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LAG Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Be­schluss vom 31.03.2009, 5 TaBV 13/08

   
Schlagworte: Zustimmungsverweigerung, Arbeitsschutz, Betriebsrat
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern
Aktenzeichen: 5 TaBV 13/08
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 31.03.2009
   
Leitsätze: Der Betriebsrat kann die Zustimmungsverweigerung zu einer Versetzung eines Arbeitnehmers auf einen Arbeitsplatz in einer anderen Betriebsstätte nach § 99 Absatz 2 Nr. 1 BetrVG nur dann mit dem arbeitsschutzrechtswidrigen Zustand des vorgesehenen neuen Arbeitsplatzes begründen, wenn der Normverstoß unbehebbar ist oder der Verstoß so schwer wiegt, dass die Aufnahme der Tätigkeit an diesem Arbeitsplatz selbst für eine gedachte Übergangszeit bis zur Behebung des Mangels nicht hinnehmbar ist.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Rostock, Beschluss vom 30.05.2008, 4 BV 33/07
   

Te­nor

1. Die Be­schwer­de und die An­schluss­be­schwer­de wer­den zurück­ge­wie­sen.

2. Die Rechts­be­schwer­de wird zu­ge­las­sen.

Gründe

I.

Die Ar­beit­ge­be­rin be­gehrt die ge­richt­li­che Er­set­zung der vom be­tei­lig­ten Be­triebs­rat ver­wei­ger­ten Zu­stim­mung zur ört­li­chen Ver­set­zung von 28 Ar­beit­neh­mern in­ner­halb von B. so­wie wei­ter­ge­hend auch die Fest­stel­lung, dass die vorläufi­ge Durchführung die­ser Maßnah­me oh­ne Zu­stim­mung des Be­triebs­rats aus sach­li­chen Gründen drin­gend er­for­der­lich war.

Die Ar­beit­ge­be­rin ist ein kon­zern­ge­bun­de­nes Un­ter­neh­men der Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­bran­che, das in re­gio­nal struk­tu­rier­te Be­trie­be un­ter­glie­dert ist. Der be­tei­lig­te Be­triebs­rat ist für den Be­reich der Kun­den­nie­der­las­sung Nord­ost ge­bil­det. In der Kun­den­nie­der­las­sung Nord­ost sind knapp 1.500 Ar­beit­neh­mer in meh­re­ren Be­triebsstätten beschäftigt. Die Be­triebsstätten ver­tei­len sich auf die Bun­desländer Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Bran­den­burg und auf B.. Die dort beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer sind seit Jah­ren ei­nem na­he­zu per­ma­nen­ten Um­struk­tu­rie­rungs­pro­zess auf be­trieb­li­cher wie auf un­ter­neh­me­ri­scher Ebe­ne aus­ge­setzt. Im Zu­sam­men­hang mit ei­ner ganz an­de­ren Maßnah­men nämlich der ört­li­chen Um­set­zung ei­nes auf zen­tra­ler Ebe­ne ver­ab­re­de­ten zen­tra­len In­ter­es­sens­aus­gleichs (ZIA) schlos­sen die Be­tei­lig­ten vor dem er­ken­nen­den Ge­richt am 20. März 2007 in dem Ver­fah­ren 5 TaBV 14/06 ei­nen Ver­gleich über den sei­ner­zei­ti­gen Ver­fah­rens­ge­gen­stand. In dem Ver­gleich heißt es un­ter an­de­rem:

"Die Ar­beit­ge­be­rin si­chert zu, dass die der­zei­ti­ge Un­ter­brin­gung der Beschäftig­ten in B. an den drei Stand­or­ten (H. Straße, L.straße, K. Al­lee) bis 31.12.2007 un­verändert bleibt. Da­mit sind be­trieb­lich ver­an­lass­te Ar­beits­platz­ver­la­ge­run­gen nach Pots­dam oder Frank­furt/Oder eben­so aus­ge­schlos­sen wie Ar­beits­platz­ver­la­ge­run­gen in­ner­halb der Stand­or­te in B.."

Die 28 Ar­beit­neh­mer, um de­ren Ver­set­zung die Be­tei­lig­ten hier strei­ten, wa­ren bis­her in ei­nem vom Kon­zern an­ge­mie­te­ten Gebäude an der P. Pro­me­na­de (13089 B., Be­zirk P.) un­ter­ge­bracht. In dem Gebäude wa­ren auch noch Be­triebsstätten bzw. Be­triebs­tei­le an­de­rer Un­ter­neh­men des Kon­zerns un­ter­ge­bracht. Der Kon­zern ist nach sei­ner der­zei­ti­gen Kon­zern­po­li­tik be­strebt, die Be­trie­be sei­ner Un­ter­neh­men auf Im­mo­bi­li­en zu kon­zen­trie­ren, die zum Kon­zern gehören. Das Gebäude in der P. Pro­me­na­de soll­te da­her frei­ge­zo­gen wer­den und die be­trof­fe­nen Be­triebs­tei­le und Ar­beit­neh­mer soll­ten auf an­de­re Stand­or­te ver­teilt wer­den. Da­bei soll­ten die vor­han­de­nen be­trieb­li­chen Struk­tu­ren er­hal­ten blei­ben. Die Zu­ord­nung der be­trof­fe­nen 28 Ar­beit­neh­mer zu ih­ren Vor­ge­setz­ten soll­te da­her ge­nau­so we­nig verändert wer­den, wie ih­re be­trieb­li­che Auf­ga­ben­stel­lung. Viel­mehr wur­de die ge­sam­te Ein­heit, so wie sie ist, an den neu­en Stand­ort überführt.

Die Auf­ga­be des Stand­or­tes P. Pro­me­na­de und die Pla­nung zur Ver­la­ge­rung der dort täti­gen Ein­hei­ten wur­den von dem zuständi­gen Gre­mi­um in­ner­halb des Kon­zerns am 17. No­vem­ber 2006 be­schlos­sen. Das Ob­jekt wur­de dar­auf­hin zum 31. De­zem­ber 2007 gekündigt. Über die Kündi­gung und das sich dar­aus er­ge­ben­de Bedürf­nis zur Ver­la­ge­rung der Ar­beitsplätze wur­de die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin vom Kon­zern im Mai 2007 un­ter­rich­tet. Bis Sep­tem­ber 2007 hat die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin nach Möglich­kei­ten ge­sucht, die be­trof­fe­nen Ein­hei­ten an an­de­ren ge­eig­ne­ten kon­zern­ei­ge­nen Stand­or­ten in B. un­ter­zu­brin­gen; da­bei wur­de so­wohl der Stand­ort L. Straße als auch der Stand­ort H. Straße in Be­tracht ge­zo­gen.

Letzt­lich hat sich die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin für die Ver­la­ge­rung der Ein­heit in das Ob­jekt in der H. Straße 4-8 (13509 B., Be­zirk R.) ent­schie­den. Es han­delt sich um ei­nen großen Gebäude­kom­plex, der in den 90er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts ge­baut wur­de. In ihm sind vie­le Ein­hei­ten di­ver­ser Kon­zern­un­ter­neh­men un­ter­ge­bracht. Auch Ar­beit­neh­mer der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin sind be­reits dort un­ter­ge­bracht. Der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin ist dort für die Durchführung der strei­ti­gen Maßnah­me ei­ne be­grenz­te An­zahl von Büroräum­en für ih­re Zwe­cke per Miet­ver­trag zur Verfügung ge­stellt wor­den. Ei­ne Aus­deh­nung der zu­ge­wie­se­nen Flächen auf wei­te­re Büroräume ist nach Dar­stel­lung der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin vom Kon­zern nicht ge­wollt; da­hin­ge­hen­de Ver­hand­lun­gen sei­en da­her oh­ne Er­folgs­aus­sicht.

Aus zahl­rei­chen an­de­ren Be­schluss­ver­fah­ren der Be­tei­lig­ten und aus ei­nem meh­re­re Jah­re zurück­lie­gen­den Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren be­tref­fend die Ar­beits­be­din­gun­gen am Stand­ort K. Al­lee ist dem Ge­richt be­kannt, dass der Stand­ort H. Straße auch von Sei­ten des Be­triebs­rats als ei­ner der bes­ten kon­zern­ei­ge­nen Stand­or­te in­ner­halb B.s an­ge­se­hen wird. Al­ler­dings befürch­tet der Be­triebs­rat, dass die Ar­beit­ge­be­rin an die­sem Stand­ort mehr Ar­beit­neh­mer zu­sam­men­zieht bzw. be­reits zu­sam­men­ge­zo­gen hat, als das Gebäude her­gibt. Zwi­schen den Be­tei­lig­ten ist da­her ein auf zahl­rei­chen Ebe­nen aus­ge­tra­ge­ner Streit ent­stan­den um die not­wen­di­gen Min­destflächen für Ar­beitsplätze, um die not­wen­di­ge Min­dest­größe von Ver­kehrs­flächen, um die Ka­pa­zität der vor­han­den Flucht­we­ge, um die Größe der Fens­ter der Büros in Abhängig­keit von der An­zahl der Ar­beitsplätze, um die Lärm­belästi­gung an den Ar­beitsplätzen in Büros mit meh­re­ren Ar­beitsplätzen, um die Zu­mut­bar­keit der Un­ter­brin­gung meh­re­rer Beschäftig­ter in ei­nem Raum und um al­le denk­ba­ren ähn­li­chen ar­beits­schutz­recht­li­chen und feu­er­po­li­zei­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen.

In die­sem Zu­sam­men­hang ist auf Initia­ti­ve des Be­triebs­rats ei­ne Ei­ni­gungs­stel­le ein­ge­setzt wor­den, die durch förm­li­chen Spruch die Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitsstätten" er­las­sen hat (An­la­ge K10 zum erst­in­stanz­li­chen Schrift­satz der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin vom 22. Ja­nu­ar 2008, hier Blatt 77 ff; es wird Be­zug ge­nom­men - im Fol­gen­den wird die­se Be­triebs­ver­ein­ba­rung ge­le­gent­lich nur als BV be­zeich­net).

Die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin hat den Spruch der Ei­ni­gungs­stel­le we­gen der Über­schrei­tung der Gren­zen des Er­mes­sens der Ei­ni­gungs­stel­le ge­richt­lich an­ge­grif­fen. Die 3. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Meck­len­burg-Vor­pom­mern hat in ih­rer Ent­schei­dung vom 25. Fe­bru­ar 2009 (3 TaBV 7/08) der Ar­beit­ge­be­rin teil­wei­se Recht ge­ge­ben und die Rechts­be­schwer­de zu­ge­las­sen.

Da die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin ih­re Pla­nun­gen erst im Sep­tem­ber 2007 ab­ge­schlos­sen hat­te, war ein ge­wis­ser Zeit­druck ent­stan­den. Die hier be­trof­fe­nen 28 Ar­beit­neh­mer wa­ren in­zwi­schen die ein­zi­gen Ar­beit­neh­mer des Kon­zerns, die noch das an­ge­mie­te­te Gebäude ge­nutzt hat­ten. Kon­zern­sei­tig gab es die Vor­ga­be, die Flächen bis En­de No­vem­ber zu räum­en, da­mit man noch ei­nen Mo­nat Zeit für die not­wen­di­gen Rück­bau­maßnah­men hat. Für den Fall der nicht recht­zei­ti­gen und ord­nungs­gemäßen Her­aus­ga­be des Miet­ob­jekts an den Ver­mie­ter droh­ten er­heb­li­che Kos­ten für den Kon­zern.

Un­ter dem 2. No­vem­ber 2007 hat dann die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin den bei ihr ge­bil­de­ten Be­triebs­rat um Zu­stim­mung zum "Um­zug" der be­trof­fe­nen 28 Ar­beit­neh­mer, der für den 26./27. No­vem­ber 2007 ge­plant sei, er­sucht. In dem An­schrei­ben (An­la­ge Ast. 1, hier Blatt 29; es wird Be­zug ge­nom­men) wird darüber un­ter­rich­tet, dass die Mit­ar­bei­ter "im 2. OG, Rie­gel 5 Nord und Süd" un­ter­ge­bracht wer­den sol­len. Dem An­trag bei­gefügt war ei­ne Lis­te mit den Na­men der be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter und di­ver­se "Möblie­rungs­pläne" aus de­nen er­mes­sen wer­den kann, wie vie­le Per­so­nen in je­dem Raum un­ter­ge­bracht wer­den sol­len, wie groß de­ren Schreib­ti­sche sein wer­den und wie weit die­se Schreib­ti­sche von der Fens­ter­front ent­fernt sein wer­den (Blatt 42 ff der Ak­te, es wird eben­falls Be­zug ge­nom­men). Teil­wei­se ist an­ge­ge­ben wie groß der Ab­stand zwi­schen zwei Schreib­ti­schen ist, so dass auf die Fläche ge­schlos­sen wer­den kann, die dem Mit­ar­bei­ter für sei­nen Stuhl und die Be­we­gungs­frei­heit mit dem Stuhl zur Verfügung steht. Auf­grund der un­de­fi­nier­ten Übergänge der in Ko­pie vor­ge­leg­ten Plan­aus­schnit­te lässt sich al­ler­dings nicht er­sch­ließen, wie vie­le Ar­beitsplätze ins­ge­samt am neu­en Stand­ort für die Mit­ar­bei­ter zur Verfügung ste­hen wer­den.

Der be­tei­lig­te Be­triebs­rat hat der Maßnah­me un­ter dem 14. No­vem­ber 2007 die Zu­stim­mung ver­wei­gert. Er be­gründet das mit ei­ner un­zu­rei­chen­den Un­ter­rich­tung über di­ver­se Pa­ra­me­ter der ins Au­ge ge­fass­ten neu­en Ar­beitsplätze am neu­en Stand­ort. Die von ihm gewünsch­te wei­te­re Un­ter­rich­tung um­fasst 20 Punk­te, vor al­lem all die Pa­ra­me­ter, die der Be­triebs­rat benötigt, um er­mes­sen zu können, ob der Stand­ort H. Straße be­reits überfüllt ist und ob al­le Pa­ra­me­ter der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitsstätten" erfüllt sind; we­gen der Ein­zel­hei­ten wird auf das Ab­leh­nungs­schrei­ben Be­zug ge­nom­men (An­la­ge Ast. 2, hier Blatt 32 f). Außer­dem wird die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung mit ei­nem Ver­s­toß ge­gen die Re­ge­lun­gen aus dem oben erwähn­ten Ver­gleich vor dem er­ken­nen­den Ge­richt in Sa­chen 5 TaBV 14/06 vom 20. März 2007 und ge­gen die von der Ei­ni­gungs­stel­le er­las­se­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitsstätten" be­gründet (Un­ter­schrei­tung der Min­destflächen, Über­schrei­tung der Gren­zen der Lärm­pe­gel, un­zu­rei­chen­de Aus­le­gung der Flucht­we­ge).

Mit Schrei­ben vom 21. No­vem­ber 2007 teil­te die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin dem Be­triebs­rat mit, dass sie die ge­plan­te Maßnah­me trotz der Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung des Be­triebs­rats vorläufig durchführen wer­de. Dies hat sie mit den Fol­gen ei­ner nicht ter­min­ge­rech­ten Räum­ung des Miet­ob­jekts in der P. Al­lee be­gründet (An­la­ge Ast. 3, Blatt 34 f; es wird Be­zug ge­nom­men). Der vorläufi­gen Durchführung der Maßnah­me hat der Be­triebs­rat um­ge­hend mit Schrei­ben vom 28. No­vem­ber 2007 (An­la­ge Ast. 4, hier Blatt 37; es wird Be­zug ge­nom­men) wi­der­spro­chen, da die nun­meh­ri­ge Eil­bedürf­tig­keit auf Versäum­nis­se der Ar­beit­ge­be­rin zurück­zuführen sei.

Die Ar­beit­ge­be­rin hat die Maßnah­me so­dann durch­geführt. Die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer ar­bei­ten seit De­zem­ber 2007 am neu­en Stand­ort in der H. Straße.

Mit der beim Ar­beits­ge­richt Ros­tock am 3. De­zem­ber 2007 ein­ge­gan­ge­nen An­trags­schrift be­gehrt die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin die Er­set­zung der Zu­stim­mung und die Fest­stel­lung der Dring­lich­keit der vorläufig oh­ne Zu­stim­mung des Be­triebs­rats durch­geführ­ten Maßnah­me im Sin­ne von § 100 Be­trVG. Das Ar­beits­ge­richt hat mit dem Be­schluss vom 30. Mai 2008 die vom Be­triebs­rat ver­wei­ger­te Zu­stim­mung ge­richt­lich er­setzt, den An­trag auf Fest­stel­lung der Dring­lich­keit der vorläufig durch­geführ­ten Maßnah­me je­doch ab­ge­lehnt.

Der Be­schluss des Ar­beits­ge­richts ist dem be­tei­lig­ten Be­triebs­rat am 19. Ju­ni 2008 zu­ge­stellt wor­den und der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin am 24. Ju­ni 2008. Die Be­schwer­de des Be­triebs­rats vom 18. Ju­li 2008 ist hier per FAX am sel­ben Tag ein­ge­gan­gen. Sie ist mit Schrift­satz vom 19. Au­gust 2008, Ge­richts­ein­gang per FAX am sel­ben Tag, be­gründet wor­den. Der Be­triebs­rat be­gehrt nach wie vor die vollständi­ge Zurück­wei­sung der Anträge der Ar­beit­ge­be­rin.

Die Ar­beit­ge­be­rin hat An­schluss­be­schwer­de ein­ge­legt, die hier am 22. Sep­tem­ber 2008 ein­ge­gan­gen ist. Mit der An­schluss­be­schwer­de ver­folgt die Ar­beit­ge­be­rin ih­ren Fest­stel­lungs­an­trag nach § 100 Be­trVG wei­ter.

Der Be­triebs­rat geht da­von aus, dass es sich bei der strei­ti­gen Maßnah­me um ei­ne Ver­set­zung im Sin­ne von § 99 Be­trVG han­delt. Wenn es in der Recht­spre­chung heiße, bei ei­ner ört­li­chen Verände­rung lie­ge im­mer dann ei­ne Ver­set­zung vor, wenn der neue Ar­beits­platz in ei­ner an­de­ren po­li­ti­schen Ge­mein­de lie­ge, müsse man für B. da­von aus­ge­hen, dass ei­ne Ver­set­zung vor­lie­ge, wenn der neue Ar­beits­platz in ei­nem an­de­ren Be­zirk der Stadt lie­ge. Das sei hier der Fall.

Der Be­triebs­rat ha­be die Zu­stim­mung ver­wei­gert, weil für die Ar­beitsplätze in der H. Straße, auf de­nen die 28 Ar­beit­neh­mer zukünf­tig ein­ge­setzt wer­den sol­len, nicht al­le An­for­de­run­gen des Ar­beits­schut­zes und des Brand­schut­zes ein­ge­hal­ten sei­en, wie sie in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitstätten" fest­ge­legt sei­en. Es lie­ge da­her ein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund nach § 99 Ab­satz 2 Nr. 1 Be­trVG in Form ei­nes Ver­s­toßes ge­gen Ge­set­ze und ge­gen die BV vor.

Die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin könne sich hin­sicht­lich der Be­triebs­ver­ein­ba­rung je­den­falls nicht auf den in Punkt 2.2 vor­ge­se­he­nen Be­stands­schutz für be­ste­hen­de Ar­beitsstätten be­ru­fen, denn aus der Sicht der Ar­beit­ge­be­rin han­de­le es sich bei den Ar­beitsplätzen für die be­trof­fe­nen 28 Ar­beit­neh­mer um die Neu­ein­rich­tung von Ar­beitsplätzen für die da­her al­le in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung ge­re­gel­ten Pa­ra­me­ter ein­ge­hal­ten wer­den müss­ten. Auf Grund der nur be­schränkt zu­ge­wie­se­nen Flächen ste­he zum Bei­spiel fest, dass die Min­dest­größe für Ar­beitsräume (15 qm für den Ar­beits­platz ei­nes Agen­ten) nicht ein­ge­hal­ten wer­den könne. - Im Übri­gen ver­tieft der Be­triebs­rat sei­ne be­reits in der Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung auf­geführ­ten Ar­gu­men­te.

Der Be­triebs­rat ver­tritt schließlich die Auf­fas­sung, dass das vor­lie­gen­de Be­schluss­ver­fah­ren nicht im Sin­ne der Ar­beit­ge­be­rin ent­schie­den wer­den könne, da die Frist zur ab­sch­ließen­den Stel­lung­nah­me des Be­triebs­rats im Rah­men der Be­tei­li­gung nach § 99 Be­trVG noch gar nicht zu lau­fen be­gon­nen ha­be; es ste­he da­her noch gar nicht fest, ob der Be­triebs­rat zu der Maßnah­me die Zu­stim­mung ver­wei­gern wer­de. Denn die Frist be­gin­ne erst zu dem Zeit­punkt zu lau­fen, zu dem der Ar­beit­ge­ber sei­ne Un­ter­rich­tungs­ob­lie­gen­hei­ten vollständig erfüllt ha­be. Das sei bis heu­te nicht der Fall.

Aus den von der Ar­beit­ge­be­rin vor­ge­leg­ten Plänen der Räum­lich­kei­ten sei z. B. nicht zu ent­neh­men, ob die Raumhöhen tatsächlich die in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung ver­lang­ten 2,50 m ha­ben. Die vor­ge­leg­te fach­kund­li­che Stel­lung­nah­me des BAD (An­la­ge Ast. 5, Blatt 38 ff, es wird Be­zug ge­nom­men) ha­be zum Bei­spiel kei­ne An­ga­ben darüber ge­macht, ob die in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung ge­for­der­ten Richt­wer­te in Be­zug auf den Schall­schutz ein­ge­hal­ten wer­den oder nicht. Eben­so sei den In­for­ma­tio­nen nicht zu ent­neh­men, ob die Be­leuch­tungs­verhält­nis­se, Blend- und Son­nen­schutz, die La­ge von Licht­schal­tern und An­for­de­run­gen an das Raum­kli­ma ein­ge­hal­ten würden oder nicht. Al­les dies sei­en An­ga­ben die für ei­ne ord­nungs­gemäße Ent­schei­dung er­for­der­lich wären.

Der be­tei­lig­te Be­triebs­rat be­an­tragt,

1. un­ter Abände­rung des ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schlus­ses auch den An­trag der Ar­beit­ge­be­rin auf Er­set­zung der vom Be­triebs­rat ver­wei­ger­ten Zu­stim­mung zu den Maßnah­men ab­zu­wei­sen;

2. die An­schluss­be­schwer­de zurück­zu­wei­sen.

Die Ar­beit­ge­be­rin be­an­tragt,

1. die Be­schwer­de des Be­triebs­rats zurück­zu­wei­sen;

2. un­ter Abände­rung des ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schlus­ses im Übri­gen fest­zu­stel­len, dass die vorläufi­ge Durchführung der Ver­set­zungs­maßnah­me oh­ne Zu­stim­mung des Be­triebs­rats aus sach­li­chen Gründen drin­gend er­for­der­lich war.

Die Ar­beit­ge­be­rin meint, die Un­ter­rich­tung sei um­fas­send er­folgt, ins­be­son­de­re sei der vor­ge­se­he­ne Ar­beits­platz, die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer, das Ver­set­zungs­da­tum, die Hin­ter­gründe, die ge­naue Stand­ort- und Raum­be­nen­nung so­wie der Möblie­rungs­plan der ein­zel­nen Räum­lich­kei­ten mit­ge­teilt wor­den. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen benöti­ge der Be­triebs­rat für ei­ne sach­ge­rech­te Ent­schei­dung nach § 99 Be­trVG nicht.

Die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin ver­neint außer­dem das Vor­lie­gen ei­nes an­er­kann­ten Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grun­des im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Be­trVG.

Ein Ver­s­toß ge­gen ein Ge­setz könne nicht fest­ge­stellt wer­den. Bei die­ser Fest­stel­lung sei zu be­ach­ten, dass es sich bei § 99 Be­trVG um per­so­nel­le Ein­zel­maßnah­men han­de­le und da­her nur sol­che Ge­set­zes­verstöße ein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­recht be­gründen könn­ten, die ei­nen un­mit­tel­ba­ren Be­zug zu der per­so­nel­len Maßnah­me selbst hätten. In­so­fern sei die Si­tua­ti­on ver­gleich­bar mit der Fra­ge, ob der Be­triebs­rat bei ei­ner ge­plan­ten Ein­stel­lung sei­ne Zu­stim­mung mit dem Ar­gu­ment ver­wei­gern dürfe, der ab­ge­schlos­se­ne oder vor­ge­se­he­ne Ar­beits­ver­trag sei ge­setz- oder ta­rif­wid­rig, et­wa weil er ei­ne un­zulässi­ge Be­fris­tungs­ab­re­de ent­hal­te. Ein sol­ches Ar­gu­ment wer­de in ständi­ger Recht­spre­chung nicht als zulässig an­er­kannt, da es sich nicht auf die per­so­nel­le Maßnah­me be­zie­he, son­dern auf die der Be­tei­li­gung ent­zo­ge­ne Ver­trags­be­zie­hung zwi­schen Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer. Ähn­lich sei es hier. § 99 Ab­satz 2 Nr. 1 Be­trVG sei kein In­stru­ment zu um­fas­sen­den Kon­trol­le der Rechtmäßig­keit des ar­beit­ge­be­ri­schen Han­delns durch den Be­triebs­rat. Da­her sei­en nur sol­che Norm­verstöße in die Be­trach­tung ein­zu­be­zie­hen, die ei­nen un­mit­tel­ba­ren Be­zug zu der per­so­nel­len Maßnah­me hätten, wie zum Bei­spiel Ge­sichts­punk­te der Eig­nung und Befähi­gung des Ar­beit­neh­mers für die Tätig­keit, Fra­gen der Aus­wahl­ge­rech­tig­keit und ähn­li­che Fra­ge­stel­lun­gen. Nor­men, die nur die Ar­beitsstätte oder den kon­kre­ten Ar­beits­platz und sei­ne Ein­rich­tung be­tref­fen, könn­ten ein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­recht nicht auslösen.

Die­se Ab­gren­zung müsse auch bei der Fra­ge ei­nes Ver­s­toßes ge­gen die Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitsstätten" be­ach­ten wer­den. Da­her könne da­hin­ste­hen, ob al­le Ar­beitsplätze der Be­triebs­ver­ein­ba­rung entsprächen.

So­fern ein Ver­s­toß ge­gen die Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitsstätten" fest­zu­stel­len sei, würde dies aber auch des­halb kei­nen Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund be­gründen, da die Be­triebs­ver­ein­ba­rung von der Ar­beit­ge­be­rin ge­richt­lich an­ge­grif­fen wor­den sei und sie durch das Lan­des­ar­beits­ge­richt Meck­len­burg-Vor­pom­mern in we­sent­li­chen Tei­len für un­wirk­sam erklärt wor­den ist.

Hilfs­wei­se sei dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Nor­men der Be­triebs­ver­ein­ba­rung für al­le Ar­beitsplätze ein­ge­hal­ten sei­en. Da das Gebäude in der H. Straße be­reits 1993 ge­plant, 1994 ge­neh­migt und ab 1995 er­rich­tet wor­den sei (al­les un­strei­tig), ge­nieße es Be­stands­schutz im Sin­ne von Punkt 2.2 der Be­triebs­ver­ein­ba­rung. Je­den­falls sei es wirt­schaft­lich völlig un­zu­mut­bar bei­spiels­wei­se die De­ckenhöhe der Ar­beitsräume auf 2,5 Me­ter oder mehr an­zu­he­ben.

Ein Ver­s­toß ge­gen die Ver­pflich­tun­gen aus dem Ver­gleich im Ver­fah­ren 5 TaBV 14/06 lie­ge eben­falls nicht vor, da der Ver­gleich ei­nen ganz an­de­ren Sach­zu­sam­men­hang ge­habt ha­be. Dies müsse bei sei­ner Aus­le­gung berück­sich­tigt wer­den.

Zur An­schluss­be­schwer­de führt die Ar­beit­ge­be­rin aus, die gewünsch­te ge­richt­li­che Fest­stel­lung müsse ge­trof­fen wer­den, da der Fest­stel­lungs­an­trag nach § 100 Be­trVG nur dann un­be­gründet sei, wenn die Maßnah­me of­fen­sicht­lich aus sach­li­chen Gründen nicht drin­gend er­for­der­lich war. Das Merk­mal "of­fen­sicht­lich" er­for­de­re ei­ne gro­be Ver­ken­nung der sach­lich-be­trieb­li­chen Not­wen­dig­keit der vorläufig durch­zuführen­den Maßnah­me sei­tens des Ar­beit­ge­bers. Dies läge hier aber nicht vor, da ei­ne Überg­a­be zur Ver­mei­dung von Fol­ge­kos­ten zum Jah­res­en­de 2007 statt­fin­den muss­te. Die Su­che nach ge­eig­ne­ten Nach­fol­geräum­lich­kei­ten ha­be sich als schwie­rig er­wie­sen. Erst auf­grund ei­nes Aus­zu­ges ei­ner an­de­ren Ab­tei­lung im Ok­to­ber 2007 ha­be man die Chan­ce be­kom­men, die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer in das das Ob­jekt H. Straße zu ver­set­zen.

II.

Die Be­schwer­de und die An­schluss­be­schwer­de sind nicht be­gründet.

1. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt die vom Be­triebs­rat ver­wei­ger­te Zu­stim­mung zu den Maßnah­men er­setzt.

a) Der "Um­zug" der 28 Mit­ar­bei­ter stellt ei­ne zu­stim­mungs­bedürf­ti­ge per­so­nel­le Maßnah­me im Sin­ne von § 99 Ab­satz 1 Satz 1 Be­trVG in Form ei­ner Ver­set­zung dar.

Ei­ne Ver­set­zung ist ei­ne tatsächli­che Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs (§ 95 Ab­satz 3 Be­trVG). Der "Ar­beits­be­reich" wird in § 81 Ab­satz 2 in Ver­bin­dung mit Ab­satz 1 Satz 1 Be­trVG durch die Auf­ga­be und Ver­ant­wor­tung des Ar­beit­neh­mers so­wie die Art sei­ner Tätig­keit und ih­re Ein­ord­nung in den Ar­beits­ab­lauf des Be­triebs um­schrie­ben. Der Be­griff ist dem­nach räum­lich und funk­tio­nal zu ver­ste­hen. Er um­fasst ne­ben dem Ort der Ar­beits­leis­tung auch die Art der Tätig­keit und den ge­ge­be­nen Platz in der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on.

Die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs liegt vor, wenn sich das Ge­samt­bild der bis­he­ri­gen Tätig­keit des Ar­beit­neh­mers so verändert hat, dass die neue Tätig­keit vom Stand­punkt ei­nes mit den be­trieb­li­chen Verhält­nis­sen ver­trau­ten Be­ob­ach­ters als ei­ne "an­de­re" an­zu­se­hen ist. Dies kann sich aus dem Wech­sel des In­halts der Ar­beits­auf­ga­ben und der mit ih­nen ver­bun­de­nen Ver­ant­wor­tung er­ge­ben, kann aus ei­ner Ände­rung der Art der Tätig­keit und mit ei­ner Ände­rung der Stel­lung und des Plat­zes des Ar­beit­neh­mers in­ner­halb der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on durch Zu­ord­nung zu ei­ner an­de­ren be­trieb­li­chen Ein­heit ver­bun­den sein (BAG 17.6.2008 - 1 ABR 38/07 -).

Nach dem all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch be­stimmt sich der Ar­beits­ort we­der durch die räum­li­che La­ge des Ar­beits­plat­zes in­ner­halb des Be­triebs­gebäudes noch durch das Be­triebs­gebäude und Be­triebs­gelände als Gan­zes, son­dern durch den Sitz des Be­triebs und da­mit in der Re­gel durch den Be­zirk der po­li­ti­schen Ge­mein­de, in wel­cher das Be­triebs­gebäude liegt (BAG 27. Ju­ni 2006 - 1 ABR 35/05 - RNr. 13, BA­GE 118, 314). Es wird da­her an­ge­nom­men, ei­ne bloße Verände­rung des Ar­beits­orts sei erst dann die Zu­wei­sung ei­nes an­de­ren Ar­beits­be­reichs, wenn mit ihr ein Wech­sel der po­li­ti­schen Ge­mein­de ein­her­geht (vgl. nur Fit­ting/En­gels/Schmidt/Tre­bin­ger/Lin­sen­mai­er, § 99 Be­trVG RNr. 121; Ka­nia in ErfK § 99 Be­trVG RNr. 15).

Über­tra­gen auf die hier maßgeb­li­chen B.er Verhält­nis­se wird man von ei­ner maßgeb­li­chen Verände­rung des Ar­beits­or­tes spre­chen müssen, wenn der neue Ar­beits­platz in ei­nem an­de­ren Be­zirk der Großstadt B. liegt. Das ist hier der Fall. Auch die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin geht da­von aus, dass es sich um ei­ne be­tei­li­gungs­pflich­ti­ge Ver­set­zung han­delt, wei­te­re Ausführun­gen da­zu sind da­her hier ent­behr­lich.

b) Die vom Be­triebs­rat ge­gen die Ver­set­zung vor­ge­brach­ten Ar­gu­men­te gehören al­ler­dings nicht zu den förm­li­chen Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­gründen im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Be­trVG.

Vor al­lem das Ar­gu­ment, die zukünf­ti­gen Ar­beitsplätze würden nicht den in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitstätten" fest­ge­leg­ten Stan­dards genügen, kann vor­lie­gend die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung nicht be­gründen.

aa) Nach § 99 Abs. 2 Nr. 1 Be­trVG kann der Be­triebs­rat die Zu­stim­mung zwar un­ter an­de­rem dann ver­wei­gern, wenn die per­so­nel­le Maßnah­me ge­gen ei­ne Be­stim­mung in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung verstößt. Als Grund für ei­ne Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung taugt aber nicht je­der Ver­s­toß ge­gen be­lie­bi­ge be­trieb­li­che Nor­men. Es muss sich viel­mehr um Nor­men han­deln, de­ren Schutz­zweck nicht an­ders als durch das gänz­li­che Un­ter­las­sen der Maßnah­me ge­si­chert wer­den kann.

Für den Be­reich der Ein­stel­lung als Maßnah­me im Sin­ne von § 99 Be­trVG hat die Recht­spre­chung schon im­mer an­ge­nom­men, das Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­recht des Be­triebs­rats die­ne nicht der um­fas­sen­den Rechtmäßig­keits­kon­trol­le der Maßnah­me ein­sch­ließlich des vor­ge­se­he­nen Ar­beits­ver­tra­ges. Lan­ge Zeit wur­de die Ab­gren­zung in der Recht­spre­chung des BAG al­ler­dings rein be­griff­lich vor­ge­nom­men. Man hat die Ein­stel­lung als Ein­glie­de­rung in den Be­trieb ver­stan­den und hat sie vom Ar­beits­ver­trag, der nur die rechts­geschäft­li­che Grund­la­ge der Ein­glie­de­rung bil­de, ab­ge­grenzt. Aus der be­griff­li­chen Auf­spal­tung des ein­heit­li­chen Le­bens­vor­gangs Ein­stel­lung auf rechts­geschäft­li­cher Grund­la­ge hat man dann ge­fol­gert, dass Norm­verstöße, die sich aus den vor­ge­se­he­nen ar­beits­ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen er­ge­ben, als Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­gründe nicht aus­rei­chen (vgl. nur bei­spiels­wei­se BAG 16. Ju­li 1985 - 1 ABR 35/83 - BA­GE 49, 180 = AP Nr. 21 zu § 99 Be­trVG 1972).

Ei­ne ein­fa­che Über­tra­gung die­ser Dif­fe­ren­zie­rung von den Ein­stel­lungsfällen auf die Ver­set­zungsfälle hält das er­ken­nen­de Ge­richt nicht für möglich, denn vie­le Ver­set­zungs­maßnah­men spie­len sich - wie auch der vor­lie­gen­de Fall zeigt - oh­ne Verände­rung der ver­trag­li­chen Grund­la­gen der Zu­sam­men­ar­beit ab. Auch der Ver­such der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin und des Ar­beits­ge­richts, die für die Ein­stel­lungsfälle ent­wi­ckel­te be­griff­li­che Dif­fe­ren­zie­rung auf die Ver­set­zungsfälle ent­spre­chend zu über­tra­gen, hält das Ge­richt für we­nig über­zeu­gend.

Rein be­griff­lich lässt sich si­cher­lich die Ein­rich­tung ei­nes Ar­beits­plat­zes von der Zu­wei­sung ei­nes Ar­beit­neh­mers zu dem ein­ge­rich­te­ten Ar­beits­platz un­ter­schei­den. Da­mit ist aber noch kein Er­kennt­nis­ge­winn für die Fra­ge ver­bun­den, ob ar­beits­schutz­recht­li­che De­fi­zi­te des ein­ge­rich­te­ten Ar­beits­plat­zes zulässi­ge Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­ar­gu­men­te im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Nr. 1 Be­trVG bei ei­ner Ver­set­zung oder bei ei­ner Ein­stel­lung dar­stel­len können.

Aber selbst dann, wenn man mit der jünge­ren Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts den Norm­zweck der ver­letz­ten Norm in den Mit­tel­punkt stellt, lässt sich aus den hier mögli­cher­wei­se ver­letz­ten Nor­men kein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­recht ab­lei­ten.

Ne­ben der rein be­griff­li­chen Ab­gren­zung fragt das BAG bei Norm­verstößen in­zwi­schen zusätz­lich, ob es der Schutz­zweck der ver­letz­ten Norm ge­bie­te, die strei­ti­ge per­so­nel­le Maßnah­me gänz­lich zu un­ter­las­sen (vgl. nur BAG 14.12.2004 - 1 ABR 54/03 RNr. 17; 18.3.2008 - 1 ABR 81/06 RNr. 29).

Die Be­schränkung der Fol­gen des Norm­ver­s­toßes wird aus dem nur ein­ge­schränk­ten Be­tei­li­gungs­recht des Be­triebs­rats im Rah­men von § 99 Be­trVG (Ve­to­recht) her­ge­lei­tet. Da der Be­triebs­rat die Maßnah­me nur ab­leh­nen könne und kei­ne ei­ge­nen Ge­gen­vor­schläge ma­chen könne, sei die An­er­ken­nung der Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung auf die Fälle zu be­schränken, in de­nen das gänz­li­che Ab­se­hen von der Maßnah­me zur Durch­set­zung der Norm tatsächlich er­for­der­lich sei. Dies ist - so der Sach­ver­halt in der Ent­schei­dung des BAG vom 14.12.2004 (1 ABR 54/03) - zum Bei­spiel nicht der Fall, wenn bei ei­ner Ein­stel­lung im Ar­beits­ver­trag ei­ne Kündi­gungs­frist ver­ein­bart wird, die den Ar­beit­neh­mer ge­genüber der ta­rif­li­chen Re­ge­lung be­nach­tei­ligt. Denn ent­we­der ist der Ar­beit­neh­mer nicht ta­rif­ge­bun­den, dann ist die Ver­ein­ba­rung kein Norm­ver­s­toß, oder er ist ta­rif­ge­bun­den, dann gilt der güns­ti­ge­re Ta­rif oh­ne­hin; es sei da­her so das BAG sinn­gemäß sinn­los, in ei­nem sol­chen Fal­le ein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­recht des Be­triebs­rats an­zu­er­ken­nen.

Das Bei­spiel zeigt, dass die An­er­ken­nung des Norm­ver­s­toßes als Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund aus der Sicht des Ar­beit­neh­mer­schut­zes kon­tra­pro­duk­tiv wäre. Denn an­de­re Ar­beit­neh­mer­schutz­nor­men sor­gen im Bei­spiels­fall für ei­nen aus­rei­chen­den Schutz; die An­er­ken­nung der Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung, die not­wen­dig das gänz­li­che Un­ter­las­sen der Maßnah­me zur Fol­ge hätte, würde über das Schutz­ziel deut­lich hin­aus­ge­hen und da­mit letzt­lich dem Ar­beit­neh­mer so­gar scha­den, weil er über­haupt nicht ein­ge­stellt würde.

Die­ser Ge­dan­ken­gang lässt sich auf Fälle der Ver­let­zung ar­beits­schutz­recht­li­cher Nor­men an dem vor­ge­se­he­nen Ar­beits­platz über­tra­gen. Dies gilt für Ein­stel­lun­gen glei­cher­maßen wie für Ver­set­zun­gen. Bei Verstößen ge­gen Ar­beits­schutz­nor­men steht der Ar­beit­neh­mer nicht recht­los da. Er kann auf­bau­end auf § 618 BGB ge­gen Ge­set­zes­verstöße vor­ge­hen; ge­ge­be­nen­falls könn­te er auch die zuständi­gen Behörden ein­schal­ten (§ 16 Ab­satz 2 Ar­beits­schutz­ge­setz).

Liegt kein Ge­set­zes­ver­s­toß son­dern ein Ver­s­toß ge­gen ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung vor, könn­te der Ar­beit­neh­mer die Ein­hal­tung der Be­triebs­ver­ein­ba­rung aus ver­trag­li­cher Ne­ben­pflicht des Ar­beit­ge­bers er­zwin­gen. Bei Ge­set­zes­verstößen könn­te auch der Be­triebs­rat un­ter Be­ach­tung der Verhält­nismäßig­keit außen­ste­hen­de Stel­len ein­schal­ten.

Im kon­kre­ten Fal­le ist der Be­triebs­rat so­gar in der kom­for­ta­blen Si­tua­ti­on, dass we­sent­li­che ar­beits­schutz­recht­li­che Nor­men in ei­ner ei­ge­nen Be­triebs­ver­ein­ba­rung nie­der­ge­legt sind, de­ren Ein­hal­tung bzw. Erfüllung er di­rekt mit ge­richt­li­cher Hil­fe durch­set­zen kann. Da­her ist es nicht er­sicht­lich, wel­chem wei­te­ren Zweck es die­nen könn­te, Ein­stel­lun­gen und Ver­set­zun­gen we­gen mögli­cher Verstöße ge­gen Ar­beits­schutz­nor­men im Rah­men von § 99 Be­trVG unmöglich zu ma­chen.

Zu­min­dest bei Ein­stel­lun­gen würde die An­er­ken­nung des Ver­s­toßes ge­gen Ar­beits­schutz­nor­men als Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Be­trVG wie in dem oben ge­schil­der­ten BAG-Fall im Er­geb­nis so­gar zu ei­ner Be­nach­tei­li­gung des Ar­beit­neh­mers führen, denn er könn­te über­haupt nicht ein­ge­stellt wer­den, ob­wohl sich die Ar­beits­schutz­de­fi­zi­te in den meis­ten Fällen oh­ne wei­te­res auch nach der Ein­stel­lung noch be­he­ben las­sen wer­den. Ei­ne Be­nach­tei­li­gung durch Über­deh­nung des Schutz­ge­dan­kens lässt sich je­doch auch für die Ver­set­zungsfälle vor­stel­len.

Denn auch das Un­ter­las­sen der Ver­set­zung kann mit Nach­tei­len ver­bun­den sein, die ei­ner Nicht­ein­stel­lung gleich­ste­hen. Der­ar­ti­ge Nach­tei­le lie­gen vor­lie­gend so­gar na­he, denn die al­te Ar­beitsstätte der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer in der P. Pro­me­na­de war be­reits weit­ge­hend leer­ge­zo­gen; es ist da­her an­zu­neh­men, dass zu­min­dest das Um­feld der Ar­beitsplätze nicht mehr in­takt war. Außer­dem war in na­her Zu­kunft mit Belästi­gun­gen durch die Rück­bau­maßnah­men zu rech­nen.

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt nimmt da­her an, dass ein Ver­s­toß ge­gen ar­beits­schutz­recht­li­che Nor­men an dem vor­ge­se­he­nen Ar­beits­platz den Be­triebs­rat nur dann zur Ver­wei­ge­rung der Zu­stim­mung zu ei­ner Ein­stel­lung oder Ver­set­zung im Sin­ne von § 99 Be­trVG be­rech­tigt, wenn der Norm­ver­s­toß nicht be­ho­ben wer­den kann oder er so schwer ist, dass die Auf­nah­me der Tätig­keit selbst für ei­ne ge­dach­te Über­g­angs­zeit bis zur Be­he­bung des Man­gels nicht hin­nehm­bar ist.

bb) Ge­mes­sen an die­sem Maßstab liegt kein im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Be­trVG er­heb­li­cher Ver­s­toß ge­gen ar­beits­schutz­recht­li­che Nor­men vor. Dies hat das Ar­beits­ge­richt mit in der Sa­che zu­tref­fen­den Ar­gu­men­ten für ein­zel­ne Streit­punk­te be­reits her­aus­ge­ar­bei­tet.

(1) So­weit der Be­triebs­rat befürch­tet, in ein­zel­nen Räum­en könn­ten die Grenz­wer­te für die Lärm­be­las­tung aus Punkt 3.10 der BV über­schrit­ten wer­den, räumt er selbst ein, dass die­ses Pro­blem durch ei­ne Ent­flech­tung der Ar­beitsplätze und ih­re Ver­tei­lung auf ei­ne größere An­zahl von Büroräum­en be­ho­ben wer­den könn­te. Nach der fach­kund­li­chen Stel­lung­nah­me des BAD wäre es auch möglich, das Pro­blem durch ein Ein­set­zen von mo­bi­len Trennwänden oder schall­schlu­cken­den Ta­pe­ten oder De­cken­ele­men­ten zu be­he­ben.

Da die Ein­hal­tung der Lärm­pe­gel­g­ren­zen und der Nach­hall­zei­ten der Vor­sor­ge vor Ge­sund­heits­gefähr­dun­gen zu­zu­ord­nen ist, ge­bie­tet es auch die mit der Über­schrei­tung der Nor­men ver­bun­de­ne Ge­fahr nicht, ei­nen sol­chen Norm­ver­s­toß als Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund an­zu­er­ken­nen. Bei die­ser Be­wer­tung muss auch be­ach­te­tet wer­den, dass es für Lärm­belästi­gun­gen bei Büroar­beit oder bei Ar­beit in Call-Cen­tern bis­her kei­ne fes­ten Grenz­wer­te in staat­li­chen Ge­set­zen oder Un­fall­verhütungs­vor­schrif­ten gibt.

Die in der Bran­che dis­ku­tier­ten Grenz­wer­te für den ma­xi­ma­len Schall­druck­pe­gel und für ma­xi­ma­le Nach­hall­zei­ten be­ru­hen auf Emp­feh­lun­gen von fach­kun­di­gen Per­so­nen oder Stel­len (vgl. z. B. "CCall - er­folg­reich und ge­sund ar­bei­ten im Call Cen­ter - Ar­beits­um­ge­bung und Er­go­no­mie", her­aus­ge­ge­ben durch die Ver­wal­tungs­be­rufs­ge­nos­sen­schaft Ham­burg - http://www.ccall.de/). Die Be­triebs­ver­ein­ba­rung hat hier al­so Kon­kre­ti­sie­run­gen des Ar­beits­schut­zes in ei­nem Be­reich vor­ge­nom­men, für den es bis­her kei­ne fes­ten Vor­ga­ben gibt. Das darf als ein An­zei­chen dafür ge­wer­tet wer­den, dass auch der Ge­setz­ge­ber und die Be­rufs­ge­nos­sen­schaf­ten das Pro­blem bis­her nicht für so gra­vie­rend hal­ten, dass es ei­ner so­for­ti­gen ein­heit­li­chen Re­ge­lung be­darf.

(2) So­weit der Be­triebs­rat befürch­tet, die Vor­schrif­ten der BV zu den Flucht­we­gen (Punkt 3.15) könn­ten im Ein­zel­fall nicht ein­ge­hal­ten sein, kann dies eben­falls die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung zu den Ver­set­zun­gen nicht recht­fer­ti­gen.

Die Be­triebs­ver­ein­ba­rung gibt in die­sem Punkt ei­gent­lich nur die Nor­men der Mus­ter­bau­ord­nung 2002 (MBO 2002), die als Emp­feh­lun­gen für die Lan­des­ge­setz­ge­bung for­mu­liert sind und de­nen die B.er Bau­ord­nung im We­sent­li­chen ent­spricht, wie­der und fügt ei­ni­ge für Fach­leu­te selbst­verständ­li­che Fol­ge­run­gen dar­aus noch ge­son­dert an (z.B. kei­ne Brand­las­ten in Flu­ren la­gern, die als Ret­tungs­weg die­nen). We­gen die­ser um­fas­sen­den An­leh­nung an die staat­li­chen Nor­men geht das Ge­richt da­von aus, dass es die Be­triebs­ver­ein­ba­rung da­mit auch wie die feu­er­po­li­zei­li­che Pra­xis ge­stat­tet, auf­tre­ten­de Pro­ble­me bei Be­stands­bau­ten durch ge­eig­ne­te an­de­re Maßnah­men zu kom­pen­sie­ren. Soll­te es al­so tatsächlich zu­tref­fen, dass ein­zel­ne not­wen­di­ge Trep­penhäuser oder ein­zel­ne Flu­re als Ab­schnit­te des Flucht­we­ges bau­lich zu schmal aus­ge­legt sind, so könn­te man dies durch das An­er­zie­hen von Flucht­dis­zi­plin und Fluch­ter­fah­rung in der Be­leg­schaft durch be­son­ders häufi­ge Fluchtübun­gen aus­glei­chen.

Dies ha­ben so­wohl die Feu­er­wehr als auch die Un­fall­kas­se Post und Te­le­kom (UKPT) in ei­nem ver­gleich­ba­ren Fall (kon­zern­ei­ge­ne Ar­beitsstätte in der K. Al­lee in B.) als aus­rei­chend an­ge­se­hen. Da­mit wären aber selbst Verstöße ge­gen die Brei­te der Ver­kehrs- und Flucht­we­ge und der Trep­pen kei­ne Verstöße, die schlecht­hin nicht be­heb­bar sind. Sie eig­nen sich da­her auch nicht als Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Num­mer 1 Be­trVG.

(3) So­fern der Be­triebs­rat befürch­tet, für die vor­ge­se­he­nen Ar­beitsplätze sei die not­wen­di­ge De­ckenhöhe nicht er­reicht (Punkt 3.4 der BV), er­gibt sich selbst dar­aus kein Grund zur Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung.

In­so­fern muss be­ach­tet wer­den, dass die not­wen­di­ge De­ckenhöhe in den Ar­beitsräum­en kei­nem Selbst­zweck son­dern kon­kre­ten Ar­beits­schutz­zie­len dient. Sie steht in di­rek­tem Zu­sam­men­hang zu der An­zahl der Ar­beit­neh­mer, die in ei­nem Raum un­ter­ge­bracht sind. Die De­ckenhöhe hat hier Be­deu­tung für die Schall­ver­tei­lung und -ab­sorp­ti­on so­wie für das Raum­kli­ma. Das be­deu­tet im Um­kehr­schluss aber auch, dass durch die Re­du­zie­rung der in ei­nem Raum un­ter­ge­brach­ten Ar­beit­neh­mer ein even­tu­ell vor­han­de­nes De­fi­zit bei der Raumhöhe aus­ge­gli­chen wer­den kann. Es gibt kei­nen An­halts­punkt dafür, dass man die BV so aus­le­gen muss, dass sie der­ar­ti­ge Kom­pen­sa­tio­nen ein­zel­ner De­fi­zi­te nicht er­laubt. Da­mit schei­det auch die­ses Ar­gu­ment als Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Num­mer 1 Be­trVG aus.

(4) So­fern die Un­ter­brin­gung der be­trof­fe­nen 28 Ar­beit­neh­mer nach den Plänen der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin da­zu führen würde, dass der in Punkt 3.3 ge­re­gel­te Min­destflächen­be­darf für die Ar­beit­neh­mer ver­fehlt wird, ist dies selbst­verständ­lich auch kein Man­ko, das nicht be­heb­bar wäre, denn man könn­te wei­te­re Büroflächen an­mie­ten, um die­ses De­fi­zit zu be­he­ben. Da­mit schei­det auch die­ses Ar­gu­ment als Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Num­mer 1 Be­trVG aus.

Ähn­li­ches gilt für die zahl­rei­chen wei­te­ren Pa­ra­me­ter, die in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung ge­re­gelt sind und de­ren Nicht­ein­hal­tung der Be­triebs­rat im Lau­fe des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens ein­mal in den Raum ge­stellt hat­te und die sich in­di­rekt aus der 20 Punk­te um­fas­sen­den Nach­for­de­rung an In­for­ma­tio­nen im Ab­leh­nungs­schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2007 (dort die Punk­te 4 bis 20) er­sch­ließen las­sen. Kei­ner der dort als möglich erwähn­ten Verstöße ge­gen die BV, die hier noch nicht aus­drück­lich erwähnt wur­den, würde da­zu führen, dass die Un­ter­brin­gung der Ar­beit­neh­mer am neu­en Stand­ort auf Dau­er unmöglich wäre.

cc) Da dem Be­triebs­rat aus der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitsstätten" kein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund zu­steht, kann of­fen­blei­ben, ob sie auf den vor­lie­gen­den Fall trotz ih­rer Streit­be­fan­gen­heit in ei­nem an­de­ren Be­schluss­ver­fah­ren in al­len ih­ren Tei­len An­wen­dung fin­det und - so­fern sie An­wen­dung fin­det -, ob das Gebäude in der H. Straße Be­stands­schutz im Sin­ne von Punkt 2.2 der BV ge­nießt.

c) Es lie­gen auch kei­ne an­de­ren Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­gründe im Sin­ne von § 99 Abs. 2 Be­trVG vor.

aa) Der be­tei­lig­te Be­triebs­rat kann sich nicht auf den Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund des § 99 Abs. 2 Nr. 4 Be­trVG be­ru­fen. Der Be­triebs­rat kann die Zu­stim­mung da­nach ver­wei­gern, wenn der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer durch die per­so­nel­le Maßnah­me be­nach­tei­ligt wird, oh­ne dass dies aus be­trieb­li­chen oder in der Per­son des Ar­beit­neh­mers lie­gen­den Gründen ge­recht­fer­tigt ist.

In Be­tracht kom­men als Be­nach­tei­li­gung des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers auch Ver­schlech­te­run­gen der äußeren Umstände der Ar­beit (zum Bei­spiel Lärm, Hit­ze, Staub). Ein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund er­gibt sich dar­aus vor­lie­gend den­noch nicht, denn ab­zu­stel­len ist nicht auf den mögli­cher­wei­se nicht norm­ge­rech­ten der­zei­ti­gen Zu­stand, son­dern auf den durch ge­eig­ne­te Maßnah­men her­zu­stel­len­den norm­ge­rech­ten Zu­stand der ins Au­ge ge­fass­ten Ar­beitsplätze in der H. Straße. Denn auch bei § 99 Ab­satz 2 Num­mer 4 Be­trVG kann es nur um nicht an­der­wei­tig be­heb­ba­re Nach­tei­le ge­hen. Aber selbst dann, wenn man sich hilfs­wei­se auf den Stand­punkt des Be­triebs­rats stellt und an­nimmt, die von ihm befürch­te­ten Verstöße ge­gen die BV sei­en ge­eig­net ei­nen Nach­teil im Sin­ne des Ge­set­zes zu bil­den, ist der Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund nicht schlüssig dar­ge­legt. Denn der Nach­teil muss sich aus ei­nem Ver­gleich der al­ten mit den neu­en Ar­beits­be­din­gun­gen er­ge­ben.

Der Be­triebs­rat ist den Nach­weis schul­dig ge­blie­ben, dass die Si­tua­ti­on am al­ten Ar­beits­platz in die­ser Hin­sicht bes­ser war. Der Be­triebs­rat trägt hier­bei si­cher­lich nicht Be­weis­last für das Vor­han­den­sein der Nach­tei­le; er muss aber zu­min­dest stich­wort­ar­tig ei­nen Sach­ver­halt in das Ver­fah­ren einführen, mit dem sich dann der Ar­beit­ge­ber und das Ge­richt aus­ein­an­der­set­zen können. Oh­ne ei­nen Hin­weis dar­auf, dass die stren­gen Pa­ra­me­ter der BV an der al­ten Ar­beitsstätte al­le­samt erfüllt wa­ren, hat das Ge­richt kei­nen An­lass der Fra­ge nach­zu­ge­hen, ob die Ar­beit­neh­mer durch die be­haup­te­ten De­fi­zi­te an den neu­en Ar­beitsplätzen be­nach­tei­ligt sein könn­ten. Die da­hin­ge­hen­de Kri­tik an dem ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss ist un­zu­tref­fend.

bb) Ein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund er­gibt sich auch nicht aus dem ge­richt­lich pro­to­kol­lier­ten Ver­gleich der Be­tei­lig­ten im Ver­fah­ren 5 TaBV 14/06 vom 20. März 2007.

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt teilt den vom Ar­beits­ge­richt da­zu ein­ge­nom­me­nen Stand­punkt. Der Ver­gleich kann die vor­lie­gen­de Maßnah­me nicht be­tref­fen, da er sich nur auf die drei länger­fris­tig ge­si­cher­ten Stand­or­te H. Straße, L. Straße und K. Al­lee be­zo­gen hat­te. Außer­dem gibt das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu be­den­ken, dass die Bin­dung aus dem Ver­gleich längs­tens bis zum 31.12.2007 ge­gol­ten hat. Soll­te es al­so tatsächlich so ge­we­sen sein, dass der Ver­gleich auch die vor­lie­gen­de Maßnah­me der letz­ten Ar­beit­neh­mer aus der P. Pro­me­na­de be­trof­fen ha­ben soll­te, wäre das Maßnah­me­ver­bot spätes­tens mit dem Be­ginn des Jah­res 2008 nachträglich ent­fal­len.

cc) Sch­ließlich kann auch die vom Be­triebs­rat mo­nier­te un­zu­rei­chen­de Un­ter­rich­tung über die Per­so­nal­maßnah­me die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung nicht be­gründen.

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt geht in sei­ner Recht­spre­chung bis heu­te da­von aus, dass die nicht ord­nungs­gemäße Un­ter­rich­tung des Be­triebs­rats, kein Ar­gu­ment ist, das ei­nen Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund im Sin­ne von § 99 Ab­satz 2 Num­mer 1 Be­trVG her­gibt (vgl. nur BAG 28. Ja­nu­ar 1986 - 1 ABR 10/84 - AP Nr. 34 zu § 99 Be­trVG 1972). In­so­weit erübri­gen sich wei­te­re Erörte­run­gen.

Al­ler­dings geht das Bun­des­ar­beits­ge­richt in sei­ner Recht­spre­chung auch da­von aus, dass die Frist zur ab­sch­ließen­den Stel­lung­nah­me des Be­triebs­rats bei sei­ner un­zu­rei­chen­den Un­ter­rich­tung gar nicht zu lau­fen be­gin­ne und das Ge­richt da­her ei­nen ar­beit­ge­ber­sei­ti­gen An­trag auf Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung in ei­nem sol­chen Fal­le als un­be­gründet zurück­wei­sen müsse (BAG 28. Ja­nu­ar 1986 aaO). Mit die­sem Ar­gu­ment kann der ar­beit­ge­ber­sei­ti­ge An­trag hier nicht zurück­ge­wie­sen wer­den.

Der not­wen­di­ge Um­fang der Un­ter­rich­tung des Be­triebs­rats hängt von der ein­zel­nen Maßnah­me ab. Bei ei­ner Ver­set­zung im Sin­ne von § 99 Be­trVG muss der Ar­beit­ge­ber min­des­tens über die Umstände un­ter­rich­ten, die in § 99 Ab­satz 1 Be­trVG aus­drück­lich erwähnt sind. In Hin­blick auf die Ausübung des Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­rechts des Be­triebs­rats muss er zusätz­lich über die Ge­sichts­punk­te un­ter­rich­ten, die im kon­kre­ten Ein­zel­fall ge­eig­net er­schei­nen, ge­ge­be­nen­falls ei­ne Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung zu be­gründen. Da­bei muss er nicht krea­tiv und phan­ta­sie­voll jeg­li­chen theo­re­tisch denk­ba­ren Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund er­mit­teln und die da­zu gehören­den Umstände oh­ne An­for­de­rung vor­tra­gen. Es reicht in­so­weit, dass er die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­gründe ins Blick­feld nimmt, die mit der Maßnah­me ty­pi­scher­wei­se ver­bun­den sein können.

In die­sem Sin­ne liegt ei­ne aus­rei­chen­de Un­ter­rich­tung vor. Mit dem Ar­beits­ge­richt geht das Lan­des­ar­beits­ge­richt da­von aus, dass die Un­ter­rich­tung al­le nach § 99 Ab­satz 1 Be­trVG ge­for­der­ten Ge­genstände um­fasst hat; auf die dies­bezügli­chen Ausführun­gen wird ver­wie­sen. Da nach der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung kein Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund vor­liegt, sind auch kei­ne Un­ter­rich­tungs­ge­genstände er­sicht­lich, über die die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­ber wei­ter­ge­hend hätte un­ter­rich­ten sol­len.

Das wei­ter­ge­hen­de Un­ter­rich­tungs­ver­lan­gen aus dem Wi­der­spruchs­schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2007 fin­det im Ge­setz kei­ne Stütze. Die dor­ti­gen Punk­te 1 und 2 (Im­mo­bi­li­en­kon­zept des Kon­zerns, Stand­ort­kon­zept für B.) be­tref­fen nicht die per­so­nel­le Ein­zel­maßnah­me son­dern an­de­re vor­ge­la­ger­te Maßnah­men, die mögli­cher­wei­se aus an­de­ren Nor­men ei­ne Un­ter­rich­tungs­pflicht auslösen könn­ten. Sie sind für Maßnah­me nach § 99 Be­trVG oh­ne Be­deu­tung. Wo­zu der Be­triebs­rat in Punkt 3 die "An­zahl der Ar­beitsplätze und Beschäftig­ten des Be­reichs an dem Stand­ort" benötigt ist nicht er­sicht­lich. So­fern er die Da­ten mögli­cher­wei­se für die Be­wer­tung der An­ge­mes­sen­heit der Flucht­we­ge ver­wer­ten woll­te, gilt das­sel­be wie für die wei­te­ren Punk­te 4 bis 20 des Wi­der­spruchs­schrei­bens.

Da mögli­che Verstöße ge­gen die BV "Min­dest­an­for­de­run­gen an Ar­beitstätten" hier kei­nen Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­grund er­ge­ben können (sie­he oben), be­darf der Be­triebs­rat für sei­ne sach­ge­rech­te Ent­schei­dung über das Zu­stim­mungs­ver­lan­gen auch da­zu kei­ner Ein­zel­hei­ten. In­so­fern spielt es auch kei­ne Rol­le, ob die Ar­beit­ge­be­rin bei der Be­wer­tung der Ar­beitsplätze am neu­en Stand­ort da­von aus­ge­gan­gen ist, dass die Ar­beitsstätte un­ter den Be­stands­schutz aus Punkt 2.2 der BV fällt. Sie brauch­te da­her auch über die­sen Um­stand nicht zu un­ter­rich­ten.

2. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt die von der Ar­beit­ge­be­rin be­gehr­te Fest­stel­lung nach § 100 Be­trVG nicht ge­trof­fen. Die da­ge­gen ge­rich­te­te An­schluss­be­schwer­de der Ar­beit­ge­be­rin ist nicht be­gründet.

Das Ar­beits­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass an sich die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne vorläufi­ge ein­sei­ti­ge Durchführung der Maßnah­me vor­lie­gen, da die Um­set­zung der Maßnah­me an­ge­sichts des dro­hen­den Kos­ten­drucks zeit­nah er­fol­gen muss­te. Hier­auf wird Be­zug ge­nom­men. Zu Recht hat das Ar­beits­ge­richt je­doch auch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der ent­stan­de­ne Zeit- und Kos­ten­druck völlig unnötig durch zöger­li­ches Han­deln der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin und an­de­rer Stel­len im Kon­zern ent­stan­den ist.

Aus die­sem ei­ge­nen Vor­ge­hen der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­be­rin kann man nur den Schluss zie­hen, dass die Ar­beit­ge­be­rin selbst nicht von ei­ner be­son­de­ren Eil­bedürf­tig­keit der Maßnah­me trotz der dro­hen­den Kos­ten­las­ten aus­ge­gan­gen ist. In ei­nem sol­chen Fal­le kann aber die ein­sei­ti­ge Durchführung der Maßnah­me ge­gen den erklärten Wil­len des Be­triebs­rats nicht plötz­lich und oh­ne Ände­rung der Umstände als be­son­ders dring­lich an­er­kannt wer­den. Die be­tei­lig­te Ar­beit­ge­be­rin muss sich hier­bei die zöger­li­che In­for­ma­ti­ons­po­li­tik an­de­rer Stel­len des Kon­zerns zu­rech­nen las­sen, da sie auf­grund der Be­herr­schung durch die Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft in ih­rem Han­deln nicht frei ist.

3. Das Ge­richt hat die Rechts­be­schwer­de nach §§ 92 Ab­satz 2, 72 Ab­satz 2 ArbGG zu­ge­las­sen.

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