HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/212

Al­ters­gren­ze bei der Po­li­zei: Beim SEK ist mit 42 Jah­ren Schluss

Die Um­set­zung aus dem Dienst im Spe­zi­al­ein­satz­kom­man­do (SEK) der Ber­li­ner Po­li­zei we­gen Er­rei­chens der Al­ters­gren­ze von 42 Jah­ren ist kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters: Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 18.08.2011, OVG 4 B 20.10
Feuerwehrmann Polizist Arzt SEK-Be­am­te müs­sen fit sein und nicht äl­ter als 42
01.11.2011. Nicht je­de Be­nach­tei­li­gung we­gen ei­nes „zu“ ho­hen oder nied­ri­gen Le­bens­al­ters ist auch ei­ne ver­bo­te­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters. Vie­le Re­ge­lun­gen, die für ge­fähr­li­che Ar­bei­ten ein Höchst­al­ter fest­le­gen, sind näm­lich recht­lich zu­läs­sig, wenn die Al­ters­gren­zen sach­lich be­grün­det sind.

Dies zeigt ein ak­tu­el­les Ur­teil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts (OVG) Ber­lin-Bran­den­burg (Ur­teil vom 18.08.2011, OVG 4 B 20.10) zur Al­ters­gren­ze von 42 Jah­ren für den Dienst im SEK bei der Ber­li­ner Po­li­zei.

Dürfen Ber­li­ner SEK-Be­am­te mit 42 zwangs­wei­se in den re­gulären Dienst zurück­ver­setzt wer­den?

Vie­le Ge­set­ze, Ar­beits­verträge und Ta­rif­verträge se­hen vor, dass Ar­beits- bzw. Dienst­verhält­nis­se au­to­ma­tisch en­den, wenn das Ren­ten- bzw. Pen­si­ons­al­ter er­reicht wird. Ei­ne sol­che "Zwangs­ver­ren­tung" von Ar­beit­neh­mern bzw. "Zwangs­pen­sio­nie­rung" von Be­am­ten ab ei­nem be­stimm­ten Le­bens­al­ter wirft die Fra­ge auf, ob die Be­trof­fe­nen nicht we­gen ih­res Al­ters dis­kri­mi­niert wer­den.

Dass älte­re Er­werbstäti­ge da­durch ge­genüber jünge­ren be­nach­tei­ligt wer­den, liegt auf der Hand, geht aber nach der ak­tu­el­len Recht­spre­chung in Ord­nung. Denn der Ge­setz­ge­ber bzw. Dienst­herr hat hier ei­nen wei­ten Spiel­raum, wenn er auf an­ge­mes­se­ne Wei­se le­gi­ti­me Zie­le mit ei­ner Höchst­al­ters­gren­ze ver­folgt. So kann ein (eher ge­rin­ges) Al­ter ei­ne "we­sent­li­che be­ruf­li­che An­for­de­rung" für körper­lich an­stren­gen­de Auf­ga­ben sein. Und Ren­ten­al­ters­gren­zen können ge­recht­fer­tigt sein, wenn sie der Ge­ne­ra­tio­nen­ge­rech­tig­keit die­nen.

In ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil des OVG Ber­lin-Bran­den­burg ging es nicht um ei­ne Zwangs­pen­sio­nie­rung, son­dern um die zwangs­wei­se Be­en­di­gung ei­nes at­trak­ti­ven, aber auch gefähr­li­chen und körper­lich an­stren­gen­den Diens­tes.

OVG Ber­lin-Bran­den­burg: Höchst­al­ters­gren­ze 42 für Po­li­zis­ten des Spe­zi­al­ein­satz­kom­man­dos (SEK) ist zulässig

Ein Po­li­zei­be­am­ter in Ber­lin wur­de seit 1999 im Ber­li­ner Spe­zi­al­ein­satz­kom­man­do (SEK) ein­ge­setzt. Die körper­li­chen und geis­ti­gen An­for­de­run­gen an Ein­satz­be­am­te des SEK lie­gen an der Gren­ze zum Hoch­leis­tungs­sport, al­so deut­lich über de­nen "nor­ma­ler" Po­li­zis­ten. Es wird vor­aus­ge­setzt und im­mer wie­der durch Tests si­cher­ge­stellt, dass SEK-Be­am­te in je­der Hin­sicht leis­tungsfähi­ger sind als ih­re mögli­chen Geg­ner. In Ber­lin ist vor­ge­se­hen, dass die SEK-Be­am­ten mit 42 Jah­ren wie­der in den nor­ma­len Dienst zurück­keh­ren müssen. An­de­re Bun­desländer ha­ben für ih­re SEK ähn­li­che Al­ters­gren­zen, die zwi­schen 40 und 45 Jah­ren schwan­ken.

Als der Be­am­te mit 42 Jah­ren die SEK-Al­ters­gren­ze er­reicht hat­te, wehr­te er sich ge­gen sei­ne Um­set­zung aus SEK-Dienst und zog vor Ge­richt. Da­mit hat­te er we­der vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt Ber­lin (Ur­teil vom 16.06.2009, 26 A 151.08) noch vor dem OVG Ber­lin-Bran­den­burg Er­folg. Das OVG hält die Al­ters­gren­ze 42 für den SEK-Dienst für rech­tens we­gen der be­son­ders ho­hen An­for­de­run­gen, die die­ser Dienst an die körper­li­che Fit­ness stellt. Da die­se mit zu­neh­men­dem Al­ter im­mer ge­rin­ger wird, kann der Dienst­herr Höchst­al­ters­gren­zen fest­le­gen und da­mit si­cher­stel­len, dass das SEK je­der­zeit in al­len Hin­sich­ten ein­satz­be­reit ist.

Fa­zit: Von ei­ner Eli­te­ein­heit in den "nor­ma­len" Po­li­zei­dienst zurück­ver­setzt zu wer­den, ist für Be­trof­fe­ne si­cher schwer zu ver­kraf­ten. Da es dafür aber gu­te Gründe gibt und da das Aus beim SEK nicht mit dem En­de der Be­rufstätig­keit ver­bun­den ist, müssen be­trof­fe­ne Be­am­te die­se Gren­ze wohl oder übel ak­zep­tie­ren.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 21. März 2018

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de
Bewertung: 5.0 von 5 Sternen (1 Bewertung)

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de