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BAG, Ur­teil vom 19.01.2011, 10 AZR 873/08

   
Schlagworte: Aufhebungsvertrag, Ausgleichsklausel, Arbeitgeberdarlehen
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 10 AZR 873/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 19.01.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Solingen, Urteil vom 12.12.2007, 3 Ca 894/07 lev
Landesarbeitsgericht Düsseldorf, Urteil vom 6.08.2008, 7 Sa 197/08
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


10 AZR 873/08
7 Sa 197/08
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Düssel­dorf

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

19. Ja­nu­ar 2011

UR­TEIL

Brüne, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Be­klag­ter, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Zehn­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 19. Ja­nu­ar 2011 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Mi­kosch, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Ey­lert und Mest­werdt so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Thiel und Pe­tri für Recht er­kannt:
 


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1. Die Re­vi­si­on des Klägers ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf vom 6. Au­gust 2008 - 7 Sa 197/08 - wird zurück­ge­wie­sen.


2. Der Kläger hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über Ansprüche aus ei­nem Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen. 

Der Kläger war ursprüng­lich bei der A AG beschäftigt, die ihm im Jahr 2000 ein Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen in Höhe von 60.000,00 DM (30.677,51 Eu­ro) mit ei­nem jähr­li­chen Zins­satz von 6 % gewähr­te. Die Til­gung des Dar­le­hens soll­te un­abhängig von der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses er­fol­gen. Das Ar­beits­verhält­nis ging im Rah­men ei­nes Be­triebsüber­gangs auf die A GmbH über, auf die auch das Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen über­tra­gen wur­de. Mit Be­schluss vom 1. Au­gust 2005 eröff­ne­te das Amts­ge­richt Köln über das Vermögen der A GmbH das In­sol­venz­ver­fah­ren (- 71 IN 285/05 -) in Ei­gen­ver­wal­tung. Mit Be­schluss vom 1. Ja­nu­ar 2006 be­stell­te das In­sol­venz­ge­richt den Be­klag­ten zum In­sol­venz­ver­wal­ter.

Am 18. De­zem­ber 2005 ei­nig­te sich der Kläger mit der Schuld­ne­rin auf ei­ne Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 31. De­zem­ber 2005. Gleich­zei­tig ver­ein­bar­te er mit der Beschäfti­gungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­ge­sell­schaft C GmbH ei­nen sich un­mit­tel­bar dar­an an­sch­ließen­den, auf ein Jahr be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag. In Ab­schn. II der Ver­ein­ba­rung ist ua. ge­re­gelt:

„1. In Kennt­nis der in der Präam­bel ge­nann­ten Fak­ten ver­ein­ba­ren der Ar­beit­neh­mer und A die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses aus den im In­ter­es­sen­aus­gleich und So­zi­al­plan vom 18.10.2005 ge­nann­ten be­triebs­be­ding­ten Gründen ein­ver­nehm­lich zum 31.12.2005.

2. Der Ar­beit­neh­mer erklärt, dass er über die Fol­gen ei­ner sol­chen ein­ver­nehm­li­chen Be­en­di­gung - ins­be-
 


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son­de­re auch dem dar­in lie­gen­den Ver­zicht auf das Führen von Be­stands­strei­tig­kei­ten ge­gen sei­nen Ar­beit­ge­ber - be­lehrt wor­den ist. Der Ar­beit­neh­mer hat­te auch Ge­le­gen­heit, sich über die­se Fol­gen ausführ­lich be­ra­ten zu las­sen.

3. Ist ein Über­tritt in die C zum 01.01.2006 vor­ge­se­hen, wird das Ar­beits­verhält­nis mit A bis zum ver­ein­bar­ten Be­en­di­gungs­ter­min nach Maßga­be der in­sol­venz­recht­li­chen Vor­schrif­ten ord­nungs­gemäß fort­geführt und ab­ge­rech­net.

4. ...

5. Mit die­sem Ver­trag sind sämt­li­che aus dem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis und sei­ner Be­en­di­gung ab­zu­lei­ten­den wech­sel­sei­ti­gen Ansprüche der Ver­trags­par­tei­en, sei­en sie be­kannt oder nicht be­kannt, gleich aus wel­chem Rechts­grund, ge­re­gelt und ab­ge­gol­ten, so­fern es sich nicht um In­sol­venz­for­de­run­gen des Ar­beit­neh­mers han­delt und sich aus dem So­zi­al­plan nichts an­de­res er­gibt. Die Be­hand­lung von be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gungs­ansprüchen rich­tet sich nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten.
...“


Der Kläger zahl­te die Dar­le­hens­ra­ten bis De­zem­ber 2006 wei­ter. Seit­dem ver­wei­gert er Zah­lun­gen un­ter Hin­weis auf die Aus­gleichs­klau­sel in Ab­schn. II Ziff. 5 der Ver­ein­ba­rung. Das Dar­le­hen va­lu­tiert noch in Höhe von 20.448,60 Eu­ro.

Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, auf­grund der Aus­gleichs­klau­sel in der Ver­ein­ba­rung vom 18. De­zem­ber 2005 bestünden aus dem Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen kei­ne Ansprüche mehr.


Der Kläger hat zu­letzt be­an­tragt 

fest­zu­stel­len, dass dem Be­klag­ten kei­ne Ansprüche mehr aus dem Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen Nr. 281851201 ge­gen ihn zu­ste­hen.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Er ist der An­sicht, die Aus­gleichs­klau­sel er­fas­se nur Ansprüche aus dem be­ste­hen­den Ar­beits-
 


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verhält­nis, zu de­nen die Ansprüche aus dem selbstständi­gen Dar­le­hens­ver­trag nicht gehörten.

Die Vor­in­stan­zen ha­ben die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt der Kläger sein Kla­ge­be­geh­ren wei­ter.


Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on des Klägers ist un­be­gründet. Der Kläger ist wei­ter­hin zur Zins­zah­lung und zur Rück­zah­lung des Dar­le­hens bei Fällig­keit ver­pflich­tet (§ 488 Abs. 1 Satz 2 BGB). Der Be­klag­te ist an der Gel­tend­ma­chung die­ser Ansprüche auf­grund der Aus­gleichs­klau­sel in Ab­schn. II Ziff. 5 der Ver­ein­ba­rung vom 18. De­zem­ber 2005 nicht ge­hin­dert.

I. Der Kläger ist nach § 488 Abs. 1 Satz 2 BGB zur Zah­lung des ge­schul­de­ten Zin­ses und bei Fällig­keit zur Rücker­stat­tung des ihm zur Verfügung ge­stell­ten Dar­le­hens auf­grund des zwi­schen der frühe­ren Ar­beit­ge­be­rin und ihm ge­schlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trags an den Be­klag­ten ver­pflich­tet. Die ehe­ma­li­ge Ar­beit­ge­be­rin des Klägers - die A AG - hat die sich aus dem Dar­le­hens­ver­trag er­ge­ben­den For­de­run­gen gemäß § 398 BGB auf die Schuld­ne­rin über­tra­gen. Durch die Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens und die Be­stel­lung des Be­klag­ten zum In­sol­venz­ver­wal­ter ist die Ver­wal­tungs- und Verfügungs­ge­walt über das Vermögen der Schuld­ne­rin nach § 80 Abs. 1 In­sO auf die­sen über­ge­gan­gen. Der Be­klag­te ist als In­sol­venz­ver­wal­ter da­her be­rech­tigt, die sich aus dem Dar­le­hen er­ge­ben­den Zah­lungs­ansprüche im ei­ge­nen Na­men gel­tend zu ma­chen.


II. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on sind die Ansprüche aus dem Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen auf­grund der Aus­gleichs­klau­sel in der Ver­ein­ba­rung vom 18. De­zem­ber 2005 nicht er­lo­schen. Dies hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu Recht an­ge­nom­men (vgl. zur re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prüfung der Aus­le­gung von Aus­gleichs­klau­seln: Se­nat 24. Ju­ni 2009 - 10 AZR 707/08 (F) - Rn. 23, AP
 


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HGB § 74 Nr. 81; 22. Ok­to­ber 2008 - 10 AZR 617/07 - Rn. 21, AP HGB § 74 Nr. 82 = EzA HGB § 74 Nr. 70; 8. März 2006 - 10 AZR 349/05 - Rn. 32, BA­GE 117, 218; 19. No­vem­ber 2003 - 10 AZR 174/03 - zu II 2 a der Gründe, AP BGB § 611 Kon­kur­renz­klau­sel Nr. 50 = EzA BGB 2002 § 611 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 2).

1. Die sich aus dem Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen er­ge­ben­den Zins- und Rück­zah­lungs­ansprüche fal­len nicht un­ter die von den Par­tei­en in Ab­schn. II Ziff. 5 des Auf­he­bungs­ver­trags ver­ein­bar­te For­mu­lie­rung, dass „mit die­sem Ver­trag ... sämt­li­che aus dem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis und sei­ner Be­en­di­gung ab­zu­lei­ten­den wech­sel­sei­ti­gen Ansprüche ..., sei­en sie be­kannt oder nicht be­kannt, gleich aus wel­chem Rechts­grund, ge­re­gelt und ab­ge­gol­ten“ sind.


a) Zu den „Ansprüchen aus dem Ar­beits­verhält­nis“ gehören al­le Ansprüche, die die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en auf­grund ih­rer durch den Ar­beits­ver­trag be­gründe­ten Rechts­be­zie­hung ge­gen­ein­an­der ha­ben. Maßgeb­lich ist der Be­reich, in dem der An­spruch ent­steht, nicht sei­ne ma­te­ri­ell-recht­li­che An­spruchs­grund­la­ge. Ob ein An­spruch dem Gel­tungs­be­reich ei­ner Klau­sel un­terfällt, die al­le Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis er­fasst, be­misst sich da­nach, ob ei­ne en­ge Ver­knüpfung des Le­bens­vor­gangs mit dem Ar­beits­verhält­nis be­steht (BAG 24. Ju­ni 2009 - 10 AZR 707/08 (F) - Rn. 26, AP HGB § 74 Nr. 81; 19. März 2009 - 6 AZR 557/07 - Rn. 25, AP BGB § 611 Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 17). Hat ein An­spruch sei­nen Grund in der ar­beits­ver­trag­li­chen Be­zie­hung der Par­tei­en, ist er ein „An­spruch aus dem Ar­beits­verhält­nis“ (BAG 19. März 2009 - 6 AZR 557/07 - Rn. 25, aaO; Se­nat 24. Ju­ni 2009 - 10 AZR 707/08 (F) - Rn. 26, aaO; 22. Ok­to­ber 2008 - 10 AZR 617/07 - Rn. 24, AP HGB § 74 Nr. 82 = EzA HGB § 74 Nr. 70). Dem­ent­spre­chend wer­den nicht nur die sich un­mit­tel­bar aus dem Ar­beits­ver­trag selbst er­ge­ben­den Ansprüche von der Aus­gleichs­klau­sel er­fasst, son­dern bei­spiels­wei­se auch wech­sel­sei­ti­ge Ansprüche aus ei­nem nach­ver­trag­li­chen Wett­be­werbs­ver­bot (BAG 24. Ju­ni 2009 - 10 AZR 707/08 (F) - Rn. 26, aaO; 18. De­zem­ber 1984 - 3 AZR 383/82 - zu II 1 der Gründe, AP TVG § 4 Aus­schluss­fris­ten Nr. 87 = EzA TVG § 4 Aus­schluss­fris­ten Nr. 61) oder Scha­dens-
 


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er­satz­ansprüche aus un­er­laub­ter Hand­lung (BAG 30. Ok­to­ber 2008 - 8 AZR 886/07 - Rn. 21, EzA TVG § 4 Aus­schluss­fris­ten Nr. 192).


b) Hier­von ab­zu­gren­zen sind je­doch Ansprüche, die sich aus an­de­ren, selbstständig ne­ben dem Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­se­nen zi­vil­recht­li­chen Verträgen er­ge­ben, wie dies zB bei For­de­run­gen aus Werk­miet­verträgen oder Kauf­verträgen der Fall ist (vgl. BAG 20. Fe­bru­ar 2001 - 9 AZR 11/00 - zu I 2 a aa der Gründe, BA­GE 97, 65; 27. No­vem­ber 1984 - 3 AZR 596/82 - zu II 1 b der Gründe, AP TVG § 4 Aus­schluss­fris­ten Nr. 89 = EzA TVG § 4 Aus-schluss­fris­ten Nr. 64). Die­se Ansprüche fal­len re­gelmäßig nicht un­ter ei­ne Aus­gleichs­klau­sel, die sich le­dig­lich auf „Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis“ be­zieht.

c) Ansprüche aus ei­nem Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen wer­den des­halb von ei­ner Aus­gleichs­klau­sel, die nur die Ansprüche aus ei­nem „be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis“ re­gelt, nicht er­fasst.

aa) Bei den Ansprüchen des Dar­le­hens­ge­bers aus ei­nem Dar­le­hens­ver­trag han­delt es sich um sol­che aus ei­nem selbstständig ne­ben dem Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­se­nen bürger­lich-recht­li­chen Ver­trag (vgl. BAG 4. Ok­to­ber 2005 - 9 AZR 598/04 - zu 3 a der Gründe, BA­GE 116, 104; 23. Fe­bru­ar 1999 - 9 AZR 737/97 - zu 2 d bb der Gründe, AP BGB § 611 Ar­beit­neh­mer­dar­le­hen Nr. 4 = EzA BGB § 611 In­halts­kon­trol­le Nr. 7). Zwar wer­den Dar­le­hens­verträge zwi­schen Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber zu­meist mit Rück­sicht auf das Ar­beits­verhält­nis zu Son­der­kon­di­tio­nen ab­ge­schlos­sen. Dar­le­hens­ver­trag und Ar­beits­ver­trag blei­ben je­doch gleich­wohl grundsätz­lich recht­lich selbstständig (BAG 23. Fe­bru­ar 1999 - 9 AZR 737/97 - zu 2 d bb der Gründe, aaO; 23. Sep­tem­ber 1992 - 5 AZR 569/91 - zu II 2 der Gründe, AP BGB § 611 Ar­beit­neh­mer­dar­le­hen Nr. 1 = EzA Ge­wO § 117 Nr. 1; aA Schaub/Linck ArbR-Hdb. 13. Aufl. § 72 Rn. 8a bei Einräum­en von Son­der­kon­di­tio­nen). Der Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses ist nur für den Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­trags, nicht aber für die sich dar­aus er­ge­ben­den Ansprüche maßgeb­lich. Et­was an­de­res kann bei Aus­gleichs­klau­seln, die nicht auch Ansprüche, die mit dem Ar­beits­verhält­nis in Ver­bin­dung ste­hen, son­dern le­dig­lich „al­le Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält-
 


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nis“ um­fas­sen, nur aus­nahms­wei­se an­ge­nom­men wer­den. Ein sol­cher Aus­nah­me­fall kann ge­ge­ben sein, wenn auf­grund der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung des Dar­le­hens ei­ne darüber hin­aus­ge­hen­de zusätz­li­che Ver­knüpfung zum Ar­beits­verhält­nis be­steht (vgl. BAG 28. Ju­li 2009 - 3 AZR 250/07 - Rn. 16, AP ArbGG 1979 § 45 Nr. 16; 19. März 2009 - 6 AZR 557/07 - Rn. 26, AP BGB § 611 Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 17).


bb) Ei­ne be­son­de­re Ver­knüpfung zum Ar­beits­verhält­nis liegt im Streit­fall nicht vor. Das Dar­le­hen ist dem Kläger zwar mit Rück­sicht auf das Ar­beits­verhält­nis und im Verhält­nis zum frei­en Markt mit güns­ti­ge­ren Kon­di­tio­nen (bspw. Ver­zicht auf wei­te­re Si­cher­hei­ten oder ei­ne Bo­nitätsprüfung) gewährt wor­den. Ent­schei­dend ist je­doch, dass dem Kläger das Dar­le­hen un­abhängig vom wei­te­ren Be­stand und der Ent­wick­lung des Ar­beits­verhält­nis­ses gewährt wor­den ist und es auch kei­ner Zweck­bin­dung un­ter­lag. Dies spricht ent­schei­dend ge­gen ei­ne zusätz­li­che Ver­klam­me­rung mit dem Ar­beits­verhält­nis.

2. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on wer­den die Ansprüche aus dem Dar­le­hens­ver­trag auch von der For­mu­lie­rung in der Aus­gleichs­klau­sel, dass die aus dem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis „ab­zu­lei­ten­den wech­sel­sei­ti­gen Ansprüche“ ab­ge­gol­ten sind, nicht er­fasst.


a) Nach der Recht­spre­chung des Neun­ten Se­nats des Bun­des­ar­beits­ge­richts können Aus­schluss­fris­ten Ansprüche aus ei­nem Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen mit um­fas­sen, wenn sie sich nicht nur auf Ansprüche „aus dem Ar­beits­verhält­nis“, son­dern auch auf sol­che Ansprüche be­zie­hen, die mit dem Ar­beits­verhält­nis „in Ver­bin­dung ste­hen“ (vgl. zu § 16 BRTV: 4. Ok­to­ber 2005 - 9 AZR 598/04 - zu 3 a aa der Gründe, BA­GE 116, 104; 20. Fe­bru­ar 2001 - 9 AZR 11/00 - zu I 2 a der Gründe, BA­GE 97, 65). Der­art weit ge­fass­te Aus­schluss­fris­ten schließen al­le Ansprüche in ih­ren An­wen­dungs­be­reich mit ein, die mit dem Ar­beits­verhält­nis tatsächlich oder recht­lich zu­sam­menhängen. Es genügt ein nur ent­fern­ter Zu­sam­men­hang. Al­ler­dings muss auch dann das Ar­beits­verhält­nis zu­min­dest die tatsächli­che Grund­la­ge für den Dar­le­hens­ver­trag ge­bil­det ha­ben. War das Ar­beits­verhält­nis für den In­halt oder den Be­stand des Dar­le­hens­ver­trags oh­ne Be­deu­tung, fin­det die Aus­schluss­frist selbst bei ei­ner
 


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der­art weit ge­fass­ten For­mu­lie­rung kei­ne An­wen­dung (vgl. BAG 4. Ok­to­ber 2005 - 9 AZR 598/04 - zu 3 a aa der Gründe, aaO; 20. Fe­bru­ar 2001 - 9 AZR 11/00 - zu I 2 a der Gründe, aaO).


b) Un­ter die „ab­zu­lei­ten­den wech­sel­sei­ti­gen Ansprüche“ fal­len aber nicht al­le nur in Ver­bin­dung mit dem Ar­beits­verhält­nis ste­hen­den Ansprüche. Die Aus­gleichs­klau­sel er­streckt sich nur auf die sich aus dem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis „ab­zu­lei­ten­den“ Ansprüche. Nach dem all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch be­deu­tet „ab­lei­ten“, dass sich et­was aus ei­nem an­de­ren „er­gibt“ bzw. dass et­was aus ei­nem an­de­ren „folgt“ (vgl. Du­den Das Be­deu­tungswörter­buch 3. Aufl. Stich­wort „ab­lei­ten“). Dem­ent­spre­chend können nur Ansprüche „aus dem Ar­beits­verhält­nis“ ge­meint sein. Nur die­se las­sen sich aus ei­nem be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis her­lei­ten. Die Ansprüche aus ei­nem zusätz­li­chen Dar­le­hens­ver­trag er­ge­ben sich nicht aus dem Ar­beits­verhält­nis, son­dern aus ei­nem an­de­ren, selbstständig ne­ben dem Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­se­nen zi­vil­recht­li­chen Ver­trag.


c) Im Übri­gen las­sen sich aus der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Aus­gleichs­klau­sel kei­ne An­halts­punk­te für die An­nah­me ent­neh­men, dass mit ihr auch Ansprüche ein­be­zo­gen wer­den soll­ten, die mit dem Ar­beits­verhält­nis „le­dig­lich in Ver­bin­dung ste­hen“. Hier­ge­gen spricht schon der ein­deu­ti­ge Wort­laut der Ver­ein­ba­rung. Aus dem wei­te­ren Ver­trags­text und dem mit dem Auf­he­bungs­ver­trag ver­folg­ten Sinn und Zweck folgt kein an­de­res Verständ­nis der Aus­gleichs­klau­sel. Viel­mehr spricht die wei­te­re Sys­te­ma­tik der Ver­ein­ba­rung dafür, dass die Par­tei­en das Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen nicht ein­be­zie­hen und aus­glei­chen woll­ten. Für sein Ein­verständ­nis zur ein­ver­nehm­li­chen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses hat der Kläger ei­nen be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag bei der Beschäfti­gungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­ge­sell­schaft er­hal­ten. Ei­ne wei­te­re (Ge­gen-)Leis­tung für die ein­ver­nehm­li­che Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses sieht die Ver­ein­ba­rung nicht vor. Der Aus­gleich für den Ver­lust sei­nes bis­he­ri­gen Ar­beits­plat­zes er­folg­te viel­mehr über die Re­ge­lun­gen des So­zi­al­plans. Dass der Kläger - und ei­ni­ge an­de­re Ar­beit­neh­mer - als Empfänger ei­nes Ar­beit­ge­ber­dar­le­hens im Ver­gleich zu den übri­gen Mit­ar­bei­tern der Schuld­ne­rin
 


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für den Ver­lust des Ar­beits­plat­zes ei­ne wei­te­re, im So­zi­al­plan nicht vor­ge­se­he­ne Leis­tung in un­ter­schied­li­cher Höhe er­hal­ten soll­ten, lässt sich aus der Ver­ein­ba­rung nicht schließen. Der Ver­zicht auf die Rücker­stat­tung des Ar­beit­ge­ber­dar­le­hens würde zu­dem ein steu­er- und so­zi­al­ver­si­che­rungs­ab­ga­ben­pflich­ti­ges Ein­kom­men dar­stel­len (vgl. Kütt­ner/Schle­gel Per­so­nal­buch 2010 Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen Rn. 13, 17). Dies ver­deut­licht, dass die Schuld­ne­rin durch die Aus­gleichs­klau­sel nicht auf die Rücker­stat­tung des Dar­le­hens hat ver­zich­ten wol­len. Dies gilt um­so mehr, als an die Fest­stel­lung ei­nes Ver­zichts­wil­lens ho­he An­for­de­run­gen zu stel­len sind. Steht fest, dass ei­ne For­de­rung ent­stan­den ist, ver­bie­tet die­ser Um­stand im All­ge­mei­nen die An­nah­me, der Gläubi­ger ha­be sein Recht ein­fach wie­der auf­ge­ge­ben wol­len (vgl. BAG 7. No­vem­ber 2007 - 5 AZR 880/06 - Rn. 22, BA­GE 124, 349).

d) Sch­ließlich kann aus dem Um­stand, dass nach Ab­schn. II Ziff. 5 der Ver­ein­ba­rung In­sol­venz­for­de­run­gen, die sich aus dem So­zi­al­plan er­ge­ben­den Ansprüche und die Ansprüche aus be­trieb­li­cher Al­ters­ver­sor­gung von der Aus­gleichs­klau­sel aus­ge­nom­men wer­den, nicht ge­schlos­sen wer­den, die Aus­gleichs­klau­sel ha­be die Dar­le­hens­ansprüche des Be­klag­ten mit er­fasst. Wer­den in ei­ner Ver­ein­ba­rung be­stimm­te Ansprüche aus­drück­lich von ei­ner Ab­gel­tungs­klau­sel aus­ge­nom­men, spricht zwar Ei­ni­ges für die An­nah­me, al­le an­de­ren Ansprüche soll­ten zum Erlöschen ge­bracht wer­den (vgl. BAG 28. Ju­li 2009 - 3 AZR 250/07 - Rn. 18, AP ArbGG 1979 § 45 Nr. 16; 24. Ju­ni 2009 - 10 AZR 707/08 (F) - Rn. 27, AP HGB § 74 Nr. 81; 19. März 2009 - 6 AZR 557/07 - Rn. 34, AP BGB § 611 Ar­beit­ge­ber­dar­le­hen Nr. 1 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 17). Dies kann aber nur für die Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis, nicht für sons­ti­ge zi­vil­recht­li­che For­de­run­gen gel­ten.


e) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on er­gibt sich aus der Un­klar­hei­ten­re­gel des § 305c Abs. 2 BGB kein an­de­res Er­geb­nis.

aa) Nach die­ser Norm ge­hen Zwei­fel bei der Aus­le­gung von All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen zu­las­ten des Ver­wen­ders. Hierfür muss nach Ausschöpfung der Aus­le­gungs­me­tho­den ein nicht be­heb­ba­rer Zwei­fel ver­blei­ben. Die An­wen­dung der Un­klar­hei­ten­re­gel des § 305c Abs. 2 BGB setzt mit­hin
 


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vor­aus, dass die Aus­le­gung ei­ner ein­zel­nen AGB-Be­stim­mung min­des­tens zwei Er­geb­nis­se als ver­tret­bar er­schei­nen lässt und kei­nes den kla­ren Vor­zug ver­dient. Es müssen „er­heb­li­che Zwei­fel“ an der rich­ti­gen Aus­le­gung be­ste­hen. Die ent­fern­te Möglich­keit, zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis zu kom­men, genügt für die An­wen­dung der Be­stim­mung nicht (Se­nat 20. Ja­nu­ar 2010 - 10 AZR 914/08 - Rn. 17, AP BGB § 305c Nr. 12 = EzA BGB 2002 § 305c Nr. 18; 30. Ju­li 2008 - 10 AZR 606/07 - Rn. 44, BA­GE 127, 185; 24. Ok­to­ber 2007 - 10 AZR 825/06 - Rn. 14, BA­GE 124, 259).


bb) Die Aus­gleichs­klau­sel ist nicht un­klar. Es be­ste­hen kei­ne er­heb­li­chen Zwei­fel an dem am Wort­laut ori­en­tier­ten Aus­le­gungs­er­geb­nis. Al­lein der Um­stand, dass der Rich­ter am Ar­beits­ge­richt als Vor­sit­zen­der in der Güte­ver­hand­lung ei­ne an­de­re Auf­fas­sung ver­tre­ten hat, recht­fer­tigt die An­nah­me von er­heb­li­chen Zwei­feln nicht. Nichts an­de­res gilt für den Fall, dass der Be­klag­te zunächst selbst ei­ne an­de­re Rechts­auf­fas­sung ver­tre­ten ha­ben soll­te. Es spielt des­halb kei­ne Rol­le, ob der Be­klag­te mit ei­nem der Ar­beit­neh­mer ei­nen von sei­nem jet­zi­gen Stand­punkt ab­wei­chen­den Ver­gleich ge­schlos­sen hat.

III. Die Kos­tent­schei­dung folgt aus § 97 ZPO.


Mi­kosch 

Mest­werdt 

Ey­lert

Thiel 

Pe­tri

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