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BAG, Ur­teil vom 09.12.2008, 3 AZR 384/07

   
Schlagworte: Mitbestimmung in sozialen Angelegenheiten, Betriebsvereinbarung, Betriebliche Altersversorgung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 3 AZR 384/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 09.12.2008
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht München, Urteil vom 10.05.2006, 22 Ca 19938/05 Landesarbeitsgericht München, Urteil vom 08.05.2007, 11 Sa 720/06
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

3 AZR 384/07
11 Sa 720/06
Lan­des­ar­beits­ge­richt

München

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
9. De­zem­ber 2008

UR­TEIL

Kauf­hold, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Drit­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 9. De­zem­ber 2008 durch den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Krem­hel­mer als Vor­sit­zen­den, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Schlewing, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Koch so­wie den eh­ren-
 


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amt­li­chen Rich­ter Dr. Schmidt und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Trunsch für Recht er­kannt:

1. Auf die Re­vi­si­on der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts München vom 8. Mai 2007 - 11 Sa 720/06 - auf­ge­ho­ben.

2. Die Sa­che wird zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung - auch über die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens - an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob der Kläger auch für die Beschäfti­gungs­zeit vom 1. Ju­li 1994 bis zum 31. Ju­li 2005 ei­ne un­ver­fall­ba­re Ver­sor­gungs­an­wart­schaft er­wor­ben hat.

Der am 3. März 1955 ge­bo­re­ne Kläger war vom 2. Ok­to­ber 1978 bis ein­sch­ließlich 31. Ju­li 2005 bei den Rechts­vorgänge­rin­nen der Be­klag­ten beschäftigt. Zunächst war er für die F AG tätig. Die­se hat­te ihm ei­ne Ver­sor­gungs­zu­sa­ge über Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung gemäß der Sat­zung und den Richt­li­ni­en des Un­terstützungs­ver­eins der F vom 27. April 1962 (im Fol­gen­den: Sat­zung 1962 und Richtlinien1962) er­teilt.


Die Sat­zung 1962 lau­te­te aus­zugs­wei­se wie folgt:

„§ 1
Na­me, Sitz und Zweck des Ver­eins


...
Der Ver­ein ist ei­ne so­zia­le und ge­meinnützi­ge Ein­rich­tung der Fir­ma F. Er hat den aus­sch­ließli­chen Zweck, Per­so­nen, die dem Un­ter­neh­men an­gehören (Be­triebs­an­gehöri­ge), früher an­gehört ha­ben oder An­gehöri­ge die­ser Per­so­nen in al­len Fällen der Not und Bedürf­tig­keit, ins­be­son­de­re wenn die­se durch Al­ter, Ar­beits­unfähig­keit oder Tod her­vor­ge­ru­fen wor­den sind, ein­ma­li­ge, wie­der­hol­te

oder lau­fen­de Un­terstützun­gen zu gewähren, und zwar oh­ne Rück­sicht dar­auf, ob die­se Per­so­nen Ver­eins­mit­glie­der sind oder nicht.
...


Sämt­li­che Leis­tun­gen des Ver­eins sind frei­wil­lig und er-fol­gen nach Maßga­be der verfügba­ren Mit­tel, oh­ne daß ei­ner der Be­tei­lig­ten ei­nen Rechts­an­spruch be­sitzt.


§ 2
Mit­glie­der des Ver­eins

Mit­glie­der des Ver­eins können die Be­triebs­mit­glie­der wer­den, die nach Voll­endung des 18. Le­bens­jah­res im Dienst der Fir­ma ei­ne 10-jähri­ge Dienst­zeit zurück­ge­legt ha­ben. ...

Al­le Zah­lun­gen er­fol­gen frei­wil­lig und mit der Möglich­keit des je­der­zei­ti­gen Wi­der­rufs. Je­der Leis­tungs­empfänger hat ei­ne schrift­li­che Erklärung darüber ab­zu­ge­ben, daß ihm die frei­wil­li­ge Na­tur der Leis­tun­gen be­kannt ist. Die Erklärung hat sich dar­auf zu er­stre­cken, daß der Leis­tungs­empfänger mit dem Aus­schluß je­den Rechts­an­spru­ches und dem Aus­schluß auch der Möglich­keit des Er­werbs von Rechts­ansprüchen durch wie­der­hol­te und re­gelmäßige Zah­lun­gen ein­ver­stan­den ist. ...

§ 3
Mit­tel des Ver­eins

Dem Ver­ein steht als Mit­tel zur Erfüllung sei­ner Zwe­cke das Vermögen zur Verfügung, das der Ver­ein aus Leis­tun­gen an­sam­melt, die der oder die je­wei­li­gen In­ha­ber der Fir­ma F, dem Ver­ein frei­wil­lig zu­wei­sen. ...
...

§ 11
Gewährung der Un­terstützung


Über die Gewährung, Art und Wei­se und Höhe der Un­terstützun­gen und der sons­ti­gen Leis­tun­gen des Ver­eins be­sch­ließt der Aus­schuß Richt­li­ni­en.
...


Ei­ne Ände­rung der Richt­li­ni­en er­folgt durch den Aus­schuß; die­se be­darf des ein­stim­mi­gen Be­schlus­ses des Aus­schus­ses. Ände­run­gen sind den Mit­glie­dern in Form ei­nes achttägi­gen Aus­han­ges an der Fir­men­ta­fel oder in sonst ge­eig­ne­ter Wei­se be­kannt­zu­ge­ben. ...“

Die Richt­li­ni­en 1962 hat­ten ua. den fol­gen­den In­halt: 


„...
Ein Rechts­an­spruch auf Zu­wen­dun­gen be­steht nicht. Die in § 2 der Sat­zung vor­ge­se­he­ne Erklärung ist da­her von je­dem Leis­tungs­empfänger vor der erst­ma­li­gen Aus­zah­lung ei­ner Zu­wen­dung zu un­ter­zeich­nen.
...


§ 3

Mit­tel des Ver­eins

1. Al­ters- und In­va­li­den­un­terstützung, Wit­wen- und Wai­sen­un­terstützung darf der Un­terstützungs­ver­ein nur be­wil­li­gen, wenn der Ar­bei­ter oder An­ge­stell­te das 28. Le­bens­jahr voll­endet und dem Un­ter­neh­men min­des­tens 10 Jah­re fort­lau­fend an­gehört hat. ...

 

§ 4
Al­ters- und In­va­li­den-Un­terstützung


...
3. Als Un­terstützungs­leis­tung (Al­ters- und In­va­li­den­un­terstützung) kann be­wil­ligt wer­den:

a) Ein Grund­be­trag für die ers­ten 10 Dienst­jah­re in Höhe von 10 % des während des letz­ten Jah­res vor Ein­tritt des Un­terstützungs­fal­les durch­schnitt­lich be­zo­ge­nen Mo­nats­ein­kom­mens, wo­bei Mehr­ver­dienst für Übe­r­ar­beit und Son­der­vergütung außer An­satz blei­ben.


b) Ein Stei­ge­rungs­be­trag für je­des voll­ende­te wei­te­re Dienst­jahr in Höhe von 1 % des durch­schnitt­li­chen Mo­nats­ein­kom­mens. Da­bei gilt das Dienst­jahr voll­endet, wenn der Be­triebs­an­gehöri­ge bis zum Ein­tritt des Un­terstützungs­fal­les min­des­tens neun Mo­na­te im Un­ter­neh­men tätig war.


c) Die lau­fen­de Un­terstützung darf 40 % des an-rech­nungsfähi­gen Mo­nats­ein­kom­mens nicht über­stei­gen.“

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Am 26. Sep­tem­ber 1978 schlos­sen die F AG und der Ge­samt­be­triebs­rat die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung „Un­terstützungs­ver­ein der F - Ände­rung der Sat­zung und Richt­li­ni­en“ (im Fol­gen­den: GBV 1978) ab. Dar­in heißt es ua.:

„3. Nach­dem zwi­schen den So­zi­al­ver­si­cher­ten-Ren­ten langjähri­ger Mit­ar­bei­ter und dem Net­to-Ein­kom­men heu­te et­wa ei­ne Ver­sorg­unglücke von 10 % be­steht, soll die­se bei langjähri­gen Mit­ar­bei­tern ge­schlos­sen wer­den.

Die Re­ge­lun­gen hier­zu sind fol­gen­de:


3.1 War­te­zeit: 10 Jah­re nach dem 25. Le­bens­jahr ge­rech­net

3.2 Ver­sor­gungsfähi­ge Dienst­jah­re: Ab dem 25. Le­bens­jahr

3.3 Höhe der mo­nat­li­chen Leis­tung:

Für je­des Jahr der Be­triebs­zu­gehörig­keit ab dem 25. Le­bens­jahr 1/3 % des durch­schnitt­li­chen Brut­to-Mo­nats­ein­kom­mens des letz­ten Jah­res.


Höchst­be­trag: 10 % nach 30 ver­sor­gungsfähi­gen Dienst­jah­ren.

...

7. Die Neu­re­ge­lung der Ver­sor­gungs­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 1979 in Kraft.

...

9. Ände­run­gen der Richt­li­ni­en, wel­che das Mit­be­stim­mungs­recht des Ge­samt­be­triebs­ra­tes berühren, bedürfen des­sen Zu­stim­mung durch ei­ne ergänzen­de Be­triebs­ver­ein­ba­rung.

10. Die Ver­ein­ba­rung kann mit ei­ner Frist von 3 Mo­na­ten zum En­de ei­nes Ka­len­der­jah­res gekündigt wer­den. Bis zum Ab­schluß ei­ner neu­en Be­triebs­ver­ein­ba­rung behält die­se ih­re Gültig­keit.“

Die­se Ände­run­gen wur­den mit der Neu­fas­sung der Sat­zung und der Richt­li­ni­en vom 10. No­vem­ber 1978 um­ge­setzt und den Mit­ar­bei­tern durch ein Rund­schrei­ben des Vor­stan­des des Un­terstützungs­ver­eins der F vom 1. März 1979 im An­schluss an ei­ne Mit­glie­der­ver­samm­lung und Be­triebs­ver­samm­lung be­kannt ge­ge­ben. Am 23. Ju­ni 1981 ver­ein­bar­ten der Vor­stand der F AG und
 


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der Ge­samt­be­triebs­rat im „1. Nach­trag zur Be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 26.9.1978“ ei­ne Ände­rung der Nr. 6 GBV 1978 (Über­g­angs­re­ge­lung).


Mit ei­nem an den Ge­samt­be­triebs­rat der F AG, den Spre­cher­aus­schuss der lei­ten­den An­ge­stell­ten der F AG, den Vor­stand des Un­terstützungs­ver­eins der F und al­le Ar­beit­neh­mer der F AG ge­rich­te­ten Schrei­ben vom 25. Sep­tem­ber 1991 kündig­te die F AG „die Be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 26.09.1978 so­wie 1. Nach­trag vom 23.06.1981“ so­wie die „Sat­zung und Richt­li­ni­en für die Gewährung lau­fen­der Un­terstützun­gen des Un­terstützungs­ver­eins der F“ zum 31. De­zem­ber 1991. Zu­gleich wi­der­rief sie „die zu­ge­sag­ten Leis­tun­gen für al­le zu­kunfts­be­ding­ten Zuwächse (nach dem 31.12.1991) dem Grun­de und der Höhe nach“. Fer­ner wies sie dar­auf hin, dass mit der „Kündi­gung und dem Wi­der­ruf ... al­le nach Ab­lauf des 31.12.1991 noch ver­fall­ba­ren An­wart­schaf­ten wi­der­ru­fen (wer­den) und er­satz­los weg­fal­len“ und schloss das Ver­sor­gungs­werk mit so­for­ti­ger Wir­kung für al­le neu ein­tre­ten­den Mit­ar­bei­ter. Der letz­te Ab­satz des Schrei­bens lau­tet wie folgt:


„Wir schla­gen vor, daß über ei­ne Wei­terführung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ei­ne neue Be­triebs­ver­ein­ba­rung ge­schlos­sen wird, die der veränder­ten Si­tua­ti­on ent­spricht. Gleich­zei­tig sol­len not­wen­di­ge An­pas­sun­gen der Ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen an Verände­run­gen auf­grund ge­setz­li­cher Maßnah­men und höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung ver­ein­bart wer­den.“

Der Ge­samt­be­triebs­rat wi­der­sprach mit Schrei­ben vom 11. De­zem­ber 1991 der Kündi­gung und dem Wi­der­ruf. Mit wei­te­rem Schrei­ben vom 13. Ju­li 1992 teil­te er der Ar­beit­ge­be­rin mit, dass er von ei­ner Wei­ter­gel­tung der Be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 26. Sep­tem­ber 1978 nebst An­hang aus­ge­he. Er kündig­te an, die­ses Schrei­ben durch Aus­hang am „Schwar­zen Brett“ be­kannt zu ge­ben, weil in der Be­leg­schaft ei­ne Ver­un­si­che­rung über den au­gen­blick­li­chen Sach­stand ent­stan­den sei.

Mit Schrei­ben vom 27. No­vem­ber 1992 be­an­trag­te der Vor­stand der F AG we­gen ei­ner wirt­schaft­li­chen Not­la­ge beim Pen­si­ons-Si­che­rungs-Ver­ein (PSV) die Über­nah­me von Pen­si­ons­ver­pflich­tun­gen der Un­terstützungs­kas­se iHv. 20 Mio. DM im Ge­gen­zug für den von den Ban­ken in Aus­sicht ge­stell­ten



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For­de­rungs­ver­zicht über die­sel­be Sum­me. Der PSV lehn­te dies ab. Im Jah­re 1993 fu­sio­nier­te die F AG mit der M AG und wur­de zur D AG.


Mit Be­schluss vom 28. Ok­to­ber 1993 hat das Ar­beits­ge­richt München in dem Ver­fah­ren - 7 BV 100/93 - rechts­kräftig fest­ge­stellt, dass die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 26. Sep­tem­ber 1978 mit der hier­zu ver­ein­bar­ten Ände­rung durch den ers­ten Nach­trag vom 23. Ju­ni 1981 über den 31. De­zem­ber 1991 hin­aus auf­grund der ver­ein­bar­ten Nach­wir­kung fort­gilt. Un­ter II 3 der Gründe hat es aus­geführt, dass „über die zwi­schen den Be­tei­lig­ten strei­ti­ge Fra­ge, in­wie­weit der Wi­der­ruf der zu­ge­sag­ten Ren­ten­leis­tun­gen für al­le zu­kunfts­be­ding­ten Zuwächse wirk­sam ist“, nicht zu ent­schei­den war. Zum Ab­schluss ei­ner neu­en Be­triebs­ver­ein­ba­rung über die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung oder zu ei­nem Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren kam es nicht.


Am 30. Ju­ni 1994 wur­de nach Ab­leh­nung ei­nes von der D AG be­an­trag­ten Ver­gleichs­ver­fah­rens das An­schluss­kon­kurs­ver­fah­ren über de­ren Vermögen eröff­net. Am 30. Ju­li 1994 ging das Ar­beits­verhält­nis des Klägers in­fol­ge ei­nes Be­triebsüber­gangs nach § 613a BGB auf die neu ge­gründe­te D GmbH über. Aus die­ser ent­stan­den im Jah­re 1997 durch Spal­tung die D P GmbH und die D G GmbH. Bei die­ser war der Kläger zu­letzt beschäftigt. Sein Ar­beits­verhält­nis en­de­te auf­grund ei­nes ge­richt­li­chen Ver­gleichs mit Ab­lauf des 31. Ju­li 2005. Die D G GmbH ist in­zwi­schen durch Um­wand­lung er­lo­schen. Rechts­nach­fol­ge­rin ist die D P GmbH, die nun­meh­ri­ge Be­klag­te.


Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, er ha­be bei der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten ei­ne un­ver­fall­ba­re Ver­sor­gungs­an­wart­schaft auch für die Zeit nach Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens (1. Ju­li 1994) bis zu sei­nem Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis (31. Ju­li 2005) er­wor­ben. Er hat be­haup­tet, das Wi­der­rufs-/Kündi­gungs­schrei­ben sei ihm nicht zu­ge­gan­gen. Es sei we­der den Ar­beit­neh­mern zu­ge­schickt noch durch ei­nen Aus­hang be­kannt ge­macht wor­den. Al­ler­dings sei der Be­leg­schaft durch den Be­triebs­rat zu ei­nem nicht näher be­kann­ten Zeit­punkt mit­ge­teilt wor­den, dass die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung aus dem Jah­re 1978 nebst Nach­trag gekündigt wor­den sei, der Ge­samt­be­triebs­rat da­ge­gen je­doch er­folg­reich ge­klagt ha­be. Der Kläger ist der


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An­sicht, sei­ne Be­triebs­ren­ten­ansprüche bestünden be­reits des­halb un­gekürzt fort, weil die GBV 1978 so­wohl we­gen der un­ter Nr. 9 ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung als auch kraft Ge­set­zes nach­wir­ke. Die GBV 1978 ha­be nor­ma­ti­ve Wir­kung ent­fal­tet, in den Richt­li­ni­en sei nur die Um­set­zung er­folgt. Um die Nach­wir­kung der GBV 1978 zu be­sei­ti­gen, hätte die Ar­beit­ge­be­rin die Ei­ni­gungs­stel­le an­ru­fen müssen. Im Übri­gen ha­be die F AG das Mit­be­stim­mungs­recht des Ge­samt­be­triebs­rats miss­ach­tet. Bei ei­ner wirt­schaft­li­chen Not­la­ge, auf die sich die Be­klag­te be­ru­fen ha­be, eröff­ne die In­sol­venz­si­che­rung Um­ver­tei­lun­gen zu Las­ten der un­ver­fall­ba­ren An­wart­schaf­ten. Hier­durch sei der Re­ge­lungs­spiel­raum der Be­triebs­part­ner er­wei­tert wor­den. Ei­ne ver­tei­lungsfähi­ge Mas­se sei auch auf­grund der Ankündi­gung der F AG, ei­ne neue Be­triebs­ver­ein­ba­rung über die Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ab­sch­ließen zu wol­len, vor­han­den ge­we­sen. Der Wi­der­ruf sei in der Sa­che nicht ge­recht­fer­tigt. Mit der Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens über das Vermögen der D AG ste­he fest, dass die Sa­nie­rungs­bemühun­gen ge­schei­tert sei­en. Hier­durch sei das Wi­der­rufs­recht ent­fal­len.


Der Kläger hat zu­letzt be­an­tragt 


fest­zu­stel­len, dass er ei­ne un­ver­fall­ba­re An­wart­schaft ge­genüber der Be­klag­ten auf Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung auf­grund der Sat­zung und Richt­li­ni­en für die Gewährung lau­fen­der Un­terstützun­gen des Un­terstützungs­ver­eins der F und der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 26. Sep­tem­ber 1978 so­wie dem Nach­trag zur Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 23. Ju­ni 1981 hat, je­doch be­grenzt auf die Zeit ab 1. Ju­li 1994 bis zu sei­nem Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis am 31. Ju­li 2005.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, der Teil­wi­der­ruf der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge sei wirk­sam. Bei der vor­lie­gen­den Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung ha­be ein Schrei­ben an den Be­triebs­rat genügt. Auf die tatsächli­che Kennt­nis­er­lan­gung der ein­zel­nen Ver­sor­gungs­be­rech­tig­ten kom­me es nicht an. Je­den­falls rei­che ei­ne im Un­ter­neh­men übli­che Be­kannt­ga­be des Wi­der­rufs und die Möglich­keit der Kennt­nis­nah­me aus. Aus ei­ner Rei­he von In­di­zi­en er­ge­be sich, dass dies der Fall sei. Der Wi­der­ruf der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge ha­be nicht dem Mit­be­stim­mungs­recht des

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Ge­samt­be­triebs­rats un­ter­le­gen. Die F AG ha­be al­le Leis­tun­gen wi­der­ru­fen, die nicht in­sol­venz­ge­si­chert ge­we­sen sei­en und da­mit den ge­setz­li­chen Höchst-rah­men aus­geschöpft. Darüber hin­aus ha­be es nichts zu ver­tei­len ge­ge­ben. Die Kla­ge­for­de­rung könne nicht auf ei­ne Nach­wir­kung der GBV 1978 gestützt wer­den. Sie ha­be die Ansprüche auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung nicht nor­ma­tiv ge­re­gelt. Ih­re Be­deu­tung erschöpfe sich in der Zu­stim­mung des Ge­samt­be­triebs­rats zu der be­ab­sich­tig­ten Ände­rung der Richt­li­ni­en. Sie ent­hal­te le­dig­lich schuld­recht­li­che Ver­pflich­tun­gen und be­sa­ge auch nur, dass Ände­run­gen der Richt­li­ni­en nicht durch ei­ne Re­ge­lungs­ab­re­de ge­trof­fen wer­den könn­ten, son­dern des Ab­schlus­ses ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung bedürf­ten. Die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung ent­hal­te kei­ne die Mit­be­stim­mung er­wei­tern­de Re­ge­lung, son­dern set­ze ein Mit­be­stim­mungs­recht des Ge­samt­be­triebs­rats vor­aus. Sie las­se das Recht der Be­klag­ten un­an­ge­tas­tet, bei vollständi­ger Re­du­zie­rung des Ge­samt­vo­lu­mens die Leis­tun­gen mit­be­stim­mungs­frei zu wi­der­ru­fen. Die Vor­aus­set­zun­gen für den Wi­der­ruf lägen vor. Die F AG ha­be sich in ei­ner sehr be­dräng­ten wirt­schaft­li­chen Si­tua­ti­on be­fun­den. Sie sei ein Sa­nie­rungs­fall ge­we­sen. Die dra­ma­ti­sche wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung in den Jah­ren 1989 bis 1991 ha­be die F AG schließlich ver­an­lasst, beim PSV den An­trag auf An­er­ken­nung ei­ner wirt­schaft­li­chen Not­la­ge zu stel­len.


Ar­beits­ge­richt und Lan­des­ar­beits­ge­richt ha­ben der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Be­klag­te als Rechts­nach­fol­ge­rin der D G GmbH das Be­geh­ren nach Kla­ge­ab­wei­sung wei­ter.

Ent­schei­dungs­gründe


Die Re­vi­si­on ist be­gründet. Sie führt zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils (§ 562 Abs. 1 ZPO) und zur Zurück­ver­wei­sung des Rechts­streits an das Lan­des­ar­beits­ge­richt (§ 563 Abs. 1 ZPO). Auf­grund des bis­he­ri­gen Vor­trags der Par­tei­en und der Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts kann noch nicht ent­schie­den wer­den, ob dem Kläger der gel­tend ge­mach­te An­spruch zu­steht.
 


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A. Die Kla­ge ist zulässig, ins­be­son­de­re be­steht das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Die Be­klag­te be­strei­tet die vom Kläger gel­tend ge­mach­ten Ver­sor­gungs­rech­te. Da­mit ist das be­triebs­ren­ten­recht­li­che Rechts­verhält­nis, das be­reits mit Ent­ste­hen ei­ner Ver­sor­gungs­an­wart­schaft be­gründet wor­den ist, durch ei­ne tatsächli­che Un­si­cher­heit gefähr­det (vgl. BAG 7. März 1995 - 3 AZR 282/94 - zu A III 2 der Gründe, BA­GE 79, 236).


B. Ob die Kla­ge be­gründet ist, hängt von der Wirk­sam­keit des Teil­wi­der­rufs der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge ge­genüber dem Kläger ab. Da­zu be­darf es noch wei­te­rer Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts.


I. Der Kläger ist In­ha­ber des Teils der Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten ge­blie­ben, den er in der Zeit vom 1. Ju­li 1994 bis zu sei­nem Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis mit Ab­lauf des 31. Ju­li 2005 er­wor­ben hat. Da die Ver­sor­gungs­an­wart­schaft des Klägers be­reits im Zeit­punkt der Eröff­nung des An­schluss­kon­kurs­ver­fah­rens über das Vermögen der D AG am 30. Ju­ni 2004 un­ver­fall­bar war, ist sie in­so­weit nach § 9 Abs. 2 iVm. § 7 Abs. 2 Be­trAVG auf den PSV als Träger der In­sol­venz­si­che­rung über­ge­gan­gen. So­weit der Kläger sei­ne Ver­sor­gungs­an­wart­schaft be­reits bei Ein­tritt des Si­che­rungs­falls er­dient hat­te, kann er sich nur noch an den PSV hal­ten. Die Be­klag­te als Rechts­nach­fol­ge­rin der D AG muss je­doch für den nach Kon­kurseröff­nung er­dien­ten und nicht vom In­sol­venz­schutz er­fass­ten Teil der Ver­sor­gungs­an­wart­schaft ein­ste­hen (vgl. BAG 17. Ja­nu­ar 1980 - 3 AZR 160/79 - zu III 1 der Gründe, BA­GE 32, 326; 29. Ok­to­ber 1985 - 3 AZR 485/83 - zu B II 3 a der Gründe, BA­GE 50, 62; 11. Fe­bru­ar 1992 - 3 AZR 117/91 - zu III 2 b der Gründe, AP Be­trAVG § 1 Be­triebs­veräußerung Nr. 13 = EzA BGB § 613a Nr. 97). Nur auf die­sen Teil der Ver­sor­gungs­an­wart­schaft be­zieht sich die vor­lie­gen­de Fest­stel­lungs­kla­ge.


II. Die Be­klag­te haf­tet als Be­triebs­er­wer­be­rin auch für ei­ne in der Zeit vom 


1. Ju­li 1994 bis 30. Ju­li 1994 er­dien­te Ver­sor­gungs­an­wart­schaft des Klägers. Dar­an ändert nichts, dass die in § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB vor­ge­se­he­nen haf­tungs­recht­li­chen Fol­gen ei­ner rechts­geschäft­li­chen Be­triebs­veräußerung in­so­weit nicht ein­tre­ten, als es sich um ei­ne rechts­geschäft­li­che Be­triebsüber-


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nah­me nach Eröff­nung des Kon­kurs­ver­fah­rens han­delt und § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB die Haf­tung des Be­triebs­er­wer­bers für bis zur Kon­kurseröff­nung be­reits er­wor­be­ne Ansprüche auslösen würde. Die Ein­schränkung der Haf­tung des Be­triebs­er­wer­bers be­ruht auf dem kon­kurs­recht­li­chen (nun­mehr: in­sol­venz-recht­li­chen) Grund­satz der gleichmäßigen Gläubi­ger­be­hand­lung und -be­frie­di­gung (st. Rspr. des BAG, vgl. ua. 13. Ju­li 1994 - 7 ABR 50/93 - zu B II 2 a der Gründe mwN, BA­GE 77, 218). Für An­wart­schaf­ten auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung be­deu­te dies, dass der Be­triebs­er­wer­ber für den Teil der Be­triebs­ren­ten­ansprüche haf­tet, der nach Eröff­nung des Kon­kurs­ver­fah­rens er­dient wor­den ist. So­weit bei Ver­fah­ren­seröff­nung Ver­sor­gungs­ansprüche be­reits ent­stan­den wa­ren, neh­men sie an der Ver­tei­lung als Kon­kurs­for­de­rung teil. Maßgeb­lich für die kon­kurs­recht­li­che Ein­schränkung der Er­wer­ber­haf­tung nach § 613a BGB ist dem­nach al­lein der Zeit­punkt der Eröff­nung des Kon­kurs­ver­fah­rens (vgl. ua. BAG 19. Mai 2005 - 3 AZR 649/03 - zu B I 2 d dd der Gründe mwN, BA­GE 114, 349). Da der im vor­lie­gen­den Rechts­streit gel­tend ge­mach­te Teil der An­wart­schaft nach Kon­kurseröff­nung ent­stan­den ist, tritt ei­ne Haf­tungs­be­schränkung nach kon­kurs­recht­li­chen Grundsätzen nicht ein.


III. Die Ver­sor­gungs­an­wart­schaft des Klägers hat sich je­doch durch die nach Kon­kurseröff­nung zurück­ge­leg­te Beschäfti­gungs­zeit nur dann erhöht, wenn die Be­klag­te die ihr zu­ste­hen­de in­di­vi­du­al­recht­li­che Be­fug­nis zum Teil­wi­der­ruf der Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung nicht ord­nungs­gemäß aus­geübt hat oder kei­ne aus­rei­chen­den Wi­der­rufs­gründe vor­ge­le­gen ha­ben. Dies hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt noch wei­ter auf­zuklären.


1. Die GBV 1978 änder­te mit nor­ma­ti­ver Wir­kung punk­tu­ell den In­halt der durch die Un­terstützungs­kas­se ab­zu­wi­ckeln­den be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung, be­sei­tig­te je­doch nicht das Recht des Ar­beit­ge­bers, die zu­ge­sag­te Un­ter-stützungs­kas­sen­ver­sor­gung un­ter Be­ach­tung der Grundsätze des Ver­trau­ens­schut­zes und der Verhält­nismäßig­keit zu wi­der­ru­fen.

Die GBV 1978 enthält nach ih­rem Wort­laut und ih­rer Sys­te­ma­tik kei­ne in sich ge­schlos­se­ne, ei­genständi­ge Neu­re­ge­lung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung, son­dern baut auf dem Re­ge­lungs­werk der Un­terstützungs­kas­se auf
 


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und mo­di­fi­ziert es le­dig­lich, oh­ne das be­ste­hen­de Wi­der­rufs­recht zu be­schnei­den.

Zu Be­ginn der GBV 1978 heißt es: „Un­terstützungs­ver­ein der F - Ände­rung der Sat­zung und Richt­li­ni­en“. Da­durch wer­den die Richt­li­ni­en in ih­rer bis­he­ri­gen Fas­sung in Be­zug ge­nom­men. Die Be­triebs­part­ner ha­ben da­mit zum Aus­druck ge­bracht, dass es ih­nen nicht um die Er­set­zung der Richt­li­ni­en, son­dern um ei­ne Neu­ord­nung im Rah­men des be­ste­hen­den Sys­tems ging.

Die maßgeb­li­che Ver­sor­gungs­ord­nung ist in den Richt­li­ni­en des Un­terstützungs­ver­eins ent­hal­ten, bei dem es sich um ei­ne Un­terstützungs­kas­se han­delt. Die GBV 1978 dient der Mo­di­fi­zie­rung die­ser Richt­li­ni­en. Fol­ge­rich­tig be­stimmt Nr. 9 GBV 1978, dass „Ände­run­gen der Richt­li­ni­en, wel­che das Mit­be­stim­mungs­recht des Ge­samt­be­triebs­ra­tes berühren, ... des­sen Zu­stim­mung durch ei­ne ergänzen­de Be­triebs­ver­ein­ba­rung (bedürfen)“. Mit­be­stim­mungs­freie Ände­run­gen soll­ten dem­nach oh­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung möglich sein. Da Nr. 9 GBV 1978 ein Mit­be­stim­mungs­recht vor­aus­setzt und da­mit an die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten an­knüpft, ist die Mit­be­stim­mung des Be­triebs­rats nicht er­wei­tert wor­den. Eben­so we­nig wur­den mit­be­stim­mungs-freie, in­di­vi­du­al­recht­li­che Wi­der­rufs­rech­te be­sei­tigt.


2. Ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Klägers benötig­te die F AG für den mit der Teilkündi­gung der GBV 1978 so­wie des 1. Nach­trags vom 23. Ju­ni 1981 ver­bun­de­nen Teil­wi­der­ruf der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge nicht die Zu­stim­mung des Ge­samt­be­triebs­rats.

a) Bei der von der F AG ge­gründe­ten Un­terstützungs­kas­se han­delt es sich zwar um ei­ne So­zi­al­ein­rich­tung iSd. § 87 Abs. 1 Nr. 8 Be­trVG (vgl. da­zu BAG 26. April 1988 - 3 AZR 168/86 - zu II 3 a der Gründe mwN, BA­GE 58, 156). § 87 Abs. 1 Nr. 8 Be­trVG eröff­net ein Mit­be­stim­mungs­recht aber nur hin­sicht­lich der Form, der Aus­ge­stal­tung und der Ver­wal­tung der So­zi­al­ein­rich­tung. Dies be­deu­tet, dass der Ar­beit­ge­ber mit­be­stim­mungs­frei ent­schei­den kann, ob und in wel­cher Form er in sei­nem Un­ter­neh­men ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung einführen will, wel­che fi­nan­zi­el­len Mit­tel (Do­tie­rungs­rah­men) er dafür be­reit­stellt und wel­che Zwe­cke er ver­folgt und wel­chen Ar­beit­neh­mer­kreis er begüns­ti­gen
 


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will. Mit­be­stim­mungs­pflich­tig sind dem­ge­genüber al­le Re­ge­lun­gen, mit de­nen die zur Verfügung ste­hen­den Mit­tel auf die Begüns­tig­ten ver­teilt wer­den, so­wie die Ver­wal­tung der vom Träger­un­ter­neh­men ein­ge­schal­te­ten So­zi­al­ein­rich­tung (BAG 10. März 1992 - 3 AZR 221/91 - zu B II 1 der Gründe, BA­GE 70, 26; 11. Mai 1999 - 3 AZR 21/98 - zu IV 1 der Gründe, BA­GE 91, 310; 26. Sep­tem­ber 2000 - 3 AZR 570/99 - zu III 1 der Gründe).


b) Die­se Grundsätze gel­ten ent­spre­chend, wenn es um die Kürzung oder Ein­stel­lung von Ver­sor­gungs­leis­tun­gen geht. So, wie der Ar­beit­ge­ber mit-be­stim­mungs­frei ei­ne So­zi­al­ein­rich­tung er­rich­ten kann, kann er sie auch oh­ne Mit­wir­kung des Be­triebs­rats schließen oder ih­ren Zweck ändern. Der Be­triebs­rat soll nicht über § 87 Abs. 1 Nr. 8 Be­trVG den Fort­be­stand ei­ner So­zi­al­ein­rich­tung ge­gen den Wil­len des Ar­beit­ge­bers er­zwin­gen können. Des­halb darf der Ar­beit­ge­ber auch die Mit­tel für die So­zi­al­ein­rich­tung mit­be­stim­mungs­frei ein­schränken und ein Ver­sor­gungs­werk teil­wei­se schließen (vgl. ua. BAG 26. April 1988 - 3 AZR 168/86 - zu II 3 b der Gründe, BA­GE 58, 156). Zwar führt die Re­du­zie­rung des Do­tie­rungs­rah­mens häufig zu der - von ei­ner sol­chen Maßnah­me nicht trenn­ba­ren - Auf­ga­be, die ver­blie­be­nen Mit­tel nach durch­schau­ba­ren und den Ge­rech­tig­keits­vor­stel­lun­gen der Be­triebs­part­ner ent­spre­chen­den Kri­te­ri­en auf die begüns­tig­ten Ar­beit­neh­mer zu ver­tei­len. Wenn der Ar­beit­ge­ber je­doch be­stimm­te Be­sitzstände der Ar­beit­neh­mer vollständig be­sei­ti­gen will und in­ner­halb des auf die­se Wei­se mit­be­stim­mungs­frei ver­rin­ger­ten Do­tie­rungs­rah­mens kein Raum für ei­ne Neu­ver­tei­lung mehr ver­bleibt, schei­det ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats aus.


c) So liegt der Fall hier. Die F AG hat­te mit dem Teil­wi­der­ruf nicht nur al­le nach Ab­lauf des 31. De­zem­ber 1991 noch ver­fall­ba­ren An­wart­schaf­ten, son­dern auch „al­le zu­kunfts­be­ding­ten Zuwächse dem Grun­de und der Höhe nach“ wi­der­ru­fen. Da­mit soll­ten so­wohl Zuwächse auf­grund von wei­te­ren Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten als auch Zuwächse auf­grund von Vergütungs­verände­run­gen nach dem 31. De­zem­ber 1991 bei den zu die­sem Zeit­punkt un­ver­fall­ba­ren Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten weg­fal­len. Le­dig­lich der er­dien­te Be­sitz­stand der Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten aus den bis zum 31. De­zem­ber

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1991 zurück­ge­leg­ten Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten soll­te er­hal­ten blei­ben. Da die F AG mit dem Teil­wi­der­ruf ih­re Ein­griffsmöglich­kei­ten bis an die Gren­ze des recht­lich Mögli­chen aus­geschöpft hat­te, blieb für ei­ne der Mit­be­stim­mung un­ter­lie­gen­de an­der­wei­ti­ge Neu­ver­tei­lung kein Raum.


aa) Der Aus­schluss des Rechts­an­spruchs auf Leis­tun­gen der Un­terstützungs­kas­se ist nach ständi­ger, durch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ge­bil­lig­ter Recht­spre­chung (BVerfG 14. Ja­nu­ar 1987 - 1 BvR 1052/79 - BVerfGE 74, 129) des Se­nats nur als ein an sach­li­che Gründe ge­bun­de­nes Wi­der­rufs­recht an­zu­er­ken­nen. Bei Ausübung die­ses Wi­der­rufs­rechts sind die Grundsätze der Verhält­nismäßig­keit und des Ver­trau­ens­schut­zes zu be­ach­ten. Den ab­ge­stuf­ten Be­sitzständen der Ar­beit­neh­mer sind ent­spre­chend ab­ge­stuf­te, un­ter­schied­lich ge­wich­te­te Ein­griffs­gründe des Ar­beit­ge­bers ge­genüber­zu­stel­len (vgl. BAG 11. Mai 1999 - 3 AZR 21/98 - zu III 2 a der Gründe, BA­GE 91, 310; 17. No­vem­ber 1992 - 3 AZR 76/92 - zu II 2 der Gründe, BA­GE 71, 372; 17. Au­gust 1999 - 3 ABR 55/98 - zu B II 3 a der Gründe, BA­GE 92, 203). Der un­ter der Gel­tung der bis­he­ri­gen Ord­nung und in dem Ver­trau­en auf de­ren In­halt be­reits er­dien­te und ent­spre­chend § 2 Abs. 1, Abs. 5 Satz 1 Be­trAVG er­mit­tel­te Teil­be­trag kann hier­nach al­len­falls aus zwin­gen­den Gründen, al­so nur in sel­te­nen Aus­nah­mefällen ent­zo­gen wer­den. Zuwächse, die sich - wie et­wa bei end­ge­halts­be­zo­ge­nen Zu­sa­gen - dienst­zeit­un­abhängig aus va­ria­blen Be­rech­nungs­fak­to­ren er­ge­ben (er­dien­te Dy­na­mik), können nur aus trif­ti­gen Gründen ge­schmälert wer­den. Für Ein­grif­fe in dienst­zeit­abhängi­ge, al­so noch nicht er­dien­te Zu­wachs­ra­ten genügen sach­lich-pro­por­tio­na­le Gründe. Die Ein­grif­fe dürfen nicht willkürlich sein. Sie müssen nach­voll­zieh­bar er­ken­nen las­sen, wel­che Umstände und Erwägun­gen zur Ände­rung der Ver­sor­gungs­zu­sa­ge An­lass ge­ge­ben ha­ben (BAG 11. De­zem­ber 2001 - 3 AZR 512/00 - zu II 1 der Gründe, BA­GE 100, 76).


bb) Ei­ne das Mit­be­stim­mungs­recht des Ge­samt­be­triebs­rats auslösen­de Neu­ver­tei­lung des ver­blie­be­nen Do­tie­rungs­rah­mens wäre nur möglich ge­we­sen, wenn die F AG Mit­tel für ei­ne Neu­ver­tei­lung da­durch frei ge­macht hätte, dass sie in bes­ser geschütz­te Be­sitzstände ein­ge­grif­fen und sich auf stärke­re


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Ein­griffs­gründe be­ru­fen hätte, als sie woll­te. Ei­nen sol­chen Ein­griff, der von dem Be­triebs­rat nicht er­zwun­gen wer­den kann, hat die F AG nicht vor­ge­nom­men. Nach dem Grund­satz der Verhält­nismäßig­keit war sie ge­hal­ten, zunächst die Be­sitzstände der nied­ri­ge­ren Stu­fen ab­zu­bau­en, be­vor sie in stärker geschütz­te Be­sitzstände ein­griff (vgl. BAG 11. Mai 1999 - 3 AZR 21/98 - zu III 2 a der Gründe, BA­GE 91, 310; 26. Sep­tem­ber 2000 - 3 AZR 570/99 - zu III 3 b der Gründe). Da­mit blieb aus recht­li­chen Gründen kein Ver­tei­lungs­spiel-raum für die ver­blie­be­nen Ver­sor­gungs­mit­tel; ein ab­wei­chen­der Leis­tungs­plan konn­te nicht auf­ge­stellt wer­den (vgl. BAG 26. Sep­tem­ber 2000 - 3 AZR 570/99 - zu III 3 b der Gründe).

d) Der Se­nat kann nicht ab­sch­ließend ent­schei­den, ob aus­rei­chen­de Gründe für den Ein­griff in die Ver­sor­gungs­rech­te des Klägers vor­la­gen.


aa) Der Wi­der­ruf der zu­ge­sag­ten Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung ließ den bis zum 31. De­zem­ber 1991 er­dien­ten Teil der Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten un­berührt, falls sie zu die­sem Zeit­punkt be­reits un­ver­fall­bar wa­ren. Dies traf beim Kläger zu. Der Teil­wi­der­ruf soll­te je­doch „al­le zu­kunfts­be­ding­ten Zuwächse (nach dem 31. De­zem­ber 1991) dem Grun­de und der Höhe nach“ be­sei­ti­gen. Da­von wa­ren so­wohl die nach die­sem Zeit­punkt er­dien­ten dienst­zeit­abhängi­gen Zuwächse als auch die zu die­sem Zeit­punkt be­reits zeit­an­tei­lig er­dien­te Dy­na­mik bei späte­ren Verände­run­gen des Brut­to­mo­nats­ein­kom­mens be­trof­fen. Die Be­klag­te hat sich zur Recht­fer­ti­gung die­ses Ein­griffs auf trif­ti­ge wirt­schaft­li­che Gründe be­ru­fen.


bb) Der­ar­ti­ge Gründe la­gen nur vor, wenn bei Wei­ter­gel­tung der bis­he­ri­gen Ver­sor­gungs­re­ge­lung der Be­stand des Un­ter­neh­mens der Ver­sor­gungs­schuld­ne­rin lang­fris­tig gefähr­det ge­we­sen wäre (vgl. ua. BAG 18. Fe­bru­ar 2003 - 3 AZR 81/02 - zu I 1 b der Gründe, AP Be­trAVG § 1 Ablösung Nr. 38 = EzA Be­trAVG § 1 Ablösung Nr. 35). Dies ist dann der Fall, wenn oh­ne den Ein­griff in die er­dien­te Dy­na­mik künf­ti­ge Ver­sor­gungs­ansprüche vor­aus­sicht­lich nicht aus den Erträgen des Un­ter­neh­mens fi­nan­ziert wer­den können und hierfür auch kei­ne hin­rei­chen­den Wert­zuwächse des Un­ter­neh­mens zur Verfügung ste­hen (vgl. ua. BAG 10. Sep­tem­ber 2002 - 3 AZR 635/01 - zu II 1 der Gründe, AP
 


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Be­trAVG § 1 Ablösung Nr. 37 = EzA Be­trAVG § 1 Ablösung Nr. 34). Als Ori­en­tie­rungs­hil­fe können die Kri­te­ri­en die­nen, die bei der Ver­wei­ge­rung ei­ner An­pas­sung der lau­fen­den Be­triebs­ren­ten we­gen schlech­ter wirt­schaft­li­cher La­ge des Ar­beit­ge­bers zu be­ach­ten sind. Da­bei ist al­ler­dings zu berück-sich­ti­gen, dass die An­for­de­run­gen an den trif­ti­gen Grund we­gen des un­ter-schied­li­chen Be­ur­tei­lungs­zeit­raums ten­den­zi­ell höher sind. Bei der An­pas­sungs­ent­schei­dung kommt es auf die vor­aus­sicht­li­che wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung in den drei Jah­ren bis zum nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag an. Der Ein­griff in die er­dien­te Dy­na­mik ei­ner Ver­sor­gungs­an­wart­schaft ist länger­fris­tig an­ge­legt.


cc) Der Kläger hat den Tat­sa­chen­vor­trag der Be­klag­ten zu den von ihr gel­tend ge­mach­ten wirt­schaft­li­chen Gründen be­strit­ten. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat hier­zu - von sei­nem Rechts­stand­punkt aus ge­se­hen fol­ge­rich­tig - kei­ne wei­te­ren Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen. Ei­ne wei­te­re Prüfung erübrigt sich ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Klägers nicht schon des­halb, weil am 30. Ju­ni 1994 nach Ab­leh­nung ei­nes von der D AG be­an­trag­ten Ver­gleichs­ver­fah­rens das An­schluss­kon­kurs­ver­fah­ren über de­ren Vermögen eröff­net wur­de.


Zwar hat der Se­nat in sei­ner Ent­schei­dung vom 10. No­vem­ber 1981 (- 3 AZR 1134/78 - zu III 1 der Gründe, AP Be­trAVG § 7 Wi­der­ruf Nr. 1) un­ter Hin­weis auf sei­ne ständi­ge Recht­spre­chung aus­geführt, dass die An­er­ken­nung ei­ner Wi­der­rufs­maßnah­me auflösend be­dingt sei durch das Schei­tern der Sa­nie­rungs­bemühun­gen; dies be­traf je­doch den Fall des Wi­der­rufs ei­ner Ver­sor­gungs­zu­sa­ge we­gen wirt­schaft­li­cher Not­la­ge. Die Be­klag­te be­ruft sich im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren in­des nicht auf ei­ne wirt­schaft­li­che Not­la­ge, son­dern auf trif­ti­ge wirt­schaft­li­che Gründe. Die­se hängen nicht vom Sa­nie­rungs­er­folg ab. Die er­dien­te Dy­na­mik ge­nießt ei­nen deut­lich ge­rin­ge­ren Schutz als der be­reits er­dien­te Teil­be­trag, der nach der frühe­ren Rechts­la­ge bei wirt­schaft­li­cher Not­la­ge un­ter en­gen Vor­aus­set­zun­gen wi­der­ru­fen wer­den konn­te. Die ge­setz­li­che Un­ver­fall­bar­keits­re­ge­lung schützt we­gen der Verände­rungs­sper­re des § 2 Abs. 5 Be­trAVG nicht die er­dien­te Dy­na­mik durch va­ria­ble Be­rech­nungs-
 


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fak­to­ren. Eben­so we­nig er­streckt sich der In­sol­venz­schutz nach § 7 Abs. 2 iVm. § 2 Abs. 5 Be­trAVG hier­auf.

e) Außer­dem hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu prüfen, ob ei­ne aus­rei­chen­de Wi­der­rufs­erklärung vor­liegt.

aa) Ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung der Be­klag­ten reich­te die Kündi­gungs­erklärung ge­genüber dem Ge­samt­be­triebs­rat nicht aus.

(1) Es ent­spricht ständi­ger Recht­spre­chung des Se­nats, dass durch die Kündi­gung ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung über be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung nicht nur das Ver­sor­gungs­werk für Neu­ein­tre­ten­de ge­schlos­sen wird, son­dern auch Ar­beit­neh­mer, die zum Zeit­punkt der Kündi­gung durch die Be­triebs­ver­ein­ba­rung begüns­tigt wa­ren, da­von be­trof­fen sind. Mit dem Weg­fall der un­mit­tel­ba­ren und zwin­gen­den Wir­kung ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung über be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung entfällt die Rechts­grund­la­ge für die Ent­ste­hung ei­nes Voll­an­spruchs bei al­len be­triebs­an­gehöri­gen Ar­beit­neh­mern, die noch nicht durch Er­rei­chen des Ver­sor­gungs­falls im Be­trieb ei­nen Voll­an­spruch er­dient ha­ben. Der An­spruch­ser­werb setzt nämlich vor­aus, dass des­sen Vor­aus­set­zun­gen un­ter der Gel­tung ei­ner Ver­sor­gungs­zu­sa­ge er­wor­ben wur­den. Ist die Zu­sa­ge auf-ge­ho­ben, können de­ren Be­din­gun­gen nicht mehr erfüllt wer­den (BAG 18. Sep­tem­ber 2001 - 3 AZR 728/00 - zu II 2 b cc der Gründe, BA­GE 99, 75; 25. Mai 2004 - 3 AZR 145/03 - zu I 1 der Gründe mwN, EzA Be­trAVG § 2 Nr. 21). Dies gilt auch, wenn die Be­triebs­ver­ein­ba­rung - wie hier - nur teil­wei­se gekündigt wird.


(2) Durch den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts München vom 28. Ok­to­ber 1993 - 7 BV 100/93 - steht je­doch rechts­kräftig fest, dass die GBV 1978 mit der hier­zu ver­ein­bar­ten Ände­rung durch den 1. Nach­trag vom 23. Ju­ni 1981 über den 31. De­zem­ber 1991 auf­grund der ver­ein­bar­ten Nach­wir­kung fort­gilt. Da­mit konn­te die Kündi­gung der Be­triebs­ver­ein­ba­rung nicht zum Fort­fall der Ansprüche des Klägers führen, es be­durf­te viel­mehr ei­nes in­di­vi­du­al­recht­li­chen Wi­der­rufs.
 


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bb) Der Teil­wi­der­ruf der zu­ge­sag­ten Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung muss­te dem Kläger nicht zu­ge­hen. Nach ständi­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts reicht es im Fal­le der Ände­rung von Ver­sor­gungs­richt­li­ni­en ei­ner Un­terstützungs­kas­se aus, wenn die­se Ände­run­gen im Be­trieb oder Un­ter­neh­men all­ge­mein be­kannt ge­macht wer­den. Es genügt, dass der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer die Möglich­keit hat, von der Ände­rung Kennt­nis zu neh­men. Ei­ne kon­kre­te Kennt­nis­nah­me ist nicht er­for­der­lich (vgl. BAG 14. De­zem­ber 1993 - 3 AZR 618/93 - zu II 3 der Gründe, BA­GE 75, 196). An die Ver­laut­ba­rung des Teil­wi­der­rufs ei­ner Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung sind kei­ne höhe­ren An­for­de­run­gen zu stel­len.

Die Be­klag­te hat im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren ei­ne Rei­he von (In­diz)Tat­sa­chen an­geführt, die - nach wei­te­rer Aufklärung oder so­fern un­strei­tig - für sich al­lein be­trach­tet oder in ih­rer Ge­samt­schau dafür spre­chen können, dass die­se Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind. Das Kündi­gungs- und Wi­der­rufs­schrei­ben vom 25. Sep­tem­ber 1991 war nicht nur an den Ge­samt­be­triebs­rat, den Spre­cher­aus­schuss der lei­ten­den An­ge­stell­ten und den Vor­stand des Un­terstützungs­ver­eins, son­dern auch an al­le Ar­beit­neh­mer der F AG adres­siert. Dies al­lein reicht zwar nicht aus. Soll­te die­ses Schrei­ben aber tatsächlich an die Ar­beit­neh­mer ab­ge­sandt wor­den sein, so wäre oh­ne Wei­te­res von der er­for­der­li­chen Ver­laut­ba­rung des Wi­der­rufs aus­zu­ge­hen. Ein an al­le Ar­beit­neh­mer ge­rich­te­tes Schrei­ben ist nicht we­ni­ger zur Be­kannt­ga­be ge­eig­net als ein An­schlag am „Schwar­zen Brett“.

Ei­nen Hin­weis dar­auf, dass der Wi­der­ruf der Be­leg­schaft be­kannt ge­macht wur­de, kann das Schrei­ben des Ge­samt­be­triebs­rats an die F AG vom 13. Ju­li 1992 lie­fern. Dar­in wies der Ge­samt­be­triebs­rat auf ei­ne Ver­un­si­che­rung in der Be­leg­schaft hin. Ein wei­te­res In­diz wäre es auch, wenn der Ge­samt­be­triebs­rat ent­spre­chend sei­ner Ankündi­gung in sei­nem Schrei­ben vom 13. Ju­li 1992 tatsächlich ei­nen Aus­hang des Schrei­bens am „Schwar­zen Brett“ ver­an­lasst hätte.
 


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3. Ob der in­di­vi­du­al­recht­li­che Wi­der­ruf ord­nungs­gemäß erklärt wur­de und tragfähi­ge Wi­der­rufs­gründe vor­la­gen, ist ent­schei­dungs­er­heb­lich. Dem Wi­der­ruf steht ei­ne Nach­wir­kung der GBV 1978 nicht ent­ge­gen.

a) Ei­ne den Wi­der­ruf aus­sch­ließen­de ge­setz­li­che Nach­wir­kung der GBV 1978 ist nicht ein­ge­tre­ten.

aa) § 77 Abs. 6 Be­trVG ord­net die Nach­wir­kung nur für Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen über Ge­genstände der er­zwing­ba­ren Mit­be­stim­mung an. Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen über Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung un­ter­lie­gen dem Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Nr. 8 oder 10 Be­trVG nur in­so­weit, als es um die Ver­tei­lung der zur Verfügung ge­stell­ten Mit­tel geht. Der Be­triebs­rat kann nicht ei­nen höhen Do­tie­rungs­rah­men und da­mit auch nicht die Fort­gel­tung der bis­he­ri­gen Ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen er­zwin­gen (vgl. BAG 11. Mai 1999 - 3 AZR 21/98 - zu IV 2 a der Gründe, BA­GE 91, 310; 17. Au­gust 1999 - 3 ABR 55/98 - zu B I 5 a der Gründe, BA­GE 92, 203; 18. Sep­tem­ber 2001 - 3 AZR 728/00 - zu II 2 b dd (1) der Gründe, BA­GE 99, 75). So­weit kein Ver­tei­lungs­spiel­raum be­steht, schei­det ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats und da­mit auch ei­ne Nach­wir­kung aus. Denn Sinn der Nach­wir­kung ist - zu­min­dest auch - die kon­ti­nu­ier­li­che Wah­rung be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­cher Mit­be­stim­mungs­rech­te (BAG 17. Ja­nu­ar 1995 - 1 ABR 29/94 - zu II A 2 der Gründe, AP Be­trVG 1972 § 77 Nach­wir­kung Nr. 7 = EzA Be­trVG 1972 § 77 Nr. 54; 26. Au­gust 2008 - 1 AZR 354/07 - Rn. 16, AP Be­trVG 1972 § 87 Nr. 15 = EzA Be­trVG 2001 § 87 Be­trieb­li­che Lohn­ge­stal­tung Nr. 16).

Im vor­lie­gen­den Fall war die Kündi­gung der Be­triebs­ver­ein­ba­rung durch die Be­klag­te dar­auf ge­rich­tet, die Be­sitzstände „er­dien­te Dy­na­mik“ und „künf­ti­ge Zuwächse“ für die Zeit nach dem 31. De­zem­ber 1991 vollständig zu be­sei­ti­gen. Da die Kündi­gung kei­ne mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Ver­tei­lungs­fra­gen auf­warf, löste sie auch kei­ne Nach­wir­kung aus. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers ermöglicht der ge­setz­li­che In­sol­venz­schutz nicht ei­ne Um­ver­tei­lung zu Las­ten un­ver­fall­ba­rer Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten. Dies wi­derspräche dem Zweck der In­sol­venz­si­che­rung und den be­triebs­ren­ten­recht­li­chen Grund­wer­tun­gen.
 


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bb) Ei­ne Nach­wir­kung der gekündig­ten GBV 1978 so­wie des 1. Nach­trags vom 23. Ju­ni 1981 folgt auch nicht dar­aus, dass die F AG in ih­rem an den Ge­samt­be­triebs­rat, den Spre­cher­aus­schuss der lei­ten­den An­ge­stell­ten und den Vor­stand des Un­terstützungs­ver­eins der F ge­rich­te­ten Kündi­gungs- und Wi­der­rufs­schrei­ben vor­ge­schla­gen hat, über ei­ne Wei­terführung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ei­ne neue Be­triebs­ver­ein­ba­rung ab­zu­sch­ließen, die der veränder­ten Si­tua­ti­on ent­spricht, und zu­gleich dar­auf hin­ge­wie­sen hat, dass gleich­zei­tig not­wen­di­ge An­pas­sun­gen der Ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen an Verände­run­gen auf­grund ge­setz­li­cher Maßnah­men und höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung ver­ein­bart wer­den sol­len.

(1) Zwar hat der Ers­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts bei ei­ner teil­mit­be­stimm­ten Be­triebs­ver­ein­ba­rung an­ge­nom­men, dass die­se nach­wir­ke, wenn der Ar­beit­ge­ber mit der Kündi­gung ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung sei­ne fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen nicht völlig ein­stel­len, son­dern nur ei­ne Ver­rin­ge­rung des Vo­lu­mens der ins­ge­samt zur Verfügung ge­stell­ten Mit­tel und zu­gleich ei­ne Verände­rung des Ver­tei­lungs­pla­nes er­rei­chen will. An­ders als bei der vollständi­gen Strei­chung al­ler Leis­tun­gen ver­blei­be in die­sem Fall ein Fi­nanz­vo­lu­men, bei des­sen Ver­tei­lung der Be­triebs­rat nach § 87 Abs. 1 Be­trVG mit­zu­be­stim­men ha­be (BAG 26. Ok­to­ber 1993 - 1 AZR 46/93 - zu 2 b der Gründe, BA­GE 75, 16; 18. No­vem­ber 2003 - 1 AZR 604/02 - zu I 3 c cc der Gründe, BA­GE 108, 299; sie­he auch 26. Au­gust 2008 - 1 AZR 354/07 - Rn. 17, AP Be­trVG 1972 § 87 Nr. 15 = EzA Be­trVG 2001 § 87 Be­trieb­li­che Lohn­ge­stal­tung Nr. 16).

(2) Eben­so wie in frühe­ren Ent­schei­dun­gen des Se­nats (11. Mai 1999 - 3 AZR 21/98 - zu IV 2 a der Gründe, BA­GE 91, 310; 17. Au­gust 1999 - 3 ABR 55/98 - zu B I 5 b der Gründe, BA­GE 92, 203; 18. Sep­tem­ber 2001 - 3 AZR 728/00 - zu II 2 b dd (2) der Gründe, BA­GE 99, 75) kann auch im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren of­fen­blei­ben, ob die­se Recht­spre­chung in den Be­reich der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung über­tra­gen wer­den kann. Je­den­falls hängt der Um­fang der Nach­wir­kung vom In­halt der gekündig­ten Be­triebs­ver­ein­ba­rung ab. Die GBV 1978 mo­di­fi­zier­te le­dig­lich die Richt­li­ni­en der Un­terstützungs­kas­se, oh­ne
 


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das Recht der Ar­beit­ge­be­rin zu be­sei­ti­gen, die Un­terstützungs­kas­sen­ver­sor­gung in­di­vi­du­al­recht­lich zu wi­der­ru­fen. Von die­sem Recht hat die Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 25. Sep­tem­ber 1991 Ge­brauch ge­macht.

b) Auch die in Nr. 10 GBV 1978 ver­ein­bar­te Nach­wir­kung steht dem in­di­vi­du­al­recht­li­chen Wi­der­ruf nicht ent­ge­gen.

aa) Die Be­triebs­part­ner können selbst bei ei­ner frei­wil­li­gen Be­triebs­ver­ein­ba­rung grundsätz­lich ei­ne Nach­wir­kung ver­ein­ba­ren. Ei­ne der­ar­ti­ge Ver­ein­ba­rung ist ergänzend da­hin aus­zu­le­gen, dass bei Schei­tern der Ver­hand­lun­gen über ei­ne Neu­re­ge­lung die Ei­ni­gungs­stel­le ein­sei­tig an­ge­ru­fen wer­den und die­se ver­bind­lich ent­schei­den kann (BAG 28. April 1998 - 1 ABR 43/97 - zu B II 2 b aa und cc der Gründe, BA­GE 88, 298). Auch die ver­ein­bar­te Nach­wir­kung baut je­doch auf dem In­halt der GBV 1978 auf und lässt dem­ent­spre­chend den in­di­vi­du­al­recht­li­chen Wi­der­ruf un­berührt.

bb) An die­sem Er­geb­nis ändert der Be­schluss des Ar­beits­ge­richts München vom 28. Ok­to­ber 1993 - 7 BV 100/93 - nichts. Durch ihn ist rechts­kräftig fest-ge­stellt wor­den, dass die GBV 1978 mit der hier­zu ver­ein­bar­ten Ände­rung durch den 1. Nach­trag über den 31. De­zem­ber 1991 auf­grund der ver­ein­bar­ten Nach­wir­kung fort­gilt. Es kann of­fen blei­ben, in­wie­weit sich die ma­te­ri­el­le Rechts­kraft ei­ner im Be­schluss­ver­fah­ren zwi­schen den Be­triebs­part­nern ge­trof­fe­nen Fest­stel­lung über­haupt auf ein In­di­vi­du­al­ver­fah­ren er­stre­cken kann (vgl. da­zu BAG 15. Ja­nu­ar 1987 - 6 AZR 589/84 - zu III 1 der Gründe, AP BPers­VG § 75 Nr. 21 = EzA TVG § 4 Rund­funk Nr. 14; 10. März 1998 - 1 AZR 658/97 - zu III 2 a bb der Gründe, AP ArbGG 1979 § 84 Nr. 5 = EzA ArbGG 1979 § 84 Nr. 2; 17. Au­gust 1999 - 3 ABR 55/98 - zu B II 3 c der Gründe, BA­GE 92, 203). Das Ar­beits­ge­richt München hat in der Ent­schei­dung un­ter II 3 der Gründe aus­drück­lich aus­geführt, dass über die zwi­schen den Be­tei­lig­ten strei­ti­ge Fra­ge, in­wie­weit der Wi­der­ruf der zu­ge­sag­ten Ren­ten­leis­tun­gen für al­le zu­kunfts­be­ding­ten Zuwächse wirk­sam ist, nicht zu ent­schei­den war. Da­mit ist der in­di­vi­du­al­recht­li­che Wi­der­ruf der Ver­sor­gungs­zu­sa­gen vom Streit­ge­gen­stand des Be­schluss­ver­fah­rens nicht er­fasst wor­den.
 


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4. Zu den bis­her nicht näher ge­prüften Fra­gen, ob der Wi­der­ruf ord­nungs­gemäß erklärt wur­de und tragfähi­ge Wi­der­rufs­gründe vor­la­gen, hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt die noch er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen zu tref­fen. Die Zurück­ver­wei­sung gibt den Par­tei­en auch Ge­le­gen­heit, in­so­weit ih­ren Sach­vor­trag und ih­re Be­weis­an­ge­bo­te zu ergänzen.

Krem­hel­mer 

Koch 

Schlewing

Schmidt 

Trunsch

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