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LAG Nürn­berg, Ur­teil vom 01.06.2010, 7 Sa 402/09

   
Schlagworte: Arbeitsvertrag
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Nürnberg
Aktenzeichen: 7 Sa 402/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 01.06.2010
   
Leitsätze: Das Schweigen eines Vertragspartners auf ein Vertragsänderungsangebot stellt im Rechtsverkehr grundsätzlich keine Willenserklärung dar. Dies gilt namentlich im Arbeitsverhältnis, in dem der Arbeitnehmer es oftmals aus Sorge um seinen Arbeitsplatz unterlässt, einseitigen Maßnahmen des Arbeitgebers zu widersprechen. Das Recht, sich auf eine fehlende Einigung über eine Vertragsänderung zu berufen, kann indes gemäß § 242 BGB verwirken.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Nürnberg, Urteil vom 25.06.2009, 4 Ca 860/09
   

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT NÜRN­BERG

7 Sa 402/09
4 Ca 860/09
(Ar­beits­ge­richt Nürn­berg)

 

Da­tum: 01.06.2010

Ur­teil:

1. Auf die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts Nürn­berg vom 25.06.2009 wird das Ur­teil wie folgt geändert:
Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger EUR 1.429,10 (in Wor­ten: Eu­ro ein­tau­send­vier­hun­dert­neun­und­zwan­zig 10/100) brut­to so­wie Zin­sen hier­aus in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit 01.07.2008 zu zah­len.

2. Die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung wird zurück­ge­wie­sen.

3. Von den Kos­ten des Rechts­streits trägt der Kläger 2/3, die Be­klag­te trägt 1/3.

4. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.


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Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um Ar­beits­zeit und rest­li­ches Ur­laubs­geld 2008.

Der Kläger wur­de zum 01.10.2003 von der Fir­ma A… GmbH ein­ge­stellt. Dem Ar­beits­verhält­nis liegt ein schrift­li­cher Ar­beits­ver­trag zu­grun­de. Dort heißt es:

„Be­stand­teil Ih­res Ar­beits­ver­tra­ges sind in ih­rer je­weils gülti­gen Fas­sung:

a) die ta­rif­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen für die An­ge­stell­ten in der Me­tall­in­dus­trie in Bay­ern

b) . . .“


Seit 01.04.2005 war der Kläger als Te­le­fon­verkäufer in der Ab­tei­lung F… tätig.

Mit ei­nem Schrei­ben vom 22.07.2005 teil­ten die A… GmbH und die Be­klag­te dem Kläger u.a. mit, es fin­de zum 01.09.2005 ein Be­triebsüber­gang auf die Be­klag­te statt. Das Schrei­ben lau­tet aus­zugs­wei­se:

„Die E… Ver­triebs GmbH wird Mit­glied des Lan­des­ver­ban­des Groß- und Außen­han­del, Ver­trieb- und Dienst­leis­tun­gen Bay­ern, Un­ter­neh­mer- und Ar­beit­ge­ber­ver­band der in­ter­me­diären Wirt­schaft e.V – ggf. in dem je­weils re­gio­nal täti­gen Lan­des­ver­band – und be­ab­sich­tigt, mit al­len Ar­beit­neh­mern die An­wen­dung des Baye­ri­schen Ta­rif­ver­trags zu ver­ein­ba­ren.

Da der Baye­ri­sche Man­tel­ta­rif­ver­trag des Groß- und Außen­han­dels all­ge­mein­ver­bind­lich ist, könn­te die­ser ab 01.09.2005 in vol­lem Um­fang an­ge­wen­det wer­den. E… Ver­triebs GmbH be­schränkt sich je­doch dar­auf, dass für Voll­zeit­beschäftig­te aus dem Re­gel­werk die­ses Man­tel­ta­rif­ver­tra­ges im ers­ten Jahr nach Be­triebsüber­gang aus­sch­ließlich die re­gelmäßige Ar­beits­zeit von wöchent­lich 38,5 St­un­den gilt, es sei denn, es be­steht be­reits ei­ne darüber hin­aus ge­hen­de Ar­beits­zeit.

. . .

Recht­zei­tig vor Ab­lauf des 31.08.2006 wird un­ter Berück­sich­ti­gung der zu die­sem Zeit­punkt ge­ge­be­nen wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen der E… Ver­triebs

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GmbH ge­prüft, in wel­chem Um­fang und ab wel­chem Zeit­punkt die sons­ti­gen Re­ge­lun­gen des Baye­ri­schen Man­tel­ta­rif­ver­tra­ges des Groß- und Außen­han­dels an­ge­wen­det wer­den sol­len.“

Die Be­klag­te leg­te bei der Zeit­er­fas­sung ab 01.09.2005 nicht mehr, wie bis da­hin 35, son­dern 38,5 Wo­chen­stun­den zu­grun­de. Ins­be­son­de­re wie­sen die mo­nat­li­chen Zeit­kon­to­auszüge, die die ein­zel­nen Mit­ar­bei­ter er­hal­ten, ab Sep­tem­ber 2005 als Soll­zeit 7,70 St­un­den pro Wo­che aus.

Im Ju­ni 2006 un­ter­brei­te­te die Be­klag­te dem Kläger ein Ver­trags­an­ge­bot, mit dem der Ar­beits­ver­trag da­hin­ge­hend ab­geändert wer­den soll­te, dass die Ta­rif­verträge des Groß- und Außen­han­dels zur An­wen­dung kom­men soll­ten. Der Kläger lehn­te dies ab.

Mit Schrei­ben vom 08.08.2006 teil­te die Be­klag­te dem Kläger mit, ab 01.09.2006 würden al­le Re­ge­lun­gen des Baye­ri­schen Man­tel­ta­rif­ver­tra­ges des Groß- und Außen­han­dels zur An­wen­dung kom­men.

Für 2008 zahl­te die Be­klag­te dem Kläger Ur­laubs­geld in Höhe von 521,40 € brut­to.

Mit der Kla­ge vom 05.02.2009 macht der Kläger gel­tend, ihm sei­en St­un­den gut­zu­schrei­ben. Außer­dem ver­langt er die Dif­fe­renz zwi­schen dem ge­zahl­ten und dem Ur­laubs­geld, wie es sich aus dem Man­tel­ta­rif­ver­trag für die Ar­beit­neh­mer der Baye­ri­schen Me­tall­in­dust-rie er­gibt.

Das Ar­beits­ge­richt Nürn­berg wies die Kla­ge mit Ur­teil vom 25.06.2009 ab.

Das Ur­teil wur­de dem Kläger am 29.06.2009 zu­ge­stellt. We­gen der Be­gründung wird auf das Erst­ur­teil Be­zug ge­nom­men (Bl. 43 d.A.).

Der Kläger leg­te ge­gen das Ur­teil am 29.07.2009 Be­ru­fung ein und be­gründe­te sie am 05.10.2009. Bis da­hin war die Be­ru­fungs­be­gründungs­frist verlängert wor­den.

Der Kläger macht gel­tend, ei­ne still­schwei­gen­de Ände­rung des Ar­beits­ver­trags sei we­der im Hin­blick auf die Ar­beits­zeit noch im Hin­blick auf die An­wend­bar­keit der Ta­rif­verträge für

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den Groß- und Außen­han­del an sich er­folgt. Er führt aus, die mo­nat­li­chen Zeit­kon­to­auszüge würden un­re­gelmäßig und zeit­lich um ein bis zwei Mo­na­te ver­setzt aus­gehändigt. Der Kläger trägt vor, er ha­be – wie an­de­re Ar­beit­neh­mer auch - im Ja­nu­ar 2006 die Ar­beits­zeit ge­genüber dem Be­triebs­rat mo­niert. An­fang Ja­nu­ar 2006 hätten des­halb Gespräche zwi­schen dem Be­triebs­rat und der Be­klag­ten statt­ge­fun­den. Sei­tens der Be­klag­ten sei mehr­fach ver­sucht wor­den, ihn zum Ab­schluss des neu­en Ar­beits­ver­trags zu be­we­gen. Im wei­te­ren Ver­lauf ha­be er im Fe­bru­ar 2008 mit sei­nem da­ma­li­gen Vor­ge­setz­ten, Herrn P..., we­gen der Erhöhung der Ar­beits­zeit ein Gespräch geführt. Er ha­be da­bei deut­lich ge­macht, dass er mit ei­ner Erhöhung der Ar­beits­zeit von 35 auf 38,5 St­un­den pro Wo­che nicht ein­ver­stan­den sei.
Der Kläger führt aus, in der Ab­tei­lung, in der er tätig sei, müsse ei­ne te­le­fo­ni­sche Er­reich­bar­keit von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr si­cher­ge­stellt sein. Ei­ne er­kenn­bar fes­te Ar­beits­zeit von 38,5 St­un­den pro Wo­che sei da­her ge­ra­de nicht ge­ge­ben ge­we­sen.


Der Kläger be­an­tragt:

1. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Nürn­berg vom 25.06.2009, Az: 4 Ca 860/09, wird ab­geändert.
2. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, dem Zeit­kon­to der Kla­ge­par­tei ab dem 01.04.2008 je­weils 3,5 St­un­den pro Wo­che gut­zu­schrei­ben, so­mit für die Mo­na­te April 2008 bis De­zem­ber 2008 137,9 St­un­den.
Hilfs­wei­se wird be­an­tragt: Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kla­ge­par­tei EUR 2.424,32 brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 % Punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz hier­aus seit 01.01.2009 zu be­zah­len.
3. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kla­ge­par­tei EUR 1.429,10 brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 % Punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz hier­aus seit 01.07.2008 zu be­zah­len.
4. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, dem Zeit­kon­to der Kla­ge­par­tei für die Mo­na­te Ja­nu­ar 2009 bis März 2009 wei­te­re 45,5 St­un­den gut­zu­schrei­ben.
Hilfs­wei­se wird be­an­tragt: Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kla­ge­par­tei EUR 799,43 brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 % Punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz hier­aus seit 01.04.2009 zu be­zah­len.


Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung kos­ten­pflich­tig zurück­zu­wei­sen.

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Die Be­klag­te führt aus, der der Ar­beits­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en sei so­wohl hin­sicht­lich der Ar­beits­zeit als auch hin­sicht­lich des Ur­laubs­gelds still­schwei­gend ab­geändert wor­den.

Der Kläger ha­be sich über 2 Jah­re Zeit ge­las­sen, die Gel­tung der 35 statt der 38,5 St­un­den in der Wo­che für sich zu re­kla­mie­ren. Der Kläger ha­be sich erst­mals schrift­lich am 28.07.2008 an sie ge­wandt, um Ur­laubs­geld und Ar­beits­zeit nach dem Me­tall­ta­rif zu er­hal­ten. Nach­dem sie in meh­re­ren Schrei­ben und zwar am 22.07.2005 und am 08.08.2006 auf die Ta­rifände­rung hin­ge­wie­sen ha­be, sei der Ar­beits­ver­trag ins­ge­samt ab­geändert, auch wenn die Aus­wir­kung der Ände­rung sich zunächst auf die Erhöhung der Ar­beits­zeit aus­ge­wirkt ha­be. Der Kläger ha­be in Kennt­nis der Aus­wir­kung über ei­nen ge­wis­sen Zeit-raum wei­ter­ge­ar­bei­tet, oh­ne zu wi­der­spre­chen.

Die Par­tei­en wur­den in der Sit­zung vom 09.03.2010 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass nach An­sicht des Ge­richts zwar kei­ne kon­klu­den­te Ver­tragsände­rung vor­liegt, hin­sicht­lich der Ar-beits­zeit aber das Recht des Klägers ver­wirkt ist.

Ei­ne Be­weis­auf­nah­me hat nicht statt­ge­fun­den.

Ent­schei­dungs­gründe:


Die Be­ru­fung ist zulässig. Sie ist statt­haft, § 64 Ab­satz 1 ArbGG. Ins­be­son­de­re liegt die Be­schwer über 600,00 €, § 64 Ab­satz 2 b ArbGG.

Die Be­ru­fung ist form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den, § 66 Ab­satz 1 Satz 1 und 2, 64 Ab­satz 6 Satz 1 ArbGG iVm den §§ 519, 520 ZPO.

Die Be­ru­fung ist teil­wei­se be­gründet.

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Der Kläger hat für das Jahr 2008 An­spruch auf Ur­laubs­geld in Höhe von 50 % des Brut­tour­laubs­ent­gelts, § 613a Ab­satz 1 Satz 1 BGB iVm dem Ar­beits­ver­trag vom 11.09.2003 und § 14 C Ab­satz 1 des Man­tel­ta­rif­ver­trags für die An­ge­stell­ten der baye­ri­schen Me­tall- und Elek­tro­in­dus­trie vom 31.10./2.11.1970 in der Fas­sung vom 24.5.2002 (TR 5/10 – 300 b 122) bzw. § 18 C Ab­satz 1 des Man­tel­ta­rif­ver­trags vom 23.06.2008 für die Ar­beit­neh­mer der baye­ri­schen Me­tall- und Elek­tro­in­dus­trie (TR 5/10 – 300 ab 145).

Auf das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen dem Kläger und der Fir­ma A… GmbH fan­den die Be­stim­mun­gen des zi­tier­ten Ta­rif­ver­trags kraft ein­zel­ver­trag­li­cher Be­zug­nah­me An­wen­dung. In die­se Rechts­po­si­ti­on ist die Be­klag­te in­fol­ge des Be­triebsüber­g­an­ges ein­gerückt.

Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Be­trieb der Be­klag­ten dem fach­li­chen An­wen­dungs­be­reich des all­ge­mein­ver­bind­li­chen Man­tel­ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del zu­zu­ord­nen ist.

Die Re­ge­lung des Ur­laubs­gelds im Ta­rif­ver­trag Me­tall stellt im Ver­gleich zum Man­tel­ta­rif­ver­trag für den Groß- und Außen­han­del ei­ne im Sin­ne des § 4 Ab­satz 3 TVG güns­ti­ge­re ein­zel­ver­trag­li­che Re­ge­lung dar und geht so­mit dem an sich ein­schlägi­gen Ta­rif­ver­trag vor.

Die Par­tei­en ha­ben kei­ne Ver­tragsände­rung, ins­be­son­de­re nicht die Gel­tung des Man­tel­ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del ver­ein­bart, § 311 Ab­satz 1 BGB.

Die Ände­rung ei­nes Ver­trags setzt vor­aus, dass die Par­tei­en ent­spre­chen­de übe­rein­stim­men­de Wil­lens­erklärun­gen ab­ge­ben, d.h., es muss ein An­ge­bot der ei­nen Ver­trags­par­tei vor­lie­gen, das vom an­de­ren Ver­trags­teil in al­ler Re­gel an­ge­nom­men wer­den muss. Die An­nah­me des Ver­trags­an­ge­bo­tes kann still­schwei­gend er­fol­gen. Ei­ner An­nah­me des Ver­trags­an­ge­bo­tes be­darf es nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 151 BGB nicht.

Die Be­klag­te hat dem Kläger im Ju­ni 2006 ein Ände­rungs­an­ge­bot ge­macht, §§ 145, 147, 148 BGB. Der Kläger soll­te ei­nen Ar­beits­ver­trag un­ter­zeich­nen, der die Gel­tung der Ta­rif-verträge für den Groß- und Außen­han­del vor­sah. Der Kläger hat den Ver­trags­ent­wurf un-strei­tig nicht un­ter­zeich­net. Dar­in liegt ei­ne ein­deu­ti­ge Ab­leh­nung des An­ge­bots.

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Der Ar­beits­ver­trag ist nicht be­reits vor­her ab­geändert ge­we­sen. Dies ist ins­be­son­de­re nicht da­durch er­folgt, dass der Kläger trotz der Schrei­ben der Be­klag­ten vom 22.07.2005 und 08.08.2006 das Ar­beits­verhält­nis wi­der­spruchs­los fort­ge­setzt hat.

In den zi­tier­ten Schrei­ben kann be­reits kein An­ge­bot zur Ände­rung des Ar­beits­ver­trags ge­se­hen wer­den.

Das Schrei­ben vom 22.07.2005 kündigt le­dig­lich ei­ne Ände­rung der Ar­beits­zeit an. Hin­sicht­lich al­ler übri­gen Ar­beits­be­din­gun­gen wird aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass noch ge­prüft wer­de, wann und in wel­chem Um­fang die sons­ti­gen Re­ge­lun­gen des Man­tel­ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del an­ge­wen­det wer­den soll­ten. Da­zu kommt, dass im sel­ben Schrei­ben die Ab­sicht der Be­klag­ten an­gekündigt wird, mit al­len Ar­beit­neh­mern die An­wen­dung des Ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del ver­ein­ba­ren zu wol­len. Hier­aus ist zu fol­gern, dass ge­ra­de kein An­ge­bot mit dem In­halt, den ge­sam­ten Ar­beits­ver­trag auf die Grund­la­ge des Man­tel­ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del zu stel­len, vor­liegt.

Auch das Schrei­ben vom 08.08.2006 enthält kein Ver­trags­an­ge­bot. Ein sol­ches An­ge­bot würde ei­ne Wil­lens­erklärung vor­aus­set­zen, die auf ei­ne (ein­ver­nehm­li­che) Abände­rung des be­ste­hen­den Ar­beits­ver­trags ab­zielt. Dies kann dem Schrei­ben vom 08.08.2006 nicht ent­nom­men wer­den. Hier­in kündig­te die Be­klag­te viel­mehr an, es würden ab 01. Sep­tem­ber 2006 al­le Re­ge­lun­gen des Baye­ri­schen Man­tel­ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del zur An­wen­dung kom­men. Dies stellt ei­ne ein­sei­ti­ge Dik­ti­on dar. Es ist die­ser Erklärung nicht zu ent­neh­men, dass die Be­klag­te ei­ne Ände­rung der Ver­trags­be­din­gun­gen von der Zu­stim­mung des Klägers abhängig ma­chen woll­te.

Selbst wenn im Schrei­ben vom 08.08.2006 ein An­ge­bot zur Ver­tragsände­rung zu se­hen wäre, hat der Kläger die­ses An­ge­bot nicht an­ge­nom­men.

Ei­ne aus­drück­li­che An­nah­me liegt un­strei­tig nicht vor.

Der Kläger hat das An­ge­bot auch nicht kon­klu­dent an­ge­nom­men.

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Das Schwei­gen ge­genüber ei­ner Ände­rung des Ar­beits­ver­trags ist, zu­mal wenn es um die Ver­schlech­te­rung der Ver­trags­be­din­gun­gen geht, grundsätz­lich kei­ne An­nah­me ei­nes sol­chen An­ge­bots. Dies stellt ein tra­gen­des Prin­zip des Zi­vil­rechts dar. Da­durch ist zwar die Möglich­keit, ein An­ge­bot kon­klu­dent an­zu­neh­men, nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen. Die kon­klu­den­te An­nah­me ei­nes Ver­trags­an­ge­bo­tes setzt in­des vor­aus, dass über das bloße Schwei­gen hin­aus Umstände vor­lie­gen, die den Schluss zu­las­sen, der Adres­sat des An­ge­bots sei hier­mit ein­ver­stan­den. Dies gilt na­ment­lich in ei­nem Ar­beits­verhält­nis, in dem der Ar­beit­neh­mer – ob be­gründet oder un­be­gründet - aus Sor­ge um den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses oft­mals da­von Ab­stand nimmt, ein­sei­ti­gen Maßnah­men des Ar­beit-ge­bers zu wi­der­spre­chen.

Ei­ne kon­klu­den­te An­ge­bots­an­nah­me kann bei ei­ner wi­der­spruchs­lo­sen Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch den Ar­beit­neh­mer dann gel­ten, wenn sich die an­ge­tra­ge­ne Ände­rung un­mit­tel­bar im Ar­beits­verhält­nis aus­wirkt, nicht aber, so­lan­ge de­ren Fol­gen nicht her­vor­tre­ten. Nur die tatsächli­che Prak­ti­zie­rung geänder­ter Ver­trags­be­din­gun­gen kann ei­ne kon­klu­den­te Erklärung sein, die ei­ner An­nah­me in­ner­halb der Frist des § 147 BGB gleich­kommt (vgl. Bun­des­ar­beits­ge­richt – Ur­teil vom 25.11.2009 - 10 AZR 779/08 = EzA-SD 2010, Nr. 2, 11 mwN). Dies setzt vor­aus, dass sich das Ände­rungs­an­ge­bot un­mit­tel­bar auf das Ar­beits­verhält­nis aus­wirkt.

Enthält das An­ge­bot ein gan­zes Bündel an Ver­tragsände­run­gen, kann, wenn sich ein Ände­rungs­an­ge­bot des Ar­beit­ge­bers nicht in al­len Punk­ten un­mit­tel­bar im Ar­beits­verhält­nis aus­wirkt, die wi­der­spruchs­lo­se Fort­set­zung der Tätig­keit durch den Ar­beit­neh­mer des­sen kon­klu­den­te An­nah­me des Ände­rungs­an­ge­bots ins­ge­samt sein (vgl. Bun­des­ar­beits­ge­richt – Ur­teil vom 01.08.2001 - 4 AZR 129/00 = BA­GE 98/293 und NZA 2003/924).

Ge­mes­sen an die­sen Kri­te­ri­en stellt, un­ter­stellt, das Schrei­ben der Be­klag­ten ent­hiel­te das An­ge­bot, das Ar­beits­verhält­nis zu den Be­din­gun­gen des Man­tel­ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del fort­zu­set­zen, die wi­der­spruchs­lo­se Fortführung des Ar­beits­verhält­nis­ses über den 08.08.2006 hin­aus kei­ne An­nah­me die­ses An­ge­bots durch den Kläger dar. Die be­ab­sich­tig­ten Ände­run­gen hätten sich ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die

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Son­der­zah­lun­gen nicht un­mit­tel­bar, son­dern nur lang­fris­tig auf das Ar­beits­verhält­nis aus­ge­wirkt.

So­weit die Be­klag­te gel­tend macht, der Kläger ha­be seit dem 01.09.2005 zu den Ar­beits­zei­ten des Groß- und Außen­han­dels ge­ar­bei­tet, er­gibt sich dar­aus nichts an­de­res.

Hin­sicht­lich der Ar­beits­zeit hat die Be­klag­te be­reits ab 01.09.2005 ei­ne Ände­rung an­ge-strebt. Das Schrei­ben vom 22.07.2005 enthält ei­ne sin­guläre Be­stim­mung, mit der die Be­klag­te die Ar­beits­zeit un­abhängig von der An­wen­dung der übri­gen ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen des Man­tel­ta­rif­ver­trags für den Groß- und Außen­han­del so­fort dem ein­schlägi­gen Ta­rif­ver­trag an­pas­sen woll­te. Dies er­gibt sich aus dem ein­deu­ti­gen Wort­laut des zi­tier­ten Schrei­bens.

In­fol­ge der wi­der­spruchs­lo­sen Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses wäre da­mit, wird das Schrei­ben vom 22.07.2005 über­haupt als An­ge­bot qua­li­fi­ziert, al­len­falls ei­ne ein­ver­nehm-li­che Ände­rung bezüglich der länge­ren Ar­beits­zeit er­zielt wor­den. Dies hätte sei­ne Grund­la­ge in­des nicht im Schrei­ben vom 08.08.2006.

Sch­ließlich war die An­nah­me ei­nes et­wai­gen An­ge­bots auch nicht ent­behr­lich, § 151 BGB. Ins­be­son­de­re liegt kein Fall vor, dass nach der Ver­kehrs­sit­te ei­ne An­nah­me nicht zu er­war­ten ist.

Ver­kehrs­sit­te ist die im Ver­kehr der be­tei­lig­ten Krei­se herr­schen­de tatsächli­che Übung, die ei­ne ge­wis­se Fes­tig­keit er­langt ha­ben muss (vgl. Pa­landt, Bürger­li­ches Ge­setz­buch, 69. Auf­la­ge, Rd­Nr. 21 zu § 133). Hierfür fehlt jeg­li­cher An­halts­punkt. Ins­be­son­de­re hat die Be­klag­te hier­zu nichts vor­ge­tra­gen.

Da so­mit ei­ne Ver­tragsände­rung nicht er­folgt ist, hat der Kläger An­spruch auf das vol­le Ur­laubs­geld für das Jahr 2008. Die­ses beträgt 50% des Ur­laubs­ent­gelts, nach dem nicht be­strit­te­nen Vor­brin­gen des Klägers al­so 1.950,50 €. Abzüglich des be­reits ge­zahl­ten Be­trags von 521,40 € bleibt ein Rest­an­spruch von 1.429,10 € brut­to.

In­so­weit ist die Be­ru­fung be­gründet.

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Der Zins­an­spruch be­ruht auf den §§ 286, 288 BGB.

Die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung des Klägers war ab­zu­wei­sen.

Der Kläger hat kei­nen An­spruch dar­auf, wöchent­lich 38,5 St­un­den beschäftigt zu wer­den.

Al­ler­dings hat­te der Kläger auf­grund der Be­zug­nah­me auf die Be­stim­mun­gen der Ta­rif­verträge für die baye­ri­sche Me­tall- und Elek­tro­in­dus­trie ei­ne wöchent­li­che Ar­beits­zeit von 35 St­un­den. Die Be­klag­te ist gemäß § 613a Ab­satz 1 Satz BGB in die Rech­te und Pflich­ten des Ar­beits­ver­trags zwi­schen dem Kläger und der Rechts­vorgänge­rin, der A… GmbH, ein­ge­tre­ten.

Es ist auch ei­ne Ver­tragsände­rung nicht er­folgt.

Bezüglich der recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne kon­klu­den­te Ver­tragsände­rung wird auf die obi­gen Ausführun­gen ver­wie­sen.

Nach Auf­fas­sung des er­ken­nen­den Ge­richts sind die­se Vor­aus­set­zun­gen auch nicht hin­sicht­lich der Ände­rung der Ar­beits­zeit erfüllt. Ins­be­son­de­re hat sich die von der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 22.07.2005 an­gekündig­te Ände­rung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nicht un­mit­tel­bar auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers aus­ge­wirkt.

Ei­ne un­mit­tel­ba­re Aus­wir­kung auf das Ar­beits­verhält­nis hat ei­ne vom Ar­beit­ge­ber ver­an­lass­te Ände­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen dann, wenn dies in den Umständen, un­ter de­nen der Ar­beit­neh­mer sei­ne Ar­beits­leis­tung zu er­brin­gen hat, sei­nen di­rek­ten Nie­der­schlag fin­det. Dies ist bei­spiels­wei­se bei ei­ner Ver­set­zung oder bei ei­ner Ab­sen­kung der re­gelmäßigen Vergütung der Fall. Die ein­sei­ti­ge Erhöhung der Wo­chen­ar­beits­zeit durch die Be­klag­te hat­te die­se Wir­kung nicht. Ins­be­son­de­re führ­te dies nicht zwin­gend zu ei­ner Ände­rung der tägli­chen Ar­beits­zeit. Der Kläger hat kei­ne fes­te tägli­che Ar­beits­zeit zu ab­sol­vie­ren. Viel­mehr be­steht in der Ab­tei­lung des Klägers Gleit­zeit mit der Vor­ga­be, dass in der Zeit von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr ei­ne te­le­fo­ni­sche Er­reich­bar­keit ge­ge­ben sein muss. Dem­gemäß ar­bei­tet der Kläger, wie sich aus den von der Be­klag­ten vor­ge­leg­ten Zeit­kon-

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ten er­gibt, nicht täglich 7,7 St­un­den. Viel­mehr va­ri­iert die tägli­che Ar­beits­zeit. Die Be­klag­te hat die Zeit­kon­to­auszüge für die Mo­na­te Sep­tem­ber 2005, De­zem­ber 2005, Ja­nu­ar 2006, Ju­ni 2006, De­zem­ber 2006, Ja­nu­ar 2007, Ju­ni 2007, De­zem­ber 2007 und De­zem­ber 2008 vor­ge­legt. Aus ih­nen er­gibt sich ein tägli­ches Ar­beits­pen­sum zwi­schen 5,32 und 10,75 St­un­den. Die Ände­rung der Ar­beits­zeit durch die Be­klag­te wirk­te sich erst bei der Sal­die­rung von Ist- und Soll­zeit aus. Dar­in ver­mag das er­ken­nen­de Ge­richt kei­ne un­mit­tel­ba­re Aus­wir­kung auf das Ar­beits­verhält­nis zu se­hen, de­ren wi­der­spruchs­lo­se Hin­nah­me ei­ne kon­klu­den­te Zu­stim­mung zur Ver­tragsände­rung dar­stellt.

Der Kläger hat in­des das Recht, sich auf die ver­trag­li­che Ar­beits­zeit von 35 St­un­den zu be­ru­fen, ver­wirkt, § 242 BGB.

Nach ständi­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, der sich das er­ken­nen­de Ge­richt an­sch­ließt, bil­det der Grund­satz von Treu und Glau­ben ei­ne al­len Rech­ten, Rechts­la­gen und Rechts­nor­men im­ma­nen­te In­halts­be­gren­zung. Die ge­gen § 242 BGB ver­s­toßen­de Rechts­ausübung oder Aus­nut­zung ei­ner Rechts­la­ge ist un­zulässig. Rech­te können dann un­zulässig aus­geübt wer­den, wenn sich der An­spruch­stel­ler da­mit in Wi­der­spruch zu sei­nem ei­ge­nen vor­aus­ge­gan­ge­nen Ver­hal­ten setzt. Ein wi­dersprüchli­ches Ver­hal­ten ist aber erst dann rechts­miss­bräuch­lich, wenn für den an­de­ren Teil ein schützens­wer­ter Ver­trau­en­stat­be­stand ge­schaf­fen wor­den ist oder wenn sons­ti­ge be­son­de­re Umstände die Rechts­ausübung als treu­wid­rig er­schei­nen las­sen (vgl. Bun­des­ar­beits­ge­richt – Ur­teil vom 09.12.2009 - 10 AZR 850/08 mwN).

So ist ein Recht ver­wirkt, wenn der In­ha­ber mit der Gel­tend­ma­chung länge­re Zeit ab­war-tet, sich in­fol­ge des Zeit­ab­laufs für den An­spruchs­geg­ner ein Ver­trau­en­stat­be­stand bil­det, mit der Gel­tend­ma­chung des Rechts nicht mehr rech­nen zu müssen, und ihm des­halb ei­ne Ein­las­sung auf die Gel­tend­ma­chung des Rechts nicht mehr zu­ge­mu­tet wer­den kann. Der er­for­der­li­che Zeit­ab­lauf kann um so kürzer sein, je gra­vie­ren­der die Umstände im Ver­hal­ten des Be­rech­tig­ten sind, die es recht­fer­ti­gen, die späte Gel­tend­ma­chung als un­zu­mut­bar an­zu­se­hen. Für die Erfüllung des Um­stands­mo­ments kommt es dar­auf an, wie das Ver­hal­ten des Gläubi­gers vom Schuld­ner auf­ge­fasst wer­den darf (vgl. Bun­de­sar-beits­ge­richt – Ur­teil vom 03.12.2008 - 5 AZR 62/08 = AP Nr. 42 zu § 307 BGB).

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Ein sol­cher Fall ist vor­lie­gend ge­ge­ben.

Der Kläger hat über ei­nen länge­ren Zeit­raum ge­genüber der Be­klag­ten nicht zu er­ken­nen ge­ge­ben, er sei mit der Ände­rung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit nicht ein­ver­stan­den. So war ihm auf­grund der mo­nat­li­chen Zeit­kon­ten spätes­tens im Ja­nu­ar 2006 be­kannt, dass die Be­klag­te, wie sie be­reits im Schrei­ben vom 22.07.2005 an­gekündigt hat­te, ei­ne höhe­re Ar­beits­zeit zu­grun­de leg­te. Dies er­gibt sich dar­aus, dass der Kläger, wie er selbst vorträgt, beim Be­triebs­rat vor­stel­lig wur­de und die höhe­re Ar­beits­zeit mo­nier­te. Erst ca. 2 Jah­re später, nämlich im Fe­bru­ar 2008, brach­te der Kläger sein An­lie­gen bei sei­nem da­ma­li­gen Vor­ge­setz­ten, Herrn P..., vor. In An­be­tracht des Um­stan­des, dass nach § 17 des Man­tel-ta­rif­ver­trags für die An­ge­stell­ten des baye­ri­schen Me­tall- und Elek­tro­in­dus­trie vom 31.10./02.11.1970 in der Fas­sung vom 24.05.2002 (TR 5/10 - 300 b 122) Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis in­ner­halb ei­ner Aus­schluss­frist von 3 bzw. 6 Mo­na­ten schrift­lich bzw. im Fall der Ab­leh­nung ge­richt­lich gel­tend zu ma­chen wa­ren, stellt dies ei­nen lan­gen Zeit­raum dar, der zur Ver­wir­kung ei­nes Rechts führen kann.

Die Be­klag­te durf­te da­von aus­ge­hen, dass der Kläger sein Recht, le­dig­lich 35 St­un­den in der Wo­che ar­bei­ten zu müssen, nicht mehr gel­tend ma­chen würde. Dies er­gibt sich ne­ben dem Zeit­ab­lauf ins­be­son­de­re dar­aus, dass der Kläger wi­der­spruchs­los in der ge­wohn­ten Wei­se wei­ter­ar­bei­te­te. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Kläger das An­ge­bot der Be­klag­ten, ei­nen neu­en Ar­beits­ver­trag ab­zu­sch­ließen, ab­lehn­te. Die Ände­rung der Ar­beits­zeit so­wie die An­wen­dung der übri­gen Re­ge­lun­gen der Ta­rif­verträge für den Groß- und Außen­han­del durch die Be­klag­te er­folg­ten zeit­lich und in­halt­lich un­abhängig von­ein­an­der. Die Ände­rung der Ar­beits­zeit wur­de be­reits mit Schrei­ben vom 22.07.2005 an­gekündigt und mit Wir­kung zum 01.09.2005, al­so ab dem Be­triebsüber­gang, da­durch um­ge­setzt, dass die Zeit­kon­ten auf der Ba­sis ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 38,5 St­un­den fort­geführt wur­den. Dem­ge­genüber brach­te die Be­klag­te in dem Schrei­ben vom 22.07.2005 deut­lich zum Aus­druck, dass bezüglich der übri­gen ta­rif­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen noch ei­ne Ent­schei­dung ge­trof­fen wer­den soll­te, und sie we­gen ei­ner Ver­tragsände­rung auf die Ar­beit­neh­mer zu­kom­men wer­de. Auf­grund die­ser kla­ren Tren­nung der Ar­beits­zeit von den sons­ti­gen Ar­beits­be­din­gun­gen war für die Be­klag­te ent­ge­gen der An­sicht des Klägers nicht er­kenn­bar, dass die Ab­leh­nung der Ver­tragsände­rung im Ju­ni 2006 sich auch auf die Ände­rung der Ar­beits­zeit be­zie­hen soll­te, die be­reits seit Sep­tem­ber 2005 prak­ti­ziert

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wur­de, oh­ne dass der Kläger sich dem wi­der­setz­te. Im Ge­gen­teil hat­te die Be­klag­te auf­grund des Um­stan­des, dass sich der Kläger zwar wei­ger­te, ei­nen neu­en Ver­trag zu un­ter­zeich­nen, aber gleich­wohl der Be­rech­nung der Ar­beits­zei­ten nicht wi­der­sprach, erst recht kei­ne Ver­an­las­sung, an­zu­neh­men, der Kläger ak­zep­tie­re (auch) die geänder­te Ar­beits­zeit nicht. Dies er­gibt sich nicht zu­letzt dar­aus, dass der Kläger, nach­dem, wie er selbst ausführt, die Be­klag­te im Fe­bru­ar 2007 ver­such­te, die Ar­beit­neh­mer zu be­we­gen, den neu­en Ar­beits­ver­trag ab­zu­sch­ließen, ein wei­te­res Jahr ar­bei­te­te, oh­ne der ein­sei­ti­gen Hand­ha­bung der Ar­beits­zeit durch die Be­klag­te zu wi­der­spre­chen.

Die Be­klag­te muss­te da­her nicht mehr da­mit rech­nen, dass der Kläger noch ver­lan­gen würde, mit ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 35 St­un­den beschäftigt zu wer­den.

Der Be­klag­ten ist nicht zu­zu­mu­ten, den Kläger in Voll­zeit mit ei­ner kürze­ren Wo­chen­ar­beits­zeit als bei den übri­gen Ar­beit­neh­mern zu beschäfti­gen. Nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten in der Sit­zung vom 09.03.2010 ha­ben sich von ca. 300 Ar­beit­neh­mern ins­ge­samt nur et­wa 3 Ar­beit­neh­mer ge­gen die länge­re Ar­beits­zeit aus­ge­spro­chen. Zu dem Zeit­punkt, in dem der Kläger bei der Be­klag­ten die veränder­te Ar­beits­zeit mo­nier­te, hat­te sich die Ände­rung der Ar­beits­zeit im Be­trieb der Be­klag­ten kon­so­li­diert. Es würde zu Ver-wer­fun­gen führen, würde die Verlänge­rung der Ar­beits­zeit in Fra­ge ge­stellt wer­den.

Nach Auf­fas­sung des er­ken­nen­den Ge­richts ist es dem Kläger da­her ver­wehrt, sich auf
sein Recht auf ei­ne wöchent­li­che Ar­beits­zeit von 35 St­un­den zu be­ru­fen.

In­so­weit ist die Be­ru­fung da­her un­be­gründet.

Die Re­vi­si­on war gemäß § 72 Ab­satz 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen.


Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

Ge­gen die­ses Ur­teil können die Par­tei­en Re­vi­si­on ein­le­gen.

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Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Frist von ei­nem Mo­nat ein­ge­legt und in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten be­gründet wer­den.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung des Ur­teils.

 

Die Re­vi­si­on muss beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt
Hu­go-Preuß-Platz 1
99084 Er­furt

Post­an­schrift:
Bun­des­ar­beits­ge­richt
99113 Er­furt

Te­le­fax-Num­mer:
0361 2636-2000

ein­ge­legt und be­gründet wer­den.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

Es genügt auch die Un­ter­zeich­nung durch ei­nen Be­vollmäch­tig­ten der Ge­werk­schaf­ten und von Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände
- für ih­re Mit­glie­der
- oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der

oder

von ju­ris­ti­schen Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich in wirt­schaft­li­chem Ei­gen­tum ei­ner der im vor­ge­nann­ten Ab­satz be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen,

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- wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt
- und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In je­dem Fall muss der Be­vollmäch­tig­te die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Zur Möglich­keit der Re­vi­si­ons­ein­le­gung mit­tels elek­tro­ni­schen Do­ku­ments wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I, 519 ff.) hin­ge­wie­sen. Ein­zel­hei­ten hier­zu un­ter http://www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de/.

Weißen­fels, Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt


Bach­mann, eh­ren­amt­li­cher Rich­ter


Zieg­ler, eh­ren­amt­li­cher Rich­ter

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