delt. Zu berück­sich­ti­gen ist wei­ter­hin die Lauf­zeit der ein­zel­nen be­fris­te­ten Verträge so­wie die Fra­ge, ob und in wel­chem Maße die ver­ein­bar­te Be­fris­tungs­dau­er zeit­lich hin­ter dem zu er­war­ten­den Ver­tre­tungs­be­darf zurück­bleibt. Ein ständi­ger Ver­tre­tungs­be­darf ist fer­ner ein Um­stand, der im Rah­men der um­fas­sen­den Miss­brauchs­kon­trol­le in die Ge­samtwürdi­gung ein­be­zo­gen wer­den kann. Es können da­ne­ben zahl­rei­che wei­te­re Ge­sichts­punk­te ei­ne Rol­le spie­len, z. B. bran­chen­spe­zi­fi­sche Be­son­der­hei­ten et­wa bei Sai­son­be­trie­ben. Grund­recht­lich gewähr­leis­te­te Frei­hei­ten wie die Pres­se­frei­heit und die Frei­heit der Be­richt­er­stat­tung durch Rund­funk und Film oder die Frei­heit von Kunst und Wis­sen­schaft, For­schung und Leh­re sind eben­falls berück­sich­ti­gungsfähig. Als gro­be Ori­en­tie­rung hat das BAG an­ge­nom­men, dass bei ei­ner Ge­samt­dau­er von mehr als elf Jah­ren und drei­zehn Be­fris­tun­gen ei­ne miss­bräuch­li­che Ge­stal­tung in­di­ziert ist, während bei

 

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ei­ner Ge­samt­dau­er von sie­ben Jah­ren und neun Mo­na­ten und vier Be­fris­tun­gen An­halts­punk­te für ei­nen Ge­stal­tungs­miss­brauch noch nicht vor­lie­gen. Bei knapp sechs­ein­halb Jah­ren und drei­zehn Be­fris­tun­gen hat es ei­nen Rechts­miss­brauch als möglich an­ge­se­hen (BAG 13.02.2013 – 7 AZR 225/11 – NZA 2013 – 777 ff.). In der Li­te­ra­tur wird teil­wei­se an­ge­nom­men, dass die Zwei-Jah­res-Gren­ze des § 14 Abs. 2 Tz­B­fG min­des­tens um das Drei­fa­che über­schrit­ten sein müsse, wo­bei auch bei ei­ner ex­trem ho­hen Zahl von Be­fris­tun­gen ei­ne Miss­brauchs­kon­trol­le ver­an­lasst sein könne (Lak­ies Ar­bRAk­tu­ell 2014, 94, 95). 

2. Un­ter An­wen­dung die­ser Kri­te­ri­en stellt sich die letz­te Be­fris­tung als rechts­miss­bräuch­lich dar. So­wohl die An­zahl der be­fris­te­ten Verträge als auch die Dau­er der un­un­ter­bro­che­nen Beschäfti­gungs­zeit über­schrei­ten ganz er­heb­lich die Gren­zen, die § 14 Abs. 1 Tz­B­fG für die Be­fris­tungs­kon­trol­le maßgeb­lich sind. Fer­ner ist zu Las­ten des be­klag­ten Lan­des zu wer­ten, dass der Kläger die ge­sam­te Zeit un­un­ter­bro­chen beschäftigt wur­de. Im Ge­gen­satz zur Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des wir­ken sich die Grundsätze für ei­nen Sai­son­be­trieb nicht aus. Auch wenn ei­ni­ges dafür spricht, dass im Be­reich des Lan­des­be­trie­bes Straßen­we­sen in den Win­ter­mo­na­ten an­ge­sichts der aus­gedünn­ten Per­so­nal­de­cke ein erhöhter Beschäfti­gungs­be­darf be­steht, so ist doch nicht zu ver­ken­nen, dass in den Som­mer­mo­na­ten über das Stamm­per­so­nal hin­aus zusätz­li­che Ar­beits­kräfte benötigt wer­den. Auch der Kläger wur­de in die­sen Zei­ten durchgängig als Ver­tre­tung von aus­ge­fal­le­nen Ar­beit­neh­mern beschäftigt. Die Aus­schrei­bun­gen aus Fe­bru­ar 2014 und März 2014 spre­chen selbst für die Zu­kunft für ei­nen erhöhten Beschäfti­gungs­be­darf. Der Kläger ist auch durchgängig im­mer als Straßenwärter beschäftigt wor­den. Er war in der ge­sam­ten Zeit zwar bei ver­schie­de­nen Straßen­meis­te­rei­en tätig, doch la­gen die­se al­le im Nord­os­ten Ber­lins. Die ört­li­che Verände­rung ist auch nicht als der­art gra­vie­rend an­zu­se­hen, dass hier­durch ei­ne Rechts­miss­bräuch­lich­keit ver­neint wer­den könn­te. Hier­bei ist auch zu berück­sich­ti­gen, dass das be­klag­te Land auf Ba­sis der ein­zel­ver­trag­lich in Be­zug ge­nom­me­nen Ta­rif­verträge zu Ver­set­zun­gen be­fugt ist. Auch wenn das be­klag­te Land nicht zur Vor­hal­tung ei­ner dau­er­haf­ten Per­so­nal­re­ser­ve ver­pflich­tet wer­den kann, ist die hier gewähl­te Ver­trags­ge­stal­tung we­gen der lang­fris­ti­gen un­un­ter­bro­che­nen Tätig­keit un­ter Zu­hil­fe­nah­me von 10 be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen ge­genüber dem Kläger als rechts­miss­bräuch­lich zu wer­ten.

3. Der vorläufi­ge Wei­ter­beschäfti­gungs­an­trag war eben­falls be­gründet, da dem Haupt­an­trag statt­ge­ge­ben wur­de.

III.

 

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Das be­klag­te Land hat die Kos­ten des er­folg­lo­sen Rechts­mit­tels zu tra­gen (§ 97 ZPO).

Die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung der Re­vi­si­on (§ 72 Abs. 2 ArbGG) lie­gen nicht vor. Es han­delt sich um ei­ne Ein­zel­fall­ent­schei­dung. Die grundsätz­li­chen Kri­te­ri­en sind durch die Recht­spre­chung des BAG geklärt. In­so­fern ist ge­gen die­ses Ur­teil ein Rechts­mit­tel nicht ge­ge­ben.

K.  

S.  

K.

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